Enttäuschendes Umfeld

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lisamarie25
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Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo ihr Lieben,

Sorry ich muss das gerade mal los werden, ich ärgere mich gerade ziemlich.

Wie die die meine Geschichte kennen wissen, ist es nicht wirklich leicht für mich aber ich habe nach mehreren depressionsbedingten Trennungen seitens meines Partners (mir ist also auch passiert was hier so vielen Angehörigen passiert) als wir diesmal wieder zusammen gekommen sind beschlossen, die Sache jetzt zu 100% anzupacken und no matter what für ihn da zu sein. Und ihn wirklich so zu unterstützen wie er es braucht.

Aktuell sieht das so aus, dass ich jetzt täglich zu Mittag das Essen für den Tag vorbeibringen, wenn er mich sehen will komme ich hoch, sonst hinterlasse ich ihm das Paket beim Portier. Mit der Arbeit sieht es gleich aus. Wenn er kann sprechen wir über unternehmensinterne Themen, wenn nicht dann nicht. Ich unterstütze ihn auch finanziell.

Dieses Gesamtpaket hat binnen kurzer Zeit bewirkt, dass er Vertrauen fasst, sich mehr öffnet, mich nicht mehr als Druck/Feindbild/etc wahrnimmt und sich in akuten Anfällen die Konfrontationen mit anderen führen von mir beruhigen lässt. Soweit läuft es. Es ist nicht einfach aber wir kommen klar.

Was mich entsetzt ist das Verhalten meiner wenigen Angehörigen die Bescheid wissen. Alle ohne Ausnahme raten mir ihn zu verlassen. Zwei nehmen meine Entscheidung hin, stimmen mir aber nicht zu. Von allen anderen kommt der Grundtenor "jeder ist sich selbst der nächste", Aussagen wie "keiner sucht sich freiwillig einen kranken Menschen aus. Wenn er nach x Jahren Ehe krank wird kannst du eh nichts machen aber bitte doch nicht gleich von Anfang an Probleme".
Es ist mit meiner Wertehaltung nicht vereinbar, ihn fallen zu lassen oder weniger zu lieben weil er krank ist, obwohl er mich wegen der Depression oft verletzt hat.
Ich finde es ganz schlimm und bedenklich, wie sowohl sein als auch mein Umfeld auf ihn reagieren. ich bin die einzige die sich noch "mit ihm abgibt" und mein Umfeld sagt mir das auch regelmäßig ganz vorwurfsvoll. Quasi "er will jetzt mit dir zusammen sein weil er absolut keinen mehr hat".
Aber ist die Idee einer Partnerschaft nicht gerade noch da zu sein wenn schon alle anderen weg sind???

Mir wurde sowohl von seinem als auch meinem Umfeld auch schon öfters gesagt, dass ich ja eine so tolle Frau wäre, die so einen tollen Mann haben könne und es absolut unverständlich sei, warum ich "ihn retten" will statt mit einem anderen das Leben zu genießen. Wenn ich darauf erwidere, dass ich ihn liebe, werde ich Dinge gefragt wie "und, wann wart ihr das letzte mal tanzen?" also genau das was ein Depressiver wohl nie machen möchte. bzw ich müsse mich "zwingen"/"zusammenreißen" um "loszulassen". Dass sich sonst niemand kümmert ist auch jedem egal, es kommt nur "aber dein Problem ist es auch nicht".

MICH WUNDERT NICHT, DASS BEI SO EINER GRUNDEINSTELLUNG SO VIELE MENSCHEN KRANK WERDEN!!!!!!!
Hoffentlich
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Lisamarie,
ich antworte kurz als Betroffene. Ja - es ist sehr traurig und auch wenig sensibel, wenn das gesamte Umfeld so reagiert. Du ganz allein musst wissen, ob und wie lange du das alles tragen kannst. Es ist auch für eine Beziehung ganz sicher eine große Last, wenn sich alle abwenden und wenn insbesondere das Umfeld sich anmaßt, zu beurteilen. Ich finde das mehr als grenzüberschreitend.
Ich wünsche dir sehr, das deine Beziehung das aushalten kann. Einfacher wird es durch die fehlende Unterstützung ganz sicher nicht. Ich glaube, ich würde darum bitten, meine Entscheidung zu respektieren, und wer das nicht kann/möchte, soll Kommentare, die beeinflussen, unterlassen. Meiner Ansicht nach tragen diese Leute mit die Verantwortung, wenn diese Beziehung scheitert. Nur weil du eine tolle Frau bist, kannst du doch deine Liebe nicht verleugnen. Ich hätte sie mal gefragt, ob sie ihren Partner/ihre Partnerin auch verlassen würden, wenn er/sie plötzlich z. B. nach einem Schlaganfall ein Pflegefall wäre.
Bei Depressionen kann man auch sehr viele glückliche Stunden/Tage/Monate miteinander verbringen. Im übrigen sagt man, dass Menschen mit einer Depression außerordentlich emphatisch sein sollen. Ich kenne tatsächlich so einige. Ich finde es einfach nur traurig, wenn sich ein "gesundes" Umfeld offensichtlich nicht einmal die Mühe macht, sich intensiv mit der Krankheit zu beschäftigen, um wenigstens ein bisschen zu verstehen.

Alles Gute für dich wünscht
"Hoffentlich"
ela75
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von ela75 »

Hallo Lisamarie,

erstmal schön zu lesen, dass es in Eurem "Miteinander" aufwärts geht. Er scheint wirklich dir gegenüber jetzt offener zu sein. Ich denke es ist eine großer Erleichterung , dass er sich dir gegenüber jetzt nicht mehr "verstellen" muss und du weisst was bei ihm los ist.

Ja das Umfeld ist schon manchmal merkwürdig. Klar, dass sich die Freunde und Familie sicherlich aus Sorgen und Gedanken machen, aber wir können nunmal nicht einfach unserer Gefühle abschalten und die Vergangenheit vergessen!
Ich finde es grds. gut, dass du ihn so unterstützt! Aber natürlich achte auf Deine Leistungsgrenze finanziell wie auch emotional, dass kann ich dir nur raten.
Aber ich denke so lange du Zeichen siehst, dass es bei ihm aufwärts geht, ist es die richtige Entscheidung.

Ich kenne es auch aus meinem Umfeld. Meine Freundinnen finden meinen "Freund" auch merkwürdig in seinen Verhaltensweisen. Ich habe auch schon mehrfach gehört, "das wird eh nix mehr mit euch", oder "lass ihn laufen und such dir wen anders"... Ich habe mittlerweile auch aufgegeben, von meinem Freund zu erzählen, was er macht, wie es bei uns steht etc.. Nur wenn mich jemand gezielt fragt, dann erzähle ich schon mal was. Mich schmerzt dass natürlich auch schon mal, denn ich möchte auch eigentlich mal Unterstützung erfahren, wenn mein Freund sich mir gegenüber mal wieder enttäuschend verhält . Und nicht, dass mein Umfeld noch den Finger in die wunde legt und mir sein Verhalten kritisch vor Augen führt!

Zz. ist es bei mir sowieso eher schwierig an ihn ranzukommen. Wir haben zwar regelmäßig Kontakt über SMS, aber er will mich irgendwie nicht treffen Das macht es mir zz. nicht leicht. Ich frage ihn mittlerweile auch nicht mehr ob und wann wir uns sehen, ob er Lust hat mich zu treffen etc. da die Enttäuschung, wenn er wieder absagt, doch groß ist. (Gerade aktuell bestes Beispiel er hatte mir vor Monaten gesagt, dass ich ihn auf einer Dienstreise begleiten könne, aber jetzt wo er aktuell unterwegs ist, war natürlich keine Rede mehr davon, den genauen Termin hatte er mir wieder mal nicht gesagt)
Aber gerade in solchen Zeiten würde ich auch gerne mal Rückhalt erfahren ohne, dass mir jemand sagt, er ist merkwürdig.

(Zugegeben, manchmal verstehe ich sein Verhalten auch nicht, wie sollen es dann Aussenstehende erst verstehen?)

Ich zweifele machmal auch schon ganz stark an mir selbst, ob es das so ist was ich möchte, und ich mir denke er "hält mich nur hin" aber dann gibt es wieder Momente wo ich mir sage es lohnt sich zu kämpfen.

Wie gehtst du denn mit deinem Umfeld um? Wissen sie Bescheid?
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

Guten Morgen Ela75,

meine Frage zu dem Umfeld ist, wenn Freundinen auf sein Verhalten usw. ansprechen wissen Sie das er depressiv ist oder verschweigst du dies Ihnen?
Rosalia
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Rosalia »

Hallo LisaMarie,
Ich finde nicht, dass dein Umfeld das recht hat zu urteilen. Kritisches hinterfragen, ob du vielleicht über deine Grenzen gehst dagegen schon...
Meine Familie ist zum Glück eher zurückhaltend, ich erhalte GesprächsAngebote, aber nicht ungefragt Ratschläge. Von mir weiß aber auch keiner Details der Problematik. Alles was meine Familie und Freunde wissen, wissen sie von meinem Mann, der eigentlich recht extrovertiert ist. Sie wissen lange nicht alles, aber es ist halt kein Geheimnis. Es gibt auch im VerwandtenKreis Betroffene, die offen mit ihrer Depression umgehen. Ich erzähle eigentlich nichts und zwar keinem. Manchmal würde ich mir wünschen, es gäbe jemandem, dem ich alles erzählen kann, aber ICH kann es nicht, Zuhörer gäbe es. Ich kann aber nicht aushalten, dass derjenige vielleicht schlecht denkt und auch nachfragen kann ich nicht immer haben, deshalb kann ich nicht reden. Aber das ist meine Problematik, bei allem! Ich muss alles mit mir selber ausmachen. Manchmal führt das dazu, dass ich überlaufe, dass passiert mir dann da, wo ich am schlechtesten flüchten kann und wo man mich an besten kennt und das Problem kennt, bei meinem Mann. Danach ärger ich mich, denn ich will/muss doch der starke Part sein und er tröstet mich dann. ABER... Es tut gut! Denn dann ist es erstmal raus, manchmal die Worte, aber auf jeden Fall die Tränen!
Ich hoffe du kannst deine kraft für euch nutzen und musst sie nicht für Rechtfertigungen einsetzen! Du leistet wahnsinnig viel und musst selber wissen wie viel du geben kannst!
Liebe Grüße Rosalia
ela75
Beiträge: 73
Registriert: 27. Dez 2015, 19:05

Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von ela75 »

Sage hat geschrieben:Guten Morgen Ela75,

meine Frage zu dem Umfeld ist, wenn Freundinen auf sein Verhalten usw. ansprechen wissen Sie das er depressiv ist oder verschweigst du dies Ihnen?
Hallo.. ich habe meiner Familie und wenigen sehr engen Freunden von seinem Problem erzählt. Allerdings nicht ins letzte Detail. Manches was er mir gesagt hat, ist bei mir geblieben.
Allerdings ist das schon länger her. Auch dass er in einer Therapie war habe ich erzählt.
Von daher wissen sie durchaus, dass es psychische Probleme hat.

Aber vermutlich bringen sie sein Verhalten nicht zwingend mit der Erkrankung in Verbindung.
lisamarie25
Beiträge: 111
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo!

Ich habe heute morgen eine Antwort getippt wurde dann abgelenkt und dann begann schon mein Tag.. also nochmal ;) ;) sorry für die Verspätung

vielen Dank für eure Antworten!!! Das muntert mich wieder etwas auf.
Ja, ich habe ihnen genau das gesagt, dass meine Entscheidung feststeht und ganz ehrlich mir geht es jetzt besser weil ich klar entschieden habe und ich langsam mehr und mehr in Erfahrung bringe. Mittlerweile verstehe ich ganz gut wieso er so ist wie er ist, wo diese Bindungsangst herkommt, was er braucht usw.

Ja, mein engstes Umfeld weiß Bescheid, ich dachte, ich spiele besser mit offenen Karten aber wie gesagt, ich hätte mir da mehr Unterstützung erwartet. Ich kann nur Positives berichten denn sobald ich etwas Negatives sage kommen wieder die Vorwürfe. Wenn es wieder bergab gehen sollte habe ich de facto niemanden der mir sagen wird "halte daran fest, kämpfe weiter".

zum Glück können wir uns hier austauschen. Heute war ein schwieriger Tag. Gestern hat er meine Essenslieferung in Frage gestellt. Aus heiterem Himmel. Ich habe dann erfahren, dass er aus war und bereits betrunken war als er mir das schrieb.... er wollte wieder einen Streit vom Zaun brechen aber zum Glück konnte ich ihn schnell beruhigen und wir sind vor dem Schlafengehen gut verblieben.

Ich habe heute das Essen ungefragt wieder vorbei gebracht und einen Brief beigelegt in dem ich alle Themen die ich mich bisher nicht getraut hatte anzusprechen ganz direkt angesprochen habe. Das war schon harter Tobak für ihn. Also Dinge die er macht, die seinem Heilungsverlauf sehr schlecht tun (wie Alkohol, rauchen etc). Jetzt habe ich mal nichts gehört aber ich finde das ok, es waren zum Teil sehr harte Realitäten mit denen ich ihn konfrontieren musste. Er hat schon Probleme mit der Hausverwaltung bekommen wegen der Trinkerei und wenn ich nicht hinter seinem Rücken eingeschritten wäre, wäre er aus der Eigentumswohnung geflogen, die wollten sie ihm schon abkaufen. Morgen bringe ich wieder Essen vorbei...mal schauen was passiert.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

Danke für die Nachricht euch beiden, ich habe meinem Bekannten dies auch so erzählt.

Da er mich immer wieder in Situationen gesehen hat und gemeint hat das es ja nicht gut sei für mich....

Aber als ich ihm dann sagte das meine EX-Freundin leichte Depressionen hätte und auch AD nimmt hat er es auch verstanden...
lisamarie25
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Sage,

in dem Fall ist das ja super gelaufen. Ich glaube was das nähere Umfeld betrifft müssen wir ehrlich sein.

Wir Rosalia gut gesagt hat muss man sich überlegen wie viel man erzählen kann/möchte/darf. Aber das Verhalten unserer Partner ist ja für die restliche Welt befremdlich. Ergo auch wie es uns ständig geht.

Ich muss sagen jetzt bin ich von der Grundhaltung einiger enttäuscht aber zumindest ist es nicht wie früher, wo niemand wusste was mit meinem Partner los ist und keinerlei Klarheit war. Da wurde er als noch "komischer" empfunden. Bei uns ist alles auch sehr extrem da er wie gesagt trinkt obwohl er eine Depression hat, da merken die Leute natürlich schnell, dass was nicht stimmt.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

Ja also meine EX hat sich auch von mir getrennt , da Sie keine Gefühle mehr für mich habe, wobei man Monate vorher wieder zusammen kam.

Natürlich ist das Umfeld dann immer irritiert, aber irgendwie versteh ich Sie dann schon bzw. weiß es leider nicht wie sie denkt!

Sie meinte mal als man sich zufällig über den Weg lief , das Sie einen Vermissen würde die Gespräche usw. aber eben Freundschaftlich...
lisamarie25
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Ich glaube dieses "nichts fühlen" ist gerade das Hauptproblem der Depression. Vielleicht kann die Beziehung die Depression überleben wenn sich beide klar machen, dass das Teil der Krankheit ist und die Krankheit spricht, nicht der Betroffene.

Natürlich kann es auch vorkommen, dass die Liebe tatsächlich weg ist aber ich glaube, auch wenn ich mir hier so ansehe wie es den anderen Angehörigen geht, dass das Gefühl der Liebe einfach von der Krankheit überdeckt wird.

Ich habe das gestern in meinem Brief auch so formuliert und ihm gesagt, dass wir damit umgehen lernen müssen und uns erinnern müssen, dass das nicht sein normaler Gemütszustand ist. Mal sehen was heute passiert. In zwei Stunden liefere ich wieder das Essen ab...bin gespannt ob heute ein Dankeschön kommt oder eine Nachricht, ich soll das mit dem Essen endgültig einstellen.... oder nichts.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

Für mich stellt sich irgendwie die Frage, ist mit der Depression alle arten gemeint sprich leicht, mittelschwer und schwer oder gibt es gerade in den Arten Unterschiede in den Beziehungen hoffe ihr versteht was ich meine!?

Klar kann ich verstehen wenn einer eine schwere hat das er genug mit sich zutun hat , so wie ich es hier verstanden habe, aber hat genauso diesen Druck in einer Beziehung auch jemand der eine leichte Depression hat ?!
lisamarie25
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Sage ich kann nur raten bzw versuchen anhand der Fälle die ich kenne Muster zu erkennen. Vielleicht korrigieren mich ja die anderen.
Ich habe das Gefühl, der Drang mit dem Partner Schluss zu machen ist bei leichteren Depressionen sogar größer. Das scheint eine schnelle Lösung zu sein, der Betroffene setzt sich noch nicht so stark mit der Depression auseinander, kann noch fast alles selbst erledigen.

Wenn die Depression schwerer und plötzlich chronisch wird, wenn immer mehr nicht mehr funktioniert, wenn die Leute rund herum weg brechen wird der Partner glaube ich plötzlich wieder wertvoller und die Erkenntnis setzt sich durch, dass nicht der Partner das Problem war sondern die Depression. Ich glaube - aber bitte das ist nur eine Vermutung!! bitte alle die nicht einverstanden sind mich zu korrigieren! - wenn die Depression anfängt und leicht verläuft wird oft der Partner bzw Konflikte mit dem Partner als "das Problem" gesehen. Da es meist der am nähesten stehende Mensch ist, ist es auch der Mensch mit dem es die meisten Reibungspunkte im Alltag gibt.

Irgendwann setzt sich aber die Erkenntnis durch (glaube ich), dass der Partner nichts dafür kann, der Betroffene muss ja auch erst lernen, mit der Depression umzugehen.

Wenn ich die Geschichten hier richtig verfolgt habe und mir auch meine eigene ansehe, habe ich das Gefühl, Beziehungen werden oft ruckartig beendet wenn die Depression noch recht frisch ist und erste Therapien beginnen. Ich habe hier weniger Geschichten gelesen, wo die Betroffenen schon seit Jahren in Behandlung waren und von heute auf morgen Schluss gemacht haben mit dem Partner.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

Wenn es okay ist würde ich kurz und bündig meine Geschichte erzählen:

Ich habe mit ihr in der Beziehung höhen wie tiefen mit gemacht, obwohl die Beziehung vom Zeitraum nur über mehrere Monate ging. Nach der ersten Trennung kamen mir zwar wieder zusammen, da Sie damals zu Hausarzt und Frauenarzt gegangen ist und einfach wissen wollte was mit ihr los ist und diese dann eine leichte Depression diagnostiziert hatten und Antidepressiva verschrieben haben. Einen Therapeuten wollte Sie aufsuchen , aber wie das eben ist hat es einige Absagen gegeben bzw. irgendwann wurde dem Thema nicht mehr nachgegangen.
Ich habe mich sehr viel mit dem Thema Depressionen beschäftigt, sowie auch den Nebenwirkungen der AD und wie man sich als Angehöriger zu verhalten hat.
Es gab trotzdem immer wieder nach Feiern mit Alkohol Probleme, das der Betroffene sich in sich selber verzog bzw. für sich sein wollte, was ich vollkommen akzeptierte.
Aber ich glaube auch das trotzdem weiterhin verglichen wurde mit dem alten Leben oder anderen Partnerschaften.
Irgendwann kam an einem Wochenende dazu das dieser Schluss machte, wo auch Aussagen getätigt wurden es wäre ja keine Nähe mehr da und ich wolle ja auch nicht so Leben bzw. ich hätte ja kein eigenes Leben mehr.
Wochen später als man sich zufällig traf, meinte Sie noch das es damals falsch gewesen sei wieder zusammen zu kommen, es wäre einfach der falsche Zeitpunkt sowie würde Sie jetzt keinen Druck mehr spüren, jedoch würde Sie unsere tiefen Gespräche vermissen und sie habe abgeschlossen wolle nicht mehr in die Vergangenheit schauen.
Das komische dabei , Sie meinte noch das Sie am Vortag mit einer Bekannten gesprochen habe und meinte Sie würde ja überhaupt keine negativen Sachen an mir finden....
Seit dem haben wir keinen Kontakt mehr bzw. Sie lies es mir offen, ob ich damit klar kommen würde bzgl. Freundschaftlichen KOntakt
Botus
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Botus »

Wenn ein (weiblicher oder männlicher) Mensch, der bei anderen ein "Kennenlerninteresse" auslöst, traurig, niedergeschlagen, abwesend wirkt, nutzen viele Interessenten diese einmalige Chance und gehen hin... "sag mal was hast Du eigentlich". Darauf hin fängt die Person dann an zu erzählen. Nach dem Gespräch heißt es dann, der Partner wäre die Ursache.

Bei einer professionellen Beratung ist das Interesse an dem Menschen genauso hoch und es wird auch die selbe Frage gestellt. Nur die Gründe sind anders. Der Profi fragt nicht, weil er sich paaren möchte, sondern weil es sein Beruf ist. Er hört die Sorgen und kommt zu dem selben Ergebnis. Die Partnerschaft, die der Mensch hat, wirkt offenbar belastend.

Man sollte bedenken, dass sich Zuhörer (egal ob privat oder professionell) ihre Meinung aus den Schilderungen eines Menschen bilden. Ob das, was der Mensch erzählt, auch tatsächlich stimmt, wissen die Zuhörer logischerweise nicht.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

@Dobermann

Da kann ich dir nur zu 100 % zustimmen!
Botus
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Botus »

Das Fiese an der Sache ist, dass der gesunde Partner innerhalb einer Beziehung von der Umwelt automatisch als "der Starke" in der Beziehung eingestuft wird.

Schon allein aufgrund dieser Tatsache geht die Umwelt davon aus, dass der auf keinen Fall Opfer sein kann. Starke sind nie Opfer. Starke sind immer Täter.

Das Opfer wird immer dort vermutet, wo Schwäche zu sehen ist.

Damit hat derjenige, der auf die Umwelt schwach wirkt, sämtliches Vertrauen und die gesamte Glaubwürdigkeit seitens der Umwelt für sich allein gepachtet. Auch alles Mitgefühl und alle Sympathien.

Das bedeutet, der andere ist "ganz viele" und Du stehst ganz allein da. Und die ganze Zeit fragst Du Dich... "das kann doch nicht sein...". Aber es ist so. Du hattest ein Leben und plötzlich hast Du keins mehr.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

@Dobermann bist du Angehöriger oder Betroffener?
Botus
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Botus »

Ich würde sagen Beides, denn wer von uns Menschen ist schon frei von solchen Problemen ??? Für mich ist nicht entscheidend, wer von uns beiden "schuld" ist, meine Partnerin oder ich. Mir ist egal, ob sie die Kranke ist oder ich. Die "Schuldfrage" ist für sie das Wichtigste, aber mir ist das egal.

Wir haben tausende von Stunden miteinander gesprochen, ich kenne sie ja schon ewig, aber niemals über ihren Versuch und ihre Therapien (die vor unserer Zeit waren). Es wurde auch niemals darüber gesprochen, dass ihre beiden Elternteile seit Jahrzehnten schwer krank sind, ihre Freundinnen krank sind, ihre ganze Familie. Sie würde so was auch nicht dulden. Über solche Dinge herrscht striktes Stillschweigen. Würde ich dazu etwas sagen, wird sie sehr wütend und verlässt sofort den Raum.

Das ist OK, denn ich lege keinen Wert darauf, irgendeinen "Schuldigen" zu ermitteln. Ich finde es blöd, wenn man so an die Sache heran geht. Für mich sind andere Fragen wichtig. Zum Beispiel die Frage, wessen Leben sich damals beim Zusammenkommen plötzlich stark verändert hat. Ihr Leben hat sich damals so gut wie überhaupt nicht verändert. Es war schon immer dunkel. Mein Leben hingegen hat sich radikal geändert. Von hell auf dunkel.
Sage
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Sage »

Ja bei mir war es auch so, obwohl sie auch öfters was negativ gesehen hat , hab ich das Beste draus gemacht!

Aber glaub das größte in solch einer Beziehung ist der Druck unter welchem man als Betroffener steht , dem gegenüber nicht das geben zu können was man auch bekommt!

Und dann sieht man sofort keine Gefühle mehr da diese gesucht werden und den Druck/Stress erzeugen.

Ich glaub ich weiß über Sie einiges mehr, was andere Bekannte nicht wissen, da du wie du schon sagtest andere immer so über Aussagen bzw. Erzählungen urteilen!
Botus
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Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Botus »

Ich kenne meine Partnerin schon ziemlich lange. Früher waren wir gut befreundet und sie hat mir immer alles erzählt. Bereits damals habe ich zu ihr gesagt, dass ein bestimmtes Verhältnis, das sie damals hatte, eine lebenslange Sache sein wird, die niemals endet. Sie bestritt das damals vehement und meinte zu mir, das wäre nur eine Art "Stalker", den sie einfach nicht los wird.

Inzwischen sind so viele Jahre in`s Land gegangen, dass mittlerweile selbst sie zugeben müsste, dass ich damals recht hatte. Unsere Beziehung zueinander war hauptsächlich von dieser irren Endlosgeschichte bestimmt. Mich störte das überhaupt nicht. Mein Problem war, dass das auf meine Kosten statt fand. Es gab nicht nur diesen einen, sondern noch weitere Herren, die so "argumentierten", als wäre sie eine arme, hilflose, kranke Frau, die unter einem fiesen Dominator leidet, einem Proleten, einer Losertype, einer der im Unterhemd rumläuft, Bierdosen zerdrückt, nichts gelernt hat, kein Geld verdient, sie fies unterdrückt, fertig macht, sich auf ihre Kosten ein schönes Leben macht und was weiß ich nicht noch alles... der Fantasie waren da keine Grenzen gesetzt.

Dazu musste sie gar nicht viel sagen. Es reichte schon, wenn sie traurig, leidend guckte und 1 x das Wort Partner erwähnte. Die restlichen Bilder entwickeln die Herren, die sie "retten" wollen, ganz von selber in ihrem Kopf. Und jedes Wort, was die dann sagen, wurde mir hinterher berichtet.

Mich hat das vom ersten Tag an krank gemacht. Dass sie mir derartige Dinge erzählen wird, wusste ich vorher, denn in der Zeit, in der damals ihr Versuch statt fand, die Therapien usw. gab es auch schon Männer, die sich sicher waren, meine Partnerin würde sie lieben und nur wegen der Krankheit seien sie nicht mit ihnen zusammen. Die haben damals auch so über mich geredet, obwohl ich lediglich mit ihr befreundet war. Was ich damals nicht ahnte, war, dass das lebenslang so gehen wird. Sie besitzt die "Gabe", im Prinzip jedem in nur wenigen Minuten das Gefühl vermitteln zu können, er sei gerade seiner Seelenverwandten begegnet, auf die er sein Leben gewartet hat.

Wenn es sowas gibt, würde ich vorsichtig sein, denn es kann passieren, dass es jahrelang so geht. Wenn komisch verlaufende "Klärungsgespräche" oder irgendwelche "Rettungsversuche" niemals zu irgendwas führen und sich über Zeiträume hinziehen, die deutlich länger sind, als die gute Zeit, die man gemeinsam hatte, lauert die große Gefahr, in einer Endlosschleife zu landen.
Rosalia
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Registriert: 2. Okt 2016, 17:44

Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Rosalia »

Hallo!
LisaMarie, gab es auf deinen Brief eine Reaktion?
Hat er eine mittelschwere oder eine schwere Depression?
Unser Umfeld ist zum Glück sehr zugewandt. Ich rede ja nicht, aber er manchmal. Keiner würde kritisieren, dass ich zu meinem Partner stehe. Allerdings ist die Situation ja auch anders als bei euch.
Und es gibt bei uns mehrere Betroffene, so dass viele selber schon mal Angehörige waren und es besser verstehen.
Unsere Partnerschaft scheint sich zu stabilisieren, auch an schlechten tagen. Liegt vielleicht daran, dass wir in einer guten Phase einige Probleme und Unklarheiten der Beziehung klären könnten. Mir geht es seitdem deutlich besser und auch er empfindet in diesem Bereich Entlastung.
Viele Grüße Rosalia
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo!

Das freut mich! Das klingt ja ganz gut :) Weiterhin alles Gute und viel Geduld!!!!

Nein, gar nicht. Ich lasse mir mittlerweile von einer befreundeten Psychologin helfen, die mich jetzt bei dem ganzen Prozess unterstützt. Auf ihr Anraten habe ich mich kurz gemeldet und wir haben uns ganz oberflächlich unterhalten (über andere Dinge). Quasi um ihm zu zeigen, dass es nach dem Brief weitergeht.

Es ist nicht einfach, dem anderen so viel Abstand zu gewähren und nie sauer zu reagieren. Mir hat die Psychologin aber erklärt, dass in seinem Fall das Kernproblem sein dürfte, dass er immer wieder absichtlich Streit provoziert um sich selbst zu bestätigen, dass man Frauen nicht trauen kann und dass jede Frau eine Enttäuschung ist. Indem ich auf den Streit einsteige und mich provozieren lassen, wiederholen wir immer wieder dasselbe Muster.

Dieses Muster durchbreche ich jetzt, indem ich auf seine Provokationen gar nicht oder gleichgültig reagiere und ihn immer konstant gleich (gut) behandle. Das scheint winzige Fortschritte zu erzielen.

LG
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo lisamarie,

ich finde es bewundernswert, wie du die Situation meisterst und toll, dass du dir da auch professionelle Hilfe holst.

Gerne möchte ich nochmal auf das Ursprungsthema eingehen.
Auch wenn jetzt manche vielleicht entsetzt aufschreien werden, aber ja... ich finde das Umfeld hat ein Recht so zu reagieren und ich kann es nachvollziehen.

Ich habe selbst einen depressiven Partner und durfte mir oft anhören.. verlasse ihn, tu dir das nicht an!
Aber warum durfte ich mir das anhören?
Weil ich bei meinen Freunden gejammert habe. Ich habe ihnen geschildert wie schlecht es mir geht!
Oder sie haben gesehen, wie ich mich selbst aufgegeben habe.
Sollen gute Freunde dann etwa sagen, mach weiter so?
Lass dich kaputt machen, opfere dich für ihn/sie....
NEIN!

Klar, es ist eine Krankheit für die der Depressive nichts kann, aber es mit einem Schlaganfall vergleichen? Niemals!

Bei einem schwer kranken Menschen erfährt man Dankbarkeit, Zuneigung, Wertschätzung. Oder im schlimmsten Fall, keine Reaktion mehr.
Bei einem Depressiven unter Umständen nur Ablehnung, Boshaftigkeit und Beleidigungen.

Natürlich gibt es auch den lieben Menschen dahinter, aber man muss doch ehrlich sein, man lebt in dem Moment/Zeitraum mit dem Depressiven und nicht mit dem Menschen der einst dahinter stand.
Und man muss für sich entscheiden, ob man das will und wie lange.

Würde der Partner einem nicht psychisch weh tun sondern körperlich, würde kaum einer zögern zu gehen und fände die Aufforderung eines Freundes dazu auch niemals als falsch.

Klar, verstehen die anderen oft nicht, was alles dahinter steckt. Aber dafür können sie neutraler beurteilen, ob es vielleicht zu viel ist, das man sich zumutet.
Wenn man die ehrliche Meinung anderer nicht hören will, sollte man auch nicht danach fragen.

Aber um das klar zu stellen, das soll nicht heißen, verlasst eure depressiven Partner!
Ich bin mit meinem Freund auch noch zusammen und momentan sogar wahnsinnig glücklich.
Man sollte sich nur überlegen, was die Krankheit des Partners für das eigene Leben bedeutet.
Und die psychische Ausgelaugtheit die dann eben manchmal dazu führt, dass man den Partner verlässt, ist keineswegs mit Herzlosigkeit oder ähnlichem gleichzustellen.
Es ist eher der Schutz davor, dass man selbst irgendwann nicht mehr glücklich leben kann.
Denn ein pflegebedürftiger Mensch kann sich selten um einen anderen pflegebedürftigen kümmern.
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Enttäuschendes Umfeld

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Schwarzwaldmädl,

Du hast natürlich nicht unrecht mit dem was du sagst. Man muss als Angehöriger sicher einen Weg finden, mit der Situation umzugehen, sonst ist es besser, auszusteigen.

Trotzdem denke ich, dass es für den Heilungsverlauf wahnsinnig wichtig ist, dass jemand da ist und das es schon Mittel und Wege gibt, das als Angehöriger unbeschadet durchzustehen.

Mir fällt es dank der professionellen Hilfe jetzt wesentlich leichter. Ich glaube es war klug, mir Hilfe zu suchen, BEVOR ich selbst ein Problem entwickelt habe, sonst wäre ich vermutlich auch vor die Hunde gegangen, da hast du völlig recht, ich stimme dir zu, ein pflegebedürftiger Mensch kann sich echt schwer um einen Pflegebedürftigen kümmern.

Dank der Psychologin habe ich es geschafft MEIN Verhalten zu ändern und ändere langsam damit seins. Wir haben uns zwar schon wieder zwei Wochen nicht persönlich gesehen, aber wir hatten schon seit Monaten nicht so einen harmonischen Umgang, ich höre jeden Tag von ihm und das durchaus nett formuliert, teilweise sogar sehr emphatisch und auch auf meine Probleme und Sorgen eingehend.

Was ich damit sagen will ist, nur Mut. Für einen depressiven Angehörigen da zu sein muss nicht nur frustrierend sein. Natürlich habe ich immer noch schwere Momente, aber ich muss sagen, die glücklichen überwiegen mittlerweile. Es bereitet mir Freude zu sehen, dass wir kleine Fortschritte machen und es tut gut, dass mich die Psychologin bestärkt und mir Feedback zu meinen Handlungsweisen gibt.
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