Verzweifelte Angehörige....

SonnenStern85
Beiträge: 22
Registriert: 20. Sep 2016, 10:48

Re: Verzweifelte Angehörige....

Beitrag von SonnenStern85 »

Ja, das mit der Spiegelung habe ich auch gemerkt.
Ich dachte fälschlich, dass ich mit ihm alles schaffen kann und er mir hilft. Mein eigener, kranker Kopf hat ihn komplett als Anker adaptiert und mir irgendwann suggeriert "Er hilft dir. Er wird dafür sorgen, dass es dir gut geht."

Und das ist nicht richtig. Das kann man nur allein für sich. Der Partner muss der begleitende Teil im Leben sein, nicht der ausschlaggebende.

Ich war abhängig von ihm. Ich dachte ich könne nichts mehr ohne ihn.
Und jetzt bin weiter als er.

Und du bist auch weiter! Für dich und deine Tochter!
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Verzweifelte Angehörige....

Beitrag von lisamarie25 »

Guten Morgen!

Es tut wirklich weh zu lesen, dass wir quasi alle im selben Boot sitzen und nichts tun können..... Adlerauge, ich würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er depressiv ist. Und ich verstehe dich genau, mein wie Freund/Ex-Freund/Freund/Ex-Freund/Geschäftspartner hat mir ja auch Monate nachdem ich gleich wie du begonnen habe zu recherchieren und schon geahnt habe, er ist depressiv, erzählt, dass er wegen Depressionen in Behandlung gegangen ist. Dazu kam es aber erst, als mit uns Schluss war, ich ihn fast aus der Firma geschmissen hätte und er auch sonst die meisten Freunde verloren hatte.
Im Gegensatz zu deinem Mann ist es bei ihm allerdings so schlimm, dass er nicht arbeiten kann. Was er sich aber nicht eingestehen will.
Wir sind auch nicht in Deutschland, dh es gibt keine Versicherung die sich um ihn kümmert. Seit einem Monat habe ich diese Rolle übernommen und werd das jetzt auch Open-End durchziehen.

So gesehen ist es bei dir einfacher, zumindest musst du dir keine Sorgen machen, dass er völlig ohne einen Cent dasteht irgendwann und kannst dich auf dein Leben konzentrieren. Das ist ehrlich gesagt bestimmt das beste für dich. Und für deine Tochter sowieso.

Ich bin zu tief drinnen um dasselbe machen zu können, liebe ihn zu sehr und fühle mich auch zu verantwortlich für ihn. Dh ich habe mit Familienplanung, einem neuen Partner etc. innerlich abgeschlossen. Mein Leben dreht sich um unser Unternehmen, ich treffe ihn zwar nicht persönlich, da wir momentan wieder in einer Phase sind in der wir nicht zusammen sind (das wechselt bei uns ständig, geh davon aus, dass dein Mann sich vermutlich irgendwann wieder meldet und wieder mit dir zusammen sein will, meiner kommt IMMER WIEDER zu mir zurück. irgendwann. er geht aber auch immer wieder, so wie dein Mann ein- und auszieht. Du hast das erst einmal durchgemacht aber glaube mir, dass kann sich auch 100 mal wiederholen...) ich bin aber trotzdem "auf Bereitschaft".
Falls er nachts mal anruft (so um 1 Uhr oder um 3 Uhr oder um 4 Uhr.. alles schon da gewesen) springe ich auf und fahre zu ihm. Das ist jetzt auch seit Monaten nicht passiert aber ich würde es sofort machen.

Längere Auslandsreisen mache ich keine. Ich hätte über Weihnachten gerne meine Familie besucht aber dazu müsste ich ein Monat oder mehr weg von hier und das kann ich finanziell nicht denn ich muss mich um das Unternehmen kümmern von dem wir beide leben für das aber nur ich arbeite und ich denke mir "was ist wenn er mich braucht und ich 8.000km weg bin??".
Ganz ehrlich Adlerauge, so willst du nicht leben. Gehe wenn du den Absprung noch schaffst.

Alles Liebe.
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Verzweifelte Angehörige....

Beitrag von lisamarie25 »

noch was, und ich bitte jetzt die Betroffenen ich zu korrigieren, denn es ist nur ein subjektiver Eindruck von mir und vielleicht liege ich falsch - mein Partner ist seit es ihm so schlecht geht kein ernstzunehmender Partner mehr. Ich sehe das bei ganz einfachen Entscheidungen im Unternehmen. Er überlässt mir die Führung, er sagt zwar was, entscheidet aber gar nichts. Wir sprechen auch nur über die Arbeit, wie gesagt, die die dann tatsächlich die Arbeit AUSFÜHRT bin ich ganz alleine. Er kriegt das zum Teil mit, zum Teil denkt er wir "arbeiten beide". Je nachdem wie schlecht es ihm gerade geht. Er sagt Dinge wie "ich schweife jetzt ab". Oder wir reden und er ist völlig klar und plötzlich starrt er nur mehr vor sich hin und sagt "ich kann mich jetzt nicht mehr konzentrieren".

Dh. ich kann auch seine Trennungsversuche nicht ernst nehmen. Man kann in dieser Phase nichts ernst nehmen. Ich denke, tief in seinem Inneren liebt er mich schon, auch wenn es schon vorgekommen ist, dass er sagt, er liebt mich nicht.

Was ich sagen will, wenn es schlimmer wird kann sein, dass dein Partner völlig weg ist obwohl er bei dir ist. Verstehst du was ich meine?

Dein Mann hat vielleicht gerade selbst keine Ahnung was er will, was er fühlt, und alles was er "beschließt" ändert er kurz darauf wieder. Für mich ist das alles Teil des Krankheitsbildes.

Also nochmal, wenn du nicht bereit bist mit so etwas auf unbestimmte Zeit zu leben, GEH.

Ich bin obwohl ich so abgeklärt klinge, trotzdem irgendwo "glücklich" in unserer kleinen irren Welt die wir uns rund um seine Krankheit geschaffen haben.... aber wie du aus meinen Beschreibungen lesen kannst ist das für den gesunden Partner KNALLHART. Und du musst knallhart werden um damit irgendwie umgehen zu können. Ich weine TÄGLICH.
adlerauge99
Beiträge: 13
Registriert: 26. Aug 2016, 14:06

Re: Verzweifelte Angehörige....

Beitrag von adlerauge99 »

Danke, Lisamarie.

Oje, da hast Du ja eine doppelte Last zu tragen :-( ...Du bist sehr stark !

Ich habe nach wie vor keinen Kontakt mit ihm aber innerlich habe ich natürlich die wilde Hoffnung, dass ihm doch noch ein Licht aufgeht und er sich Hilfe sucht.

Ich glaube aber, dass das, wenn überhaupt, nur passiert, wenn ich für ihn nicht mehr greifbar bin.

So ist er gezwungen, seine Gefühle mit sich selber auszumachen.

Mit Geduld, Liebe und Hilfsangeboten habe ich nichts erreicht.

Trotzdem kann ich unsere langjährige, glückliche Ehe nicht einfach so vergessen, logisch !

Ich nehme unsere Trennung hin und baue mir irgendwie ein neues Leben auf...aber die Hoffnung ist da...das er aufwacht.
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Verzweifelte Angehörige....

Beitrag von lisamarie25 »

Ach Adlerauge.... ich verstehe dich zu gut.
halte uns auf jeden Fall am Laufenden. Wie gesagt, du musst diese Hoffnung immer abwägen und wissen, was dir am wichtigsten ist.
Denn ich bin ziemlich sicher, dass er nicht einfach verschwindet und sich irgendwann wieder meldet. Auf diesen Tag solltet du innerlich vorbereitet sein.
Ich kann dir nur erzählen wie es bei mir ist, vielleicht ist es bei dir ganz anders, meine Erfahrung ist, dass er nach längerer Funkstille immer wieder zurück kommt, zuerst gab es Null Änderungen also nach den ersten Streitereien die zu Kontaktabbruch beiderseits geführt haben und jetzt, nach dem letzten ganz kleine. Weil er wirklich mal am Boden angekommen ist.
Man erwartet natürlich, dass er bereit ist alles zu ändern und alles besser wird aber das kann er wegen der Krankheit nicht. Unser aktueller Gewinn ist, dass er freundlich ist und auch hin und wieder Freude zum Ausdruck bringt, sich von sich aus meldet..... das ist schon sehr viel.
Aber es wird im trotzdem immer noch mitten im Gespräch alles viel zu viel, eine Beziehung packt er immer noch nicht, er ist oft müde und schweift mit den Gedanken ab.
Dh es muss dir klar sein, dass wenn er zurück kommt, er nicht "auf wundersame Weise geheilt" wieder da ist.
Du solltest dir in der Zeit der Stille überlegen, ob du das für dein Leben haben möchtest. So wie früher wird es sehr lange Zeit nicht mehr sein, vermutlich.
Antworten