Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsaus?

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Liliacée
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Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsaus?

Beitrag von Liliacée »

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mich ein wenig hier umgesehen habe, merkte ich zumindest schon mal, dass ich mit diesem Problem nicht alleine stehe...

Mein Freund ist seit wenigen Wochen in der Klinik. Alles fing an mit viel Stress an der Arbeit, dann immer mehr (psychosomatische?) Krankheiten, schließlich der Zusammenbruch, Psychiatrie, Depression. Seitdem geht es ihm mit entsprechenden Beruhigungsmitteln und Antidepressiva den Umständen entsprechend besser, er soll sogar bald in eine psychosomatische Klinik verlegt werden.

Am erste Wochenende bin ich natürlich gleich hingefahren. Dort offenbarte er mir, dass er seit Anfang unserer Beziehung (5 Jahre, davon 1 zusammenwohnend) an nicht richtig verliebt in mich war. Er wolle eine Pause und wisse nicht was er will. Er hat mir allerdings das Versprechen abgerungen, dass ich mich selbst nicht von ihm trenne, sondern abwarten soll, wie er sich entscheidet. Ich solle ihn in Zukunft aber auch nicht mehr besuchen.

Das zog mir völlig den Boden unter den Füßen weg. Natürlich hatten wir in der Vergangenheit die ein oder andere Meinungsverschiedenheit, aber ich ging eigentlich davon aus, dass wir uns nun eine gemeinsame Zukunft aufbauen, nachdem wir nun endlich keine Fernbeziehung mehr führen. Wir hatten Pläne, er hat immer von "wir" gesprochen. Es war alles sehr harmonisch, aus meiner Sicht eine stabile Beziehung. Freunde sagen, sie können sich nicht vorstellen, dass er das alles ernst gemeint hat und führen das alles auf seine Krankheit zurück.

Meine Stimmung ändert sich täglich von Trauer, Schmerz, Wut auf ihn weil er mir 5 Jahre was vorgespielt hat, und Hoffnung, dass er das nicht so gemeint hat und doch noch alles gut wird. Wir telefonieren täglich, wo er mir von seinen Sorgen und seinem Tag erzählt. Er ist natürlich distanziert, was ich aber auch auf seine Depression zurück führe. Unser "Trennungsgespräch" allerdings ist kein Thema, weil ich ihn damit nicht auch noch belasten will. Dafür leide ich umso mehr, da ich zwischen allen Stühlen stehe und keine Klarheit erwarten kann. Wenn ich mir überlege, dass da noch Wochen und Monate vor mir liegen, bevor ich mit ihm richtig werde reden können... Dazu kommt, dass ich ihn so gerne unterstützen würde, ihm gut zusprechen, aber ich scheine überhaupt keine Rolle zu spielen bei seiner Genesung.

Ich verstehe das einfach nicht, dass er mich nach 5 Jahren glücklicher Beziehung von heute auf morgen verlassen will :cry: Wenn er unzufrieden war, hat er jedenfalls nie ein Sterbenswörtchen gesagt.

Was haltet ihr davon?
Viele Grüße!
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hlfe123 »

Ja...in ähnlicher Form kenne ich das auch. Mal ganz böse gesagt (Betroffene sollen sich jetzt bitte nicht zu sehr ärgern, ich finde es so wichtig, eure Perspektive zu lesen. Vor allem: Ihr gebt nicht prinzipiell dem Partner die Schuld!!): Depression macht egoistisch. Man denkt, alles ist in Ordnung, und dann kommt der "liebe" Partner und stellt einen als blöd hin, weil man ja nicht gemerkt hat, wie furchtbar alles war. Das da ganze Weltbilder zerstört werden: egal. Das das Gegenüber ein Mensch mit Gefühlen ist: egal. Arm dran ist ja nur der offiziell Kranke.
Auch ich versuche zu unterstützen, vielleicht frage ich ihn mal, ob er das merkt. Aber nein, mir wurde ja vorgeworfen, dass ich ihn im Stich lasse (weil ich nicht jede seiner negativen Meinungen teile).
Tja, weiterhelfen kann ich dir nicht. Ende nächster Woche fängt meine Angehörigentherapie an. Vielleicht finde ich dann Lösungen.
Grüße und Kopf hoch
ela75
Beiträge: 73
Registriert: 27. Dez 2015, 19:05

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von ela75 »

Hallo Lilia'cee,

willkommen hier. :hello:
Oh man als ich deine Geschichte gelesen habe kam es mir alles irgendwie bekannt vor.
Ja es ist schwer zu verstehen, wie sich dein Freund dir gegenüber verhalten hat bzw. verhält.
Ich verstehe, dass du an allem zweifelst was war und ob du was falsch gemacht hast oder sowas.

Auch dass dein Freund sich entscheiden möchte, und dir aber nicht die Entscheidung überläßt, kenne ich auch nur zu gut. Bei mir ist es ähnlich und ich muss sagen, auf Dauer zermürbt es !
Immer in der wartenden Position zu sein, zu hoffen ob sich was ändert, ob er dir entgegenkommt, er dich sehen möchte, dich teilhaben lassen möchte etc...

Mein Freund gibt seit längerem bei uns auch die "Regeln" vor. Wir sehen uns - nur wenn es ihm passt. Er lässt mich nicht (mehr) an seinem Leben teilhaben, er macht sein Ding - ohne mich-
Ich frage mittlerweile nicht mehr, da ich mittlerweile auch einfach nur enttäuscht bin, da alles was ich mehrfach als Wunsch geäußert habe ignoriert wird. Versprechungen werden nicht eingehalten so dass ich immer wieder zurückgewiesen werden und einfach nur enttäuscht und traurig bin.
Nach längerer Zeit haben wir zuletzt drüber gesprochen -wieso dass so ist und wie es mir damit geht.. Er sagt es wäre ihm gar nicht so bewußt gewesen und ja er müsse erstmal mit sich klar kommen und möchte nur eine Freundschaft und mehr weiss er nicht!

Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meinen Äußerungen und Gefühlen nicht zu ihm durchgedrungen bin, er nur auf sich schaut bzw. er sich davon nix annimmt bzw. sich davor abschottet. Aber verlieren möchte er mich auch nicht.

Ich denke es ist ähnlich wie bei dir! Er möchte dich warmhalten für alle (Not)fälle und keine Verbindlichkeiten eingehen, weil wir ihnen in irgendeiner Form Sicherheit oder Verständnis und Vertrauen bieten. Aber durch entfremden wir uns von ihnen immer weiter,da wir nicht oder immer weniger an sie rankommen.

Es ist an dir, zu entscheiden wie weit du das mit dir machen lässt bzw. es aushalten kannst, aber wenn du für ihn da sein möchtest pass auf dich auf und suche dir Rückhalt.
Ich denke es wird ein längerer Weg - ohne irgendeine Sicherheit wo die Reise hingeht.

Ich bin mittlerweile immer mehr an dem Punkt, dass ich das ganze beenden/unterbrechen muss bzw. mich schützen muss, da es mich immer mehr runterzieht und meine eigenen Gefühle immer mehr "absterben" und ich mich teilweise auch nicht mehr wiedererkenne warum ich mir das gebe. Aber wenn wir uns dann doch nach längerem wieder mal gesehen haben, sind diese Gedanke erstmal wieder hintenangestellt, da ich denke ich kann es ihm nicht antun und ich hoffe weiter, dass sich was ändert. Es ist sooo verzwickt!!

Sorry, falls ich jetzt evtl. zu deutlich geworden bin, aber dass sind meine Eindrücke.

Lg
Liliacée
Beiträge: 4
Registriert: 16. Sep 2016, 10:56

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Liliacée »

Danke schonmal ihr beiden! Das gibt mir so viel, dass es anderen genauso geht!
Schon verrückt wie sehr sich die "Angehörigen-Leidensgeschichten" hier im Forum ähneln. Wie oft lese ich was und denke "Genauso ist es bei uns auch!"

Das Schwierige ist ja auch, wieviel kann man auf diese schreckliche Krankheit schieben und in welchen Momenten habe ich den "echten" Menschen vor mir, so wie ich ihn kenne? Wann kann ich wissen, dass er tatsächlich möchte was er sagt? Es fällt mir schwer, die Aussage "Ich war noch nie richtig verliebt in Dich" wirlich für bare Münze zu nehmen. Auf der anderen Seite ist er ja auch nicht völlig verrückt geworden, sondern schon noch ganz klar im Kopf. Anscheinend hat er sogar Angst davor, dass ich ihn aufgebe, so sagt er immer mal wieder. Das bricht mir natürlich das Herz, selbstverständlich will ich ihn nicht aufgeben, im Gegenteil! Aber er weist mich doch zurück! Es ist so unglaublich schwer, das alles zu verstehen.

Darf ich euch fragen, wie lange das Ganze sich das bei euch schon so zieht? Geduld ist ja nicht meine Stärke.
Liliacée
Beiträge: 4
Registriert: 16. Sep 2016, 10:56

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Liliacée »

Hlfe123 hat geschrieben: Ende nächster Woche fängt meine Angehörigentherapie an. Vielleicht finde ich dann Lösungen.

Angehörigentherapie? Was ist das, wo gibt es das?
ela75
Beiträge: 73
Registriert: 27. Dez 2015, 19:05

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von ela75 »

Hallo nochmal,

ja das stimmt ich habe mich auch oft gefragt, ob es wirklich nur krankheitsbedingt ist, oder ob er einfach zu feige ist mir zu sagen, dass er micht nicht will! Oder dass es jemand anderen gibt etc.

Aber dann kommt wieder was von ihm, dass ich merke ihm liegt was an mir und es gibt Anzeichen, dass es kranheitsbedingt ist. Aber glaub mir die Zweifel habe ich auch immer wieder!!
Vor allem immer dann wenn ich wieder und wieder zurückgestoßen werde. Aber ich habe einfach auch dass Gefühl dass er Angst vor den Empfindungen hat .

Dass er dich seit Jahren nicht mehr liebt?? mmh. vielleicht fehlen ihm nur die Empfindungen - krankheitsbedingt, so eine Erkrankung kommt ja nicht von heut auf morgen, gerade wo du sagst, dass er viel Stress, Arbeit etc hatte.
Emotionsverlust ist ja ein typisches Anzeichen. Aber natürlich stecken wir nicht drin..

Ich mache das ganze schon 2 Jahre mit.. wobei es immer auf und abs gab, aber zz. ist es einfach deutlich am Tiefpunkt!

Aber Kraft und Ausdauer und viel Geduld brauchts du in dieser Sache!
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Uwe R »

Hallo Liliacée,

herzlich willkommen hier im Forum. Schön das du deine Geschichte hier aufgeschrieben hast und uns teilhaben lässt.
Als ich deine Geschichte gelesen habe, dachte ich, wieder eine traurige Geschichte, die sich hier mit den anderen so sehr ähnelt. Es klingt vielleicht blöd, aber ich weiß ja nicht, ob du meine Geschichte auch gelesen hast. Du wirst einige Parallelen wieder erkennen.

Das dir die Aussage deines Freundes den Boden unter den Füßen weggezogen hat, kann hier glaube ich jeder sehr gut nachvollziehen. Mit soetwas rechnet man absolut nicht, dass trifft einen völlig überraschend. Du wärst gern die Partnerin an seiner Seite, die ihn unterstützt und hilft. Das ist nur zu gut verständlich, denn man lässt seinen Partner ja nicht im Stich, nur weil er krank ist. Nur was will man machen, wenn unserer kranken Partner dies nicht wollen und zulassen. Mir ging es ja ganz genauso. Auch ich wurde von meiner Ex-Freundin nicht als Hilfe gesehen und wahrgenommen. Auch ich war der Meinung, wir hätten eine harmonische und stabile Beziehung gehabt und würden füreinander da sein. Dem war leider aus ihrer Sicht wohl nicht so.
Auch ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Und genau die gleiche Frage:
"Wenn er unzufrieden war, hat er jedenfalls nie ein Sterbenswörtchen gesagt." habe ich mir auch gestellt. Auch meine Ex-Freundin hatte nie gesagt, dass sie irgendwie unzufrieden wäre. Und wenn sie das nicht tun, dann kann man das Problem auch nicht kennen und auch keine Lösung herbei führen. Man kann nur etwas ändern, wenn man auch das Problem kennt.
Man wird in dem Glauben gelassen, es wäre alles in Ordnung und am Ende haut man uns auf brutale Weise die Füße weg. Hilfe 123 hat das sehr schön formuliert. Und dann stehen wir da und brauchen Hilfe, weil die Situation so unrealistisch und unwirklich ist, dass wir in dem Moment gar nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen.
Man zweifelt an sich selbst und denkt man hat alles falsch gemacht, so wird man zumindest hingestellt. Selbst wenn man nichts macht, ist es trotzdem falsch
Auch ich denke, Depressionen machen absolut egoistisch und der gesunde Partner zählt überhaupt nicht mehr. Da wird alles ignoriert, man kommt nicht mehr an sie ran, Sachen werden völlig verdreht und verzehrt, am Ende wird man noch hingestellt, als ob man selbst der Dumme ist.
Man weiß nie, woran man wirklich ist. Manchmal denke ich, sie projizieren unsere ihr entgegen gebrachte Liebe einfach wieder zurück auf uns. So denken wir, sie würden uns genauso lieben, wie wir sie. Und dann ist man wieder an dem Punkt, wie ehrlich und authentisch war die Beziehung mit ihnen tatsächlich.

Achte bitte unbedingt auf dich, nicht dass du selbst auf der Strecke bleibst und auch noch krank wirst.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
SonnenStern85
Beiträge: 22
Registriert: 20. Sep 2016, 10:48

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von SonnenStern85 »

Meine liebe Liliacée,

für dich erst mal herzlich umarmt.
Du bist nicht alleine mit deiner Situation.
Ich stecke derzeit in einer ähnlichen. Nach 2 1/2 Jahren und einem Jahr gemeinsam in einer Wohnung hat mein Freund letzte Woche die Beziehung beendet, will ausziehen und alles allein regeln. Sein Bauchgefühl sage ihm das. Er hat kürzlich die Depression diagnostiziert bekommen, im vergangenen Jahr sind schlimme Dinge passiert.

Du kannst gerade nichts anderes machen, als auf dich zu hören - so blöd das klingt. Helfen kannst du ihm nicht und wenn du die kommenden Monate nicht einfach nur warten möchtest, dann überlege dir wie deine Wege aussehen können ggf. auch ohne ihn.

Weißt du mein ganzes Umfeld war auch schockiert, einige meinten ich solle warten, aber ich habe mich dazu entschieden sehr zeitnah auszuziehen und die Beziehung als beendet zu betrachten. Im Gegensatz zu deiner Geschichte hat mein Freund sehr "glaubhaft" die Beziehung beendet und viele Dinge gesagt, die mich nicht mehr hoffen lassen.

Du bist an einem anderen Punkt. Warte nicht, wenn dir das schadet. Suche Alternativen und wenn er sich eines besseren Besinnen sollte, dann kannst du in dich hineinhören. Nimm dir Zeit für dich, durchdenke die Beziehung, beleuchte, ob du wirklich immer glücklich warst, ob du warten möchtest.

Aber bitte quäle dich nicht selbst, wenn du es nicht kannst. Du musst dir selbst immer am wichtigsten sein!

Liebe Grüße,

SonnenStern
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Liliacée,
ich schreibe dir nicht als Angehörige, sondern als Betroffene einmal aus meiner "kranken" Sicht. Ich möchte es nicht im Raum stehen lassen, dass Menschen mit einer Depression egoistisch sind. Allerdings ist es meiner Meinung nach tatsächlich so, dass man, sobald man in therapeutischer Behandlung ist, immer wieder gesagt bekommt, dass man bei sich bleiben soll. Man versucht es dann auch irgendwie, und dann lässt man das wohl zuerst die Menschen spüren, die einem am nächsten stehen. Es tut mir sehr leid, dass dein Freund gesagt hat, dass er von Anfang an nicht richtig verliebt in dich war. Ob das stimmt, lässt sich nicht wirklich sagen.
Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass ich immer, wenn ich in einer schweren depressiven Phase bin, meinem Partner sage, dass er gehen soll. Tief in mir drin weiß ich, dass ich ihn wirklich liebe. Aber ich kann es nicht fühlen. Deshalb zweifle ich alles an. Und wenn ich ihm sage, dass er gehen soll, habe ich große Angst, dass er es wirklich tut. Ja - und wenn es mir dann wieder gut geht, sage ich ihm auch, dass ich nicht verstehe, warum ich ihn wegschicken wollte. Inzwischen sagt er immer, dass ich ihm sagen soll, dass er gehen soll, wenn es mir gut geht. Und erst dann geht er.

Was nun deinen Freund angeht, hätte ich einen kleinen Tipp, bei dem ich natürlich nicht weiß, ob es funktioniert. Ruf ihn nicht an, geh nicht ans Telefon, wenn er anruft. Besuch ihn nicht. Schreib ihm, dass du über seine Worte nachdenken musst, dass es dich sehr verletzt hat, dass er dir gesagt hat, dass er dich nicht richtig liebt. Lass ihn zu sich finden. Und vor allem sortiere DU DEINE Gedanken. Es ist meines Erachtens auf jeden Fall falsch, seine "Spielregeln" zu 100 % mitzuspielen. Nein - du kannst ruhig auch welche aufstellen. Wenn das die Beziehung nicht aushält, fehlt ihr die Stabilität, ohne die leider nichts geht.

L. G. und viel Glück
ela75
Beiträge: 73
Registriert: 27. Dez 2015, 19:05

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von ela75 »

Hoffentlich hat geschrieben:Was nun deinen Freund angeht, hätte ich einen kleinen Tipp, bei dem ich natürlich nicht weiß, ob es funktioniert. Ruf ihn nicht an, geh nicht ans Telefon, wenn er anruft. Besuch ihn nicht. Schreib ihm, dass du über seine Worte nachdenken musst, dass es dich sehr verletzt hat, dass er dir gesagt hat, dass er dich nicht richtig liebt. Lass ihn zu sich finden. Und vor allem sortiere DU DEINE Gedanken. Es ist meines Erachtens auf jeden Fall falsch, seine "Spielregeln" zu 100 % mitzuspielen. Nein - du kannst ruhig auch welche aufstellen. Wenn das die Beziehung nicht aushält, fehlt ihr die Stabilität, ohne die leider nichts geht.
Hallo Hoffentlich,

deine Worte habe ich mit Interesse gelesen.
Insbesondere auch deinen "Tipp"
Ich habe es mir schon mehrfach auch überlegt, es bei meinem Freund auch so oder so ähnlich zu machen, da mich sein Verhalten in letzter Zeit einfach nur noch enttäuscht! Aber irgendwie kommen mir immer Zweifel auf, ob es der richtige Weg wäre. Insbesondere da du ja auch sagst dass man auch selbst "Spielregeln" aufstellen sollte und sich nicht nur nach dem Erkrankten zu richten.
Wie ich oben in einem vorigen Thread geschrieben habe ich genau das auch bei mir und meinem Freund das Problem. Ich reagiere und er agiert und das macht mich zunehmend mürbe.
Aber es lässt sich auch wenig ändern! Er gibt vor, was und wann er was möchte. Und ich kann 100x sagen, ich würde gerne das und das machen, oder das und das ist mir wichtig.... (und ganz sicher vermittele ich das ohne Druck) aber ich beiße da auf Granit.

Gerade weil wir Angehörigen ja oft zu hören bekommen, der Druck macht das Problem noch schlimmer, aber das kann doch nicht bedeuten, dass wir alles oder vieles hinnehmen möchten? Aber zu viel Druck oder Erwartungen höre ich oft, sind oft kontraproduktiv.
Vielleicht magst du ja noch ein wenig aus Deiner Sicht schildern, warum die Betroffenen es uns Angehörigen oft so schwer machen an "Euch" ranzukommen? Spielt da Angst in irgendeiner Form eine Rolle? Angst vor Nähe?



LG
SonnenStern85
Beiträge: 22
Registriert: 20. Sep 2016, 10:48

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von SonnenStern85 »

Das würde mich auch interessieren. Ich bin ja gerade in einer ähnlichen, machtlosen Position. Ich soll Entscheidungen ertragen und kann nichts tun, weil er gerade durchdreht.

ich nehme Abstand, um ihn nicht zu belasten und mich zu schützen.

Was braucht ein Betroffener? Wenn er keine Hilfe - von niemandem - annimmt.

Danke vorab!
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hlfe123 »

Liliacée hat geschrieben:
Hlfe123 hat geschrieben: Ende nächster Woche fängt meine Angehörigentherapie an. Vielleicht finde ich dann Lösungen.

Angehörigentherapie? Was ist das, wo gibt es das?
Mal sehen, was es genau ist... nächste Woche weiß ich mehr. Vielleicht Tipps im Umgang oder so. Tatsache ist, dass mir empfohlen wurde, etwas in der Richtung für mich selbst zu tun. Weil das Ganze einfach so unglaublich anstrengend ist und man nie weiß, ob nicht nach oder sogar an einem guten Tag alles ganz plötzlich wieder schlecht wird. Irgendetwas, das ihn triggert und in Sekunden von 0 auf 100 bringt... ich schreibe mehr, wenn ich mehr weiß.
Euch alles Gute
Hlfe123
Beiträge: 61
Registriert: 8. Aug 2015, 23:00

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hlfe123 »

P.S. geben tut es das hier in einem Therapiezentrum, wo auch Depressionen selbst behandelt werden
Hoffentlich
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Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo zusammen,
heute möchte ich mich noch einmal zur Thematik melden.
Also zuerst einmal kann ich wirklich nur für mich sprechen, obwohl ich nach jahrelanger Therapie bitter erfahren musste, dass alles, was ich dort äußere, offensichtlich"normale" Gefühle, Empfindungen und Ängste sind. Ich kann mich ziemlich gut selbst reflektieren , wenn ich normale Phasen habe. Ich analysiere dann sehr intensiv, was in mir vorgegangen ist. Das Ergebnis ist immer, dass ich nie verstehe, warum ich in diesem tiefen schwarzen Loch wirklich einfach gar nichts gefühlt habe - warum ich alles negativ gesehen habe - warum ich meinen Partner nicht ertragen konnte. Vor allem verstehe ich nicht, warum ich ihn immer wegschicken möchte oder ununterbrochen darüber nachdenke, wo ich mich verkriechen kann, um nicht in das verzweifelte Gesicht meines Partners sehen zu müssen. Warum ich dann der festen Überzeugung bin, dass er nicht verzweifelt ist, sondern stinksauer. Dass er ganz sicher überlegt, sich das alles nicht länger antun zu wollen. Ich weiß nur, dass ich wie ein Hund leide, wenn ich mich in unserer Wohnung in meinem Zimmer verkrieche, weil ich dringend Distanz brauche, dann wiederum ständig darüber nachdenke, warum er gar nichts sagt - mich alleine lässt. Er nimmt mich nur immer mal wieder ganz kurz in den Arm (höchstens einmal am Tag). Dabei habe ich ihn genau DARUM gebeten. Inzwischen weiß ich aber auch, dass ich irgendwann von ganz alleine wieder zu mir finde und auf meinen Partner zugehe, sobald es mir besser geht. Er weiß das wohl inzwischen. Ich glaube, dass er sich auch irgendwo Rat geholt hat. Er hat es gelernt, zu warten. Er hat es auch gelernt, mich mit Distanz zu unterstützen. Vor allem habe ich ihm irgendwann gesagt, dass er inzwischen eigentlich alles richtig macht. Dazu gehört auch, dass er weiß, wie sehr es mich eigentlich quält, wenn er während dieser Distanz sich ausschließlich um sich kümmert.
Aber das ist seine "Regel", die er aufgestellt hat. Er hält die Distanz, kümmert sich aber dabei um sich. Der Druck, der dabei bei mir entsteht, ist lächerlich gering gegen den Druck, den ich aufgrund der sonstigen schwarzen Gedanken, Gefühllosigkeit usw. aushalten muss.
So, erstmal fällt mir gerade nichts weiter ein.
Falls ich mich durch weitere Nachrichten von jemandem hier veranlasst sehe, werde ich mich sehr gerne wieder melden.
Aber bitte denkt daran - ES SIND NUR MEINE ERFAHRUNGEN.

Liebe Grüße
Hoffentlich
KateD
Beiträge: 17
Registriert: 13. Sep 2016, 18:10

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von KateD »

Hallo,

ich kann mich als Angehörige gleich mit zu Euch gesellen, denn was Ihr beschreibt, erlebe ich auch gerade ganz heftig, meine Geschichte habe ich hier auch im Forum aufgeschrieben.
Bei mir war es nur so, dass mein Mann nach 30 Jahre Beziehung/Ehe eine Trennung wollte weil er nichts mehr für mich empfindet, er es selbst nicht verstehen kann und ich erst mal Monate dachte, es wäre ein 'normales' Beziehungsaus, aber weil er sich so widersprüchlich verhalten hat und so furchtbar leidet, mit starker Gewichtsabnahme und ständigen Weinkrämpfen hab ich dann gedacht, dass es vielleicht Depressionen sein könnten, denn so verhält sich niemand, der 'verlässt' also jedenfalls nicht über diesen langem Zeitraum.

@Hoffentlich

was Du beschreibst findet genau so bei uns statt, er kann nicht mit und nicht ohne mich, er stößt mich weg und im nächsten Augenblick fleht er mich an, er kann nicht in meiner Nähe sein und geht kaputt wenn ich weg bin....
Es ist so furchtbar schlimm, man zweifelt an allem was war, schaut entgeistert in die Vergangenheit, wie lange doch schon alles kaputt sein soll und man hat es nicht gespürt, man wacht nachts erschrocken auf weil man Angst vor der Zukunft hat, Angst wie weit er es überhaupt noch schafft....

Ich hab auch so viele Fehler gemacht, weil ich a) die Situation verkannt habe, b) helfen wollte
und c) noch gar kein Wissen/Gespür habe, wie ich mich als Angehörige verhalten soll.
Durch dieses Forum und den guten Tipps und Erfahrungsaustausch hier im Forum hab ich doch einiges gelernt und hoffe, dass ich wenigstens meinem Mann das Gefühl geben kann, ich setz ihn nicht unter Druck und bin einfach nur da, ob er mich wahr nimmt oder nicht... was bleibt mir anderes übrig.... in der Hoffnung, dass dieser Alptraum nicht ewig dauert.

Mein Mann hat die Krankheit verweigert, glaubte bis vor kurzem nicht daran aber jetzt hat er es, denk ich doch eingesehen und nimmt (hoffentlich prof. Hilfe) an.

Das Unbegreifliche ist eben auch, man spricht nicht mehr mit der Person sondern nur noch mit der Krankheit.... einfach nicht zu fassen, alles ist so vertraut.... und doch so fremd und beängstigend

Davor hab ich auch Angst, dass es so sein könnte:
ela75 hat geschrieben:Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meinen Äußerungen und Gefühlen nicht zu ihm durchgedrungen bin, er nur auf sich schaut bzw. er sich davon nix annimmt bzw. sich davor abschottet. Aber verlieren möchte er mich auch nicht.

Ich denke es ist ähnlich wie bei dir! Er möchte dich warmhalten für alle (Not)fälle und keine Verbindlichkeiten eingehen, weil wir ihnen in irgendeiner Form Sicherheit oder Verständnis und Vertrauen bieten. Aber durch entfremden wir uns von ihnen immer weiter,da wir nicht oder immer weniger an sie rankommen.


@ Liliacee: darf ich fragen, wer von Euch beiden anruft, im Wechsel oder Du oder er?
also wenn er Dich immer anruft dann denk ich ist noch Hoffnung da und die Gefühlskälte vielleicht auch nur durch die Krankheit entstanden (?)
Liliacée hat geschrieben:Wir telefonieren täglich, wo er mir von seinen Sorgen und seinem Tag erzählt.
Es ist für uns Angehörige sehr hilfreich und wichtig, dass Ihr als Betroffene uns hier in diesem Forum Eure Erfahrungen mitteilt, ich habe in meinem Thread auch von, vor allem von einer Userin sehr viel gelernt und 'Hoffentlich' beschreibt auch dieses ganze Dilemma und (ich kann nur für mich sprechen)es hilft uns sehr, damit wir nicht noch extra schwerwiegende Fehler machen und das kleine Fünkchen Hoffnung was bleibt, zerstören.
Außerdem hoffe ich auch, dass Ihr als Betroffene, auch wenn Ihr momentan kaum Zugang zu euch zulassen könnt, ein wenig verstehen lernt, dass auch wir unter dieser Last unendlich zu tragen haben und unbeabsichtigt Euch weh tun weil wir helfen wollen/es nicht besser wissen und es oft nicht auszuhalten ist, diese Kälte und Veränderung erleben zu müssen. :cry:



Ich finde die Wochenenden sind die schlimmsten.... :cry:

Grüsse Kate,
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Kate,
ich glaube, dass niemandem seitens der Angehörigen weh getan wird. In meinen Augen sind die Betroffenen das Problem. Sie kommen mit sich nicht klar und brauchen irgendwie ein Ventil. Da liegt es offensichtlich leider nahe, dass es das trifft, was die Person am meisten umgibt - die Partnerschaft. :(
SonnenStern85
Beiträge: 22
Registriert: 20. Sep 2016, 10:48

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von SonnenStern85 »

Hallo Hoffentlich,

ich denke sogar, dass beide Seiten das Problem sind.
Der Kranke ist machtlos, genauso der Angehörige.

Wir sind bzw. waren beide in der Situation krank und angehörig zu sein. Wir stecken ja noch mitten drin, während sich unser Zuhause jetzt auflöst.

Ich lese oder höre mir immer gern bei Seiten an, weil ich aus allem was für mich ziehe.

Und ja, man lässt es immer am Partner aus :(
Liliacée
Beiträge: 4
Registriert: 16. Sep 2016, 10:56

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Liliacée »

Ihr Lieben,

ich danke euch für eure Offenheit und eure persönlichen Erfahrungen! Auch wenn mich das in meinem Gefühl bestärkt, dass ein langer und schwieriger Weg auf mich zukommen wird, macht es mir doch Hoffnung.

Es ist auch sehr schön von einem Betroffenen zu hören, was da in einem vorgeht. Danke @Hoffentlich! So kann ich ein paar Dinge wenigstens einordnen, z.B. dass er mich nicht sehen will. Dass er meine Nähe nicht erträgt, das hat er so in etwa auch gesagt. Ich suche nach Lösungen, aber langsam fange ich an zu verstehen, dass vor allem Geduld die Lösung ist... Purer Aktionismus bringt ja rein gar nichts.

Ja ich versuche mich nicht zu verkriechen und treffe Freunde, fahre jedes Wochenende weg... Habe den Vorteil dass ich das sehr spontan tun kann und mich meine Freunde sehr unterstützen,ohne die würde ich das gar nicht schaffen. Trotzdem bleibt diese Grundtraurigkeit, ich vermisse ihn so sehr... :cry: In unserer Wohnung halte ich es (noch) nicht lange alleine aus.

@KateD: Wir rufen uns gegenseitig an, manchmal er, meistens ich... Wobei er meistens sagt dass es schön ist dass ich anrufe... Also mache ich es weiterhin. Ich will ja auch wissen wie es ihm geht, wie die Therapie voran schreitet usw. Manchmal ist er kurz angebunden, aber ich meine zu merken dass er sich trotzdem irgendwie freut (wenn man das so sagen kann...) wenn ich mich melde. Es sind auch nur kurze Gespräche von 10-15 Minuten, aber die sind mir soooo wichtig...

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!
Rosalia
Beiträge: 14
Registriert: 2. Okt 2016, 17:44

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Rosalia »

Hallo!
Ich schreibe heute hier zum ersten Mal.
Habe deinen Beitrag gelesen und mich angemeldet.
Ich kenne das auch, die Reha ist seit kurzem vorbei und wie es weiter geht ist noch unklar. Aber weißt du, was ich nicht will? Ich will nicht, dass mein Partner eine Entscheidung bezüglich unserer Ehe trifft, solange die akute Depression anhält. Denn ich will das er entscheidet was er will und nicht die Erkrankung. Was die will weiß ich, aber was er will, wird er erst wissen, wenn es ihm besser geht. Und derzeit ist es mein Hoffnung, daß ich die Ungewissheit so lange tragen kann...
Würde mich über weiteren Austausch sehr freuen!
Gruß Rosalia
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Rosalia,
ich denke, du hast die richtige Entscheidung getroffen, wenn du IHN entscheiden lassen willst und NICHT die Krankheit. Mein Partner sagt immer, wenn ich ihn während einer depressiven Phase wegschicken will, dass er sofort geht, wenn ich es ihm sage, sobald ich wieder "normal" denke und fühle. Niemals würde mir dann in den Kopf kommen, dass er gehen soll. Sobald es mir aber nicht gut geht, schalte ich sofort mein Gedankenkarussell an und spiele die Melodie: "Ich fühle nichts für dich, ich ertrage deine Nähe nicht, ich ertrage mich nicht, ich bin nicht gut für dich ...

L. G.
Hoffentlich
Rosalia
Beiträge: 14
Registriert: 2. Okt 2016, 17:44

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Rosalia »

Hallo Hoffentlich!
Danke für deine Rückmeldung. Mein Mann kann benennen, dass er, wenn ich ihn jetzt zu einer Entscheidung zwingen würde, gehen würde. Aber er weiß eben nicht, was ist, wenn es besser wird. So einfach ist es auch nicht mit trennen. Wir haben 2 kleine Kinder Kita und Grundschule und ich arbeite Vollzeit in schichten. Das war unsere gemeinsame Entscheidung, vor der Erkrankung, aber ohne ihn geht es nicht. Ich sehe was er leistet, denn er bekommt das mit den Kindern gut hin, auch wenn es schwer für ihn ist.
Ich muss mich nun gedulden, bis die Depression ihn soweit los lässt, dass er weiß was er fühlt und wie er zu mir steht...
Gruß Rosalia
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Rosalia,
so ist das bei mir tatsächlich auch. Wenn ich in einer depressiven Phase stecke, würde ich selbst mich sofort trennen, habe allerdings nicht die Kraft, mir zu überlegen, wohin ich gehen sollte oder gar irgendwas in die Wege zu leiten. Wenn da jemand kommen und mir Hilfe anbieten würde - ich würde das durchziehen. Zum Glück weiß mein nahes Umfeld (Familie) über meine Krankheit und den dann bestehenden Drang, alles wegzuwerfen, Bescheid. Niemand würde mir bei einem solchen Schritt helfen, weil alle wissen, dass es nicht meine Entscheidung ist, sondern dass ich gerade einfach nur den Druck loswerden will, der auf mir lastet, weil ich permanent darüber nachdenke, dass alles besser ist als irgendetwas um mich herum wahrnehmen zu müssen. Die Konsequenzen, wenn ich auch nur den kleinsten Schritt in Richtung Trennung unternehmen würde, könnte ich erst wahrnehmen, wenn es mir wieder gut geht. Gerade geht es mir irgendwie halbwegs gut, und es ist eine furchtbare Vorstellung, meinen Partner zu verlieren.
Aber da ich mich schon wieder seit geraumer Zeit in diesem Forum aufhalte, braut sich offensichtlich schon wieder etwas zusammen. Ich versuche es aufzuhalten und lese deshalb mehr im Angehörigenforum - glaube ich. Vor zwei Tagen hat mich meine Tochter gefragt, ob es mir nicht gut gehen würde, weil ich so ernst wäre. Außerdem würde ihr aufgefallen sein, dass ich ständig abwesend sei. Sie meinte, dass ich immer so wäre, wenn mein Zustand sich zu verschlechtern droht. Ich weiß es nicht.

Jedenfalls tun mir alle Partner von Menschen mit Depression einfach sehr leid, weil sie nicht verstehen können und sich trotzdem unglaublich viel Mühe geben, um das alles irgendwie auszuhalten.

Sorry - hatte wohl einen schlechten Tag.

L. G.
Hoffentlich
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Hoffentlich,

Ich finde den Austausch hier ungeheuer wichtig. Wir Angehörigen durchleben nachdem was ich hier lese, alle ähnliche Geschichten. Von Betroffenen zu erfahren, wie es euch wirklich geht ist eine enorme Bereicherung und macht uns Mut, entweder nicht alles selbst hinzuwerfen oder euch wie du sagst nicht dabei zu unterstützen alles wegzuschmeißen wenn ihr gerade in einer schlechten Phase seid.

Leider habe ich das erst zu spät verstanden und habe meinen Partner auch mitten in einer depressiven Phase gedrängt Entscheidungen zu treffen, sich "aufzuraffen" etc. Ich glaube dieses Forum ist für uns alle eine große Stütze. Der anonyme Austausch ist oft leichter als das Gespräch mit dem eigenen Partner...

Bei uns sind offene Gespräche erst möglich, seit wir vor dem absoluten Trümmerhaufen unserer Beziehung stehen und er auch finanziell keinen Ausweg mehr gesehen hat... Ich hoffe, anderen bleibt das erspart, wenn sie sich hier rechtzeitig informieren...
Rosalia
Beiträge: 14
Registriert: 2. Okt 2016, 17:44

Re: Depression des Partners - Plötzlich vor dem Beziehungsau

Beitrag von Rosalia »

Hallo Hoffentlich!
Dann hab ich ja anscheinend aus dem Bauch heraus richtig gehandelt. Gut zu wissen, danke!
Es ist schon als Angehöriger schwierig, aber mit euch möchte ich nicht tauschen. Und im Vergleich zu manchem was ich hier lese, schafft mein Mann echt viel!
Das macht mir Hoffnung!
Dir alles Gute und starke Angehörige!
Gruß Rosalia
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