Schwieriger Umgang mit Anderen

Eva2
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Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Eva2 »

Hallo zusammen, erst mal vielen Dank für die Aufnahme in dieses Forum und die Möglichkeit sich hier austauschen zu können.

Und damit wäre ich eigentlich schon beim Thema, das mir momentan etwas zu schaffen macht. Ich habe das Gefühl, dass eine Depression für Außenstehende einfach zu schwierig ist. Mir geht es da auch mit Menschen so, die selbst davon betroffen sind oder beruflich damit zu tun haben. Schlichtweg also alle denen man im Leben so begegnet. Es ist als würde man eine andere Sprache sprechen.

Ich versuche auch so einiges, damit man mich versteht, lande jedoch immer in der Sackgasse. Es ist nicht mal so, dass die Menschen es nicht wollen, ich glaube sie können einfach nicht. Mich macht das manchmal traurig, manchmal wütend und manchmal ist es mir auch egal. Aber ich merke ohne ein gleiches Verständnis von bestimmten Dingen ist ein Miteinander einfach nicht möglich.

Wie soll man damit umgehen wenn man schlicht auf einem "anderen Planeten" wohnt?
Brummi59
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Brummi59 »

Herzlich willkommen Eva :hello:

ich habe es aufgegeben mich zu erklären. Meine früheren (vor der Diagnose) depressiven Schübe habe ich als überarbeitet abgestempelt. Erst als es gar nicht mehr aufwärts ging, bin ich zum Arzt.
Mittlerweile lebe ich in einer fast totalen Isolation. Muß also kaum noch Fragen beantworten. Am Anfang habe ich immer geagt, gehe 12 Stunden schaffen und laufe dann einen Marathon. Dann kannst Du Dir ungefähr vorstellen, wie kaputt ich tagtäglich von der kleinsten Anstrengung bin.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
Botus
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Botus »

Ich habe gute Erfahrungen mit Umgebungswechseln gemacht. Oft ist es ja so, dass man immer mit der gleichen Art Menschen zu tun hat. Wenn man einfachste Sachen nicht vermitteln kann, ist es möglich, dass das Verstehen mit einer anderen Art Menschen besser klappt oder man sich sogar blind versteht. So ist das bei mir.

Ob das bei Dir ebenfalls so ist, kannst Du ja vorab prüfen.

Wenn Deine Umgebung es für möglich hält, dass sie Dich nicht versteht, es aber anderen auf anhieb gelingt, ist Deine Umgebung OK. Sie ist in der Lage, an ihren Fähigkeiten, andere Menschen zu verstehen, zu zweifeln.

Aber wenn es Leute mit überirdischem Selbstvertrauen sind, die es für ausgeschlossen halten, dass andere Dich auf anhieb verstehen, wenn ihnen das gar nicht gelingt, würde ich es mal in einer anderen Umgebung probieren.

Liebe Grüße vom Dobi
Tink
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Tink »

Hey Eva,
Was mir nicht ganz klar wird bist du depressiv u deine Außenwelt versteht dich nicht oder versteht du depressive in deiner Umgebung nicht?
Der unterschiedlichen Sprache da kann ich dir nur zustimmen.
Mir hat das mal jmd so erklärt das man als depressiver den Beziehung steil (watzlawik die vier Ohren) extremes über zu bewerten u ich finde es stimmt.
Jmd der die Nachricht "normal" auf alle vier Kanäle entschlüsselt, kann somit eine eventuelle beleidigte oder wütende Reaktion nicht nachvollziehen...
Gruß Tink
Margery
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Margery »

Hallo Eva,

lese hier selbst seit Jahren, zur Zeit wieder verstärkt.

Spontan fällt mir dazu Folgendes ein: Vor Jahren hatte ich einen guten Bekannten, der irgendwann mal zu Besuch war und meinte, seit Wochen hätte er schwerste Depression und wäre auf der Suche nach einem guten Therapeuten. Er hatte mir vorher mal erzählt, dass er eine Zeit gehabt hatte, in der er drei Tage lang überlegt hätte, ob....ihr wißt schon ;-) und dass ihm diese Zeit viel gebracht hätte übrigends auch!

Auf jeden Fall hatte er wieder Depressionen und ich habe damals noch funktionierend gedacht "das sollen Depression sein, der redet ganz normal, ist ganz normal lebendig, sieht ganz normal aus" ... so in etwa.

Später, als ich zusammengeklappt war, haben wir und noch mal wieder getroffen und ich habe ihm erzählt, dass ich mir meine Welt erst mal wieder zusammen holen müsse, damit es besser gehen würde. Er ist zusammengezuckt und ich glaube, er wußte, in etwa, was ich damit meine. - Bei ihm hatte ich das Gefühl, er weiß, wo von ich spreche. Also einer, der selbst betroffen gewesen war. - Am ehesten werden wohl nur selbst Betroffene ähnliche Assoziation haben. Viel miteinander zu reden und Nachfragen zu stellen wie was gemeint sei, kann natürlich helfen, sich besser verständlich zu machen.

... und dann hängt es wesentlich auch davon ab, inwieweit andere überhaupt von ihrer eigenen Persönlichkeit her in der Lage sind, sich in andere hineinzuversetzen, egal, ob sie was vom Fach (Psychologie, Sozialarbeit) studiert bzw. auswendig gelernt haben oder nicht. - Für mich sind es immer zwei ganz verschiedene Dinge, ob jemand schön Inhalte herunterrattern kann oder ob er diese auch in der jeweiligen Situation mit Inhalt füllen kann. ... auch nur Worte meinerseits, kann mich gerade nicht besser ausdrücken. ;-)

Tja, bei anderen habe ich es gar nicht so genau versucht und wenn ich doch was erzählen wollte, wie z.B. dass es allmählich besser gehen würde, dann bin ich sofort abgewürgt worden mit "selbst rausholen", ohne heraus geholt werden zu wollen! Dieses Beispiel war mit einer Borderleinerin, selbst auch im sozialen Bereich tätig. - In ihrem Fall war es wohl ganz klar ihre Angst vor den eigenen Gefühlen.
Zuletzt geändert von Margery am 22. Sep 2016, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.
Eva2
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Eva2 »

Erst mal danke für eure Antworten.

@ Brummi. Wie geht es dir mit der Isolation? Auf der einen Seite hat man da sicher seine Ruhe, aber ich hätte Angst zu vereinsamen.

@ Dobermann. Ich bin (leider?) ein sehr verwurzelter Mensch und fühle mich in neuer Umgebung erst mal nicht wohl. Auch glaube ich dass ein weg gehen so etwas ist wie aufgeben, weg rennen. Ich möchte nicht immer auf der Flucht sein. Wenn man das so nennen kann in dem Fall. Deinen Tipp habe ich leider nicht ganz verstanden. Du meinst wenn mein Umfeld denkt ich wäre prinzipiell "nicht mehr zu retten" dann sollte man gehen? Dann wäre ich deiner Meinung. Und ich gebe zu manche scheinen das zu glauben.

@ Tink. Ich meinte dass mein Umfeld mich mit meiner Depression nicht verstehen kann. Ich habe mich wohl so ausgedrückt weil in meinem Umfeld auch andere Erkrankte sind, die mich auch manchmal nicht verstehen. Dass mit der Überempfindlichkeit kann ich teilweise bestätigen. Für mich stellt es sich so dar, dass ich schneller reagiere und über vieles nicht mehr hinweg sehen kann. Im gesunden Zustand würde ich damit vielleicht nur anders umgehen, aber es wäre dennoch das gleiche. Schwer zu erklären.
Eva2
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Eva2 »

Danke Margery, dein Beitrag spricht mich irgendwie sehr an. Ich glaube ich pauschalisiere gerade alles sehr ohne die einzelnen Personen dahinter zu sehen. Vielleicht muss ich für mich selbst entscheiden, ob ich möchte dass xy mich jetzt versteht oder nicht.
Margery
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Margery »

Hi Eva,

habe es immer so umschrieben, wenn ich dann doch was erzählt habe, dass bei einer Depression alles direkt auf einen einprasselt, die Abwehrkräfte fehlen. Ich konnte auch überhaupt nicht mehr schnell reagieren, um vielleicht noch etwas "scherzhaft umzulenken", war nur erstarrt.
Botus
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Botus »

Eva, ich meinte, dass das eigene Umfeld nicht die ganze Welt ist, sondern nur ein Umfeld unter Millionen anderen.

Bevor man sich selbst aufgibt (oder sich dazu erklären lässt) nur weil ein einziges Umfeld das so sieht, finde ich es ratsam, vorher noch andere auszuprobieren. Das müssen ja nicht zwingend schlechtere sein.

Wenn ich meine Umgebung in Richtung Ähnlicher wechsle (die mich besser verstehen) oder in Richtung Gleicher (mit denen man sich blind versteht), ist das aus meiner Sicht kein Weglaufen, denn ich verlasse ja lediglich ein Umfeld unter Millionen anderen.

Wenn ich meine Interessen vertreten möchte, muss ich das so sehen. Wenn ich es so sehe, dass dieses eine Umfeld das Maß aller Dinge ist, vertrete ich ja deren Interessen.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 22. Sep 2016, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
Margery
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Margery »

Mir hat das mal jmd so erklärt das man als depressiver den Beziehung steil (watzlawik die vier Ohren) extremes über zu bewerten u ich finde es stimmt.
Jmd der die Nachricht "normal" auf alle vier Kanäle entschlüsselt, kann somit eine eventuelle beleidigte oder wütende Reaktion nicht nachvollziehen...
Gruß Tink[/quote]


Hi Tink,

Hatte eine Freundin, die zu der Zeit einen Dr. in Psychologie gemacht hat. - Als ich genervt war, dass sie sich immer nur melden würde, wenn was war, ich an ihrem Leben teilnehmen sollte, sie aber nie mal zwischendurch angerufen hat (wir wohnten in verschiedenen Städten), bin ich mit dem Spruch "ich habe nicht so ein negatives Gedächtnis wie du" abgewürgt worden, also in etwa "du bist krank, du kannst/ sollst mich nicht kritisieren". - Bitte mach sowas nicht mit Depressiven, denn ihre Kritik kann auch schon mal stimmen, war nicht die einzige gewesen, der das aufgefallen war.
Zuletzt geändert von Margery am 22. Sep 2016, 23:14, insgesamt 1-mal geändert.
Margery
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Margery »

[quote="Dobermann"]Ich habe gute Erfahrungen mit Umgebungswechseln gemacht. Oft ist es ja so, dass man immer mit der gleichen Art Menschen zu tun hat. Wenn man einfachste Sachen nicht vermitteln kann, ist es möglich, dass das Verstehen mit einer anderen Art Menschen besser klappt oder man sich sogar blind versteht. So ist das bei mir.

Hallo Dobi,

ja klar, man sucht sich doch den Typ aus, wenn man auswählen kann, der am ehesten paßt.

Aber wenn du depressiv bist, ist es kaum noch bis unmöglich, selbst noch suchen zu können, das ist das Schlimme an Depressionen! Es muß erst mal besser gehen bzw. es muß noch Kraft dazu da sein.

An blindes Verständnis glaube ich übrigends nicht.
Botus
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Botus »

Ich betreibe das zur Zeit auch nur sehr mäßig, sprich im Alltag. Mir bringen bereits unbedeutende Begegnungen viel, weil die Reaktionen auf mich und auch die Dialoge einfach total anders sind. Im Grunde ist dann alles wie früher, und das genieße ich.

Ich bin dankbar, dass Du das mit der Freundin erwähntest. Bei mir ist es auch so, dass ich angefordert werde, um am Leben anderer teil zu nehmen, aber die würden sich nicht mal einen Millimeter bewegen. (Hab` das mal gekürzt)

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 23. Sep 2016, 06:39, insgesamt 1-mal geändert.
Margery
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Margery »

Hallo Dobi,

eigentlich würde ich gerne noch was schreiben, bin jetzt aber zu müde, kann nicht mehr klar formulieren.

Nur der Rückzug aus allen menschlichen Kontakten ist ja auch keine gute Lösung ;-), ... bloß es muß eben dann doch halbwegs passen. ;-)
Katerle
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Katerle »

@ Eva

Herzlich Willkommen hier und einen guten Austausch.
Da sprichst du was ganz Wesentliches an. Es ist wirklich so, dass eine Depression für Aussenstehende manchmal zu schwierig ist und man leider auch auf Unverständnis stößt. Kann da deine Gefühle dabei auch nachvollziehen.

Ich habe in der Hinsicht unterschiedliche Erfahrungen machen können. Für Betroffene ist es jedenfalls wenig hilfreich, wenn bei anderen Vorurteile bestehen oder nur Vorwürfe kommen, wenn du versuchst, dich zu öffnen. Bei solchen Leuten habe ich mich zu erklären, aufgegeben und mich nur mit Menschen abgegeben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. (Ganz am Anfang, als ich krank wurde, fühlte ich mich sehr allein damit)...

Alles Gute,
Katerle
Botus
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Botus »

Ich habe oft den Eindruck, als käme es manchen sehr gelegen. Wenn fest steht, dass jemand anders dieses und jenes hat, können sie sich mit dem Betreffenden vergleichen und zu dem erleichternden Schluß gelangen, dass es bei ihnen vergleichsweise ja viel besser liefe. Aus Begegnungen dieser Art gehe ich geschwächt heraus und mein Gegenüber geht gestärkt heraus.

Dass Umgebungswechsel bei mir eine positive Sofortwirkung haben, liegt ganz simpel daran, dass sich woanders Dialoge mit Gesprächsanteilen 50:50 ergeben. Auch das gegenseitige Anschauen verläuft 50:50. Die Anteile sind gleich. Dadurch wirkt es auf mich so, als befände ich mich unter Gleichen.

Je mehr ich in das Private gehe, desto mehr verändert sich das. Dort wird allgemein eher wenig gesprochen. Man nimmt lieber auf, was andere tun und sagen, bildet seine eigenen Dialoganteile hauptsächlich in Mimik und Körpersprache ab. Auch das Anschauen anderer ist dort eher eine Art Beobachten.
Brummi59
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Brummi59 »

Eva2 hat geschrieben: @ Brummi. Wie geht es dir mit der Isolation? Auf der einen Seite hat man da sicher seine Ruhe, aber ich hätte Angst zu vereinsamen.
So schlimm ist es für mich nicht. Ich war Fernfahrer aus Leidenschaft und wochenlang allein unterwegs.
Jetzt fühle ich mich unter Menschen unwohl. Ich gehöre iwi nicht dazu.
Als ich vor einem Jahr bei meiner kleinen Schwester zur Hochzeit war, haben sich die 4 Geschwister nach Jahren zum ersten Mal gesehen. Drei waren den ganzen Abend zusammen und haben gefeiert. Ich saß allein am Tisch und bin 23 Uhr ins Hotel.
Außerdem möchte ich mich, in meinem jetzigen "Zustand", niemandem zumuten ;-)
Liebe Grüße
Dieter

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Eva2
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Eva2 »

Hallo zusammen ich war gestern auf einer Feier, auf die ich überhaupt nicht gerne gehen wollte, wegen der Anstrengung. Das hat mir im Vorfeld schon so richtig quer im Magen gelegen. Einfach weil ich das Gefühl hatte ich muss mich jetzt zum Wohle anderer auf diese Feier schleppen und für mich würden sie dasselbe nicht tun. Irgendwann habe ich dann rausgefunden, dass die besagten anderen ebenso wenig Lust oder sagen wir besser Energie hatten zu feiern und sich ebenfalls zum Wohle der anderen dahin schleppten. Irgendwie fand ich dass dann zum schießen komisch - ausnahmsweise mal. Da hab ich mich in meinen Gedanke bestätigt gefühlt. Jeder (auch ich) fährt nur seinen eigenen Film und merkt gar nicht was drum herum passiert.

@Dobi. Jetzt verstehe ich besser was du meinst. Ich habe nur manchmal das Gefühl egal wie man sich dreht und wendet, da ist keine passende Umgebung. Das mag Teil der Krankheit sein. Doch oft glaube ich nur, dass die Depression einen vielleicht empfindlicher oder besser gesagt empfänglicher macht. Wäre man gesund wäre das Problem zwar das gleiche, aber man bräuchte länger um zu begreifen.
Und deinem anderen Beitrag kann ich zustimmen. Ich habe auch oft das Gefühl, dass manche Menschen ihre eigenen Probleme über die Probleme der anderen behandeln. Ganz klassisch finde ich hierbei übrigens das gesellschaftlich gern genutzt „uns geht’s doch gut, in Afrika hungern sie“. Wenn man es genau betrachtet ist das eine absolute Respektlosigkeit.

@Katerle. Danke für deinen Beitrag. So geht es mir momentan. Selbst für mich absolut glasklare Geschichten nehmen oft einen anderen Verlauf als ich es dachte und das reißt einem jedes Mal den Boden unter den Füßen weg, als ob die Welt zusammen bricht. Das nervt.

@Dieter. Sorry dass ich dich mit Brummi angesprochen habe. Habe irgendwie überlesen dass dein Name ja da steht. Wenn ich deinen Beitrag lese kann ich verstehen, dass du lieber alleine bist. Ich finde es unmöglich, dass keiner deiner Familie auch nur versucht sich mit dir auseinanderzusetzen und dir zu helfen. Auch wenn es schwierig ist. In meinem Fall muss ich sagen, dass der Großteil der Familie im Haus wohnt und man sich deshalb auch sieht. Wäre das nicht der Fall würde ich wahrscheinlich auch nur an Geburtstagen Kontakt haben.
Botus
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Botus »

Hallo Eva,

mein Problem ist, dass ich anders bin. Ich bin sozusagen komisch. Das muss man sich selbst auch mal eingestehen können. Ich habe das gelernt.

Ein typisches Beispiel: Würde ich 365 Tage im Jahr rund um die Uhr allein sein, hätte ich das Gefühl, dass es keine Menschen in meinem Leben gibt. Die anderen besitzen die Fähigkeit, Freunde zu haben, Beziehungen zu haben, Familie zu haben, ohne jemals irgendeinen Menschen zu treffen. Sie nehmen einfach ein Gerät in die Hand und da ist alles drin.

Ich dachte eine Weile, dass das ja ziemlich krank wäre. Aber eine breite Mehrheit antwortet, dass das so richtig sei und sie bringen mir den Beweis dafür: Sie sagen mir: "Guck mal, alle sind so. Der einzige, der hier komisch ist, bist Du". Nach dem hundertsten mal hat man das dann begriffen.

So ist es auch in anderen Bereichen, bis hin zum Beruflichen oder dem Finanziellen. Auch da bin ich der Komische. Die Frage, ob es gut läuft oder nicht, entscheiden die anderen danach, ob es bei ihnen so ist wie bei "allen". Wenn dies der Fall ist, haben sie es geschafft. Das eigentlich Wesentliche scheint eher egal zu sein.

Der Grund, dass ich Kontakte reduziere und schon viele abgebrochen habe, ist, dass ich gegen dieses ominöse "alle" einfach keine Chance habe. Es macht keinen Sinn, mit jemandem einen Dialog unter vier Augen zu führen, wenn ich eine Einzelperson bin und mein Gegenüber meint, er wäre "alle" und alles, was er meint, würde von "allen" so gesehen. Das bedeutet: Mein Gegenüber hat automatisch immer recht. Wenn mir jemand etwas sagt, kommt immer der Satz hinterher "der oder die sagt das auch" oder "die sagen das auch". Ich finde das Quatsch, denn es geht doch gar nicht darum, wer recht hat. Es geht auch nicht darum, wer die meisten Bestätiger hat.

Insofern finde ich es allein (ohne diese Dialoge...) zur Zeit besser. Es ist nicht schön, aber immer noch besser als das. Den Rest, den ich geschrieben habe, streiche ich mal, weil das Problem auch ohne weitere Beispiele klar ist und um niemanden unnötig zu langweilen.

Liebe Grüße vom Dobi
Brummi59
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Brummi59 »

Hallo Eva,

Dieter oder Brummi ist egal. Brummi ist der Spitzname. Der LKW war für meine Kids der Brummi und später war ich es auch ;-)
Es hat sich in den letzten 9 Monaten gezeigt, was sogenannte Freunde wert sind. Solange ich helfen konnte, war ich der, für immer alles Gute.
Jetzt, wo ich mal Hilfe brauchte, gab es nicht einen Einzigen, der mir mal etwas gefahren hätte. Bei meinen Medis fasse ich kein Lenkrad an. Ich hab dann auf speziellen Facebookseiten, Hilfe von fremden Menschen gefunden.
Ergo verzichte ich auf Freundschaften. Dann bin ich auch Niemandem Rechenschaft schuldig.
Klar ist die Einsamkeit manchmal erdrückend. Vielleicht kommt auch nochmal eine Frau in mein Leben. Aber das ist mir z.Zt. auch alles völlig egal.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
Cynthia
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Cynthia »

Hallo Brummi,

hat Dir keiner den Schrank gefahren? Cynthia
Eva2
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Eva2 »

@Dobi.

Also ich finde Menschen die aus der Masse heraus stechen super. Wenn die dann noch mit sich und ihrem Leben zufrieden sind, krieg ich mich vor Bewunderung gar nicht mehr ein. Was ich damit sagen will ist, dass ich dich wahrscheinlich nicht als komisch empfinden würde. Komisch finde ich viel mehr diesen Einheitsbrei. Und du hast mir mit deinem Beitrag irgendwie ein bisschen die Augen geöffnet. Der Vergleich, dass man nicht mit einem Individuum, sondern mit Herr/Frau Alle spricht, ist der Oberknaller. So fühle ich mich nämlich oft wenn ich mit meinem Therapeuten spreche. Heute morgen hatten wir gerade wieder das Thema. Für ihn ist die Realität die wir haben gut so und ich bin zu pessimistisch. Ich würde nur das Negative sehen. Was nicht stimmt. Ich habe in meinen Augen das ganze Bild im Blick und wenn ich dann auf etwas hinweise (was mich stört oder in meinen Augen nicht richtig läuft) bin ich arrogant oder was weiß ich nicht noch alles. Er erwartet quasi von mir die Realität nicht nur zu akzeptieren, sondern sie auch wie alle (er gehört leider auch in diesen kollektiven Einheitsbrei) zu akzeptieren, also gut zu heißen. Sonst werde ich wohl nicht mehr gesund. Und das geht einfach nicht. Denn niemand von diesem „Alle“ würde es gut heißen, wenn sie denn in der Lage wären zu verstehen was hier abgeht.

Ein Beispiel. „Alle“ und ich sind an einem wunderschönen Strand, wunderschöne Insel, wunderschöner Sonnenuntergang, alles tipptopp. Ich bemerke im Sand zwei Rollstuhlfahrer. Einer auf der linken Seite und einer auf der rechten. Sie kommen natürlich nicht alleine über den Sand. Sie haben also im Gegensatz zu „Alle“ und mir ein Defizit.
So wenn ich diese Beispiel nun auf mein Leben umwälze, wäre mir klar ich kann den Rollstuhlfahrern nicht alleine helfen und schon gar nicht beiden auf einmal. Ich würde mich darüber aufregen, dass die zwei überhaupt im Rollstuhl sitzen müssen. Ich würde mich darüber aufregen, dass bevor die beiden an den Strand gekommen sind, keiner darüber nachgedacht hat, wie die zwei auch auf dem Strand sein können. Dann würde ich mich darüber aufregen, dass niemand den beiden hilft. Im besten Falle würde ich dann ein paar Leute ansprechen mir zu helfen, zumindest einem Rollstuhlfahrer (nur welcher zuerst?) zu helfen und mich dann darüber aufregen, das sich nicht genug bereit erklären zu helfen.
So und bei all dem Stress kann ich natürlich den Strand und den Sonnenuntergang nicht so richtig mitbekommen (Depression). Und jetzt kommt Herr/Frau Alle (mein Therapeut) und fragt mich warum ich mich über alle (untätigen Deppen) eigentlich aufrege und nur das negative (die Rollstuhlfahrer) sehe, es ist doch so schön (Strand, Sonne, …).
Und wenn es ganz böse kommt, bin ich auch mal selbst der Rollstuhlfahrer. Weißt du was ich meine? Ich werde NIE „Alle“ sein. Denn dann würde ich mich zurück entwickeln. Wenn das hochnäsig auf andere wirken mag bitte, aber das ist es nicht.
Und ich schreibe mich grade in Rage, weil mich das wieder aufregt wie sonst noch was. Ein Therapeut sollte dafür da sein, dass man seinen Platz im Leben findet und nicht wieder in der grauen Masse verschwindet.

Klar ist man dann lieber allein, weil es einen ermüdet solche sinnlosen Diskussionen zu führen. Aber an der krank machenden Situation (in meinem Beispiel die Sache mit den Rollstuhlfahrern) ändert das nichts. Wenn ich mich am Strand von den anderen abwende ändert das nichts, außer dass ich mir deren Gequatsche nicht antun muss.

@ Brummi. Ok dann Brummi. Den Namen finde ich schon sehr süß.

So eine Erfahrung mit „Freunden“ musste ich auch machen. Ich habe ein für mich wichtiges Projekt ins Leben gerufen und meine Facebookfreunde einfach mal gebeten ein Teil zu sein oder das Projekt auch nur zu teilen. Nichts. Mein Therapeut hat mir heute vorgebetet, dass bei solchen Geschichten nur 10-20% überhaupt halbwegs Notiz nehmen und letzten Endes hilfreich ist nur 1%. Das kommt aus irgendwelchen Studien und ich muss sagen er hat recht. Genauso hat es sich verhalten. Das hat mich schwer schockiert, denn ich für meinen Teil helfe auch wenn ich kann. Vor allem dann wenn es nur so ne simple Sache wie ein Like oder ähnliches ist. Und warum sollte es im „realen Leben“ anders sein als im virtuellen. Da finde ich Dobis Vergleich echt klasse. Dieses „Alle“. Für mich eine graue Masse von der nichts zu erwarten ist. Und zwischen drin, durch viel Druck entstehen ein paar Diamanten auf die man sich verlassen kann. Du bist eben so einer und deine „Freunde“ eben nur graues Pappmasche. Das macht es für den Moment zwar nicht besser, aber von einer grauen Masse kann man halt nichts erwarten.
Brummi59
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Brummi59 »

Cynthia hat geschrieben:Hallo Brummi,

hat Dir keiner den Schrank gefahren? Cynthia
Ich habe einige Sachen von meinem LKW-Zubehör verkauft. Der Käufer hatte einen Transporter. Er hat die Schrankwand zu mir gebracht und ich ihm dafür eine Kaffeemaschine und einen Konverter für den LKW geschenkt :-)

@Eva

Sich aus der grauen Masse absondern, sehe ich so wie ein Sprichwort, es sagt.

Nur wer gegen den Strom schwimmt, kommt an die Quelle.

So habe ich mein bisheriges Leben gelebt. Wenn ich hinterfrage, ist aber ein Großteil davon, nur eine Flucht vor mir selbst. Außerdem ist es äußerst anstrengend, schnell frustrierend und führt eben auch zu (meiner) Einsamkeit. Wie schon geschrieben, gehöre ich nicht dazu.
Ist das gut so oder ist es Schade?
Liebe Grüße
Dieter

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malu60
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Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von malu60 »

Hallo Zusammen;hallo Eva :hello:
meine Freundin und ich haben festgestellt,dass wir mit "allerwelts- Menschen" meist garnicht viel in Kontakt sind.Wir nennen uns Freunde der "Besonderen-Menschen".Klingt vielleicht überheblich,ist aber nicht so gemeint.So wie ich seit Jahrzehnten das "Wort -man" nicht mehr gebrauche,interessieren mich hauptsächlich echte Menschen.Meist sind es solche,die viel durchlebt haben und nicht immer nur den einfachen Weg gehen konnten.Gerade wer Ecken und Kanten hat,wird sich hinter "Alle sagen das " nicht verstecken müssen. ;)

Wir tauschen Erfahrungen aus,hören zu und staunen ,bezw lernen und interessieren uns für eigenwillige Menschen.GUT IST ;DASS WIR DA GLEICH TICKEN :oops: Wir lästern auch schonmal oder beschweren uns,wenn es zu schwierigen Verhaltensweisen kommt,die wir nicht verstehen oder akzeptieren können.Manches Verhalten bleibt auch ein Rätsel.

Ich versteh ja oft mein eigenes Verhalten nicht.Meist lachen wir dann und zum Schluß kommt:
wir kommen eben immer wieder an "besondere Menschen",weil wir auch Besonders sind,wie jedes Individium.Wir tauschen uns übrigens nur darüber aus,das hat jeder für sich erlebt,sie lebt 40km weg von mir.Früher hieß es wir hätten immer "komische Typen".
Das ging uns schwer auf den Senkel und war so eine Abwertung.Also für mich klingt es treffend,besondere Menschen!!!

Zum Therpeuten auch noch ein Wort.

Er nennt mich Pipi-Langstrumpf,ich mache mir die Welt,wie sie mir gefällt :oops: :roll:
.
Unser Ziel geht Richtung Anika,die Angepaßtere.Neulich,ich war sehr angespannt und
unglücklich,wollte endlich "normal" sein, und er meinte,die Pipi wäre viel gesünder für
mein Seelenleben,die soll 50% bleiben.(übrigens ich bin 61Jahre)

Grundsätzlich mache ich gute Erfahrungen mit meinem Mitmenschen.Insbesodere seit ich nach 30 J Großstadt in ein 600 Seelendorf gezogen bin.Teilweise bin ich ein Exot,aber hier
herrscht Freundlichkeit,manchmal auch nur Small-Talk und was hinerm Rücken gesprochen wird
interessiert mich wenig.

Lebe hier als alleinstehende Frau ohne Auto,meine Depression ist bekannt (wenn ich im Chor oder Turnverein fehle),und dieser Ortswechsel in die Natur,ist das Beste,was ich tun konnte.
Es war auch kein Weglaufen,sondern ein langgehegter Wunsch nach Garten und guter Luft.

Ewig muss ich hier aber auch nicht sein.7 Jahre sind es schon.Die See könnte mich auch
nach der Eifel reitzen.Am Liebsten nicht allein.Grüße von Malu
Leben ist mehr
somebody
Beiträge: 221
Registriert: 3. Jul 2014, 10:55

Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von somebody »

Hallo zusammen,
nachdem ich mich immer mehr Leuten in meinem Umfeld öffne und sage, was mit mir los ist, treffe ich auch immer mehr auf Unverständnis, Überforderung, Desinteresse, Negierung etc... Es ist eben schwierig zu verstehen/nachzuvollziehen, was los ist. Selbst 2 Personen mit der gleichen Diagnose müssen einander diesbezüglich nicht verstehen. Sie können ja immer noch ganz unterschiedliche Situationen und Symptome haben.

Liebe malu60,
hach... es tut gut zu lesen, was du schreibst. Ich finde mich darin auch wieder. Ich habe mich immer schon für besondere Menschen interessiert. Menschen, die etwas durchmachen mussten, sich von der großen Masse unterschieden oder die Außenseiter waren.
Auch wenn ich immer wieder das Bedürfnis habe, zu der großen scheinbar zufriedenen Masse dazu zu gehören, merke ich, das ist nicht meins.
Ich habe andere Meinungen, Überzeugungen, Fähigkeiten etc..
Dein Beispiel mit Pipi Langstrumpf finde ich soo klasse! Ich habe die Bücher als Kind geliebt und mag sie auch heut noch :D ja.. vllt sollten wir mehr wie Pipi sein ;)
liebe Grüße,
somebody
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Schwieriger Umgang mit Anderen

Beitrag von Botus »

Manchmal hat man auch Glück. Ich lebe ja derzeit sehr zurück gezogen und pendle nur zwischen Arbeit und Zuhause. Aber man muss ja trotzdem hier und da mal hin. Da stand jemand, der gleich ist, das habe ich schon beim ersten Augenkontakt gesehen. Solche Begegnungen wirken wie ein Lichtblick, plötzlich ist alles so einfach. Das Kennenlernen, dass es üblicherweise zwischen einander völlig fremden Menschen gibt, wird komplett weg gelassen, weil überflüssig, denn das steht ja schon alles in den Augen. Ich sammle solche Begegnungen mit Gleichen schon seit längerem, um eine Lichtblick-Sammlung zusammen zu kriegen.

Mit Menschen, die nicht gleich sind, ist es oft schwierig, weil die einen nach Äußerlichkeiten beurteilen. Das ist bei mir schwierig. Es kann sein, dass jemand mich 3 x sieht und jedes mal muss er die Schublade wieder neu aufmachen. Da sind natürlich viele genervt. Beim ersten mal hat Schublade 1 perfekt gepasst. Beim zweiten mal wäre eine ganz andere zuständig, also umräumen in Schublade 2. Spätestens beim dritten mal sind viele genervt, denn was sie dann sehen, passt weder in Schublade 1, noch in Schublade 2. Ein erneutes Umräumen ist angesagt, sehr verständlich, dass viele da genervt sind.
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