Depression oder Gefühlskälte (?)

KateD
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Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo,

mein Name ist Kate, ich bin neu in diesem Forum, habe einige Beiträge hier gelesen und möchte auch meine Geschichte erzählen und hoffe, dass der Austausch unter 'Gleichgesinnte' helfen kann, denn als Angehörige/r ist es beinahe (denk ich) genau so schlimm das ganze Leid und die veränderte Lebenssituation zu ertragen.

Mein Mann und ich sind 30 Jahre zusammen, haben 2 Kinder, die jetzt aus dem Haus sind und leider auch etwas weiter entfernt wohnen. Wir haben ein Haus und meine hochbetagte Mutter wohnt auch mit im Haus.

Wir waren damals sehr jung, als wir zusammen kamen, schnell 2 Kinder bekommen, mein Elternhaus ausgebaut waren sicherlich über weite Strecken glücklich....aber irgendwann veränderte der Alltag uns beide und man lebte dann nur noch so im
'Brüderchen+Schwesterchen' Modus... mal mehr mal weniger.
Ich hab auch nicht soooo drüber nachgedacht, denn es gab immer andere wichtige Dinge die erledigt/erlebt werden mussten. Irgendwie war trotzdem immer alles lebendig und viel Trubel um uns her und so haben wir uns wohl beide 'vergessen.

Dann die Veränderungen: mein Mann wurde an Bandscheiben operiert und ist daher körperlich eingeschränkter als vorher, lange krank geschrieben, ständig Schmerzen, sein Job dadurch verloren, jetzt nur geringfügig beschäftigt, Kinder 'flügge' und ausgezogen und die Stille in unserem Haus und um uns herum wahrscheinlich für ihn unerträglich.

Das letzte Jahr hab ich dann verstärkt gefühlt, dass er sich völlig verändert hat, sich total zurück zieht, wahnsinnig abgenommen hat und auch meine Anwesenheit meidet :cry:
Wenn ich fragte, was denn los sei, dann bezog er sein Verhalten auf Schmerzen, sein jetzigen Job etc. Irgendwann wurde es mir zu bunt und stellte ihn dann zur Rede:

Ja und dann brach es aus ihm raus, er heulte los und sagte, dass er schon 2 Jahre weg will und für mich nichts mehr empfindet (auch sonst für nichts Interesse hat) nur wegen meiner (alten) Mutter es nicht kann um ihr nicht weh zu tun. Nach diesem Schock haben wir uns dann doch geeinigt, dass er erst mal zu einem Kumpel zieht und er möchte aber jeden Tag wenn ich auf Arbeit bin meine Mutter besuchen.
Dann sprach er auch, dass es noch nicht endgültig ist aber er braucht erstmal Luft zum atmen.

Das ist nun fast 4 Monate her, wenn die Kinder kommen ist er da er macht auch viel Arbeiten am Grundstück aber es geht ihm sehr schlecht, eigentlich weint er nur und ist völlig widersprüchlich, er will sich doch nicht trennen, denn er kann nicht ohne mich, aber mit mir geht es auch nicht und alles geht dem Bach runter etc.
Er kann auch nicht schlafen....schon lange nicht mehr.

Mich hat dann irgendwann verwundert, warum er sooo sehr darunter leidet, der Vorhang war doch nun gefallen, ich wußte Bescheid, die Kinder mögen ihn trotzdem und niemand macht ihm Vorwürfe...auch ich nicht und ich als 'Sitzengebliebene' leide zwar auch aber doch nicht so furchtbar wie er... verdrehte Welt(?)

Dann kam mir der Gedanke, dass es vielleicht Depessionen sind die ihn krank machen...ja und alles spricht dafür. Er ist ständig traurig und hat Tränen in den Augen, verängstigt, stiert nur den Boden an und hat 0 Energie.
Bin ich paar Tage weg, geht es ihm noch schlechter aber anders herum ist er Wochen lang weg ohne mich (wahrscheinlich) zu vermissen.
Da ich Angst habe er tut sich was an, hab ich ihn angefleht er solle zum Arzt gehen, lange
wollte er nicht aber nach 3 Monnaten war er doch wenigstens beim Hausarzt.
Der wollte ihn gleich einweisen in eine Klinik aber mein Mann will nicht, Angst wegen Arbeisverlust und zum Psychater will er auch nicht.
Nun nimmt er schon 4 Wochen Mirtazipin....aber sie helfen nicht, er kann nicht schlafen, er ist weiterhin in seiner verängstigten traurigen Welt, vielleicht etwas mehr Hunger und ab und an schaut er auf und ist freundlich und hoffnungsvoll mir gegenüber.

Nun hab ich ihn gesagt, dass er beim Psychater vielleicht besser aufgehoben ist als beim Hausarzt....aber er will warten.....hofft wahrscheinlich auf ein Wunder...obwohl er schon ganz unten ist.

Mein Mann ist etwas scheu oder schüchtern, er frißt auch alle in sich rein, macht alles mit sich selbst aus, kann sich vor nichts und niemanden wirklich öffnen, deswegen auch die Angst vorm Psychater bzw. Psychologen.

Ja nun stehen wir da, ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, mal sagt er, es hat nix mit mir zu tun und ist jedesmal voller Angst wenn ich von Trennung spreche und wenn ich ihm aus dem Weg gehe dann sucht er meine Nähe, drückt mich und heult heult und wenn ich versuche in seine Nähe zu kommen, dann macht er sich wieder aus dem Staub.....man könnte fast denken, er versteckt sich.

Am Anfang war es sehr schwer für mich, die leere Wohnung und ich vermisste ihn sehr, außerdem hab ich auch echt Angst was er vielleicht noch machen könnte, wenn er es nicht mehr aushält, mein Herz tut sehr weh wenn ich ihn sehe und mittlerweile (er wohnt halb/halb wieder heime) bin ich froh wenn er nicht da ist, ständig das Leid zu sehen und nicht helfen können, das macht mich kaputt, ich nehme jetzt Johanniskraut um irgendwie den Alltag zu bestehen, schlafen kann ich auch nicht mehr.

Ich hatte ja im Netz gelesen, dass Depressionen heilbar sind und dass es hoffentlich in paar Monaten vorbei ist und er sich mit/ohne Medikamente wieder besser fühlt, wenn ich aber hier lese, dass einige von Euch schon Jahre mit dieser Krankheit kämpfen...wie soll man das aushalten(?) :shock:

Eiegentlich möchte ich erst mal nur, dass es ihm wieder gut geht, was dann aus unserer Beziehung wird ist im Moment zweitrangig, viel Chancen räume ich mir nicht ein, aber das kann man dann besprechen wenn er wieder im realen Leben angelangt ist....wenn er es denn schafft.

Erstaunlich ist auch, dass er sich am wohlsten fühlt in der Nähe meiner Mutter die nicht mehr alles so mitbekommt (Altersdemenz) und bei seinem Kumpel ( bei dem er wohnte)der fast jeden Tag betrunken ist und auch in seiner 'flüssigen' Welt dahin vegetiert....keine Ahnung warum das alles so ist.

Ich weiß ich hab viel zu viel geschrieben :oops: aber auch wenn der eine oder andere jetzt mit den Augen rollt....mir hat es geholfen...für den Moment jedenfalls.

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Medikament Mirtazipin??
Wie lenkt Ihr Euch ab wenn man nicht mehr weiter weiß?

Die Frage für mich bleibt eben auch, ist es eine Depression die vorüber geht und uns nochmals neu anfangen lassen kann oder ist es sein 'Liebes-Aus' dass ihn krank macht weil so viel drumherum anhängt und er sich nicht abnabeln kann...ich denke, dass weiß er nicht, ich nicht und auch ein Facharzt kann nur vermuten...

Naja wie sagt man so schön....'Der schwärzeste Tag hat auch nur 24 Stunden'
in diesem Sinne Grüsse von Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
Mike78
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Mike78 »

Hallo Kate,

ja, das Schreiben hilft. Das kenne ich aus eigener Erfahrung.
Ich bin selbst Angehöriger und daher weiß ich wovon du schreibst.

Bzgl. der Medikamente kann ich nichts sagen. Eine pauschale Aussage, wie du dich am besten deinem Mann gegenüber verhalten sollst, gibt es auch nicht. Der eine Depressive braucht seine absolute Ruhe, will ganz alleine sein, andere Depressive brauchen eine stützende Schulter.
Ich würde dir raten, biete ihm deine Hilfe an und setze ihn nicht unter Druck. Du kannst dann nur abwarten, ob er die Hilfe annimmt oder nicht.

Ein Besuch beim Psychologen wäre sicher ratsam, aber auch das muss er aus freien Stücken machen. Ihn zum Besuch zu zwingen bringt rein gar nichts!
KateD
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo Mike,

danke für Deine Zeilen, Deine 'Geschichte' hab ich heute früh gelesen.... oh weh, Du hast ja auch eine schlimme Zeit durchgemacht und dabei alles versucht um Deine Beziehung zu retten, man möchte so gern aufwachen und alles war nur ein Traum, oder? :cry:


Mein Mann war Anfang der Woche wieder für 2 Tage geflüchtet, gestern war er wieder da und halbwegs gut drauf, heut hat er mich sogar auf Arbeit besucht....und wieder glimmt ein wenig Hoffnung auf....aber wahrscheinlich nur eine Stimmungsschwankung und morgen ist er wieder in seiner einsamen Welt versunken und mein Herz krampft sich wieder zusammen.

Zum Psychologen wird er nie gehen, wie gesagt, er kann sich nicht öffnen, das liegt glaube ich, an seiner rohen Erziehung die er von seiner Mutter erhalten hat, was ihm aber nicht bewußt ist...auch so ein Ding, was vielleicht auch eine untergeordnete Rolle spielt.

Übrigens Dein Zitat:
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.

Das ist so wahr und fühlt sich schmerzhaft an, aber auch für bestehende Beziehungen die sich im Laufe der Zeit geändert haben ist dieser Spruch treffend, aber darüber würde man wahrscheinlich nicht nachdenken...es betrifft ja nur die Anderen. :oops:

Dir wünsch ich, dass Du bald wieder lachen und vielleicht lieben kannst und ein Trost soll Dir sein, dass nicht noch ein sogenanntes 'Spinnennetz' (Abhängigeiten) Eure Trennung erschwert.

Grüsse Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
DieNeue
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

ich wollte dir als Betroffene ein paar Gedanken schreiben, die mir spontan gekommen sind, als ich deine Geschichte gelesen habe. Es ist immer ein bisschen schwierig im Angehörigenforum etwas zu schreiben, weil ich als Betroffene mich natürlich auch nicht immer ganz in euch hineinversetzen kann, aber vielleicht kann ich dir ja trotzdem ein bisschen helfen.
KateD hat geschrieben:Ich hatte ja im Netz gelesen, dass Depressionen heilbar sind und dass es hoffentlich in paar Monaten vorbei ist und er sich mit/ohne Medikamente wieder besser fühlt, wenn ich aber hier lese, dass einige von Euch schon Jahre mit dieser Krankheit kämpfen...wie soll man das aushalten(?) :shock:
Ich denke, bei den meisten hier (vor allem bei denjenigen, die schon lange mitschreiben) sind die Depressionen chronisch. Diejenigen, bei denen die Depression nicht chronisch geworden ist oder immer wieder kommt, sind nicht (mehr) hier im Forum. Sobald es einem besser geht, hat man ja keinen Grund mehr sich über das Thema auszutauschen. In den Kliniken, in denen ich war, gab es immer auch Leute, denen es sehr viel schneller und auch sichtlich wieder besser ging. Diese Leute beneide ich sehr und ich kriege manchmal auch die Krise, wenn ich hier lese, wie aussichtslos der Kampf oft scheint. Aber es ist definitiv so und ich muss mich auch selber immer wieder daran erinnern: Nur weil hier so viele Leute chronische Depressionen haben, heißt das nicht, dass das die Mehrheit ist! Es geht auch anders!

Tatsache ist aber auch, dass es wichtig ist, dass dein Mann sich schnell helfen lässt. Sonst kann es leicht wirklich chronisch werden. Ein Psychiater (zumindest ein guter) hat wesentlich mehr Ahnung von Psychopharmaka und mehr Erfahrung damit als ein Hausarzt. Wenn dein Mann sowieso schon bereit ist, Medikamente zu nehmen, kann ihn ein Psychiater mit Sicherheit besser beraten und medikamentös besser einstellen.
Erfahrung mit Mirtazapin habe ich nicht, aber soweit ich weiß, wirkt es sedierend, also schlaffördernd. Es gibt allerdings ja auch Medikamente, die eher stimmungsaufhellend und antriebssteigernd wirken. Mirtazapin ist ein klassisches Antidepressivum und ein Psychiater verschreibt das auch - das Medikament ist also nicht ein "Hausarzt-Mittelchen" und der Psychiater hat dann die "härteren" Sachen für die "ganz schlimmen" Fälle. Der Unterschied zwischen Mirtazapin vom Hausarzt und Mirtazapin vom Psychiater ist hallt im Prinzip, dass der Psychiater genauer weiß, wem er wann in welcher Situation wieviel davon gibt und welche Medikamente er als Alternative oder in Kombination verschreiben kann.
Zum Thema "Psychologe": Ich denke, der Schritt zum Psychiater wäre m.E. auch der wichtigere und der Psychiater ist auch jemand, der zwar schon Fragen stellt, aber nicht so detailliert wie ein Psychologe in der Therapie. Also vielleicht erstmal die "leichtere" Hürde.
KateD hat geschrieben:mal sagt er, es hat nix mit mir zu tun und ist jedesmal voller Angst wenn ich von Trennung spreche und wenn ich ihm aus dem Weg gehe dann sucht er meine Nähe, drückt mich und heult heult und wenn ich versuche in seine Nähe zu kommen, dann macht er sich wieder aus dem Staub.....man könnte fast denken, er versteckt sich.
ich hab hier spontan gedacht, dass es vielleicht am Thema Druck liegen könnte. Bin alles andere als ein Beziehungsexperte, aber ich kenne dieses widersprüchliche Verhalten ähnlich von mir, nur eben nicht auf Beziehungen bezogen. Wenn ich selber entscheiden kann, wann ich z.B. einen Termin mache, dann ist das für mich nicht so stressig und okay, aber wenn jemand anderes auf mich zukommt und etwas ausmachen will, dann bekomme ich voll den inneren Druck und gerate ins Huddeln. Wenn ich selber für jemanden einen Kuchen backe und es meine Idee war (am besten weiß auch keiner davon :lol: ), dann ist das kein Problem. Aber wenn jemand kommt und sagt: Du, könntest du nicht einen Kuchen backen?, dann fängt das an mich zu stressen. Es ist die gleiche Tätigkeit, hat aber eine ganz andere Stresswirkung und somit zwei komplett verschiedene Reaktionen. Es muss nicht so sein, aber vielleicht ist es so: Wenn er von selber zu dir kommt, kann er selbst bestimmen, wann er kommen will, wie lange, ob überhaupt etc.
Wenn du auf ihn zukommst, kann das eventuell Angst / Druck auslösen. Er weiß nicht genau, warum du kommst (oder auch zu genau, warum du kommst?), er ist nicht vorbereitet, er ist sich grad nicht sicher, was er eigentlich will, er denkt, du willst Entscheidungen von ihm (die du ja auch haben möchtest) oder er weiß, dass du hoffst, er würde sich normal verhalten, aber er weiß genau, er kann das nicht...
Muss nicht so sein, ist nur eine Idee... Wenns nicht passt, dann lass dich nicht davon irritieren.
KateD hat geschrieben:Erstaunlich ist auch, dass er sich am wohlsten fühlt in der Nähe meiner Mutter die nicht mehr alles so mitbekommt (Altersdemenz) und bei seinem Kumpel ( bei dem er wohnte)der fast jeden Tag betrunken ist und auch in seiner 'flüssigen' Welt dahin vegetiert....keine Ahnung warum das alles so ist.
Könnte mir vorstellen, dass er sich hier wohlfühlt, weil er hier einfach sein kann. Keiner fordert wirklich was von ihm, keiner von beiden kriegt alles so genau mit... und sein Leben ist ja gerade auch ein bisschen wie dahin vegetieren...

Vielleicht war ja ein Gedanke dabei, der dich angesprochen hat und dir ein klein bisschen weiterhilft. Ansonsten kann ich nur den Sozialpsychologischen Dienst der Diakonie/Caritas empfehlen, da können auch Angehörige hingehen, wenn sie Hilfe brauchen, und ich habe dort sehr gute Erfahrungen gemacht.

Viele Grüße
DieNeue
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Mike78 »

Hallo Kate,

ja, manchmal denke ich auch, dass das alles nur ein schlimmer Traum sein kann und ich irgendwann daraus aufwache. Leider ist es nicht so.....

Meine Frau konnte sich Fremden gegenüber auch nicht öffnen, aber anscheinend änderte sich das in der psychosomatischen Klinik.

Vielen Dank für die lieb gemeinten Wünsche.

Dir wünsche ich viel Kraft!
lucky8
Beiträge: 477
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von lucky8 »

Hallo Kate,
ich denke, dass dein Mann sich in der Nähe von seinem Kumpel und deiner Mutter wohl fühlt, liegt daran, dass er von beiden keine Anforderungen und Druck bekommt. Mein Partner ist seit fast fünf Jahren krank, seine Depression ist allerdings die Folge einer Psychose. Da läuft das evtl. etwas anders als bei einer "normalen" Depression.
Ich hatte vier Jahre lang versucht, ihm zu helfen, mit Druck und Forderungen, die er eigentlich nicht erfüllen kann, das wusste ich aber nicht. Man lernt jedenfalls dazu und ich habe nun verstanden, dass ich ihm nicht helfen kann. Nur für ihn da sein, wenn er mich braucht. Wir leben nun seit zwei monaten getrennt, sehen uns jeden Tag. Der Druck ist für ihn merklich weniger geworden und ich habe nicht mehr Tag und Nacht diese schreckliche Krankheit vor Augen.
Er geht regelmäßig einmal im Monat zum Psychiater, der redet etwas mit ihm und verschreibt ihm die Medikamente. Mit dem von dir angesprochenen Medikament haben wir keine Erfahrung, aber mein Mann musste diverse Andtidepressiva ausprobieren, bis er eines gefunden hatte, das ihm auch hilft.
Dass er wieder gesund wird, davon gehe ich nicht aus, aber es wird sicher noch Besserung geben. Eine Beziehung, wie wir sie vor der Krankheit hatten, wird definitiv nicht mehr möglich sein. Denn der Mensch ändert sich sehr und du dich auch.
Ich wünsche dir Kraft und den Mut loszulassen. Man muss sich nicht trennen, räumlicher Abstand tut es auch, um beiden das Leben zu erleichter.
Liebe Grüße
lucky
KateD
Beiträge: 17
Registriert: 13. Sep 2016, 18:10

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo an Euch die mir geschriebn habt, erstmal Danke!

@ die Neue: oh so spät in der Nacht hast Du mir geschrieben....wahrscheinlich konntest Du auch nicht schlafen...- :(

Es ist ganz hilfreich, dass man als Angehörige auch mal die Sichtweise der Betroffenen erfahren darf, auch wenn jedes Empfinden unterschiedlich sein kann, ja Du hast schon mit vielen Dingen Recht, eigentlich weiß ich es auch teilweise aber man kann es nicht wahr haben und weil die Situation so unerträglich ist möchte man irgendwas tun und dann macht man Fehler und hinterher ärgert man sich schwarz und hat durch Reden/Fragen mehr Schaden angerichtet als sowieso schon alles kaputt ist. Es ist so verflixt sch... Vor allem sein widersprüchliches Denken, oft spricht er, dass er nichts mehr empfindet für mich und wenn ich ihn dann frei gebn will und um ihn den Druck zu nehmen, dann 'beschwert es sich, dass ich so schnell aufgebe, dass ich ihn nicht vermisse etc. etc. Verblüffend ist dass er meist am Morgen ganz gut drauf ist und um so weiter der Tag ins Land geht um so mehr kann man spüren, dass er sich wieder in seine Trauerwelt begibt und die Augen, die mich morgen freundlich/lieb anschauten sind abends voller Tränen und abweisend... Heute ist er nachmittag wieder abgefahren zu seinem Trinkerkumpel...
Montag hat er wieder Termin bei seinem Hausarzt, ich denk der ist auch bald mit seinem Latein am Ende...aber ich kann ihn ja nicht zum Psychater hin schleppen, er quält sich und ich versteh es nicht. Oh je, wenn sein Leiden chronisch wird....vielleicht ist es das schon, schließlich hat er es schon angeblich 2 Jahre, natürlic nicht so schlimm wie jetzt.

Danke für Deine Gedanken und Tipps, ja so manches kann ich mir vorstellen, dass er auch so tickt (Dein Bsp. mit dem Kuchen!!!)


LG und ich wünsch Dir, dass Du bald wieder gut drauf bist zumal Du Dich ja schon selbst 'erkennst' das ist glaube schon mal ein Anfang!!!

@Lucky: 5 Jahre müßt Ihr das schon aushalten (?) Ich weiß nicht wie man das schafft, ich glaub mein Mann hält das nicht aus, wie gesagt, ich hab Angst, dass er sich.... Dein Mann
sucht sich wenigstens Hilfe, auch wenn es Zeit kostet, bis die richtige Medikation/Therapie gefunden wird, mein Mann weiß wahrscheinlich nicht was er sich/uns damit antut obwohl es doch schon unvorstellbar weh tut.
Wir hatten ja schon eine 3 Monatige räumliche Trennung... gebracht hat es nichts.
Jetzt wohnt er mal hier und mal bei seinem Kumpel, je nach Stimmung aber Du hast Recht, es ist besser man ist einfach nur da wenn man gebraucht wird, am Anfang war es schwer und ich hab ihn vermisst wenn er nicht da war und jetzt entkrampft sich mein Herz wenn er nicht hier ist, denn dann seh ich das Leid nicht. Mal sehen wieviel ich von Ihm loslassen muss, ich hab ihn ja auch angeboten erst mal relativ 'Locker' zusammen zu wohnen, meinetwegen auch als WG, aber das will er auch nicht, aber ganz von zu Hause weg geht gar nicht und und und...
ich weiß ja auch ich kann ihn nicht helfen, schon weil er mich eigentlichn ablehnt, aber selber ist er ja auch so unbeholfen und Freunde sagen, dann muss er eben noch tiefer fallen wenn er es nicht schafft prof. Hilfe anzunehmen....aber will man das denn, ist ja schließlich kein bockiges Kind was man 'erziehen' will.

Danke, liebe Lucky, dass Du mir Deine 'Geschichte' und Erfahrung mitgeteilt hast.

LG Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Uwe R »

Hallo Kate,

herzlich willkommen hier im Forum. Auch deine Geschichte macht mich sehr traurig, wie so viele Geschichten hier. Auch ich möchte dir sehr gerne antworten.

Ja nach 30 Jahren gemeinsam verbrachter Zeit und 2 Kindern vor dieser vollkommen veränderten Lebenssituation zu stehen ist für dich wie ein Schock. Das kann ich sehr gut verstehen und nachempfinden wie du dich fühlen musst.
Bei meiner Ex-Freundin und mir waren es dagegen ja nur 6 1/2 Jahre. Vielleicht hast du ja meine Geschichte zufällig gelesen.
Auch ich war lange Zeit vollkommen fertig und konnte das alles nicht begreifen und verstehen, brauchte selbst ne Psychologin um nicht auch noch unter zugehen.

Ja, wie sollst du dich verhalten? Die Frage ist sehr schwer zu beantworten. Es kann alles richtig, aber genauso gut auch falsch sein. Man weiß eigentlich nie was richtig oder falsch ist. Was eben noch richtig war, kann im nächsten Moment schon falsch sein. Auf alle Fälle sollte man ihnen keinen Druck machen. Aber auch das ist manchmal leichter gesagt als getan. Denn sie scheinen Dinge als Druck zu empfinden, die für uns nicht mal den Ansatz von Druck haben.
Professionelle Hilfe wäre zwar gut, aber das muss er auch selbst wollen und dafür bereit sein, sich helfen zu lassen. Du kannst ihm nur sagen, dass du ihn nicht im Stich lassen wirst und ihm hilfst, aber nur wenn er das möchte und deine Hilfe zulässt. So hart das auch klingt, du alleine kannst ihn leider nicht retten. Das muss er schon selbst tun und wollen. Aber eh man das realisiert und versteht, dauert eine ganze Zeit. Ich musste das leider auch schmerzlich lernen.

Auch für mich war es sehr schwer, als sie nicht mehr da war, das Vermissen war schon sehr groß. Denn die Erinnerungen an all das Gemeinsame sind ja nun mal da, dass kann man nicht abschalten. Genau so wenig, wie man die Liebe einfach ausschalten kann. Auch heute gibt es immer wieder Momente in denen ich sie vermisse oder wo ich mich frage, wie es ihr wohl so geht.

Und man muss sehr aufpassen, dass man sich in dem Ganzen nicht selbst verliert und auch noch krank wird. Es geht verdammt schnell und am Ende sitzt man vielleicht selbst in einer Klinik und macht Therapie. Dazu darf und sollte es nicht kommen.

Natürlich sind Depressionen heilbar, aber eben nicht alle. Und keiner kann sagen wie lange so etwas dauern kann und wie es danach sein wird. Und selbst wenn es wieder gut werden sollte, dann bleibt im Hinterkopf immer die Angst, wann ist es wieder soweit, wann geht es wieder los usw.
Natürlich wollen wir alle, dass es unseren depressiven Partner wieder gut geht. Aber diese verdammte Krankheit macht soviel zwischen zwei Menschen kaputt.

Und das sie mit anderen Menschen offensichtlich völlig normal umgehen, nur eben mit uns gesunden Partner nicht, ist wohl auch so ein Phänomen der Krankheit. Bei den Anderen spüren Sie offensichtlich keinen Druck und es wird von Ihnen nichts erwartet. Das ist in einer Beziehung anders, sie fühlen sich scheinbar unter Druck gesetzt, weil man ja in einer Beziehung Bedürfnisse hat, die man auch erfüllen möchte. Und das können Sie offensichtlich nicht und das macht dann eben Druck.

Du hast vollkommen recht, dass fühlt sich so schmerzhaft an, wenn man zusehen muss, wie eine gesunde Beziehung an so etwas kaputt geht und auf so eine Weise zerstört wird. Vollkommen sinnlos.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und pass gut auf dich auf.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
KateD
Beiträge: 17
Registriert: 13. Sep 2016, 18:10

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo Uwe,

erst mal DANKE für den netten Willkomensgruß, ich wäre zwar lieber in einen Gartenforum und würde mich über Rosen austauschen als hier über Depressionen zu lesen und schreiben.... und ja ich hätte auch nie gedacht, dass diese Art Krankheit mal mein Leben aus der Bahn wirft... aber nun ist es so und ich bin froh, dass es dieses Forum gibt und man sich ein wenig verstanden fühlt und die Erfahrungen anderer Menschen als hilfreich 'speichert'


Uwe R hat geschrieben: Vielleicht hast du ja meine Geschichte zufällig gelesen.
Ja, Uwe Deine Geschichte habe ich am 1. Tag gelesen, weißt Du, die meisten Leute hier schreiben sehr lange Geschichten, ich auch und das ist auch zu erklären, dass man versucht, alles a) von der Seele zu schreiben und b) den Lesern eben das ganze Ausmaß zu erzählen,
um dann natürlich wertvolle Tipps oder Erfahrungen von Anderen zu erhalten.
Dabei verzettelt man sich oft und dann liest man und liest und wenn man am Ende angelangt ist, dann liest man nochmals, weil man so viel Infos gar nicht erfassen kann.
(Wie ich jetzt bestimmt gerade :oops: )
Deine Geschichte jedoch besteht zwar auch nicht aus 3 Zeilen ;) aber sie ist sehr spannend (ich weiß blöder Vergleich) geschrieben, ich hatte sofort Bilder vor Augen und konnte jeden der in Deiner Geschichte vorkam sehen und AUCH sein Verhalten nachvollziehen.
da bist Du mit Deinem unermüdlichen Mut und Hilsbereitschaft, Hoffnung etc., Deine Freundin, die sich Stück für Stück von Dir entfernte und zum Schluss Dir das Gefühl gab, Du bist nur noch nervig und eine Last für sie, ihre Mutter, die zwischen den Stühle auch hilflos saß und für Dich sicher in dieser Zeit eine Hoffnung/Sprachrohr darstellte... und das Ende vom Lied:
gekämpft, gehofft und verloren...
Ja ich glaub Dir, dass Du sehr gelitten hast und wahrscheinlich auch jetzt noch nicht soo frei atmen kannst....sonst wärst Du wahrscheinlich nicht mehr hier, oder (?)
Uwe R hat geschrieben: ja, wie sollst du dich verhalten? Die Frage ist sehr schwer zu beantworten. Es kann alles richtig, aber genauso gut auch falsch sein. Man weiß eigentlich nie was richtig oder falsch ist. Was eben noch richtig war, kann im nächsten Moment schon falsch sein. Auf alle Fälle sollte man ihnen keinen Druck machen. Aber auch das ist manchmal leichter gesagt als getan. Denn sie scheinen Dinge als Druck zu empfinden, die für uns nicht mal den Ansatz von Druck haben.
Professionelle Hilfe wäre zwar gut, aber das muss er auch selbst wollen und dafür bereit sein, sich helfen zu lassen. Du kannst ihm nur sagen, dass du ihn nicht im Stich lassen wirst und ihm hilfst, aber nur wenn er das möchte und deine Hilfe zulässt. So hart das auch klingt, du alleine kannst ihn leider nicht retten. Das muss er schon selbst tun und wollen. Aber eh man das realisiert und versteht, dauert eine ganze Zeit. Ich musste das leider auch schmerzlich lernen.
GENAU so, Du hast völlig Recht, theoretisch weiß ich das auch... aber es gibt eben auch
Situationen, da ist man dann entweder genervt/wütend/verzweifelt und dann baut man wieder Mist.


Ich versuche noch mit Johanniskraut mein Alltag zu bewältigen, beim Psycholgen war ich noch nicht....noch nicht.

Mein Mann ist jetzt für 2 Wochen in den einsamen Urlaub gefahren, er hat sich nun doch eine Überweisung zum Psychater geben lassen und seine Hausärztin 'mahnte' ihn, endlich wieder mehr zu essen, weil er dann noch andere Probleme bekommt (15 kg abgenommen in letzter Zeit) Nun habe ich gestern über 2 Std. versucht, einen zeitnahen Termin zu bekommen...völlig aussichtslos, aber ich habe dann einen Arzt gefunden, der Akutsprechstunden anbietet und da kann er sich dann vorstellen.

Nun ist es so, dass er nicht der große Redner ist (scheu vor fremden Menschen) und ich Bedenken habe, dass er dort nur da sitzt und sich nicht öffnet, vielleicht alles nur verharmlost und der Arzt ihn dann gar nicht/falsch einschätzt.
Jetzt mal meine Frage an Euch:

Ich würde 2 Tage bevor er zum Psychater geht eine Mail an diesen Arzt schreiben und aus meiner Sicht schon mal auflisten, wie mein Mann so 'drauf' ist, eigentlich müßte das doch hilfreich sein, oder? Ja im Normalfall sicher Blödsinn, dafür ist ja der Facharzt da um zu analysieren, aber wenn jemand kaum redet und sich nicht 'zeigt' dann kann man sich doch kein Bild machen, wie der jenige 'tickt' und schlägt vielleicht die falschen Medikamente/Therapie vor(?)
:!:
Eure Meinung dazu interessiert mich SEHR!!


Gestern hab ich einen Artikel gelesen, dass die Schilddrüse auch eine Rolle spielen kann, wenn die Hormone nicht 'stimmen' vor allem die Unterfunktion ist in der Symptomatik so passend zum Verhalten meines Mannes, ständig diese Weinerlichkeit u.a. das wäre natürlich ein Glücksfall, weil man dann eine Lösung hätte.
Der Hausarzt hat zwar sein Blut getestet u.a. Schilddrüse aber keine Ahnung vielleicht sollte er doch noch mal beim Endokrinologen vorstellig werden, wird auch viel geschrieben, dass der Hausarzt diesbezüglich nur allg. Tests macht.

Ja mal sehen, wie gesagt, jetzt ist er erstmal 2 Wochen verreist und ich versuch etwas durchzuatmen... denn keiner weiß, wie er wieder kommt. :cry:

@Uwe: Du bist nun schon den steinigen Weg weit gelaufen.... ich wünsch Dir, dass Du bald angenhmen warmen Sand unter Deine Füße spürst!!.


Grüsse Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Botus »

Hallo Kate,

wenn er zum Arzt gehen soll, Du alles weitere in die Hand nimmst und auch dem Arzt vorab die Sachen aufschreibst, ist das gut gemeint, aber Du solltest auch daran denken, wie Dein Mann aktuell drauf ist. Es besteht die Gefahr, dass ein Dritter seinen Zustand mit Dir in Verbindung bringt. Als erwachsener Mann unmündig zu sein / bzw. unmündig zu wirken liegt ja sehr dicht mit entmündigt zu sein / bzw. entmündigt zu wirken beisammen. Möglicherweise schadest Du Dir selbst, wenn Du den Eindruck erweckst, Du würdest alles lenken und sogar für ihn denken. Das könnte nachteilig ausgelegt werden, zumal er schwachen Personen offensichtlich ja aufgeschlossen ist.

Liebe Grüße vom Dobi
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Kate,

würde mein Partner "hinter meinem Rücken" mit meinem Psychiater/Therapeut sprechen, würde ich es als absoluten Vertrauensbruch ansehen. Und zwar von Beiden - ich glaube, ich könnte mich dann gar nicht mehr öffnen.

Aber vielleicht fragst du deinen Mann ob ihm das so recht wäre und wenn er zustimmt, dann ist ja nichts dagegen einzuwenden.

Was Fehleinschätzungen anbrlangt:
Ja, die können natürlich passieren aber ein guter Arzt sollte schon in der Lage sein auch jemanden, der sich nicht sofort öffnet, einschätzen zu können. Ich habe auch Probleme damiz, mich zu öffnen bzw. zu klagen aber bisher immer die Erfahrung gemacht, dass man durch meine Mauer gut hindurchsehen kann.

Liebe Grüße

Luna
DieNeue
Beiträge: 5543
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

Na ja, so spät ist das für mich nicht... habe den Tag über meistens wenig Energie, dafür abends mehr. Von daher wird’s bei mir meistens später.

Es ist schwierig das Richtige zu tun. Meine Eltern sind manchmal auch verzweifelt, weil sie nicht wussten, ob sie mich zu etwas zwingen sollten oder mich einfach in Ruhe lassen. Manchmal war das eine besser, manchmal das andere. Aber ich habe keine Ahnung, woher man wissen kann, was wann besser ist.

Sein Denken finde ich nicht unbedingt widersprüchlich. Depressive Menschen verlieren ihre Freude, Interesse an allem. Selbst an Sachen, die einem vorher Spaß gemacht haben. Die vorherrschenden Gefühle in einer Depression sind entweder undefinierbare, diffuse Gefühle, man fühlt sich nur schlecht...und meistens gibt man sich selbst die Schuld dafür. Meine Therapeutin hat die depressiven Gefühle immer Ersatzgefühle genannt. Wenn man Gefühle, wie Angst; Wut, Schmerz, Freude immer unterdrückt und sie sich nicht ausdrücken können, bahnen die sich dann oft irgendwann einen Weg nach draußen und zeigen sich etwa durch körperliche Beschwerden oder eben auch durch depressive Gefühle. Dieses depressive Gefühl ist allerdings so diffus und schwammig, dass man einfach nicht erkennen kann, was man eigentlich fühlt. Herauszufinden was mit einem selber los ist oder will, wird zum Stochern im Nebel.

Die andere Variante ist genau das Gegenteil davon: Man empfindet gar nichts. Das kann man sich wahrscheinlich als gesunder Mensch gar nicht vorstellen, zumindest nicht in dem Ausmaß. Man nennt das Gefühl das „Gefühl der Gefühllosigkeit“. (Kannst du ja mal googlen, vielleicht hilft dir das etwas weiter). Das ist so richtig beschissen. Man läuft durch den Tag und fühlt gar nichts. Man fühlt sich nur noch leer. Das Herausfinden, was man eigentlich fühlt und wie es einem geht oder was man will, wird auch zum Stochern im Nebel.
Man fühlt NICHTS und empfindet auch NICHTS für NIEMANDEN und für NICHTS. Es fühlt sich beschissen an, aber man kann auch nichts dagegen machen, weil man nicht weiß, wie man das Problem anpacken soll. Es gibt ja schließlich keine Ursache, die man beheben kann, um das Gefühl, das durch die Ursache entstanden ist, loszuwerden.

Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass dein Mann nichts für dich empfindet, aber nicht unbedingt so (bzw. nicht nur so) wie das bei Gesunden ist. Wenn man überhaupt nichts fühlen kann oder nur völliges Gefühlswirrwar herrscht, das sich auch noch total anfühlt, ist es eigentlich kein Wunder, wenn dein Mann für dich keine Gefühle hat. Es kann natürlich sein, dass die Tatsache, dass er nichts mehr für dich empfindet, schon auch mit an eurer Vorgeschichte liegt. Es muss ja irgendwas geben, wodurch er so unzufrieden und unglücklich geworden ist. Aber das depressive Empfinden, bzw. gerade auch das Nichts-empfinden-können, spielt m.E. schon eine große Rolle.

Zum Reagieren auf Andere oder die Erwartungen anderer:
Ich tue mich immer etwas schwer, Symptome und Verhaltensweisen von Menschen mit Depressionen zu verallgemeinern und dann zu sagen, das ist z.B. bei deinem Mann ganz genauso. Jede Depression und jeder Mensch ist anders. Aber ich denke, dass meine Erfahrungen schon typisch sind und vielleicht hilft es dir ja, das Verhalten deines Mannes besser einzuordnen.
In einer schweren Depression ist man nur noch mit Überleben beschäftigt, wie man emotional (oder auch so) den Tag übestehtt. Man nimmt andere Menschen nicht mehr so wahr, man hat nicht mehr die Kraft so auf sie einzugehen, wie vorher. Man macht z.B. keine Komplimente mehr, weil a) einem z.B. gar nicht auffällt, dass der andere ne neue Frisur hat und b) weil das in dem Moment nicht wichtig ist, wenn man ums überleben kämpft. In so einer Situation als Angehöriger zu fordern, dass der andere etwas fühlen soll oder zu erwarten, dass genauso viele Gefühle oder so viel Interesse zurückkommen, wie man gibt, ist leider unrealistisch. In einer Depression solche Dinge zu bemerken und auf solche Sachen einzugehen, ist wie wenn man am Ertrinken ist und dann kommt jemand angeschwommen und sagt, „Hey, ich weiß schon, dass du am Ertrinken bist, aber sag mal: Wie findest du eigentlich meinen neuen Bikini?“ Und diese Person erwartet, dass du dir ihren Bikini ansiehst und sagst, wie du ihn findest... Aber das interessiert einen als Ertrinkender nicht und man hat auch keine Augen dafür, schließlich muss man gerade um sein Leben kämpfen. Vielleicht ist das Bild ein bisschen zu krass, aber das ist so das, was mir dazu einfällt.
Meine Mutter hat mal gemeint, dass man in der Zeit, in der es mir so richtig schlecht ging, neben mir hätte sterben können und ich hätte es nicht bemerkt. Man hat einfach keinen Blick mehr für die anderen.
Von daher finde ich, ist es nicht ungewöhnlich, dass dein Partner sagt, dass er nichts für dich empfindet. Was soll er das auch sagen können, wenn er gar nichts fühlen kann?

Du hast geschrieben, dass wenn du ihn sozusagen frei gibst, er sich dann beschwert.
Mich würde es auch treffen, wenn mein Partner in der Situation sagen würde, er gibt mich frei. Dann bin ich alleingelassen (das ist für mich ziemlich schlimm) und muss auf eigenen Füßen stehen, was ich aber grade nicht kann, weil ich viel zu fertig bin. Ich brauch eine Stütze.
Wenn mich jetzt aber jemand frei gibt, muss ich mich um sehr vieles alleine kümmern und alles selber entscheiden. Es ist aber gerade auch das schwierige an einer Depression, dass man sich nicht gut entscheiden kann (ist wirklich ein Symptom davon!) und dass man schnell erschöpft ist, so dass man eigentlich nicht in der Lage ist, sich wirklich um alles zu kümmern.
Von daher kann das schon auch Druck für deinen Mann sein. Uwe hat das schon geschrieben: Für Leute mit Depressionen sind wirklich Sachen Druck, wo andere nicht einmal draufkommen würden, dass das Druck sein könnte. Das macht es für euch nicht leicht, aber auch für uns Depressive ist das sehr schwer. Man kann nie wissen, wenn man etwas macht, ob man das aushält oder nicht, ob man etwas machen kann oder nicht, weil es kann ja jederzeit zuviel werden. Und das kann man vorher eben nicht einschätzen.

Ich würde deinen Mann nicht aufgeben. Ich würde eher versuchen, dass du eure Beziehung einfach weiterlaufen lässt, so wie sie gerade ist, und erst mal abwartest, was beim Psychiater rauskommt und ob sich langsam etwas bessert. Ich denke, es ist wichtig für einen als Depressiven, zu wissen, dass man einen Anker hat. Ich denke, sein Umfeld sollte noch so stabil bleiben wie möglich und nicht noch mehr zerrüttet werden.

Zum Besuch beim Psychiater:
Ich würde auf KEINEN Fall dem Psychiater irgendetwas schreiben. Wenn das mein Partner machen würde, würde ich ausflippen! Als Depressiver hat man eh schon immer wieder das Gefühl, dass man nicht ganz ernst genommen wird und wenn dann jemand hinter meinem Rücken etwas macht, weil ich das ja angeblich nicht kann... Das ist dann nicht auf Augenhöhe und ich würde mich nicht respektiert fühlen.
Wenn es dir wichtig ist, dass beim Arzt alles richtig an- und rüberkommt, würde ich mich an deiner Stelle vielleicht eher (wenn möglich) mit deinem Mann zusammensetzen und gemeinsam überlegen, was ihr dem Psychiater erzählen wollt, was für Symptome und Probleme da sind, und das dann mal aufschreibt. Den Zettel würde ich dann auch mitnehmen, zum einen als Gedankenstütze oder notfalls kann man alles vorlesen oder dem Psychiater den Zettel geben.
Wird dein Mann alleine zum Arzt gehen? Oder gehst du mit? Wenn du mitgehst, habt ihr vor, dass du beim Gespräch dabei bist?
Manche Ärzte reagieren da etwas blöd, wenn die Patienten jemanden dabei haben wollen, aber manche sind auch froh, wenn sie auch die Sicht der Angehörigen hören.

Aber es ist ja schon mal gut, wenn dein Mann jetzt doch zum Psychiater geht. Warum wollte er vorher eigentlich nicht? Ist es die Angst vor der Stigmatisierung?

Ich bin übrigens auch am Anfang zum Arzt gegangen und hatte Angst, dass der mir nicht glaubt. Aber das war überhaut kein Problem. Wenn er ein einigermaßen guter Arzt ist, kann er das schon einschätzen. Vielleicht könntet ihr auch den Hausarzt bitten, dass er einen Brief an den Facharzt schreibt, wie die Behandlung bis jetzt gelaufen ist, was war etc.
Aber ich würde auf keinen Fall selber eine Mail schreiben!

Gibt es bei euch eigentlich eine Tagesklinik? Das könnte evtl. eine Hilfe sein.

Es ist wichtig, dass du dich auch um dich kümmerst. Wenn du auch noch zusammenbrichst, ist niemandem geholfen und am wenigsten dir.

So, das war es für heute, bin grade tatsächlich schon etwas müde geworden.

Viele Grüße,
DieNeue
Botus
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Botus »

Vielleicht hat er Angst vor der Reaktion, die ihn bei einem Psychologen erwartet (?)

Es kommt ja vor, dass ein Mensch ganz konkrete Probleme hat und diese auch sehr klar äußert, aber jedes mal, wenn er das versucht, erhält er die Reaktion, das wäre ja alles nur gefühlt, bzw. hätte mit Gefühlen zu tun und wenn sich seine Gefühle und sein Gefühlszustand ändern würden (von falsch auf richtig), wären die Probleme weg.

Das ist Partnerschaften ja nicht gerade selten. Wenn das immer wieder passiert, kann es dazu kommen, dass ein Mensch irgendwann gar nichts mehr sagt, weil es auf ihn wie eine Bestrafung wirkt, jedes mal als (quasi) unzurechnungsfähig erklärt zu werden, wenn er ein Problem anspricht. Irgendwann kommt auch der Zeitpunkt, an dem ein Mensch beginnt, das selbst zu glauben.

Mit den Gefühlen kann das Gleiche passieren. Gefühle zu haben und zu zeigen, bedingt ja, dass ein Mensch so was völlig frei und unbesorgt haben und zeigen darf. Wenn jemand (z.B. in einer Partnerschaft) die Erfahrung macht, dass nur bestimmte Gefühle seinerseits "richtig" sind, andere hingegen "falsch", kann es passieren, dass dieser Mensch irgendwann keine mehr hat und folglich auch keine mehr zeigt. Emotionaler Rückzug. Nicht gerade selten in Partnerschaften.

Wenn ein Mensch noch nie bei einem Psychologen war, könnte möglicherweise die Angst der Grund sein, dass es dort genauso läuft, ihn quasi eine Art Gehirnwäsche erwartet. Viele haben ja dieses Bild. Auch für den Fall, dass es bei einem Psychologen gut läuft, er dort verstanden wird und auf Verständnis trifft, droht eine Angst. Rät man ihm dort zu einer Lebensänderung (z.B. Trennung), erwartet ihn zu Hause richtig Ärger. Ein Betroffener könnte denken: Egal, was mich bei einem Psychologen erwartet, es wird auf jeden Fall heftig werden.
KateD
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo Ihr Drei, :|

herzlichen Dank für Eure Meinungen und Gedanken zu meiner Frage bzw. Geschichte.

Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, denk ich auch, dass es vielleicht besser ist, dem Psychater keine Mail zu schreiben.
Ihr habt ja Recht, für mein Mann wäre das nicht so klasse, wenn er wüßte, ich hab den Arzt geschrieben. Ich weiß das ja selber, es ist halt nur, mein Mann ist schon immer sehr schüchtern gewesen und hatte auch immer Probleme auf fremde Menschen/Behörde etc. zuzugehen.

Ich bin die 'Managerin' und er versteckt sich so'n bisschen hinter mir. :oops:
Er brauchte immer Menschen, die alles für ihn regeln, seine Mutter hat sich um seine Ausbildung damals gekümmert, seine Oma hat ihm danach Jobs verschafft und jetzt bin ich schon lang die 'Helferin'
die sich kümmert, dass er einen Job bekommt, Kurantrag stellt etc. er ist weder faul noch dumm, er kann sich nur nicht verkaufen (im Gespräch) Jedes Bewerbungsgespräch fiel negativ aus...weil er eben zu scheu ist mit fremden Menschen zu sprechen und extra noch sein Licht unter den Scheffel stellt. (Das nervt mich auch sehr)
Dbei ist es so, wenn er einen Job hat, möchte man ihn nicht mehr missen, weil er klug, geschickt und ein sehr angenehmer Mensch ist.

Er ist auch sehr beliebt und ein treuer 'Weggefährte' für seine (wenigen) Freunde, aber ihm fehlt
Selbstvertrauen und ist froh, wenn ich alles regle.

Ja und deshalb hab ich auch Angst, dass genau wie bei seinen Bewerbungsgesprächen der falsche Eindruck beim Arzt entsteht und ja nach der '17 ' Sprechstunde weiß der Arzt ihn dann bestimmt einzuordnen.... aber die Zeit, die bis dahin in's Land geht... hat er die noch(???)

Angeblich geht das ja schon 2 Jahre, dass er sich so schlecht fühlt (sicher nicht so schlimm wie im letzten halben Jahr) Da sieht man wieder wie lang er das aushalten konnte ohne irgend jemanden davon zu erzählen. Ja und klar fragt Ihr Euch jetzt, warum ich nichts merkte....

Ich hab schon mitbekommen das er anders wurde, aber es waren auch in vergangener Zeit viele Dinge passiert, die ihn/uns belastet haben.
mein Mann: vor 3 Jahren Bandscheiben operiert bis heute ständig Schmerzen, Job dadurch verloren und dadurch sehr gehandicapt einen neuen Job zu finden, Kinder ausgezogen, unsere Ehe so lala, jetzt eine geringfügige Beschäftigung die ihn auch nicht ausfüllt und keine Hoffnung, dass sich was ändert.
Keine Ahnung, da er sich nicht öffnen kann, kann ich auch nur vermuten.



Es ist schwierig das Richtige zu tun. Meine Eltern sind manchmal auch verzweifelt, weil sie nicht wussten, ob sie mich zu etwas zwingen sollten oder mich einfach in Ruhe lassen. Manchmal war das eine besser, manchmal das andere. Aber ich habe keine Ahnung, woher man wissen kann, was wann besser ist.
Ich glaube als Eltern ist es noch schlimmer, weil das Kind steht doch über Alles und wenn ich mir vorstelle mein Kind leidet so wie mein Mann jetzt... da müßte ich mir auch Hilfe suchen, ohne das abwerten zu wollen.

Sein Denken finde ich nicht unbedingt widersprüchlich. Depressive Menschen verlieren ihre Freude, Interesse an allem. Selbst an Sachen, die einem vorher Spaß gemacht haben. Die vorherrschenden Gefühle in einer Depression sind entweder undefinierbare, diffuse Gefühle, man fühlt sich nur schlecht...und meistens gibt man sich selbst die Schuld dafür. Meine Therapeutin hat die depressiven Gefühle immer Ersatzgefühle genannt. Wenn man Gefühle, wie Angst; Wut, Schmerz, Freude immer unterdrückt und sie sich nicht ausdrücken können, bahnen die sich dann oft irgendwann einen Weg nach draußen und zeigen sich etwa durch körperliche Beschwerden oder eben auch durch depressive Gefühle. Dieses depressive Gefühl ist allerdings so diffus und schwammig, dass man einfach nicht erkennen kann, was man eigentlich fühlt. Herauszufinden was mit einem selber los ist oder will, wird zum Stochern im Nebel.

Danke für diese Erkenntnis, denn so in etwa wird er wohl auch empfinden, es ist aber eben auch verdammt schwer für uns Angehörige immer zu schauen wie ihm gerade zu mute ist um sich dann wieder anzupassen.

Man fühlt sich nur noch leer. Das Herausfinden, was man eigentlich fühlt und wie es einem geht oder was man will, wird auch zum Stochern im Nebel.
Man fühlt NICHTS und empfindet auch NICHTS für NIEMANDEN und für NICHTS. Es fühlt sich beschissen an, aber man kann auch nichts dagegen machen, weil man nicht weiß, wie man das Problem anpacken soll. Es gibt ja schließlich keine Ursache, die man beheben kann, um das Gefühl, das durch die Ursache entstanden ist, loszuwerden.


Ja das sagt er auch ab und an, er ist völlig leer und er möchte so gern, dass alles so wird wie früher und er versteht nicht, warum er nichts empfindet, er hätte doch alles bei mir etc.
Er weint auch jedesmal, weil ihm das so fertig macht.


Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass dein Mann nichts für dich empfindet, aber nicht unbedingt so (bzw. nicht nur so) wie das bei Gesunden ist. Wenn man überhaupt nichts fühlen kann oder nur völliges Gefühlswirrwar herrscht, das sich auch noch total anfühlt, ist es eigentlich kein Wunder, wenn dein Mann für dich keine Gefühle hat. Es kann natürlich sein, dass die Tatsache, dass er nichts mehr für dich empfindet, schon auch mit an eurer Vorgeschichte liegt. Es muss ja irgendwas geben, wodurch er so unzufrieden und unglücklich geworden ist. Aber das depressive Empfinden, bzw. gerade auch das Nichts-empfinden-können, spielt m.E. schon eine große Rolle.

Ja wenn ich das alles so wüßte, wieviel Krankheit oder abgestorbene Liebe in diesem ganzen Gefühlschaos steckt. Ich dachte ja erst, dass er sich trennen möchte weil er mit mir nicht mehr kann, aber seine widersprüchliches Verhalten und dass es ihm so schlecht ging/geht.... (schließlich bin ich doch die Verlassene und ihm hätte doch ein Stein vom Herzen fallen müssen) das hat mich dann in eine andere Richtung schauen lassen... Depression.

@ die Neue schade, dass ich Dich nicht mit Namen anreden kann, 'die Neue' klingt so unpersönlich, dabei schenkst Du mir so viel interessantes Wissen und Deine Erfahrunge, dass ich jeden Satz von Dir zitieren möchte....


Du hast geschrieben, dass wenn du ihn sozusagen frei gibst, er sich dann beschwert.
Mich würde es auch treffen, wenn mein Partner in der Situation sagen würde, er gibt mich frei. Dann bin ich alleingelassen (das ist für mich ziemlich schlimm) und muss auf eigenen Füßen stehen, was ich aber grade nicht kann, weil ich viel zu fertig bin. Ich brauch eine Stütze.


Ja mittlerweile begreife ich das jetzt auch, aber eine Zeit lang dachte ich, er will sich (gesund) von mir trennen, hat Schuldgefühle mir gegenüber und ich wollte es ihm nur leichter machen, ich möchte keinen Rosenkrieg und ich kann verstehen, wenn der Ofen aus ist, kann man die Asche nicht mehr anzünden, ich bin, ja das kann ich von mir sagen, sehr fair ihm gegenüber.
Eigentlich wollt ich ihm nur den Druck nehmen und ihm bei seiner Entscheidung keine Steine in den Weg legen, aber dann hab ich gemerkt, dass er mich eigentlich gern behalten möchte und leidet, wenn ich nicht da bin (manchmal)



Ich würde deinen Mann nicht aufgeben. Ich würde eher versuchen, dass du eure Beziehung einfach weiterlaufen lässt, so wie sie gerade ist, und erst mal abwartest, was beim Psychiater rauskommt und ob sich langsam etwas bessert. Ich denke, es ist wichtig für einen als Depressiven, zu wissen, dass man einen Anker hat. Ich denke, sein Umfeld sollte noch so stabil bleiben wie möglich und nicht noch mehr zerrüttet werden.

Ja, ich versuch es auf alle Fälle, ich hab ihn ja auch gern und würde auch viel anders machen wollen, aber jetzt ist eben Geduld angesagt und meine Hoffnung liegt bei dem Psychater, aber bis dahin sind es noch 3 Wochen und hoffentlich geht er auch hin. :cry:


Zum Besuch beim Psychiater:
Ich würde auf KEINEN Fall dem Psychiater irgendetwas schreiben. Wenn das mein Partner machen würde, würde ich ausflippen! Als Depressiver hat man eh schon immer wieder das Gefühl, dass man nicht ganz ernst genommen wird und wenn dann jemand hinter meinem Rücken etwas macht, weil ich das ja angeblich nicht kann... Das ist dann nicht auf Augenhöhe und ich würde mich nicht respektiert fühlen.
Ok ich halt die Hände still ;) Nein Ihr habt alle recht!!

Wird dein Mann alleine zum Arzt gehen? Oder gehst du mit? Wenn du mitgehst, habt ihr vor, dass du beim Gespräch dabei bist?
Ich denk, er will alleine fahren, ist auch gut so, vielleicht ist er bei einem Arzt nicht ganz so scheu wie ich es vermute.


Aber es ist ja schon mal gut, wenn dein Mann jetzt doch zum Psychiater geht. Warum wollte er vorher eigentlich nicht? Ist es die Angst vor der Stigmatisierung?

Vielleicht ja, aber ich denke, er hat Angst über sich reden zu müssen und einen fremden Menschen sein Leid zu klagen.... das kann er nicht. Jedoch hat er wohl begriffen, dass es anders nicht mehr geht und wenn sein Gewichtsverlust weiter voran schreitet, dann bekommt er auch Probleme mit u.a. seine Wirbelsäule, die ja schon 'zusammen geflickt' wurde und soweit am Boden ist er dann hoffentlich doch noch nicht um diese Rrisiko einzugehen.


Ich bin übrigens auch am Anfang zum Arzt gegangen und hatte Angst, dass der mir nicht glaubt.
Ja, das 'glauben' ist die eine Sache, wenn ein Mensch sich aber gar nicht zu erkennen gibt...
dann ist es schwierig mit der Diagnose aber deshalb ist er ja Psychater und sollte sein Handwerk verstehen.


Gibt es bei euch eigentlich eine Tagesklinik? Das könnte evtl. eine Hilfe sein.
Ja, jedoch will er da nicht hin, weil er Angst hat seine Arbeit zu verlieren, denn seine Arbeit ist wohl noch die einzige Ablenkung, sagt er.

Es ist wichtig, dass du dich auch um dich kümmerst. Wenn du auch noch zusammenbrichst, ist niemandem geholfen und am wenigsten dir.
Ich muss durchhalten, meine fast 90 jährige Mutter braucht mich ja auch aber um die kümmert sich mein Mann auch sehr rührend, sie ist (im Moment) sein Rückgrat. :(
So, das war es für heute, bin grade tatsächlich schon etwas müde geworden. Ach herje... pass gut auf Dich auf... UND Du hast einen Namen verdient!!! Danke liebe...

@ Dobi

Das ist Partnerschaften ja nicht gerade selten. Wenn das immer wieder passiert, kann es dazu kommen, dass ein Mensch irgendwann gar nichts mehr sagt, weil es auf ihn wie eine Bestrafung wirkt, jedes mal als (quasi) unzurechnungsfähig erklärt zu werden, wenn er ein Problem anspricht. Irgendwann kommt auch der Zeitpunkt, an dem ein Mensch beginnt, das selbst zu glauben.

Mit den Gefühlen kann das Gleiche passieren. Gefühle zu haben und zu zeigen, bedingt ja, dass ein Mensch so was völlig frei und unbesorgt haben und zeigen darf. Wenn jemand (z.B. in einer Partnerschaft) die Erfahrung macht, dass nur bestimmte Gefühle seinerseits "richtig" sind, andere hingegen "falsch", kann es passieren, dass dieser Mensch irgendwann keine mehr hat und folglich auch keine mehr zeigt. Emotionaler Rückzug. Nicht gerade selten in Partnerschaften.

Ja das stimmt ganz exakt und darüber hab ich auch gerade in letzter Zeit viel nachgedacht, weil es ist schon so, dass er mehr mein Leben gelebt hat als sein eigenes, obwohl er sehr viel Freiheiten hat was in anderen beziehungen nicht so selbstverständlich ist.
Leider hat er mir sein Leben wenig gezeigt und wenn man nicht animiert wird, dann denkt und handelt man eben auch nur in die eigene Richtung... ist eben viel falsch gelaufen und jetzt können wir nur abwarten.

@ Luna: Danke auch Dir für Deine Meinung und Einschätzung!!!


Grüsse Kate die wieder zu viel gepinselt hat. :oops: :roll:
Zuletzt geändert von KateD am 22. Sep 2016, 07:44, insgesamt 1-mal geändert.
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
Uwe R
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von Uwe R »

Hallo Kate,

schön das du meine Geschichte gelesen hast und sie sehr spannend findest. Freut mich, wenn du dir anhand meines Schreibens meine Situation gut vorstellen konntest. Dankeschön!
Du hast völlig recht, man packt in seine Geschichte soviel wie möglich rein, um die ganze Situation auch für andere verständlich zu machen und eben auch die entsprechenden Antworten zu erhalten. Das ist nicht immer ganz so einfach und man erschreckt sich dann am Ende selbst, wie lang so ein Beitrag denn geworden ist. Soll ja für alle auch gut verständlich sein.

Mir geht es da genau wie dir, auch ich hätte niemals gedacht, dass mich diese Krankheit mal so aus der Bahn werfen kann und das, obwohl ich nicht mal selbst betroffen bin.

Zitat:
"Ja ich glaub Dir, dass Du sehr gelitten hast und wahrscheinlich auch jetzt noch nicht soo frei atmen kannst....sonst wärst Du wahrscheinlich nicht mehr hier, oder (?)"

Ja das habe ich wirklich. Und ohne meine depressive Arbeitskollegin mit ihren wertvollen Tipps und Ratschlägen, oder einfach nur zum zuhören und meiner Psychologin und dem Forum hier, weiß ich nicht, wo ich heute stehen würde und wie es mir ohne sie ginge. Für diese Hilfe bin ich sehr dankbar. Wer weiß, ohne sie würde ich vielleicht schon selbst in einer Klinik sitzen und Therapie machen.
Mir geht es mittlerweile schon deutlich besser, aber du hast recht, so richtig frei atmen kann ich irgendwie immer noch nicht.

Und das ich hier immer noch im Forum bin, möchte ich mal so erklären.
Ich habe soviel über Depressionen gelesen, um das ganze Thema einfach besser zu verstehen. Hab mich mit dem Thema mittlerweile seit über einem Jahr beschäftigt. Dann bin ich hier auf dieses wunderbare Forum gestoßen und hab hier erstmal nur mitgelesen. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, melde dich doch mal an und stell deine Geschichte hier ein.
Mit dieser enormen Resonanz und die vielen hilfreichen Antworten hätte ich niemals gerechnet. Und dafür bin ich Allen so sehr dankbar hier.
Und ich habe daher für mich entschieden, dass ich diesem Forum hier erhalten bleiben werde. Um eben auch für Andere hier mit Rat und Hilfe zur Verfügung zu stehen.

Nun zu deiner Absicht, eine Mail an den Psychater deines Mannes im Vorfeld zu schicken. Die Idee klingt im ersten Moment nicht schlecht, aber ich weiß nicht ob das so gut wäre. Ich würde auch eher dazu raten, es nicht zu tun. Dein Mann würde es vermutlich so auslegen, dass er sich hintergangen fühlen würde.
Auch ich hatte versucht, ein gemeinsames Gespräch bei ihrer Psychologin herbei zu führen. Ich habe meiner Ex-Freundin mehr als einmal nahegelegt, sie möge doch bitte mal bei ihrer Psychologin nach einem gemeinsamen Termin frage. Das hat sie leider nicht getan und für notwendig erachtet. Ich habe dann selbst bei ihrer Psychologin angerufen und sie direkt gefragt, ob denn so ein gemeinsamer Termin bei ihr machbar und möglich wäre. Sie meinte grundsätzlich schon, aber meine Ex-Freundin muss dem zustimmen. Und ohne die Zustimmung meiner Ex-Freundin kann und wird es leider keinen gemeinsamen Termin geben, so sehr ich das auch wollen würde.
Bei dem nächsten Termin meiner Ex-Freundin bei ihrer Psychologin, hat sie ihr das natürlich erzählt, dass ich bei ihr angerufen habe. Na da konnte ich mir hinterher vielleicht was anhören, so nach dem Motto, was mir denn einfallen würde bei ihrer Psychologin anzurufen und was ich mir denn davon versprechen würde.
Ich habe in diesem Anruf absolut nichts Schlimmes gesehen. Ich wollte lediglich eine gemeinsame Lösung für uns beide und unsere Beziehung und ob überhaupt die Möglichkeit eines gemeinsamen Gesprächs besteht.
Man hat eigentlich nur was Gutes und Positives erreichen wollen und von der depressiven Person wird das völlig anders gesehen und gedeutet. Und am Ende steht man dann da und fragt sich, was war denn daran jetzt falsch. Ich hab sie doch mit dem Anruf in keinster Weise hintergangen oder irgendetwas Schlechtes hinter ihrem Rücken gemacht.
Du siehst, so schnell kann es gehen und ruckzuck ist man wieder der Dumme.

Vielen lieben Dank liebe Kate für deine guten Wünsche, mit dem warmen Sand unter meinen Füßen.
Das tut richtig gut.

Ich hoffe sehr für dich, dass es bei dir auch wieder positiver wird. Pass gut auf dich auf, dass du dich in dem Ganzen nicht selbst verlierst.

Wünsche dir einen schönen Abend.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
DieNeue
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

das freut mich, dass meine Erfahrungen so wichtig sind für dich und ich dir damit weiterhelfen kann.
Es ist schön zu sehen, dass du dadurch deinen Mann besser verstehen kannst. Ich hätte nicht gedacht, dass es für Angehörige so schwierig zu verstehen ist. Für mich ist meine Sicht schon so normal.

Es kann für deinen Mann vielleicht auch ganz gut sein, wenn er alleine beim Arzt ist. Da kann er sich dann nicht hinter dir verstecken. Ich denke, er muss auch nicht beim ersten Mal eine perfekte Beschreibung seiner Situation abliefern. Wichtig sind die großen Punkte, wie Schlafstörungen, Gewichtsverlust, ständiges Traurigsein, die innere Leere und dass eure Ehe im Moment kriselt und er damit nicht klarkommt. Ein Arztgespräch ist kein Bewerbungsgespräch. Er muss nicht die perfekte Leistung abliefern.

Solche Dinge wie Schlafstörungen können manche Medikamente (in der richtigen Einstellung) ganz gut abfangen. Und gut ein- und durchschlafen zu können ist echt schon die halbe Miete. Ohne Medikamente könnte ich gar nicht schlafen. Ohne Schlaf ist man dann noch mehr gerädert. Bei mir habe ich damals auch bemerkt, dass ich durch die Medikament zwar immer noch geheult habe, aber dass sich das dann nicht mehr so ewig hingezogen hat. Irgendwann konnte ich wieder aufhören zu weinen. Vorher ging das stundenlang. Wenn es dann mal vorbei war, ging es irgendwann wieder los und ging wieder stundenlang. Das hat sich sehr verkürzt und ich weiß, dass wenn ich heule, das dann auch mal wieder aufhört. Das und das Schlafen-Können trägt schon zu einer gewissen Stabilität bei. Ich denke, das in den Griff zu kriegen, wäre für deinen Mann schon ein großer Schritt.

Euer Verhalten, dass du eher die Managerin bist und er der, für den immer alles erledigt wurde, erinnert mich ein bisschen an meine Eltern ;-) Das war bei ihnen sehr ähnlich. Die Mutter von meinem Vater hat sich auch immer um alles gekümmert und mein Vater hat sich dann auch oft meiner Mutter angepasst. Das war schon bei der Freizeitgestaltung so. Mein Vater hat einfach nicht gesagt, wenn er eigentlich etwas anderes machen wollte, weil er gar nicht wusste, was er eigentlich will. Wie auch? Wenn man immer alles abgenommen bekommt, lernt man auch nicht zu merken, was man selber will. Wenn man dann noch harmoniesüchtig ist, ist man dann schnell dabei, sich dem anderen anzupassen, auch ohne dass man es merkt. Hier spielen auch sehr die Gefühle eine Rolle. Wenn man kaum gelernt hat, Gefühle wahrzunehmen und einzuordnen, dann fällt es einem auch sehr schwer, zu merken, was man will (ist ja eher eine Bauchsache) oder zu merken, wann etwas zu viel wird.
Ich denke, dass man aber lernen kann, diese ungleiche „Rollenverteilung“ zu ändern, zumindest hat sich das bei meinen Eltern gebessert. Das ist für meinen Vater natürlich eine Herausforderung und auch für meine Mutter, aber wenn beide (!) erkannt haben, dass es so ist und gemeinsam (!) versuchen, das zu ändern, kann das wirklich besser werden. Das tut beiden Seiten auch gut! Er kann sich besser entfalten und sie trägt weniger Verantwortung, muss ihn nicht immer mitziehen. So eine Verhaltensänderung erfordert natürlich auch Mut, v.a. von deinem Mann, da er ja auch auf Ablehnung stoßen kann, wenn er mehr sagt, was er will.
Ich denke, wenn ihr euch dann mehr auf Augenhöhe begegnen könnt, ist das schon eine gute Basis für eine Beziehung und vielleicht findet ihr sie sogar besser als vorher?! Wenn ihr die Situation zusammen Schritt für Schritt angeht, sehe ich durchaus Chancen für eure Beziehung.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Aufenthalt in der Tagesklinik deinem Mann gut tun würde. Wir hatten damals Soziales Kompetenztraining, wo man u.a. lernt, seine Bedürfnisse zu äußern, Nein zu sagen, mutiger und selbstbewusster aufzutreten, etc. Durch das Feedback der anderen Patienten merkt man, wie das eigene Verhalten auf andere wirkt und was man vielleicht anders machen kann. Aber man bekommt auch positives Feedback. Jeder hat Eigenschaften, die gut sind. Nur oft fallen sie einem nicht auf, weil sie für einen normal sind.
In der Klinik kann man das vielleicht ganz gut rausarbeiten, bzw. eher annehmen, dass etwas gut ist an einem und dass man sein Licht auch nicht unter den Scheffel stellen muss. Wenn einem fremde Leute etwas Positives rückmelden, kann man das ja oft besser annehmen, als wenn das jemand sagt, der einen schon jahrelang kennt.
Für mich war die Tagesklinikzeit nicht einfach, v.a. weil ich mit einer Ärztin dort nicht klarkam, aber es gab auch sehr viele schöne und auch lustige Momente mit den Mitpatienten. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass ich dort sehr viel gelernt habe.

Wir hatten damals auch Psychoedukation. Das ist eine Gruppe, in der man Infos zur Krankheit bekommt. Auch das Austauschen mit den Mitpatienten lassen einen die Krankheit besser verstehen und auch das Gefühl, dass man nicht der Einzige ist, sondern andere Leute genau das gleiche erleben, ist schon hilfreich.

Warum hat dein Mann Angst durch den Aufenthalt in der Tagesklinik seine Arbeit zu verlieren? Ich hatte damals kein Problem mit der „Arbeit“, weil ich studiert hatte und ein Semester „beurlaubt“ war deswegen. (Hat aber auch Nachteile, wenn einem das im Studium passiert, auch wenn sich das „Urlaubssemester“ nehmen einfach anhört.)

Das alles wieder so ist, wie es war, wünsche ich mir auch oft. Mein Hauptproblem ist, dass ich auf Druck extrem reagiere, schnell reizüberflutet bin und auch körperlich sehr erschöpft.
Da denke ich mir schon manchmal, was ich früher alles gemacht und geschafft habe... wäre schön, wenn das wieder so wäre wie damals.

Noch etwas anderes:
Falls euer Psychiater wider Erwarten total inkompetent oder unfreundlich sein sollte oder die Beschwerden deines Mannes als Lappalie abtun solte, lasst euch nicht irritieren und entmutigen! Es gibt leider immer wieder Psychiater, die selbst ein Soziales Kompetenztraining bräuchten oder nichts machen. Damit will ich dich nicht entmutigen, was euren Termin beim Psychiater angeht. Nur habe ich eben die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder Arzt gut ist. FALLS das der Fall sein sollte, probiert es bei einem anderen. Ich habe mal von einem Psychiater den Rat bekommen, wenn ich nicht schlafen kann, soll ich doch eher ins Bett gehen... Sowas geht gar nicht und der Arzt sollte deinen Mann auf jeden Fall ernstnehmen und auch aktiv an der Situation etwas ändern wollen und euch Lösungsvorschläge anbieten. Ich hatte eine lange Odysee hinter mir, bis ich einen wirklich guten Arzt gefunden habe. Den Termin dort hat meine Hausärztin organisiert, glaube es hat dann nur 2 Wochen gedauert bis zu dem Termin. Ich hoffe, ich habe dich damit nicht verunsichert. Ich möchte damit eigentlich nur sagen, dass ihr euch nicht zu sehr auf den einen Termin und diesen einen Psychiater fixieren solltet und dann eventuell enttäuscht seid oder sich nichts ändert, sondern dass ihr die Hoffnung nicht aufgeben solltet und weiter nach einer Lösung suchen solltet.

Ja, Geduld ist bei dieser Krankheit leider das A und O. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich das hasse, immer geduldig zu sein, immer zu warten und zu versuchen, etwas zu ändern. Manchmal möchte ich auch, dass es jetzt einfach ruck-zuck geht und ich einen Durchbruch habe, ab dem es mir wesentlich besser geht. Aber das geht anscheinend nicht so leicht.

Du schreibst, dass du wegen deiner Mutter durchhalten musst. Ist sie schon pflegebedürftig? Kannst du dir da irgendwo Unterstützung holen? Mit Pflegestufe oder etwas mehr Stunden von der Ambulanten Pflege? Meine Mutter hat ihren Vater 7 Jahre lang gepflegt, dann hat sie auch immer mehr ihrer Mutter helfen müssen, weil die auch immer mehr Hilfe gebraucht hat. Dann hat mein Vater einen Burnout bekommen und das war dann alles zusammen so belastend und soviel Stress und Druck, dass sie schließlich genauso zusammengebrochen ist.
Von daher wäre vielleicht sinnvoll, dir da etwas Unterstützung zu holen. Zumindest soweit ich das von außen beurteilen kann.
Was ich auch immer nur empfehlen kann, ist der Sozialpsychiatrische Dienst von der Diakonie/Caritas. Das ist eine Anlaufstelle für Leute mit psychischen Problemen bzw. auch deren Angehörige. Dort kann man nur einmal hingehen oder auch regelmäßiger und kann sich alles von der Seele reden und wird beraten, wie man mit der eigenen Situation umgehen kann. Das ganze kostet auch nichts. Mein Vater war dort eine Zeit lang regelmäßig und hat sehr davon profitiert. Vielleicht wäre das auch etwas für dich. Deine Situation ist ja auch nicht gerade leicht und jemanden zu haben, mit dem man regelmäßig reden kann und der nur für dich da ist, könnte schon eine gewisse Entlastung sein.

Ja, das mit meinem Namen... ich habe ewig überlegt, wie ich mich hier nennen soll, weil ich nicht meinen richtigen Namen in einem Forum angeben wollte und mir ist nichts eingefallen. Da hab ich dann einfach DieNeue genommen, weil ich dachte, ist doch eigentlich egal, wie ich heiße... bin ja eh nicht lange hier^^ Aber lieb, dass du sagst, ich hätte einen Namen verdient :-)

So, das wars dann mal wieder von mir. Ich komm mir auch immer ein bisschen blöd vor, wenn ich so lange Texte schreibe, aber ist halt mal so ;-)

Liebe Grüße
DieNeue

P.S.
Ich denke, dass es manchmal wichtig ist, nicht nur zu sagen, was man denkt, sondern dass man auch dazu sagt, warum man etwas sagt oder tut. Ein Beispiel dazu: Meine Mutter und ich haben vor Kurzem gleichzeitig versucht abzunehmen. Meine Mutter hat dann immer erzählt, wieviel sie schon abgenommen hat etc. Das fand ich immer total deprimierend. Irgendwann habe ich dann gesagt, dass sie mir das nicht mer erzählen soll, weil mich das so deprimiert. Da hat sie gemeint, dass sie mir das eigentlich nur erzählt hat, um mich anzuspornen... :shock: Wäre ich nie darauf gekommen!

Zum Thema Entscheiden: Manchmal kann es hilfreich sein (aber eher bei Kleinigkeiten als bei großen Entscheidungen), wenn man keine offenen Fragen stellt, sondern eher ja/Nein-Fragen. Also zum Beispiel nicht fragen: Was möchtest du trinken? Sondern: Möchtest du auch einen Kaffee? Aber bitte nicht damit übertreiben!! ;-)
KateD
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo,

ich mal wieder, ich muss mal wieder schreiben, sei es auch nur um meine Gedanken 'irgendwo'
abzulegen. :oops: Ja und wie ich hier erfahren durfte ist dieses Forum ein hilfreicher Ort dafür...also für mich.

Heute ist Donnerstag, noch 3 Tage, dann kommt mein Mann wieder aus seinem Urlaub, 2 Wochen sind vergangen, eigentlich jedenfalls für mich eine nicht unangenehme Zeit, ich konnte auch mal etwas abschalten und hatte nicht ständig die tägliche Angst wie es ihm gerade geht und das Bild vor Augen was aus meinem Mann geworden ist.... und man so hilflos selber die Schultern hängen läßt.

Keine Ahnung wie es ihm in den 2 Wochen ergangen ist, er hatte sich nur mal kurz bei meiner Mutter am Telefon gemeldet.... ja eben nur bei meiner Mutter. :(
Ich weiß schon, dass er nicht mit wehenden Fahnen zurück kommt und ich hab auch echt Bammel, wie er drauf ist... wie soll ich mich nun wieder verhalten?? Bin ich freudig, wenn ich ihn sehe? Wohl eher nicht, das engt ihn vielleicht gleich wieder ein, nehm ich ihn nur wenig zur Kenntnis, hab ich wieder Angst, dass er mir dann wieder später Vorwürfe macht, ich hätte ihn nicht vermisst, benehme ich mich wie ein Kumpel??? Das wirkt dann natürlich aufgesetzt... ist es ja auch. Tja wie soll man sich verhalten????? Diese Gedanken machen mich momentan im wahrsten Sinne des Wortes 'irre' Habt Ihr eine Idee?? :oops:

@lieber Uwe: Du fühlst Dich wirklich sehr warmherzig und gut an, ich hoffe es geht Dir gut und wird noch besser!

@ die Neue.... wie gesagt ich würde dich so gern beim Namen nennen...ich glaube für mich bist Du eine Mira... warum? Find es selbst heraus. :)

Ja liebe 'Mira' ;) Du bringst mich wirklich zum 'andersdenken' das ist der 1. Schritt dann auch anders zu handeln in bestimmten Situationen, danke Dir, dass Du auch mir Bsp. erklärst, wie man es besser machen kann:
Manchmal kann es hilfreich sein (aber eher bei Kleinigkeiten als bei großen Entscheidungen), wenn man keine offenen Fragen stellt, sondern eher ja/Nein-Fragen. Also zum Beispiel nicht fragen: Was möchtest du trinken? Sondern: Möchtest du auch einen Kaffee?


Oh weh... wir Angehörige müssen uns aber auch dolle umstellen und zwar so, dass es aber auch nicht 'verstellt' rüber kommt. Ich werde versuchen, dass ich so wenig wie möglich Druck ausübe und mich ja so schwierig wie es ist im Hintergrund halten.

Ich hätte nicht gedacht, dass es für Angehörige so schwierig zu verstehen ist. Für mich ist meine Sicht schon so normal.
Ja das stell ich auch fest, dass 'Ihr' gar nicht's mit bekommt wie schwer es für uns ist und wie auch wir leiden, wie Du geschrieben hast, dass deine Eltern neben Dir hätten sterben können.... :cry:


Es kann für deinen Mann vielleicht auch ganz gut sein, wenn er alleine beim Arzt ist. Da kann er sich dann nicht hinter dir verstecken. Ich denke, er muss auch nicht beim ersten Mal eine perfekte Beschreibung seiner Situation abliefern. Wichtig sind die großen Punkte, wie Schlafstörungen, Gewichtsverlust, ständiges Traurigsein, die innere Leere und dass eure Ehe im Moment kriselt und er damit nicht klarkommt.

Stimmt, aber Deine Aufzählung.... das muss er erst mal vortragen... und da hab ich Angst, dass er das nicht erzählt und bloß ein bissel herum stammelt.

Solche Dinge wie Schlafstörungen können manche Medikamente (in der richtigen Einstellung) ganz gut abfangen. Und gut ein- und durchschlafen zu können ist echt schon die halbe Miete. Ohne Medikamente könnte ich gar nicht schlafen. Ohne Schlaf ist man dann noch mehr gerädert. Bei mir habe ich damals auch bemerkt, dass ich durch die Medikament zwar immer noch geheult habe, aber dass sich das dann nicht mehr so ewig hingezogen hat. Irgendwann konnte ich wieder aufhören zu weinen. Vorher ging das stundenlang. Wenn es dann mal vorbei war, ging es irgendwann wieder los und ging wieder stundenlang. Das hat sich sehr verkürzt und ich weiß, dass wenn ich heule, das dann auch mal wieder aufhört. Das und das Schlafen-Können trägt schon zu einer gewissen Stabilität bei. Ich denke, das in den Griff zu kriegen, wäre für deinen Mann schon ein großer Schritt.

Danke für diesen Absatz, das weckt ein wenig Mut in mir.



Ich denke, wenn ihr euch dann mehr auf Augenhöhe begegnen könnt, ist das schon eine gute Basis für eine Beziehung und vielleicht findet ihr sie sogar besser als vorher?! Wenn ihr die Situation zusammen Schritt für Schritt angeht, sehe ich durchaus Chancen für eure Beziehung.
Ach weißt Du meine Mira... darüber hab ich mir auch Gedanken gemacht, vielleicht wenn alles doch noch gut werden sollte, war dieser Knall zwar sehr nervenaufreibend aber hoffentlich hilfreich, wie gesagt unsere 'Brüderchen-Schwesterchen' Beziehung war nun wirklich nicht mehr die Erfüllung....



Warum hat dein Mann Angst durch den Aufenthalt in der Tagesklinik seine Arbeit zu verlieren? Ich hatte damals kein Problem mit der „Arbeit“, weil ich studiert hatte und ein Semester „beurlaubt“ war deswegen. (Hat aber auch Nachteile, wenn einem das im Studium passiert, auch wenn sich das „Urlaubssemester“ nehmen einfach anhört.)
Er hat erstmal eine befristete Arbeitsstelle und er kann durch seine Wirbelerkrankung nicht mehr 'alles' arbeiten und da für ihn die Arbeit momentan die einzige Ablenkung ist, will er das nicht auf's Spiel setzen, außerdem den ich hat er Angst was da allea auf ihn zu kommt...

Das alles wieder so ist, wie es war, wünsche ich mir auch oft. Mein Hauptproblem ist, dass ich auf Druck extrem reagiere, schnell reizüberflutet bin und auch körperlich sehr erschöpft.
Da denke ich mir schon manchmal, was ich früher alles gemacht und geschafft habe... wäre schön, wenn das wieder so wäre wie damals.
Wie lang ist das denn her, dass Du krank geworden bist und seit wann geht es Dir besser?

Noch etwas anderes:
Falls euer Psychiater wider Erwarten total inkompetent oder unfreundlich sein sollte oder die Beschwerden deines Mannes als Lappalie abtun solte, lasst euch nicht irritieren und entmutigen! Es gibt leider immer wieder Psychiater, die selbst ein Soziales Kompetenztraining bräuchten oder nichts machen.

Er hat sehr gute Bewertungen und vor allem eine ganze Menge davon, von daher mach ich mir erst mal keine Sorgen.


Du schreibst, dass du wegen deiner Mutter durchhalten musst. Ist sie schon pflegebedürftig? Also körperlich macht sie eine 20-jährige noch was vor, aber die Demenz haut jetzt richtig rein. :cry:


Ja, das mit meinem Namen... ich habe ewig überlegt, wie ich mich hier nennen soll, weil ich nicht meinen richtigen Namen in einem Forum angeben wollte und mir ist nichts eingefallen. Da hab ich dann einfach DieNeue genommen, weil ich dachte, ist doch eigentlich egal, wie ich heiße... bin ja eh nicht lange hier^^ Aber lieb, dass du sagst, ich hätte einen Namen verdient :-) Ja das hast du....meine Mira!

So, das wars dann mal wieder von mir. Ich komm mir auch immer ein bisschen blöd vor, wenn ich so lange Texte schreibe, aber ist halt mal so ;-)
Nein, nein.... für mich ist jedes Wort, das Du schreibst sehr interessant hilfreich und natürlich tröstend - VIELEN Dank dafür und ich wünsch Dir einen guten Schlaf.... jede Nacht!!
Liebe Grüße
Kate

P.S.
Ich denke, dass es manchmal wichtig ist, nicht nur zu sagen, was man denkt, sondern dass man auch dazu sagt, warum man etwas sagt oder tut. Ein Beispiel dazu: Meine Mutter und ich haben vor Kurzem gleichzeitig versucht abzunehmen. Meine Mutter hat dann immer erzählt, wieviel sie schon abgenommen hat etc. Das fand ich immer total deprimierend. Irgendwann habe ich dann gesagt, dass sie mir das nicht mer erzählen soll, weil mich das so deprimiert. Da hat sie gemeint, dass sie mir das eigentlich nur erzählt hat, um mich anzuspornen... :shock: Wäre ich nie darauf gekommen!
Ja siehst Du, die Mißverständnisse tun dann auch noch ihren Teil dazu.
Aber schön, dass Du jetzt in der Lage bist über Deine Eltern oder andere Person nachzudenken und versuchst zu verstehen.... ich denke Du bist auf einen sehr guten Weg!!!! Ich wünsch es Dir sehr!
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
DieNeue
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

ich kann heute nicht so viel erzählen, bin schon recht unkonzentriert, aber ich will trotzdem noch ein bisschen was dazu schreben.
KateD hat geschrieben:Ich weiß schon, dass er nicht mit wehenden Fahnen zurück kommt und ich hab auch echt Bammel, wie er drauf ist... wie soll ich mich nun wieder verhalten?? Bin ich freudig, wenn ich ihn sehe? Wohl eher nicht, das engt ihn vielleicht gleich wieder ein, nehm ich ihn nur wenig zur Kenntnis, hab ich wieder Angst, dass er mir dann wieder später Vorwürfe macht, ich hätte ihn nicht vermisst, benehme ich mich wie ein Kumpel??? Das wirkt dann natürlich aufgesetzt... ist es ja auch. Tja wie soll man sich verhalten????? Diese Gedanken machen mich momentan im wahrsten Sinne des Wortes 'irre' Habt Ihr eine Idee?? :oops:
Wie würdest du dich denn verhalten, wenn du dich so verhalten könntest, wie du wolltest?
Bzw. dein Mann müsste ja schon zurückgekommen sein: Wie hast du dich verhalten und wie hat er reagiert?
KateD hat geschrieben:wie gesagt ich würde dich so gern beim Namen nennen...ich glaube für mich bist Du eine Mira... warum? Find es selbst heraus. :)
Also DAS würde mich jetzt schon interessieren :D

Zu dem Beispiel mit den Ja/Nein-Fragen: Den Tipp hab ich selber mal irgendwo gelesen, ist also nicht praxiserprobt, aber ich fand ihn damals sinnvoll, weil man so wirklich weniger denken muss. Das heißt aber nicht, dass du ihm nur noch solche Fragen stellen sollst. Er ist ja nicht blöd ;) Aber wenn es ihm ganz beschissen geht, sind solche Fragen vielleicht leichter zu beantworten.
KateD hat geschrieben:Ich werde versuchen, dass ich so wenig wie möglich Druck ausübe und mich ja so schwierig wie es ist im Hintergrund halten.
Dabei solltest du im Hinterkopf behalten, dass es oft kein richtig und falsch gibt. Manchmal ist das eine besser, manchmal genau das Gegenteil. Aber gib dir dann nicht die Schuld, dass du alles falsch machst! Du kannst das nicht wissen, und als Betroffener weiß man es meistens auch nicht, was das Beste wäre. Aber wenig Druck machen ist auf jeden Fall sehr gut!
KateD hat geschrieben:Stimmt, aber Deine Aufzählung.... das muss er erst mal vortragen... und da hab ich Angst, dass er das nicht erzählt und bloß ein bissel herum stammelt.
Ich würde die Symptome alle aufschreiben und wenn dein Mann merkt, er kriegt das nicht hin, dann kann er dem Arzt ja auch einfach den Zettel geben. Dann würde der Arzt auch gleich sehen, das und das hat er und könnte dann gezielt nachfragen. Ich mach mir auch immer ne Liste und versuch dann alles zu fragen, was drauf steht. Aber ich hab dann auch manchmal Angst, dass ich nicht alles sagen kann, weil der Arzt bei einem Punkt ewig drüber redet und dann für den Rest keine Zeit mehr hat. Dem Arzt gleich die Liste zu geben hab ich noch nicht gemacht, aber kam mir so als Idee. Dann wäre er auch gleich alles auf einmal los ;-)
KateD hat geschrieben: darüber hab ich mir auch Gedanken gemacht, vielleicht wenn alles doch noch gut werden sollte, war dieser Knall zwar sehr nervenaufreibend aber hoffentlich hilfreich, wie gesagt unsere 'Brüderchen-Schwesterchen' Beziehung war nun wirklich nicht mehr die Erfüllung....
Das hoffe ich echt sehr für euch. Ich denke, es gibt schon Möglichkeiten, dass ihr auch, wenn es deinem Mann besser geht und er die beziehung noch will, gemeinsam an euch arbeiten könnt. Meine Eltern machen zum Beispiel ehrenamtlich Ehearbeit und arbeiten immer wieder bei Eheseminaren mit. Sie waren auch selber schon oft Teilnehmer bei Seminaren. Oft geht es um Themen wie gute Kommunikation, wie bin ich geprägt, etc., also eigentlich nichts therapiemäßiges, aber man profitiert anscheinend sehr davon. (Ich hab selber keine Ahnung, war da noch nie - fehlt der Mann dazu^^) Vielleicht könnte euch sowas in die Richtung dann auch helfen. Aber Schritt für Schritt - jetzt geht er erstmal zum Arzt :-) Und das ist auch schon mal ein großer Schritt - vor allem, wenn er da eigentlich nicht hinwill.
KateD hat geschrieben:Er hat erstmal eine befristete Arbeitsstelle und er kann durch seine Wirbelerkrankung nicht mehr 'alles' arbeiten und da für ihn die Arbeit momentan die einzige Ablenkung ist, will er das nicht auf's Spiel setzen, außerdem den ich hat er Angst was da allea auf ihn zu kommt...
Ich konnte vor dem Aufenthalt die Klinik anschauen. Als ich das Erstgespräch hatte, hat mich eine Schwester rumgeführt und mir alles gezeigt und bisschen was erklärt. Vielleicht macht die Klinik bei euch das ja auch so. Klar, kann man sich da dann unter manchen Sachen auch nichts vorstellen, aber man weiß zumindest schon mal, wie es dort aussieht und ungefähr, was auf einen zukommt. Aber leicht war es nicht, sich das anzuschauen. Das ist etwas ganz anderes, da als zukünftiger Patient reinzugehen oder mal als Besucher an nem Tag der Offenen Tür.

Ja... wie lange ist das bei mir her. Glaube, das willst du lieber nicht wissen ;) Wann es besser geworden ist, kann ich nicht genau sagen, weil es auf und ab ging. Und es hängt auch ganz davon ab, was man unter besser versteht ;-)
Angefangen hat es so 2009, zum Arzt bin ich aber erst ein Jahr später und ab da hatte ich dann die Diagnose. Hab dann Medikamente genommen, ich glaube, es wurde auch besser. Hab zu der Zeit aber auch meinen (ungeliebten) Job aufgegeben und hab angefangen zu studieren, was mir besser gefallen hat. Eine Therapie habe ich auch angefangen, die mir geholfen hat. Hab die Medikamente 2011 abgesetzt, weil ich sie loshaben wollte. Das ging aber schief und Anfang 2012 bin ich komplett zusammengebrochen (Stress in der Uni und und und - das ganze ohne Medikamente). Dann war ich in der Tagesklinik, danach gings mir besser, hab die Medikamente wieder genommen und weiter studiert. Aber hab gemerkt, es ist zu viel, hab jedes Semester weniger gemacht, aber schlussendlich hab ich dann entschieden, ich geh nochmal in eine Klinik. Die Klinik war sch... und ich musste dann mein Studium abbrechen, weil es dann definitiv nicht mehr ging. Seitdem bin ich berentet, bin wieder in die Nähe meiner Eltern und Freunde gezogen und hier geht es mir besser. Ich muss dazu sagen, dass ich mich die Jahre davor auch alleine mit unendlich viel Bürokratiekram rumschlagen musste (Jobcenter, Rente, Versicherung etc.) und mir das zusätzlich den letzten Nerv geraubt hat. Seitdem das jetzt alles geklärt ist, geht es mir besser. Ich bin nicht stabil, ich kann nicht arbeiten, ich muss extrem aufpassen, was ich mache, damit es nicht zu viel wird, aber es ist definitiv besser als vorher. Heilung ist allerdings was anderes und ich bin lange nicht da, wo ich gerne wäre.

Das ist ja schon mal gut, dass der Psychiater gute Bewertungen hat. Das lässt doch schon mal hoffen :-)
KateD hat geschrieben:Also körperlich macht sie eine 20-jährige noch was vor, aber die Demenz haut jetzt richtig rein. :cry:
Das tut mir leid. Das ist sicher alles andere als einfach zu ertragen... stell ich mir echt schlimm vor. Aber kannst du dir da nicht irgendwie professionelle Hilfe dazuholen? Du brauchst ja auch mal eine Pause.

KateD hat geschrieben:Aber schön, dass Du jetzt in der Lage bist über Deine Eltern oder andere Person nachzudenken und versuchst zu verstehen....
Ich denke, das kann man erst wieder, wenn es einem selber wieder besser geht. Wenn man selber noch ums Überleben käpft, hat man keinen Blick für andere. Dafür hat man keine Kraft mehr. Aber ich hoffe, das ändert sich bei deinem Mann auch noch!

Viel Glück und alles Gute für euch beide!

Liebe Grüße und gute Nacht!
DieNeue
KateD
Beiträge: 17
Registriert: 13. Sep 2016, 18:10

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo,

hab mich eine Weile hier nicht sehen lassen... aber irgendwie fehlte mir die Energie/Muse man wird eben auch kraftlos und empfindet alles nur noch sinnlos, wenn ein Angehöriger ständig die schwarze Brille auf hat und es gelingt einfach nicht, das 'Ding' herunter zu reißen, :(

Dabei hast Du liebe Mira wieder so viel Zeit investiert und mir auf meinem letzten Beitrag so viel geschrieben was ich auch schon längst gelesen und drüber nachgedacht habe.... war nur nicht so richtig in der Lage zu schreiben, Danke!!

Ich werde mal berichten über den Stand der (traurigen) Dinge.

Ja mein Mann war inzwischen schon 3x wieder für einige Tage/Wochen unterwegs, nach dem ersten 'Ausflug' war absolut keine Veränderung... wie denn auch er ist zwar über weite Strecken wieder nach Hause gezogen, aber er meidet so gut es möglich ist meine Nähe.
Ich habe gelernt es einfach hin zu nehmen (große Hilfe dieses Forum), ich geh ihm auch aus dem Weg, einfach nur um ihm das Gefühl zu geben (auch wenn er jetzt keine Gefühle hat) ich bedränge ihn nicht.
Wenn er mal relativ normal drauf ist und das Bedürfnis hat mit mir zu reden, dann hör ich zu und hab ihn auch gesagt, dass ich für ihn da bin wenn er mich braucht und wenn er mich nicht ertragen kann, bleib ich im Hintergrund.... das klappt insofern gut, dass er es geschafft hat, wenigstens in der Woche zu Hause zu bleiben, an den Wochenenden fährt er dann irgendwo in der Gegend herum, schläft im Auto und ja... keine Ahnung wie es ihm da geht.

Einen großen Schreck hab ich bekommen, als er vor 4 Wochen für 6 Tage verschwunden ist, mir nur einen Zettel hin gelegt hatte, dass er 2 Tage (also Wochenende) bei Kumpel ist und als er Montag nicht auf Arbeit erschien, ich volle Panik bekommen hatte, weil er nicht bei seinem Kumpel war und nach 3 Tagen immer noch nicht zurück war... :shock: da hatte ich die schlimmsten Befürchtungen.

Ich hab dann alle möglichen Leute gefragt, sein Handy war nur aus und Mittwoch kam er dann wieder heim, da hab ich erst mal einen Tag nix dazu gesagt aber dann hab ich ihn mir vorgeknöpft und erklärt, wenn er so ein Ding nochmals abzieht, dann muss er gehen und dann kann er machen was er will, egal für was er sich entscheidet. Ich denk er hatte schon eingesehen, dass er da Mist gebaut, schließlich muss er sich mit nichts vor mir rechtfertigen, warum und weswegen er immer mal weg muss, aber einfach weg bleiben, ohne dass jemand weiß wann und ob er wieder kommt.... so krank ist er dann doch nicht.

Tja nun war er auch beim Psychiater vor einigen Wochen.... außer, dass er seine Lebensgeschichte erzählen musste, was sehr schlimm für ihn war (weil er sich nicht öffnen kann und nicht der Erzähler ist) war er schon irgendwie in guter Hoffnung, Arzt hatte ihm auch gesagt, er soll jetzt keine Entscheidungen treffen, weil sein Kopf momentan völlig 'verquer' ist und dass zwar Hoffnung besteht, die Depri zu heilen aber es ist ein langer Weg.
Nun hat er Elontril 150g für den Tag und Trazodon (bei Bedarf)für Nachts verschrieben bekommen. Ich hatte das Gefühl, dass nach einer reichlichen Woche er stundenweise gut drauf war, aber in den letzten 3 Tagen war es teilweise wieder richtig schlimm, vor allem morgens da schütteln ihn schlimme Weinkrämpfe und Abends wird er auch wieder still und grüblerisch. :(

Nun können das auch Nebenwirkungen sein, schließlich ist Elontril ein Spiegelmedikament und das kann bis zu 6 Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt und wenn nach 12 Wochen immer noch alles trostlos ist, dann wirkt das Medikament nicht...
Sein letzter Ausflug war vorige Woche, er kam dann Samstag nach Hause und war super drauf, drückte mich und erzählte mit mir und ich war schon richtig happy, dass der Spuk vorbei ist... aber Sonntag Abend hatte das schwarze Monster wieder zugeschlagen und seitdem ist er mir zwar nicht mehr unbedingt abgewandt aber ihm geht es meist schlecht.

Ich schlug vor, er soll doch abends versuchen, die Trazodon zu nehmen, der Arzt hat doch schließlich sich was dabei gedacht aber da will er nicht so richtig ran, weil er nicht so viel Chemie zu sich nehmen will... nun dachte ich vielleicht kann er ja dann wenigstens abends Johanniskraut nehmen, aber ich weiß nicht ob das mit dem Wirkstoff von Elontril passt, da muss ich den Arzt mal anrufen.

Ja keine Ahnung, in eine Klinik will er auf keinen Fall und ob es je wieder besser wird... er hat keine Hoffnung und ich auch nicht so viel.
Trennen will er sich nicht mehr und er braucht sein zu Hause, da will er nicht weg, anderseits beängstigt ihn die große leere 'Hütte' und überhaupt ist alles so aussichtslos.

Ich versuch ihn dann (wenn er in der Lage ist zuzuhören) zu erklären, dass es das schwarze Monster ist was ihm so quält und deshalb Probleme sieht, die in Wirklichkeit nicht da bzw. nicht lösbar sind und er muss versuchen noch Geduld zu haben.... was soll man auch immerzu sagen, irgendwie muss man ja versuchen, diesen Menschen Trost und Hoffnung zu spenden,


So meine liebe Mira... ich hoffe Du weißt jetzt warum ich Dich so nenne... :) oder? :)
jetzt möchte ich noch auf deine Ausführungen eingehen.... ich denk so oft daran, wenn ich verzweifelt bin, was vor allem du mir mit auf dem Weg gibst um nicht wieder falsch zu reagieren oder es selbst irgendwie verstehen zu müssen, dass er ja nichts Böses tut.


Wie würdest du dich denn verhalten, wenn du dich so verhalten könntest, wie du wolltest?
Bzw. dein Mann müsste ja schon zurückgekommen sein: Wie hast du dich verhalten und wie hat er reagiert?

Also normalerweise würde ich ihn freudestrahlend im Empfang nehmen, ihn sagen, dass es schön ist, dass er wieder da ist und gespannt bin, was er von der Reise erzählt, vielleicht noch sein Lieblingsessen kochen etc. ABER:
Ich hab so getan, als wenn er normal von der Arbeit kam, ein freundliches 'Hallo' dabei unauffällig genau abgecheckt wie er drauf ist um mein Verhalten anzupassen und da sich nix geändert hatte bin ich dann meiner Wege gegangen und dann ging es weiter mit 'täglich grüßt das Murmeltier' :roll:


Zu dem Beispiel mit den Ja/Nein-Fragen: Den Tipp hab ich selber mal irgendwo gelesen, ist also nicht praxiserprobt, aber ich fand ihn damals sinnvoll, weil man so wirklich weniger denken muss. Das heißt aber nicht, dass du ihm nur noch solche Fragen stellen sollst. Er ist ja nicht blöd ;) Aber wenn es ihm ganz beschissen geht, sind solche Fragen vielleicht leichter zu beantworten.


Das hab ich mir auch angenommen liebe Mira und ich denk das ist klug, irgendwie fühlt er sich dann vielleicht nicht so 'gefordert'

Dabei solltest du im Hinterkopf behalten, dass es oft kein richtig und falsch gibt. Manchmal ist das eine besser, manchmal genau das Gegenteil. Aber gib dir dann nicht die Schuld, dass du alles falsch machst! Du kannst das nicht wissen, und als Betroffener weiß man es meistens auch nicht, was das Beste wäre. Aber wenig Druck machen ist auf jeden Fall sehr gut!

Wie wahr, wie wahr, man hat gerade mal einen Punkt gewonnen und denkt, jetzt weiß man wie man ihn 'knackt' und das gleiche Verhalten kann in einer halben Stunde völlig falsch sein...
also... an Mira denken.... ich kann nichts dafür. :(

Ich würde die Symptome alle aufschreiben und wenn dein Mann merkt, er kriegt das nicht hin, dann kann er dem Arzt ja auch einfach den Zettel geben. Dann würde der Arzt auch gleich sehen, das und das hat er und könnte dann gezielt nachfragen. Ich mach mir auch immer ne Liste und versuch dann alles zu fragen, was drauf steht. Aber ich hab dann auch manchmal Angst, dass ich nicht alles sagen kann, weil der Arzt bei einem Punkt ewig drüber redet und dann für den Rest keine Zeit mehr hat. Dem Arzt gleich die Liste zu geben hab ich noch nicht gemacht, aber kam mir so als Idee. Dann wäre er auch gleich alles auf einmal los ;-)
So hat er es dann auch gemacht, als der Arzt fragte warum er gekommen ist, hat er gleich den Zettel 'abgegeben' aber er ist trotzdem nicht davon gekommen, seinen 'Lebenslauf' zu erzählen.
Ja siehst Du, Dich schätze ich trotz Deiner Krankheit sehr selbstbewusst ein, dass auch Du Angst hast, erzählen zu müssen.... kannst du auch nicht ändern, ne?!


Ich denke, es gibt schon Möglichkeiten, dass ihr auch, wenn es deinem Mann besser geht und er die Beziehung noch will, gemeinsam an euch arbeiten könnt.
Naja ... mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, im Moment bin ich froh, dass ich nicht im Zeitdruck stehe, unsere Ehe beenden zu müssen mit all den Vorkehrungen die dazu gehören. :cry:

Meine Eltern machen zum Beispiel ehrenamtlich Ehearbeit und arbeiten immer wieder bei Eheseminaren mit. Sie waren auch selber schon oft Teilnehmer bei Seminaren. Oft geht es um Themen wie gute Kommunikation, wie bin ich geprägt, etc., also eigentlich nichts therapiemäßiges, aber man profitiert anscheinend sehr davon. (Ich hab selber keine Ahnung, war da noch nie - fehlt der Mann dazu^^)

So etwas kenn ich gar nicht, ich wohne ja so'n bissel 'dörfisch' so was gibt es, wenn überhaupt 50 km weiter, ich wäre dafür auch offen, aber mein Mann... ich glaube niemals, nach dem Motto
'damit lösen wir nicht unsere Probleme' und die Angst selbst das Wort ergreifen zu müssen...
das geht gar nicht. :oops:



Ich konnte vor dem Aufenthalt die Klinik anschauen. Als ich das Erstgespräch hatte, hat mich eine Schwester rumgeführt und mir alles gezeigt und bisschen was erklärt. Vielleicht macht die Klinik bei euch das ja auch so.
Das will er strikt nicht!!!


Ja... wie lange ist das bei mir her. Glaube, das willst du lieber nicht wissen ;) Wann es besser geworden ist, kann ich nicht genau sagen, weil es auf und ab ging. Und es hängt auch ganz davon ab, was man unter besser versteht ;-)
Angefangen hat es so 2009, zum Arzt bin ich aber erst ein Jahr später und ab da hatte ich dann die Diagnose. Hab dann Medikamente genommen, ich glaube, es wurde auch besser. Hab zu der Zeit aber auch meinen (ungeliebten) Job aufgegeben und hab angefangen zu studieren, was mir besser gefallen hat. Eine Therapie habe ich auch angefangen, die mir geholfen hat. Hab die Medikamente 2011 abgesetzt, weil ich sie loshaben wollte. Das ging aber schief und Anfang 2012 bin ich komplett zusammengebrochen (Stress in der Uni und und und - das ganze ohne Medikamente). Dann war ich in der Tagesklinik, danach gings mir besser, hab die Medikamente wieder genommen und weiter studiert. Aber hab gemerkt, es ist zu viel, hab jedes Semester weniger gemacht, aber schlussendlich hab ich dann entschieden, ich geh nochmal in eine Klinik. Die Klinik war sch... und ich musste dann mein Studium abbrechen, weil es dann definitiv nicht mehr ging. Seitdem bin ich berentet, bin wieder in die Nähe meiner Eltern und Freunde gezogen und hier geht es mir besser. Ich muss dazu sagen, dass ich mich die Jahre davor auch alleine mit unendlich viel Bürokratiekram rumschlagen musste (Jobcenter, Rente, Versicherung etc.) und mir das zusätzlich den letzten Nerv geraubt hat. Seitdem das jetzt alles geklärt ist, geht es mir besser. Ich bin nicht stabil, ich kann nicht arbeiten, ich muss extrem aufpassen, was ich mache, damit es nicht zu viel wird, aber es ist definitiv besser als vorher. Heilung ist allerdings was anderes und ich bin lange nicht da, wo ich gerne wäre.

Das tut mir sehr sehr leid für Dich, wir sind schon mit dem halben Jahr völlig überfordert und kraftlos geworden und wenn man das über so viele Jahre erleiden muss.... Respekt, dass Du trotzdem nicht aufgibst und es schaffst Dich auch noch für den ganzen nervlichen Behördenkram
aufzuraffen. Wir versuchen jetzt auch gerade eine teilweise Erwerbsminderungsrente zu erhalten, sieht nicht gut aus, obwohl er außer der Psyche noch viele andere körperliche Leiden hat.... mal sehen was da noch wird. :?

Sag mal, Mira, was sagt denn Dein Arzt, bist Du noch immer bei dem selben oder hast Du schon gewechselt und gibt er Dir trotzdem Hoffnung, dass Du eines Tages 'geheilt' bist?


Ich denke, das kann man erst wieder, wenn es einem selber wieder besser geht. Wenn man selber noch ums Überleben kämpft, hat man keinen Blick für andere. Dafür hat man keine Kraft mehr. Aber ich hoffe, das ändert sich bei deinem Mann auch noch!
Viel Glück und alles Gute für euch beide!

Ja gucken wir mal, ich wünsch Dir auch, dass Du, und zwar bald wieder richtig gut drauf bist!!!
Du hast mir sehr geholfen mit all Deinen Erfahrungen und Tipps, die Du preis gibst, immer wieder Danke, ohne Dich und diesem Forum hätte ich bestimmt, wenn auch ungewollt, meinem Mann mit Vorwürfen und 'Weisheiten' das Leben noch schwerer gemacht.
Ja und was mal wird weiß eh keiner, vielleicht trennt er sich doch eines Tages von mir und dann ist man sicher verletzt und fühlt sich ausgenutzt, weil man geholfen und doch verloren hat...
"Whatever Will Be, Will Be"

Sorry...wieder sehr viel geschrieben.... aber es hilft einfach, aufzuschreiben, was sonst nur ständig im Kopf kreist, von daher nehme ich ein Augenrollen mancher Leser einfach hin. ;)


Liebe Grüße Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
DieNeue
Beiträge: 5543
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

schön, wieder von dir zu hören!
KateD hat geschrieben:aber irgendwie fehlte mir die Energie/Muse
Geht mir auch oft so.

Es freut mich, dass dir meine Erfahrungen eine so große Hilfe sind.
Im Betroffenen-Forum gibt es gerade auch einen Thread zum Thema "Depressionen verstehen":
http://www.diskussionsforum-depression. ... 57&t=35827" onclick="window.open(this.href);return false;
Vielleicht hilft es dir auch, da ein bisschen mitzulesen.

Krass, dass dein Mann so viel unterwegs ist und auch im Auto schläft usw. Aber mal etwas blöd gesagt: Vielleicht ändert sich zumindest das wieder, wenn es jetzt im Winter richtig kalt wird... ich weiß, ist blöd, aber man weiß ja nie ;-) Mir wärs zu kalt...
KateD hat geschrieben:Wenn er mal relativ normal drauf ist und das Bedürfnis hat mit mir zu reden, dann hör ich zu und hab ihn auch gesagt, dass ich für ihn da bin wenn er mich braucht und wenn er mich nicht ertragen kann, bleib ich im Hintergrund....
Ich denke, es ist gut, dass du ihm gesagt hast, dass du für ihn da bist. Und dass er sich nicht mehr trennen will, ist doch schon ein großer Fortschritt. Vor zwei Monaten hat er dir erzählt, dass er schon seit 2 Jahren weg will. Und jetzt möchte er sich nicht mehr trennen! Ich denke, das ist schon mal ein gutes Zeichen :-) Es tut sich etwas, auch wenn es sehr langsam geht. Wenn man in der Situation drin steckt, ist es oft schwer zu sehen, was sich verändert hat. Das geht mir auch so. Ich frag auch immer wieder meine Eltern, wie sie mich in der letzten Zeit erlebt haben. Und sie sehen auch mehr das Ganze oder erinnern mich, wie es ganz am Anfang war. Ich sehe meistens nur das, was sich in den letzten Tagen getan hat und das sieht oft nach nichts aus.
KateD hat geschrieben:Ja keine Ahnung, in eine Klinik will er auf keinen Fall und ob es je wieder besser wird... er hat keine Hoffnung und ich auch nicht so viel.
Es kann gut länger dauern, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass eine Klinik vielleicht doch gut wäre. Wenn man mir vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich mein Studium aufgeben soll, hätte ich gesagt, dass ich das niemals machen werde und hab eisern an meinem Studium festgehalten. Ein Jahr später habe ich es dann doch aufgegeben. Ich hab irgendwann gesehen, dass es nicht mehr geht und es keinen Sinn mehr macht, es weiter zu versuchen. Es war dann auch fast eine Erleichterung, auch wenn mir das Studium Spaß gemacht hat, und ich es auch gerne weitergemacht hätte. Es ist schade, aber es war für mich irgendwann "stimmig". Vorher wäre ich am Boden zerstört gewesen, wenn ich mein Studium aufgeben hätte müssen. Manche Dinge brauchen leider ihre Zeit.
In der letzten Klinik hatte man mir auch geraten, eine Langzeit-Reha von ca. einem Jahr zu machen. Das wollte ich auf keinen Fall! Aber am Ende der Klinikzeit konnte ich mich zumindest darauf einlassen, mal eine Probewoche zu machen. (Hab die Reha dann nicht gemacht und finde den Vorschlag im Nachhinein gesehen in meinem Fall auch überhaupt nicht sinnvoll, aber ich wollte damit nur sagen, dass sich die Bereitschaft zu einer Maßnahme auch ändern kann. Manchmal braucht man einfach Zeit, um sich mit etwas anzufreunden.)
KateD hat geschrieben:Wie wahr, wie wahr, man hat gerade mal einen Punkt gewonnen und denkt, jetzt weiß man wie man ihn 'knackt' und das gleiche Verhalten kann in einer halben Stunde völlig falsch sein...
Oh ja... das ist das Problem. Man kann sich keine Liste machen mit Regeln, wie man bei welcher Situation reagiert, nachdem Motto: bei Zustand X mache Y, dann passiert Z.
Aber bei meiner Familie hat sich das auch etwas gebessert. Wahrscheinlich auch durch den Umstand, dass ich ausgezogen bin und sie nicht mehr alles mitkriegen, aber auch so wissen sie mittlerweile etwas besser, wie ich ticke und können die Lage etwas besser einschätzen. Wichtig ist da, dass der Betroffene sagt, was er braucht (was natürlich total schwer ist, weil man das oft selber nicht weiß, das Reden zu schwer fällt, man denkt, der andere muss doch wissen, was ich brauch...) und der Angehörige das nicht persönlich nimmt (was auch schwer ist ;-) )
Also wenn der Betroffene sagt, er braucht jetzt Ruhe oder er kann/will sich nicht unterhalten, dass man dann nicht sofort denkt, er will mich jetzt nicht mehr oder ich habe was falsch gemacht.
Das war bei meinen Eltern auch oft so, dass, wenn ich einfach deprimiert/traurig/blöd geschaut habe, sie gleich gedacht haben, sie hätten schon wieder etwas falsch gemacht. Dann entsteht natürlich Verunsicherung, Gereiztheit und Ärger, den es gar nicht bräuchte. Meistens hatte es aber gar nichts mit ihnen zu tun, sondern mir war gar nicht bewusst, wie ich schaue. Man ist manchmal einfach in sich gekehrt, mit sich beschäftigt,... wenn man am Ums-Überleben-Kämpfen ist, schaut man einfach nicht so nett wie sonst ;-)
KateD hat geschrieben:So hat er es dann auch gemacht, als der Arzt fragte warum er gekommen ist, hat er gleich den Zettel 'abgegeben' aber er ist trotzdem nicht davon gekommen, seinen 'Lebenslauf' zu erzählen.
Voll gut, dass er das so gemacht hat! Dass er sich auf den Vorschlag mit dem Zettel einlässt, war doch echt gut. Die Ärzte wollen natürlich schon immer noch gern, dass man selber erzählt, damit sie einen besser einschätzen können. Aber den Zettel mit allen wichtigen Infos hat der Arzt nun auf jeden Fall.
KateD hat geschrieben:Ja siehst Du, Dich schätze ich trotz Deiner Krankheit sehr selbstbewusst ein, dass auch Du Angst hast, erzählen zu müssen.... kannst du auch nicht ändern, ne?!
Interessant, dass du mich als selbstbewusst einschätzt. :) Manchmal fühle ich mich selbstbewusst, oft aber auch überhaupt nicht...
KateD hat geschrieben: im Moment bin ich froh, dass ich nicht im Zeitdruck stehe, unsere Ehe beenden zu müssen mit all den Vorkehrungen die dazu gehören. :cry:
Dazu habe ich ja oben schon was geschrieben. Der Arzt hat auch recht, wenn er sagt, dass man in einer depressiven Phase keine wichtigen Entscheidungen treffen sollte.
KateD hat geschrieben:Sag mal, Mira, was sagt denn Dein Arzt, bist Du noch immer bei dem selben oder hast Du schon gewechselt und gibt er Dir trotzdem Hoffnung, dass Du eines Tages 'geheilt' bist?

Ja, bin immer noch bei dem gleichen. Er sagt mir nicht, dass ich irgendwann geheilt bin. Er sieht die Sache schon realistisch. Bei meinem Antrag auf Erwerbsminderungsrente hat er geschrieben "keine Genesung innerhalb der nächsten 3 Jahre". War schon hart das zu lesen. Aber ist realistisch und für den Rentenantrag auch sinnvoll das zu schreiben. Allerdings erzählt er mir auch nicht, dass es absolut hoffnungslos ist. Er bemüht sich auch immer mir Gedankenanstöße für Veränderungen zu geben. Ich denke, er sieht es so, dass es im Moment nicht so aussieht, als würde es auf Dauer besser werden, aber die Hoffnung gibt er auch nicht auf. Meine Hausärztin sieht das auch so.
KateD hat geschrieben:Ja und was mal wird weiß eh keiner,
Das muss ich auch lernen bzw. ein bisschen komme ich schon besser damit klar, dass man nicht alles bestimmen und unter Kontrolle haben kann. Deshalb jeden Tag für sich leben, nicht für alles ewig lange vorausplanen und dann enttäuscht sein.

Wegen der Rente: Hat dein Mann auch eine private Berufsunfähigkeitsversicherung? Die würde da normalerweise auch greifen.

Zu den Eheseminaren schreib ich vielleicht später noch was. Hab jetzt leider keine Zeit mehr.

Liebe Grüße,
DieNeue
KateD
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo liebe Mira,

ich würde gern auf Deine Gedanke eingehen, gelingt mir aber im Moment nicht. :(
Die letzten Tage waren sehr hart, meinem Mann ging es von Tag zu Tag schlechter, das Medikament hilft gar nicht, vielleicht wurde es dadurch auch schlimmer, jedenfalls
seit heute ist er in stationärer Behandlung, ging nicht mehr anders, er war kurz davor aufzugeben, ich hab ihn dann vor 3 Tagen zum Arzt gebracht und er meinte auch, dass es ohne Klinik wahrscheinlich gefährlich wird, letztendlich ist er so schwach, dass er zugestimmt hat, er hat nur noch geweint, gezittert,, gegrübelt und sein Gesicht war völlig leer, obwohl er ein Mensch ist, der seine Emotionen fast nicht zeigt, egal in welche Richtung und weinen schon gar nicht.
Der Arzt meinte auch, dass er wieder gesund wird auch wenn er sich das momentan nicht vorstellen kann, das versuche ich ihm und mir immer wieder zu wiederholen, aber glauben...

Nun hat er aber Angst, dass er dort 'reden' muss das will/kann er aber nicht und vor allem denkt er, dass er nach höchstens 2 Wochen wieder heim kann, ich hab dazu nichts gesagt, denn ich denk mal, dass er da locker eine 0 dran hängen kann.

Jetzt hab ich natürlich wieder Schiss, dass er nach 2 Wochen (wenn sein Zustand sich nicht bessert) einfach verschwindet, wo hin auch immer, also mit 'verschwinden' meine ich nicht seine 'Ausflüge' sondern...

Ich hoffe nur, dass die Ärzte in der Klinik seinen Zustand erkennen, dadurch, dass er sich nicht öffnen kann, wird er versuchen ein Bild zu zeigen, was nicht so bedrohlich scheint, obwohl so am Ende wie er jetzt ist, kann er das vielleicht wirklich nicht mehr.

Ich weiß echt nicht was noch helfen kann, Medikamente wirken nicht, Gesprächstherapie macht ihm Angst und er sieht darin keinen Sinn/Glauben etc.
Ja und dann immer im Hinterkopf, dass er nun seine Arbeit verliert, mit über 50 Jahren und so einige Knochenkrankheiten ist es eben verdammt schwer... Aber ich stell das natürlich erst mal nicht in den Vordergrund, irgendwie würde man schon zurecht kommen.

Ja unsere Kinder und ich haben ihn gestern nochmals erklärt, wie sehr wir ihn brauchen und er muss jetzt diesen Weg gehen, egal wie lang es dauert.... ich hoffe, dass er sich diese Worte irgendwie in's Gedächtsnis rufen kann, wenn der Dämon ihm böse ins Ohr flüstert.

Wir können jetzt nur hoffen, dass er in der Klinik gut aufgehoben ist und Heilung bzw. wenigstens Besserung eintritt und vor allem, dass er durchhält, selbst wenn er sich dann irgendwann doch von mir trennt.... mein Wunsch ist nur seine Gesundheit, alles andere ergibt sich.

Ok, ich muss mich jetzt auch erstmal runter regeln und dann schreib ich in ein paar Tagen nochmals, auch zu dem was Du mir lieb geschrieben hast. Danke, Mira!!

LG Kate
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
DieNeue
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

oh... das es sich so krass entwickelt, hätte ich jetzt nicht gedacht. Das tut mir sehr leid, dass es so schlimm gekommen ist.

Bei mir hatte nicht mal meine Therapeutin damit gerechnet, dass ich total zusammenbreche - geschweige denn ich selbst! Die ganze Zeit war es noch normal (normal-schlecht in dem Fall), und dann von einem Moment auf den Anderen ging plötzlich auch gar nichts mehr... Das ist natürlich wie ein Schock und man ist fix und fertig. Schlimm ist nicht nur, dass man sich so beschissen fühlt wie noch nie, sondern auch, dass man nicht weiß und einem auch niemand genau sagen kann, wann das wieder aufhört. Ich bin froh, dass eure Kinder auch zu euch halten.

Warum hat dein Mann so Angst davor, dass er reden muss? Hat er da schlechte Erfahrungen gemacht? Ich denke schon, dass die Ärzte gut auf ihn acht geben. Bei einigen Mitpatienten habe ich tatsächlich miterlebt, dass sie sich wirklich eine Maske aufsetzen konnten. Aber so wie du seinen Zustand beschreibst... ich glaube, da fehlt die Kraft, um noch groß Anderen etwas vormachen zu können. Zumindest nicht mehr so gut wie man es vorher gekonnt hätte.
Ich weiß ja nicht, in was für einer Klinik dein Mann jetzt ist und wie die Therapieangebote dort sind, aber es gibt auch Therapieformen, wo man eigentlich nicht so viel reden muss, wie Ergotherapie, Musiktherapie... ich hoffe, dein Mann hat einen guten, einfühlsamen Therapeuten.
Manche Therapiearten sind für den Einen oder Anderen sicher komisch (Malen oder Basteln in der Ergotherapie... manche kommen sich da vor wie in den Kindergarten zurückversetzt, aber das ist nicht wie im Kindergarten, das hat schon auch seinen therapeutischen Sinn ;-)) Mir haben auch Therapien gut getan, wo es gar nicht darum ging zu reden.
Ach... hab grad gelesen wegen dem Sich-nicht-öffnen-können... wegen seiner Mutter... vielleicht wird das ja auch angesprochen... Die Mutter spielt ja in der Psychologie oft eine ziemlich große Rolle ;-)
Und vielleicht helfen ja auch die Mitpatienten etwas. Sich mit denen zu unterhalten ist vielleicht noch einfacher als mit den Therapeuten, ist halt ein normaleres Gespräch und alle sitzen im gleichen Boot.

Ja, man kann sich das nicht vorstellen, dass es wieder besser wird. Ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, dass ich jemals wieder ganz gesund bin. Ist auch nicht wahrscheinlich, so wie es im Moment aussieht, aber: Es war schon mal sehr, sehr viel schlimmer! Das vergesse ich auch meistens und sehe nur das, was jetzt ist und was die letzten Tage war. Und ist ja auch gut, wenn man nicht ständig dran denkt.
Damals konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ich jemals wieder Auto fahren kann oder ohne Angst Bus fahren. Vor einem Jahr konnte sich keiner vorstellen, dass ich wieder alleine in meiner eigenen Wohnung leben kann und relativ gut zurecht komme. Meine Mutter hat gedacht, sie muss jedesmal mit mir zusammen einkaufen gehen. Das schaff ich im Normalfall alleine.
Auto fahre ich nicht mehr viel und wenn dann auch keine langen Strecken, weil mich das konzentrationsmäßig zu sehr anstrengt. Aber dafür, dass ich mal gar nicht mehr in der Lage war, Auto zu fahren... Wenn ich Bus fahre, denke ich nicht mal mehr daran, dass das mal ein Problem war.
Es wird auch bei euch wieder besser! Wahrscheinlich nicht genauso, wie es war, aber mit Sicherheit besser!

Ja... das mit dem in zwei Wochen nach Hause gehen... das ist definitiv SEHR unrealistisch. Das sollten ihm die Ärzte aber eigentlich sagen, dass das etwas längeres wird.
Dass er an seinem Job hängt und Angst davor hat, ihn zu verlieren, kenn ich ja auch irgendwie von meinem Studium her. Man kann sich nicht vorstellen, wie das Leben sein soll ohne das, woran man so sehr hängt (und woher man ja auch in gewisser Weise sein Selbstwertgefühl bezieht). Und man will sich doch von so einer Sch...krankheit nicht in die Knie zwingen lassen!
Aber so hart das auch ist, jetzt ist seine Gesundheit dran. Wir können nicht wissen, was in der Zukunft ist. Deshalb geht Schritt für Schritt. Den nächsten Schritt könnt ihr immer machen und dann schauen, was der nächste Schritt ist.
Auch wenn der Gedanke, die Arbeit aufgeben zu müssen, echt hart ist, aber seine Arbeit behalten oder eine neue finden, kann er auch nur, wenn er psychisch wieder fitter ist.
Aber es ist wirklich ein ungeheurer Druck, wenn man meint, so schnell wie möglich gesund werden zu müssen (und ja auch zu wollen) und ein zusätzlicher Stressfaktor. Weiß denn sein Arbeitgeber, dass er vermutlich länger ausfällt?

Zu den Medikamenten kann ich nicht viel sagen, da ich keine Erfahrung mit den Medikamenten habe. Aber ich habe gerade mal gegoogelt und es gibt auf jeden Fall noch andere Wirkstoffklassen. Das heißt, was die Medikamente angeht, ist das Ende der Fahnenstange definitiv noch nicht erreicht. Es gibt schon noch andere Möglichkeiten.

Dürft ihr denn in der Klinikzeit mit ihm Kontakt haben? Mir haben damals die vielen Karten und Briefe gut getan, die ich bekommen habe. (Ich hatte allen gesagt, dass ich kein Internet habe und dass ich mich aber über Post freuen würde :lol: ) Ich hatte viele treue Schreiber und das tat wirklich gut zu wissen, dass jemand hinter mir steht und an mich denkt.
Vielleicht wäre das ja eine Idee für euch. Man muss ihn ja nicht überschütten und auch nicht viel schreiben. Ein paar liebe Worte, die man immer wieder lesen kann... Aber müsst ihr natürlich nicht machen, nur ein Vorschlag.

So, das wars dann mal wieder. So spät noch wach zu sein, ist bei mir eigentlich normal. Bin abends immer fitter als tagsüber.

Liebe Grüße und alles Gute,
DieNeue

P.S. Das mit dem Namen check ich immer noch nicht :oops:
DieNeue
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kate,

ich hoffe, bei euch kehrt langsam ein bisschen Ruhe ein und die Lage bessert sich ein wenig. Ich hoffe, deinem Mann geht es besser!
Mir ist eingefallen, dass ich dir ja noch was zu den Eheseminaren schreiben wollte.
Das ist natürlich in der Situation jetzt total unpassend, da sowas ja grad gar nicht in Frage kommt. Aber ich hab mir gedacht, ich schreibe es jetzt trotzdem mal, weil es dich ja interessiert hat.
KateD hat geschrieben: So etwas kenn ich gar nicht, ich wohne ja so'n bissel 'dörfisch' so was gibt es, wenn überhaupt 50 km weiter, ich wäre dafür auch offen, aber mein Mann... ich glaube niemals, nach dem Motto
'damit lösen wir nicht unsere Probleme' und die Angst selbst das Wort ergreifen zu müssen...
das geht gar nicht. :oops:
Ich leb auch auf dem Land :-) Meine Eltern arbeiten ehrenamtlich bei Team.F (http://www.team-f.de" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;). Das ist ein christlicher überkonfessioneller Verein, der Beratungen und Seminare anbietet für alles, was mit Beziehung und Familie zu tun hat. Es gibt Angebote für Ehepaare, Singles, Familien, nur für Männer, nur für Frauen... Seminare zu Themenbereichen wie Trennung, Kindererziehung, Ehevorbereitung, Paarbeziehung, Umgang mit Teenagern, eigene Persönlichkeit usw. Aber es gibt auch so Sachen wie Vater-Tochter-Freizeiten oder Wohlfühlwochenenden für Paare, wo man zusammen irgendwohin fährt (meine Eltern waren mal auf einer Hütte in den Bergen :) ) und wo es einfach nur darum geht, miteinander Zeit zu verbringen und mal wieder aufzutanken.

Was ich so von meinen Eltern weiß, sind es bei den Eheseminaren, die sie machen, meistens die persönlichen Lebensgeschichten und Beispiele der Mitarbeiter, die den Teilnehmern viel "bringen" bzw. die geschätzt werden. Und man kann, wenn man will, auch mit den Mitarbeitern selber Gespräche führen.
Manche Leute gehen zu solchen Seminaren, weil sie Probleme haben bei einem bestimmten Thema, manche auch einfach weil sie in ihre Beziehung investieren wollen, damit sie gut bleibt. Oder einfach weil man miteinander Zeit verbringen, miteinander reden und sich (wieder) besser kennenlernen kann... Ich denke nicht, dass man da gleich einen "Loser"-Stempel aufgeklatscht bekommt, sobald man auf einem Seminar auftaucht ;-) Und die Mitarbeiter arbeiten da auch nicht mit, weil sie perfekt sind, sondern weil sie wissen, dass gute Beziehungen nicht einfach so vom Himmel fallen ;-) Was ich von Team.f auch mitbekommen habe, ist, dass die Themen ziemlich einfühlsam behandelt werden.

Ich kenne solche Eheseminare bis jetzt nur aus dem christlichen Bereich und wenn ich nach "Eheseminar" google, kommen auch hauptsächlich solche Angebote, aber vielleicht gibt es sowas in der Art auch mit einem nicht-christlichen Hintergrund, falls man damit gar nichts anfangen kann oder will.

Was ich auch kenne, sind Candlelight-Dinner für Paare. Sowas haben meine Eltern auch schon öfter organisiert, und ich habe auch schon öfter Einladungen in Kirchengemeinden gesehen. Das ist ein schönes mehrgängiges Dinner, wo man schön miteinander essen kann, allerdings nicht nur zu zweit, sondern es sind noch andere Paare auch dabei und es gibt einen Vortrag zu einem bestimmten Thema, das Beziehungen betrifft. Bei dem Dinner, das meine Eltern immer gemacht haben, gab es am Anfang einen lustigen Sketch zum Thema und zwischen den Gängen von dem Dinner immer einen Teil vom Vortrag. Also zusammen essen, miteinander lachen und reden, zum Thema sagen muss keiner was. Also völlig harmlos ;) , kommt aber sehr gut an.

Ich weiß nicht, ob dich sowas anspricht... Ich denke auch, solche Sachen sind bei euch gerade noch sehr sehr weit weg. Ich bin kein Beziehungsexperte und ich kann auch nicht mal erahnen, wie eure Geschichte für euch ausgeht. Ich hoffe, es wird alles gut... und deswegen hab ich mir gedacht, ich schreib dir das trotzdem mal. Denn wer weiß, was kommt :-)
Ich hoffe, ich ziehe dich damit nicht runter und möchte dir auch keine falschen Hoffnungen machen, aber ich hoffe einfach sehr, dass alles wieder gut wird!

Ich wünsche dir alles, alles Gute und viel Kraft und Geduld!
Liebe Grüße,
DieNeue
Zuletzt geändert von DieNeue am 22. Nov 2016, 22:46, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von DieNeue »

KateD hat geschrieben: ich wäre dafür auch offen, aber mein Mann... ich glaube niemals, nach dem Motto
'damit lösen wir nicht unsere Probleme' und die Angst selbst das Wort ergreifen zu müssen...
das geht gar nicht. :oops:
Noch was dazu...ich glaube auch nicht, dass man nur mit einem Eheseminar seine Probleme lösen kann, zumindest nicht alle und nicht auf einmal, v.a. nicht wenn es schon überall brennt.
Aber ein großes Problem löst sich meistens nicht, indem man eine große Lösung findet. Damit hab ich in meinen Therapiestunden auch oft gehadert, dass man einen ganzen Knoten aufzwirbeln muss, aber das nicht mit einem Mal geht, sondern man muss hier ein bisschen aufmachen, dann an der anderen Seite aufmachen, dann wieder hier, und manchmal könnte man ausflippen, weil alles so durcheinander ist und man würde es am liebsten einfach auseinander reissen oder das ganze Teil in die Ecke pfeffern. Aber wenn jemand den Knoten einfach durchschneidet, ist das Seil auch kaputt.
Ich denke, ein Eheseminar o.ä. kann ein Anfang sein, ein "Aufmachen an dem einen Ende", ein "Sehen, wo das Seil weitergeht und in welchem anderen Seilstück es sich verheddert hat" oder auch ein "Pause machen von diesem Scheiß-Knoten".
KateD
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Re: Depression oder Gefühlskälte (?)

Beitrag von KateD »

Hallo, ich bin mal wieder hier und möchte mal berichten, was alles so passiert ist, in den letzten Monaten, ich hatte ja schon geschrieben, wie schlecht es meinen Mann zuletzt ging,er stand schon 'an der Klippe' es war wirklich nicht mehr viel Platz bis zum Sprung,
eine furchtbare Situation für ihn und natürlich für uns, die so hilflos und voller Angst waren/sind.
Ich war dann auch irgendwie erleichtert, dass er den Weg in die Klinik gegangen ist und hoffte einfach nur, dass er dort Hilfe findet und das Bangen aufhört.

Ganze 6 Wochen hat er dort verbracht und ja.... es war die richtige Entscheidung. Natürlich wurde er mit Medikamenten voll gepumpt, dass die Erde wackelt, ca. 12 Tabletten am Tag, auch wurde die Medikation ständig geändert, man möchte meinen, dass diese Klinik nicht nur eine Nervenklinik sondern auch eine Versuchsklinik ist. Aber naja... das ist eben Wahlessen, entweder man gibt sich in deren Hände und hofft, dass sie wissen was sie tun oder man
ist weiter den Dämon ausgeliefert.
Im Endeffekt hat der Aufenthalt bzw. die Tabletten eine Besserung gebracht, die Weinkrämpfe die er ja ständig hatte sind so gut wie verschwunden, das ständige Grübeln ist besser geworden aber noch nicht weg.
Ich habe ihn 2 x in der Woche besucht, das hatte ihn auch gefreut und manchmal war er auch richtig gut drauf und ich dachte, dass der Spuk vorbei ist.... aber dann kamen wieder Tage, da war er wieder in sich gekehrt und hoffnungslos traurig. Ja und so schwingt man als Angehöriger immer mit auf diesen Wellen, mal hoch mal runter.

Ich muss aber auch sagen, nur die Tabletten haben seinen Zustand gebessert, Psychotherapie, also Gespräche mit Psychologen wurden nur angeboten, wer möchte kann reden und wer nicht hat Pech und mein Mann hat.... natürlich nicht geredet, nur ein paar Worte zur Visite mit dem Arzt, er sagt immer, es gehe den Leuten nix an, was ihn bedrückt und ob er nun redet oder nicht es ändert nichts an der Sache. Das wusste ich schon vorher, dass wahrscheinlich kein Mensch ihn 'knacken' kann.

Ich hatte eigentlich ein anderes Bild von einem Klinikaufenthalt für Nervenkrankheiten, ich dachte echt, dass viel Gespräche statt finden, dass sinnvolle Beschäftigungen angeboten werden, dass das Personal freundlich und behutsam mit den Patienten umgeht... das war leider nicht der Fall.
Die Beschäftigung bestand aus Schmetterlinge ausmalen, 'Mensch ärgere Dich nicht' spielen
Weihnachtssterne basteln und Lichttherapie....also spazieren gehen durch den trüben November,
wenn man das denn wollte...

Die Tage waren auch nicht voll gepackt sondern vor allem 'Warten auf Nichts' war an der Tagesordnung.
Die Oberärztin war sehr arrogant und redete meinem Mann ein, dass er bestimmt ein Alkoholiker ist, weil seine Hände zittern (komischerweise zittern die erst seit er palettenweise Tabletten schluckt) Weil er dies aber bestritt stellten sie ihm eine Falle, ließen ihn 4 Std. in die Stadt fahren und als er wieder zurück kam, durfte er kräftig pusten (Alkoholtest) tja aber leider stand eine 0,0 auf der Skala, ich habe mir dann mal die Nebenwirkungen von den Tabletten durchgelesen und 'zittern'
ist weiß Gott keine seltene Nebenwirkung, jedoch hielt das die Ärztin nicht ab, in ihrem Abschlussbericht die 'Alkoholkrankheit' aufzulisten....

Er durfte auch 2 mal am WE nach Hause, einmal über Nacht, davor hatte ich auch Angst, weil wohl viele Patienten zu Hause Panik etc. bekommen und bei ihm war es auch nicht so klasse.
Vormittags wenn er kam, war er recht frohgemut und so mehr der Tag ins Land ging wurde er unruhiger und grüblerisch, ich hab dann immer versucht, irgendwie Ablenkung zu schaffen, ist mir aber nur teilweise gelungen.

Tja und am 23. Dez. ist er entlassen worden und ist momentan in einer Tagesklinik untergebracht, wie lange weiß er noch nicht.
In der Tagesklinik ist wieder alles anders, dort sitzt man ständig mit 10 Leuten im Kreis und 'muss'
reden was einem so auf der Seele brennt und alle hören zu.... na das geht bei meinem Mann
gar nicht, er ist deshalb wohl schon bei dem 'Personal' das schwarze Schaf.

Ist eben alles sehr schwierig, er pflegt eben seinen 'Zustand'

Ich hab ja echt gelernt, dass man sich schön im Hintergrund aufhält, kein Druck ausübt, immer schön sich anpasst, kein Streit provoziert etc. aber manchmal möchte man einfach nur das Nudelholz nehmen und ordentlich auf den Tisch hauen.... aber dann ist höchstens der Tisch kaputt.

Wenn ich sage: die Sonne ist so schön hell, dann sagt er: aber nicht mehr lange, ich sag: ja, ja und er antwortet: nein, nein....

Aber gut, wenigstens besteht die Gefahr nicht mehr, dass er Schlimmes vor hat und ab und an huscht auch mal ein Lächeln über sein Gesicht und ab und an interessieren ihn auch wieder Dinge, die er gar nicht mehr wahr genommen hat.... manchmal auch ich.

Nun habe ich erfahren, dass seine 3 Geschwister auch schon wegen Depri in der Klinik waren, wahrscheinlich ist diese Krankheit bei ihm vererbt, das macht mir natürlich wieder Angst, dass unsere Kinder eines Tages auch betroffen sind. Vielleicht liegt es auch an seine lieblose Erziehung seiner Mutter... keine Ahnung.

Tja Fazit: der Klinikaufenthalt hat insofern geholfen, dass wahrscheinlich die fast richtige
Medikation gefunden wurde und er vielleicht dort gesehen/gelernt hat, dass auch andere Leute betroffen sind, egal zu welcher Schicht sie gehören.
Das Blöde ist eben nur, dass er niemals sich öffnen wird um sich von seinen Sorgen befreien versucht.

Liebe Mira.... danke, für Deine Infos mit der Paartherapie, aber im Moment ist das kein Thema, damit würde ich ihn völlig überfordern und der Aufenthalt in der Klinik hat wieder einmal mehr gezeigt, dass er seine Probleme niemals mit anderen Leuten besprechen wird, irgendwie ist er ein Wolfskind und kann mit Emotionen und Gefühle nur sehr bedingt etwas anfangen, er ist bestimmt nicht kalt und gefühllos aber er kann es nicht zeigen und darüber sprechen schon gar nicht.

Nun werden wir sehen was die Zeit bringt, einige meiner Freunde raten mir, mich von ihm zu trennen.... aber ein wenig Geduld und Hoffnung habe ich schon noch, zumal er selber nicht mehr von Trennung spricht und auch nicht mehr den Drang hat ständig weg zu rennen,vor allem vor mir nicht mehr.... (jedenfalls im Moment, kann ja alles wieder umkehren)
Er ist immer noch krank, kann nicht viel mit sich anfangen, aber der Psychiater hat auch gesagt, dass es ein langer Weg ist.... aber die Chancen sind nicht 0 , dass er wieder gesund wird.

Und Seinen Zustand würde ich jetzt als 'befriedigend' bis 'unbefriedigend' benennen, vorher war er
'aussichtslos schlimm'


So ihr Lieben, jetzt habe ich Euch wieder ein Ohr abgekaut aber vielleicht habe ich ja auch einigen von Euch etwas Mut/Hoffnung gegeben, dass manchmal wirklich ein Klinikaufenthalt helfen kann und dass, auch wenn die Nacht so so schwarz und beängstigend ist, das Licht des Tages kann sie nicht verhindern auch wenn es erst der übernächste Tag ist, der uns etwas wärmt.

Ich wünsche uns allen ein gesundes, sonniges und sorgenfreies Jahr 2017

@Liebe Mira: hier mal ein Link, wegen Deinen Namen, also den ich Dir 'verpasst' habe,
so sehe ich Dich!!!

http://www.vorname.com/name,Mira.html
LG und Dir auch nur Sonnentage im Jahr 2017... vielleicht ein bisschen warmen Regen... :-)
Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.
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