Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo zusammen,
Danke Mike, das Zitat habe ich mir direkt aufgeschrieben :-)

Ich habe Samstag meine Wohnung renoviert, um mich wieder mehr zu Hause zu fühlen. Nach dem ganzen Umbruch in den letzten Wochen, brauchte ich was frisches... Dinge tun, die einem selber gut tun. Das versuche ich jeden Tag umzusetzen.

Nach dem Gespräch am Freitag mit meinem Mann, mache ich mir eigentlich nur noch Sorgen um ihn. Wie kann ich ihn dazu bekomme, diese Therapie zu machen? Ich habe ihm geschrieben, dass er keine Tabletten nehmen muss wenn er das absolut nicht möchte. Nur erschien mir seine Reaktion sehr negativ auf das ganze. Wenn der Therapeut ihm schon Tabletten geben will, kann der ja nix sein. :-(
Ich finde diese Hilfslosigkeit am schlimmsten. Am liebsten würde ich ihn an die Hand nehmen und sagen, komm wir machen das zusammen. Aber mehr als ihm immer wieder zu sagen, ich bin für dich da wenn du mich brauchst, kann ich wohl nicht machen. Diese Ohnmacht zu akzeptieren ist sehr schwer.

Uwe, ich finde es erschreckend zu lesen wie deine Freunde über dich denken. Kannst du deren Ansicht bestätigen? Wie lange genau, ist die Trennung her? Vielleicht wäre es sinnvoll, dass du dir selber professionelle Hilfe suchst? Ich gehe auch zu einer Therapeutin und es hilft mir ungemein. Denn was wir bei allem nicht vergessen dürfen sind wir selber.

Meine Freundin hat mir ein ganz tolles Buch geschenkt, auch wenn ich erst wenige Seiten gelesen habe, hat er mir schon geholfen. Vielleicht wäre das für alle eine kleine Stütze.
"Goodbye Herzschmerz: Eine Anleitung zum Wieder-Glücklichsein" von Elena-Katharina Sohn
Natürlich haben wir keinen "klassischen" Liebeskummer, nur jeder einzelne Mensch hat seinen persönlichen Schmerz und seine persönliche Situation. Unter abgesehen von dem Grund der Trennung, wir haben Liebeskummer. Ich für meinen Teil kann das so unterschreiben. Die Hauptmedizin, Reden Reden Reden. Und auch das Austauschen in einem oder genau diesem Forum hilft uns unsere Gedanken und Gefühle los zu werden. Verständnis von anderen Stellen zu bekommen.

Einen wundervollen Satz aus dem Buch möchte ich euch daraus für heute mit auf den Weg geben: Es ist nicht wichtig wann wir den Liebeskummer verarbeitet haben, sondern das wir ihn WIRKLICH verarbeiten!
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo Evergreen,

es freut mich zu lesen, dass Du es schaffst nach vorne zu blicken und dich um dich selbst zu kümmern, auch wenn du weiterhin für deinen Mann da bist.
das Renovieren finde ich eine super Idee.
Ich selbst habe auch angefangen die Wohnung etwas umzustrukturieren und aufzuräumen. Mal alles was so rum lag (meist von Ihm) weg gepackt und mir für mich selbst mal Blumen gekauft :)
Ein paar schöne Momente...

ich hoffe sehr, dass dein Mann den Schritt zur Therapie doch noch geht, denn ich glaube ohne Therapie kommt kaum einer aus seinem Loch raus. Wie du selbst sagst, dass uns das reden hilft, hilft es glaube ich auch ihnen. Manchmal kommen Dinge erst zum Vorschein wenn man anfängt darüber zu sprechen und man bekommt von einer neutralen Person eine Meinung, woher die Probleme kommen könnten, und viel wichtiger, wie man damit umgehen kann.

Ich drücke euch die Daumen, dass ihr beide glücklich werdet und hoffentlich auch wieder zusammen.
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Einen schönen guten Abend,

ja Evergreen auch ich fand es erschreckend, als meine Freunde gesagt haben, sie wollen den alten Uwe wieder haben, der immer optimistische und fröhliche, so kannten sie mich halt bisher.
Daran kann man sehen, wie hart und tief mich diese Trennung getroffen und verletzt hat, dass ich es sogar für andere sicht- und fühlbar nach außen trage. Und ich kann deren Ansicht bestätigen, dass es tatsächlich so ist.
Angefangen hat die Trennung nach der Klinik Ende Dezember 2015, bei mir ausgezogen, also ihre Sachen geholt, hat sie Anfang April 2016. Ich war also drei Monate in einem Schwebezustand, immer zwischen Verzweiflung und Hoffnung.
Sie hat es bis heute nicht fertig gebracht, irgendwie mal den Satz zu sagen, dass es zwischen uns aus ist. Ich finde das mehr als traurig.
Ich habe mir bereits professionelle Hilfe gesucht, hab eine Psychologin und bereits mehrere Termine hinter mir. Es war die richtige Entscheidung und hat mir bisher schon geholfen. Auch wenn das Grübeln und Hinterfragen noch nicht ganz vergangenen ist. Aber das ist denke ich normal.
Stimmt vollkommen. , wir dürfen uns dabei nicht selbst verlieren.

Vielleicht sollte ich mir das Buch deiner Freundin auch besorgen. Dein Schlusssatz ist gut.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
Nona
Beiträge: 15
Registriert: 1. Mai 2016, 20:24

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Nona »

Du sprichst auch mir aus der Seele!
Meine Exfreund hat auch nach 10 Jahren Beziehung mit mir Schluss gemacht (wollten auch konkret heiraten und mit der Babyplanung starten); habe da auch weiter unten ein Thema zu...
Bei uns ist das ganze inzwischen fast ein Jahr her (auch wenn ich solange nie "warten" wollte, aber ich bin einfach nicht frei für einen anderen Partner)...Am Anfang war es blöd zwischen uns, er hat mich mehr oder weniger aus der gemeinsamen Wohnung "geekelt", es war irgendwas mit einer anderen Frau, er war absolut unzuverlässig und war der Meinung, nicht krank zu sein... Das was du schreibst, erinnert mich sehr an diese Phase...
Inzwischen sieht er ein, dass er krank ist und ist absolut therapiewillig... Seine Therapie beginnt aber erst in der nächsten Woche, weil es halt lange gedauert hat, bis er es eingesehen hat und danach bei mehreren Ärzten war, bis er eine Ärztin gefunden hat, bei der er ein gutes Gefühl hat. Die wollte aber erst alles Körperliche ausschließen, hat massive Vitaminmängel etc. diagnostiziert und erst mal das behandelt und ihm abgeraten, parallel schon eine Psychotherapie zu beginnen... Dadurch sind dann nochmal 2 Monate ins Land gegangen... Vitaminmängel sind behoben, aber er fühlt sich nach wie vor nicht gut (macht auf mich aber einen etwas besseren Eindruck, keine Ahnung, ob ich mir das einbilde).
Unser Verhältnis ist derzeit ziemlich gut. Seit 2 Monaten treffen wir uns wieder ca. 1 Mal die Woche und telefonieren sehr oft... Ich merke es überhaupt nicht, dass es ihm schlecht geht, das scheint wirklich in ihm drin zu brodeln... Er ist inzwischen wahnsinnig offen (offener als in der Beziehung) und sagt mir jetzt meistes wie es ihm geht. Für mich ist es unvorstellbar, dass es jemandem so gehen kann, daher beruhigt es mich, dass es euren Partnern auch so geht und es wohl wirklich an der Krankheit liegt (auch wenn es mir für euch natürlich unendlich leid tut). Gestern hat er z.B. gesagt, dass er mich wahnsinnig attraktiv findet und sich total freut mich zu sehen und Zeit mit mir zu verbringen, da ich immer noch der Mensch wäre, den er am liebsten um sich hätte. Teilweise hätte er auch das Bedürfnis, mir sofort die Klamotten vom Leib zu reißen (merke das meistens auch daran, dass er "flirtiger" und etwas körperlicher wird (d.h. z.B. unsere Beine sich berühren, er mir lachend über den Kopf streicht, mir tief in die Augen scheint etc), aber an manchen Tagen würde er nicht mehr als Freundschaft für mich empfinden...Er hätte das Gefühl, dass er sein Bauchgefühl völlig verloren hätte bzw. sich auf das Bauchgefühl nicht mehr verlassen könnte, weil es jeden Tag was anderes senden würde und die Entscheidung, ob er mich noch liebt, nicht beantworten könnte, bevor ihm ein Therapeut dabei helfen würde, diese "Blockade" zu lösen und seine Gefühle und sein Leben zu ordnen...
Er selbst ist wahnsinnig optimistisch, dass die Therapie ganz schnell anschlägt...Auch seine Ärztin (Privatpraxis in einer Großstadt, Allgemeinmedizinerin mit ganzheitlichem Ansatz/viel Naturheilverfahren) meint, dass die Therapie maximal 20 Sitzungen dauern dürfte, weil sie tausende männliche Patienten mit "massivem Lebenskrisen" hätte und das gut zu behandeln wäre... Von Wörtern wie "Depression" würde sie nichts halten und man müsste darauf achten, einen Therapeuten mit "Zug zum Tor" zu haben, der einen nicht "tot therapiert"...
Ich habe derzeit ein ziemlich gutes Bauchgefühl, weil unsere Beziehung sich kontinuierlich wieder deutlich gebessert hat, er jetzt seit mehreren Monaten sehr zuverlässig und nett zu mir ist und er so wahnsinnig reflektiert und bereit ist, Hilfe anzunehmen, aber die Geschichten hier im Forum sind ja nicht so positiv...Ich warte jetzt ab, wie die ersten Sitzungen anschlagen, ob der Therapeut irgendwann eine erste Einschätzung abgeben kann und dann muss ich weiter schauen...
Ich achte sehr auf mich, gehe im Moment extrem viel aus, habe mir neue Hobbies gesucht und versuche nicht so viel zu grübeln und es auf mich zukommen zu lassen...Ich hatte den Punkt, dass ich meinte, sofort einen neuen Partner haben zu müssen, weil morgen meine Eierstöcke den Betrieb einstellen (bin Anfang 30), aber darüber bin ich derzeit hinweg und denke, dass man nichts erzwingen kann und er "gesund" immer noch mein Traummann wäre...
Dir (und allen anderen hier!) weiterhin viel Kraft!
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo alle zusammen,

Nona, danke für deine Geschichte. Ich finde es ungemein erfrischend, dass es auch eine positive Wendung nehmen kann. Zumindest erscheint es mir so. Dein Freund scheint an einem Punkt gekommen zu sein, wo er sich wenigstens helfen lassen möchte. Leider ist bei mir dann erst recht die Hölle losgebrochen. Ich denke du fährst gut damit, deine Erwartungen nicht zu hoch zu setzen und alles auf dich und euch zukommen zu lassen. Ich wünsche dir vom Herzen, dass sich alles zum Guten wendet. Wie eine Betroffene in einem anderen Chat geschrieben hat, wenn der Partner sich den Fuß gebrochen hätte würden wir alle sicherlich auch nicht direkt an dem Menschen und der Beziehung zweifeln. Zeit und Freiraum geben sollen wohl sehr hilfreich sein, dennoch Unterstützung anbieten.
Ich versuche das selber jetzt auch so umzusetzen. Natürlich gibt es Tage an denen es mir leichter fällt und Tage an denen ich mich nicht bremsen kann meinem Mann zu schreiben :-( Es ist ein auf und ab der Gefühle, jeder Tag ist anders.

Gestern zum Beispiel hab ich mit meinem Mann geschrieben, er hat mir versichert das er die Therapie machen wird. Das ich mir da keine Sorgen machen muss. Es hat mich auf jeden Fall beruhigt. Ich habe ihm angeboten, dass er gerne mit mir über die Krankheit (oder wie er es nennen möchte), seine Therapie oder so reden kann, da ich weiß das er das mit niemand anderen tun kann und wird. Das er sich bei mir für nichts schämen muss und ich immer ein offenes Ohr für ihn habe. Er hat sich höflich für das Angebot bedankt und meinte er wird es sich überlegen. In nächster Zeit gehe ich davon nicht aus. Ich kann nur darauf vertrauen, dass er wirklich die Therapie beginnt. Das er die Chance nutzt wieder gesund zu werden.

Uwe, mein Mann hat mir um die Ohren geworfen, Wenn du es unbedingt willst, dann ist es eben vorbei! Auch bis heute habe ich nicht gesagt bekommen, dass er mich nicht mehr liebt. ich glaube dadurch das sie so unglaubliche Probleme haben ihre Gefühlswelt zu sortieren und einzuordnen, können sie uns solche klaren Ansagen nicht machen. Ich kann mir vorstellen, dass deren Gefühle (auch für uns) teilweise einfach nur verschütt sind unter dem ganzen Durcheinander. Natürlich sollte das keinen von uns in einen Wartezustand versetzen, vor allem wenn unser Partner bereits ausgezogen ist und eine Trennung nicht von der Hand zu weisen ist.
ich für meinen Teil habe ja entschieden nicht zu warten, irgendwie muss es für mich weiter gehen. Aber so lange ich mir absolut sicher bin, dass ich diesen Mann liebe werde ich für ihn da sein. Ich werde mein möglichstes tun ihn zu unterstützen und ihm zu helfen. Soweit er mich lässt und soweit ich es kann.

So schlimm unsere Situation auch ist, ich möchte nicht mit ihm tauschen. Was wir nicht vergessen dürfen, wir machen eine unglaublich schmerzliche Phase durch, eine höllische Trennung, erleiden viele Verluste. Aber wir sind gesund!

Es soll in keiner Weise abwerten sein, wenn ich schreibe sie (die Erkrankten) und wir (die Gesunden). Es dient lediglich dem Verständnis. Ich finde es teilweise sehr schwer, genau das schriftlich festzuhalten was ich wirklich denke und fühle.

Ich möchte euch danke, dass ihr hier schreibt. Es tut mir unglaublich gut, zu wissen das ich nicht alleine bin mit meinen Sorgen. Ich ziehe ungemein viel Kraft aus euren Erfahrungen!

Danke
Evergreen
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Nona
Beiträge: 15
Registriert: 1. Mai 2016, 20:24

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Nona »

Hallo Evergreen,

ich fürchte, bei deinem Partner ist das einfach alles noch deutlich zu frisch und er steht noch viel zu sehr „unter Schock“, dass er jetzt tatsächlich das Leben, das ihr euch aufgebaut habt so weggeworfen hat, obwohl er objektiv wahrscheinlich auch weiß, dass du toll bist und ihr gut zusammen passt. Mein Ex hat mir das letztens so beschrieben, dass es ihm nach der Trennung noch deutlich schlechter als vorher ging, er aber auch wusste, dass zusammenbleiben gerade auch nicht geht, weil ich dann nächste Schritte (heiraten, Baby) gewollt hätte, die er nicht hätte verantworten können. Nach der Trennung wäre er über Monaten erst mal in einer Art „Schockstarre“ gewesen und hätte sich gefragt, was er da eigentlich gemacht hat, aber hätte auch nicht zurück gekonnt… In der Phase sind sie dann wahrscheinlich absolut unberechenbar und es kann immer sein, dass die Stimmung wieder kippt… Jetzt ist es im Umgang mit ihm wieder gut, weil er sich viel informiert hat, erkannt hat, dass was nicht stimmt und er das alleine nicht wieder hin bekommt und daher wahrscheinlich über diese Phase der absoluten Panik/Orientierungslosigkeit hinweg ist…
Das wir über die Phase hinweg sind, empfinde ich als sehr positiv, aber es bleibt abzuwarten, ob seine Therapie anspringt…Im Internet steht ja immer, das Millionen Menschen Depressionen haben und das gut heilbar wäre (kenne auch Fälle aus dem Bekanntenkreis, wo das tatsächlich nach ein paar Monaten fast vollständig geheilt war), aber die Erfahrungen hier machen mir nicht gerade Mut…
Keinen Druck zu machen ist wahrscheinlich ganz wichtig. Leider lasse ich mich manchmal von meinen Eltern/Freundinnen anstiften, doch wieder 1000 Fragen zu stellen und ärgere mich dann hinterher. Beim Treffen vorgestern wollte ich dann ja - auf Drängen meiner Mutter hin - wieder wissen, ob seine Gefühle für mich wieder langsam zurückkommen und er hat gesagt, dass das absolut keine Sinn hat, auf solche Fragen vor Aufnahme einer Psychotherapie/ggf. dann als 2. Schritt Paartherapie zu antworten. Hab mich dann wieder über mich selbst geärgert, dass er das so reflektiert und vernünftig sieht und ich - als gesunder Mensch - das nicht begreife und habe meiner Mutter gestern gesagt, dass sie einsehen soll, dass er krank ist und aufhören soll, mich in schwachen Momenten so aufzustacheln…
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo,

ja auch bei mir in der Familie gibt es kaum Verständnis für die ganze Situation. Letztendlich dürfen wir es ihnen aber nicht böse nehmen, einem Menschen den sie sehr lieben wird unglaublich weh getan. Jede Mutter, jeder Bruder oder jede Schwester gehen auf Verteidigung.

Meine Mutter hat mir beispielsweise gesagt, "solltet ihr wieder zusammen kommen, werde ich damit ganz große Probleme haben." Da musste ich ihr dann leider sagen, dass ich es verstehen kann ich darauf aber keine Rücksicht nehmen werde. Das ich ganz allein entscheiden kann ob es gut oder schlecht wäre für mich.

Wie ich ja bereits geschrieben habe, seit dem er mir sagte ich muss mir keine Sorgen machen, er wird die Therapie machen, geht es mir wesentlich besser.
Nichts desto trotz, habe ich gestern zu Hause gesessen und eine ungemeine Unruhe verspürt. Ich habe mich fehl am Platz, verloren, einsam gefühlt. Ich hätte nicht 100% sagen können, dass ich ihn vermisse, aber ich fühle mich leer. Ich habe das Gefühl, dass dieser Zustand gerade nicht gut für mich ist. Ich weiß nicht mehr, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Es ist soooo langweilig ohne ihn. Wir waren nie abhängig voneinander oder haben nur aufeinander gehangen. Aber ich merke doch, wie wichtig mir dir Zeit mit ihm war. Wie er mich erfüllt hat. Jetzt ist wieder alles auf Null und ich muss gucken, dass ich irgendwie damit zurecht komme. Man merkt ja doch leider immer erst was man hatte, wenn man es nicht mehr hat :-(

Ich habe es geliebt alleine zu sein, wenn er auf Geschäftsreise war. Jetzt finde ich das Alleinsein schrecklich erdrückend.

Nona, vielen Dank auch für deine Beschreibung der Sicht deines Freundes. Es passt auf jeden Fall, nur mein Mann ist wohl noch nicht an dem Punkt irgendwas reflektieren zu können. Ich hoffe natürlich, dass ich auch mal so eine, doch recht verständliche, Erklärung bekommen werde.
Er wohnt ja seit Wochen bei einem Freund (über die Definition Freund lässt sich in diesem Fall streiten), hat kein eigenes Dach über den Kopf, hat alle seine Sachen und Möbel eingelagert.
Erst Ende dieser Woche kann er in seine neue Wohnung, renovieren und auch Einziehen. Erst dann wird er meines Erachtens nach überhaupt die Möglichkeit bekommen zu sehen, dass er alleine ist. Niemand der abends mit ihm zusammen isst. Also alle alltäglichen Dinge, die man eben so als Paar macht oder wo man sich ergänzt. Nur denke ich auch, dass er dennoch lange nicht realisieren wird, was das eigentlich alles für Konsequenzen hat. Ich habe Unglaubliche Angst davor, dass es bald eine Neue gibt. Man liest ja immer wieder, die Betroffenen sind immer auf der Suche nach Glück. Andererseits sagt er auch zu Freunden, er will keine neue Partnerin, er will sein Leben in den Griff bekommen.

Leider habe ich jegliches Gefühl dafür verloren unsere Situation einschätzen zu können. Und der Kontakt zwischen meinem Mann und mir kommt immer nur von mir. Es kommt überhaupt nichts von ihm. Auch hier weiß ich nicht was es zu bedeuten hat, außer das er wirklich einfach nichts mit mir zu tun haben will. :-(

ich wünsche euch einen schönen Tag
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Moin Evergreen,

ja sie tun uns und ihr Umfeld sehr weh und verletzen. Und da geht jeder von uns anders mit um und reagiert auch anders darauf. Das ist völlig normal.
Und ob es noch eine zweite Chance für die Partnerschaft gibt, wird die Zeit mit sich bringen und wir müssen dann schauen, ob wir das dann noch wollen und dafür bereit sind. Ob das dann gut oder schlecht für uns ist, die Entscheidung kann uns keiner abnehmen, die müssen wir ganz allein für uns treffen.

Auch mir geht es heute immer noch manchmal so, wie du es schilderst Evergreen. Auch ich fühle mich manchmal so unendlich leer und einsam ohne sie. Und an diesen Tagen grübelt man dann wieder und zweifelt über alles mögliche. Ich merke dann genau wie es mich nach unten zieht und unendlich traurig macht.
Irgendwie ist da immer noch ein Vermissen da, trotz allem was passiert ist. Die Vertrautheit, diese Zusammengehörigkeit, die Liebe und Nähe die da mal zwischen uns war, all das ist weg. Und das tut so verdammt weh. Die ganze Zukunft, die wir mit unseren Partnern gesehen haben und erleben wollte und mit ihnen glücklich waren, haben sie mit ihrem Schritt, den sie jetzt gegangen sind, auf brutalste Weise zerstört. Und das hat uns tief im Inneren so hart getroffen und kaputt gemacht. Wir leiden so sehr darunter.

Auch wir haben nicht nur aufeinander gehangen, aber haben schon sehr, sehr viel Zeit zu Zweit mit uns verbracht und soviel zusammen gemacht und unternommen.
Das fehlt mir schon sehr, ich vermisse es. Und daran merken wir, wie sehr wir unsere Partner geliebt haben, wie nah wir Ihnen waren und wie sehr wir doch auch für sie gelebt haben, für die Partnerschaft eben.
Von alldem ist jetzt nichts mehr da und übrig, einfach alles weg.

Deine Angst, dass es da bald eine Neue gibt, kann ich voll verstehen. Ich hätte es auch nicht für möglich gehalten und musste leider schmerzlich erfahren, dass das sehr schnell gehen kann und man aussortiert wird. Das Schlimme ist nur, man hat so unendlich viel für den Partner und die Beziehung getan und gemacht und am Ende war das alles für die Katz. Nichts davon zählt mehr, alles weg, unsere Partner sehen das nicht mehr.
Irgendwie scheint das zu stimmen, zumindest gewinnt man hier beim lesen den Eindruck, dass unsere depressiven Partner immer irgendwo auf der Suche nach dem Glück sind. Mit uns hat es aus ihrer Sicht nicht funktioniert. Welche Gründe sie dafür sehen und warum sie das plötzlich so sehen, wissen wir ja in den wenigsten Fällen, denn sagen tun sie das ja meist nicht. Vielleicht können sie es auch wirklich nicht uns gegenüber in Worte fassen, aufgrund ihrer Krankheit. Ich weiß es nicht.
Aber auch mit einem neuen Partner, von dem sie glauben, dass wäre jetzt ihr neues großes Glück, kommen sie irgendwann wieder an einen Punkt, wo auch hier wieder was aus ihrer Sicht nicht richtig ist. Und der ganze Kreislauf beginnt von vorn. Der nächste Partner wird verletzt und abserviert.

Meine Arbeitskollegin hat zu mir gesagt, ich soll doch das Ganze mal positiv sehen, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Und sie meinte auch, sei froh, dass ihr nicht verheiratet seid und zusammen ein Kind habt. Sie sagte, sieh es doch mal realistisch, dass wäre doch jetzt für dich die absolute Katastrophe.
Ich glaube sie hat damit recht.

Das der Kontakt zu deinem Mann nur von dir kommt, dass kenne ich. Ich hab das auch ein viertel Jahr durch. Bis wir jetzt eben seit Anfang April überhaupt keinen Kontakt mehr haben.
Aber all dem was vorgefallen ist und wie sie sich verhalten hat, bin ich absolut nicht bereit momentan den Kontakt zu ihr zu suchen. Wenn sie es möchte, weiß sie wie und wo sie mich erreichen kann. Ich hab ihr auch gesagt, wenn sie meine Hilfe möchte, werde ich sie nicht zurück weisen und die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich bin da für sie, wenn sie es zulässt und möchte.

Ich wünsche dir und allen Anderen einen schönen Tag.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Guten Morgen zusammen,

nach zwei doch ganz guten Tagen hab ich heute wieder einen schlechten. Es dreht sich alles um ihn, meine Gedanken können nicht aufhören. Ständig kreisen sie um das was war, warum es kaputt gegangen ist, warum er nicht sieht das wir zusammen gehören, warum warum warum... :-(
Manchmal hab ich das Gefühl den Verstand zu verlieren.

Gestern habe ich kurz mit meinem Mann geschrieben, er hat mir gesagt das die Therapie läuft. Eine Gesprächstherapie. Medikamente will er auf keinen Fall nehmen. Soweit wäre es ok, ob er bei dem Therapeuten bleibt würde sich zeigen bisher gut. Als ich dann fragt wie oft er denn jetzt dahin gehen würde. Einmal oder mehrmals die Woche meinte er, einmal im Monat. :-O Ich bin fast vom Stuhl gefallen vor Schock. Das ist doch nicht normal oder???? Demnach war er erst ein einziges Mal dort, warum sagt er dann bisher läuft es ok. Das hört sich für so an als ob jemand öfter da gewesen ist.

Warum es mir heute wohl so schlecht geht, ich merke einfach wie sehr ich all meine Hoffnung auf diese Therapie setze und denke, dadurch wird er einsehen das wir zusammen gehören. Natürlich wird es dauern, aber er wird an den Punkt kommen. Wenn das aber so weitergeht, soooo viel Zeit ins Land geht bis er überhaupt anfängt richtig therapiert zu werden... Es lässt mich verzweifeln. Ich sehe den letzten Hoffnungsschimmer schwinden.

Ich sage und denke immer: Ich warte nicht. ich weiß das es vorbei ist. Er kommt nicht zurück. Ich weiß es wirklich. Und dann kommt durch so eine Situation doch die Enttäuschung, wo ich dann merke wie sehr ich doch hoffe.

Habt ihr Erfahrung über die Arten von Therapien?

Viele Grüße
Evergreen
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo Evergreen,

ich denke das ist sehr unterschiedlich. Es gibt manche die wirklich nur einmal im Monat hin gehen, manche mehrmals die Woche.
meiner Erfahrung nach ist es abhängig davon, wie akut der Fall ist und wie viele freie Termine der Psychologe hat.
Man sitzt ja sowieso meist auf einer Warteliste, bis man irgendwo hin kann, aber der hat ja dann auch nicht massig Termine frei...

Bei meinem Freund war es in guten Zeiten auch einmal im Monat, dann hat er aufgehört.
Jetzt bei dem neuen Therapeuten und seinem akuten Problem geht er einmal die Woche und wenn jemand absagt wird er gefragt ob er zusätzlich nochmal kommen will.

Da es bei deinem Mann ja eigentlich akut ist, gehe ich davon aus, dass er entweder dem Therapeuten gegenüber nicht ehrlich war und es so zu der falschen Einschätzung kam, oder dieser eben einfach keine freien Termine hat.

Ich drücke dir die Daumen, dass etwas passiert, aber hoffe lieber nicht zu sehr.
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Mike78 »

evergreen hat geschrieben:Ich sage und denke immer: Ich warte nicht. ich weiß das es vorbei ist. Er kommt nicht zurück. Ich weiß es wirklich. Und dann kommt durch so eine Situation doch die Enttäuschung, wo ich dann merke wie sehr ich doch hoffe.
Das kenne ich nur zu gut, geht mir genau so :cry:
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Meine Cousine sagte zu mir, verpasse nicht den Moment wo es Zeit ist die Hoffnung aufzugeben. Denn du hast es nicht verdient für immer einer Hoffnung hinterher zu rennen...

Wir sollten ganz bewusst auf unser Inneres hören, ich glaube dann wissen wir wann der richtige Zeitpunkt ist. Der richtige Zeitpunkt für einen selber.
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Nona
Beiträge: 15
Registriert: 1. Mai 2016, 20:24

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Nona »

Ich habe auch die Erfahrung gemacht: Solange man sich noch Hoffnungen macht, wartet man. Da kann man gar nichts gegen tun. Und natürlich macht man sich - gerade am Anfang - noch Hoffnungen, denn für uns war die Beziehung gut, wir wissen, dass sie krank sind und haben die Hoffnung, dass sie wieder gesund werden. Wird ja wahrscheinlich auch Fälle mit Happy End geben; wenn überall im Internet auf allen offiziellen Seiten zum Thema Depression steht, dass Depressionen heute gut zu behandeln sind, wird das ja nicht gänzlich gelogen oder beschönigt sein. Wir wissen nur einfach (noch) nicht, wie es bei uns bzw. unseren Partnern weitergehen wird, aber wollen ihnen und der Beziehung wenigstens die Chance geben, dass sie zu den „guten Fällen“ gehören…
Diese Leere an manchen Abenden und gerade am Wochenende kenne ich auch zu gut, Evergreen. Wir waren ja auch einfach gewöhnt, dass abends jemand da ist und in einer (guten) Beziehung abends mit dem Partner auf dem Sofa zu sitzen ist ja immer schöner als alleine. Ich habe gerade am Anfang darauf geachtet, dass ich mindestens jeden 2. Abend etwas vorhabe und erst nach 21 Uhr nach Hause komme (und dann relativ direkt ins Bett gehe)… Habe also (fast schon wahnhaft) jeden Sonntag rumtelefoniert/SMS geschrieben, um meine Woche zu planen und mit Freundinnen/Bekannten Termine zu verabreden, um nach der Arbeit was trinken/essen zu gehen und zu quatschen… Wenn ich dann Sonntag wusste: Dienstag Treffen mit X, Donnerstag mit Y und Z und am WE kann ich meine Eltern (80 km entfernt) besuchen, wenn sich hier nichts mehr ergibt (Mo und Di dann vielleicht Sport, mit irgendwem telefonieren, Haushalt, einkaufen) ging es mir schon viel besser. Habe außerdem mit neuen Hobbies angefangen bzw. Jugendhobbies wieder aufgenommen (in meinem Fall Reiten und Tennis) und das macht mich wirklich enorm glücklich und hilft mir gut dabei abends nicht alleine zuhause rumzusitzen… Sind zwar leider extrem kostspielige Hobbies (habe in beiden Fällen derzeit erst mal Privatstunden), aber das bin ich mir in der jetzigen Phase einfach wert…
Inzwischen verabrede ich mich nicht mehr so „wahnhaft“, sondern lasse Wochen schon mal mehr auf mich zukommen, aber ich bin ja inzwischen auch schon deutlich länger getrennt als du…
Gestern hatte ich aber auch wieder einen extremen Tiefpunkt, weil ich die bombastische Idee hatte, bei Whatts App alte Nachrichten aus Beziehungszeiten zu lesen  Wir haben uns im September 2015 getrennt, seit Juli war klar, dass etwas nicht stimmt und Trennung ein Thema ist, aber wenn ich mir die Nachricht von davor (April/Mai) durchlese, wird mir schlecht. Da hat der mir jeden Tags tagsüber (abends haben wir uns ja eh zuhause gesehen) mehrere Nachrichten geschrieben, wollte mich in der Mittagspause treffen, nach der Arbeit noch was zusammen unternehmen, hat mich ständig mit „Goldengel“ etc. angeredet, ständig Kuss-Smileys usw. geschickt… Der Knall war dann absolut unvorhersehbar…
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo zusammen
Mir wurden gerade Liebe Grüße durch meine Mutter überbracht. Unsere Goldschmiedin lässt grüßen. Ich solle mir nichts zu herzen nehmen, von dem was mein Mann mir vorwirft. Das wäre alles Geschwätz. Das er mir die Schuld an allem gibt sei normal. Ich solle mich zurück ziehen, denn er hat eine Entscheidung getroffen das er diese Beziehung nicht mehr will. Ich soll mich nicht runterziehen lassen. Ich kann nichts machen und werde ihm nicht helfen können.
Sie ist selber depressiv, hat 10 Jahre Therapie hinter sich. Sie kennt es alles und meinte nur, das wird nie wieder weg gehen. Sie hat immer wieder Phasen, nimmt Medikamente.

Letztendlich ist jede Geschichte ja anders, man hört ja auch das es oft heilbar/behandelbar ist. Es kommt sicherlich auf jeden einzelnen an. :-( Aber wirklich Hoffnung gibt es mir nicht.

Nora, das mit den alten Nachrichten kommt mir bekannt vor. Ich muss nicht so weit scrollen :-( Es ist noch alles so frisch. Danke für deinen Tipp, dass man sich für jeden Abend etwas vornimmt. In Gesellschaft fühle ich mich oft aber unwohl nach kurzer Zeit. Und meine Freundinnen haben einfach nicht jeden Abend Zeit. Mal sehen wie sich das entwickelt bei mir. Irgendeinen Weg werde ich finden. Ich bin ja wenigstens nicht Depressiv und ich werde alles dafür tun, dass es dazu nicht kommt :-(
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Nona
Beiträge: 15
Registriert: 1. Mai 2016, 20:24

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Nona »

Hm, die Goldschmiedin meint es natürlich nur gut mit dir, aber für so eine Prognose ist es einfach viel zu früh und nur weil sie scheinbar chronisch depressiv geworden ist und die Krankheit über ein Jahrzehnt gar nicht in den Griff bekommen hat, heißt das ja nicht, dass es bei deinem Ex auch so ist.
Ich kenne (außer meinem Ex) zwei Paare, bei denen einer erkrankt ist/war. In einem Fall geht es seit Jahren so und ist (für beide) ganz schlimm; die Person war aber schon immer etwas „sozial auffällig“ und in sich gekehrt, hat Sozialphobien etc. Im anderen Fall hat es bei der Frau eines Freundes nach dem Studienende (Stress abgefallen, Wunschnote nicht erreicht, Zukunftsangst…) so richtig geknallt. Die war 2 Monate in einer Klinik (in der Zeit waren sie auch getrennt) und danach noch 1 Jahr in ambulanter Behandlung. Nach dem Jahr war dann aber auch wieder alles in Ordnung (ist jetzt so 3 Jahre her), sie ist lebenslustig, hat inzwischen einen guten Job und ist gerade von ihm schwanger. Ich habe mit ihrem Partner viel gesprochen und er sagt, dass sie in der ganzen Zeit gar keinen Rückfall mehr hatte und die Ärzte gesagt haben, dass es so gut behandelbar war, weil es einfach eine spontane/heftige Lebenskrise war und einfach jemand das Selbstbewusstsein wieder aufbauen musste und ihr zeigen musste, wie man sich in solchen Situationen vor Zusammenbrüchen schützt.
Ich hatte im Studium ein Stipendium und hatte im dortigen Forum auch mal anonym die Situation meines Ex geschildert. Ganz viele Männer haben (ebenfalls anonym) geschrieben, dass sie in den ersten Berufsjahren auch mal depressiv waren/Burnout hatten und behandelt wurden und recht schnell wieder ganz gesund geworden sind.
Bei meinem Ex denke ich auch, dass der Auslöser einfach eine heftige „Midlife-Crisis“ war und habe daher die Hoffnung, dass ein Therapeut so was in den Griff bekomme. Er hat jahrelang studiert, tausend Zusatzqualifikationen gemacht und hat jetzt seit 2 Jahren einen Job, der ok ist, aber bei dem der Chef blöd ist und irgendwie der „Kick“ fehlt. Aufgrund sehr konkreter Spezialisierung gibt es nicht so viele Alternativen bzw. er hat objektiv schon das Beste was so geht. Dazu kommt, dass er immer Kinder wollte, ihm aber bewusst geworden ist, dass wir beide - obwohl wir ein „Akademiker-Paar“ sind, das andere wahrscheinlich für beruflich recht erfolgreich halten würden - uns niemals ein Haus direkt in der Stadt, in der wir wohnen (die aber auch zu den teuersten Städten Deutschlands zählt) leisten könnten und wahrscheinlich ein Reihenhaus im Speckgürtel nehmen müssten, was trotzdem noch extrem teuer und gerade so zu finanzieren wäre. Ich habe das Gefühl, dass diese Erkenntnis ihn total geschockt hat und er daher gar nicht mehr wusste, ob er unter den Bedingungen überhaupt noch Kinder will. Ich habe - zugegebenermaßen - aber in die Richtung ziemlich Druck gemacht, weil ich unbedingt ein Baby will und das ja auch immer so „besprochen“ war. Im letzten Jahr hat er immer nörgelig nach 3-Zimmer-Eigentumswohnungen in zentraler Lage geschaut und ich habe gefragt, wo denn dann unsere Kinder wohnen sollen und dass wir solche Wohnungen bei unseren Zukunftsplänen nicht besichtigen müssen. Angeblich ist ihm inzwischen bewusst geworden, dass er auch unbedingt Kinder will (was er wohl tatsächlich im Trennungsmoment nicht mehr wusste) und ihm die aktuellen Schwangerschaften in seinem Freundeskreis extrem weh tun.
Die Ärztin meint als erste Einschätzung, dass sein Leben in den letzten Jahren so an ihm vorbeigerauscht ist, er mit dem Verarbeiten nicht hinterher gekommen ist und ich wohl besser verarbeiten konnte und daher für ihn ein zu hohes Tempo hatte („Schön, dann haben wir jetzt ja beide einen guten Job, dann könnten wir doch jetzt Kinder kriegen“). Für mich war das Tempo so wirklich völlig ok, aber ich bin wohl auch ein anderer Typ und lasse es in der Situation selbst mehr raus, wenn mich was belastet (heule, diskutiere alles mit meinen Freundinnen und Eltern…).
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was der Therapeut als Ursache vermutet und hoffe, dass es dafür eine Lösung gibt.
Hast du bei deinem Ex irgendeine Idee, was der Auslöser gewesen sein könnte, Evergreen?
nixsogut
Beiträge: 12
Registriert: 26. Jul 2015, 10:03

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von nixsogut »

Hallo evergreen und alle Anderen,
durch Zufall bin ich auf deinen Bericht gestoßen und möchte mal die Sache von der anderen Seite erläutern.
Ich habe Ende 2011 die Diagnose "Depression" erhalten. Denke aber, ich hatte diese ich seit Jahren zuvor.
Was macht eine Beziehung aus?
Es gibt definitiv Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, was man aber in einer Beziehung nicht immer sieht oder sehen möchte. Jeder Mensch möchte sein Bedürfnis erfüllt bekommen. Dabei bleibt oft einer in der Partnerschaft auf der Strecke. Wenn man dies auch nicht kommuniziert, kann es auf Dauer für einen sehr Belastend werden. Entweder man sucht sich ein alternatives Bedürfnis oder es kommt so schlimm, dass hieraus eine Depression entsteht. Es kommt auch auf die Vorbelastungen in der Kindheit und Jugendzeit an.
Also zu mir, ich habe mich erstmal wegen Bournout behandeln lassen, klar doch, schwieriger Job, Alter um 50 Jahre, das passt.
Nix mit Besserung, war dann über ein Jahr Arbeitsunfähig. Wiedereingliederung durchgestanden, Monate später wieder zuhause.
Bin seit 2012 bei einem Psychiater und seit Anfang 2013 in Therapie (bis heute noch).
2014 bin ich wieder in eine Klinik, da habe ich mir als Ziel gesetzt, das eigentliche Problem anzugehen.
Die Beziehung! Bin seit 1991 verheiratet und habe zwei Kinder.
Meine Frau braucht nicht die Nähe, Zärtlichkeiten und das Sexualleben, ich aber umso mehr. Hatte wir auch mal angesprochen, aber das war es.
Für mich gab es nur die eine Alternative, die Trennung. Ich habe es zu viele Jahre vor mich hergeschoben.
In der Klinik hatte ich auch die Unterstützung, dies durch zu halten und anschließend habe ich mich getrennt.
Alle konnten es nicht glauben, nach aussen immer gutes Familienleben.
Ich bin an meinem Bedürfnis zugrunde gegangen.
Meine Therapeutin hatte mir schon einige Bücher empfohlen, unter anderem das Buch "Die fünf Sprachen der Liebe".
Meine Frau war dann, und ist es heute noch, sehr verärgert.
Sie kann es nicht verstehen, ich habe ihr alles für ihre Bedürfnisse getan.
Bitte, wen ihr meint, der Partner ist krank mit der Depression, denkt mal mehr darüber nach. Der Partner frisst alles in sich rein, bis er am Abgrund liegt.
Ich wünsche trotz allem für die Zukunft alles Gute und schaut nach vorne, das Leben geht immer weiter und es ist endlich!!!!!

Liebe Grüße Thomas
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo zusammen,

Ich vermute das die belastende Situation auf der Arbeit der Auslöser bei meinem Mann gewesen ist. Es grenzte zum Schluss an Mobbing. Schlechte Personalbewertung bekommen, die Zahlen stimmten nicht. Gehalt aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr voll gezahlt. Abmahnung... Er ist zunehmend unglücklicher und angespannter geworden. Schlecht geschlafen, ständig irgendwelche körperlichen Probleme. Auf psychosomatische Störung wurde letztendlich auch der Krankenschein ausgestellt. Dieser wurde wiederum vom Arbeitgeber angezweifelt, er musste sich beim sozialmedizinischen Dienst seiner Krankenkasse vorstellen... Dann kam die fristlose Kündigung. Letztendlich hat er vor Gericht gewonnen und in allen Punkten recht bekommen, da waren wir aber schon getrennt. Seine Krankenkasse war es auch die ihm die Stressberatung empfohlen hatte, auf Grund seines Krankheitsbildes/seiner Symptome. (Tendenz Burnout)
Er meinte auch zu mir, ja die Heirat vor 8 Monaten wollte ich. Es war alles echt. Es war nichts gespielt zwischen uns, aber jetzt hab ich angefangen mich mit mir auseinanderzusetzen und wir passen überhaupt nicht zusammen :-( Wir wären grundlegend verschieden und hätten keine Gemeinsamkeiten, der Alltag zwischen uns würde nicht "matchen". Was ja auch zu Thomas Beitrag wiederum passt. :-( (meine Sicht dazu, mag ja sein das er das jetzt alles rausgefunden hat, aber dann heirate ich doch nicht erst wenige Monate zuvor und bin auch nicht derjenige der mich wiederum immer wieder ermutigt, wenn ich sagte "wir sind beides Scheidungskinder, sollen wir das wirklich machen? Wir sind doch ohne Trauschein total glücklich." Kinderplanung lief auch bereits, da ändere ich doch nicht auf einmal meine Einstellung und Ansicht zu allem oder? Dann habe ich doch schon vorher ein ungutes Gefühl und wenn mir jemand eine Bremse hinhält dann ziehe ich sie.) Er hat die Trennung als Notbremse bezeichnet.

Bei der Beratung sei aber wohl rausgekommen, dass er über Jahre immer wieder depressive Episoden hatte, er aber einfach immer weitergemacht hat. Es gibt wohl Ursachen in seiner Kindheit. Flucht aus DDR, Scheidung der Eltern, sehr schlechtes Verhältnis zum Vater (wird seinen Ansprüchen nie gerecht, kritisiert immer). Die Stressberatung hat ihm auch auf Grund von psychischen Störungen eine Therapie empfohlen. Nur wie es aussieht soll das ja nur einmal im Monat stattfinden. Für mich als Laie einfach unverständlich. Selbst ich habe mit meiner Therapeutin mehr Termine und ich hatte weder Burnout noch depressive Episoden, oder mich von heute auf morgen nach 8 Monaten Ehe getrennt.

Ihr merkt meine Emotionen... Auf und Ab!

@Thomas, wie kannst du dir und deiner Frau denn erklären, dass du deine Bedürfnisse nie wirklich geäußert hast? Das würde mich sehr interessieren. Ich bin jemand wie Nona, ich rede über alles. Weine, lache, schreie. Meine Emotionen kommen raus, ich verarbeite alles damit. Es würde mir nie in den Sinn kommen, meine Unzufriedenheit nicht zu äußern. Und die Trennungsgründe meines Mannes deuten auch darauf hin, dass er wohl nie gesagt hat was er denkt oder will oder nicht will. Nur verstehen tu es nicht. Teilweise höre ich ja das die Leute sagen, das ist nur vorgeschoben. (Auch meine Therapeutin hat das nach der Sitzung mit meinem Mann und mir gesagt) Irgendwas muss man ja sagen, wenn man sich trennt. Da ist es ein leichtes Kleinigkeiten aus dem Alltag, die einen vl hier und da mal nerven als großen Grund zu nennen. Ich glaube nämlich schon das mein Mann sehr gut fähig ist, seinen Standpunkt zu vertreten und das hat er auch immer wieder getan. Also warum dann nicht bei sowas wichtigen wie dem Alltag?
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
nixsogut
Beiträge: 12
Registriert: 26. Jul 2015, 10:03

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von nixsogut »

Hallo evergreen,
meine Frau hat bei dem Thema Zärtlichkeiten und Sexualität abgeblockt."Bei anderen läuft noch weniger, sei froh, dass ich dir ein ganz klein wenig gebe". Ich habe es irgendwann nicht mehr gewollt, darüber zu reden.
Meine Frau hat immer gemeint, es müsse alles nach ihren Vorstellungen laufen.
Die Kinder standen im Vordergrund, ist ja auch gut. Aber es muss auch für die Zweisamkeit die Zeit bleiben.
Wieso heiratet man, wo man für sich schon weiß, es kann nie funktionieren? Ich habe es gemacht. :-(
Ich finde deine Offenheit sehr gut, aber es gibt auch die andere Art Menschen, die Angst haben über gewisse Themen zu reden. Bei mir kommt auch alles aus der Kindheit.
Ich denke, ich wurde als Kind nicht gehört. Scheidungskind, Mutter musste arbeiten, Geld verdienen. Dann nach Jahren Stiefvater, sehr streng. Ich mag eigentlich über meine Kindheit nicht nachdenken.
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Guten Morgen Evergreen und Nixsogut,

es gibt Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die eine Beziehung führen, soweit so gut, die Theorie von Thomas.
Wenn nun einer nicht über seine Bedürfnisse spricht, dann bleibt er irgendwo auf der Strecke und es belastet ihn. Bis dahin vollkommen richtig. Und jetzt kommt mein Aber!!!

Wenn ich mit meinem Partner/meiner Partnerin eine Beziehung führe, dann ist das meine wichtigste Person, die mir am nächsten steht und mit der ich die meiste Zeit verbringe. Ich liebe diese Person.Und wenn es aus Sicht eines Partners ein Problem, eine Sache, ein Bedürfnis oder was auch immer gibt, völlig egal was, dann erwarte ich in einer Beziehung, dass man dies dem Anderen sagt und mitteilt, man darüber redet.

Das hat für mich etwas mit Ehrlichkeit und Respekt seinem Partner gegenüber zu tun. Tut man das eben nicht, ist man aus meiner Sicht unehrlich und respektlos seinem Partner gegenüber, oder man hat kein Vertrauen. Und hier stellt sich die Frage warum.
Wenn man nicht darüber redet, dann kann der andere Partner auch von nichts wissen und sich oder sein Verhalten ändern. Ich kann doch nur etwas ändern und besser machen, wenn ich das Problem auch kenne.
Und wenn man miteinander redet, dann findet man auch immer eine Lösung. Beide Partner müssen sich einander annähern.
Ich greife hier mal das Beispiel von Thomas auf, Zärtlichkeit und Sexualität.
Dem einen ist es zu wenig, der andere blockt ab. Soweit die Ausgangssituation.
Reden beide Partner ehrlich und offen darüber, kenne beide das Problem und können dem entgegen wirken, in dem sich beide Partner annähern. Der eine schraubt sein hohes Bedürfnis nach Zärtlichkeiten und Sexualität etwas zurück, im Gegenzug gibt der andere Partner etwas mehr Zärtlichkeit und Sexualität. So haben beide eine Lösung des Problems gefunden, beide können damit sehr gut leben und niemand muss leiden oder bleibt auf der Strecke. Und wer weiß, vielleicht findet ja der Partner, der bisher in dieser Sache geblockt hat, sogar Gefallen daran und möchte dann auch mehr und öfter Zärtlichkeit und Sexualität.

Vertrauen, Ehrlichkeit, Respekt und Reden über das was einen in der Beziehung stört oder missfällt ist Grundvoraussetzung.
Es hilft keinem, wenn es heißt, ich konnte ja nicht darüber reden.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Guten Morgen,

am Samstag habe ich mich mit meinem Mann getroffen und geredet. Ich habe ihn gebeten mir zuzuhören, dass ich keine Antworten von ihm verlange. Ich wollte ihm einfach mal persönlich meine ganzen Gedanken mitteilen. Meine Gefühlswelt erklären. Warum ich mich wie verhalte.

Es war ein angenehmes Gespräch. Auch als ich geweint habe, ist er nicht direkt wieder ausgeflippt oder hat die Flucht ergriffen. Er hat mir zugehört. Hatte Verständnis für das, was ich gesagt habe. Sagte ihm, dass ich meine Gefühle nicht abstellen kann. Das ich mich sorge. Das ich Hoffnung in die Therapie setze auf Grund der ganzen Geschichten die ich hier gelesen habe. Das die Hoffnung zuletzt stirbt, und ich denke dadurch könnte er zu mir zurück kommen. Auch wenn ich weiß, dass seine Entscheidung endgültig ist, das es kein Zurück gibt.
Das es für mich aber keine normal Trennung ist, denn so etwas entscheidet man nicht einfach plötzlich, nicht wenn man noch vor kurzem geheiratet habe. Natürlich kann jede Beziehung mal zerbrechen, aber ich denke schon das die Umstände andere sind. Das ich mir sage, dass er krank ist und daher besser mit der Trennung umgehen kann.
Er hat mir gesagt, dass er die Therapie macht. Das er aber tatsächlich davon genervt ist. Das seine Gedanken nicht bei der Sache sind. Er macht sich eher darüber Gedanken, ob er einen Job bekommt. Wie er an Geld kommt. Er meinte, wenn er Arbeit hat, könnte er sich auch mit dem Rest auseinandersetzen.
Er hatte nicht das Gefühl, dass er darüber mit seinem Therapeuten reden kann. Worauf hin ich ihm sagte, überleg dir, ob du den vl wechselst. Denn ich denke, man sollte mit dem Therapeuten über alle Sorgen sprechen können. Nur da er eh genervt ist von allem, kommt es ihm gelegen nur einmal im Monat dahin gehen zu "müssen".
Er sieht zumindest ein, dass er die Therapie machen muss. Denn seine körperlichen Beschwerden kommen alle wieder. Was für mich persönlich ja nur eine Bestätigung ist, dass unsere Beziehung nicht das Problem ist/war. Aber soweit ist er nicht. Und vielleicht hat er wirklich einfach keine Gefühle mehr für mich. Habe ihm die Einschätzung meiner Therapeutin mitgeteilt (er war ja eine Stunde mit mir zusammen dort), dass er sich therapieren lassen soll. Das er definitiv psychische Probleme hat und sich auch das auch mit den Tabletten überlegen sollte.

Wir sind so verblieben, dass ich schreiben kann, wenn ich möchte. Ich aber nicht immer eine Antwort erwarten kann. Er ist aber schon der Meinung das es mir besser tut, wenn wir den Kontakt einstellen. Sehr wahrscheinlich hat er auch recht. Trotzdem hat er mir dann gesagt, wenn meine Wohnung fertig ist, kannst du dir die ja angucken kommen... Sagt man so etwas auf Höflichkeit oder ist es wieder der Egoismus der da durchkommt, dass es mir ja eigentlich besser tut keinen Kontakt zu haben er aber gerne zeigen möchte was er sich aufbaut? (Fand diese Aussage im Rahmen der Unterhaltung sehr komisch und irritierend).
Auch hat er betont, dass er ja einen Spiegel kaputt gemacht hat und das er es soooo toll findet darüber keine Rechenschaft ablegen zu müssen.
Also er will meines Erachtens einfach nur alleine sein.

Um noch auf die anderen Beiträge einzugehen. Ich sehe das absolut wie Uwe. Ich finde es ist respektlos dem Partner gegenüber, ihn in dem Glauben zu lassen das es alles richtig ist was er macht. Wir sind alle Menschen mit Fehlern, warum sollte ich aber an mir arbeiten, wenn ich denke es ist alles super. Jemanden zu heiraten, obwohl ich weiß es ist ein Fehler... Für mich ist das Feigheit und Betrug der anderen Person gegenüber. Ob depressiv oder nicht, es tut mir wirklich leid, dafür habe ich kein Verständnis. Denn das hat nichts mit einer Krankheit zu tun, eine Ehe einzugehen, wenn ich weiß es wird nicht klappen. Und es ist nicht fair.
Ich kann das Unverständnis deiner Frau sehr gut nachvollziehen Thomas. Nichts desto trotz habt ihr viele Jahre zusammen gelebt und ich denke mal, du hast alles versucht im Rahmen deiner Möglichkeiten. DAs versucht doch jeder Mensch oder nicht?
In meinem Fall ist die Hochzeit 11 Monate her, als er die Probleme angesprochen hat gerade mal 8. Wir haben einen wirklich hohen Kredit dafür aufgenommen. Er hat mich in den Monaten davor immer wieder ermutigt, dass wir das richtige tun. Hat sein schnelles Motorrad gegen ein gemütliches eingetauscht, weil er die Ehe mit mir erleben will. Hat keinen Job in einer anderen Stadt gesucht, weil er festgestellt hat, dass er auf keinen Fall weit weg von mir leben möchte. Das er keine Fernbeziehung will. Er will jeden möglichen Moment mit unserem Kind verbringen können, wenn es denn dann da ist. Das könne er nicht wenn er woanders arbeitet.
Wenn ich mir das jetzt alles wieder überlege, fahre ich wohl ganz gut die Trennung mit der Erkrankung zu erklären. Das ist für mich anders überhaupt nicht greifbar....

Ich werde versuchen den Kontakt so gut es mir möglich ist einzuschränken. Ich habe ihm gesagt, wenn ich es wirklich schaffe, mich nicht mehr zu melden, dann liegt es nicht daran das ich nicht mehr für ihn da bin, sondern weil ich selber irgendwie damit klar kommen muss. Das weiß er alles.

Mal sehen was die Zukunft bringt. Wenn er jetzt endlich mal in seinen eigenen vier Wänden wohnt, er wieder seine Routinen bekommt, die er so dringend zum Leben braucht. Vl kann er dann auch mal andere Gedanken zulassen.

Ich wünsche euch einen guten Wochenstart.
Evergreen
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo Evergreen,

es freut mich, dass euer Gespräch friedlich verlaufen ist, auch wenn es leider nicht den Anschein macht, als würde er die Beziehung zurück wollen.
Schau po0sitiv in die Zukunft und orientiere dich an den Dingen die Du möchtest.

Warum er dir seine Wohnung zeigen möchte? Ich glaube er denkt sich da gar nichts dabei. Du bist ein teil seines Lebens, auch wenn jetzt anscheinend nur noch als eine Art Freund und er ist vermutlich stolz auf das was er erreicht hat und möchte das anderen präsentieren.
Ich glaube man selbst denkt hier immer zu kompliziert und versucht etwas hinein zu interpretieren.

Lass es einfach auf die zukommen.

Dir auch einen guten Start in die Woche.
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Ja du hast recht, man macht sich selber immer mehr Gedanken als nötig. Meine Therapeutin hat mir den Rat gegeben, wenn die Gedanken kommen, soll ich sie zulassen, mir irgendwas überlegen das ich mir selber sagen kann wie "ich kann nichts daran ändern" und weiterschicken. Unterdrücken ist ungesund.

Nein, er will die Beziehung nicht zurück. Davon gehe ich ja auch selber aus, dennoch hoffe das ich die Therapie etwas anderes bei ihm bewirkt und er seinen Standpunkt dazu ändert.
Ich versuche mich auf Dinge zu konzentrieren, die mir Spaß machen. Mal sehen, vielleicht finde ich ja auch ein neues Hobby :-)

Irgendwie wird das Leben weitergehen, ich bin gespannt wo ich und auch mein Mann und ich in einem Jahr stehen... Heute gehe ich davon aus, dass wir geschieden sein werden. WAs anderes bleibt mir nicht übrig.
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Botus »

Hallo,

es gibt ja Menschen, die so sehr im Moment leben, dass für sie allein wichtig ist, wie sie sich im gegenwärtigen Moment fühlen. Das Morgen und das Übermorgen interessiert sie nicht. Dadurch entsteht der Effekt, dass niemals etwas Konstantes oder Verlässliches von ihnen kommt. Schon morgen kann wieder alles anders sein. Der beste Weg, damit zurecht zu kommen, besteht aus meiner Sicht darin, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was die jeweilige Person so redet.

Ich finde es auch wichtig, zu erkennen, dass Menschen mit diesen Eigenschaften auch sehr viel Positives in sich tragen. Sie verfügen oftmals über jemandem, der unbedingt und um jeden Preis mit ihnen zusammen sein will. Das ist in meinen Augen ein klarer Beleg dafür, dass Menschen mit diesen Eigenschaften begehrt sind.

Ich denke, dass meine Partnerin nur deshalb über mehrere Ehemalige verfügt, die bis in alle Ewigkeit an ihr kleben, weil sie so ist, wie sie ist. Das wirkt auf viele wie ein Magnet. Wenn sie darauf beharrt, nichts ändern zu müssen, hat sie in gewisser Weise recht, denn ganz egal, wo sie auch geht und steht, es gibt immer irgendwen, der unbedingt mit ihr zusammen sein will. Sie benötigt nur wenige Minuten, um einen Menschen glauben zu lassen, er sei soeben der Seelenverwandten begegnet, die er sein Leben lang suchte. Die Fähigkeit, quasi jedem ein solches Gefühl vermitteln zu können, hätte sie garantiert nicht, wenn sie gesund wäre.

Liebe Grüße vom Dobi
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo Dobi,

interessante Ansicht... wenn ich so darüber nachdenke, hat es was...
Eine Verwandte von mir (ebenfalls schwer depressiv) hatte das Talent auch schon immer. Sie lebt in den Tag hinein, macht sich keine Sorgen um die Zukunft, das erweckt den Eindruck, dass sie ein Mensch ist der Spaß am Leben hat, viel Unternimmt.... bei allen die ich kenne kam sie sofort positiv an.
Ebenso meine Schwägerin, sie ist auch depressiv, sie lässt sich in nichts mehr reinreden, kommt so überzeugend rüber und kann so gut ihr Leid berichten, dass sie bei einem Event innerhalb weniger Stunden einen wohlhabenden Unbekannten dazu brachte ihr Geld zu geben, dass sie sich auch mal etwas schönes gönnen kann.
Auch mein Freund... ich kenne niemanden der ihn nicht mag, er kommt eben sympathisch, offen, witzig, spontan rüber... dass das alles oft nur Fassade ist wissen die meisten ja anfangs nicht.

Ich glaube es ist die Kunst ihre Krankheit nach außen hin zu überspielen, und dieses Gespielte repräsentiert eben das, was sich andere als Partner wünschen.

Also das soll jetzt nicht heißen, dass sie diese Eigenschaften nicht wirklich hätten, aber vermutlich nicht in dem Maß das sie nach außen zeigen.

So, damit kein falscher Eindruck entsteht... mein Freund hat seine Fassade vor mir schnell fallen lassen, liebe also kein Scheinbild ;-)
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Botus »

Hallo SWM,

um anderen aus dem Stand überzeugend etwas vorspielen zu können, braucht es viele Jahre der Übung. Mein Ansatz wäre, einmal darüber nachzudenken, wie ein Mensch überhaupt auf den Gedanken kommt, so etwas einzuüben. Das Leben ist so kurz, dass man gar nicht alles erreichen, erschaffen und aufbauen kann, was man gern erreichen, erschaffen und aufbauen möchte. Da bleibt dem Menschen doch gar keine Zeit, vor dem Spiegel zu üben, wie man auf andere "wirkt" und wie man am besten diesen oder jenen erwünschten Eindruck erweckt. Wenn ein Mensch das als Schwerpunkt in seinem Leben hat, muss er doch ein Zeitproblem bekommen. Irgendwann ist er x Jahre alt und stellt fest: Es ist überhaupt nichts passiert und es ist überhaupt nichts geschafft. Davor hätte ich eine Mordsangst. Ich kann nicht verstehen, warum so viele das machen.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 15. Aug 2016, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
Antworten