Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

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monimoni
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Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von monimoni »

Hallo alle zusammen,

wir kennen ja alle diese schlimme Erschöpftheit. Heute hat eine Kollegin über CFS geredet und ich habe mal gegoogelt.
Es ähnelt ja schon sehr einer Depression, es kommen allerdings Schmerzen dazu... Muskelschmerzen habe ich ja auch häufig, eine Zeitlang haben sogar die Handgelenke sehr geschmerzt und kein Arzt hat etwas diagnostizieren können. Ich habe das dann auf meine extreme Anspannung geschoben. Was mich jetzt beunruhigt ist eine Gegenüberstellung, die ich im Netz gefunden habe. Demnach ist ein großer Unterschied, dass man sich bei einer Depression nach Aktivitäten besser fühlt und bei dem CFS noch erschöpfter. Das ist bei mir mal so mal so... hatte auch schon Phasen, in denen ich nach einem Spaziergang erhöhte Temperatur hatte, nach 30 Minuten Liegen war es wieder ok...

Vielleicht kennt sich jemand damit aus?

Ich werde mich jetzt zwingen, einen Kuchen zu backen... möchte morgen Bekannte damit überraschen. Ich weiß, Zwang ist einerseits nicht gut, aber ohne gehts nicht. Auf mein Bauchgefühl kann ich mich ja nicht verlassen, das ist ja durch die Depri irritiert und sagt ja meistens: auf die Couch ;-).

Was ganz merkwürdig ist: heute vormittag im Büro ging es mir so super :-). Und dann plötzlich kurz vor Mittag kam die Erschlöpfung, ich weiß nicht wieso. Ich habe eher zu wenig zu tun, an Stress kann es nicht liegen...

Ich drücke die Daumen, dass es euch allen gut geht!

LG
Moni
Salvatore
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Moni,

wenn du diesen Verdacht hast, solltest du mit deinem Arzt darüber sprechen. ME ist mittels Labortests und MRT nachweisbar. Keine Ahnung, wie wahrscheinlich das bei dir ist, es tritt in Folge einer nicht ausgeheilten Infektion ziemlich abrupt auf, war das bei dir der Fall? Ansonsten würde ich sagen, dass vermutlich das Naheliegendere auch das Wahrscheinlichere ist, also womöglich doch eher Depression. Man muss auch immer aufpassen, aus welchen Quellen man seine Informationen bezieht, diese Aussage ist z.B. in seiner Absolutheit Blödsinn:
monimoni hat geschrieben:dass man sich bei einer Depression nach Aktivitäten besser fühlt
Wenn du dich hier um Forum umliest, wirst du sehr schnell feststellen, dass es seeeeehr vielen so geht, dass sie nach Aktivitäten eher noch erschöpfter sind. Der Krankheitsverlauf ist immer individuell und hängt auch mit der Entstehung und dem Schweregrad zusammen. Dabei kann ganz allgemein "Depression Fatigue" ein Symptom der Depression sein, ohne dass ein Zusammenhang mit Chronic Fatigue Syndrome besteht.

Je länger du googelst, desto mehr Erkrankungen wirst du finden, die deinen Symptomen sehr ähneln. Auch für Muskelschmerzen gibt es zahlreiche Erklärungsmöglichkeiten, könnte sogar eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sein... Leichte Temperaturschwankungen sind gar nicht so selten und sollte man nicht überbewerten, insbesondere wenn es jetzt nur das eine Mal auftrat und da wohl auch kein massiver Ausschlag gewesen ist? Evtl. hatte dein Körper mit einem Mini-Infekt zu kämpfen, den du sonst gar nicht bemerkt hast, weil er damit leicht fertig geworden ist.

Also, Fazit: wer weiß, kann man nicht ausschließen. Nach deiner Schilderung im Eingangsposting bin ich allerdings eher skeptisch und würde sagen, Hufgetrappel vorm Fenster ist meistens ein Pferd und selten ein Zebra. Für CFS sehr untypisch ist z.B., dass es dir den halben Tag im Büro prima ging und dann der Stimmungsabfall kam. Das würde eher für was anderes sprechen, da würde ich auch das Thema Ernährung mal dezidiert ansehen (Blutzucker). Auch Bore-Out führt zu Erschöpfung.

Wenn du allerdings allgemein die Diagnose Depression bei dir anzweifelst, würde ich das schon verfolgen. Und dann muss man durchaus ein wenig Druck auf die Ärzte ausüben und Untersuchungen konkret (mit guten Argumenten) einfordern, von alleine passiert nämlich gar nix.

LG, Salvatore
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monimoni
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von monimoni »

Danke für deine Antwort Salvatore,

das mit dem "Anstrengungsfieber" (bis 38C) habe ich schon länger, war aber weg, als ich stärkere AD nahm und mich besser fühlte. Die Diagnose Depression passt irgendwie schon, ich bin ja auch eine Grüblerin und häufig im Gedankenkarussel. Meine Beschwerden sind langsam schlimmer geworden, eigentlich über Jahre hinweg, ich habe sie nur nicht so ernst genommen. Aber meine Ärztin werde ich trotzdem mal wegen CFS/ME fragen.
Jetzt, nachdem der Kuchen fertig ist, gehts mir übrigens wieder besser. Ist ja auch nicht typisch für CFS.
Deinen Tipp mit der Ernährung finde ich sehr interessant, da ich schon öfter festgestellt habe, dass es mir zur Mittagszeit schlecher geht. Ich werde das beobachten.
Bore out ist tatsächlich ein Problem für mich, und wenn ich die Zeit dann "nutze" um im Netz nach Krankheiten zu googeln, ist das sicher falsch...

Den Vergleich mit Pferd und Zebra ist übrigens super, hat mich zum Schmunzeln gebracht.
Ich wünsche dir einen schönen Abend!
Salvatore
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Moni,

zur Ernährung: Blutzuckerschwankungen kann man auch ohne Diabetes haben, Symptome sind dann z.B. Müdigkeit, Erschöpfung, Stimmungsabfall, Reizbarkeit, Nebel im Kopf, schlechte Konzentrations- und Merkfähigkeit, Vergesslichkeit, etc. Klingt bekannt, gell? Es gibt ein paar Lebensmittel, die eher dazu führen können als andere. Ungünstig sind z.B. Getreideprodukte, insbesondere Weizen, und Einfachzucker, insgesamt (einfache) Kohlenhydrate. Das Problem ist, dass sie den Blutzucker sehr schnell sehr hoch treiben, woraufhin der Körper als Gegenmaßnahme Tonnen an Insulin ausschüttet, um den ganzen Kram wieder abzubauen. Das funktioniert prima, aber irgendwann ist die Arbeit geschafft und nichts mehr da, das dir Energie geben könnte. Die Mahlzeit ist aber beendet und über Stunden hinweg kommt keine Nachlieferung an Glucose, das der Treibstoff für das Gehirn ist. Also wird der Körper vorübergehend in den Stand-by-Modus versetzt, um die verbliebene Rest-Akku-Leistung zu schonen.

Solltest du zum Frühstück also Brot oder Brötchen mit Marmelade essen und dann bis zum Mittag nichts mehr, ist das eine ganz schlechte Idee. Besser wäre Natur-Joghurt oder Quark mit hohem Fettanteil und da reingemischt Früchte, da kann man auch TK-Ware nehmen - das ist schon geputzt, kurz in der Mikro aufgetaut hast du ein schnell zubereitetes Frühstück. Ich mache einen Löffel Honig rein, weil es mir sonst zu sauer ist; das ist nicht vollkommen optimal, macht aber nicht so viel aus. Du kannst auch Rührei (wenn du magst mit Speck) essen oder Spiegelei, gekochtes Ei,...
Über den Vormittag verteilt kannst du dann noch 1-2 Bananen essen. Wichtig wäre auch, dass du viel trinkst, idealerweise Wasser und möglichst wenig Kaffee.

Nimm mal Apfelsaft und Traubenzucker mit zur Arbeit; wenn du einen Leistungsabfall bemerkst, sollte das kurzfristig eine Linderung bewirken. Grundsätzlich sollte es aber nur eine Notfall-Maßnahme sein, da beides insgesamt das Grundproblem eher noch verstärkt (Kreislauf geht von vorne los). Aber wenn das was bringt, hättest du schon mal einen sehr deutlichen Hinweis, dass hier zumindest ein Teil des Problems liegt. Und guck wie gesagt, dass du hydriert bleibst.

Man kann natürlich den Blutzuckerspiegel auch messen, dann hättest du es schwarz auf weiß. Aber da müsstest du erstmal ein Gerät und Teststreifen besorgen (letztere sind sehr teuer) und dann dauernd in den Finger pieken - der Nahrungsmittel-Test ist wesentlich weniger schmerzhaft. ;) Außerdem sind da Normwerte nicht zu gebrauchen, da würdest du dann gucken, bei welchen Werten du dich gut fühlst und wie die Werte im Vergleich dazu aussehen, wenn du dein Mittagstief hast.

Viel Erfolg beim Ausprobieren,
Salvatore
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FrauRossi
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von FrauRossi »

Danke Salvatore,

Ich habe Urlaub in 3 Wochen, dann werde ich es mal wieder mit Ernährungsumstellung versuchen, derzeit bin ich dafür zu schwach..

Im Winter bin ich immer müde. Normal wird das zum Frühjahr besser. Nichts so dieses Jahr. Ich mache seit Januar einen Großteil meiner Arbeitszeit blau. Ich bin am Mittag so müde dass ich nicht mehr kann. Da mich niemand direkt kontrollieren kann, fällt es bisher nicht auf, das wird aber nicht so bleiben. Aber ich bin einfach unfassbar müde.
takatuka
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von takatuka »

Hallo monimoni,

das mit der erhöhten Temperatur kenne ich auch. Habe das aber noch nie mit Anstrengung in Verbindung gebracht.

Erschöfpung ist ein Dauerthema bei mir.

Das mit dem Kuchen backen. ich habe es mir abgwöhnt mich dazu zu zwingen. Wenn es wirklich wichtig ist, dann mache ich das auch so. Wenn Zwang dazu lommt, dann soll es bei mir nicht sein.

An CFS habe ich bei mir auch schon manchmal gedacht, da ich auch problemlos über 10 h am Stück schlafen kann. Habe das aber nie weiterverfolgt.

Zu den Schmerzen. Ich habe eine somatoforme Schmerzstörung. D.h. mir tut öfters mal der ganze Körper oder nur Teile davon einfach weh. Dagegen kann man nichts machen, das gehört bei mir einfach dazu.

VG
takatuka
"Aus Stolpersteinen , die einem in den Weg gelegt werden,kann man Treppen zum Himmel bauen -
es gibt keine Rolltreppe zum Glück, zum Erfolg, zum ... "
Salvatore
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Frau Rossi,

hmmm... Erschöpfung ist ja leider ein Symptom von so ungefähr jeder 99% der Erkrankungen, daher auch schwer eingrenzbar. Wenn es vorwiegend im Winter auftritt und sich im Frühjahr bessert, hätte ich da einen Mangel im Verdacht und da vor allem Vitamin D. Da wäre z.B. interessant, Blutwerte zu bestimmen, wenn es dir besonders schlecht geht und auch noch mal ,wenn es dir ganz gut geht. Ich weiß jetzt nicht, bist du irgendwie regelmäßig in ärztlicher Behandlung, wurden die üblichen Verdächtigen abgeklärt? Ein großes Blutbild erstellt?
Wenn der Vit-D-Mangel eklatant ist, kann es sein, dass auch ein heller Sommer mit viel Aufenthalt im Freien die leeren Speicher nicht ausreichend füllen kann und man dem Körper vorübergehend mit Ergänzungsmitteln helfen muss, bevor er es dann wieder allein schafft.

Das ist auch so, wenn es an anderer Stelle einen Mangel gibt, dann ist es meist sehr schwer, den allein mit der Ernährung zu beheben. Das Problem ist ja auch dieser Teufelskreis, es baut sich allmählich ein Mangel auf, als Folge hat man weniger Energie und ernährt sich schlechter, der Mangel wird stärker, man hat noch weniger Energie etc.

Anderes wäre durchaus auch denkbar. Die psychische Komponente sollte man sicher nicht vernachlässigen, also zwingt dich deine Seele über den Körper, zurückzuschalten? So wie in dem Spruch: "Geh Du vor", sagte die Seele zum Körper, "auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf Dich."
-"Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für Dich haben", sagte der Körper zur Seele.


Aber natürlich auch die Schilddrüse respektive Hashimoto (am besten Ultraschall machen lassen, nicht nur Werte bestimmen) oder auch erschöpfte Nebennieren und da dann vor allem Cortisol-Mangel. Das wird sehr selten ärztlicherseits in Betracht gezogen und man muss eher gezielt danach fragen. Auch dann wird meist nur einmal getestet, was nur halb aussagekräftig ist, ideal wären vier Proben über den Tag verteilt, aber das ist utopisch.

Lg, Salvatore

EDIT:
takatuka hat geschrieben:ich habe es mir abgwöhnt mich dazu zu zwingen. Wenn es wirklich wichtig ist, dann mache ich das auch so. Wenn Zwang dazu lommt, dann soll es bei mir nicht sein.
Es kommt immer drauf an. Lass mal Zwang durch den Begriff Überwindung ersetzen. Da muss man sich selbst beobachten, Moni hat es ja gut getan, sich zu der Backaktion durchgerungen zu haben. Das ist ein Lernprozess, mit der Zeit kann man immer besser einschätzen, wann man sich vielleicht zu etwas überwinden sollte, weil es einem in der Verangenheit dann doch hinterher besser ging. Nach anderen Aktivitäten geht es einem vielleicht schlechter und dann weiß man, dass das in Zukunft eher wenig Sinn hat, es trotzdem zu machen. Ich finde aber, man sollte nicht pauschal sagen, wenn es nicht wie von selbst flutscht, dann mache ich es auch gar nicht erst.
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monimoni
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Re: Erschöpftheit möglicherweise CFS/ME?

Beitrag von monimoni »

Hallo Salvatore,

ich habe gerade Joghurt mit frischem Obst gegessen, mal sehen, ob sich etwas ändert.
So langsam habe ich aber das Gefühl, dass es doch an den Aktivitäten liegen kann. Morgens habe ich meine Rituale, bis ich im Büro bin, habe ich ja etwas zu tun. Die ersten 2 Stunden im Büro auch, dann wird es weniger. Liegt an einer falschen Umstrukturierung, und mein Chef will/kann nichts ändern.
Ich habe dann Zeit zu grübeln und zu googeln... das ist meistens schlecht, mir geht es dann schlechter... aber ich kann es nicht ändern.
Ich weiß auch nicht, was mit mir passiert, wenn sich die Arbeitssituation ändert und ich viel oder wenigstens normal zu tun habe. Ob ich damit dann klar komme oder überfordert bin?

Den Begriff ÜBERWINDUNG finde ich sehr gut. Der erdrückt einen nicht so, wie ZWANG.

Takatuka, die erhöhte Temperatur kenne ich schon sehr lange. Anfangs kam es nach einer Grippe (die ich jahrelang regelmäßig im Frühjahr hatte), dann auch ohne. Inzwischen messe ich nicht mehr, nehme es als weiteres Symptom. Nach Erholung geht die Temperatur ja wieder runter. Schmerzen habe ich zurzeit nicht mehr, wenigstens das ;-).

Gestern habe ich ein Treffen abgesagt, ich hätte 100 km fahren müssen, die Leute kenne ich kaum, mir war das überhaupt nicht wichtig, es hätte mich nur gestresst. Ich wollte es eigentlich nur machen, um mir zu beweisen: ich kann das. Aber das schlechte Gewissen (ich habe gekniffen, hätte mich überwinden sollen, wieder etwas nicht geschafft) macht mich fertig.

So, nun will ich mal wieder arbeiten. Mal sehen, was ich an Eingängen habe...
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