Abhängigkeit von einem Menschen

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Josie
Beiträge: 38
Registriert: 10. Jan 2004, 19:07

Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von Josie »

Hallo,

ich weiß noch nicht recht, wie ich anfangen soll, weil meine Geschichte sehr lang ist.

Aber alles scheint damit zusammen zu hängen, dass ich mich von einem Menschen sehr abhängig gemacht habe. Er bestimmt mein Leben, obwohl ich nicht mit ihm zusammen bin. Erst habe ich gedacht, dass er evtl. depressiv ist. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich in einer Depression stecke. Es ist das Gefühl, in einer völlig fremden Gedankenwelt zu leben, die nichts mehr mit meinem eigenen Leben zutun hat.

Wer kennt so etwas?

Es grüßt
Josie
Mr.Spock
Beiträge: 15
Registriert: 24. Jan 2004, 16:39

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von Mr.Spock »

Hallo Josie!

Deine Zeilen haben mich sehr betroffen gemacht. Ich habe eine Freundin, der es so ähnlich geht. Sie hat mir erzählt, daß ihr Befinden abhängig von einem anderen Menschen ist, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Ich weiß, daß sie einmal eine Affäre mit ihm hatte, seitdem ist sie eine völlig andere geworden. Inzwischen ist sie schwer depressiv, lebt völlig zurückgezogen und leidet an übergroßen Schuldgefühlen. Sie sagt, sie hätte so viel falsch gemacht, weil sie hätte nicht rechtzeitig erkannt hätte, wie schlecht es diesem Menschen geht. Manchmal kommt sie sich verhext vor und hält diesen Menschen für einen Magier. Sie würde gerne wieder mit diesem Menschen in Kontakt treten, und ihn um Verzeihung bitten, kann ihn aber nicht mehr erreichen, da er jeden Kontakt abgebrochen hat. Sie wird immer verzweifelter und einsamer. Mehrere Psychotherapien und Medikamente haben ihr nicht geholfen. Sie sagt, sie würden von den Ärzten sowieso nur als bunte Kuh betrachtet und meidet aus diesem Grund jede ärztliche Hilfe.

Ich habe übrigens einen Thread eröffnet "Keine Aufnahmefähigkeit mehr", da steht genaueres über meine Sorgen mit ihr drin.
Möchtest Du mir etwas detaillierter schildern, was bei dir vorgefallen ist und was dir das Gefühl gibt, von diesem Menschen abhängig zu sein? Wie geht es Dir? Hast du schon Psychotherapie/Medikamente probiert? Ich würde mich sehr freuen, wenn du antwortest!

Wir können auch mailen, wenn Du magst!
Liebe Grüße,
Mr.Spock
MarkusNRW
Beiträge: 17
Registriert: 15. Nov 2003, 11:10

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von MarkusNRW »

Hallo Josie,

irgendwie kommt mir das wohl bekannt vor. ich hätte da aber noch ein paar fragen :

- Du schreibst erst hast du gedacht dass er depressiv ist. Denkst du immer noch so, oder hast du diesen verdacht nicht mehr ?

- Wie hast du dich abhängig gemacht ? Materiell, gefühlsmäßig oder zeitlich (umgang nur mit ihm?) oder wie darf ich die abhängigkeit verstehen ? Ist sie einseitig oder auch von ihm eine abhängigkeit zu dir ?

- wie äußert sich das "fremde" in dieser Gedankenwelt ?

wie gesagt, mir kommen diese Punkte bekannt vor (einige bei mir, einige habe ich von meiner guten freundin so gesagt/vorgeworfen bekommen, dass sie so fühlt)
Ob die situationen ähnlich sind, würde sich an den antworten zeigen. Deshalb meine Fragen.

Lieben Gruß

Markus
Josie
Beiträge: 38
Registriert: 10. Jan 2004, 19:07

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von Josie »

Hallo Markus,

gerne will ich versuchen, Dir alles etwas näher zu beschreiben.

Die Situation hat sich über ca. ein Jahr aufgebaut.

Als ersten Hintergrund möchte ich Dir dazu schreiben, dass es sich um einen Kollegen von mir handelt, in den ich mich vor ca. genau einem Jahr sehr verliebt habe.

Zu der Zeit war ich noch mit meinem Freund zusammen, mit dem ich auch derzeit noch in unserem gemeinsamen Haus lebe. Alles sehr schwierig.

Es geht in der Abhängigkeit aber um meinen Kollegen!

Zu Deinen Fragen:

Ich bin noch immer nicht ganz sicher, ob er zeitweise unter depressiven Verstimmungen leidet.
Er hat mir z.B. erzählt, dass sein Vater lange Jahre unter starken Depressionen gelitten hat bis er selbst ca, 18 Jahre alt war. Dann ist es so, dass er mir sagte, dass er nur Spaß im Leben will. Gleichzeitig sagte er mir, dass er nie abschalten kann und in seinem Kopf immer Gedanken kreisen. Er sagte mir auch, dass er manchmal plötzlich niemanden hören, sehen oder sprechen will. Seine Freunde wüßten das und würden ihn kennen und es akzeptieren.

Zur Art der Abhängigkeit: das ist rein gefühlsmäßig
Ich liebe diesen Mann so sehr.
Leider hat er nicht die gleichen Gefühle für mich.

Anfang letzten Jahres kamen wir uns näher. Er hat es dann aber im März beendet. Im Sommer fing es von seiner Seite wieder an. Da es für mich aber nicht nur "Spaß" war, habe ich es im Spätsommer beendet. Beendet deshalb, weil er keine Beziehung wollte, weil mir alles sehr verkrampft vorkam. Manchmal gab es Gespräche, bei denen hatte ich das Gefühl, dass er mich nach einer Checkliste prüft. Dann wieder Situationen, in denen er viel über seine Familie/ Eltern sprach. Ganz komisch für mich im Nachhinein.

Danach hat er sehr schnell wieder Kontakt zu einer alten Bekannten aufgenommen, mit der er jetzt zusammen ist. Auf meine Frage, ob er jetzt fest mir ihr zusammen ist antwortete er: "Ja! Ich denke das passt"

Er flirtet immer wieder mit mir. Das tut mir so weh und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht als erstes an ihn denke.
Aber wie soll es auch anders gehen, schließlich arbeiten wir zusammen.

Zu der Gedankenwelt:

Es ist so, dass ich manchmal total blockiert bin und mich dabei ertappe, dass meine Gedanken nur darum kreisen, was er jetzt macht, wie er sich mit seiner neuen Freundin versteht, wie es in seiner Wohnung jetzt aussieht etc. Mein Leben, meine Aktivitäten sind so untergeordnet in meinen Gedanken.

Das ist sehr schwer zu beschreiben.

Ist es bei Dir ähnlich?

Lieben Gruss
Josie
Josie
Beiträge: 38
Registriert: 10. Jan 2004, 19:07

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von Josie »

Hallo Mr. Spock,

gerade habe ich versucht, in der Antwort an Markus die Situation in Ansätzen etwas genauer zu beschreiben. Vielleicht magst es einmal lesen.
Es handelt sich also um eine total gefühlsmäßige Abhängigkeit. Meinst Du das geht in die gleiche Richtung, wie bei der Freundin, von der Du schreibst?

Mir geht es nicht gut. In drei Wochen habe ich einen Termin bei einer Therapeutin. Das erste Mal. Bis dahin hoffe ich, meine Gedankenwelt ein wenig besser im Griff zu haben. Ich habe solche Angst, dass ich das nie wieder in den Griff bekomme. Ich weiß nicht mehr was richtig und falsch ist. Was gut für mich ist. Ich komme mir so blöd vor.

Lieben Gruss
Josie
MarkusNRW
Beiträge: 17
Registriert: 15. Nov 2003, 11:10

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von MarkusNRW »

Hallo Josie,

du fragst ob es ähnlich bei mir ist. nein, dass ist es nicht. ich habe eine Bekannte /Freundin die schon unter Depressionen litt/leidet. Heute aber meint sie hätte keine Depressionen, ich befürchte aber, wenn sie noch keine (wieder) hat, sehr darauf zusteuert. aber das ist ein ganz anderes Thema.

Zu deinem Posting, kann ich im moment nur sagen, dass ich es für mich noch nicht so recht einschätzen kann. Was bringt dich denn dazu, anzunehmen dass du depressionen bekommst/hast. Außer dass du immer an deine Liebe denken musst ? Was denkst du denn, was mit deinem Leben nichts zu tun hat ?

Ich habe im Moment nicht gerade den Kopf frei, wollte aber deine antwort an mich nicht unbeantwortet stehen lassen. Vielleicht kann ich dir deshalb nicht so ganz "folgen". Wir hatten hier einen anstrengenden Tag, sind nicht (besser gesagt meine Freundin) nicht vor die Türe gekommen, ich hab mir zwischendurch dann doch ne halbe stunde abgezwackt. Sorry dafür, dass ich dir im moment nicht viel dazu schreiben kann, was dich bewegt. Hoffe, dass ich morgen genauer antworten kann.

ich wünsch dir eine angenehme Nacht (wenn du das vorher noch lesen wirst)
und nicht so viele Gedanken daran, denn heute wirst du sowieso nichts mehr ändern können an dem ganzen.
sage ich mir immer wenn ich im bett über was grüble : "Was kann ich jetzt noch dran ändern ? NICHTS. Morgen früh werd ich mich erst wieder darum kümmern."
Hört sich vielleicht blöd an, aber mir hilft es, negative Gedanken (probleme) los zu lassen, und schnell einzuschlafen.

Bis dann
Markus
Josie
Beiträge: 38
Registriert: 10. Jan 2004, 19:07

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von Josie »

Hallo Markus,

finde ich supernett, dass Du trotz Deiner knappen Zeit etwas geschrieben hast.

Ich bin auch wirklich nicht sicher, ob es sich bei mir um eine Depression handelt.

Im Moment fühle ich mich nur so sehr durcheinander und ertappe mich immer wieder dabei, dass ich richtig Bauchschmerzen bekomme, wenn ich daran denke, dass ich wahrscheinlich eine Menge Fehler gemacht habe. Das Gefühl ist so, dass ich selbst nicht mehr richtig einschätzen kann, ob ich durch meine Fehler eine Beziehung nicht möglich gemacht habe. Ich bin nicht mal sicher, ob ich Fehler gemacht habe oder mein Verhalten ganz normal war. Es ist so ein durcheinander in meinem Kopf und das kenne ich nicht.

Das Riesenproblem liegt sicher auch darin, dass ich mit ihm zusammen in einer Firma arbeite. Somit ist das Thema den ganzen Tag präsent. Ich fühle mich so verletzt, dass ich kaum freundlich zu ihm sein kann. Gleichzeitig fühle ich mich schlecht, wenn ich nicht freundlich war.

Es ist so lebensbestimmend geworden. So etwas habe ich noch nie erlebt und ich habe Angst, dass es nicht endet.

Hinzu kommt, dass meine Mutter sehr krank ist.

Sicher sind es alles Situationen, die man im Leben immer wieder haben wird.

Was ist aber nicht kenne, ist, dass ich nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist.

Ich drehe mich im Kreis, kann nicht mehr richtig essen und nicht mehr richtig schlafen.

Wenn ich mich selbst mit etwas Abstand betrachte, kann ich nur den Kopf schütteln.

Lieben Gruss
Josie
Mr.Spock
Beiträge: 15
Registriert: 24. Jan 2004, 16:39

Re: Abhängigkeit von einem Menschen

Beitrag von Mr.Spock »

Liebe Josie!

Ich kann Dir gut nachfühlen, was Du durchmachst, glaubst Du das? Was du beschreibst, kommt sehr nahe an das heran, was meine Freundin durchmacht.

Sie hat sehr große Schuldgefühle, durch Dummheit, Naivität und mangelndes Einfühlungsvermögen nicht richtig an die "Sache" (den Mann) herangegangen zu sein, sodaß jetzt nicht mal mehr eine Versöhnung möglich ist, und das nicht mal mehr nach all den Jahren, die inzwischen vergangen sind.

Zuallererst musst du verstehen, daß es kein Fehler ist, jemanden zu lieben, den Du nicht haben kannst. Dann geht es darum, eine Versöhnung herbeizuführen. Dazu must Du 1) erkennen wo Du stehst und Dich akzeptieren lernen, wie Du bist, und 2) wenn es sich trotzdem nicht verhindern lässt, den Mann zum Reden bringen, damit diese ganze Sache nicht irgendwann in einen Hass umschlägt, der Dich verschlingt.

Ist aber nur meine Ansicht.

Liebe Grüße

Mr. Spock
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