Allein

[Saphira20]

Hallo liebe Leute,

ich schreibe hier heute,weil es mir schlecht geht. Ich komme aus dem Loch einfach nicht raus.Ich bin seit 3 Jahren krank geschrieben und hab Rente eingereicht. Ich komme einfach nicht mehr klar mit meinem Leben. Ich fühle mich so wertlos und komme einfach nicht mehr zurecht.Ich weiß nicht wie es für mich weiter gehen soll und wo der Weg hingeht. Ich hatte gehofft, dass ich doch noch einmal wieder arbeiten könnte, musste aber nach 8 Wochen die Wiedereingliederung abbrechen. Seitdem komme ich nicht mehr klar. Alles wird mir zuviel und auf der anderen Seite fehlt mir eine Aufgabe, Menschen und Anerkennung.Ich fühle mich so allein.
Ob es jemals aufhört???

Lg Saphira20

[Brummi59]

Hallo Saphira20,

im Prinzip sind wir uns ziemlich gleich. Nur das Du mir zu sehr nach Aufgabe klingst. Aufgeben ist keine Option!!!
Ich habe das Glück in Mannheim zu wohnen. In der hiesigen Klinik, gibt es die Möglichkeit einer ambulanten Ergotherapie. Diese hab ich mir jetzt von meinem Neurologen verschreiben lassen. Jetzt muß ich mich "nur" noch überwinden und da anrufen. So komme ich wieder unter Menschen und kann meine Wachsradierungen wieder anfangen. Leider schaffe ich diese Radierungen nur in der Ergo und (noch) nicht zu Hause.
Vielleicht wäre das auch für Dich eine Möglichkeit. Da bist Du unter Gleichgestellten, brauchst Dich nicht erklären und findest evtl. sogar ein Hobby.

[Chris_Disorder]

kann ich gut nachvollziehen. Aber du bist seit 3 Jahren krankgeschrieben, das geht doch nur 72 Wochen?! Berentung wurde mir schon vor Jahren ans Herz gelegt, nur da ich nie richtig gearbeitet haben, würde das ganze auf Sozialhilfe hinauslaufen.

Und dies "alles wird mir zu viel, ich brauche eine Augabe" kenne ich gut, wie unlogisch..
bei mir kommt zb. "lasst mich in Ruhe! Habt mich lieb! Ich würde so gerne Freunde haben - ich kann Menschen nicht ertragen!" dazu...

Darf ich fragen, wie alt du bist?

Aufhören wird es wohl nicht, aber es kann besser werden!

@Brummi: Ergo ist ne gute Idee. Wollte das auch anfangen, verlief im Sande, da die Frau, die die 10 Vorgespräche führte, nach dem 5. Urlaub hatte, dann der nächste Termin verschoben wurde, ich dann keinen erreicht hab..usw..nach der Tagesklinik werd ich die Ergo wieder angehen!

[Luna1966]

Guten Morgen, Saphira20.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass alles nach der Rente etwas leichter wird, denn schließlich darf man den Stress, der sich aus den immer wiederkehrenden Arztterminen wegen der Krankmeldungen etc ergibt, nicht unterschätzen. Die ewige Frage: "Kann/sollte/muss ich wieder arbeiten gehen" ist dann geklärt.

Es gibt sehr vielfältige Aufgaben, denen du dich danach widmen könntest. Ehremamtliche Stellen, Minijobs, Hobbys, Zusammentreffen mit anderen Erkrankten - es gibt noch soviel, was du machen könntest wenn du mehr Zeit und Kraft hast.

Jetzt ist eben erstmal der Schritt in die Rente zu gehen. Ich wünsche dir, dass du diesen Weg mit weniger Schuldgefühlen und mehr Selbstwertgefühl gehen kannst, denn ein jeder geht diesen Weg irgendwann. Das ist nichts Schlimmes oder Minderwertiges.

Liebe Grüße

Luna

[Bittchen]

Liebe Saphira,

Herzlich willkommen hier.
Ich kann gut nachfühlen wie es dir geht.
Mit 58 Jahren musste ich Rente einreichen und habe sie auch bekommen.
Der VDK hat mich da sehr unterstützt.Ab da war ich erwerbsunfähig und das Procedere hatte ein Ende.
Für mich hat es etwas gedauert bis ich das akzeptieren konnte,aber es war gut so.
Luna hat ja schon geschrieben ,was du dann alles machen kannst.
Mit der Zeit wirst du das auch können.
Wer durch Krankheit in Rente gehen muss,braucht sich nicht zu schämen.
Es ist notwendig,weil die Kraft für die Arbeit nicht ausreicht,aber auch ohne Berufstätigkeit hast du es verdient,dass es dir gut geht.
Bei anderen Krankheiten ist das auch so.
Alles Gute und einen guten Austausch hier.

Liebe Grüße Bittchen

[Saphira20]

Hallo liebe Leute,
vielen lieben Dank für Eure aufbauenden Worte und Tipps. Ich fühlte mich seit langem wieder verstanden.
@Dieter,vielen Dank für den Tipp mit der Ergo , ich werde es bei meinem nächsten Termin , bei meiner Ärztin ansprechen. Vielleicht ist es gut einen festen Termin zu haben, damit ich in Trapp komme. Ich hatte ja schon Ergo in der Tagesklinik und auch , als ich stationär war.

@Chris :Du sprichst mir aus der Seele mit :Und dies "alles wird mir zu viel ,ich brauche Ruhe!Habt mich lieb! Ich würde so gerne Freunde haben -ich kann Menschen um mich nicht ertragen. Ich bin nicht belastbar, aber nehmt mir bloß nicht alles ab.
Ich belaste meine Umwelt damit sehr , hauptsächlich meinen Mann, der ganz oft nicht weiß, wie er mit mir umgehen soll. Dann plagt mich natürlich mein schlechtes Gewissen und ich hab Angst, dass er es irgendwann nicht mehr aushält und mich verlässt
Du fragtest wie alt ich bin, 53 Jahre.

@Luna, vielen lieben Dank für deine Worte, du hast recht ,jedesmal , wenn ich mir eine neue Krankmeldung holen muss, hab ich Bauchweh,weil ganz oft sieht man uns nicht an wie es uns geht.Ich wünschte mir oft ein gebrochenes Bein,dass sieht jeder und es ist völlig logisch, das mann krank ist.Ich glaube auch, dass mir ein großer Stein vom Herzen fällt, wenn das mit der Rente durch ist. Ich habe bei der Rentenversicherung heute angerufen , da es schon 7 Monate her ist, das ich den Antrag eingereicht habe. Der nicht so freundliche Herr , wies mich darauf hin, dass es ja erst 7 Monate her ist und bis zu einem Jahr dauern könnte. Na dann.....

@Bittchen Danke auch für deine Worte, es ist immer wohltuend zu lesen , das man verstanden wird. Ich bin jetzt 53 Jahre alt, die Kinder sind erwachsen und nun sollte es für mich wieder losgehen,ich hatte einen Job , der mir Spaß gemacht hat, einen lieben Mann und dann ging von heute auf Morgen gar nichts mehr. Ich hatte gehofft, dass ich wieder so fit werde stundenweise zu arbeiten und nun musste ich Rente einreichen, das ist unheimlich schwer.
Auch wenn du nicht berufstätig bist, hast du das Recht, dass es dir gut geht, das hast du geschrieben und ich habe gemerkt, das ich oft wirklich denke , das ich nicht das Recht habe, das es mir gut geht, wo meine Umwelt doch arbeitet und nebenbei ne Menge leistet und ich nicht.Die Gedanken und die Gefühle.......

Einen schönen Abend für euch , lg Saphira20

[Brummi59]

Liebe Saphira20,

hör bitte auf Dich selbst zu zerfleischen. So wie Dir, geht es unzählig vielen Menschen da draußen.

Ich hab mein ganzes Leben geschafft. Als Fernfahrer hatte ich nichtmal einen Hausarzt. Krank sein durfte ich nicht (dämliche Erziehung).
Jetzt bin ich seit Dezember ´12 durchgehend krank. Am 04.12.2014 (!!!) habe ich einen Antrag auf EU-Rente gestellt. Im September 2015 kam die Aufforderung zur Reha vor Rente. Zu dieser Zeit war ich wieder einmal in der Klinik. Also konnte ich erst zum Jahreswechsel zur Reha. Klasse, schon wieder zu Weihnachten und Neujahr in einer Klinik.
Drei Monate nach der Reha kam trotz positivem Bescheid der Klinik, die Ablehnung vom Rententräger. Dann also zum VdK und Widerspruch eingelegt. Diese Woche kam vom Rententräger die Aufforderung, dass ich mich am 10.10.16 beim Gutachter (Neurologe/ Psychater) vorstellen muß. Keine Ahnung wie viele Gutachten die Drecksäcke noch wollen.

Du brauchst genau das, was wir am wenigsten haben - GEDULD.

Als Dank für mein langes Schaffen und Steuern zahlen, lebe ich jetzt, mit fast 57 Jahren, von Hartz4 zum Mindestsatz. Soviel bekommt Jeder, der noch nie geschafft hat

[Selea]

hallo Saphira,

wie du siehst, begegnest du hier in diesem Forum Einigen, die etwas früher aus dem Berufsleben ausscheiden mussten, aufgrund Depressionen und anderer Körpererkrankungen.
So auch meine Wenigkeit.

Wenn deine Berentung durch ist, wirst du dich auch wieder freier und wohler fühlen.
Schließlich geht es um dich, nur alleine um dich.
Und wenn es derzeit nicht mehr geht, dann geht es einfach nicht mehr.

Das war für mich auch nicht unbedingt leicht zu akzeptieren.....und irgendwo habe ich mich tief innen drin auch ein wenig geschämt dafür, nicht regulär durchgehalten zu haben.
Aber das ist eigentlich doof. Sich so zu fühlen , es ging einfach nicht mehr.

Diese Tage hatte ich ein Treffen mit einem etwa 10 Jahre jüngeren Nachbarn, da wir hier eine kleine Nachbarschaftsinitiative bezüglich eines bestimmten Themas auf die Beine gestellt haben.
Der war so kämpferisch.....und ich habe ihn beneidet.
Und hab ein wenig fantasiert, wenn ich mehr von dessen Art gehabt hätte am Ende meiner Berufszeit, wäre das alles nicht passiert.
Und hatte prompt einen Alptraum gehabt von meinem Job, und seit 2 Tagen hat mich wohl dadurch irgendwie ein Tief erwischt.

Arbeit ist schon wichtig, aber was nicht mehr geht, geht nicht mehr.

Jetzt steht ein ganz neuer Lebensabschnitt für dich an. Glaub mir.
Mit neuen und anderen Aktivitäten und neuen und anderen Kontakten mit Menschen.
Dein Leben bleibt doch im Fluss......und deine Berufsbiographie ist nur EIN Teil deiner Biographie.

In diesem Sinne
gute Gedanken für dich
Selea