Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

evergreen
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Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo zusammen,
Mein Mann und ich sind seit 5 Jahren zusammen (gewesen) und haben letztes Jahr, im September geheiratet. Haben die Kinderplanung begonnen. Von Freunden und Familien wurden wir als Traumpaar bezeichnet. Mein Mann hatte immer wieder Phasen, dass er unzufrieden war, das ihm das was wir hatten nicht reichte. Das er mehr wollte. Ich habe das für mich als schlechte Eigenschaft abgetan, ich konnte damit leben.
Anfang diesen Jahres hatte mein Mann enormen Druck auf der Arbeit. Auf Grund von psychosomatischer Störungen wurde er krank geschrieben. Mir war klar, das eine schwere Zeit vor uns liegt. Er hat mir noch beteuert wie glücklich ich ihn mache, und wenn das Problem mit der Arbeit aus der Welt ist, es ihm auch wieder besser gehen wird.
Er musste zum sozialmedizinischem Dienst. Der Krankenschein wurde bestätigt, allerdings wurde dann eine fristlose Kündigung im April ausgesprochen. Der Anwalt wurde eingeschaltet. Eine weitere Belastung für meinen Mann.
Seine Krankenkasse hat ihm, auf Grund seiner extremen Symptome, eine Stressberatung empfohlen. Es war die Rede von Burnout. Bis zu der Beratung hat mein Mann sich mir gegenüber normal verhalten. Er war zwar in sich gekehrt, aber auf mein Nachfragen hat er es mit der Situation begründet. Nichts desto trotz kam es öfter zum Streit wegen alltäglicher Dinge. Für mich war es unheimlich anstrengend meinen Mann so am Boden zu sehen, diese Aussichtslosigkeit. Dazu hatte ich einen neuen Job begonnen und war dementsprechend engagiert. Die Situation war also alles andere als rosig.
Am Tag bevor er die Beratung begonnen hat, hab ich noch gewitzelt: " Jetzt trenn dich aber nicht von mir, hört man ja immer wieder." Er hat gelacht, mich für verrückt erklärt, mir seine Liebe beteuert und versichert das die Probleme nicht bei uns liegen sondern bei der Arbeit. Nach der 2. Sitzung hat er mir eröffnet, dass wir Probleme in der Beziehung haben und zwar schon von Anfang an. Wir haben keine Gemeinsamkeiten. Wir leben nebeneinander her. Hätte er immer gesagt was er denkt, dann hätten wir nie geheiratet. Mein Mann ist seit dem nicht mehr mein Mann. Er hat sich um 180 Grad gedreht. In seiner Art wie er redet, was er sagt, was er denkt. Aggressiv, wütend, arrogant, herablassend, beleidigend. Aber wo ist er denn auf einmal hin? Das kann doch nicht sein wahres Ich sein.
Das war natürlich ein Schock. Ich habe darüber nachgedacht und konnte sogar einsehen, dass die Hausarbeit, die Versorgung unseres Hundes meinerseits besser werden müssen. Habe mit ihm geredet, ihm verschiedene Vorschläge unterbreitet und beteuert, dass ich darin kein Problem sehe eine Lösung zu finden. Das sind Dinge an denen wir arbeiten können. Er hat alles von Anfang an abgeblockt. Er brauche Zeit für sich, müsse sich darüber im Klaren werden ob er noch eine Zukunft für uns sieht usw. 2,5 Wochen später hat er sich getrennt. Er sieht keine Zukunft, jeder Versuch etwas zu ändern wäre verschwendete Zeit. Unsere Biologische Uhr würde ja schließlich ticken. Ich bin zu dominant, nicht schlank genug, nicht sportlich genug, zu faul im Haushalt, wir würden einfach nicht matchen, ich ernähre mich nicht gesund genug. Wir haben einfach von allem Grundlegend verschiedene Ansichten.
Mittlerweile hat die Stressberatung ihm eine Psychotherapie empfohlen, man ist jetzt bei Psychischer Störung. Man hat festgestellt das er die letzten Jahre immer wieder an Depressionen gelitten hat. Eine genaue Diagnose hat er entweder noch nicht, oder aber er teilt sie nicht mit. Anscheinend kommt aber für die Therapie immer was dazwischen, es sind bereits mehrere Wochen ins Land gegangen ohne das er einen Termin hatte. Er zeiht jetzt gerade aus unserer gemeinsamen Wohnung aus. Er übernachtet schon seit Wochen bei einem Freund, wir sehen uns nur noch selten. Für ihn hat die Trennung absolut nichts mit seiner Erkrankung zu tun und es gibt auch kein Zurück für ihn. Die Trennung ist endgültig.
Ich habe mir Hilfe zur Krisenbewältigung gesucht. Mein Mann ist einmal mitgekommen. Meine Therapeutin kann keine Diagnose stellen, allerdings hat sie gesagt das er emotionslos ist, keinen Affekt hat, das sie stark davon ausgeht das die Trennungsgründe nur vorgeschoben sind. Er selber wüsste nicht wer er ist, was er will. Letztendlich rät mir jeder, dass ich zusehen muss das ich mich nicht selber in allem verliere. Ich habe auch viel Rückhalt durch meine Familie, durch Freunde. Aber ich liebe meinen Mann. Ich habe noch Hoffnung, dass die Psychotherapie noch irgendwas wieder gerade rücken kann. Nur wenn er nicht geht...
Man liest ja oft gelesen das Betroffen sich von dem Partner trennen aber durch die Therapie gelernt haben das die Ursachen woanders liegen.

Ich schwanke zwischen Hoffnung, Wut, Hoffnungslosigkeit und unendlicher Trauer.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Schwarzwaldmädel
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo evergreen,

das klingt wirklich nicht schön und tut mir sehr leid für dich.
Ich selbst habe diese Erfahrungen nicht machen müssen, mein Freund hält immer an der Beziehung fest.
Aber in meiner Selbsthilfegruppe habe ich auch schon solche Erfahrungen gehört.
Was dort immer wieder als das Problem gesehen wird ist diese Gefühllosigkeit die du auch erwähnst.
Depressive empfinden plötzlich anders oder gar nicht mehr, zudem fokussieren sie sich oft wohl nur noch auf das Schlechte.
Daher glaube ich du kannst noch Hoffnung haben, dass es wieder wird... wichtig ist nur, dass er eine Therapie anfängt!
Leider kenne ich aber auch viele Beispiele in denen es dann wirklich vorbei war, der Depressive sich schnell einen neuen Partner sucht, immer auf der Suche nach irgendetwas das ihn glücklich macht, ohne dabei zu merken, dass er das eigentlich nur selbst kann.

Ich drücke dir die Daumen!
Aber denke an dich dabei, achte auf deine Gesundheit, tue Dinge die du schon immer gerne tun wolltest, die dich ablenken...
evergreen
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

hallo Schwarzwaldmädel,

vielen Dank für deine netten Worte. Vielleicht sollte ich mir auch mal so eine Selbsthilfegruppe suchen, es tut gut mit Leuten zu sprechen/zu schreiben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich hoffe das mein Mann seine Therapie nächste Woche beginnt, aber dann bleibt ja noch offen, ob das zwischen den beiden auch passt. Sonst muss wieder gewartet werden. Was ich schon mal gut finde ist, dass er selber überhaupt eine Therapie machen will. Die Stressberatung hat ihm da wohl gut zugeredet.
Persönlich ist er für mich ein fremder, verschlossener Mensch an den ich nicht ran komme.

Natürlich hoffe ich weiter, ich habe nur für mich entschieden nicht zu warten. Die Situation scheint mir mittlerweile so endgültig, dass ich Angst habe mich in der Hoffnung zu verlieren. Dafür liebe ich mein Leben viel zu sehr, auch wenn es mit ihm um einiges schöner gewesen ist. :-(
Ich liebe meinen Mann aus tiefstem Herzen, nur aktuell ist er nicht der Mann den ich geliebt habe oder den ich geheiratet habe. Ich bin immer wieder erschrocken, wie stark er sich in kürzester Zeit verändert hat. Und so eine Krankheit ist ja auch irgendwie unberechenbar. Dauert es ein paar Sitzungen bis er evtl. erkennt, dass die Trennung ein Fehler war oder dauert es Monate oder gar Jahre bis er überhaupt wieder fähig ist sich selber zu lieben?

Diese Ungewissheit macht einen noch wahnsinnig. Daher der Entschluss jetzt einfach erst mal weiter zumachen. Und sollte er erkennen, dass die Trennung falsch wahr, kann ich mir nur wünschen das er dann zu mir kommt.

Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft.
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Mike78
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Mike78 »

Hallo Evergreen,

ich kann dich nur zu gut verstehen.
Mein Frau kam aus der Reha zurück und war nicht wieder zu erkennen. Das was du schreibst könnte von mir sein, auch ich denke "das ist doch nicht die Frau, die ich geheiratet habe".
Aber so ist die Krankheit nun mal, so schwer es für uns Angehörige auch vorzustellen ist!

Meine Frau hat sich vor einer Woche dazu entschieden vorrübergehend zu ihrem Bruder zu gehen. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört. Eine Trennung war bisher noch kein richtiges Thema, aber Sorgen und Gedanken mache ich mir darüber natürlich schon!

Ich wünsche Dir viel Kraft für diese schwierige Zeit!
evergreen
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo Mike78,

Es tut mir leid das zu hören. Ich möchte dir keine weiteren Sorgen bereiten, aber bei uns fing es auch so an. Er wollte einfach nur noch hier weg und ist zu einem Freund. Entweder du gehst oder ich. Ich bin dann weggeflogen, das war die einzige Möglichkeit ihm den Raum zu geben den er brauchte. Als ich wieder kam nach 5 Tagen hat er dann alles beendet.
Das einzige was ich anders machen würde, wäre all diese Antworten von ihm zu fordern. Ich hatte keine Ahnung das diese Krankheit solche Ausmaße annehmen kann und war mir auch nicht wirklich darüber im Klaren was gerade passiert.

Ich wünsche dir viel Kraft in der schweren Zeit. Ich hoffe du bekommst deine Frau zurück und ich wünsche das mein Mann wieder der alte wird.
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Mike78
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Mike78 »

Guten Morgen,

ich denke, dass 5 Tage viel zu kurz waren. Ich denke, dass Betroffene viel länger brauchen um alles zu verarbeiten. Deshalb gehe ich auch davon aus, dass mein Frau länger weg ist....

Und wie Du schon schreibst, ich lasse sie völlig in Ruhe. Ich rufe sie nicht an, ich schreibe ihr nicht. Wenn Sie Kontakt möchte, dann ist sie der Initiator!
Botus
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Botus »

Wenn derartige Verläufe passieren, handelt es sich nach meiner Erfahrung oftmals um Paare, die vorher als das Gegenteil gehandelt wurden. Am Anfang erscheinen die beiden als perfekteres Paar als sonstige Paare. Gegen Ende läuft es kaputter ab als bei sonstigen Paaren. Ich sehe da oftmals zwei Extreme, nicht nur eins.

Vielleicht ist es besser, kein perfektes Paar zu sein, sondern gleich von anfang auch über Dinge zu sprechen, die einem am anderen nicht passen oder die man nicht will. Dann kann sich nichts aufstauen und es gibt keine plötzlichen Entladungen. Vielleicht wäre das die bessere Lösung gewesen ?

In meinem Fall wurde schon in den Jahren vor der Partnerschaft zu mir gesagt, was ihr an mir nicht passt. Sie äußerte diese Dinge auch, als wir zusammen kamen. Auch in den Jahren der Partnerschaft war es Dauerthema. Im Wesentlichen handelte es sich um Abwertungen, das übliche halt... Loser, Witzfigur, Penner, kriegt nichts auf die Reihe usw. Sie hat mir diese Sachen aber nicht selbst gesagt, sondern es durch andere Männer sagen lassen und mir das dann als "Botschaft" ("weißt Du was der über Dich gesagt hat...") vermittelt.

Mein Problem war, dass sie trotz dieser Aussagen anderer Herrschaften, die sie mir ständig übermittelte, mit mir zusammen sein wollte und so tat, als würde sie mich lieben. Da spielt einem jemand die große Liebe vor und dann kommt nur sowas aus der Person heraus. Die Trennung lief trotzdem im Guten ab. Weil sie das gute Verhältnis mißbrauchte, um so weiter zu reden, musste ich ihr sagen, dass ich keine Kontakte mehr will.

In ihren Augen bin ich der Böse und der Kranke. Ich finde das ungerecht, denn aus meiner Sicht bestand das einzige Böse und Kranke aus den Sachen, die da abgesondert wurden. Über ihre frühere Krankheit, ihren früheren Versuch, ihre früheren Therapien etc. weiß ich so gut wie nichts. Das war vor unserer Zeit und es ist für sie ein Tabu-Thema. Sie verlässt sofort den Raum, wenn ich das Thema auch nur anschneide. Sie wird dann wütend.

Ich vermute, dass das Abgrenzungs-Strategien sind, die sie früher in Therapien erlernt hat. Erstaunlich ist, dass sie nicht nur zu Abwertungen in der Lage ist, sondern auch dazu, Personen künstlich zu etwas Besserem hinzureden. Die Mutter, die sie in der Kindheit mit unvorstellbaren Abwertungen und Demütigungen quälte, redet sie zu einer Mutter hin, die es ja nicht so meinen würde. Den Ex, der zu Gewalt, völligem Ausrasten und anschließenden Weinkrämpfen neigt, redet sie zu jemandem hin, der es nicht ja so meinen würde.

Offensichtlich sind die Therapien meiner Ex dahin ausgerichtet gewesen, dass sie sich nicht gegen die negativ belastend wirkenden Personen ihrer Vergangenheit abgrenzt, sondern diese durch Selbstsuggestion und Redekunst künstlich zu etwas Besserem, zu etwas Gutem hindenkt und hinredet. Zugleich lernte sie, sich gegen Menschen knallhart abzugrenzen, die anders sind.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 27. Jul 2016, 12:58, insgesamt 1-mal geändert.
sally81
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von sally81 »

Hallo Evergreen,

ichmache leider gerade ziemlich das Gleiche durch wie du, bis auf ein paar kleine Details könnte es genau meine Geschickte sein :( .
Kannst dich gerne melden, wenn du dich austauschen möchtest.

LG Sally
evergreen
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Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo,

ja ich habe jetzt auch gelernt, dass die 5 Tage nicht ausreichen. Seit der Trennung sind jetzt 6 Wochen vergangen und diese Zeit hat auch nicht gereicht. Er zieht diese Woche ja wie erwähnt aus unserer Wohnung aus. Am Montag soll seine Therapie losgehen. Ich werde den Kontakt auch einstellen, sobald er mir den Schlüssel übergeben hat und wir erst mal nichts mehr zu klären haben.
Auf Grund seiner starken Veränderung kann ich auch nur davon ausgehen, dass es noch viele Wochen und Monate dauern wird, dass er sich selbst wieder findet. Letztendlich vermag ich ja auch überhaupt nicht zu sagen, wo liegt die Ursache für seine Erkrankung, wie schnell kommt man da dran, wie gut und schnell kann er das verarbeiten und damit leben.
Ich finde du machst das sehr richtig, deiner Frau Zeit zu lassen Mike78. Leider habe ich diese Stärke nicht besessen. Erst seit dem er mit bei meiner Therapeutin war und ich wirklich verstanden habe, dass er krank ist fällt mir das leichter ihn in Ruhe zu lassen. Ich muss mir immer wieder vor Augen führen, egal wie es mit uns in Zukunft weitergehen wird, er hat mich nicht geheiratet um mich dann kurze Zeit später einfach fallen zu lassen. Zumindest hoffe ich das.

@Dobermann: das hört sich schrecklich an, was du da durchgemacht hast. Ja du hast recht, wir sind von allen als das perfekte Paar, Traumpaar gesehen worden. Es wirkte harmonisch, glücklich. Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch und habe immer meine Meinung gesagt, ihm die Möglichkeit gegeben Dinge die mich stören zu verbessern oder für sich selber einzustehen. Es ist ein Geben und Nehmen. Jetzt zeigt sich, dass er mir gegenüber diese Ehrlichkeit nicht gelebt hat. Zumindest wenn es alles stimmt, was er mir als Gründe für die Trennung nennt. Nach wie vor sind das für mich alltägliche Probleme die jedes Paar hat und seinen Weg findet damit zu leben. Wenn man denn drüber redet. Diese doch recht bösen Worte die du von deiner Partnerin gesagt bekommen hast, auch wenn es indirekt war, sind mir Gott sein Dank erspart geblieben.
Aber auch mein Mann macht sofort zu, sobald ich seine Krankheit anspreche. Ich hoffe, dass er einen Weg findet damit zu leben.

Viele Grüße
evergreen
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Botus
Beiträge: 2096
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Botus »

Hallo Evergreen,

meine Geschichte ist sowieso blöd, weil dort Abwertungen das Problem waren und nicht die klassischen Beziehungsprobleme.

Ich habe das geschrieben, weil ich meine, dass es besser ist, nicht über Aussagen nachzudenken, die keine konkrete Kritik darstellen, sondern einfach nur pauschal gehaltene Versuche der Abwertung sind. Lass Dich nicht abwerten !

Liebe Grüße vom Dobi
Zuckerrübe
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Zuckerrübe »

Hallo Dobi,

da ist mal wieder ein guter Satz gefallen: lass dich nicht abwerten.

Ich finde den gut, weil es in diesen Konstellationen oft noch nicht mal um eine direkte Abwertung geht - sonder um das Gefühl, durch diese Rückzüge, durch das Verhalten des Anderen abgewertet worden zu sein!
Mein Ex-Freund hat mich niemals direkt angegriffen, kein böses Wort verloren -aber ich fühlte mich völlig entwertet, weil ich da offenherzig stand und die Tür vor der Nase zugeballert bekam. Das war so brutal - und meine Schleife begann: muss ja an mir liegen, habe wieder was falsch gemacht.
Also Abwertung völlig self-made.
Und das ist ein guter Lern-Effekt an all dem: nicht mehr alles auf mich zu beziehen, keine SCHULD mehr bei mir zu suchen.

LG Zuckerrübe
Uwe R
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Hallo Evergreen und alle Anderen,

schön das du deine Geschichte hier aufgeschrieben hast. Deine Geschichte macht mich traurig und es tut mir wahnsinnig leid für dich, dass du das erleben mußt. Wenn du magst, kannst du ja mal meine Geschichte hier lesen. Du wirst einige Gemeinsamkeiten wieder erkennen. Eigenartig, wie sich doch all unsere Geschichten ähneln.

Auch ich habe nach der Klinikzeit meiner mittlerweile Ex-Freundin gedacht, dass ist doch nicht mehr die Frau die du liebst, sie war völlig verändert, die totale Wandlung um 180 Grad, genau wie bei dir. Und dann die totale Gefühllosigkeit, kein liebes Wort mehr, keine Nähe, nicht mal ne Umarmung war mehr möglich. Und dann diese arogante Art von wegen, nur sie sei wichtig und sie müsse an sich denken. Auch sie hat jeden Gesprächsversuch meinerseits erfolgreich geblockt. Ich wollte niemals etwas Schlechtes, ich habe nur nach einer gemeinsamen Lösung gesucht und konnte mir dann auch noch Vorwürfe anhören. Alles was ich tat oder auch nicht tat, war in ihren Augen falsch.
Auch sie hat mir bis zum letzten Kliniktag ihre Liebe beteuert und nach der Klinik war auf einmal alles ganz anders.Auch dieses auf einmal Zeit für sich brauchen ist so typisch. Man hat wirklich das Gefühl, einer völlig fremden Person gegenüber zu stehen.
Man kommt an sie einfach nicht mehr ran.

Schwarzwaldmädel hat es sehr schön beschrieben mit der Gefühllosigkeit,dem anders empfinden und immer auf der Suche nach dem was sie glücklich macht. Ganz genau so sehe ich das auch.

Ich kann sehr genau nachvollziehen, wie du dich jetzt fühlst. Dieses Gefühl zwischen Hoffnung und Ungewissheit,diese radikale Veränderung unserer Partner macht uns kaputt. Man zermatert sich ständig den Kopf und kommt doch zu keiner Lösung oder Antwort.

Auch ich habe sie bedingungslos, ehrlich und aus tiefstem Herzen geliebt. Hab sie in der gesamten Klinikzeit jedes Wochenende besucht, um zu zeigen, ich bin da für sie. Am Ende bin ich aus der Nummer als der Dumme rausgegangen. Weil ich sie so sehr geliebt habe, wurde mir am Ende diese Liebe zum Verhängnis.

Man kann sich nur selber schützen, um nicht selbst mit unter zu gehen.
Wenn man merkt, es geht nicht alleine,sich auf keinen Fall scheuen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mir hat es geholfen.

Zuckerrübe, du hast das so toll beschrieben. Auch ich war so offen für Alles und wurde wie ein voller Müllbeutel vor die Tür gestellt und die Tür zugeknallt. Und genau durch dieses Verhalten mit totalem Rückzug fühlt man sich extrem abgewertet,nicht mehr respektiert und zweifelt an sich selbst.
Wir sollten das wirklich nicht auf uns beziehen und die Schuld bei uns suchen.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
M1971
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von M1971 »

Hallo Evergreen, auch ich wurde als Angehöriger vor über 2 Jahren auf dieses Forum aufmerksam, weil mich meine depressive Partnerin verlassen hat. Damals habe ich die Welt nicht mehr verstanden, zumal sie sofort einen Nachfolger für mich hatte. Inzwischen weiß ich, dass derartige Verhaltensweisen bei Depressiven nicht gerade selten sind. Und das trotz oder auch gerade wegen Therapie. Wichtig ist, dass man nach so einer Trennung auf sich selbst achtet. Auch wenn es noch so schwer ist. Sonst besteht die Gefahr, selber depressiv zu werden
Gruß
M
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Botus »

Eine gute Hilfestellung und ein Halt kann auch darin bestehen, indem man sich bewusst macht, dass es auch ohne Beteiligung einer Krankheit laufend überall passiert, dass unauffällig laufende Beziehungen überraschend zu Ende gehen, weil Partner sich plötzlich stark verändern oder weil einer von beiden unvermittelt jemand anders kennen gelernt hat.

Solche Sachen passieren dauernd und überall. Das Bewusstsein darum mindert nicht den Schmerz, sehr wohl aber die Gefahr, bis in alle Ewigkeit um die Frage des "warum" zu kreisen und darüber krank zu werden.
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Ein freundliches Hallo an Alle,

M1971 du hast so recht mit deiner Antwort, da stimme ich dir vollkommen zu.
Auch ich verstehe die Welt immer noch nicht. Aber es ist, wie es ist.
Und das es oftmals nach einer Therapie dazu kommt, liest man leider immer wieder. Das waren mit Sicherheit nicht alles schlechte Beziehung. Ich denke eher.die meisten dieser Beziehungen waren gut. Und evtl. vorhanden kleinere Probleme, die es sicher in jeder Beziehung mal gibt, hätte sich völlig unkompliziert und problemlos lösen lassen. Voraussetzungen ist, man redet darüber miteinander, nur so funktioniert es.
Eine jahrelange positiv geführte Beziehung einfach so in die Tonne zu hauen, sollte doch wohl als allerletztes in Erwägung gezogen werden.
Durch weglaufen löst man doch nichts.
Und du hast völlig recht, wir dürfen uns dabei nicht verlieren und müssen auf uns acht geben. Sonst sind wir die Nächsten, die in einer Klinik sitzen und Therapie machen.

Ist unseren depressiven Partnern/Partnerinnen eigentlich irgendwann mal bewusst, was sie uns mit dieser Art und diesem Verhalten eigentlich antun?
Merken sie überhaupt wie weh sie uns damit tun und wie scheiß verletzend das für uns ist?

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
evergreen
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Geschichten und Erfahrungen. Es hilft mir ungemein dies einfach zu lesen, zu wissen das ich nicht alleine auf der Welt mit dieser Situation ist.

Ich finde es allerdings sehr erschreckend, wie ähnlich unsere Geschichten doch alle verlaufen. Es scheint ein Symptom der Krankheit zu sein. Leider glaube ich nur nicht, dass unsere Partner es merken was sie uns antun. Dazu sind sie viel zu sehr mit sich selber beschäftigt. Es gibt ja auch "Fälle" wo die Betroffenen wieder zurück zu ihren Partnern gehen weil sie durch die Therapie gelernt haben das nicht wir die Probleme in ihrem Leben sind. Auch davon lese ich immer wieder. Nur sollte man darauf warten? Ich denke man sollte schauen das man sein Leben weiterlebt, so hart es am Anfang auch zu sein scheint.
Wir müssen alle auf uns selber achten und uns nicht in der Sorge um unseren geliebten Menschen verlieren. Es gibt keine Garantie dafür, dass diese Person jemals so wird wie man sich in sie verliebt hat.

Das Drama hat bei mir vor 10 Wochen begonnen. Mittlerweile ist er ja auch schon ausgezogen, ich versuche den Kontakt auf das absolut Nötigste zu beschränken. Vielleicht merkt er ja auch dadurch was er verloren hat, wenn ich mich nicht mehr sorge, wenn ich nicht ständig nach seinem Wohlbefinden frage. Aber da sind wir wieder bei der Hoffnung, die vergeht denke ich erst zu aller Letzt. Wenn man selber begriffen hat, dass es eben nichts mehr zu hoffen gibt. Ich habe Angst davor, dass ich doch warte. Das ich zu sehr hoffe...

Nur was erwarte ich mir davon, dass er doch zurück kommt? Dieser Vertrauensbruch, diese bösen Worte die gesagt wurden, diese Vorwürfe die gemacht wurden... Kann man das wirklich vergessen und versuchen da weiterzumachen wo man aufgehört hat?

Uwe, mit deiner Signatur hast du wohl recht. Ich kann es mir auch nicht mehr vorstellen obwohl ich es mir so sehr wünsche.

Ich habe mir selber prof. Hilfe gesucht, da ich Angst davor habe mich selber zu verlieren. Ich höre immer wieder wie stark ich bin, wie gut ich mit allem umgehe, wie erwachsen. Ich fühle mich nur alles andere als stark. ich habe mich noch nie so schwach und verloren gefühlt. Die kürzliche Heirat, die Familienplanung. Es wurde mir meine Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft mit einem Satz genommen. Wie lange darf man daran zu knacken haben.
Es gibt gute und schlechte Tage, ich hoffe die guten werden bald wieder mehr. Und ich wünsche euch allen die Kraft und die Stärke, dass ihr diese Situationen unbeschadet übersteht. Das wir wieder offen für die Liebe sein können, die wir empfunden haben. Und sollte unser Partner doch noch einen Sinneswandel haben, wieder der alte Mensch werden, dann hoffe ich das wir alle die Kraft haben zu verzeihen und die Liebe wieder so zu leben wie vorher.

Viele Grüße
evergreen
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Schwarzwaldmädel
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo Evergreen,

das sind schöne Worte. Ja, Kraft brauchen wir wohl alle, ob wir weiter beim Partner bleiben oder unseren Weg alleine fortsetzen.
Ich kann es so gut nachempfinden, was du meinst mit "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft genommen"
ich frage mich auch gerade, wo ich jetzt eigentlich im Leben stehe.
Ich war immer eine Kämpferin, habe meine Ziele erreicht und alle Steine beiseite geschoben, aber jetzt...
Ich bin für meinen Freund in eine wahnsinnig schöne Gegend gezogen, aber all unsere Freunde, sind eben auch seine Freunde... wie funktioniert das wenn es wirklich auseinander gehen sollte?
Wir waren auf der Suche nach einem Haus, haben über Hochzeit und Kinder gesprochen... jetzt stehe ich dann wieder ganz am Anfang, mit nichts!
Meine Hobbies habe ich alle vernachlässigt um für ihn da zu sein, in der Hoffnung er möchte mal Zeit mit mir verbringen und jetzt muss ich mich erst mal wieder zurecht finden, was mir überhaupt Spaß macht.
Ich nutze dafür die Zeit die er in der Klinik ist.... auch wenn ich uns noch nicht aufgegeben habe.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und dass du deinen Weg meisterst, egal ob er dich dabei irgendwann wieder begleitet oder jemand anderes.
evergreen
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Vielen Dank Schwarzwaldmädel!
Ich kann dich nur zu gut verstehen. Ich wünsche dir natürlich, dass du die Kraft findest für dich selber zu kämpfen, dass du wieder deinen eigenen Weg gehen kannst.
Es wird mir bewusst, dass ich sehr viel für ihn getan habe. Ich hab es gerne und aus Liebe getan, ich brauchte dafür keine Bestätigung oder Anerkennung. Nur jetzt wird mir vorgeworfen das ich dominant bin, nur meinen Weg akzeptiere. Dinge die ich für ihn getan habe, werden mir auf einmal angekreidet oder schlecht gemacht.
Ich habe einfach immer nur das gleiche Gefühl. UNGERECHTIGKEIT!!!

Nur was ich selbst nach so kurzer Zeit sehe, es wird mit der Zeit besser. Es ist immer noch unglaublich, wie ein schlechter Film, "das kann doch nur ein Alptraum sein". Aber irgendwie gewöhnt man sich an diesen Zustand. Zu Hause geht es mir schon recht gut, dort vermisse ich ihn am wenigsten. Denn es ist nicht mehr unser zu Hause. Die Räume sind halb leer, seine persönlichen Sachen sind weg. Bald renoviere ich und mache es mir schön. Was mir zu schaffen macht, sind all die Dinge die wir zusammen unternommen haben. Die kleinen Aufmerksamkeiten. Kleine kurze Nachrichten über den Tag verteilt. "Was sollen wir Essen?", "Hab einen schönen Tag." Ich war am Wochenende in seiner Lieblingsstadt, die Reise hatten wir mit einem Paar geplant das wir letztes Jahr in den Flitterwochen kennengelernt hatten. :-( Es war schrecklich, ich hab ihn so sehr vermisst. Ich wollte nur nach Hause, in mein eigenes Reich wo mich die Erinnerungen nicht verfolgen...

Aber so wie die Situation zu Hause mittlerweile erträglich und normal geworden ist, so wird auch das einfach irgendwann auszuhalten sein.
Wir dürfen nicht vergessen, wir haben das Glück gesund zu sein. Wir können Gefühle zeigen, sie empfinden unsere Sorgen ansprechen und uns Hilfe holen. Mit ihm tauschen möchte ich auf keine Fall, nicht zu wissen wer ich wirklich bin und was ich im Leben möchte. Sicherlich hat keiner der Betroffenen uns gerne verletzt. Ihnen geht es ja auch ungemein schlecht.
Wir haben nur den Vorteil, dass wir diesen schrecklichen Schicksalsschlag gut überstehen und verarbeiten können.

Ich liebe meinen Mann, nach wie vor. Leider ist er irgendwie, naja, verschollen/verloren. Der Mensch der er gerade ist, den kann ich nicht lieben und den hätte ich nie geheiratet.

So schwer deine Situation auch ist, sei froh das ihr noch keine Kinder habt oder geheiratet habt. Das ist etwas wo ich wirklich unendlich schwer dran zu knacken haben. Wenn sich nichts mehr ändert, dann hat meine Ehe gerade mal 9 Monate gehalten. :-( Und dabei war er soooo glücklich! Zumindest dachte er selber das.
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
M1971
Beiträge: 731
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Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von M1971 »

Hallo an alle, ob sie merken was sie uns angetan haben weiß ich nicht, aber ich denke es ist Ihnen egal. In der Therapie wird den Leuten ja immer wieder vorgepredigt, sie sollen egoistischer sein. Der letzte Satz meiner Ex war " ich habe nur ein Leben"
Vielleicht war es für sie einfacher, vor den Alltagsproblemen wegzulaufen und sich dem nächstbesten um den Hals zu werfen. Und der wird dann auch eines Tages wieder abgeschossen ...
Gruß
M
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hey ihr!

Also ich glaube nicht dass es ihnen egal ist. Und ich glaube auch dass es ihnen bewusst ist.
Man muss versuchen es mal aus derer Sicht zu sehen.
Sie haben ein ernstes Problem, das versuchen sie zu bewältigen. Gleichzeitig merken sie wie die Beziehung unter dem Problem leidet. Das ist ein weiteres Problem.
Dieses Problem hält sie jetzt davon ab das eigentliche Problem zu bewältigen, und das ist notwendig um die Beziehung wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
Ich glaube es ist einfach ein Teufelskreis und mit der Trennung gehen sie den schweren aber doch einfachsten Weg für beide.
Und was wäre, wenn sie sagen, alles ist super, aber ich muss mich trennen... da würde man nicht loslassen.
Mit bösen Worten und kalten Taten kriegt man den anderen aber dazu los zu lassen.
So kann dieser ein neues Leben beginnen und der Depressive sucht sich Hilfe beim nächsten, weil er ja doch nicht alleine sein kann...
evergreen
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Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo!

Ich denke auch nicht, dass es ihnen egal ist. Ich glaube sie haben einfach Probleme damit ihre Gefühle zu zuordnen, zu verstehen was das alles bedeutet und was es auch auf lange Sicht für Konsequenzen hat. Überwiegend denke ich aber, dass sie gar nicht mehr fähig sind zu fühlen. Mein Mann sagte am Anfang, als er die Trennung ins Rollen brachte, er wäre total abgestumpft und würde überhaupt nichts mehr fühlen. Und das habe ich auch gemerkt. Nicht nur mir gegenüber, aber auch unserem Hund gegenüber, den er über alles liebt und auch alles für tun würde. Da wurde mir bewusst, dass seine Gefühlslosigkeit sich nicht nur auf mich bezieht.
Aber Schwarzwaldmädel hat sicherlich recht, sie sind böse und verletzend da es uns dadurch leichter fällt loszulassen. Ob die Entscheidung allerdings bewusste getroffen wird, bezweifle ich. Mein Mann hat Freunden gegenüber sogar gesagt, "Ich bin teilweise extra ätzend zu ihr, damit sie es leichter hat."

Wie auch immer die Erkrankten uns gegenüber sind, man sollte versuchen nicht zu vergessen was sie durchmachen. Persönlich bin ich an dem Punkt, ich mache lieber nochmal so eine Trennung durch als nicht zu wissen wer ich bin, was ich will und quasi vor einem Trümmerhaufen zu stehen ohne den Grund dafür wirklich zu kennen. So weiß ich, dass es dauern wird, aber ich wieder an den Punkt kommen werde wo ich lieben kann. Wo ich vertrauen kann. Denn ich bin gesund.
So schlimm die Situation ist, meine Träume zerplatzt sind. Ich mir nicht sicher bin ob die vergangenen Jahre mit ihm echt waren. Ich habe viel über mich gelernt in den letzten Wochen und das lässt ich positiv nach vorne gucken. Der Schmerz vergeht irgendwann...

Viele Grüße
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Moin Evergreen und alle Anderen,

unsere depressiven Partner realisieren vielleicht schon, dass sie sich uns gegenüber nicht gut verhalten. Aber das ganze Ausmaß, wie verletzend sie sich uns gegenüber verhalten, wie sie uns vor den Kopf stoßen und was sie in uns und mit uns anrichten, ist ihnen denke ich nicht wirklich bewusst.

Du hast recht Evergreen, vielleicht realisieren sie irgendwann, dass nicht wir das eigentliche Problem sind.

Ich kann deine Angst sehr gut verstehen, dass du doch zu sehr hoffst und wartest und dich dabei verlierst.
Ich bin der Meinung, unsere Partner werden nicht mehr so wie wir sie kennen gelernt haben, uns in sie verliebt habe und sie so schätzen, wie sie mal waren.
Und sollten sie wirklich irgendwann zu uns zurück finden, was ist dann und für wie lange geht das dann gut. Einfach da weiter machen, wo man aufgehört hat, ist unmöglich und würde nicht funktionieren. Genau wie du es schreibst, dieser Vertrauensbruch, diese Art und diese Verletzungen, können wir all das einfach so vergessen.
Und die Beziehung wird nie mehr, wie sie einmal war und wie wir sie gerne zurück hätten. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen.

Das du dich schwach und nicht stark fühlst, dass kann ich vollkommen verstehen.
Dein Satz, dass man dir deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft genommen hat, ist so klasse formuliert und trifft den Nagel auf den Kopf. Genau so fühle ich mich auch. Auch ich stehe wieder bei Null, alles wofür ich gelebt habe, eben eine glückliche Beziehung, ist auf einmal weg.

Und ich stelle mir die Frage, wie echt, real, ehrlich und authentisch waren unsere depressiven Partner in der Beziehung zu uns wirklich.

Was ich noch sagen wollte Evergreen, du hast das so toll und klasse geschrieben.
Einfach wunderbare, aufmunternde und zuversichtliche Worte für uns Alle hier. Danke dafür.

Und auch du hast so verdammt viel für deinen Partner und die Partnerschaft getan, genau wie ich, und am Ende ist uns davon nichts geblieben und wir stehen vor einem riesigen Scherbenhaufen unserer Beziehung.
Alles was man getan hat, zählt nicht mehr, hat für unsere Partner keinen Wert mehr. Das ist traurig und ungerecht.
Vielleicht hast du recht, und wir überstehen diesen Schicksalschlag wirklich unbeschadet, eben weil wir gesund sind. Ich fürchte nur, es wird eine ganze Zeit brauchen, eh wir darüber hinweg sind.

Ich wünsche Allen einen schönen Tag.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
evergreen
Beiträge: 34
Registriert: 20. Jul 2016, 12:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von evergreen »

Hallo Uwe,

vielen Dank für deine Worte. Gerade heute bedeuten sie mir ungemein viel. Denn heute ist wieder ein unglaublich schlechter Tag für mich. Ich könnte nur weinen, hatte kurz überlegt nicht zur Arbeit zu gehen, aber dann wäre ich wohl nur in Selbstmitleid verfallen. So hab ich wenigstens nette Menschen um mich und Ablenkung.

Heute morgen habe ich mit meinem Mann telefoniert. Er war tatsächlich bei dem Termin für seine Therapie. Er meinte aber schon sehr abwertend, der Typ sei komisch. Er will ihm Tabletten geben. Er meinte auch, er wäre nicht depressiv. Er würde ja schließlich nicht alles als aussichtslos sehen. Sobald man sagen würde, "ja irgendwie geht es schon weiter" wäre man nicht mehr depressiv.

Seit dem geht es mir noch schlechter. Er sieht es selber überhaupt nicht, obwohl ihm ja gesagt wurde das er schon über Jahre immer wieder depressive Phasen hatte. Auf mein Nachfragen darauf, hat er das jetzt auch nur noch so abgetan als ob es nichts weiter zu bedeuten hätte.
Daher natürlich auch die Aussage, die Trennung hat nichts mit irgendeiner Krankheit zu tun :-(
ich hatte so sehr gehofft, dass er sich Hilfe sucht. Mit der Einstellung glaube ich aber, dass er sie nicht in Anspruch nehmen wird. Dann sind wir zu 100% Geschichte. Ich dachte das wäre noch unsere Chance, obwohl es so aussichtslos erscheint.

Liebe vergeht eben einfach nicht. Wie lange wird es wohl dauern bis wir alle wieder fähig sind einen anderen Menschen zu lieben? Vor allem weil alle Trennungen eher plötzlich kamen und völlig aus dem Rahmen einen normalen Trennung fallen. Wie soll unser Verstand es nur hinbekommen, wieder an etwas schönes zu glauben. Nicht den neuen Mensch zu hinterfragen und zu glauben, Puh, der ist vielleicht auch depressiv!

Leider nur sehr traurige Grüße an Euch alle
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Mike78 »

Das tut mir sehr leid für dich!

Wenn dein Freund nicht selbst einsieht, dass er depressiv ist und Hilfe braucht, dann wird das Ganze beliebig kompliziert!

Folgendes Zitat gebe ich dir mit auf den Weg:
Du musst bereit sein, das Leben aufzugeben, das du gewohnt bist,
um das Leben zu haben, von dem du immer geträumt hast.

Sei stark!!!
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Mein Mann hat Depressionen und mich verlassen

Beitrag von Uwe R »

Moin Evergreen,

schön wenn dir meine Worte eine kleine Unterstützung sein konnten.
Es tut mir leid, dass es dir momentan nicht so gut geht.
Entweder hat dein Mann die Einsicht und Erkenntnis nicht, dass er depressiv ist und Hilfe braucht oder aber er weiß es und ist nicht ehrlich zu sich selbst und gesteht es sich ein.
Genau das macht es für dich jetzt noch schwerer. Und die Chance die du gesehen hast, ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Das dich das nach unten zieht, kann ich sehr gut verstehen.
Wir haben ja alle immer noch die Hoffnung, dass alles wieder gut wird und unsere Partner erkennen, dass wir nicht das eigentliche Problem für ihre Krankheit sind.

Du hast völlig recht, Liebe vergeht nicht. Es gibt keinen Schalter wo wir unsere Liebe zu unseren Partnern so einfach ausschalten können.
Die Trennungen waren für uns eigentlich alle plötzlich und unerwartet,dass stimmt. Und das für uns unverständliche an diesen Trennungen ist ja, dass unsere depressiven Partner uns nicht wirklich trifftige Gründe für ihre Entscheidung liefern können.
Ich denke sie versuchen schon etwas zu ändern,immer auf der Suche nach ihrem Glück und die Veränderung sind dann wir,wir werden geopfert. Das ist für uns unverständlich und nicht greifbar, völlig irrational. Depressive handeln eben nicht rational.

Deine Frage, wie lange es dauert, bis wir wieder eine anderen Menschen lieben können ist sehr gut und gleichzeitig auch sehr schwer zu beantworten.

Ich für mich denke,dass es sehr lange dauern wird. Die Art und Weise wie sie sich am Ende verhalten hat, war schon heftig und so sehr verletzend für mich.
Das Ganze sitzt einfach viel zu tief und ist so sehr enttäuschend. Eben weil man es von seinem Partner/seiner Partnerin niemals gedacht hätte, dass sie sich so verletzend verhalten würden.

Es ist eben tatsächlich so, Menschen die wir am meisten lieben, können uns auch am meisten enttäuschen.

Ganz ehrlich, ich weiß für mich heute nicht, ob ich jemals wieder eine Partnerin so vertrauen und lieben kann, wie ich es bei meiner Ex-Freundin getan habe. Das Ganze sitzt einfach viel zu tief. Und das zeigt mir, dass ich sie so sehr geliebt habe, ja eigentlich immer noch liebe.
Und nach dieser schmerzhaften Erfahrung, wird man wohl jedem/jeder neuen Partner /Partnerin vorsichtiger gegenüber treten und nicht mehr so schnell vertrauen.
Denn durch das was wir erleben mußten, haben auch wir uns verändert. Ich merke es ja selbst an mir. Ich war ein fröhlicher und immer optimistischer Mensch. Und wenn ich heute auf mich schaue, was ist davon noch übrig. Mir haben Freunde unabhängig voneinander schon gesagt, sie wollen mich so zurück wie ich war, denn so mögen und lieben sie mich und nicht so wie ich jetzt bin.
Das heißt schon was und gleichzeitig erschreckt es mich, wie ich mich nach außen hin, für andere sichtbar verändert habe.

Ich hoffe dir geht es heute wieder etwas besser und wünsche dir einen schönen Tag. Tu einfach was Gutes für dich, egal was es auch ist, es hilft.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
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