Wann ist eine Klinik sinnvoll?

yoyolo
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Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Hallo, ihr Lieben. Mein Therapeut versucht mich schon länger zu einem stationären Aufenthalt in einer Klinik zu motivieren. Er kriegt mit, dass bei mir gerade nicht mehr viel geht.Ich reiße mich immer sehr zusammen, um den Alltag hinzubekommem. Und dann bin ich von kleinen Dingen, auch schönen, sehr erschöpft. Es fällt mir schwer, zu denken und ich vergesse,was ich nicht aufschreibe. Mein Alltag ist so,dass mein Mann und mein Chef ständig Ohnmachtsgefühle bei mir auslösen,was eine enorme Energie kostet. Inzwischen lehne mich nur noch ab und schäme mich, dass ich existiere. Naja,das übliche halt. Wann sollte man in eine Klinik? Ich denke immer, dass ich mich in etwas reinsteigere, dass es so schlimm doch gar nicht ist. Wie soll ich das entscheiden? Wie seht ihr das? Welche Erfahrungen habt ihr?
Bin gespannt auf eure Antworten.
LG yoyolo
Bittchen
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Bittchen »

Liebe yoyolo,

herzlich willkommen hier unter Betroffenen.
Du solltest auf deinen Therapeuten hören und in eine Klinik gehen,damit sich dein Zustand
stabilisieren kann.
Auch eine Psychotherapie ist sehr schwierig,wenn es dir so schlecht geht.
Bei unserer Erkrankung ist ein Klinikaufenthalt oft der erste Weg ,damit es uns besser gehen kann.
Ich war schön öfter in einer Akutklinik,gut ist eine mit Depressionsstation.
Du wirst bestimmt davon profitieren und kannst dann deiner ambulanten Therapie besser folgen.
Ich musste auch schon während einer ambulanten Therapie in die Klinik.
Das war gut so.Diese Woche bin ich aus einer psychosomatischen Reha zurück gekommen,das hat mir auch sehr gut getan.Dafür musste ich aber auch erst stabil genug sein.
Das Wichtigste ist aber,dass du akzeptierst,dass du schwer erkrankt bist.Mit jeder anderen Krankheit würdest du ja auch ins Krankenhaus gehen,wenn dein Arzt dir das empfiehlt.
Lasse dir bitte helfen und es ist gut dass es dich gibt. Schiebe diese blöden Gedanken weg,die hast du nur weil du dich so schlecht fühlst,ein Symptom der Depression.
Wenn es dir besser geht ,hast du auch wieder Freude am Leben und dafür ist die Klinik ein guter Schritt.

Alles Gute und liebe Grüße

Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Zarra
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Hallo,

da der letzte Thread dazu nicht so lange her ist, auch wenn ich jetzt nicht geschaut habe, wie die aufgeführten Threads sich entwickelt haben und was geschrieben wurde:

http://www.diskussionsforum-depression. ... lit=klinik

http://www.diskussionsforum-depression. ... lit=klinik

http://www.diskussionsforum-depression. ... lit=klinik

http://www.diskussionsforum-depression. ... lit=klinik

... und sicher weitere.

LG, Zarra
yoyolo
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Hallo noch mal.
Danke für eure Rückmeldungen. Das Thema ist nicht einfach für mich. Meine Situation ist komplex. Ich werde seit vier Jahren auf Depression behandelt (Medikamente und Therapie), die Diagnosen werden vielschichtiger und es geht immer wieder darum, erst einmal zu akzeptieren, was ist. Ich kann mir selber immer wieder nicht glauben und denke immer wieder, ich täusche mich. Das ist für mich sehr schwierig. Aber ich merke auch, dass ich mich sehr anstrenge, und trotzdem nicht das Gefühl habe, dass es besser wird. Eigentlich ist es so, dass es mir - je mehr ich fühle - schlechter geht. Ich leide noch mehr an dem, was schwierig ist und was ich dennoch nicht wirklich ändern kann.
Ach, es gäbe noch viel zu sagen. Klink ist für mich eine sehr schwierige Sache: Ich habe mehrere Kinder. Und für meinen Mann wäre es nicht einfach, wochenlang alles allein schaffen zu müssen. (Meine Kasse zahlt keine Haushaltshilfe.) Ich habe mich bisher u.a. gesträubt, weil ich meine Familie nicht so belasten will. Inzwischen würde ich es ihnen zumuten, wenn ich von dem Projekt überzeugt wäre. Mein Psychiater will mich auch schon seit langem "mal aus dem Geschäft nehmen". Mir reicht das als Motivation nicht. Worum soll es denn gehen? Worum kann es gehen? "Klinik" an sich ist ja nicht der Wunderfaktor.
Hilft es wirklich, nur aus allem rauszugehen? Ich muss ja wieder zurück, ohne dass sich etwas geändert hat.
Und was könnte ein sinnvolles Thema sein? Ich weiß, das ist bei jedem anders. Ich werde auch mit meinem Therapeuten darüber sprechen. (Wahrscheinlich brauche ich 10 Sitzungen, um diese Frage für mich entscheiden zu können. Schade um die Sitzungen!)
Ich habe die Vorstellung, dass es mir helfen könnte, von Euren Erfahrungen zu hören, die sicher ganz vielfältig und unterschiedlich sind - so wie Ihr auch. Ich google Kliniken, die mein Therapeut mir genannt hat, aber daraus werde ich nicht wirklich schlauer. Ich habe keinen inneren Kompass, keine Orientierung und weiß nicht, woher ich die kriegen soll. Und: Es fällt mir schwer, mich für mehrere Wochen so einem System anzuvertrauen.

@ Bittchen: Danke für Deinen Zuspruch. Ich wünschte, ich könnte mir so (einfach) helfen lassen. Ich glaube, ich habe immer noch nicht akzeptiert, dass ich krank bin. Da ist so etwas wie eine Sperre in mir. Immer, wenn ich den Gedanken an mich heranlasse, legt sich ein Schalter um und ein "Du spinnst. Jetzt übertreib mal nicht so. Andere machen viel Schlimmeres durch." übernimmt die Regie. Das macht mich handlungsunfähig. (Und ich glaube, meinen Therapeuten inzwischen auch. Er sagt es mir, aber es kommt nicht durch die Wand. Kann das sein?) Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Darum denke ich, dass es mir hilft, noch mal etwas davon mitzukriegen, wofür eine Klinik gut sein kann.

@Zarra: Danke für die Links. Ich hatte auch schon die suchfunktion bemüht, weil ich dachte, dass es hier bestimmt etwas zu dem Thema gibt, aber ich bin nicht fündig geworden. Vielleicht symptomatisch für mich: wer nicht weiß, was er sucht, kann auch nichts finden. Ich werde mich mal ans Lesen machen.

Bis bald.
yoyolo
Ziege04
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Ziege04 »

Hallo yoyolo

Wie sieht es mit der Option " Tagesklinik " aus?
Gibt es eine in Deinem Bereich?

Ich war vor 3 Jahren fûr 12 Wochen in einer Tagesklinik. Mir wurde auch ein stationärer Aufenthalt angeraten, doch wegen meiner Kinder, wollte ich das nicht. Die Tagesklinik war eine gute Alternative.
Es ist ja, wie zur Arbeit gehen, morgens hin, abends heim. Man ist noch fûr zuhause da, doch hat eine tägliche, intensive Behandlung.

Es fiel mir selbst sehr schwer, diese Erkrankung zu akzeptieren (auch heute noch, an schlechten Tagen), doch durch den intensiven Kontakt mit Anderen, Gruppengesprächen, Einzelgesprächen, Therapien, jeden Tag, fand ich einen Zugang zu mir, diese (kranke) Seite meines Ichs, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Und die Frage anzugehen, warum mein
(gesundes) Ich, meint, das Andere verurteilen zu müssen.

Dieses war eine Erfahrung von vielen.

Wie ich schon erwähnte, ist das noch nicht beendet bei mir, doch ohne die Zeit in der Tagesklinik, würde ich jetzt nicht hier schreiben!

Ich hoffe, als Eine von Vielen, gibt es Dir ein wenig Hilfe, Deine Zweifel zu bedenken.

Denke an Dich, daran, daß Du mit Dir selbst leben willst!

Nur dann wirst Du auch Deiner Familie gerecht und der Arbeit......

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und
wenn Du magst, berichte weiter.

LG Ziege04
yoyolo
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Tagesklinik habe ich auch schon mal überlegt. Ich weiß auch nicht, ob hier etwas in Frage käme. Aber ich glaube, das wird mir zu viel. Ich lebe auf dem Land. Also unter 40 min Fahrzeit erreiche ich nichts. Wenn ich dann noch den Familienalltag regeln muss und zu Hause funktionieren ... - oh Schreck. Es macht dann schon Sinn, rauszugehen. Und ein positives Thema, das ich bearbeiten will, habe ich dann ja auch noch nicht. Vielleicht mache ich mir auch zu viel Druck. Aber ich glaube nicht, dass es funktioneirt, wenn ich nicht auch bisschen weiß, worum es gehen könnte. Und da suche ich noch Orientierung.
T Ally
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

Ende des letzten Jahres musste ich in die Klinik - meine Therapeutin hat mich gezwungen. Erst benötigte ich zwei Wochen um diesen Umstand zu akzeptieren und mich auf Kontakte einzulassen. Diese Kontakte zu "Leidensgenossen" waren das Beste an den insgesamt 8 Wochen.

Ansonsten ist es ein Leben unter einer Glasglocke ohne die alltägliche Herausforderungen. Ab und an, wenn mir wieder alles zuviel wird, dann wünsche ich mich in diese Auszeit und den Schutz zurück. Aber insgesamt war der Schock, wieder in den Alltag zu kommen, sehr groß.

Während des Aufenthaltes hatte ich ein strammes Programm, ähnlich meiner Reha. Es gab Erfahrungsaustausch, malen, Ergotherapie, kochen, backen, Beschäftigung etc. Und sehr viele Regeln. Schwer fiel mir alles in der Gruppe, da ich in schlechten Phasen davon einfach überfordert bin. Aber das Konzept jenseits der zwei kurzen Therapiegespräche in der Woche war auf Gruppe aufgebaut.

Die letzten beiden Wochen waren dann tagesklinisch und ich musste jeweils eine Stunde an- und abreisen. Das war zusätzlicher Stress, da zu spät kommen auch sanktioniert wurde. Man sollte ja auf das alltägliche Berufsleben wieder vorbereitet werden.

Alles in allem hat es mich in einer tiefschwarzen Phase -durch die Beharrlichkeit meiner Therapeutin- wohl vor einer Dummheit bewahrt, aber nachhaltig geholfen hat es mir nicht.

Ich nähere mich wieder dem sehr dunklen grau und habe meine Therapie beendet. Aktiv um Hilfe bitten würde ich nie... So schlecht geht es mir doch nicht, anderen geht es viel schlechter...
Pummelchen
Beiträge: 1634
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Pummelchen »

Liebe Yoylo,

ich persönlich finde eine stationäre Rehamaßnahme wesentlich besser als eine Tagesklinik. Ich gebe T Ally schon recht das man in der Zeit auf der Reha unter einer Glasglocke ist und der Einstieg in den Alltag nicht ganz einfach ist. Aber um richtig abschalten zu können und wirklich nur mal an sich denken und an sich arbeiten können kann ich nur stationär. Bei der Tagesklinik ist schon die tgl. Anfahrt etwas stressig und daheim soll auch alles laufen wie gewohnt und alles alles geregelt werden, das würde mich zu sehr unter Druck setzen.Gerade wenn eine Familie und Angehörige versorgt werden müssen finde ich das sehr schwierig.Aber es muss natürlich die Möglichkeit bestehen, dass die Familie und die Angehörigen trotzdem gut von anderen Menschen versorgt werden, da hat auch nicht jeder den Glücksfall diese helfenden Menschen zu haben. Ich konnte damals auch nur fahren als ich wusste alle sind gut versorgt und trotzdem war es mir zuerst sehr schwer ums Herz. Aber es hat alles gut geklappt!

Aber manchmal ist die Tagesklinik (siehe Beispiel Ziege) sehr sinnvoll.

@T Ally ich hoffe du fühlst dich einigermaßen und es steht dir zu!! dir Hilfe zu holen.

Wünsche euch allen gute Besserung und die richtigen Entscheidungen. LG Pummelchen
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Bittchen »

Hallo.TAlly,

Warum würdest du dir nicht aktiv Hilfe suchen ?
Das ist doch der einzige Weg auf Besserung.
Wie kannst du beurteilen,dass es Anderen schlechter geht ?
Jeder kennt nur seinen eigenen Schmerz und der scheint bei dir nicht gering zu sein.
Natürlich ist eine Akutklinik oder eine Reha kein Urlaub,sondern harte Arbeit an sich selbst,wieder aus dem Loch zu kommen und auch wieder Freude zu empfinden.
Aber es lohnt sich,wenn ich erlernte Dinge dann im Alltag umsetzen kann.
Das fällt mir jetzt nach 5 Wochen Reha auch nicht leicht und ich kann nur sehr wenig machen.Aber ich gehe wieder vor die Tür und meine Stimmung ist viel besser.
Meine Belastbarkeit ist noch sehr niedrig,aber das muss ich so akzeptieren.
Sehr lange lag ich brach,ohne Motivation.In der Reha musste ich mich nur um mich kümmern.
Jetzt werde ich in kleinen Schritten in den Alltag zurück kommen,mit vielen Pausen.
Da lasse ich mir Zeit und mache mir keinen Druck,denn hier hat sich nichts verändert.Aber ich habe gelernt mit mir und meiner Krankheit besser umzugehen.Aber geheilt bin ich nicht.
Ich habe schon zwei gute Telefongespräche geführt und konnte heute Morgen sehr gut alleine sein.Das ist für mich schon sehr viel und ich hoffe es wird immer besser.
Passe gut auf dich auf,alleine aus einer dunklen Phase zu kommen, ist sehr schwer.

Gute Besserung und liebe Grüße von Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von T Ally »

Hallo Bittchen,

vielen Dank für Deine Nachricht. Dir wünsche ich, dass Du Deine positiven Eindrücke aus der Reha weiter vertiefen und in den Alltag einbringen kannst.

Mir fällt es sehr schwer, über mich zu sprechen. Ich nehme mich selbst nicht ernst. Das ist wohl das größte Problem.
Irgendwann hab ich mal aktiv Hilfe gesucht und dann auch eine gute Therapeutin gefunden. Leider hat diese Zeit bald ein Ende, obwohl ich mich keineswegs stabil fühle.
Ich funktioniere im Alltag (auch bei der Arbeit) sehr gut - nur sieht keiner, wieviel Anstrengung mich das kostet. Somit glauben auch viele nicht, dass es mir wirklich nicht gut geht. Und wie mir die Therapeuten sagen, merkt man mir das auch auf den ersten Blick nicht an. Zudem sage ich immer, dass es mir gut geht, also glaubt mir auch niemand, wenn ich doch mal sage, dass es mir nicht gut geht...

Ich spiele allen - auch mir selbst - etwas vor und kann Hilfe nicht annehmen. Nicht zugeben, dass ich nicht mehr kann.

Und mir geht es zeitweise sehr, sehr schlecht. Aber ich frage mich, was ein weiterer Klinikaufenthalt daran ändern sollte. Meine Gedanken kann ich nicht kontrollieren, teilweise machen mir diese echt Angst... Und ich kann mich selbst nicht davon überzeugen, mich selbst ernst zu nehmen und meine Wünsche zu verfolgen.

Meine Therapeutin sagte gerade zu mir, dass ich noch viel Kraft hätte und diese weiter für das Funktionieren nutzen könnte - oder eben endlich anfangen, für mich zu sorgen.

Ich weiß nicht, wie es weiter oder ausgehen wird. Ich hoffe, irgendwann legt sich einfach ein Schalter in mir um.

Nun habe ich den Beitrag eines anderen Users für mich genutzt, ich hoffe, das stößt niemandem negativ auf. Selbst einen aufmachen traue ich mich nicht, weil ich nicht viel zu sagen habe und mich nicht traue. Hier zeigen viele Leute eine so unheimlich große Kompetenz, da kann ich nicht mithalten.

Ich werde hier auch nicht weiter über mich schreiben, aber diese Zeilen haben mir schon einmal gut getan.

Viele Grüße
yoyolo
Beiträge: 52
Registriert: 4. Jul 2013, 21:43

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Hallo noch mal, ich hatte heute einen Termin bei meinem Therapeuten, der total schiefgelaufen ist. ;-( Ich hatte mir vorgenommen, das Gespräch dafür zu nutzen, um herauszufinden, was ich mir von einer stationären Maßnahme realistischerweise erhoffen könnte. Ich habe aber auch darüber gesprochen, dass ich mir selber immer wieder nicht glaube. Beispiel: Heute morgen war mir klar: diese Woche schaffe ich nicht. Da haben einige Termine, die ich nicht wirklich steuern konnte, meine ursprünglichen Planungen durchkreuzt. (Außer ich hätte gesagt, dass ich einfach nicht mehr kann und der Termin deshalb nicht geht.) Das habe ich mich auf der Arbeit nicht getraut und meinem Mann gegenüber auch nicht. (Der reagiert immer so vernichtend. Und das kann ich im Moment überhaupt nicht ertragen.) Als der Tag dann lief, habe ich wieder funktioniert und gedacht, dass es so schlimm vielleicht doch nicht ist. (Das denke ich immer.) Davon habe ich meinem Therapeuten erzählt. Und irgendwie hat er mich vielleicht nicht richtig verstanden. Im Ergebnis hat er mich zurück "in den Ring geschickt" und versucht, meine Arbeitssituation zu besprechen, was ich denn da anders sehen könnte und hat mir gesagt, dass ich doch vieles gut mache. Das war in der Form gar nicht mein Thema. Ich habe auch mehrmals gefragt, warum wir das jetzt besprechen und er hat gemeint, ich könne doch auch da für Entlastung sorgen. Na ja, dumm gelaufen. Unter Tränen und sehr unglücklich habe ich die Praxis verlassen. Und mir war klar, dass das, was er da vorgeschlagen hat, überhaupt nicht geht: Ich kann im Moment nicht in den Ring und kämpfen. Ich liege schon am Boden, wenn mich jemand nur anguckt. Keine Ahnung, wieso das nicht rübergekommen ist. Und mir war auch klar, dass ich heute keinen mehr habe, der mich unterstützt und schützt. Und dann habe ich entschieden, dass ich, bevor ich wieder anfange zu funktionieren, zu meinem Hausarzt fahre und ihn bitte, mich diese Woche krank zu schreiben. Er war sehr nett - aber auch er hat keine Ahnung, wie schlecht es mir wirklich geht. Ein bißchen hat er aber schon mitgekriegt und hat mir Unterstützung angeboten und gemeint, dass vielleicht auch eine Kur eine Idee wäre.
Ich bin in der Klinikfrage also nicht weiter gekommen. Was ich heute aber sehr deutlich gemerkt habe, ist, dass ich nicht mehr kann. Welche Konsequenz sich daraus ergibt, weiß ich nicht. Krankschreiben ist auch keine Lösung. Das weiß ich. Aber es ist jetzt erst mal die Notbremse. Mein Therapeut geht jetzt in den Urlaub. Das ist ein denkbar schlechtes Timing.
Ich habe keine Idee, was mir helfen könnte.
Was würdet Ihr mir raten? Was sind eure Erfahrungen? Ich weiß nicht, ob eine Kur reicht. Ich glaube, ich muss auch an mir arbeiten können. Außerdem schreckt mich der viele Papierkram ab. Und ich werde nicht ständig weg können (ich habe Familie). Ich muss also schon gezielt suchen und kann nicht mal dies ausprobieren und dann etwas anderes.
Jetzt weiß ich garnicht mehr, ob ich eigentlich noch bei meinem Thema bin - doch, bin ich, glaube ich.
@TAlly: Danke, dass Du hier geschrieben hast. Ich freue mich, wenn du hier etwas gefunden hast, was es dir ermöglicht hat, zu schreiben. Und so verstehe ich dieses Thema, dass jede/r seine/ihre Erfahrungen und Gedanken reinschreiben kann. Bitte schreib weiter, wenn Du magst.
Warum willst Du Dir keine Hilfe suchen? Mir fällt das auch sehr schwer. Aber ich versuche es.
Und Ermutigung zum Funktionieren wäre für mich "Gift". Ich glaube, ich brauche eher Ermutigung zum depressiv sein. Funktionieren kann ich - viel zu gut. Wie ist das bei dir?
@Bittchen und andere: Das kriege ich überhaupt nicht hin, mich als nur begrenzt belastbar zu akzeptieren. Wenn ich es könnte, wäre sicher eine Menge Druck aus meinem Leben genommen und es würde mir besser gehen.
Mögt Ihr mal aus eurer Reha erzählen, wenn es nicht zu persönlich ist? Was hat euch da geholfen? Ich erwarte nicht, als neuer Mensch daraus hervorzugehen, aber das eine oder andere würde ich gerne besser hinkriegen: z.B. das Thema "Belastbarkeit".
Viele Grüße
yoyolo
Ziege04
Beiträge: 1329
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Ziege04 »

Hallo yoyolo

Eigentlich gibst Du die Antwort selbst vor:

Du schaffst nicht, was ansteht!

Wieviel Alarm brauchst Du, um die Notbremse zu ziehen?

Lies nochmal die Beiträge hier durch.........!!!!!!!!!

Leider kann ich gerde nicht mehr dazu sagen.

Doch nimm es mit!

LG Ziege04
yoyolo
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Ups-
@ Ziege04, ärgerst Du Dich über mich?
Ich kann es einfach nicht. (noch nicht- hoffentlich!) Ich habe Angst, mich so einem System anzuvertrauen. Ich habe Angst, ganz abzustürzen.
Ich muss mir irgendwie mehr vorstellen können. Ist es so falsch, nach Euren Erfahrungen zu fragen?
Tut mir leid. Ich bin noch Anfängerin hier.
Zarra
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Hallo yoyolo,

mit den vorhandenen Threads und deren Finden - das hat in diesem Fall eher mit Suchstrategien zu tun (in jedem x-ten Thread kommt u.U. das Wort Klinik vor) und daß ich eben sicher wußte, daß es erst neulich einen gab ... und wie ungefähr die Betreff-Zeile lautete. ;-)

Meine Situation war immer eine ganz andere (keine Familie, keine (kleineren?) Kinder, auch kein Partner). Für mich war immer die Frage, wie die Arbeitsstelle reagiert und was es da bedeutet.

Für mich persönlich war stationäre Psychotherapie wichtig und gut. Auch das "ganz raus". Z.B. Vorteil: Du kannst in einer Klinik (stationär; ... eben nicht, wenn nur teilstationär, Tagesklinik) u.U. drei Tage verheult rumlaufen, ohne daß Du Dich groß erklären mußt - das geht im Alltag nicht. Ich konnte mich da eher auf Themen einlassen, auf die ich mich vermutlich nicht eingelassen hätte, wenn ich gewußt hätte, daß ich zwei Stunden später (oder auch nur am kommenden Morgen) wieder funktionieren muß.

(Viele finden Tagesklinik gut, für mich wäre es eher gar nichts gewesen. Das hängt aber echt von den Umständen und von der Störung ab. - Ich wäre dann krank geschrieben gewesen und hätte aber KollegInnen über den Weg laufen können; und sonst wäre eben eher nichts gewesen, nur mehr Alleinsein, weil da nichts war und weil ich hier am Ort ja nicht einfach weggegangen wäre. - Und der Anfahrtsweg am Morgen wäre ein Riesenproblem gewesen!)

Ich hatte damals aber auch nie gute ambulante Therapie, der erste Klinikaufenthalt war eher in der Folge einer schiefgelaufenen, unpassenden ambulanten Psychotherapie.

... und es ging bei mir sicher auch um "Durchatmen", Zu-mir-Kommen, auch Erholung (eben schon Struktur, aber keine überfordernde Struktur).
Und ein positives Thema, das ich bearbeiten will, habe ich dann ja auch noch nicht. Vielleicht mache ich mir auch zu viel Druck. Aber ich glaube nicht, dass es funktioneirt, wenn ich nicht auch bisschen weiß, worum es gehen könnte.
Die meisten an Depression Erkrankten machen sich zu viel Druck. - Was verstehst Du denn unter einem "positiven Thema, das Du bearbeiten wolltest"? ... mal abgesehen davon, daß das meistens eher Probleme sind.

Bei einem "normalen" Klinikaufenthalt gibt es leider gar nicht so viele Einzelgespräche, wie es sich viele wünschen würden. Von daher ist es vielleicht sogar besser, wenn es auch mit um die Erkundung von Entspannungsmöglichkeiten, um das Finden von Hobbys (entstressenden Tätigkeiten) oder/und das Verhalten in Gruppen geht. Auch um "Abstand zu gewinnen". Gerade bei Stress ist man ja oft so verstrickt, daß man gar nicht mehr "Darüber"-Blicken kann.

Andererseits wurde bei mir bei einem späteren Klinikaufenthalt dann "Arbeit mit dem inneren Kind angeleiert" - war blöd, weil sie auf darauf aufbauende ambulante Therapie verwiesen, die ich so nie fand; war gut, weil es den Blick zurück auf zu Integrierendes auf eine gute Art und Weise warf.

Auch wenn es schwerfällt: Ich glaube, Du solltest einen Klinikaufenthalt auch als eine Art Freiraum ansehen, in dem geschehen kann, was ansteht. Auch und gerade wenn Du nicht genau weißt, was das ist. Zwänge haben wir im Alltag genug. - Das stationäre Setting kann im positiven Fall halt auch noch anderes einbeziehen: Je nach Klinik u.U. Kunsttherapie, Körpertherapie, die diesen Namen verdient, etc.
Keine Ahnung, wieso das nicht rübergekommen ist.
... bei meiner Hausärztin kam das auch nie rüber. ... im Prinzip hat sie mir immer - nett und gut gemeinte!! - "Durchhalteparolen" geboten (... hätte ich wann anders in meinem Leben sicher sehr gut gebrauchen können; nur: da dann leider eigentlich nicht mehr).

... ich bin zur Zeit auch recht platt, von daher belasse ich es jetzt mal dabei.

LG, Zarra
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Hallo T Ally,
Und mir geht es zeitweise sehr, sehr schlecht. Aber ich frage mich, was ein weiterer Klinikaufenthalt daran ändern sollte. Meine Gedanken kann ich nicht kontrollieren, teilweise machen mir diese echt Angst... Und ich kann mich selbst nicht davon überzeugen, mich selbst ernst zu nehmen und meine Wünsche zu verfolgen.

Meine Therapeutin sagte gerade zu mir, dass ich noch viel Kraft hätte und diese weiter für das Funktionieren nutzen könnte - oder eben endlich anfangen, für mich zu sorgen.
Kliniken sind schon unterschiedlich; und es gilt schon zu schauen, daß man eine möglichst passende findet. (Ein bißchen Blabla und ein bißchen Beschäftigung mit ausreichend Ruhe brauchst Du wahrscheinlich nicht.)

Das Ziel, Dich selbst ernst zu nehmen und gut für Dich selbst zu sorgen (Selbstfürsorge) finde ich wichtig, - ... sehr wichtig.
Und ggf. die Entscheidung von Dir, das zu tun, bevor Du zusammenklappst und einfach gar nichts mehr geht. Letzeres muß wahrscheinlich nicht unbedingt passieren, doch ich schätze mal, daß Du auch lieber ein gut lebbares als ein gerade noch eventuell so irgendwie lebbares Leben hättest.

Auch ein guter (!) Klinikaufenthalt im psychotherapeutischen Bereich macht keinen komplett neuen Menschen aus Dir; Du nimmst die Altlasten mit; aber Du kannst vielleicht sehr viel besser damit umgehen; und Du hast außerdem anderes erfahren, andere Ansätze kennengelernt.

LG, Zarra
Ziege04
Beiträge: 1329
Registriert: 1. Feb 2016, 17:56

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Ziege04 »

Hallo yoyolo

Nein!!!!!

Kein Ärger!!!!

Nur Eindringlich!!!!!!!!

Bitte um Verzeihung.

LG Ziege04
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Luna1966 »

yoyolo hat geschrieben: Hilft es wirklich, nur aus allem rauszugehen? Ich muss ja wieder zurück, ohne dass sich etwas geändert hat.

Hallo yoyolo,

ohne dass du eine Klinik "ausprobierst" wirst du leider gar nicht wissen, ob sich danach etwas für dich verändert.

Ich selber habe nach einem kurzen stationären Aufenthalt für mich die Tagesklinik gewählt, weil ich meine Kinder nicht alleine lassen wollte. In der Tagesklinik wurde ich das erste Mal mit meinen Baustellen konfrontiert - sie waren mir vorher gar nicht bewusst.
Mein Verhalten in bestimmten Situationen und meine Lebensbedingungen, die mein Leiden verursachten und/oder aufrechterhielten, habe ich dort reflektieren und verändern können.

Ich ging z.B. mit der Illusion in die Klinik, dass ich meinen damals über 60 Std./Woche Job gerne ausübte, das Geld zum Leben bräuchte. Mir war gar nicht bewusst, dass ich aus einem inneren, eingeprägten Pflichtbewusstsein heraus weit über meine Leistungsfähigkeit hinaus ging.
Heute arbeite ich nur noch 28 Std/Woche und achte auch darauf, dass ich genau wie alle anderen Kollegen/innen nach spätestens 9 Std. den "Schreiber fallen lasse". Dieses neue Arbeitsmodell habe ich mit Hilfe der Therapeuten und Mitpatienten "entwickelt".
Mehr Freizeit auch bei weniger finanzieller Mittel ist für mich eine echte Lebensbereicherung.

Bist du dir denn auch schon bewusst, was bei dir Depressionen auslöst und bist du auch schon in der Lage, diese Verhaltensmuster bzw. diese Bedingungen zu verändern um depressive Stimmungen aus dem Weg zu gehen?
Du schriebst in deinem Eingangspost,
yoyolo hat geschrieben:
dass mein Mann und mein Chef ständig Ohnmachtsgefühle bei mir auslösen,was eine enorme Energie kostet. yoyolo
Hast du schon eine Idee, wie du verhindern kannst, dass derartige Situationen entstehen?

Um Zeit zu haben, unter professionell geschützten Bedingungen dem Ganzen auf die Spur zu kommen, könnte dir ein Aufenthalt in einer Klinik durchaus helfen.

Liebe Grüße

Luna
zickenbert
Beiträge: 30
Registriert: 12. Apr 2016, 11:49

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von zickenbert »

Hallo jojolo,

ich habe leider null erfahrungen mit klinik, weil ich meinen ersten Aufenthalt nach nur einer Nacht abgebrochen habe.Heute bereue ich das weil ich mir die Chance genommen habe eine Auszeit zu nehmen und mich mal nur um mich zu kümmern.Aus Angst vor meinem Arbeitgeber und der familiären Situation kann ich derzeit nicht den Rat meines Psychiaters folgen und nochmal in eine Klinik gehen.
Aber was Du schreibst ist aus meiner Sicht eindeutig.Ich zweifle selbst an mir , an meiner Krankheit.Eigentlich an allem
Aber bei Dir, Deinem Druck und wie Du hier schreibst, glaube ich dass es höchste Zeit wird das zu machen.Wie lange kannst du den Druck noch aushalten bis Du unter gehst? Du mußt mal zur Ruhe kommen.Es liest sich alles sehr verquert.
Wie erkenne ich die richtige Klinik?
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

ich berichte mal von Klinik und Reha, die sich in meinem Fall sehr geähnelt haben. Meine erste Erfahrung war die Reha fernab der Heimat - was ich unbedingt wollte.
Man ist dort sehr frei und muss sich nur an die Schließzeiten halten und das Programm absolvieren, dass einem vorgegeben wird. In Absprache mit dem Personal sind Abweichungen möglich. Es sind viele "Gleichgesinnte" um einen herum. Dies ist einerseits schön, weil man sich sehr vertraut wird und gut austauschen kann. Es kann aber auch zu viel werden, wenn man viele Leute zu nah an sich heran lässt und diese nicht mehr auf Abstand bekommt. In dieser Hinsicht würde ich beim nächsten Mal von vornherein besser aufpassen.
Das Personal sollte möglichst immer im Haus sein, das ist aber wohl nicht in jeder Klinik gegeben. Mir fällt es auch sehr schwer, um Hilfe zu bitten, so dass ich meine Verstimmungen eher mit mir ausgemacht habe und nur einmal eine Nachtschwester in Anspruch genommen habe. Allerdings ist das wohl ausdrücklich gewünscht, da es ja auch von Selbstfürsorge zeugt. Ich habe allerdings immer Angst zu nerven...
Am Wochenende wurden Ausflüge angeboten und ein spärliches Programm auf freiwilliger Basis.
Es gab unterschiedlichste Pflicht-Programme, die in Abstimmung mit dem Arzt zusammengestellt wurden. (Musiktherapie, diverser Sport, Ergotherapie, Kunsttherapie, Gruppengespräche, Entspannung, Qi-Gong, Boxen, Gymnastik, schwimmen, Wassergymnastik, Physiotherapie und noch vieles mehr)
Die Einzelgespräche waren auf 25 Minuten in der Woche beschränkt.
Ansonsten kann man den Tagesablauf rund um die Programmpunkte und die Essenszeiten frei gestalten.

In der Klinik war es anfangs wie in jedem Krankenhaus. Tagsüber durfte wir allerdings nicht schlafen, um wieder in einen normalen Tagesrhythmus zu kommen. Ein Arztgespäch die Woche und tägliche Visite. Daneben recht sparsame "Unterhaltung" in Form von Ergotherapie oder Entspannung. Rund um die Mahlzeiten war man auch frei und musste Abends relativ früh wieder im Haus sein. Personal war rund um die Uhr ausreichend vorhanden und ab und zu war die Tür nach draussen auch abgeschlossen.
Sobald man um Hilfe gebeten hat, haben sich die teilweise sehr netten Pfleger Zeit genommen und bei Bedarf auch Beruhigungsmittel verabreicht.
Als meine Krisenintervention vorbei war, durfte ich auf eine freiere Station mit mehr jungen Leuten wechseln. Alles lief selbständiger und Nachts war auf der Station kein Personal, aber im Notfall konnte die Nachbarstation in Anspruch genommen werden. Es war eigentlich wie eine Reha nur mit strammerem Programm.

Alles in Allem fällt überall viel aus, weil das Personal jeweils knapp bemessen ist und Ausfälle/Krankheiten nicht kompensiert werden können. Das ist sehr schade, da gerade ausgefallene Therapiegespräche nicht nachgeholt werden.

Ich hatte große Skrupel vor der Klinik und hatte auch vollkommen falsche Vorstellungen. Mit den krassen Bildern aus Fernsehfilmen hat es nichts zu tun. In einer Krisensituation kann eine Auszeit gut helfen, dennoch würde ich mich wohl auch gegen einen erneuten Klinikaufenthalt sperren, da es mir sehr schwer fällt, die Kontrolle abzugeben.
Natürlich kann ein 6-8 wöchiger Aufenthalt einen nicht heilen, nur neue Anregungen geben. Die Arbeit kann man nur selbst leisten und die erlernten Verhaltensweisen ändern und umsetzen.
Mir fällt das sehr schwer, der Alltag hat einen schnell wieder und die Überforderung ist zurück.

Zudem kann ich mich nicht ausstehen, und daran kann auch eine Klinik nichts ändern. Ich mag mich nicht angucken, finde mich dumm und werte mich konsequent gegenüber anderen ab.
Ich wünsche mir nur noch Ruhe und würde mich am Liebsten in meiner Wohnung verschanzen. Wenn ich dann Ruhe habe, geht das Kopfkarussell los...
Ich verstehe mich selbst nicht, auch die Klinik konnte mir mich nicht erklären...
Ob ich es in diesem Leben noch schaffe, nicht immer nur negativ von mir zu denken?
Leider verliert auch mein Arbeitgeber die Geduld mit mir, dabei bin ich jeweils schnell wieder zur Arbeit gegangen und war nicht so lange krank wie andere, die ich in Reha und Klinik kennenlernte. Aber ich kann ihn verstehen, wer will dieses Risiko beschäftigen?

Ich wünsche Dir alles Gute; nimm die Chance an, wenn sie Dir geboten wird und mach was daraus. Es liegt nur an uns selbst!
Ich drücke Dir die Daumen
Zarra
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Hallo,

daß leider oft viele wichtige und gerade wesentliche Programmpunkte ausfallen (Urlaub, Krankheit, evtl. Einsparungen), ist wohl der größte Mangel.

Und man sollte in manchen Hinsichten leider nicht zu hohe Erwartungen haben, z.B. was die Menge an Einzelgesprächen angeht und was man da alles "aufarbeiten" kann. - Trotzdem ist es eine Chance, die man so im Alltag nicht hat!


Hallo T Ally,
Zudem kann ich mich nicht ausstehen, und daran kann auch eine Klinik nichts ändern. Ich mag mich nicht angucken, finde mich dumm und werte mich konsequent gegenüber anderen ab.
Jein.
Ich verstehe mich selbst nicht, auch die Klinik konnte mir mich nicht erklären...
Bist Du sicher, daß Du an kompetente Partner geraten bist?

Hm, also, es mag ja auch mit am Alter u.ä. liegen, doch ganz sicher nicht nur daran, und wenn ich so all die vielen Jahre zurückblicke und mit jetzt vergleiche: Meine Erschöpfungsproblematik ist eher stärker (oder gleichgeblieben, aber ...), ich arbeite auch nicht mehr voll. Meine Gedanken über mich scheinen aber eindeutig anders zu sein, zumindest geht nicht einfach so ein negatives Kopfkino los. Und diese - eher "fröhliche" - Gelassenheit muß ja irgendwoher kommen. Keine Ahnung, was wäre, wenn ich mich heiß verlieben würde; doch normale Alltags- und Gruppenkontakte sind, erst recht im Vergleich zu früher, unproblematisch. Und ich glaube in meinem Fall schon, daß es etwas mit bestimmten Klinikerfahrungen (gute, intensive Gruppentherapie mit streng-klaren, aber auch sehr wertschätzenden Therapeuten) und leider erst sehr spät einem guten ambulanten Therapeuten und dem, was sie mir vermittelt haben, zu tun hat. Und das ist eigentlich der Part, der einfach abläuft, wenn es gut läuft, ich würde sogar sagen: unmerklich eher, und irgendwann ist es anders; - während das "Erklären, wie man tickt", eher noch etwas Sachlich-Logischeres, Nachvollziehbareres und Beschreibbareres hat, und es wundert mich sehr und ich finde es sehr unbefriedigend, daß da anscheinend bei Dir so gar nichts paßte.

LG, Zarra
yoyolo
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Registriert: 4. Jul 2013, 21:43

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Hallo noch mal,
ich habe das Thema sacken lassen ... und bin dabei, mich darauf einzustellen, dass ich demnächst wohl in eine Klinik gehen werde. Danke Euch.
Vorher gibt es eine Phase, in der meine Kollegen im Urlaub sind. Ich will sie nicht hängen lassen, die Mitarbeiter in der Firma auch nicht. Also werde ich mich zusammenreißen und die Zeit hoffentlich noch irgendwie hinkriegen. Richtig gut fühlt sich das nicht an.
Ich bin derzeit AU geschrieben. Ich fühle mich aber nicht "krank". Das macht es so schwer für mich. Aber es ist so, dass der Restalltag, der noch zu bewältigen ist (Familie und meine Arzt- und Physio-Termine wg. Rücken) mich völlig umhauen. Ich habe das Gefühl, mich alle zwei Stunden hinlegen und ausruhen zu müssen. Heute habe ich mit einer netten Kollegin/Freundin telefoniert. Das war gut und intensiv. Danach hatte ich das Gefühl, ich bin für den Rest des Tages nicht mehr zu gebrauchen. Schließlich habe ich mich auch hingelegt und geschlafen. Es ging nichts mehr. Ist auch das Depression oder nur eine tiefe, tiefe Erschöpfung bis ins Mark? Was soll ich tun? Kann ich Klinik wirklich noch sechs bis acht Wochen aufschieben? Mit meinem Hausarzt muss ich wieder über Krankschreibung sprechen. Ich komme mir so blöd vor, weil ich doch eigentlich "nichts" habe. Ich muss immer den Zeitraum bestimmen. Das kommt mir dann so vor, als ob ich überteibe.
Eigentlich gehen auch die drei Wochen Urlaubsvertretung für die Kollegen nicht. (oder: ich bin mir nicht sicher, ob ich das hinkriege) Aber ich kann das weder meinem Chef noch Kollegen sagen und eigentlich auch nicht meinem Arzt. Ich denke immer, er glaubt mir nicht. Und ich weiß ja auch, dass AU keine Lösung ist. Ach, ich schreibe wirr. Vielleicht gehört es auch gar nicht mehr hier in diesen Thread. Aber ich lasse es so stehen. So ist es halt gerade. Vielleicht fällt Euch was dazu ein, was mir noch mal hilft, mich besser zu sortieren oder meinen Zustand besser einordnen zu können.
Gut, dass Ihr da seid. danke.
Viele Grüße
yoyolo
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Hallo yoyolo,
dass ich demnächst wohl in eine Klinik gehen werde
mal ganz praktisch: Wie konkret ist das denn? Welche Klinik? Wer soll der Kostenträger sein? ... klar gibt es Akutkliniken, die im Notfall von jetzt auf nachher aufnehmen. Die sind jetzt aber nicht unbedingt auf spezielle Psychotherapie fokussiert. Normalerweise gibt es Wartezeiten!! Oder ist das bei Dir anders? Reha muß beantragt werden. Und selbst bei Kliniken mit Einweisungsmöglichkeit kriegt man in der Regel eher später als früher einen Termin. Wenn man nächste oder übernächste Woche einfach kommen könnte, wäre das schön ...

Für die anderen "Fragen" - Kollegen, ggf. Urlaubsvertretung, Krankschreibung - habe ich gerade keinen Kopf mehr, sorry.

LG, Zarra
Bittchen
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Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Yoyolo,

Es ist ja ein Symptom der Krankheit,die eigenen Beschwerden immer hinten an
zu stellen.
In eine Akutklinik bin ich immer gegangen,wenn ich selbstmordgefährdet war oder es zuhause nicht mehr ausgehalten habe .Da tat mir die Depressionsstation immer sehr gut.Bei mir gab es da auch Therapien,die mich stabilisiert haben.
Die Rehaklinik ist ganz anders.Viel mehr Psycho- und Körpertherapie.
Es war anstrengend,wenn du noch sehr im Loch sitzt könnte es schwierig werden.
Das solltest du mit deinem Haus -oder Facharzt besprechen.Vor allen Dingen solltest du es dir Wert sein,alles zu versuchen um gesund zu werden.Es geht auch erst Akutklinik und dann Reha.
Solltes du weiter so unentschlossen sein und andere immer berücksichtigen,könnte das böse Folgen für dich haben.Je länger du wartest,dich ernsthaft behandeln zu lassen,umso schwieriger kann es werden gesund zu werden.Da habe ich so meine Erfahrung mit.Ich habe mich und meine Beschwerden lange nicht ernst genommen,immer weiter gemacht,heute ist meine Krankheit chronisch.
Jetzt habe ich endlich gelernt,auf mich zu achten.

Alles Gute und Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
yoyolo
Beiträge: 52
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Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von yoyolo »

Hallo Ihr da draußen ;-),
ich habe gerade noch mal Eure vielen Antworten gelesen. Danke noch mal. Ihr ermutigt mich, diesen Schritt zu tun und eine neue Erfahrung zu machen.
Konkret sieht es so aus, dass ich nicht in eine Notfallklinik gehen soll/will sondern in irgendetwas was "gemischte Klinik" heißt. Zahlen soll die Krankenkasse. Wegen der Wartezeit habe ich geschrieben "demnächst". Es muss ja auch erst mal die Kostenfrage geklärt werden und welche Klinik mich überhaupt nimmt. Mir ist das mit der Wartezeit aber ganz recht. Dann kann ich mich noch ein bisschen drauf einstellen. Das brauche ich, glaube ich. Es stellt sich aber auch die Frage, wie ich die Zwischenzeit überbrücke. AU, arbeiten, Urlaub - eine Kombination aus allem?
Und die wichtigste Frage: In welche Klinik ich denn gehen soll. Da sind mein Therapeut, Psychiater und Hausarzt ziemlich "lustig". Alle haben mir eine Klinik genannt, aber die Begründungen hatten wenig mit mir zu tun. Ich habe das Gefühl, ich muss mich selbst darum kümmern. Ist das normal? Der Psychiater schlägt Bad Arolsen vor, mein Therapeut "hat nichts Negatives" über Bad Zwesten gehört und mein Hausarzt schlägt Dr. Barner in Braunlage vor. Ich habe alles gegoogelt: Bad Arolsen scheint mir zu verhaltenstherapeutisch zu sein. Ich glaube, damit ginge es mir nicht gut. Bad Zwesten klingt gut, hat aber monatelange Wartezeit. Dr. Barner klingt ein bisschen mehr nach Wellness und ich bin mir nicht sicher, ob es mir da auch schlecht gehen darf, bzw. ob ich da genug Therapie bekomme. Aber mich wirklich gut zu erholen, ist vielleicht auch schon genug. (Nur was mache ich mit meinen ganzen "Baustellen"?)
Kurz: Ich bin ratlos. Wie habt Ihr das gemacht? Und schließlich sagen Internetauftritte wenig darüber, wie es dann tatsächlich ist. Und es ist ja für jede/n dan auch nochmal sowieso anders.
Und was will ich da eigentlich? Mit der Anmeldung in Bad Zwesten muss man drei Ziele benennen, was ich gut finde, damit es realistisch bleibt. Ich habe aber mindestens zehn Ziele, die so umfassend sind (z.B. mich spüren, mich mögen ;-) ), dass ein paar Wochen Klinik sowieso nur ein Schritt sein können.
Mich erholen, wieder stabiler werden, belastbarer wäre auch ein gutes Ziel. Aber reicht das? Was, wenn ich wieder in meinen Alltag komme und alles weitergeht wie vorher? Das will ich nicht. Und das macht mir echt Angst.
Ach, ich warte jetzt mal eure Rückmeldungen ab - wenn Ihr mögt.
LG
yoyolo
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wann ist eine Klinik sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Liebe yoyolo,

die Richtung klingt gut bei Dir :) :)

Mit der "richtigen" Klinik ist es nicht so einfach. Denn die Störungen, die Menschen und ihre Bedürfnisse können unterschiedlich sein. Empfehlungen sagen also bedingt etwas aus. Und es hängt natürlich auch noch abgesehen von Klinikgegebenheiten und ggf. einer Gesamtatmoshäre von Zufällen ab, an welchen zuständigen Therapeuten Du gerätst, wer gerade krank ist oder Urlaub hat, ... ...

Also ich persönlich würde versuchen, die Chance eines Klinikaufenthalts psychotherapeutisch möglichst effektiv zu nutzen. "Wellness" ist nett, Bewegung ist nett, Erholung ist nett, doch dazu mußt Du nicht zwingend in eine psychotherapeutische Klinik. Meine Meinung und Einstellung.

Und gleich als nächsten Satz schreibe ich: Nimm' Dir nicht zuviel vor! Du wirst nicht als komplett anderer Mensch da rausgehen. Du bekommst Ansätze, Anstöße, Anfänge, an denen Du später weiterarbeiten "mußt"/kannst. - Bei meinem letzten Klinikaufenthalt, der inzwischen auch schon einige Jahre her ist, wurde uns explizit am Anfang gesagt, daß man in dieser Zeit nicht alles bearbeiten könne, daß man ggf. Schwerpunkte setzen solle.

Deine genannten Ziele finde ich gut. ... zehn sind das aber nicht. ;-) (Und die Erholung würde ich vielleicht eher in den Nachsatz packen, denn das ist eher hoffentlich ein guter Nebeneffekt, wegen dem Du aber nicht zwingend eine stationäre Therapie machen müßtest.) Und ein Ziel könnte es ja auch sein, für den Alltag später mehr "Werkzeuge" zu haben, um Überlastung vorzubeugen und ggf. besser mit ihr umzugehen.

Von "Deinen" drei Kliniken habe ich nur von einer gehört, und zwar eher Gutes: Bad Zwesten.
Ich habe das Gefühl, ich muss mich selbst darum kümmern. Ist das normal?
Zumindest habe ich es ähnlich erlebt.

LG, Zarra
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