einfach mal so ausgekotzt

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LarissaMcKenzie
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einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von LarissaMcKenzie »

"Eine Depression ist ein fucking Event.", das ist der erste Satz aus Mängelemeplar, das Buch von Sarah Kuttner, das ich vor zwei Wochen an einem Tag verschlungen habe. Das soll jetzt keine Buchbesprechung werden, ich will mich nur einmal so richtig auskotzen.

Heute bin ich wütend. An allen anderen Tagen bin ich zwar traurig, aber heute hat mein krankes Gehirn mal Abwechslung gebraucht und ist wütend.
Eine Depression ist also ein fucking Event? Nachdem ich diesen Satz gelesen hatte, hat es mich schon aufgeregt und ich weiß bis heute nicht, warum ich das Buch doch gekauft habe. Ich war komplett verzweifelt und da ich nichts mehr zu verlieren habe, hab ich auf Empfehlung von Deprilibi halt das Buch gekauft. Letztendlich hat mir das Buch gefallen, es hat nicht den Anspruch ein Selbsthilfebuch zu sein und doch konnte ich einige Dinge, zumindest ein paar Tage lang, mitnehmen.
Jetzt ist alles wieder weg.
Ich denke nicht, dass die Depression ein Event ist, sie macht vielmehr alles, jede noch so winzige Tätigkeit zu einem Event. Ich war heute das erste Mal seit fünf Tagen wieder duschen. Scheiße. Ich hatte das Gefühl, ich sollte es jedem erzählen und war total stolz auf mich. Nachdem ich fünf Tage zu nichts Kraft hatte und mir zwischenzeitlich selbst das Atmen anstrengend vorkam, war ich heute endlich duschen. Nicht das große Tamtam mit Rasieren, Peelen, Duschen, Föhnen und im besten Fall noch Schminken. Nein, nur duschen. Sogar mit Duschgel und Shampoo. Ich saß mal nicht heulend in der Dusche wie in einem scheiß Dramady-Film, sondern ich stand aufrecht, ohne zu Heulen in der Dusche und habe es durchgezogen. ICH HABE ES DURCHGEZOGEN, BAM, LEBEN! Das hat mich so stolz gemacht...
Jetzte sitze ich hier....
Das ist doch scheiße, alles scheiße. Ich freue mich hier, weil ich duschen war...
Mehr habe ich heute nicht hingekriegt. Ich hab sechs Stunden gebraucht, um mich zu überreden aus dem Bett aufzustehen und an die letzten acht Stundne erinnere ich mich nichtmal mehr richtig. Was mache ich denn den ganzen Tag?
Heulen, danach ist alle Kraft udn Hoffnung weg.
So schlimm wie jetzt war es noch nie. SOnst konnte ich es immer von mir wegschieben, zumindest eine Zeit lang. Ich war quasi nur halbtags-depresiv. Aber in den letzten Monaten ist es zu einer Ganztagesstelle geworden. Die Depression, die olle Ziege, hat ich so richtig im Griff. Ich darf ihr hinterher putzen, sie ständig um jeden noch so kleine WInzigkeiten stundenlang anbetteln, ich umsorge sie, decke sie abends warm zu und entschuldige mich morgens bei ihr, warum sie noch keinen Kaffee hat. Es ist nicht mehr Larissa mit 'nem kleinen Problem (das man ja so toll behandeln kann, wie es alle anderen sagen!), nein, es ist DIE DEPRESSION und ganz da hinten, siehst du?, das kleine Häufchen da, genau, das da mit dem schwarzen Trauerkleid, das da ist Larissa.
Ich hab keine Lust mehr. Ich will nicht mehr. Ich hab so die Schnauze voll! Ich will sie vor die Tür setzen, fristlos. Ich will ihr eine einstweilige Verfügung hinknallen und sagen: "So, Freundchen, und ab jetzt kannst du mich nur noch aus der Ferne ansehen. Du darfst mir nicht mehr nachstellen, dich mir nicht mehr nähern. Nimm das!" Aber das ist scheiße und das Gebrabbel eines Kleinkindes...Sie würde sich ja doch nicht daran halten. Beim letzten MAl hat es ja auch nichts gebracht...
Mensch, warum ich? Was hab ich denn getan? Es hat mit 14 angefangen, da war ich doch noch viel zu jung, um so viel Mist zu bauen, dass der liebe Gott jetzt so sauer auf mich ist??!! Vielleicht ist es ja, weil ich ihn immer abgestritten hab...
Liebe Schutzengel, an dich hab ich immer geglaubt. Hilf mir doch! Sag dem bösen Mann er soll die bösen Gefühle von mir wegnehmen! Mach, dass es aufhört! Wie sehr soll ich dir denn noch entgegen kommen? Ich will ja leben, ich streng mich doch an. Ich hab mich so in das Leben hineingesteigert, dass ich jetzt dran verzweifle. Bitte, hilf mir doch.
Ich fühl mich jeden Tag beschissen, ich kriege Angst und Panikattacken, ich hab fast zwanzig Kilo zugenommen und mein Astham verschlechtert sich, ich kann nicht mehr zur Schule gehen und verliere alle meine Freunde, und die paar, die noch da sind, können mich einfach nicht verstehen... Bitte, egal, wer da oben zuhört, kannst du nicht helfen? Ich verspreche hoch und heilig, dass ich mich beim nächsten Mal Fluchen auch zusammenreißen werde und nicht so viele Schimpfwörter benutzen werde. Ich arbeite an mir, das verspreche ich, aber kannst du mir nicht ein wenig Rückenwind geben?
Wir sind ja modern, deshalb hier kein Amen, sondern nur ein: "Schreib mir doch mal ne whatsapp."
Zwiebelchen
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Larissa,

da fehlen mir fast die Worte...5 Tage ohne Duschen... du brauchst Hilfe!

Vor allem aber ist dein Talent beim Schreiben bemerkenswert (wäre schön, wenn es nicht in echt so schrecklich für dich wäre). Wirklich, ich finde du könntest das so und noch mehr in einem Blog oder Buch veröffentlichen, es ist so modern, humorvoll...macht dich sehr liebenswert.

Lebst du alleine? Es ist schwer etwas zu sagen, der Text ist krass, aber ich weiß ja nicht was dir fehlt im Alltag, wie deine Lebenssituation ist, was dir jetzt helfen kann. Warst du schon mal in einer Klinik oder kannst dir das vorstellen?

Ansonsten gibt es auch das sogenannte Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) in jeder größeren Stadt, die helfen mit Beratung und Angeboten sehr unkompliziert und sofort, ohne lange Wartezeit. Vielleicht kannst du da mal anrufen?

Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Deine Art zu schreiben hat mich trotzdem sehr beeindruckt. "Mängelexemplar" wollte ich auch lesen, bin vor kurzem darauf aufmerksam geworden.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Salvatore
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von Salvatore »

Hallo Larissa,

da wo du jetzt stehst, stand ich 2010. Ich wollte absolut nicht in eine Kinik, aber nach wochenlangem Diskutieren meinte mein Therapeut zu mir, "entweder Sie gehen von alleine oder ich weise Sie ein!". Ich dachte, das zieht er nicht durch, aber dann war meine Angst zu groß, dass er es doch tun würde und mir dann in der Klinik aber jede Entscheidungsfreiheit genommen würde - also bin ich lieber freiwillig gegangen. Wie ich das im Nachhinein finde, dass er mir so die Pistole auf die Brust gesetzt hat, ändert sich ständig.

Jeder darf gerne glauben, was oder woran er will - ich persönlich bin überzeugt, dass es keinen Gott gibt und du ihn daher auch nicht verärgert haben kannst, um jetzt mit der Depression so bestraft zu werden. Es gibt aber auch keinen, der dir zur Seite springen wird und es gibt keinen Schutzengel, der macht, dass es aufhört. Das müsstest du schon selbst in die Hand nehmen. Ich habe jetzt deine Geschichte nicht parat und weiß nicht, ob es irgendjemanden gibt, der dir ganz real beisteht? Hast du Behandler, die du anrufen und um Hilfe bitten könntest? Einen Arzt, der dir ggf. eine Einweisung ausstellt? (Denn ich denke, darüber solltest du ganz konkret nachdenken. Ambulant wird es glaube ich jetzt gerade schwierig.)

Ich finde es übrigens großartig, dass du das Duschen geschafft hast. Ich erinnere mich, was für ein unermesslicher Kraftakt das sein kann, welche Selbstüberwindung es kostet und wie komplex diese Handlung eigentlich ist. Ich meine, überleg mal: Handtuch zurechtlegen. Ausziehen. In die Dusche steigen. Brause anstellen. Temperatur regeln. Shampooflasche nehmen und öffnen. Shampoo rausdrücken. In die Haare schmieren. Flasche zurückstellen. Ähnliches mit Duschgel. Den ganzen Kram wieder rauswaschen. Abbrausen. Und dann geht der Stress ja erst richtig los mit abtrocknen und anziehen... Puuuhhhh. Und das meine ich völlig unironisch. Was für ein Aufwand. Ich glaube, ICH dusche heute nicht!

Wenn du gerne liest, empfehle ich dir den Blog von Tobi Katze, falls du den noch nicht kennst: http://www.stern.de/gesundheit/dasgegenteilvontraurig/
Und sein Buch fand ich auch super: "Morgen ist leider auch noch ein Tag" (http://www.rowohlt.de/taschenbuch/tobi- ... n-tag.html)

LG, Salvatore

PS: An den meisten Tagen kann ich heute ohne weiteres Duschen. Ohne gute, reale Hilfe hätte ich das aber niemals geschafft. Wahrscheinlich würde ich heute nicht mehr leben, wenn ich mein Schicksal in die Hand eines Gottes gelegt hätte, der sich sich seit 2000 Jahren nicht mehr zu Wort gemeldet hat.
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
LarissaMcKenzie
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von LarissaMcKenzie »

Salvatore hat geschrieben:Hallo Larissa,

da wo du jetzt stehst, stand ich 2010. Ich wollte absolut nicht in eine Kinik, aber nach wochenlangem Diskutieren meinte mein Therapeut zu mir, "entweder Sie gehen von alleine oder ich weise Sie ein!". Ich dachte, das zieht er nicht durch, aber dann war meine Angst zu groß, dass er es doch tun würde und mir dann in der Klinik aber jede Entscheidungsfreiheit genommen würde - also bin ich lieber freiwillig gegangen. Wie ich das im Nachhinein finde, dass er mir so die Pistole auf die Brust gesetzt hat, ändert sich ständig.

Jeder darf gerne glauben, was oder woran er will - ich persönlich bin überzeugt, dass es keinen Gott gibt und du ihn daher auch nicht verärgert haben kannst, um jetzt mit der Depression so bestraft zu werden. Es gibt aber auch keinen, der dir zur Seite springen wird und es gibt keinen Schutzengel, der macht, dass es aufhört. Das müsstest du schon selbst in die Hand nehmen. Ich habe jetzt deine Geschichte nicht parat und weiß nicht, ob es irgendjemanden gibt, der dir ganz real beisteht? Hast du Behandler, die du anrufen und um Hilfe bitten könntest? Einen Arzt, der dir ggf. eine Einweisung ausstellt? (Denn ich denke, darüber solltest du ganz konkret nachdenken. Ambulant wird es glaube ich jetzt gerade schwierig.)

Ich finde es übrigens großartig, dass du das Duschen geschafft hast. Ich erinnere mich, was für ein unermesslicher Kraftakt das sein kann, welche Selbstüberwindung es kostet und wie komplex diese Handlung eigentlich ist. Ich meine, überleg mal: Handtuch zurechtlegen. Ausziehen. In die Dusche steigen. Brause anstellen. Temperatur regeln. Shampooflasche nehmen und öffnen. Shampoo rausdrücken. In die Haare schmieren. Flasche zurückstellen. Ähnliches mit Duschgel. Den ganzen Kram wieder rauswaschen. Abbrausen. Und dann geht der Stress ja erst richtig los mit abtrocknen und anziehen... Puuuhhhh. Und das meine ich völlig unironisch. Was für ein Aufwand. Ich glaube, ICH dusche heute nicht!

Wenn du gerne liest, empfehle ich dir den Blog von Tobi Katze, falls du den noch nicht kennst: http://www.stern.de/gesundheit/dasgegenteilvontraurig/
Und sein Buch fand ich auch super: "Morgen ist leider auch noch ein Tag" (http://www.rowohlt.de/taschenbuch/tobi- ... n-tag.html)

LG, Salvatore

PS: An den meisten Tagen kann ich heute ohne weiteres Duschen. Ohne gute, reale Hilfe hätte ich das aber niemals geschafft. Wahrscheinlich würde ich heute nicht mehr leben, wenn ich mein Schicksal in die Hand eines Gottes gelegt hätte, der sich sich seit 2000 Jahren nicht mehr zu Wort gemeldet hat.
Danke.
Das macht wirklich Mut. Ganz ehrlich. Ich denke immer wenige Worte wirken irgendwie desinteressiert, aber ich meine es nicht so. Danke.

Ich glaube eigentlich nicht an Gott, aber in letzter Zeit ist alles so verfahren, dass ich ja nichts zu verlieren habe, ich dachte, ich probiere es mal.
Manchmal glaube ich, dass ich doch unglaublich naiv sein muss, wenn ich immernoch an das Leben glaube. Aber ich habe mich damit abgefunden. Irgendwann habe ich mal eine Geschichte, auf die zurück blicken kann und klar wird es da dunkle Kapitel geben, aber irgendwann werde ich dann Kelly Clarkson zitieren: "What doesn't kill you makes you stronger."
Ich habe morgen ein Vorgespräch in einer psychosomatischen Akutklinik und bin wahnsinnig aufgeregt deswegen, aber immerhin fühle ich etwas.
Und außerdem habe ich mir ein eigenes, geheimes Ziel gesetzt: Irgendwann geht es mir wieder gut und dann werde ich sensibel für andere sein und ihnen helfen, ich möchte versuchen alle Fehler zu vermeiden, die andere bei mir gemacht werden.
DieNeue
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von DieNeue »

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Zuletzt geändert von DieNeue am 12. Mai 2019, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von DieNeue »

gelöscht
Zuletzt geändert von DieNeue am 12. Mai 2019, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
LarissaMcKenzie
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von LarissaMcKenzie »

Wow, also gestern dachte ich noch, da gäbe es einen Lichtblick, weil ich heute das Gespräch in dieser Akutpsychosomatik hatte....Ich hab mich noch nie so vorgeführt, bloßgestellt und beschissen gefühlt! Ich bin manipulativ, weil ich gerne meine Eltern bei dem Gespräch dabei gehabt hätte - oh gott, am liebsten sogar beide! - und mein Freund liebt mich nicht wirklich, er ist eigentlich nur genervt von mir, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme und außerdem habe ich keine Depression, ich wirke nicht wie jemand, der traurig ist, ich nehme das nur als Ausrede nicht in die Schule zu müssen und warum ich jetzt keine Hobbies mehr habe, verstand der Typ auch nicht - dabei hab ich jetzt doch so viel Zeit wenn ich nicht in der Schule bin. Meine Psychologin und mein Psychiater sind beide unbrauchbar und ich soll mich halt nicht so anstellen. Das und noch mehr wurde mir an den Kopf geknallt und als ich dann - in wirklich ruhigem Tonfall, ich habe meine gesamte Selbstbeherrschung zusammen gekratzt - sagte, dass ich mir ein bisschen verarscht vorkomme, so wie ich hier da gestellt werde, dass ich das letzte bisschen Stolz zusammen kratze, um nicht vor zig fremden Leuten wie ein Tropf zu heulen und jetzt als Heuchlerin und sonst was tituliert wurde, wurde ich nur als nicht kritikfähig abgestempelt. Ich verstecke mich hinter meiner Depression, würde ja nichts versuchen und wirke ansonsten auch nicht depressiv. Wie sieht denn bitte der Standard-Depressive aus? Also wir haben im Psychologieunterricht immer gelernt, dass sich das bei jedem anders äußert, und einen guten Tag zu haben und mal nicht pausenlos zu heulen, wird mir jetzt als manipulativ und faul ausgelegt. Hallo?! Ich bin gerade so wütend auf diesen Dreckskerl!!!
Akutpsychosomatik Bad Dürkheim, nie wieder, dieser Herr Rei ist das absolut allerletzte.
mime
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von mime »

Hallo Larissa,

dass du so eine Erfahrung machen musstest, tut mir echt leid.

Vielleicht hat aber auch nur dein Krankheitsbild dort nicht in die therapeutischen Konzepte gepasst. Dass ein Arzt dermaßen abschätzend spricht bzw. urteilt, hätte ich nicht erwartet. Es KANN ja sein, dass die Depression bei dir einfach andere Merkmale aufweist als üblich oder dass es massive depressive Phasen innerhalb einer evtl. noch zu stellenden anderen Diagnose gibt.

Ich denke ja, dass die Depression viele Gesichter haben kann (und auch sie wiederum kann bestimmte Verhaltensweisen hervorrufen, die nicht "typisch" depressiv sind).

Möglicherweise war diese Klinik einfach die falsche Adresse für dich (doch vielleicht editierst du mal den Namen des Menschen, der dich so aufgeregt hat, oder nenne ihn doch einfach Herrn R.).

Ich hatte mich vor 2,5 Jahren auch mal in einer Klinik (keine Akutklinik) vorgestellt und bin mit der gesprächsführenden Psychologin überhaupt nicht klargekommen (und sie wahrscheinlich mit mir auch nicht). Sowas gibt's, das ist ätzend, weil man sich hinterher total mies fühlt, aber manchmal ist es besser, dann dort NICHT aufgenommen zu werden - das merkt man meist aber erst mit Abstand hinterher.

Akutpsychomatik klingt für mich als Laie auch nicht unbedingt für jedermann mit einer psychischen Störung passend. Da wäre vielleicht eher ein psychiatrisches Krankenhaus oder so (da kenne ich mich auch nicht so gut aus) eine Option.

Es wäre wichtig, dass du jetzt möglichst nicht aufgibst, und evtl. weitersuchst, um eine für dich geeignete Behandlung zu finden. Du bist momentan therapeutisch und psychiatrisch unterstützt? Könntest du denen von deinem Erlebnis erzählen?

Vielleicht wissen die ja andere Institutionen, an die du dich wenden kannst - evtl. auch für junge Leute. Wenn du schreibst, dass du nicht mehr zur Schule gehen kannst, wäre vielleicht auch da noch eine Möglichkeit.

Wurden dir schon mal Medikamente verordnet?

Sorry, ich will dich nicht ausfragen - du brauchst auch nicht zu antworten - sondern ich versuche mir, da ein etwas besseres Bild zu machen (und aus deinem Eingangspost habe ich nicht so viel herauslesen können, außer, dass du sehr, sehr wütend bist bzw. bei dir eine Grenze erreicht ist).

Ich wünsche dir, dass du den heutigen Tag ruhiger ausklingen lassen kannst und dass sich für dich dennoch weitere Behandlungsmöglichkeiten auftun werden in der kommenden Zeit.

Viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
LarissaMcKenzie
Beiträge: 25
Registriert: 17. Nov 2015, 16:52

Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von LarissaMcKenzie »

mime hat geschrieben:Hallo Larissa,

dass du so eine Erfahrung machen musstest, tut mir echt leid.

Vielleicht hat aber auch nur dein Krankheitsbild dort nicht in die therapeutischen Konzepte gepasst. Dass ein Arzt dermaßen abschätzend spricht bzw. urteilt, hätte ich nicht erwartet. Es KANN ja sein, dass die Depression bei dir einfach andere Merkmale aufweist als üblich oder dass es massive depressive Phasen innerhalb einer evtl. noch zu stellenden anderen Diagnose gibt.

Ich denke ja, dass die Depression viele Gesichter haben kann (und auch sie wiederum kann bestimmte Verhaltensweisen hervorrufen, die nicht "typisch" depressiv sind).

Möglicherweise war diese Klinik einfach die falsche Adresse für dich (doch vielleicht editierst du mal den Namen des Menschen, der dich so aufgeregt hat, oder nenne ihn doch einfach Herrn R.).

Ich hatte mich vor 2,5 Jahren auch mal in einer Klinik (keine Akutklinik) vorgestellt und bin mit der gesprächsführenden Psychologin überhaupt nicht klargekommen (und sie wahrscheinlich mit mir auch nicht). Sowas gibt's, das ist ätzend, weil man sich hinterher total mies fühlt, aber manchmal ist es besser, dann dort NICHT aufgenommen zu werden - das merkt man meist aber erst mit Abstand hinterher.

Akutpsychomatik klingt für mich als Laie auch nicht unbedingt für jedermann mit einer psychischen Störung passend. Da wäre vielleicht eher ein psychiatrisches Krankenhaus oder so (da kenne ich mich auch nicht so gut aus) eine Option.

Es wäre wichtig, dass du jetzt möglichst nicht aufgibst, und evtl. weitersuchst, um eine für dich geeignete Behandlung zu finden. Du bist momentan therapeutisch und psychiatrisch unterstützt? Könntest du denen von deinem Erlebnis erzählen?

Vielleicht wissen die ja andere Institutionen, an die du dich wenden kannst - evtl. auch für junge Leute. Wenn du schreibst, dass du nicht mehr zur Schule gehen kannst, wäre vielleicht auch da noch eine Möglichkeit.

Wurden dir schon mal Medikamente verordnet?

Sorry, ich will dich nicht ausfragen - du brauchst auch nicht zu antworten - sondern ich versuche mir, da ein etwas besseres Bild zu machen (und aus deinem Eingangspost habe ich nicht so viel herauslesen können, außer, dass du sehr, sehr wütend bist bzw. bei dir eine Grenze erreicht ist).

Ich wünsche dir, dass du den heutigen Tag ruhiger ausklingen lassen kannst und dass sich für dich dennoch weitere Behandlungsmöglichkeiten auftun werden in der kommenden Zeit.

Viele Grüße
Mime
Ich habe Medikamente, Mirtazapin und Escitalopram, und bin auch in einer Psychotherapie.
Nur läuft im Moment einfach so überhaupt nichts, nichts bewegt sich, es wird eher schlechter als besser und ich bin wirklich sehr frustriert und mir dann auch noch vorwerfen zu lassen ich würde mich auf meiner Depression ausruhen und nichts machen wollen, macht mich mittlerweile wirklich wütend. Ich war nie der Typ, der schnell wütend geworden ist, ich war auch nie der Trauerklos, nur kommt es mir so vor als hätte da irgendeine höhere Macht gegen mich und bringt mir eher noch mehr Probleme als welche zu lösen...
Wenn irgendjemand hier im Rhein-Neckar-Kreis eine Klinik kennt - nicht das ZI und auch nicht diese AHG - bitte, bitte, schreibt sie mir. Ich hab ja selbst keine Ahnung, was Akutpsychosomatik ist oder der Unterschied zwischen Kur, Reha und Klinik...ich stehe einfach gerade vor den Trümmern meines Lebens und Seins und gebe so langsam wirklich auf. Noch bin ich wütend, weil nichts läuft. Aber ich hab Angst, vor der Emotion, die nach Wut kommt, ich glaube da an gar nichts Gutes mehr und erwarte das absolut schlimmste...
Salvatore
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Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von Salvatore »

Hallo Larisaa,

auweia - worst possible outcome. Ich kann dir aber sagen, dass das nicht immer so laufen muss, ich bin auch nicht sofort ersichtlich depressiv. In Kliniken waren immer alle - Behandler wie Mitpatienten - überrascht von meinen Erzählungen, weil sie sich so krass von dem Beobachtbaren unterschieden: nach außen hin wirke ich aufgeräumt, ich bin witzig und schlagfertig und finde überall sofort Anschluss, mache jeden Blödsinn gerne mit, habe Ideen, eine gute Problemlösekompetenz. Als ich in meinem Umfeld erzählte, dass ich Depressionen habe, war die erste Reaktion oft "waaaaas, duuuuu doch nicht!" Ich heule nicht und ich jammere nicht.
Trotzdem wurde mir von Behandlerseite immer geglaubt und mein Leidensdruck nie in Frage gestellt. Zwei Klinikvorgespräche verliefen sachlich-kühl (und weniger herzlich-einfühlsam, wie ich es mir erhofft hatte), aber dennoch zugewandt, interessiert und verständnisvoll. Ich fühlte mich angehört und ernst genommen und ich denke nicht, dass innerhalb von einer halben Stunde ein umfassendes Patientenprofil inklusive abschließender Diagnosestellung realistisch ist; vor allem dann nicht, wenn es genau gegenteilig zu der Ansicht deiner anderen Behandler ausfällt, die dich bereits seit längerem kennen!

Also kann ich nur hoffen, dass du dich von dieser Person nicht beirren lässt und dich weiter umsiehst (was du anscheinend auch vorhast). Unser Brummi-Dieter hier aus dem Forum schwärmt vom ZI, vielleicht wäre das doch noch ein neuerliches in-Erwägung-ziehen wert? Ich kann dir leider nur zwei Kliniken im Norden empfehlen, das ist aber viel zu weit weg.
Akutpsychosomatik wäre für dich schon das Richtige, denke ich. (Mime, wieso sollte das denn nicht so gut geeignet sein für psychische Störungen??? Nein, für "jedermann" und "jede" Störung ist natürlich nicht "jede" Klinik geeignet...)

Psychiatrie KANN, insbesondere für junge Menschen, erstmal furchteinflößend sein und ich würde da dann an deiner Stelle sehr genau gucken, was das Therapieangebot beinhaltet, da gibt es immense Unterschiede. Grundsätzlich mal sind da eher Menschen mit schweren Erkrankungen und auf der Aufnahmestation bunt gemischt. Man kann Pech haben, dass es reine Verwahrstationen sind und außer einer umfassenden medikamentösen Behandlung nicht viel passiert. Viele psychiatrische Kliniken haben aber auch Depressionsfachstationen angegliedert, da ist man dann unter Leidensgenossen mit ähnlichem Störungsbild und das Therapieangebot kann sehr gut und umfangreich sein (so war es bei mir). Der Vorteil ist, dass man in die Psychiatrie jederzeit gehen kann. Die Psychosomatik ist weniger krankenhäusig, weniger krass in den Fällen (z.B. werden suizidale Patienten nicht aufgenommen), bietet auf jeden Fall umfangreich Therapien an (inwiefern die dann passend sind, ist natürlich individuell verschieden), sucht weniger die medikamentöse Unterstützung als die Psychiatrie - ist aber meist mit Wartezeiten verbunden.

Inwiefern eine Reha für Schüler in Frage kommt, weiß ich nicht. Das Antragsprozedere ist da für den Patienten auf jeden Fall schon mal aufwändiger und der Aufenthalt muss vorher genehmigt werden, die Verweildauer wird ebenfalls vorher festgelegt. Der Klinikaufenthalt findet dann aber auch in einer psychosomatischen Klinik statt. Während meiner eigenen Reha habe ich an denselben Therapien teilgenommen wie die Akutpatienten, insofern wüsste ich jetzt nicht, was für diesen Weg sprechen sollte.

Kannst du nicht mal deine Psychiaterin anhauen, dass die dich bei der Kliniksuche unterstützt? Vielleicht das Vorgespräch für dich vereinbart? Oder dir einen Zettling mitgibt, dass sie einen stationären Aufenthalt für dich wünschenswert findet? Nur so als Sicherheit für dich, dass du eben nicht bloß ein kreativer Schulschwänzer bist...

LG, Salvi
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
mime
Beiträge: 1321
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von mime »

Hallo Salvatore,

ich habe dir eben eine kurze PN zur Klarstellung geschrieben. Ansonsten kann ich dem nur beipflichten, was du geschrieben hast.

LG Mime

********************************

Hallo Larissa,

so ähnlich wie Salvatore sehe ich es auch, vor allem den Punkt, dass der Herr gestern quasi die Kompetenz deiner momentanen Behandler infrage stellt - das finde ich weder richtig noch nachvollziehbar, denn deine Behandler kennen dich und dein Beschwerdebild viel länger und vermutlich dadurch auch besser.

Lass dich nicht entmutigen durch das gestrige Erlebnis und schaue weiter, was dir helfen könnte.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Larissa,

leider sind Behandler auch nur Menschen - aber sowas wie du sollte keiner erleben.

Ich kann dir nur raten woanders hinzugehen - zur not in eine Akutklinik, da kannst du dich auch ein paar Tage ausruhen/stabilisieren bis evtl. ein anderer Platz frei wird.

Bitte lass dich nicht abwimmeln. Es gibt ja hier auch auf der Seite Krisentelefonnummern. Irgendeiner MUSS dir weiter helfen. Ich hatte auch schon schlechte Erfahrungen, es ist Mist, man wirkt halt anders nach außen als es innen aussieht.

Bitte rufe noch ein paar Stellen an und vergiss diesen Typen (wie soll man es anders nennen?!) einfach mal.

Ja, es gibt auch Jugendliche die keine Lust haben zur Schule zu gehen, aber so etwas jemand Verzweifeltem an den Kopf zu knallen (der so schwer krank ist, dass er 5 Tage nicht duschen konnte) ist meiner Meinung nach grob fahrlässig, fast schon Beihilfe zu etwas was diese Kliniken ja verhindern sollen.

Wenn es dir sehr schlecht geht (wie es ja klingt) kannst du in eine Akutklinik sofort gehen. Ich hoffe es kann dir jemand eine Gute in deiner Nähe empfehlen.

Viel Erfolg und bleib wütend und nutze die Kraft die du jetzt hast (?), es war NICHT deine Schuld, sondern eine Unverschämtheit bzw. schlimmes Missverständnis.

Ich hoffe dein Psychiater kann dir evtl. helfen und auch direkt eine Einweisung schreiben?

Du kannst auch bei der Telefonhilfe anrufen, die sind sehr nett und für Gespräche mit Menschen in Krisen ausgebildet. Ich hatte einmal ein sehr gutes Gespräch als ich kaum mehr reden konnte. Die sind wirklich super, probiere es mal aus.

Gute Besserung und schnelle Hilfe für Dich wünsche ich Dir.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: einfach mal so ausgekotzt

Beitrag von ndskp01 »

Meine Freundin war in der Oberbergklinik im Schwarzwald und ist dort sehr erfolgreich gegen Angst behandelt worden.
Leider ist die Klinik privat, aber vielleicht bist ja auch du privat versichert.
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