Die andere Frau

[Nona]

Wie ich in dem anderen Thread schon geschrieben habe, hat mein Exfreund letztes Jahr überraschend nach langer Beziehung mit mir Schluss gemacht, weil er keine Gefühle mehr für mich hatte. Inzwischen haben wir uns wieder angenähert und er hat erkannt, dass er depressiv ist (und für nichts und niemanden Gefühle hat).
Seitdem läuft es - im Vergleich zu den letzten Monaten - recht gut. Er will sehr aktiv etwas verändern und hat im Moment ständig Arzttermine (Bluttests, MRT etc) um alles Körperliche auszuschließen und ist bereit, wenn es nichts Organisches ist, auch eine Psychotherapie zu machen. Er verfolgt das wirklich mit Nachdruck, macht bei den Ärzten Druck für schnelle Termine und bezieht mich auch gut mit ein (er hat sogar gesagt, dass er es gut finden würde, wenn ich mal mit zum Psychologen gehen würde).
Das Problem ist, dass es da irgendwie noch eine andere Frau gibt. Ihr Name ist im Jahr vor unserer Trennung regelmäßig gefallen (sie sind im selben Sportverein) und 2 Wochen nach der Trennung, als wir noch in derselben Wohnung gewohnt haben, hat er eine Nacht bei ihr geschlafen, was mich damals sehr verletzt hat. Angeblich rein platonisch auf dem Sofa, weil sie sich fest gequatscht und Wein getrunken haben. Seitdem haben sie regelmäßigen Kontakt, er erzählt immer mal, dass sie Sonntags Kaffee trinken gehen etc. und über Pfingsten fahren sie nun mit dem Sportverein übers Wochenende weg, wobei die beiden da schon eine Art 2er-Team zu bilden scheinen, was z.B. die Anreise betrifft. Mich will er im Moment (seit Januar) nicht sehen, sondern nur telefonieren, weil er Angst hat, mir weh zu tun und erst mal mit sich selbst klarkomme will. Ich habe ihn mehrfach - auch gestern am Telefon - gebeten, mit mir über sie zu sprechen und mir zu sagen, wer sie für ihn ist (nur platonische Freundin, oder auch evtl. (wenn er wieder gesund ist) später mehr?), ob sie in ihn verliebt ist, ob sie mal darüber gesprochen haben, ob das mehr werden könnte und ob da (in unserer Beziehung oder nach der Trennung) mal was gelaufen ist. Ich habe ihm erklärt, dass ich im Moment wirklich keinen Druck machen will und z.B. auch nicht böse wäre, wenn die mal Sex hatten, aber für mich wissen muss, ob das alles gerade nur ein Ding „zwischen uns beiden und der Krankheit“ ist, oder noch eine andere Frau im Spiel ist. Er gibt mir keine Antworten und sagt, dass es ihn stresst, dass ich immer wieder frage, er mit mir darüber nicht sprechen will, weil ihn meine Eifersucht auch in unserer Beziehung belastet hätte und er Angst hat, dass ich immer weiter und tiefer fragen würde etc. Das einzige was er gesagt hat, ist, dass er ja keine Gefühle empfinden kann - also auch nicht für sie - und ich davon ausgehen könne, dass er mich nicht derart in den Prozess einbeziehen würde, wenn ich ihm nicht mehr sehr wichtig wäre. Er hat dann angeboten, den Kontakt zu ihr eventuell (da wollte er noch mal drüber nachdenken) erst mal abzubrechen, wenn mir das weh tut, aber darüber was zwischen denen war, was für Gespräche die führen usw. möchte er mit mir nicht sprechen.
Ich weiß jetzt überhaupt nicht, was ich machen soll. Heute Nacht war ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich ihn mit dem Thema in Ruhe lasse, davon ausgehe, dass zumindest im Moment nichts zwischen denen läuft (das hat er relativ stark durch die Zeilen gesagt) und ich darauf vertraue, dass ich mich, sollte es ihm überhaupt in absehbarer Zeit wieder besser gehen, gegen sie durchsetzen werde und dieses Ziel auch eher erreichen, wenn ich jetzt nicht ständig rumstresse, während sie wahrscheinlich Mega verständnisvoll ist (ich glaube, sie ist total in ihn verliebt).
Andererseits nervt es mich aber auch, dass ich so viel Verständnis habe, so viel gebe etc. und er unter Hinweis darauf, dass er krank ist und dass jetzt alles nicht kann, überhaupt nicht auf meine Bedürfnisse eingeht. Er muss doch merken, dass es mir mit dieser Unsicherheit nicht gut geht! Und mal 5 Fragen zu beantworten kann doch nicht so schwer sein!
Habe das heute Morgen drei (männlichen) Arbeitskollegen, mit denen ich auch privat befreundet bin, erzählt und alle haben gesagt, dass ich da mal „mehr Druck“ machen soll, dass der -egal wie es ihm geht - ja wohl hinkriegt, da mal „ die Zähne auseinander zu bekommen“ und ich mich nicht verarschen lassen soll… Jetzt bin ich total unsicher… Druck machen oder (erst mal) Ruhe geben?

[WernervonCroy]

Hallo Nona,

Seit ihr verheiratet?
Ich gehe mal davon aus, dass ihr es nicht seit.
Liebst du Ihn? Liebt er dich?
Vertraust du Ihm?
Wenn du Ihn liebst und im Vertraust(nach deinem Post eher weniger) dann mache auch keine Druck.
Sei doch froh. dass er eine Freundin hat mit der er "nur" quatschen kann. Ich kann mit Frauen auch besser und meine Freunde sind eigentlich alles Frauen. Ich bin verheiratet und würde meine Frau nie betrügen, auch wenn das öfter mal aufkommt.

Gruss Franky

[Nona]

Vielen Dank für deine Antwort! Wir sind nickt verheiratet, waren aber verlobt... Ich liebe ihn und vertraue ihm grundsätzlich auch, aber er "dürfte" ja sogar was mit ihr haben, ohne mich zu betrügen, weil wir ja gerade kein Paar sind... Ich merke halt, dass sie was von ihm will und subtil an ihm rumbaggert und er positioniert sich ja mir gegenüber nicht... Ich habe halt Angst, dass ich jetzt über Monate die Frau an seiner Seite bleibe, die zuhört, gute Tipps gibt usw und er dann, kaum, dass es ihm wieder besser geht, zu ihr geht... Das ist so das Horror Szenario, vor dem mich auch mein Umfeld warnt...

[ullkich]

Hallo Nona,
Ich denke in erster Linie ist es wichtig heraus zu finden was dir wichtig ist und ob du wirklich bereit bist an der Seite eines psychisch kranken zu leben.
Aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwer das ist.
Erst wenn dir das klar ist kannst du dich um die andere
Frau kümmern und um eure Beziehung kämpfen.

Ich wünsche dir viel Kraft um die für dich richtige Entscheidung durchzusetzen.

[Nona]

Hallo ulrik,
Darüber habe ich mir natürlich auch schon Gedanken gemacht und der "Plan" ist, dass ich die nächsten Wochen abwarte und abwarte, welche Diagnose es gibt (tatsächlich Depression oder organisch), welche Behandlungsmöglichkeiten und wie er auf die Behandlung anspringt... Ich kenne 2 Fälle aus meinem Bekanntenkreis, da ging es den erkrankten nach 2-3 Monaten deutlich besser und jetzt (1x 2 und 1 x 3 Jahre her) ist nichts mehr zu erkennen... Es hieß in beiden Fällen, dass es nichts tiefgreifendes (wie Kindheitstraumata) waren, sondern "nur" Überforderungen mit der aktuellen beruflichen und privaten Situation, was gut aufzuarbeiten war... Ich möchte uns die Chance geben, zu schauen, ob es bei uns auch so gut läuft... Ich habe im Moment ein ganz gutes Bauchgefühl, weil er sehr Therapiewillig ist ...Ansonsten habe ich mir aber vorgekommen, irgendwann einen Schlussstrich zu ziehen, um mein eigenes Leben nicht mit "wegzuwerfen" (zumal ich Anfang 30 bin und mir ein Baby wünsche)... Bleibt abzuwarten, ob ich da im Zweifel so hart bleibe, oder man doch immer tiefer mit rein gerät...