Sohn ist depressiv, ich weiß nicht mehr weiter

Antworten
Brigitte66
Beiträge: 3
Registriert: 29. Apr 2016, 23:11

Sohn ist depressiv, ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Brigitte66 »

Hallo zusammen,
mein Sohn ist depressiv. Er war bei einer Psychologin, nach einem relativ kurzen Gespräch verschrieb sie ihm Venlafaxin. Anfangs solte er 1 Tablette nehmen,nach 2 Wochen die Dosis auf 2 erhöhen. Diese Tabletten verschlimmern meiner Meinung nach aber alles nur noch. Es geht ihm richtig schlecht. Er will nur noch schlafen, ist aggressiv, zu nichts mehr in der Lage. Er steht kurz davor seinen Arbeitsplatz zu verlieren, weil er sich quasi jeden 2. Tag kurzfristig krank meldet. Er sagt, er könne nicht aufstehen, er traue sich die Arbeit nicht zu, ihm Ware ständig übel und er muß sich übergeben. Hilfe unsererseits ( Eltern und Freundin) lehnt er ab, wir hätten ja eh keine Ahnung und kein Verständnis. Und wenn es hart auf hart kommt droht er sich umzubringen. Er hat Donnerstag wieder einen Termin bei der Ärztin. Ich hoffe nur,das er ihn wahr nimmt. Ich persönlich bin der Meinung, er solle eine stationäre Therapie oder eine art Reha machen. Als ich ihn aber mal drauf angesprochen habe, ob das keine Option für ihn wäre ist er sofort ausgetickt und hat wieder gedroht sich dann umzubringen. Ich habe den Eindruck er will sich gar nicht helfen lassen und findet es eigentlich schön so wie es ist, so nach dem Motto: alles dreht sich um mich, ich bin der Arme und alles geht nach meinen Willen.sorry falls sich das etwas hart anhört. Aber mittlerweile sind wir alle am Ende unserer Kraft, weil wir nur nach nach seinen Wünschen agieren.aber so, wie er mit uns umgeht können wir auch nicht weiter machen, speziell seine Freundin ist schon nur noch am weinen, weil er sie psychisch unter Druck setzt. Könnt ihr mir einen Rat geben?
Vielen Dank
Brigitte
Norea
Beiträge: 39
Registriert: 22. Mär 2016, 07:29

Re: Sohn ist depressiv, ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Norea »

Liebe Brigitte,
der Titel hätte auch von mir sein können und teilweise auch dein Text. Seit 8 Jahren hat mein Sohn immer wieder depressive Phasen und hat sich bisher nur 2 x auf AD eingelassen, u.a. vor 4 Jahren auch mal auf Venlafaxin. Ihm ging es so, wie deinem Sohn, alles wurde schlimmer, nach 10 Tagen ist er zum Psychiater, der ihm das verschrieben hat, um das mit ihm zu besprechen, der hat dann nur die Dosis erhöht. Mein Sohn hat sich dann geweigert, die weiter zu nehmen, weil er meinte, er könne damit nicht länger überleben. Dann wars das wieder mit ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Beim nächsten sehr heftigen Schub hat er sich dann auf eine stationäre Reha eingelassen und dort Fluoxetin bekommen, was er aber nach der 6-wöchigen Reha, als es ihm wieder besser ging, gleich wieder abgesetzt hat.
Seit 1,5 Jahren wieder sehr in einem Tief, mit 3 Monate besser gehen zwischendurch, aber jegliche Hilfe wird verweigert, ... weil es ja sowieso nichts bringt, ihm sowieso niemand helfen kann. Er wird dann auch jedes Mal aggresiv, wenn ich ihm zu irgendwas anstupsen will.

Ja, ich weiß, die Depression verändern die Person und ich genieße sehr immer die - leider kurzen- Zeiten, wenn er mal wieder zugänglich ist und wir ein relativ normales Verhältnis haben können. Und ich versuche zu verstehen, dass er in nicht so guten Phasen, seine Ruhe haben will.
Aber das auszuhalten als Mutter, und wenn man dann auch noch mit den aggressiven Äußerungen, die einem an den Kopf geworfen werden, irgendwie umgehen muss, kostet so viel Kraft und ich war auch schon oft am Ende, sehr verzweifelt, mutlos, Batterie alle.
Vor 2 Jahren war ich 2 Mal bei einer psychologische Beratungsstelle, das hat mir damals geholfen. Momentan versuche ich mir positives zu gönnen, damit ich nicht auch noch krank werde, das schöne Wetter hilft mir auch dabei. Aber immer mal wieder blitzen dann auch so Gedanken auf, ... man, du hast es jetzt hier so schön, du geniesst das und das..... aber!...dein Kind verkriecht sich, kann den Frühling nicht genießen, es braucht Hilfe, aber nicht bereit, sie anzunehmen, und du guckst aus der Ferne nur zu. Mein Sohn ist 800 km von mir weg und das Kopfkino, dass manchmal aufkommt, wenn ich mir ausmale, in welchem Zustand er gerade ist, verursacht Bauchweh.
Es ist sehr belastend. Ich bin froh, hier im Forum zu lesen, auch von den Betroffenen. Das hilft mir, maches besser verstehen zu können. Und auch die Möglichkeit, wie jetzt, einfach mal wieder sich mit ähnlichen Betroffenen auszutauschen und zu sehen, ich bin nicht die einzige Mutter, der es so geht. Das hilft mir auch. Ich hoffe für dich, es hilft dir auch.

Liebe Grüße von Mutter zu Mutter,
Norea
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Sohn ist depressiv, ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Sonnenblume14 »

liebe Brigitte,

als Betroffene kann ich dir nur sagen, wie schwierig es auch für den Depressiven ist. Man fühlt sich ferngesteuert und kann nichts dagegen tun. Im Grunde mcöhte man wieder der Alte sein und bekommt es nicht hin. Das macht wütend, man fühlt sich völlig unfähig, dazu kommen wahnsinnige Ängste, oft vor Dingen und Situaionen, die man im "Normalzustand" problemlos gemeistert hätte.

Sich helfen zu lassen, ist da ein sehr großer Schritt. Doch in der Klinik wird z.B. der Umgang mit solchen Krisen vermittelt. Ich war 7 Wochen in einer Tagesklinik, da der Gedanke an eine stationäre Klinik unerträglich war. Die Tagesklinik bot eine gute Möglichkeit, nicht ganz ausdem Alltag, der FAmilie herausgenommen zu werden. Es gibt inzwischen ganz, ganz viele Hilfsmöglichkeiten, aus der er die für sich passende heraussuchen kann. Nach deiner Beschreibung könnte ichmir auch vorstellen, dass er einfach nicht arbeitsfähig ist. Doch das zuzugeben, den ARbeitgeber womöglich mit ins Boot zu holen ... damit ist er vermutlich völlig überfordert.

Vielleicht kannst du die zugängliche Phase, die sichimmer mal zeigt, nutzen, um ihm klarzumachen, dass er Hilfe annehmen kann. Dazu zu den Kliniken: man wird dort zu nichts gezwungen. Die Tablettenzeit ist fst überall vorbeit, es wird mit Gesprächen, mit Entspannung, Sport und Information gearbeitet. Diese Kombination tut enorm gut, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen.

Naütrlich, das wurde bereits angesprochen, müsst ihr als Angehörige unbedingt auch an euch selber denken. Die angesprochene PIA macht auch Gespräche mit Betroffenen (ich bin dort auch in Behandlung). Da sie eine ambulante Station einer Klinik sind, können die Behandler auch sehr gut einschätzen, ob ein Klinikaufenthalt nötig ist oder nicht.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Norea
Beiträge: 39
Registriert: 22. Mär 2016, 07:29

Re: Sohn ist depressiv, ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Norea »

LIebe Sonnenblume,
danke, deine Worte motivieren mich, zu gucken, ob die PIAS hier in meiner Näher Gespräche Betroffene anbieten.
Es gibt hier direkt bei mir im Ort eine Selbsthilfegruppe Psychose für Angehörige. Da konnte ich mich noch nicht durchringen hinzugehen. Aber ich glaube auch, dass ich bei den PIAS besser aufgehoben wäre. Kommt mir professioneller vor.

Hilfreich finde ich auch sehr, was du als Betroffene schreibst mit diesem sich wie ferngesteuert fühlen.

LG Norea
Antworten