unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

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Jojoko
Beiträge: 6
Registriert: 24. Apr 2016, 18:02

unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Jojoko »

Hallo liebe Angehörige,

ich brauche Euren Rat und Eure Erfahrungen. Mir geht es hier ausschließlich um die Sichtweise der Angehörigen, nicht der Betroffenen selbst.

Mein Partner macht sich schon immer selbst etwas vor. Einsichtig, wenn es um "Kopfsachen" geht, aber sobald etwas konkret wird, gibt es tausend Gründe, dann doch nichts zu ändern, verbessern oder auch nur auszuprobieren.
Folgendes ist nur meine Meinug und nicht die allgemeingültige Wahrheit (zudem habe ich mit meinem besten Freund darüber diskutiert, der auch Depressionen hat und über den ich meinen Partner kennen gelernt habe, er teilt meine Ansicht aus der Perspektive eines ebenfalls Betroffenen und kennt meinen Partner.):
Durch unkonkrete Handlungsansätze gaukelt er sich vor, dass sich ja was verbessern würde. Hauptsache, er muss dazu nichts richtig in die Hand nehmen oder ausprobieren. Sattdessen wird philosophiert. Alles muss mit dem Kopf gelöst werden, nur denken, nichts machen. Es gibt immer einen Grund, Dinge nicht zu ändern. z.B. habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, eine Verhaltenstherapie mit dem Schwerpunkt Lösungsstrategien zu entwickeln zu machen (da er selbst immer sagt, er sehe keine Lösungen und da ich mich bereits schon einem von ihm getrennt habe, weil er mich in sein "Ist halt so, das kann man nicht ändern, das muss man aushalten!" eingesperrt hat und mich so gezwungen hat, es genauso zu handhaben wie er und nur auszuhalten). Grund dagegen: Das würde jetzt noch nicht gehen, erst müsse er fühlen und erkennen, dass er etwas ändern will.
Ein weiteres Beispiel: Er könne nicht einfach etwas ausprobieren, erst müsse er das durchdacht werden und er eine genaue Vorstellung davon haben, ansonsten könne er nichts angehen.
Für mich sind das mittlerweile alles nur noch (unbewusste) Ausreden, um bloß nichts verändern zu müssen. Noch hat er ja einen Job und eine Partnerschaft, also ist der Leidensdruck nicht hoch genug.
Sein Totschlag-Argument ist dann immer: "Das ist nicht meine Art und ich will das auf meine Art lösen." Und besagter bester Freund meinte dazu nur: "Aber genau diese Art hat Dich doch in diese Probleme geführt!"
Auch eine schöne Ausrede ist, es wäre ja nicht achtsam, diesen "harten Weg" zu gehen, Achtsamkeit sei ja so wichtig (sehe ich auch so, aber dashier ist Verdrehen der Tatsachen!). Aber es ist auch nicht achtsam, immer den Weg des geringesten Widerstandes zu gehen, der am wenigsten Erfolg verspricht.
Er ist jetzt schon so weit, dass sich einige grundlegende Probleme klar herauskristallisiert haben. Er müsste es nur noch angehen! Aber genau das passiert einfach nicht. Es bleibt immer unkonkret. Anstatt genau diese Dinge mit einem Therapeuten anzugehen, möchte er lieber eine Analyse machen, weil da fühlt er sich wohl, kann "die Wärme genießen und sich fallen lassen" und angeblich dadurch dann selbst etwas ändern. Aber ich glaube es nicht. Ich habe jahrelang versucht, mich von "seiner Art", wie er es nennt, überzegen zu lassen. Aber es passiert einfach nichts. Mittlerweile ist mein eigener Leidensdruck zu hoch. Ich stehe quasi wie eine Angehörige eines Alkoholkranken da, die ihn vor die Wahl stellt: "Hör auf zu trinken oder ich bin weg!" - "Gehe die Punkte konkret in einer Verhaltenstherapie an oder ich kann das nicht mehr aushalten und verlasse Dich." Das klingt echt hart und ich will nicht so "gemein" sein, aber ich kann das alles auch nicht mehr aushalten und kann ihm auch nichts mehr seiner angeblichen Fortschritte glauben.
Zudem ertwarte ich nicht, dass er das etzt alles supertoll innerhalb von zwei Wochen hinbekommt. Ich hab da keine rosane Brille, ich glaube auch nicht an eine Heilung oder so, er wird immer depressiv bleiben. Ich möchte nur, dass er seine Probleme konkret in Angriff nimmt, auch wenn er lang für die Umsetzung braucht.
Man sagt ja immer, das müsse vom Betreffenden selbst kommen. Verstehe ich auch. Sehe ich auch so. Allerdings würde das in meinem Fall die Trennung bedeuten und das will ich eigentlich nicht. Er sagt selbst, dass von ihm nichts kommt, dass man ihn treten muss, dass da keine eigene Motivation da ist, etwas zu ändern. Bleibt also wirklich nur eine Trennung?

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Was hat Euch geholfen?
Wie konntet Ihr Eurem Partner diese Selbsttäuschung vermitteln?

Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten!
Eure Jo
ruccola
Beiträge: 20
Registriert: 15. Mär 2016, 16:31

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von ruccola »

Hallo Jo,
mein Partner hat seit Jahrzehnten Depressionen, ich bin seit 2009 mit ihm zusammen und habe schon recht bald gemerkt, dass da etwas nicht stimmt. Die erste Therapie hat er 2010 gemacht, damals hat er es sicher nur als „Alibi“-Tat gesehen, er hat seine Therapeutin belogen und betrogen, wo es nur ging (viele Jahre später hat er mir das erst erzählt). Dann kam 2011 eine 6wöchige Reha hinzu, auch wieder nur Selbstbetrug (an sich selbst und an der Krankenkasse!) – hat nichts, aber auch gar nichts gebracht. Ich merkte einfach, dass er irgendwie nicht wollte. Du könntest jetzt sagen: „Gut, er hat wenigstens was gemacht“… aber das war in höchstem Maße Selbstbetrug. Die Depressionen wurden nicht besser, er hatte sie schon chronisch und ich konnte gar nicht mehr klar bemerken, wann sie anfingen und wann abklangen. Er war eigentlich durchweg belastet mit den Symptomen und ich stand hilflos daneben. Irgendwann ging es nicht mehr gut, da hat er eine tiefenpsychologische Therapie begonnen, 3x wöchentlich. Aber auch das lief nur solange, bis er sich besser fühlte… tausend Ausreden kamen (keine Zeit, der kann mir gerade nicht helfen – mir geht’s gut etc.). Diese Therapie hat er dann im Jahr 2014 abgebrochen, ging aber immer mal wieder für ein „Stündchen“ dort vorsprechen, wenn es ihm schlecht ging. So konnte er dann sagen: „Hey, ich tue doch was….“ Ok, er war beim Therapeuten darauf angewiesen, dass diesem ein Patient abgesprungen ist, also quasi 1-2x im Monat. Nun ist er im letzten Jahr konstant in einem schwarzen Loch gewesen und hat sich im Dezember stationär vorgestellt, seit Januar ist er in stationärer Therapie – erst Akut um ihn aus der Depression zu holen und ihn für eine Therapie zu stabilisieren. Seit März auf der Therapiestation und die Aussicht auf sicherlich noch einige Monate, die folgen werden. Ich muss Dir sagen, dass ich meine Entscheidung bei ihm zu bleiben genau vor diesem Hintergrund getroffen habe, ich WOLLTE, dass er das macht und auch in eine medikamentöse Therapie einwilligt (ob er Medis nimmt, entzieht sich meiner Kenntnis). Ich musste während dieser Zeit sehr leiden, da ein sehr großer Teil seiner Depression die Verlustangst mir gegenüber ist. Somit haben wir uns seit Februar weder gesprochen noch gesehen, mittlerweile habe ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und gedroht, mich an seine Therapeutin zu wenden, wenn ich keine Informationen von ihm bekomme. Nun habe ich sie und siehe da – es geht mir besser, wenn ich nicht mehr so darunter leiden muss, NICHTS aber auch GAR NICHTS zu wissen. Immerhin bin ich jetzt beruhigter und kann sagen, dass er etwas getan hat und ich allein darauf stolz bin. Allerdings würde ich ihm bei unserem ersten Treffen nach einem Vierteljahr gerne eine reinhauen… allein dafür, dass er mir diese Infos nicht schon Wochen vorher gegeben hat. Es hätte mich beruhigter mein Leben leben lassen, das mache ich erst seit einer Woche, nachdem ich informiert wurde. Aber nochmal zurück zu Dir: Dein Partner MUSS erstmal einen Leidensdruck erfahren und zwar so einen, dass er auf seinem Bett sitzt und nichts mehr kann… und Du darfst nicht da sein während dieser Zeit. Er darf nicht auf Dich zurückgreifen dürfen, mach es ihm schwer auch wenn es Dir weh tut. Was meinst Du, was ich schon für unerträgliche Jahre hinter mir habe aber egal was ich als Partnerin eines Depri’s gemacht habe – es war ohnehin immer falsch. Geh das Risiko ein, lass es ihm ganz schlecht gehen…. Nur so wird er tätig werden und keine Ausreden mehr haben können. Ich wünsche Dir alle Kraft und alle Liebe der Welt, Du wirst beides brauchen!!! Liebe Grüße
Südfrust
Beiträge: 36
Registriert: 7. Dez 2014, 19:13

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Südfrust »

Jojoko hat geschrieben: Es gibt immer einen Grund, Dinge nicht zu ändern. z.B. habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, eine Verhaltenstherapie mit dem Schwerpunkt Lösungsstrategien zu entwickeln zu machen (da er selbst immer sagt, er sehe keine Lösungen und da ich mich bereits schon einem von ihm getrennt habe, weil er mich in sein "Ist halt so, das kann man nicht ändern, das muss man aushalten!" eingesperrt hat und mich so gezwungen hat, es genauso zu handhaben wie er und nur auszuhalten). Grund dagegen: Das würde jetzt noch nicht gehen, erst müsse er fühlen und erkennen, dass er etwas ändern will.

Da könntest du zB zu ihm sagen, prima, das darfst du gerne so betreiben, dein Leben, deine Entscheidung. Aber dann bitteschön ohne mich, da ich keine Lust habe, mir dieses Verharren im Elend weiter jeden Tag in der Länge und Breite anzuschauen und damit mein Leben zu vergeuden. Du stehst für eine Weiterführung der Beziehung zur Verfügung, wenn er sich dazu durchgerungen hat, was zu verändern.

Wenn er jetzt Rückenprobleme oder Neurodermitis hätte und ständig nur jammert und Rücksichtnahme einfordert, aber nix dagegen tut, dann hättest du doch auch irgendwann die Schnauze voll davon.

So lange du sein Spiel mitspielst, warum sollte er da was dran ändern?
Salvatore
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Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Salvatore »

Hallo,

auch wenn ich als Betroffene explizit nicht in diesem Thread schreiben soll... Dies ist schon harter Tobak, finde ich.:
ruccola hat geschrieben:und Du darfst nicht da sein während dieser Zeit. Er darf nicht auf Dich zurückgreifen dürfen, mach es ihm schwer auch wenn es Dir weh tut
Und ich weiß nicht, ob es noch jemandem so geht, aber in mir weckt das eine ungute Assoziation... "Ich will mein Kind ja nicht schlagen, ich mache es nur weil ich es so sehr liebe, jeder Schlag tut mir mehr weh als ihm, aber anders geht es nicht, es muss eben sein."
Lest meine früheren Beiträge in diesem Unterforum, ich plädiere garantiert nicht dafür, dem Depressiven alles durchgehen zu lassen, alles abzunehmen, zur Pflegefachkraft zu mutieren oder selbst therapieren zu wollen. Konsequenzen auf der Basis der eigenen Bedürfnsse aufzeigen und diese dann auch zu ziehen, finde ich richtig. Da schließe ich mich weitgehend Südfrust an. Aber so wie Ruccola es in dem Zitat beschreibt finde ich es...

Und dieses ist eine leere Drohung:
ruccola hat geschrieben:mittlerweile habe ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und gedroht, mich an seine Therapeutin zu wenden, wenn ich keine Informationen von ihm bekomme
Therapeuten unterliegen wie auch Ärzte der Schweigepflicht. Ohne das Einverständnis des Patienten geben sie nicht einmal zu, dass jemand überhaupt von ihnen behandelt wird.

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Diara
Beiträge: 48
Registriert: 2. Dez 2015, 19:48

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Diara »

Liebe Jojoko,

ich kenne das auch. Pläne gab/gibt es theoretisch eine Menge, an der Umsetzung hapert es bei meinem Ex aber immer gewaltig. Das fängt schon damit an, dass er eine Therapie machen will. Seit seiner Klinikentlassung im Dezember ist nichts dergleichen passiert. Grund: Es ist halt nicht einfach, einen zu finden. Stimmt. Und wenn man gar nicht erst anruft sondern wartet, bis einer vom Himmel fällt, ist es noch schwerer einen zu finden :?

Andere Sache: Berufliche Neu-Orientierung. Es passiert erstens nichts in die Richtung weil das, was er gerne würde momentan nicht machbar ist (er kann nicht in seinen Job zurück) und zweitens müsste man sich ja erst einmal andere Perspektiven überlegen. Die sind dann, wenn sie ihm mal einfallen, unausgegoren und überhaupt nicht durchdacht.

Und das Schlimmste für mich: Wohnungssuche. Es scheint angenehmer zu sein, seit Wochen ohne wirkliche Privatsphäre und unter Inkaufnahme, ständig alle anderen zu stören, im Wohnzimmer auf der Couch zu campieren als sich mal zu entscheiden, ob man lieber in eine WG will oder in eine eigene Wohnung. Und die Größe/Lage/der Umzug usw. müssen ja auch erstmal durchdacht werden. Das dauert natürlich.

Krankengeld hatte er nicht beantragt, weil die KK immer zu hatte, wenn er da war. Öffnungszeiten stehen aber draußen dran - und er war nachweislich mehrmals dort um vor verschlossenen Türen zu stehen. Einen Brief hätte man auch schreiben können. Nun gut, jetzt habe ich es gemacht, weil er sonst seine Miete nicht zahlen könnte. Wieder ein Problem weniger...

Immer dann, wenn derartige Themen dann mal auf den Tisch kommen wird er entweder weinerlich oder stürzt sich mal drei Tage in blindem Aktionismus und völlig planlos in die Sache, meistens sogar in alle gleichzeitig. Und dann wird das Thema wieder dezent unter den Teppich gekehrt. Es ist wirklich manchmal zum verrückt werden!
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Botus »

Hallo Jojoko,

dieses Wechselspiel ist wohl berühmt. Mit Krankheit hat das nichts zu tun. Das gibt es auch zwischen Gesunden. Er wird etwas ändern, wenn er selbst der Ansicht ist, dass er das tun muss und dieser Moment kommt irgendwann oder er kommt nicht. Die Menschen leiden unterschiedlich. Manche fühlen sich beispielsweise wieder gut, wenn sie geweint oder sich ausgesprochen haben. Die Lage ist genauso schlimm wie zuvor, aber es geht ihnen erstmal wieder gut. Der Partner versteht das nicht, er möchte das nicht dauernd, er will eine Änderung, denn er will eine Partnerschaft, er möchte leben und nicht sein Leben lang aus Liebe zu jemand anders mit jemandem, der nichts ändern will, mitleiden. Nur ein Beispiel. Sowas gibt es in vielen Varianten. Aus meiner Sicht kann man da nicht durch extremes Zureden oder Druck eingreifen. Wenn man es mit Druck versucht, macht derjenige das, was er nicht ohnehin nicht tut, erst recht nicht. Im Grunde ist die Situation schon bei der ersten Begegnung voll da. Nur sieht man sie zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht. Man denkt, man wäre der Berater, der Retter, der Supertippgeber. Erst später merkst Du, es geht Deinem Partner / Partnerin gar nicht darum, etwas zu ändern, sondern um Leid, das geteilt werden möchte und Du bist der/die Auserwählte, mit dem es künftig geteilt werden soll. Das gibt es ganz oft. Auch zwischen Gesunden.

Liebe Grüße vom Dobi
Diara
Beiträge: 48
Registriert: 2. Dez 2015, 19:48

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Diara »

Leider ist das Leid aber hinterher noch größer, wenn der Partner das nicht mehr ertragen kann. Dann kommen ja diese Gedanken auf, dass man es nicht wert ist, geliebt zu werden. Das entsteht ja oftmals nicht nur aus einer Fehlinterpretation seiner selbst heraus, sondern aus ganz eigenen Erfahrungen erlebter Situationen.
Mein Ex sagte ganz klar zu mir, dass er mich nicht verdient hat und später dann, dass er sich mir nicht mehr zumuten kann. Das hatte er deutlich an meinen Reaktionen erfahren, nachdem er mich weit über meine Grenzen getrieben hat.
Er will da zum Beispiel unbedingt raus. Aber er schafft es nicht und rechtfertigt es dann mit eben diesen Selbstmanipulationen. Und das legt er dann trotzdem als eigenes Fehlverhalten aus.
Echt schwierig, das alles :?
Südfrust
Beiträge: 36
Registriert: 7. Dez 2014, 19:13

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Südfrust »

Diara hat geschrieben: Immer dann, wenn derartige Themen dann mal auf den Tisch kommen wird er entweder weinerlich oder stürzt sich mal drei Tage in blindem Aktionismus und völlig planlos in die Sache, meistens sogar in alle gleichzeitig. Und dann wird das Thema wieder dezent unter den Teppich gekehrt. Es ist wirklich manchmal zum verrückt werden!

Er könnte sich beim Sozialpsychiatrischen Dienst Hilfe für diesen ganzen Kram holen, zB in Form eines Sozialpädagogen, der das gemeinsam mit ihm erledigt, wenn er es krankheitsbedingt alleine nicht kann. Er könnte da zB für eine Zeit regelmässig wöchentlich Termine bekommen.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Botus »

- Einem Partner fehlt (naturgemäß und verständlich) die nötige Distanz zu der Geschichte.
- Ein Partner hat (naturgemäß und völlig verständlich) auch Eigeninteressen in der Geschichte.
- Ein Partner hat in der Regel auch keine psychologische / fachärztliche Ausbildung.
- Ein Partner ist in der Regel durch die Geschichte auch selber psychisch angeschlagen.

Diese 4 Punkte wären Ausschlußkriterien für eine vernünftige Beratung. Aus diesem Grund werden ärztliche Diagnosen und fachärztliche Überweisungen, die vom Partner erfolgen, auch selten befolgt.

Mit Ansprachen, was ein Mensch tun soll, ist es das gleiche. Menschen nehmen sowas (wenn überhaupt) tendenziell eher von einer neutralen Seite an, die in der Sache nicht betroffen ist und somit auch keine Eigeninteressen hat.

Diesen Wunsch, dass ein Partner es so macht, wie man es ihm sagt, gibt es in Partnerschaften sehr häufig. Aber in den meisten Fällen geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Ich finde, es bringt schon viel, wenn man sich darüber im Klaren ist.
Jojoko
Beiträge: 6
Registriert: 24. Apr 2016, 18:02

Re: unbewusste Selbstmaipulation (nur denken, nichts ändern)

Beitrag von Jojoko »

@Dobermann, das ist alles verständlich. Und es ist auch ein ganz großer Problempunkt von Beziehungen in unserer Gesellschaft, wie sie sich nunmal in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben, dass man viel zu viel vom anderen erwartet, das er doch mit Freuden tun müsste, würde er einen nur auch so sehr lieben und vergleichbare Trugschlüsse.

Aber es gibt auch noch die andere Seite der Medaille: Wie viel kann man einem Angehörigen zumuten, wie viel soll er aushalten, nur weil man selbst nicht bereit ist, etwas zu ändern? Es ist noch nicht mal unbedingt eine Frage von wollen, sondern irgendwann hat man so viel ausgehalten, dass einfach nichts mehr geht. Der depressive Partner hat einen die ganze Zeit nicht ernst genommen, er ist ja schließlich der "Kranke" auf den man Rücksicht nehmen muss und von ihm kann man ja auch nicht erwarten, dass er etwas ändert. Denn dass ist dann ja viel zu viel verlangt und löst druck aus und dann kommen solche Antworten wie von meinem depressiven (noch?)-Partner:

"und genau das will ich nicht: ich will noch keine lösung, ich will erstmal nur, dass wir beide das problem begreifen. weil ich nämlich den eindruck habe, dass du das nicht tust und deshalb nicht gelten lässt. bzw deshalb forderungen stellst, die keinen sinn machen.
ich möchte im moment einfach nur, dass das problem der unterschiedlichen herangehensweise und bedürfnisse in ruhe sinken kann und eine bedeutung entfalten, jeder für sich. dass man ein gefühl dafür entwickelt, was eigentlich passiert.
und DANN kann man anfangen, an eine lösung zu denken."

Kernaussage: "ich will noch keine lösung", auch hier wieder der Selbstbetrug:"ich will erstmal nur, dass wir beide das problem begreifen."
und dann wird das Problem auf mich verlagert: "weil ich nämlich den eindruck habe, dass du das nicht tust und deshalb nicht gelten lässt. bzw deshalb forderungen stellst, die keinen sinn machen.", wobei ich sehr wohl verstehe, ich bin nur nicht der gleichen meinung, deshalb kann ich es ja nicht verstanden haben, logisch, oder?
Der Rest ist einfach nur unglaubwürdig, weil genau dieses Problem, wegen dem wir in dem Fall disskutiert haben, seit über zwei Jahren(!) besteht. Wie viel Sackenlassen und Verstehen soll denn da noch passieren und warum, wenn dahingehend die letzten zwei Jahre nichts passiert ist?!? Ich als Angehöriger soll einfach weiter brav aushalten, dann kann man das Problem ignorieren. Dann wünsche ich mir doch wenigstens so viel Ehrlichkeit, dass man mir sagt, dass das nicht passieren wird, weil er es nicht will. Aber nur irgendwas "wollen", aber nichts dafür tun und somit nur leere Versprechen zu geben, das ist einfach keine Art, mit Menschen umzugehen, Depression hin oder her.
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