Gedankenchaos

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marie1957
Beiträge: 281
Registriert: 5. Nov 2015, 23:51

Re: Gedankenchaos

Beitrag von marie1957 »

:hello: Kaja,

herzlich Willkommen im Forum. Schön, dass du diesen Schritt gewagt hast. Du hast ja auch bereits den Weg ins Kaminzimmer gefunden. Hier findest du immer jemanden, mit dem du dich austauschen kannst, denn wir leider ja alle mehr oder weniger an derselben Erkrankung.

Es ist -wie ich aus Erfahrung weiß- ja schon ein Kraftakt sich einzugestehen, dass man an Depressionen leidet, die immer wiederkehren, mal mehr, mal weniger schlimm. Sie auszuhalten, ist das Kunststück, vor dem jeder einzelne steht. Und jeder hat seine eigenen Erfahrungen damit gemacht. Da wir alle einen anderen Hintergrund, eine andere Lebensgeschichte und auch unterschiedliche Charaktere haben, gibt es keinen Königsweg. So vielfältig wie das Leben, sind auch die Erfahrungen im Umgang mit der Depression. Manchen helfen Tageskliniken oder generell Klinikaufenthalte. Für manche sind nur Tabletten und Therapiegespräche von Nutzen. Wieder andere treiben viel Sport (wäre ja nichts für mich, ehrlich ;) ), aber es soll sehr gesund sein. Manche nutzen ihre künstlerischen Fähigkeiten oder Musik zum entspannen - und manche hoffen einfach, dass ein depressiver Schub schnell vorbei geht, was er mit Sicherheit auch macht.
Kaja81 hat geschrieben: Nur komme ich mir momentan vor als wäre ich das Letzte, ein Sozialschmarotzer der in den Tag hineinlebt und vor Selbstmitleid zerfließt weil er in seinem Leben nichts erreicht hat und keine Ziele mehr hat.
Das sind die Sätze, die dir die Depression einflüstert. Und sie ist eine gute Einflüsterin. Und du musst dir immer wieder sagen, dass nicht du das zu dir sagst, nicht Kaja, sondern die Depression. Du bist all dies nicht und im normalen Zustand weißt du das ja auch.
Kaja81 hat geschrieben:Ich möchte wieder stark und taff sein, wieder lachen können und das Leben endlich genießen.
Das ist ein Wunsch, den alle, die wir hier sind, hegen. Leider haben wir eine Krankheit, die dieses zumindest streckenweise nicht erlaubt. Je eher du akzeptierst, dass sie nun einmal da ist, je eher lernst du mit ihr umzugehen. Ich gucke auch gerne Serien und noch lieber würde ich im Bett bleiben - und manchmal, wenn es mir sehr schlecht geht, mache ich das auch -, aber es schadet mehr als es nützt. Vielleicht hast du ja auch schon die Erfahrung gemacht, dass spazieren gehen hilft ? Raus aus dem Bett, denn sonst "versumpfst" du.

Eine guter "Trick" sind die "3 guten Dinge des Tages". Du überlegst dir am Abend, was dir am Tag Gutes passiert ist. Das kann auch ruhig nur schönes Wetter sein. Dein Gehirn programmiert damit aber positives. Wenn du am Morgen aufwachst, überleg nicht was an dem Tag alles gemacht werden muss. Sonst hast du gleich einen Riesenberg vor dir - und Depressionen HASSEN Berge. Eine Arbeit nach der anderen. Sei nett zu dir und geduldig. Du hast eine Krankheit, die man nicht sieht. Niemand bei klarem Verstand, und den haben wir ja schließlich, bettelt darum, Depressionen zu bekommen. Aber sie sind nun einmal da und unfreundlicherweise bleiben sie meist auch.

Mir hat z. B. gerade in den ersten Monaten, nachdem mein Mann mich verlassen hatte, geholfen, hier im Forum zu schreiben. Von mir selbst, meinen eigenen Erfahrungen und auch um anderen zu helfen, die diese Erkrankung erst frisch haben etc. Ich habe selbst hier sehr viel Unterstützung erfahren und im Gegensatz zu allen anderen Menschen, die sich in deinem Umfeld befinden, wissen wir, wovon du redest, wenn du von deinen Erfahrungen, Ängsten, Sorgen oder Kummer sprichst. Hier ist immer jemand, der versucht dir zu helfen.

Ich hoffe, ich habe dir ein bisschen helfen können. Zumindest weißt du, dass du nicht allein bist mit der Krankheit und das ist manchmal schon eine Menge wert.

Liebe Grüße

Marie
In der Tiefe des Winters fand ich einen
unbesiegbaren Sommer in mir.

Albert Camus
Katerle
Beiträge: 11393
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Gedankenchaos

Beitrag von Katerle »

Hallo Kaja,

herzlich Willkommen auch von mir.

Hast du mal daran gedacht, einen Therapeuten aufzusuchen? Eine medikamentöse Behandlung kann zunächst lindernd helfen, aber nicht allein.

Verliere nicht die Hoffnung, auch für dich wird die Sonne wieder scheinen, es braucht nur alles seine Zeit. Am Ende wirst du auch wieder deinen Humor einsetzen können. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg, für den es sich lohnt, ihn zu gehen.

Wünsche dir Hoffnung und Zuversicht.

LG Katerle
Seide
Beiträge: 1644
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Gedankenchaos

Beitrag von Seide »

Guten Morgen zusammen.
Liebe Kaja

Du hast geschrieben:

Es hat mir auch geholfen und ich habe nach einiger Zeit die Tabletten abgesetzt und die Therapie beendet.


Das ist meine Erfahrung.
Selbst , wenn es mir eine Zeitlenag sehr gut geht, setze ich die Tabletten
und die Therapie nicht ab.

Ich liege auch sehr oft tagelang oder stundenlang auf dem Sofa.
Neuerdings merke ich, daß dann meine Kondition sehr nach läßt.
Dann überlege ich, wenn ich so weitermache brauche ich bald eine
Gehhilfe. Der Gedanke hilft mir dann sehr oft.

Und ich höre mir dann ab und zu Witze im Internet an.
Das hilft sehr oft , zwar kurzfristig, aber ich kann dann mal wieder lachen.
Das tut sehr gut.

Ich habe einen Notfallplan, er hilft mir nicht immer, gibt mir aber
Denkanstöße.
Ich wünsche Euch allen einen guten Dienstag .
Liebe Grüße Seide, die in Gedanken bei Euch allen ist und alles beste
für uns alle erhofft. :hello:
Daniel1986
Beiträge: 43
Registriert: 7. Feb 2016, 20:34

Re: Gedankenchaos

Beitrag von Daniel1986 »

Ich möchte Dir gerne zwei Selbstvorwürfe nehmen.
Depression braucht nicht immer ein schweres Schicksalsleben, jeder Mensch ist anders. Auch wenn Du behütet aufgewachsen bist hast Du ein "Recht" auf Depression.
Sehe Dich nicht als Sozialschmarotzer - Du bist der Gesellschaft nichts schuldig. Ich bin berufstätig und bezahle demnach Steuern aus denen Du mit finanziert wirst. Ich mache das gerne, denn Du brauchst das und bist krank. Einem Krebspatienten würde ich auch keinen Vorwurf machen und ihn arbeiten schicken.
Ich hoffe, das sind Denkanstöße, die Dir helfen. Und wenn Du den Drang hast etwas für die Gesellschaft zu tun, dann schaue mal ob Du ein Ehrenamt findest oder eine Gruppe, die bspw. Tieren hilft. Das ist mehr wert als so mancher steuerpflichtiger Beruf.
Alles Gute wünsche ich Dir.
ralfiboy
Beiträge: 24
Registriert: 1. Mär 2016, 15:25

Re: Gedankenchaos

Beitrag von ralfiboy »

Hallo Katja!

Auch von mir nochmal willkommen im Forum. Du bist sicher nicht alleine mit deinen Gefühlen. Ich habe eine ähnliche Geschichte hinter mir, bei mir ist die Krankheit allerdings erst mit 30 Jahren ausgebrochen. Ich habe damals einen guten Job gehabt den ich trotz langer Krankheitszeiten behielt. Dann beschloss ich jedoch selbst zu kündigen und einen Neuanfang in meiner Heimat zu wagen. Das war mit einem Umzug über 650km verbunden. Zuerst lief auch alles ganz gut, dann würde ich allerdings bei zwei Jobs gekündigt und bei einem ging ich von mir aus. Damit ist auch mein Lebenslauf ziemlich durcheinander. Ich kanns halt nicht mehr ändern, bin jetzt auch seit 5 Monaten auf der Suche nach einer Arbeit und fühle mich auch ziemlich wertlos. Eine Familie habe ich auch nicht. Was mir hilft ist jeden Tag eine Runde zu Laufen oder Fahrrad zu fahren. Aber gewisse Zukunftsängste habe ich leider auch. Ich versuche mir immer zu sagen, dass er irgendwie schon weiter gehen wird und versuche mich auch abzulenken.

Ich wünsch Dir auf jeden Fall Alles Gute
ralfiboy
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