Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

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Linse2
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Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Linse2 »

Sehr geehrter Herr Dr. Niedermeier,
hab mal wieder eine Frage.
Gibt es Untersuchungen/Studien, die sich mit den Folgen von Umerziehung von Linkshändigkeit auf rechts befassen und gibt es da Zusammenhänge mit später auftretenden Depressionen oder anderen psychischen Problemen. Ich wurde umerzogen und habe sicherlich auch dadurch so manche Probleme (Sprach-, Gedächnis- und Konzentrationsschwierigkeiten) In der Schule kam ich schlecht mit und war Außenseiter und fühlte mich oft ausgeschlossen, sodaß ich auch eine Sozialphobie entwickelt habe. Meine Minderwertigkeitsprobleme führe ich auch auf meine Schulzeit zurück, sodaß es doch nahe liegt, daß es mit der Umerziehung zusammen hängt. Gibt es Erfahrungen mit einer Rückerziehung betreffs Komplikationen wegen Depressionen, können diese dann verstärkt werden oder gibt es sogar positive Aspekte? Würde mich echt sehr interessieren, weil ich in letzter Zeit sehr viel darüber gelesen habe, daß diese Umerziehung wie eine Körperverletzung wäre und empfohlen wird in manchen Fällen, diese wieder rückgängig zu machen. Aber was sind diese Fälle und was spricht dagegen?

mfg Linse
cool
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von cool »

Hallo Linse,
ich bin zwar nicht der Doc, aber deine Frage hat mich neugierig gemacht. Ich habe bei www.google.de die Stichworte "Linkshänder" und "Depressionen" eingegeben und die Suchmaschine hat 250 Artikel darüber im Internet gefunden. Einige Überschriften klangen ganz vielversprechend. Vielleicht magst du ja die Zeit bis der Doc antwortet damit verbringen, da ein bisschen zu schmökern. Ich tue es auch. Wirklich interessantes Thema.Ich bin zwar Rechtshänder, aber ich bin auch mit der linken Hand sehr geschickt und kann auch links schreiben. Vielleicht kann ich mich garnicht daran erinnern, früher mal Linkshänder gewesen zu sein. Ich gehöre einer Generation an, in der es einfach "normal" war rechts zu schreiben.
Danke für die Anregung ! Grüße, Cool
Linse2
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Linse2 »

hi cool,
stöbere auch gerade über googel zu diesem thema. danke dir trotzdem. gerade eben hab ich jedoch 3sat gesehen, da kam ein film über kinder und jugendliche in der psychiatrie hat mich natürlich sehr angesprochen. ich bin zwar steinalt, zumindest fühle ich mich körperlich so aber ich fühle mich in gesellschaft von jugendlichen immer irgendwie jünger . in der klinik ging es mir echt besch... bis eine 18-jährige kam und ich mich bzw. sie sich mit mir angefreudet hat, ab den zeitpunkt ging es mir soweit gut, daß ich die kraft aufbringen konnte zumindest wieder an das leben zu glauben.
aber nun zum thema zurück. leider kann ich mich sehr deutlich erinnern wie ich gezwungen wurde rechts zu schreiben. mir wurde nämlich die linke hand von meiner lehrerin einfach auf den rücken gebunden, auch wurde ich ständig aufgefordert und das nicht gerade freundlich die RICHTIGE hand zu nehmen. da ich ehe schon wegen einer schweren ohrerkrankung sprachprobleme hatte und auch schlecht gehört habe, war es das I-tüpfelchen. habe trotz allem die zehnte klasse mit gut abgeschlossen, war eben immer ehrgeizig. glaube, daß das auch meine depressionen begünstigen, daß ich immer alles erreichen möchte was ich mir einmal vorgenommen habe und meine grenzen dabei nicht beachte, so zum beispiel gesund und arbeitsfähig so schnell wie möglich und dabei hab ich es übertieben. jetzt hab ich es soweit gebracht, daß ich einfach nicht mehr kann und es doch nur ganz langsam angehe. mein mann muß mich jedoch oft bremsen, weil ich immer gleich alle probleme gelöst haben möchte und ich deshalb dann immer sehr enttäuscht von dem psychiaterthermin komme, weil es halt doch nicht so geht. ach jetzt tu ich schon wieder total abschweifen. eigentlich wollte ich nur mal einen rat ob ich in meinem alter (46) und mit den depressionen mich doch noch mal umerziehen lassen soll oder ob ich es lieber lasse.
wäre auch dankbar, falls es noch andere hier gibt, die umerzogen wurden, wenn diese mir ihre erfahrungen damit schildern.
mfg linse

übrigens cool, es kann durchaus sein, daß du auch linkshänder warst aber dann schon von kleinst auf angehalten wurdest die "schöne" hand zu benutzen. da gibt es test, wo das herausgefunden werden kann. bei mir ist es gesichert, dazu hab ich zu viele negative erinnerungen.
Caroline1
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Linse

Ich kann hier keine eigenen Erfahrungen zu diesem Thema einbringen ( abgesehen von der, dass mein Vater ein "Umerzogener" ist und alles andere als jemals auch nur ein kleines bisschen depressiv in seinem Leben gewesen ist ), aber ich will dir doch sagen, was ich zu deiner Fragestellung denke. Ohne Zweifel ist deine Erfahrung, diese Umerziehung mit dieser Härte mitgemacht zu haben, ein Erlebnis, welches sich bestimmt nicht positiv auf dein Heranwachsen ausgewirkt hat. Aber dass es ein so schwerwiegender Auslöser für deine Depressionen sein soll, der noch heute in deinem jetzigen Leben Nachwirkungen zeigt, kann ich mir doch kaum vorstellen. Will heißen, eine neuerliche Umerziehung würde ich mir in deinem Fall ganz sicher nicht mehr zumuten. Vielleicht kannst du es "akzeptieren" als etwas, was dir in deiner Kindheit angetan wurde, ohne dass du dich wehren konntest? Dass dich also deswegen keine Schuld trifft?


Hallo cool,

Sei doch froh, wenn du auch mit deiner linken Hand so geschickt bist, mir wären zwei rechte Hände lieber als zwei linke . In unserer Generation gibt es wohl Umerzogene, aber doch auch schon eine ganze Reihe Linkshänder, die dies auch so leben dürfen, ohne dass sich irgend jemand daran stört. Ich kenne auf jeden Fall persönlich eine ganze Reihe davon.

Euch eine gute Nacht

Caroline
Tabby
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Tabby »

Ich möchte auch gerne meine Erfahrungen beitragen. Ich selbst bin zwar nicht betroffen, allerdings meine Mutter, die eine umerzogene Linkshänderin war und ebenfalls immer depressiv, wobei bei ihr noch ein schweres Trauma in der Kriegszeit dazu kam.

Sie erzählte mir aber immer wieder, dass sie ihrem Vater am Tisch gegenüber sass und der ihr auf die Finger haute, weil er der Meinung war, sie nimmt die "böse Hand" zum Essen, sie hat als Kleinkind aber nur gesehen, dass sie die gleiche Hand wie ihr Vater benutzte (spiegelverkehrt).
Linse2
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Linse2 »

guten morgen,
danke für eure antworten. ich geben nicht meiner umerziehung die schuld für meine depressionen, die haben sicherlich ganz andere ursachen (trauma, mobbing usw.). mir ging es darum, ob man durch so eine umerziehung viel anfälliger für depressionen ist und die wichtige frage ob ich mich trotz der aktuellen depression zurückerziehen lassen soll, damit einige meiner probleme wie bsp. sprach-, konzentrations- und gedächnisprobleme wieder weniger werden. denn ich habe gelesen, daß genau diese probleme der umerziehung zugeschrieben werden. meine minderwertigkeitsprobleme basieren zum großen teil auch darauf, daß ich bei unterhaltungen oft nicht die richtigen worte finde (ganz alltägliche). es ist schon frustrierend, wenn dann andere deine sätze beenden, weil du so lange nach einem bestimmten wort suchst. hier im forum habe ich die möglichkeit bei meinem mann nachzufragen, wie man gerade dies oder das nennt. es sind wirklich alltagswörter, nicht etwa fremdwörter. es belastet mich echt zusätzlich sehr zumal diese probleme durch die depression bzw. durch die medikamente noch stärker zum vorschein kommen. eine zeitlang empfand ich es nicht so intensiv, doch jetzt, wo mein fell noch dünnhäutiger geworden ist und ich viel zu viel zeit zum nachdenken habe, da komme ich damit schwer klar. mein neuer psychologe hat leider auch den fehler gemacht, mich zu korrigieren. eigentlich wäre es nicht so tragisch aber es ist nun mal eine meiner wunden punkte wo ich sehr intensiv reagiere, weil ich es selbst nicht akzeptieren kann.
so, nochmals vielen dank für euer antworten. es hat mir gutgetan zu wissen, daß jemand da ist, der sich dafür interessiert.
mfg linse
maggy
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von maggy »

Liebe Linse,

unser Sohn (27) ist "eigentlich" Linkshänder. Er ist auch nie umerzogen worden. Als wir mal bei meiner Mutter zu Besuch waren und der Gemeindepfarrer kam und unser Sohn (damals 4 J.) begrüßte ihn mit der linken Hand, wollte der darauf bestehen, dass unser Sohn ihm die schöne Hand geben sollte. Unser Sohn besah seine Hände streckte sie dem Pfarrer hin und sagte: "Mmmhh... ich hab zwei schöne Hände, welche willst Du?"
Aber als er anfing zu schreiben, schrieb er mit rechts. Während der 4. Grundschulklasse haben wir ihn dann am Legastheniker-Institut testen lassen; denn seine Rechtschreibung war folgendermaßen: z.B ein DIN A 5 Seite-Diktat mit 52 Fehlern. Wenn ein Wort auf dieser Seite 4 x vorkam, war es 4 x falsch geschrieben, aber 4 x mit unterschiedlichen Fehlern. Ihm wurde dann an dem Institut eine hochgradige Legasthenie bescheinigt. Sein Deutschlehrer am Gymnasium hat das berücksichtigt. Ver-rückt war allerdings, dass er im Englischen keine Fehler machte und noch ver-rückter war, dass er bei der Übersetzung vom Englischen ins Deutsche auch fast keine Fehler machte. Als er 12 Jahre alt war wünschte er sich zu Ostern ein Einrad. Das bekam er und er fing auch an mit Bällen und Keulen zu jonglieren. Innerhalb von 3 Monaten war seine Legasthenie verschwunden und ist auch nie wieder aufgetaucht.

Mir fällt auf, dass Du die Frage stellst:
>eigentlich wollte ich nur mal einen rat ob ich in meinem alter (46) und mit den depressionen mich doch noch mal umerziehen lassen soll oder ob ich es lieber lasse.< ?

Was hindert Dich daran Dich selbst "umzuerziehen", bzw. einfach mal zu versuchen mit links zu schreiben und dann zu erleben was das bei Dir auslöst?

Viel Spaß und interessante Erkenntnisse beim
Üben wünscht Dir
mit lieben Grüßen

Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Linse2
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Linse2 »

hi ihr lieben,
@ sandra (meine tochter heißt auch sandra). deine erfahrungen mit linkshändigkeit habe ich auch trotz der umerziehung gemacht, denn ich benutze meine linke hand fast bei allem, was feinmotorik erfordert, wie zum bsp. mit der schere schneiden. ich kann auch nur ausschließlich mit der linken hand zeichnen oder unterstreichen, da fällt es besonders auf, wenn ich mit rechts schreibe und dann auf einmal die hand wechsle, weil ich was unterstreichen muß.
@ maggy
ich kann durchaus auch links schreiben und vieles mache ich wie schon zu vor geschrieben mit links aber alltägliche sachen, wie essen oder jemanden mit der hand begrüßen tue ich gewohnheitsmäßig halt rechts, wie es mir anerzogen wurde. selbst ganz konsequent nur noch die linke hand zu benutzen, fällt mir äußerst schwer, darum dachte ich an therapeutische hilfe. in der klinik hab ich jemanden (etliches jünger als ich) kennen gelernt, die macht dies gerade mit einer therapeutin. nur ist es mir überhaupt anzuraten in meinem alter???? das würde ich gern von herrn dr. niedermeier gern wissen.
mfg linse
Linse2
Beiträge: 162
Registriert: 20. Mär 2003, 11:08

Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Linse2 »

hallo herr dr. niedermeier,
habe gesehen, daß sie heute in einigen thread´s geantwortet haben. ich wäre ihnen dankbar, wenn sie auch mal meinen beitrag hier lesen und ihre meinung dazu schreiben. es ist zwar kein hauptproblem von mir aber es beschäftigt mich trotzdem auch. vielen dank im voraus.
mfg linse
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Nico Niedermeier »

Liebe Linse, sorry hatte ich überlesen..also mir ist von keiner ernsthafte Studie zu diesem Thema etwas bekannt, da muss ich einfach selber passen.....aber wie gesagt, mir wäre nie ein Artikel zu diesem Thema untergekommen, aber ich werde nachfragen und sollte sich etwas ergeben werde ich es Ihnen selbstverständlich mitteilen.
herzliche Grüsse
Dr. Niedermeier
Linse2
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Re: Linkshändigkeit - Depression (Frage an Doc.)

Beitrag von Linse2 »

lieber dr. niedermeier,
ich danke ihnen vorerst, würde mich freuen, wenn sie zu diesem thema doch noch etwas raus bekommen könnten. was ich schon mal ausprobiert habe, ist daß ich bei der progressiven entspannung nach jakobsen, die ich zur zeit regelmäßig mache, mit der linke seite anfange und jetzt klappt die entspannung viel besser. . doch ansonsten ist es recht schwer mit einer umstellung und ich habe angst, daß ich mich damit doch etwas übernehme. einen nochmaligen absturz würde ich wahrscheinlich nicht (verkraften). doch ich möchte endlich aus der depression herauskommen, freilich gibt es soviele ursachen daß es immer noch nicht so ist, wie ich es gerne hätte und deshalb möchte ich eben alles ausschöpfen und einen aspekt sehe ich in dieser linkshändigkeit bzw. den problemen durch die umerziehung. ich glaube ich schreibe heuter sehr konfus, mir geht es grad mal wieder nicht ganz so und da fällt mir auch das denken immer sehr schwer, deshalb mache ich hier erst mal schluß.
mfg linse
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