Was ist los mit mir?

Antworten
moonlight
Beiträge: 127
Registriert: 11. Jan 2004, 10:13
Kontaktdaten:

Was ist los mit mir?

Beitrag von moonlight »

Ich schreibe diesen Beitrag in der Hoffnung einen Rat oder Hilfe zu bekommen.
Es ist natürlich schwierig in wenigen Sätzen so viele Details wie möglich zu nennen.
Ich weiß, dass all das schon in meiner Jugend angefangen haben muss.
Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen ich in meinem Zimmer gesessen und gegrübelt habe. Es gab nichts, das mir Freude gemacht hat. Ich war traurig, fühlte mich so allein und einsam. Ich hatte keine Zukunftsperspektiven. Niemand war wirklich für mich da.
Meine Eltern hatten keine Zeit bzw. haben mir schlimme Dinge gesagt, mich geschlagen.
Aber ich habe mich immer wieder aufgerappelt.
Dann habe ich meinen Mann kennen gelernt, habe von einem harmonischen Zuhause geträumt. Dachte, ich hätte endlich einen Menschen gefunden, der mich so annimmt wie ich bin. Falsch gedacht.
Zurückhaltend war ich immer. Es fällt mir schwer zu einem Menschen Vertrauen zu fassen.
Und ich habe ganz einfach auch gelernt, dass Vertrauen nicht gut ist. Zu oft wurde ich enttäuscht, wurde ich mit all meinen Gedanken und Gefühlen zurück gestoßen, ausgelacht.
Die Menschen, die vorgaben mich zu lieben, haben ganz bestimmte Aussagen und Verhaltensweisen von mir verlangt, die aber nicht unbedingt meiner Persönlichkeit entsprechen.
Viele Jahre habe ich versucht es ihnen recht zu machen. Habe vieles nicht gesagt, nicht gezeigt. Habe mich zu Dingen bzw. Verhaltensweisen gezwungen, wurde dabei immer trauriger und mutloser.
Es war bzw. ist, als ob ich mehrere Masken trage. Niemand darf mich so kennen wie ich wirklich bin.
Aber ich fürchte, ich weiß selbst nicht, wer und wie ich bin.
Ich dachte, dass das, was die anderen vorleben, fühlen, sagen das Richtige ist. Ich war die einzige, die da nicht so ganz ins Schema passte – Also musste ich doch diejenige sein, die falsch lag, unnormal war.
Wenn ich doch einmal versucht habe so zu sein, wie ich bin, hatte das Folgen. Manch einer hat sich dann (zumindest für eine Zeit) von mir abgewandt, hatte „negative Beurteilungen, Verurteilungen“ für mich.
Ich habe in den Spiegel gesehen und da war eine Frau, die einfach zu nichts taugt.
Vor einigen Jahren bekam ich plötzlich Angst-Momente. Angefangen hat alles, wenn ich abends im Bett gelegen habe. Ich hatte Angst einzuschlafen. Dachte, dass ich nicht mehr wach werden würde.
Und dann kamen diese Momente immer häufiger, auch wenn ich im Kreis der Familie oder mit Freunden zusammen war.
Ein lieber Mensch hat das erkannt, hat mich zu einem Therapeuten geschickt. Ich habe damals aber einige Monate gebraucht, um diese Hilfe annehmen zu können.
Irgendwann waren diese Angst-Momente dann verschwunden.
Aber was geblieben ist, sind diese „traurigen Tage“.
Manchmal wache ich morgens schon traurig und hoffnungslos auf.
Manchmal gibt es auch Erlebnisse, die mich in diese dunklen Löcher werfen.
Das Schlimme daran ist, dass ich dann immer mehrere Tage brauche, um da wieder herauszukommen.
Ein weiterer Punkt – der mir zu schaffen macht – ist: Wenn mich jemand verletzt oder enttäuscht, verkrieche ich mich in meinem Loch. Und der nächste, der vielleicht etwas sagt, was er schon öfter gesagt hat, es vielleicht auch ganz liebevoll meint, wirft mich dann noch tiefer hinein.
Mein Verstand setzt aus und meine Urteilsfähigkeit ist vollkommen verschwunden.
Ich gehe seit mehreren Jahren in eine Therapie. Vieles hat mir geholfen, hat mich weiter gebracht. Aber wenn ich von meiner Traurigkeit erzählen will, kommt das irgendwie am anderen Ende nicht an. Ich weiß nicht, ob ich mich einfach falsch ausdrücke.
Aber ich bin an einem Punkt, wo ich einfach auch nicht mehr dort hingehen möchte.
In den vergangenen Jahren war ich immer in Aktion, habe mich immer beschäftigt. Habe auch für die Wochenenden immer geplant, wollte meiner Familie etwas schönes bieten.
Es gab Tage, da war ich so kraftlos, konnte mich nicht konzentrieren, war müde, habe mich zurückgelehnt, wo und wann immer ich konnte.
Aber ich habe mich auch gezwungen überall dabei zu sein.
Jetzt mache ich das nicht mehr. Es gibt Dinge, die will ich einfach nicht mehr. Ich will auch nicht mehr so viel Kontakt zu anderen Menschen, nur noch dann, wenn ich fühle, dass es mir gut tut.
Aber glücklicher bin ich dadurch auch nicht.
Meinem Mann habe ich jetzt gesagt, dass ich über viele Dinge auch jetzt einfach nicht mehr reden will. Ich will diese verständnislosen Blicke und Worte der anderen nicht mehr. Ich will nicht mehr das Gefühl haben müssen, dass ich nicht liebenswert und ein vollkommen negativer Mensch bin.
Und ich will nicht mehr so viel denken und fühlen. Das tut einfach weh.
Ich will nicht mehr lieben. Denn die Menschen, die ich liebe, können nicht in dem Maße für mich da sein, wie ich das manchmal brauche.
Und ich habe immerzu Angst ihre Zuneigung zu verlieren, habe Angst zu versagen, habe Angst, dass sie den schlechten Menschen in mir erkennen.
Mein Mann hat in den vergangenen Jahren kein Verständnis für meine Gedanken und Gefühle gehabt, wollte mich immer und in jeder Beziehung anders haben. Irgendwann habe ich den Mut verloren, habe mich von ihm zurückgezogen. Irgendwo und irgendwie liebe ich ihn noch, aber ich weiß nicht wie bzw. wie sehr.
Er bemüht sich seit einiger Zeit sehr, hat vieles erkannt, vieles geändert.
Aber ich bin schon so weit weg. Er kann mir keinen Halt, keine Wärme mehr geben oder zumindest nicht in dem Maße wie ich sie brauche.
Manchmal denke ich, dass das alles erst aufhört, wenn ich tot bin. Dann möchte ich am liebsten einen Schlussstrich ziehen. Aber gleichzeitig habe ich panische Angst davor. Und wenn ich dann mal in irgendeiner Form krank bin, dann male ich mir sofort das Schlimmste aus und bekomme total Panik.
Ich weiß einfach nicht, wer ich wirklich bin, was ich wirklich will. Spiele ich mir selbst etwas vor? Ich weiß es einfach nicht.
Aber ich glaube nicht, dass ich depressiv bin. Denn es gibt ja auch viele Momente, in denen es mir gut geht.
Nur werden die traurigen Momente zur Zeit wieder häufiger.
Und dann denke ich, ich muss mich einfach zusammenreißen. Darf nicht so viel von anderen Menschen abhängig machen.
Ich merke ja auch, dass ich oft in ein Loch falle, wenn ein mir wichtiger Mensch sich anders verhält, als ich es mir wünsche.
Ich hätte so gern einen Menschen, der mich genau so annimmt wie ich bin, der für mich da ist, bei dem ich an erster Stelle stehe. Damit meine ich nicht, dass er nur noch mich sehen soll.
Aber ich würde so gern für jemanden ganz wichtig sein – so wichtig, dass er da ist, wenn ich ihn brauche, der nicht zuerst an andere Menschen oder andere Aufgaben denken muss.
Warum bin ich so? Bin ich zu sehr ich-bezogen, zu egoistisch? Verhalte ich mich wie ein bockiges kleines Kind, dass nicht bekommt, was es will?
Ich weiß einfach nicht, wer ich und wie ich wirklich bin. Und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals herausfinden werden.
Oh weh, jetzt ist’s doch ein recht langer Beitrag geworden, weil es mir heute nicht gut geht, weil ich am liebsten ganz laut um Hilfe rufen würde.
Ich hoffe, die Länge meines Beitrages ruft keinen Ärger hervor.
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Was ist los mit mir?

Beitrag von Emily »

Hallo Moonlight,

ganz bestimmt ruft die Länge deines Beitrages keinen Ärger hervor. Du kannst hier jederzeit alles schreiben, was du schreiben möchtest.
Du sagst, du bist schon seit mehreren Jahren in Therapie, und dass dich die Thera um einiges weitergebracht hat, dass du aber im Moment keine Fortschritte mehr dort siehst. Bist du immer bei dem/der gleichen Therapeuten/in gewesen? Wenn du dich dort nicht mehr gut aufgehoben fühlst, dann wäre vielleicht ein Wechsel angebracht, oder siehst du im Moment keine Vorteile in einer anderen Therapie? Deine Traurigkeit hat ja auch gute Gründe, und es wäre sicher notwendig, wenn der Therapeut darauf auch eingehen würde. Dass er das leider nicht tut, kann ich nicht verstehen, denn deine Traurigkeit kann man ja ganz stark fühlen. Und sie dürfte auch eine ziemliche Belastung für dich sein, zumal sie dich schon so lange begleitet.

Fühle dich auf jeden Fall herzlich willkommen hier.

LG, Emily.
moonlight
Beiträge: 127
Registriert: 11. Jan 2004, 10:13
Kontaktdaten:

Danke Emily

Beitrag von moonlight »

Danke für deinen Zuspruch.
Ich bin froh, wenn ich die Länge meines Beitrages keinen Ärger hervorruft. Und es tut so gut, mal frei heraus reden zu können.
Es ist mein zweiter Therapeut.
Bei dem ersten war ich vor ca. 10 Jahren für ca. 3 Jahre. Er hat diese Angst-Momente behandelt.
Irgendwann hat man mir aber empfohlen, eine Therapie hier in der Nähe zu suchen.
Ich mußte seinerzeit ca. 100 km zur Therapie fahren. War recht belastend und zeitaufwendig.
In diese Therapie gehe ich jetzt auch mittlerweile ca. 2 Jahre. Mir wurde in vielen Situationen geholfen, die greifbar waren. Ich hatte mich in einen Kreislauf aus lauter Zwängen und sehr wenig Schlaf hineinbugsiert.
Aber wenn ich jetzt über diese Traurigkeit reden möchte, dann kommen wir absolut nicht weiter. Und ich habe einfach das Gefühl, dass wir an einem Endpunkt angekommen sind.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht eine neue Therapie zu suchen.
Aber da sind dann wieder meine Schuldgefühle, die mir sagen: "Siehst du, wenn du jetzt gehst, gibst du dem Therapeuten die Schuld, enttäuscht ihn. Du bekommst einfach nichts richtig hin. Es liegt einzig und allein an deiner Einstellung."
Wir haben noch keinen neuen Termin gemacht und ich mag auch nicht mehr anrufen.
Nur - das bringt mich auch nicht weiter.
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Was ist los mit mir?

Beitrag von Emily »

Ich kann diese Bedenken bezüglich der jetzigen Therapie schon verstehen, aber du brauchst dir wirklich keine Gedanken um die Denkweise des Therapeuten zu machen. Und wenn es in der Therapie einfach nicht mehr weitergeht, was nach 2 Jahren eigentlich nicht verwunderlich ist, dann kann es viel sinnvoller sein, sich eine neue Therapie zu suchen, als in der alten zu bleiben. Das hat gar nichts mit Schuld zu tun, weder auf deiner Seite, noch auf der Seite des Therapeuten. Und ich glaube auch nicht, dass es an deiner Einstellung liegen muss. Manchmal ist es so, dass eine Therapie sich regelrecht totläuft, weil man nicht mehr über dieselben Dinge spricht, weil man sich nicht mehr verstanden fühlt, weil man die Vorgaben des Therapeuten nicht als passend für sich selbst empfindet, oder aus tausend anderen Gründen. Das hat auch nichts mit eigenem Versagen zu tun, auch wenn man als Betroffener natürlich dazu neigt, das so zu sehen. Es ist aber nicht so.

Ich würde dir raten, deinem Bauchgefühl zu vertrauen, das dir sagt, dass diese Therapie dir nicht mehr weiterhelfen kann. Aus meinen eigenen Erfahrungen mit drei schlechten und einer guten Therapie heraus finde ich es richtig und wichtig, seinem eigenen Gespür zu trauen und zu vertrauen.

Ob der Therapeut das persönlich gutheißen würde, oder eher nicht, wäre mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Wenn deine tiefe Traurigkeit in dieser Therapie keinen Platz hat, dann fehlt wohl momentan ein wesentliches Stück in der Therapie, glaube ich.

Emily
moonlight
Beiträge: 127
Registriert: 11. Jan 2004, 10:13
Kontaktdaten:

Das ist u. a. mein Problem.....

Beitrag von moonlight »

Hallo Emily,
das ist u. a. mein Problem, dass ich mich für alles schuldig fühle - also auch, wenn ich mir einen anderen Therapeuten suche.
Ich fühle, dass es für mich gut wäre... Und ich fühle auch so vieles andere, was für mich gut wäre bzw. was ich besser lassen sollte.
Aber wie komme ich dahin, dass ich lockerer und entspannter werde?
Es tut allerdings gut zu lesen, dass auch du bei dem mittlerweile 4. Therapeuten bist.
Mich würde interessieren, was dich zum Wechsel bewogen hat, wie du damit umgegangen bist.
Mich würde natürlich auch interessieren, welch Probleme du genau hast.
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Was ist los mit mir?

Beitrag von Emily »

Wenn du es möchtest, dann könnten wir uns darüber privat austauschen. Schick mir dann einfach ein Mail, meine Addy steht im Benutzerprofil.

LG, Emily.
Elli
Beiträge: 1
Registriert: 18. Jan 2004, 21:38

Re: Was ist los mit mir?

Beitrag von Elli »

Hallo Moonlight,
Deine Schilderungen erinnern mich sehr stark an eine frühere Mitbewohnerin, die glaubte von niemandem geliebt zu werden und alle enttäuschten sie. Sie brauchte extrem viel Zeit für sich und glaubte Ihre Freunde hätten keine Zeit oder nicht genügend für sie. Ich weiss nicht ob sie unter Depressionen litt, aber für mich war es damals eine schwere Zeit, denn die Kommunikation war unheimlich schwer und obwohl ich viel für mitorganisierte und mit Verantwortung übernahm, konnte man sie nur enttäuschen. Sie erinnert mich stark an Deine Schilderungen und ich glaube, ohne Expertin in Sachen Depressionen zu sein, kann es für das Umfeld auch schwer sein. Denn oft geben sich die Familie und Freunde viel Mühe, aber dadurch dass ihr Selbstwertgefühl durch wahrscheinlich Depressionen minimal war, war es Ihr Umfeld was sich nicht kümmerte oder die Fehler machte. Ich will nur damit sagen, ohne Deine Situation näher zu kennen, ist es wahrscheinlich für Deinen Mann auch nicht einfach mit Der Situation umzugehen. Ich bin selber recht aktiv und habe damals sehr unter der Stimmung meiner Mitbewohnerin gelitten, konnte sie aber nicht dazu bringen Ihre Denkweise über mich und die Anderen zu ändern.Ihre zwei Besuche bei zwei Psychologinnen verliefen enttäuschend, die sie nach ihrer Aussage auch nicht ernstnahmen. Ich bin dann umgezogen und weiss nicht wie es weiterlief.
Viel Erfolg für Dich.
moonlight wrote:
> Ich schreibe diesen Beitrag in der Hoffnung einen Rat oder Hilfe zu bekommen.
> Es ist natürlich schwierig in wenigen Sätzen so viele Details wie möglich zu nennen.
> Ich weiß, dass all das schon in meiner Jugend angefangen haben muss.
> Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen ich in meinem Zimmer gesessen und gegrübelt habe. Es gab nichts, das mir Freude gemacht hat. Ich war traurig, fühlte mich so allein und einsam. Ich hatte keine Zukunftsperspektiven. Niemand war wirklich für mich da.
> Meine Eltern hatten keine Zeit bzw. haben mir schlimme Dinge gesagt, mich geschlagen.
> Aber ich habe mich immer wieder aufgerappelt.
> Dann habe ich meinen Mann kennen gelernt, habe von einem harmonischen Zuhause geträumt. Dachte, ich hätte endlich einen Menschen gefunden, der mich so annimmt wie ich bin. Falsch gedacht.
> Zurückhaltend war ich immer. Es fällt mir schwer zu einem Menschen Vertrauen zu fassen.
> Und ich habe ganz einfach auch gelernt, dass Vertrauen nicht gut ist. Zu oft wurde ich enttäuscht, wurde ich mit all meinen Gedanken und Gefühlen zurück gestoßen, ausgelacht.
> Die Menschen, die vorgaben mich zu lieben, haben ganz bestimmte Aussagen und Verhaltensweisen von mir verlangt, die aber nicht unbedingt meiner Persönlichkeit entsprechen.
> Viele Jahre habe ich versucht es ihnen recht zu machen. Habe vieles nicht gesagt, nicht gezeigt. Habe mich zu Dingen bzw. Verhaltensweisen gezwungen, wurde dabei immer trauriger und mutloser.
> Es war bzw. ist, als ob ich mehrere Masken trage. Niemand darf mich so kennen wie ich wirklich bin.
> Aber ich fürchte, ich weiß selbst nicht, wer und wie ich bin.
> Ich dachte, dass das, was die anderen vorleben, fühlen, sagen das Richtige ist. Ich war die einzige, die da nicht so ganz ins Schema passte – Also musste ich doch diejenige sein, die falsch lag, unnormal war.
> Wenn ich doch einmal versucht habe so zu sein, wie ich bin, hatte das Folgen. Manch einer hat sich dann (zumindest für eine Zeit) von mir abgewandt, hatte „negative Beurteilungen, Verurteilungen“ für mich.
> Ich habe in den Spiegel gesehen und da war eine Frau, die einfach zu nichts taugt.
> Vor einigen Jahren bekam ich plötzlich Angst-Momente. Angefangen hat alles, wenn ich abends im Bett gelegen habe. Ich hatte Angst einzuschlafen. Dachte, dass ich nicht mehr wach werden würde.
> Und dann kamen diese Momente immer häufiger, auch wenn ich im Kreis der Familie oder mit Freunden zusammen war.
> Ein lieber Mensch hat das erkannt, hat mich zu einem Therapeuten geschickt. Ich habe damals aber einige Monate gebraucht, um diese Hilfe annehmen zu können.
> Irgendwann waren diese Angst-Momente dann verschwunden.
> Aber was geblieben ist, sind diese „traurigen Tage“.
> Manchmal wache ich morgens schon traurig und hoffnungslos auf.
> Manchmal gibt es auch Erlebnisse, die mich in diese dunklen Löcher werfen.
> Das Schlimme daran ist, dass ich dann immer mehrere Tage brauche, um da wieder herauszukommen.
> Ein weiterer Punkt – der mir zu schaffen macht – ist: Wenn mich jemand verletzt oder enttäuscht, verkrieche ich mich in meinem Loch. Und der nächste, der vielleicht etwas sagt, was er schon öfter gesagt hat, es vielleicht auch ganz liebevoll meint, wirft mich dann noch tiefer hinein.
> Mein Verstand setzt aus und meine Urteilsfähigkeit ist vollkommen verschwunden.
> Ich gehe seit mehreren Jahren in eine Therapie. Vieles hat mir geholfen, hat mich weiter gebracht. Aber wenn ich von meiner Traurigkeit erzählen will, kommt das irgendwie am anderen Ende nicht an. Ich weiß nicht, ob ich mich einfach falsch ausdrücke.
> Aber ich bin an einem Punkt, wo ich einfach auch nicht mehr dort hingehen möchte.
> In den vergangenen Jahren war ich immer in Aktion, habe mich immer beschäftigt. Habe auch für die Wochenenden immer geplant, wollte meiner Familie etwas schönes bieten.
> Es gab Tage, da war ich so kraftlos, konnte mich nicht konzentrieren, war müde, habe mich zurückgelehnt, wo und wann immer ich konnte.
> Aber ich habe mich auch gezwungen überall dabei zu sein.
> Jetzt mache ich das nicht mehr. Es gibt Dinge, die will ich einfach nicht mehr. Ich will auch nicht mehr so viel Kontakt zu anderen Menschen, nur noch dann, wenn ich fühle, dass es mir gut tut.
> Aber glücklicher bin ich dadurch auch nicht.
> Meinem Mann habe ich jetzt gesagt, dass ich über viele Dinge auch jetzt einfach nicht mehr reden will. Ich will diese verständnislosen Blicke und Worte der anderen nicht mehr. Ich will nicht mehr das Gefühl haben müssen, dass ich nicht liebenswert und ein vollkommen negativer Mensch bin.
> Und ich will nicht mehr so viel denken und fühlen. Das tut einfach weh.
> Ich will nicht mehr lieben. Denn die Menschen, die ich liebe, können nicht in dem Maße für mich da sein, wie ich das manchmal brauche.
> Und ich habe immerzu Angst ihre Zuneigung zu verlieren, habe Angst zu versagen, habe Angst, dass sie den schlechten Menschen in mir erkennen.
> Mein Mann hat in den vergangenen Jahren kein Verständnis für meine Gedanken und Gefühle gehabt, wollte mich immer und in jeder Beziehung anders haben. Irgendwann habe ich den Mut verloren, habe mich von ihm zurückgezogen. Irgendwo und irgendwie liebe ich ihn noch, aber ich weiß nicht wie bzw. wie sehr.
> Er bemüht sich seit einiger Zeit sehr, hat vieles erkannt, vieles geändert.
> Aber ich bin schon so weit weg. Er kann mir keinen Halt, keine Wärme mehr geben oder zumindest nicht in dem Maße wie ich sie brauche.
> Manchmal denke ich, dass das alles erst aufhört, wenn ich tot bin. Dann möchte ich am liebsten einen Schlussstrich ziehen. Aber gleichzeitig habe ich panische Angst davor. Und wenn ich dann mal in irgendeiner Form krank bin, dann male ich mir sofort das Schlimmste aus und bekomme total Panik.
> Ich weiß einfach nicht, wer ich wirklich bin, was ich wirklich will. Spiele ich mir selbst etwas vor? Ich weiß es einfach nicht.
> Aber ich glaube nicht, dass ich depressiv bin. Denn es gibt ja auch viele Momente, in denen es mir gut geht.
> Nur werden die traurigen Momente zur Zeit wieder häufiger.
> Und dann denke ich, ich muss mich einfach zusammenreißen. Darf nicht so viel von anderen Menschen abhängig machen.
> Ich merke ja auch, dass ich oft in ein Loch falle, wenn ein mir wichtiger Mensch sich anders verhält, als ich es mir wünsche.
> Ich hätte so gern einen Menschen, der mich genau so annimmt wie ich bin, der für mich da ist, bei dem ich an erster Stelle stehe. Damit meine ich nicht, dass er nur noch mich sehen soll.
> Aber ich würde so gern für jemanden ganz wichtig sein – so wichtig, dass er da ist, wenn ich ihn brauche, der nicht zuerst an andere Menschen oder andere Aufgaben denken muss.
> Warum bin ich so? Bin ich zu sehr ich-bezogen, zu egoistisch? Verhalte ich mich wie ein bockiges kleines Kind, dass nicht bekommt, was es will?
> Ich weiß einfach nicht, wer ich und wie ich wirklich bin. Und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals herausfinden werden.
> Oh weh, jetzt ist’s doch ein recht langer Beitrag geworden, weil es mir heute nicht gut geht, weil ich am liebsten ganz laut um Hilfe rufen würde.
> Ich hoffe, die Länge meines Beitrages ruft keinen Ärger hervor.
Antworten