Liebe trotz Depression

[Luna1966]

Auch wenn es geklaut ist und nicht meine eigenen Worte sind, so finde ich mich in dem nachfolgenden Brief der depressiven Britin Becci Nicholls wieder. Daher will ich es mit euch teilen:

Mein lieber Mann.

Ich liebe dich sehr, mehr als alles andere auf der Welt, ich glaube, das weißt du auch. Ich weiß, dass du mich auch liebst, ich vergesse das nur manchmal. Die Depression benebelt meinen Verstand, sie erfüllt mich mit schrecklichen Gedanken darüber, wie wertlos und nicht liebenswert ich bin. Manchmal glaube ich dir, manchmal der Depression.

Ich weiß, du bevorzugst die guten Tage, wenn ich glücklich bin und nicht nervös und kurz angebunden. Und ich wünschte, ich könnte immer diese Tage haben, aber das kann ich nicht. Ich fühle, wie sich die dunkle Wolke nähert, und es lähmt mich. Manchmal sage ich dir das, manchmal nicht. Bitte: Wenn du die Wolke bemerkst, bevor ich es dir sage, drücke mich einfach an dich und sage mir, dass wir sie gemeinsam bekämpfen werden. Bitte frage mich nicht, ob ich okay bin. Meine automatische Antwort wird "Ja" sein, obwohl sie in Wirklichkeit ein riesengroßes NEIN ist. Die Depression sorgt auch für große Scham, weißt du?

"Liebe mich einfach, trotz des Tiefs!"

"Sag mir einfach, dass du mich liebst und gib mir Zeit, mich zu beruhigen."
Ich weiß, manchmal reagiere ich bei den kleinsten Sachen total über und werde sauer, aber bitte sei geduldig mit mir. Der Grund ist nicht, dass ich das Brot vergessen habe, sondern dass ich das Gefühl habe, die Kontrolle über meinen Verstand zu verlieren. Weißt du, die Depression ist sehr raffiniert: Sie baut Stück für Stück eine Wand aus Wut auf, die du nicht bemerkst - bis sie zu groß geworden ist, und langsam umkippt. Es tut mir leid, dass du das Meiste von meinem Ärger abkriegst, an meinen bewölkten Tagen. Bitte vergib mir. Bitte. Sag mir einfach, dass du mich liebst und gib mir Zeit, mich zu beruhigen.

Ich weiß, dass es schwierig ist, jemandem mit Depressionen zu helfen, wenn man sie selbst nie erleiden musste. Ich verstehe das, total. Liebe mich einfach trotz des Tiefs, hör mir zu, frage mich nach den bewölkten Tagen. Ich kann es selbst nicht ansprechen. Die Depression vernebelt den Verstand. Ich brauche dich, um das Schweigen brechen zu können.

Es wird viele Tage geben, an denen ich denke, dass du ohne mich viel besser dran wärest, dass meine Kinder eine bessere Mami verdient haben. Manchmal sage ich dir das. Meistens nicht. Manchmal können Monate vergehen, ohne dass mir so ein Gedanke in den Kopf kommt, und manchmal denke ich jede Sekunde daran, jeden Tag, wochenlang. Das ist die unheimliche Wahrheit. Es ist der erste Gedanke, der mir oft im Kopf herumspukt. Die Depression ist ein abscheuliches, widerliches Monster. Bitte behalte mich im Blick, aber sei dir auch dessen bewusst, dass egal, wie oft du mir sagst, dass ich es wert bin, ich dir das an bewölkten Tagen nicht glauben werde. Aber bitte höre nie auf es mir zu sagen. Niemals.
...

[Bittchen65]

Liebe Luna,

Danke,dass du diesen Brief mit uns teilst.
Da finde ich mich auch sehr wieder.

Lg Bittchen

[Daniel1986]

Vielen Dank für diesen Brief liebe Luna.

[malu60]

Ein sehr bewegender, wichtiger Brief,danke schön.
Liebe Grüße malu
(So einen Menschen an der Seite zu haben,der es versteht und aushält, ist ein großes Glück)

[Luna1966]

Guten Morgen, ihr Lieben,

der Brief enthält noch eine 2te und 3te Seite. Zu lesen unter

http://www.brigitte.de/gesund/gesundhei ... 591/3.html" onclick="window.open(this.href);return false;.

[Katerle]

Danke Luna für diese Zeilen, kommen mir sehr bekannt vor...

LG

[Bittchen65]

Liebe Luna,

die anderen Briefe habe ich auch gelesen.Danke für den Link!
Sehr berührend ,wenn Erkrankte ihre Gefühle so ausdrücken können.
Es waren und sind auch oft meine Gedanken.
Diese Krankheit,vergeudet so viel Lebenszeit.
Das ist aber bei schweren körperlichen Krankheiten auch so.
Das Gehirn gehört zwar auch zum Körper,aber wenn da was gestört ist,hat das andere Auswirkungen.Wir leiden oft so sehr,aber schämen uns das auszusprechen.

Liebe Grüße Bittchen

[Cyranoo]

Liebe Luna,

der Brief trifft mich, ohne dass ich weiß, wo ich stehe.

Für Partner und Angehörige von Depressiven sind die Sprachlosigkeit und die Ungewissheit oft das Allerschlimmste.

Die Schreiberin des Briefes hat etwas Großartiges getan. Sie hat die Sprachlosigkeit durchbrochen. Sie hat ihr Innerstes in Worte gefasst, an denen man sich orientieren kann.

Ich bin selbst schwer depressiv und hatte mich in eine Frau verliebt, von der ich heute glaube, dass sie auch Depressionen hat.

Wir haben viel geschrieben. Dann Kontaktabbruch. Dann wieder ein Lebenszeichen. Dann wieder nichts.

Ich habe ihr oft geschrieben, wie lieb ich sie habe. Und dass ich warte, so lange es dauert. Denn sie hat geschrieben, dass ihre Welt zusammengebrochen ist und sie Zeit braucht, um sich zu sortieren. Ich würde ihr gerne öfter sagen, wie lieb ich sie habe. Und dass ich für sie da bin. Doch ich erreiche sie nicht. Ein Kontakt ist für sie nicht möglich. Und so bin ich Depressiver und leidender Bekannter in einer Person.

Die Frau, von der du hier berichtest, macht etwas Wunderbares. Sie schreibt, was sie sich wünscht. Das ist so wichtig und ein so wertvoller Hinweis.

Aber auch die "andere Seite" sollte in ihren Wünschen gesehen werden. Da ist eigentlich nur ein Wunsch: Versuche, dich mitzuteilen, wann immer es geht. Versuche zu sagen, zu zeigen, was du denkst. Und wenn es nur wenige Worte sind. Versuche, dich zu öffnen. Versuche, mir zu vertrauen. Versuche, auch wenn es nur kleine Momente sind, mir auch zu sagen und zu zeigen, dass du mich liebst. Es bedeutet mir die Welt, jedes Wort, jede Geste von dir bedeutet mir die Welt.

Liebe Grüße

[Nina345]

Made me cry.... Das ist exakt was ich fühle.

Schon iwie seltsam diese Krankheit, am einen Tag weiß und versteht man, dass man wichtig ist und geliebt wird und am anderen Tag ist man der furchtbarste Mensch auf Erden und nichts kann kurzfristig und akut helfen.

[Hoffentlich]

Liebe Luna,

danke, dass du diesen Brief gefunden hast. Er berührt mich so sehr, dass ich tatsächlich weinen musste. Ich frage mich, wie es sein kann, dass meine Gedanken und Gefühle - und ganz sicher die Gedanken und Gefühle von den allermeisten hier - von einer völlig fremden Frau so treffend aufgeschrieben werden. Ich kann es gar nicht fassen. Und trotzdem frage ich mich nun, ob nicht auch gesunde Frauen, die ihren Partner so sehr lieben, solche Zeilen zu Papier bringen würden. Ich muss darüber erst einmal nachdenken, weil ich einfach nicht in meinen Kopf kriege, dass das nur Gedanken von Menschen mit Depression sein sollen. Ich habe diese Krankheit "erst" 2008 zum ersten Mal von einer Ärztin diagnostiziert bekommen. Als ich meinen Mann noch sehr geliebt habe - weit vor 2008, hätte ich ihm genau die gleichen Worte sagen wollen. Aber da war ich doch noch ein fröhlicher, ausgeglichener Mensch. Ich kann sagen, dass ich glücklich war.

L. G. Hoffentlich

P.S. Danke auch für den Link

[Lana_del_rey]

Liebe Luna,

Ich kannte diesen Brief schon vorher, wollte aber auch gerne danke sagen, dass du ihn hier nochmal geteilt hast. Ich finde, dass sie damit perfekt zum Ausdruck bringt, wie man sich fühlt und ich habe einige Zeilen von diesem Brief auch schon genommen und meinem Partner geschrieben, um ihm vielleicht etwas verständlicher zu machen, wie ich mich oft fühle. Ich kann dies nämlich nicht so gut in Worte fassen und kann einfach nur sagen, dass es mir schlecht geht und ich am Boden zerstört bin.

LG Lana

[Nina345]

Huhuu Hoffentlich,

ne, also ich hätte das gesund so nicht geschrieben. Gesund bin ich sehr wohl der Überzeugung, dass mein Partner nen ziemlich guten Fang mit mir gemacht hat und brauch auch niemanden der mir das andauernd sagt. Auch würd ich niemals durchdrehen, weil ich vergessen hätte Brot zu kaufen. Ich hab schon öfter Sachen gekauft und an der Kasse liegen lassen ohne dass ich mich wirklich geärgert hätte. Passiert halt.

Ich würde diesen Brief definitiv nur jetzt so schreiben. Vor 2 Jahren hätte eine Liebeserklärung von mir ganz anders geklungen.

Lg

[Hoffentlich]

Hallo Nina,
vielleicht liegt es bei mir daran, dass ich in Wahrheit gar nicht mehr weiß, was ich einmal gefühlt und wie ich gehandelt und geredet habe. In meiner Erinnerung war ich jedenfalls ganz anders als heute - auch wenn ich gute Phasen habe. Die sind inzwischen vermutlich zu kurz, um genau so sein zu können, wie du dich in gesunden Phasen beschreibst. Allerdings kann ich dann wenigstens lachen und mich auch über schöne Dinge freuen.

L. G. Hoffentlich

[Bittchen65]

Liebe Hoffentlich,

die Krankheit lässt dich so fühlen.
Mein Mann war auch sehr ergriffen ,von dem Brief.
Wenn ich offen mit ihm über meine Krankheit rede,dann versteht er manchmal mein Verhalten und meine gestörten Gefühle.
Es bleibt schwierig ,aber es sind auch gute Momente dabei.

LG Bittchen