hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Emily
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Emily »

Liebe Xenia,

halte durch, auch wenn es schwerfällt. Wir alle hier drücken dir die Daumen. Du bist sehr stark, auch wenn es dir selbst nicht so vorkommen mag, aber du hast schon so vieles durchgestanden. Ist es dein Ex wert, dass du das jetzt nicht durchstehst? Den Gefallen darfst du ihm nicht tun. Ich finde es gut, wenn du dir in der Klinik etc. jede mögliche Hilfe holst. Du schaffst das!

Liebe Grüße, Emily.
mautzihh
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von mautzihh »

Hallo, Xenia,

hab mich erst vor ein paar Tagen hier im Forum angemeldet, obwohl ich schon seit ca 2 Jahren immer wieder mitlese, was mir oft schon geholfen hat.

An den Feiertagen bin ich auf Dich aufmerksam geworden und habe Deine Fortsetzungen fast komplett gelesen.
Dabei habe ich ganz deutlich fest gestellt, was für große Fortschritte Du seit Deinen ersten Beiträgen gemacht hast. Das war nur durch eine unheimliche Kraft möglich.

Deshalb bin ich ganz sicher, dass Du die nächsten Tage durch- und überstehst. Und Du wirst nach dem Prozess merken, wie sehr sich Dein Durchhalten gelohnt hat. Vielleicht nicht sofort aber sicher bald werden, Anspannung, Angst und viele ungute Gefühle verschwinden - denn Du kannst dann sagen, es ist v o r b e i ! Nur noch ein paar Tage!!!! E g a l, was für Deinen Ex rauskommt, für D i c h ist es dann
v o r b e i! Du kannst die schlimmen Zeiten zwar nicht vergessen, aber sie stehen nie wieder vor Dir!!!
Konzentrier Dich doch bitte auf das
v o r b e i - die paar Tage schaffst Du dann auch noch!

Ich drück Dir ganz doll alle Daumen und wünsch Dir Glück, dass Deine Gefühle und Nerven stark sein werden.

Liebe Grüsse

mautz
Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Liebe Emily,
liebe(r?) Mautz,

vielen Dank für Eure Postings. Es hilft mir ungemein, wenn von Euch so zahlreiches Feedback kommt. Und daß Ihr mir alle die Daumen drückt und versucht, mir Mut zu machen.

Ja, ich konzentriere mich so gut es geht auf das "vorbei", denn ich sehe darin eine echte Chance auf einen (längst überfälligen) Neuanfang. Nur klappt es in den letzten Tagen immer seltener, an das Vorbei zu denken. Als ich gestern dieses Gutachten gekriegt habe, hat mich das ganz schön mitgenommen. Ich weiß gar nicht so genau, warum. Denn ich weiß ja, daß mein Ex-Mann ein übler Psychopath ist. Aber irgendwie hat mich seine Lebenstragödie ziemlich berührt. Er hat auch kein schönes Leben gehabt. Aber das entschuldigt nichts. Das wird auch nichts an der Tatsache ändern, daß ich in der Verhandlung alles erzählen werde.

Ich versuche auch, daß es vorher nicht zu einer SVV kommt, denn ich möchte ihm das nicht gönnen, daß er noch so viel Macht über mich hat.

Heute abend kommt jedoch noch etwas auf mich zu: ich muß nochmal das Gutachten durcharbeiten, weil mein Ex-Mann bei manchen Antworten gelogen hat. Und dann muß ich noch die Aktenteile durchmachen, die mir mein Anwalt überlassen hat. Auch muß ich noch eine abschließende Liste machen, welche Folgen diese Ehe für mich hatte und immer noch hat. Nachher gehe ich zu meiner Freundin, sie hat irgendwas gekocht und dann werde ich abends diese Dinge erledigen. Denn morgen nach der Arbeit habe ich ja den Termin beim Anwalt, ich kann es also nicht noch weiter hinausschieben. Und übermorgen ist es dann schon so weit *zitter*...

Ich habe am Donnerstag Gott sei Dank noch einen Termin bei meinem Krisentherapeuten, um 17.00 Uhr (weiß gerade nicht, ob ich das schon geschrieben habe). Ich hoffe, daß ich bis dahin fertig bin mit meiner Aussage.

Ich hoffe, daß ich nach dem Prozeß aufhören kann, jeden Tag an dieses Horrorphase meines Lebens zu denken. Das wird sicherlich nicht sofort so sein, aber vielleicht nach ein paar Wochen oder Monaten, wenn ich dann auch endlich die "richtige" Traumaarbeit beginnen kann... Das wünsche ich mir so sehr. Denn diese Erinnerungen vergällen mir so oft den Tag. Und die Nacht sowieso. Es gibt Phasen, da träume ich jede Nacht von meinem Ex-Mann und Ihr könnt mir glauben, daß diese Träume alles andere als schön sind. Ich konnte bisher noch nicht herausfinden, ob es Zusammenhänge mit dem jeweiligen Tag gibt, wenn ich solche Alpträume habe. Ich träume dann immer dieselbe Situation, nur in verschiedenen Varianten. Seltsam. Aber vielleicht hört das irgendwann auch auf.

Inzwischen habe ich allerdings eine furchtbare Angst vor dem Prozeß - obwohl ich gar nicht genau sagen kann, wovor ich solche Angst habe.

Naja, im Gutacten steht, daß sich mein Ex-Mann bisher nicht zu meinen Vorwürfen geäußert hat. Deshalb muß der Gutachter, der die ganze Zeit anwesend ist, genau auf meine Aussage achten, damit er hinsichtlich der Straftaten mir gegenüber etwas zu der Gefährlichkeit meines Ex-Mannes sagen kann. Also werde ich wohl doch noch Details aussagen müssen und auch die einzelnen Geschehensabläufe... Leider ist hier in Ba-Wü heute Feiertag, so daß ich meinen Krisentherapeuten dazu nicht fragen kann. Und morgen muß ich arbeiten, da weiß ich noch nicht, ob ich die Zeit dafür habe, ihn anzurufen. Auf jeden Fall werde ich ihm aber heute noch eine mail schreiben.

So, jetzt muß ich langsam mal los. Ich werde mich aber wahrscheinlich nochmal melden heute abend.

Liebe Grüße, Eure

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
albert
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von albert »

Hallo Xenia,
deine Anspannung vor dem Prozess kann ich gut verstehen. Ein Wendepunkt im Leben ist eine starke Belastung in den Tagen davor. Aber wie du schreibst, kannst du dich darauf vorbereiten. Ich drücke dir die Daumen und schicke dir ein großen Paket Kraft zum Durchhalten.
Alles Gute
mit herzlichen Grüßen
Albert
mautzihh
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von mautzihh »

Hallo, Xenia,

Du hast Recht - mein Name ist nicht ganz eindeutig - ich bin weiblich, 55 J., lebe in Hamburg.

Mein Leben weist zwar eigentlich keine Parallelen zu Deinen schlimmen Erfahrungen auf und ich konnte bisher auch nicht verstehen, dass viele nicht sehr schnell Konsequenzen bei solch massiven Übergriffen ziehen und sich vom Partner trennen. Durch Deine sehr gute Darstellung hast Du mir die Voraussetzungen und Entwicklung solcher Beziehungen aber recht gut nahe gebracht. Vom Grundprinzip her kamen mir die Entschuldigungen und das Verständnis für den Partner dann doch recht bekannt vor, denn auch ich versuche eigentlich immer, für den anderen Verständnis aufzubringen und habe schon bei manchem durchgehalten (aufgeben liegt mir nicht). Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man versteht, warum jemand etwas sagt oder tut, empfindet man dies nicht mehr als so unangenehm oder kränkend oder schlimm.

Du erzählst, dass Dich beim Lesen des Gutachtens die Lebenstragödie Deines Ex doch recht berührt hat. Ich glaube nicht, dass Du Mitleid aufbringen kannst und auch nicht solltest, aber wenn ein gewisses Verstehen dazu führen kann, dass Dir das Schlimme, was er Dir angetan hat, dadurch vielleicht ein ganz klein wenig weniger weh tut, dann wäre das recht gut.

Wie Du aber selbst schreibst, kann das nicht zu Entschuldigung führen, deshalb musst Du auch alles so aussagen, wie es war. Da Dir die Kinder leid tun, kannst Du vielleicht sogar ihnen helfen mit Deiner Aussage, denn der Gutachter geht ja von weiteren Gewaltdelikten in der Zukunft aus. Und ich denke, das solltest und musst Du ausschließen und vor allem k a n n s t Du das auch, und zwar n u r D u !!!Wahrscheinlich hast nur Du die Kraft und auch die Macht dazu!!!

Ich denke, wenn Du daran denkst, fällt Dir die Arbeit an den Akten leichter. Kennt eigentlich Deine Chefin den Sachverhalt. Du hast unterschiedlich von ihr berichtet. Manchmal hatte sie doch auch Verständnis für Dich und Deine Lage - kann sie Dich nicht vielleicht aus anwaltlicher Sicht unterstützen, die verkehrt dargestellten Punkte sachlich darzustellen? Dann würdest Du nicht so allein davor sitzen und hättest jemand neutrales dabei, so dass Deine Gefühle dabei vielleicht nicht so hoch kommen?? Vielleicht ist dieser Gedankangang aber auch total abwegig - war nur so eine Überlegung.

Auf jeden Fall würde ich mir die wichtigen Punkte Deiner Aussage genau notieren und auch mitnehmen, damit Du nichts vergessen kannst vor Aufregung und Dich momentane Gefühle während der Verhandlung nicht zu sehr aus der Spur werfen. Dann hat Du Deine Notizen so ein wenig zum Festhalten.

Du siehst also, dass für SVV gar keine Zeit bleibt - und zittern musst Du auch nicht, denn du hast bei der Verhandlung Deinen Anwalt dabei, Gutachter, Schöffen und Richter sind neutral - also was soll Dir passieren - gegen Dich ist nur einer, und der vielleicht im tiefsten Innern auch noch nicht mal, da er sich ja gar nicht zu Deinen Vorwürfen geäußert hat.
Also Kopf hoch - Du s c h a f f s t das, denn Du w i l l s t es!

Für uns gibt es am Freitag auch eine sehr wichtige gerichtliche Entscheidung - also ich drücke gleich doppelt die Daumen!

Dass Du heut abend mit Deiner Freundin zusammen sein kannst, ist schön. Wahrscheinlich habt Ihr inzwischen gegessen und ich hoffe, Du hast es auch genießen können.

Hast Du eigentlich schon überlegt, was Du am Tag nach der Verhandlung machst? Vielleicht magst du Dir beim Einschlafen Gedanken machen, was Du Dir am liebsten gönnen wirst.

Nun wünsch ich Dir gutes Vorwärtskommen bei Deinen Notizen, dann eine gute Nacht mit tiefem, traumlosen Schlaf und schicke Dir

liebe Grüsse aus Hamburg

U s c h i
sewi
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von sewi »

winnie
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von winnie »

Liebe Xenia,

ich wünschte ich könnte Dir mehr sagen als daß ich Dir ganz fest die Daumen drücke!

Alles Liebe, Winnie
Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Hallo meine Lieben!

Ich bin ganz gerührt, daß Ihr so zahlreich schreibt und mir die Daumen drückt! Vielen Dank, damit hätte ich echt nicht gerechnet.

Aber vor allem hätte ich nicht mit einem Lob von Sewi (ich gehe mal aus, daß sie das, was sie geschrieben hat, ernst gemeint hat) gerechnet!! Vielen Dank, Sewi!!!!

Ich bin sehr müde und muß eigentlich noch das Gespräch mit meinem Anwalt vorbereiten, also alle Unterlagen nochmal durchgehen... Das werde ich jetzt nicht noch machen. Ich habe mir den Wecker auf 05.00 Uhr gestellt. Früher konnte ich so früh ganz gut arbeiten, hoffentlich gilt das immer noch so....

Wenn ich morgen früh noch Zeit habe, melde ich mich auch noch, bevor ich zur Arbeit gehe.

Gute Nacht und süße Träume wünscht Euch die angsthabende

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
sewi
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von sewi »

Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Guten Morgen Forum,

mein innerer Wecker scheint noch in Sommerzeit zu funktionieren – ich bin um 04.00 Uhr aufgewacht und zwar völlig. Naja, bin ich halt 'ne Stunde länger wach. Dafür werde ich aber heute abend fix und foxi sein, nehme ich an. Denn ich muß ja arbeiten von 0830 Uhr bis 12.30 Uhr und von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Und danach habe ich dann den Termin bei meinem Anwalt, wo wir den morgigen Verhandlungstag vorbereiten. Ich habe keine Ahnung, wie lange dieser Termin dauern wird. Aber am Abend werde ich dann wohl tot ins Bett fallen. Wäre ja vielleicht gar nicht so schlecht, dann könnte ich vielleicht schlafen. Denn ich kann mir vorstellen, daß ich ab heute abend dermaßen aufgewühlt bin, daß an Schlaf nicht zu denken sein wird. Aber jetzt habe ich nur vier Stunden geschlafen, da bin ich heute abend vielleicht müde. Es kann allerdings auch sein, daß ich zwar saumüde bin aber trotzdem total angespannt und somit auch nicht schlafen kann. Vielleicht nehme ich was zum Schlafen. Allerdings nicht so viel, ich möchte es ja bis morgen Mittag verstoffwechselt haben. Ja, ja ich weiß, ich soll nicht darüber nachdenken, was ich vielleicht in zehn Stunden mache oder nicht. Sind halt nur so Gedanken. Genauso denke ich schon darüber nach, wann ich morgen aufstehen soll (um mehr Zeit für mich zu haben und hier noch zu schreiben) und was ich anziehen soll.


Aber jetzt will ich erstmal Uschi antworten:

>Mein Leben weist zwar eigentlich keine Parallelen zu Deinen schlimmen Erfahrungen auf und ich konnte bisher auch nicht verstehen, dass viele nicht sehr schnell Konsequenzen bei solch massiven Übergriffen ziehen und sich vom Partner trennen. Durch Deine sehr gute Darstellung hast Du mir die Voraussetzungen und Entwicklung solcher Beziehungen aber recht gut nahe gebracht.>

Ich freue mich, wenn mir das gelungen ist. Denn fast alle Menschen fragen sich, warum die betroffenen Frauen nicht einfach ihre Sachen packen und gehen. Das habe ich mich vorher auch gefragt. Es ist ja auch nicht normal, sich von seinem Lebenspartner mißhandeln und terrorisieren zu lassen. Und da erscheint es doch als logische Konsequenz, sich zu trennen. Aber das funktioniert so leider nicht, da es eine sehr intensive Beziehung, zumeist geprägt von gegenseitigen Abhängigkeiten ist. Und aus so einer Beziehung kann man sich nur schwer lösen. Am Ende hatte ich null Selbstwert mehr, konnte mich nicht einmal mehr im Spiegel betrachten (das war wirklich so, ich habe während des Zähneputzens die Augen geschlossen). Mein Glück war, daß ich meinen Ex-Mann das erste Mal angezeigt habe, weil ich sehr deutlich fühlte, daß alles nur noch schlimmer werden würde. Und eine Strafanzeige bringt es mit sich, daß gehandelt werden muß – auf der einen Seite oder auf der anderen. Ich hatte das Glück, daß mein Vater mitten in der Nacht 200 km gefahren ist, um mich, meinen Papagei und das nötigste mitzunehmen... Ich glaube, daß ich die Trennung nicht hätte vollziehen können, wenn ich in der Wohnung geblieben wäre. Da mir aber mein heutiger Ex-Mann gedroht hat, mich umzubringen, wenn ich ihn anzeige, blieb mir gar nichts anderes übrig als die Flucht. Das war Pfingsten 1997. Ich blieb ein paar Tage bei meinen Eltern, mußte dann aber zurück, weil ich gerade ein Examensvorbereitungskurs machte. Als ich zurück war, rief ich das Frauenhaus an. Aber wie sollte es anders sein: das hiesige Frauenhaus hat ein paar Appartements, die leider in derselben Straße, gerademal ca. 150 m entfernt von der ehelichen Wohnung sind... Dorthin konnte ich also nicht. Ich habe dann durch ein riesiges Glück aber gleich eine Wohnung gefunden, die ich eine Woche später beziehen konnte.

Aber jetzt bin ich abgeschweift. Ich wollte nur sagen, daß es mich freut, wenn ich mit meiner Geschichte so etwas wie Aufklärungsarbeit leisten kann. Ich habe mir schon hin und wieder überlegt, ein Buch zu schreiben über meine Erlebnisse in der Ehe und in der Psychiatrie – eine Art Roman aber mit wahrem Inhalt. Vielleicht mache ich das irgendwann einmal. Ich glaube zwar nicht, daß ich einen Verlag finden würde, aber ein paar Exemplare könnte ich mir ja vielleicht auch auf eigene Kosten drucken lassen. Damit ich eines meiner ehemaligen Psychotherapeutin schenken kann, die mir sehr geholfen hat. Aber das ist Zukunftsmusik...

>Da Dir die Kinder leid tun, kannst Du vielleicht sogar ihnen helfen mit Deiner Aussage, denn der Gutachter geht ja von weiteren Gewaltdelikten in der Zukunft aus.>

Ja, so hat mein Krisentherapeut auch argumentiert, wenn ich drauf und dran war, aus Angst alles wieder zurückzunehmen und keine Aussage zu machen. Er hat mich dann gefragt, ob ich glaube, daß anderen Frauen auch so etwas von ihm angetan werden könnte. Ich habe ganz deutlich geantwortet, daß es nicht nur so sein könnte, sondern daß es passieren wird. Da habe ich dann endgültig beschlossen, bei meiner Aussage zu bleiben. Ich habe da weniger an Kinder gedacht, sondern mehr an die Frauen, denen ich vielleicht solches Leid, das ich seitdem erleide, ersparen kann. Und wenn Kinder im Spiel sind, dann erst recht. Dieser Typ gehört weggesperrt, in den Knast oder in die Psychiatrie. Typisch ist, daß seine Eltern ihn jetzt seit geraumer Zeit, seit die Justiz verstärkt hinter ihm her ist, finanziell unterstützen und ihm ein Schneideratelier in bester Lage finanzieren (er ist Herrenmaßschneider). Aber die Schulden, die er noch bei mir hat und wegen denen ich einen SCHUFA-Eintrag habe und kein Telefon auf meinen Namen laufen lassen kann, die konnten sie damals angeblich nicht bezahlen... Das ärgert mich so dermaßen, daß ich am liebsten eine Bombe in dieses scheiß Atelier schmeißen würde. Wenn ich zu meiner Traumatherapeutin gehe, darf ich auch immer schon daran vorbeilaufen, wenn ich keinen Umweg machen möchte.

Die Eltern, insbesondere die Mutter, ist eine ganz schlimme Bande, die ich verfluche. Die Mutter hat auch beim Gutachter gelogen, genauso wie mein Ex-Mann. Die haben sich geschnitten, wenn sie denken, daß sie damit durchkommen, indem sie meinen Ex so hinstellen, als ob es eine reine Tragödie ist, was mit ihm passiert ist. Ich hatte beim Lesen dieser zusammenfassenden Beurteilung sowieso das Gefühl, daß mein Ex seine evtl. nicht vorhandene volle Schuldfähigkeit als Freibrief ansieht und damit rechnet, daß ihm wieder nichts passiert bei dem Prozeß jetzt. Tja, da hat er wohl falsch gerechnet, genauso wie seine Mutter, die ich wirklich hasse, genauso wie ihn.

Ich möchte jedoch versuchen, in der Verhandlung meinem Haß nicht so viel Raum zu geben, das kommt bestimmt nicht gut an beim Gericht.

>Kennt eigentlich Deine Chefin den Sachverhalt.>

Ja, sie kennt den Sachverhalt im groben. Sie hat mich ursprünglich auch Rechtsanwältin vertreten. Jetzt habe ich aber einen anderen Rechtsanwalt. Es war nämlich so, daß meine Chefin festgestellt hat, daß sie emotional zu sehr verwickelt ist und sie meinte, daß sie dann keine gute Arbeit mehr leisten kann. Sie fragte mich damals, ob ich einverstanden wäre, wenn mein jetziger Anwalt mich vertritt. Ich habe sofort zugesagt, dieser Anwalt ist ein Freund meiner Chefin, er ist ebenso wie sie Fachanwalt für Strafrecht und ich war schon einmal mit ihm auf einer Weihnachtsfeier. Ich kenne ihn also schon und er ist mir außerdem auch sehr sympathisch. Er hat mein vollstes Vertrauen. Er macht das schon alles so, wie ich das brauchen kann, da habe ich keinerlei Zweifel.

Ich bin Nebenklägerin in dem Prozeß, d.h. ich habe viel mehr Rechte als ein "normales" Opfer. Und während der Aussage ist mein Anwalt dabei und kann ggf. eingreifen wenn irgendwelche unsachlichen Fragen kommen. Er kann auch Anträge für mich stellen. Er wird z.B. beantragen, daß mein Ex für die Zeit meiner Aussage von der Verhandlung ausgeschlossen wird. Dafür hat mir mein Psychiater auch ein Attest gegeben (daß das unbedingt notwendig ist, daß ich in Abwesenheit des Angeklagten aussage, da sonst mit akuter Suizidgefährdung zu rechnen ist). Mein Anwalt kann dann auch zum Schluß in einem eigenen Plädoyer eine Strafe beantragen.

Ich kann jedem von Euch, der Opfer einer Straftat wurde, nur dringend raten, einen Anwalt zu beauftragen und zwar einen, der sich auskennt. Als Nebenklägerin ist man dem ganzen längst nicht so ausgeliefert wie als "normale" Zeugin/Opfer.

>Auf jeden Fall würde ich mir die wichtigen Punkte Deiner Aussage genau notieren und auch mitnehmen, damit Du nichts vergessen kannst vor Aufregung und Dich momentane Gefühle während der Verhandlung nicht zu sehr aus der Spur werfen.>

Mir wird gar nichts anderes übrigbleiben. Denn meine polizeiliche Aussage ist fast 20 Seiten lang.... Ich werde mir Stichpunkte aufschreiben, vor allem werde ich mir ganz genau die Folgen, die seine Übergriffe auf mich hatten und immer noch haben, ganz genau aufschreiben. Denn bei der Schilderung der Folgen könnte ich mir vorstellen, daß ich leicht etwas vergessen könnte. Es sind einfach zu viele Folgen...

>Für uns gibt es am Freitag auch eine sehr wichtige gerichtliche Entscheidung - also ich drücke gleich doppelt die Daumen!>

Dafür drücke ich Dir die Daumen!!

Meine Freundin begleitet mich zu der Verhandlung, um 13.15 Uhr bin ich dran. Bis um 12.30 Uhr muß ich arbeiten. Nach der Verhandlung habe ich um 17.00 Uhr einen Termin bei meinem Krisentherapeuten und ich denke, daß ich danach total fertig bin und schlafen muß. Hoffe ich zumindest. Es kann natürlich auch sein, daß ich total aufgekratzt und angespannt bin und die Gefahr für SVV ist dann schon recht hoch....


Liebe Sewi,

laß' uns gegenseitig die Daumen drücken, okay?!

Liebe Grüße an Euch alle und bis heute abend oder so, Eure

Xenia

Ich versuche jetzt mal, mich dem Gutachten und den Akten zu widmen
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
care4you
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von care4you »

Liebe Xenia,

nachdem hier seit vorgestern spätabends gar nichts mehr ging, möchte ich Dir wenigstens im Nachhinein schreiben, dass ich gestern an Dich gedacht habe und auch jetzt an Dich denke.
Ich hoffe, dass es Dir gut geht, soweit es nur möglich ist und ich wünsche Dir von Herzen den Neuanfang.

Care4You
Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Schön, daß das Forum wieder nutzbar ist!! Mir hat echt was gefehlt. Irgendwie gehört das Forum schon total zu meinem Tagesablauf dazu. Und wenn es mir schlecht geht und ich mich ablenken will/muß, hat es mir auch schon oft geholfen. Darum: Halleluja!

Gestern war also meine Verhandlung.

Ich konnte diese innere Beobachterposition leider (oder Gott sei Dank?) nicht einhalten sondern bin nicht mehr aus dem Heulen gekommen. Aber am besten beschreibe ich Euch einfach mal, wie es abgelaufen ist:

Mein Anwalt hat beantragt, daß ich meine Aussage in Abwesenheit meines Ex-Mannes machen kann. Dem Antrag wurde dann auch durch das Gericht stattgegeben. Sie haben ihn mit dem Attest von meinem Psychiater, daß mit akuter Suizidgefahr zu rechnen ist, wenn ich in Anwesenheit des Angeklagten aussagen muß begründet und dann darüber hinaus noch darauf hingewiesen, daß ich ja 1998 schon einmal einen Suizidversuch unternommen habe. Daß die das auch noch als Begründung heranziehen hat mich erstaunt.

Mein Ex ist also aus dem Saal gegangen und der Vorsitzende Richter hat angefangen, mich zu befragen, erstmal zu den formalen Dingen wie Name, Alter, Beruf, Anschrift. Dann hat er mir erklärt, daß ich nicht aussagen muß, wenn ich nicht möchte. Aber wenn ich aussage, bin ich verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Danach hat er dann angefangen, mich zu den einzelnen Anklagepunkten zu befragen. Es wurden alle Anklagepunkte noch einmal "abgefragt", d.h. ich sollte die einzelnen Übergriffe noch einmal mit meinen eigenen Worten schildern. Dabei war es aber anscheinend nicht so sonderlich wichtig, daß ich voll ins Detail gegangen bin. Ganz eingehend hat er mich nur zu einem Anklagepunkt befragt. Da mußte ich dann jedes einzelne Detail schildern. Da ging es aber auch darum, daß mein Ex mich so gewürgt hat, daß ich kaum noch Luft bekommen habe und so. Das war schon schwierig für mich zu schildern und während ich also erklärte, wie ich im Raum stand, wie mein Ex-Mann vor mir stand, ob er mir mit einer oder mit beiden Händen den Hals zugedrückt hat, habe ich mich natürlich postwendend flashbackmäßig in der damaligen Situation wiedergefunden und genauso wie damals fast keine Luft mehr bekommen... war nicht so schön.

Kurze Zeit davor hat der Vorsitzende Richter mich gefragt, ob ich eigentlich vor der Eskalierung in der Ehe schon solche psychischen Probleme hatte, was ich natürlich verneint habe. Und schon da mußte ich anfangen zu heulen. Weil es ja wirklich so war, daß ich zwar schon eine Therapie gemacht habe, aber längst nicht solche Schwierigkeiten wie heute hatte und auch nie in stationärer Behandlung war.

Ich hatte Euch ja schon erzählt, daß es drei Berufsrichter und zwei Schöffen waren. Als der Vorsitzende Richter mit der Befragung fertig war, haben mich die beiden Beisitzenden Richter noch kurz befragt. Der eine von den beiden war – glaube ich – emotional fast genauso involviert wie ich. Ich habe eigentlich ihn die ganze Zeit angeschaut und er hat immer wieder mit dem Kopf geschüttelt. Und bei manchen Schilderungen habe ich deutlich merken können, daß er fassungslos war. Nachdem die Richter mich befragt hatten, hat mich mein Anwalt noch zu zwei Vorfällen befragt, die ich vergessen hatte, in der polizeilichen Vernehmung anzugeben. Danach wollte keiner mehr etwas fragen und ich sollte den Saal verlassen, damit man meinen Ex-Mann wieder reinholen konnte um ihm mitzuteilen, was ich ausgesagt habe. Dann wurde ich wieder reingeholt und er rausgeschickt. Dann hat mich der Vorsitzende Richter noch etwas gefragt, denn mein Ex-Mann hat behauptet, ich hätte ihm einen Brief geschrieben, in dem ich ihm angekündigt habe, daß ich ihn fertigmachen würde. Er hat auch behauptet, daß er den Brief vorlegen könne. Das stimmt zum Teil, ich habe ihm mal einen ganz üblen Brief geschrieben. Allerdings habe ich – glaube ich – nicht geschrieben, daß ich ihn fertigmachen werde. Und dieser Brief hatte auch einen Grund: ich habe durch Zufall mitbekommen, daß auf dem Briefkasten seiner Wohnung ein Schild mit meinem Nachnamen klebte. Das hat mich natürlich aufgeregt, weil ich mir schon gedacht habe, daß er irgendwelche krummen Dinger mit meinem Namen macht. Das habe ich dem Gericht dann auch so erklärt. Tja, mein Ex hat sich mit diesem Vorwurf aber ins eigene Fleisch geschnitten, weil das Gericht die Geschichte mit dem Namen gar nicht wußte vorher. Ich hatte nichts davon gesagt, weil es für mich total unwichtig ist. Aber als dieser Vorhalt kam, habe ich es halt erzählt... Pech. Nach etwa eineinhalb Stunden war meine Befragung zu Ende und ich konnte gehen. Ich hatte dann gleich einen Termin bei meinem Krisentherapeuten und bin gestern abend um ca. 21.30 Uhr tot ins Bett gefallen Konnte endlich mal wieder schlafen. Das ganze hat mich doch sehr mitgenommen, ich bin immer noch ganz schlapp.

Ich habe aber eine Art Erleichterung gespürt. Denn jetzt ist dieser verdammte Prozeß endlich hinter mir.

Heute hat mich dann mein Anwalt angerufen und hat mir erzählt, daß doch heute schon die Plädoyers gehalten wurden. Der Staatsanwalt hat eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten mit anschließender Unterbringung in der Psychiatrie beantragt. Diesem Antrag hat sich mein Anwalt angeschlossen. Am kommenden Mittwoch um 14.00 Uhr ist die Urteilsverkündung. Leider muß ich da arbeiten, so daß ich nicht dabei sein kann. Aber mein Anwalt wird mich dann gleich anrufen, hat er gesagt. Er hat mir noch erzählt, daß er gestern von allen Prozeßbeteiligten (außer den Richtern, die dürfen ja nichts sagen) und dem Gerichtsreporter, der die ganze Zeit auch anwesend war, die Rückmeldung bekommen hat, daß ich eine sehr gute Aussage gemacht habe. Morgen muß ich mir unbedingt die hiesige Tageszeitung besorgen, vielleicht steht ja etwas drin... Sogar der psychiatrische Sachverständige und der Verteidiger meines Ex-Mannes haben mich bei meinem Anwalt gelobt! Ich habe mir auch Mühe gegeben, fair zu bleiben und habe auch zugegeben, daß ich ein paar mal aggressiv meinem Ex-Mann gegenüber stand und so. Also ich habe nicht haßerfüllt erzählt, was für ein Schwein mein Ex-Mann ist, sondern habe so objektiv wie möglich die Fragen beantwortet. Und natürlich bin ich bei der Wahrheit geblieben. Eine meiner Stärken ist, daß ich mich gut ausdrücken kann. Das war dann gestern wohl trotz der ganzen Heulerei auch so.

Im Moment habe ich das alles noch gar nicht so realisiert.

Auf dem Gerichtsflur habe ich dann noch eine Ex-Freundin von ihm kennengelernt. Ich hatte schon von ihr gehört, sie ist die Mutter seiner Zwillinge. Sie hat ihn auch angezeigt. Wir haben uns ein wenig unterhalten und fanden uns sympathisch, so daß wir die Telefonnummern ausgetauscht haben. Wir wollen uns mal treffen.

Fürs erste weiß ich jetzt nichts mehr zu berichten. Aber ich denke, daß in den nächsten Tagen immer mal wieder was zum Prozeß kommt.

Liebe Grüße von Eurer

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
C.
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Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von C. »

Liebe Xenia,

bin froh dass es doch so "gut" gelaufen ist (naja, wie kann man bei den geschichten überhaupt noch irgendwie an das wort gut denken?)
und ich bin so froh, dass du es hinter dich gebracht hast!!
und dass du das so gut hingekriegt hast. dich auszudrücken, die worte zu finden, zu reden über all dies fürchterliche. und dann noch objektiv und fairness anstrebend. und es trotz heulen und flashback überstanden hast! oh xenia, ich bin so froh für dich.

Du hast diesen ganz wichtigen Schritt geschafft!!

liebe Grüsse,
Clara
SRT
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Registriert: 1. Apr 2003, 19:24

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von SRT »

Liebe Xenia,
ich schliesse mich einfach mal Clara an,weil ich es genau so sehe und auch zu kaputt bin mehr zu schreiben.Die Hundebande hat mich geschafft.
Liebe Grüsse
INUIT
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Hallo Ihr Lieben!

Eines muß ich noch kurz loswerden, bevor ich schlafengehe. Eben gerade hatte ich ein längeres Gespräch mit seiner Ex, mit der ich die Nummern getauscht habe. Wir werden uns am Sonntag treffen. Und stellt Euch vor: er hat ihr gegenüber nie von mir schlecht gesprochen, im Gegenteil, er hat betont, was für ein feiner Mensch ich sei... Und geschlagen hätte er mich nie... Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank

Gute Nacht, bin sehr müde, Eure

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
winnie
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von winnie »

Liebe Xenia,

ich hatte gestern immer wieder an Dich gedacht und Dir die Daumen gedrückt. Und fand es wirklich schlimm, daß ausgerechnet gestern das Forum nicht ging.
Aber Du hast es geschafft, das ist schon mal ein Riesen Schritt für Dich!

Alles Liebe von Winnie
amica
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von amica »

Hallo Xenia,

bin froh, dass es Dir einigermaßen "gut" geht. Schlaf gut, erhol Dich und gönn Dir was Schönes.
Klasse, dass Du es hinter Dir hast, und ich glaube wir alle drücken mächtig die Daumen, dass das angestrebte Strafmaß zum Vollzug kommt. Bravo!

Liebe Grüße

amica
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von flora80 »

Guten Morgen Xenia!

Ich freue mich sehr, dass du das jetzt alles so gut überstanden hast! Meine Mails hast du ja hoffentlich bekommen. Ich weiß irgendwie grad auch nicht mehr viel zu schreiben, außerdem ist das eigentlich nicht ganz meine Zeit... Da arbeiten die Gehirnzellen offenbar noch nicht so reibungslos *g*
Sehr liebe Grüße,

Flora
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Guten Morgen!

Tja, das mit dem Schlafen war wohl nichts - bin schon 'ne ganze Weile wach. Aber ich bin heilfroh, daß das Forum wieder funktioniert, so kann ich wenigstens hier schreiben...

Liebe Amica,Winnie, Care, Clara, Inuit und alle, die ich jetzt vergessen habe,

vielen Dank, daß Ihr an mich gedacht habt! Ich glaube, es hat geholfen. Und daß ich jetzt nicht schlafen kann, betrachte ich einfach als eine Art Nachbeben. Außerdem wohl auch Konditionierung, ich bin in den letzten Tagen oft um 05.00 Uhr aufgestanden, ich wollte ja vor dem Prozeß nochmal meine Unterlagen durcharbeiten, was ja nicht geklappt hat.

Ich habe gestern wirklich recht lang (für meine Verhältnisse) mit der einen seiner Ex-Freundinnen telefoniert. Natürlich haben wir in erster Linie einmal über dieses Arschloch gesprochen. Das hat mir aber nicht so besonders gut getan, so daß ich vorgeschlagen habe, daß wir uns mal treffen und auch über anderes reden. Sie hatte ja auch am Anfang gesagt, daß sie nicht nur über diesen Typen sprechen möchte. Aber wahrscheinlich ist es relativ normal, daß man darüber spricht, denn es ist jetzt erstmal die einzige Gemeinsamkeit. Das ist so, wie wenn man auf einer Depressionsstation zunächst mit den Mitpatienten über die Depression spricht. Später können sich natürlich noch andere Themen ergeben.

Seine Ex arbeitet neben dem Gefängnis, in das er kommen wird. Sie hat mir erzählt, daß sie in einem Stockwerk arbeitet, von dem aus sie in den Hof sehen kann. Da mußten wir ein wenig lachen. Gestern abend hatte ich mir kurz überlegt, ob ich die Kinder kennenlernen möchte, aber ich habe mich dagegen entschieden, denn ich glaube, daß es dazu noch zu früh ist. Ich glaube, daß mir das nicht gut tun würde. Das wären dann zuviele Erinnerungen. Ich hoffe, daß ich es jetzt langsam mal schaffe, wütend zu werden auf diesen Psychopathen. Gestern habe ich schon einen kleinen Anflug von Wut bemerkt, als sie mir erzählte, daß er meinte, er hätte mich niemals geschlagen...Vielleicht muß ich mir fürs erste die Wut sozusagen heranzüchten. Vielleicht kommt sie dann irgendwann mal von alleine. Aber irgendwie tut er mir auch leid. Aber das entschuldigt trotzdem nichts, aber auch gar nichts.

Ich bin sehr gespannt auf unser Treffen. Es wird erst am sonntagabend stattfinden, worüber ich ganz froh bin. Denn ich merke gerade, daß es mir zunehmend schlechter geht. Irgendwie macht mich die ganze Geschichte doch sehr traurig, meinetwegen. Mir stand die ganze Welt offen, als ich diesen Psychopathen kennenlernte. Und jetzt? Jetzt friste ich zumindest vorübergehend mein Leben in einer Form, die ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen konnte. Aber wie gesagt, dieses Jahr bietet die Chance eines Neuanfangs und ich hoffe, daß ich sie ergreifen kann. Ich habe gute Chancen, denke ich. Ich muß nur aufpassen, daß ich jetzt in diesem Schock nicht wieder steckenbleibe. Sondern daß am Mittwoch ein Urteil gesprochen werden kann, mit dem ich einverstanden bin. Und dann werde ich die Akte schließen. Dann bin ich nicht mehr involviert und einige Zeit später kann ich dann endlich mit der wirklichen Traumaarbeit anfangen. Meine Traumatherapeutin, bei der ich gestern war, möchte anscheinend noch ein wenig warten, bis sich alles gesetzt hat und bis das Urteil rechtskräftig ist. Ist wahrscheinlich auch besser so.

Mein Ex hat seine Ex (oh Mann, wie hört sich das denn an, ich glaube, ich muß mir einen Namen für sie überlegen. Ich werde sie in Zukunft U nennen) nach dem Prozeß getroffen. Sie war mit ihrer Mutter nach ihrer Aussage ein Glas Sekt trinken. Und prompt kam er mit seinem Anwalt eine halbe Stunde später dazu... Wißt Ihr, was dieser Mensch gemacht: hat sie angeblökt, warum sie das gemacht hat. Auf ihre Nachfrage hin meinte er, warum sie gesagt habe, er sei gewalttätig und ihn damit so belastet hätte. Jetzt würde es gar nicht gut für ihn aussehen. U fragte dann, ob er einen Grund kennen würde, wieso sie gutes erzählen solle. Darauf wußte selbst dieser Psychopath keine Antwort...Das muß man sich mal überlegen - der hat doch echt nicht alle Tassen im Schrank...

So, inzwischen ist es 06.20 Uhr, ich habe gerade eine Waschmaschine angeworfen und gehe mal eben zum Kiosk, um die Zeitung zu kaufen, vielleicht steht ja tatsächlich was drin. Bis nachher liebe Grüße

Xenia
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ТЪПАЦИ!!!
Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Liebe Flora,

Dein Posting habe ich eben erst entdeckt. Wieso bist Du denn auch schon so früh wach? Kannst Du auch nicht mehr schlafen? Mein Brief an Anna ist übrigens zurückgekommen "nicht in der Klinik" stand drauf. Naja, dann mache ich heute mal einen nächsten Versuch.

Ich schreibe Dir vielleicht nachher noch in Deinen Thread, die mails sind angekommen.

Bis nachher
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Bin wieder zurück vom Kiosk. Heute war noch kein Bericht in der Zeitung. War der ganze Weg umsonst...

Und jetzt, wo ich mir gerade Tee gemacht habe, werde ich plötzlich müde. Naja, ich warte noch, bis die Waschmaschine fertig ist und dann werde ich mich wohl wieder hinlegen. Vielleicht kann ich ja dann doch noch ein bißchen schlafen...

Ich bin ehrlich total froh, daß das Forum wieder funktioniert. Mir hat wirklich etwas gefehlt.

Jetzt gehe ich aber wieder schlafen.

Gute Nacht, Eure

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




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Caroline1
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Xenia

Ich möchte nur eine bestimmte Sache anmerken. Glaubst du, dass es gut für dich ist, wenn du dich jetzt so schnell auf seine Ex da einlässt? Das ist jetzt überhaupt nicht gegen diese Frau gerichtet, aber ich frage mich, ob du dir jetzt nicht etwas zumutest, für das du noch nicht bereit bist. ZB stellst du dir ja schon die Frage nach den Kindern, ob du die kennen lernen willst oder nicht. Sie hat ja wohl offenbar zumindest noch Gesprächskontakt mit deinem Ex, wenn auch wahrscheinlich nicht freiwillig, aber doch immerhin. Könnte es nicht passieren, dass du dich jetzt mit ihr so in extreme Gedanken und Gefühle und ein riesiges Durcheinander hineinredest, da es ja wohl in der Tat wahrscheinlich ist, dass ihr euch hauptsächlich über ihn austauscht? Bist du sicher, dass du das jetzt während dem Prozeß brauchen kannst? Ich möchte die Frage einfach nur stellen, beantworten wirst du sie selber. Vielleicht wäre es möglich, den neuen Kontakt zumindest nicht so schnell wachsen zu lassen; auf jeden Fall solltest du aufpassen, bis wohin du dich schützen musst, um dich nicht zu sehr zu verstricken.

Ich drück dir die Daumen, dass es weiterhin jetzt endlich vorwärts in dieser schlimmen Geschichte geht!

Dir einen lieben Gruß von

Caroline
Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

Liebe Caroline,

Du stellst diese Frage zu Recht. Ich habe mich auch gefragt, ob das wohl eine gute Idee ist, wenn ich mich mit seiner Ex-Freundin treffe und was mit deren Kindern ist.

Aber wir haben gestern beide gesagt, daß wir versuchen wollen, nicht die ganze Zeit über meinen Ex zu sprechen. Sie ist auch schon länger von ihm getrennt (3 Jahre), so daß vielleicht doch die Möglichkeit besteht, auch über anderes zu sprechen... Für mich selbst habe ich beschlossen, daß ich die beiden Kinder nicht kennenlernen möchte. Weil mich das dann zu sehr an meinen Ex erinnern würde und daß ich keine Kinder habe, und das z.T. bestimmt auch deshalb, weil mein Ex es geschafft hat, daß ich regelrecht Angst vor Männern habe. Ich möchte also nur U. treffen und nicht die Kinder. Und ich werde mal sehen, wie es morgen wird, ich habe nicht vor, mich jetzt jeden Tag mit ihr zu treffen. Aber ich denke, daß es vielleicht auch ganz gut ist manchmal über meinen Ex mit ihr zu sprechen. Ich möchte es jetzt ersteinmal einfach auf mich zukommen lassen. Vielleicht treffen wir uns morgen und dann nie wieder - vielleicht freunden wir uns auch an, mal sehen.

Ansonsten ist es jetzt so, daß es mir nicht mehr gut geht. Ich bin dabei, die ganze Sache zu realisieren. Ich meine, meine Aussage und vor allem aber den Inhalt meiner Aussage. Ich habe dem Gericht ja eine geballte Ladung Trauma erzählen müssen. Ich habe das - bis auf die polizeiliche Vernehmung - noch nie so gemacht. Ich habe noch nie alles erzählt. Nun gut, am Donnerstag habe ich auch nicht alles erzählt, es gab noch diverse Übergriffe, die aber in meinen Augen nicht wirklich erzählenswert sind. Ich wollte mir nicht so viel zumuten und habe deshalb nur die wichtigsten Sachen erzählt. Aber ich habe schon gesagt, daß es noch mehr Übergriffe gab, an die ich mich aber nicht mehr erinnere.

Auf jeden Fall gehts mir heute richtig scheiße.

Ich melde mich vielleicht heute abend nochmal, ich will jetzt wieder ins Bett und ein wenig schlafen.

Liebe Grüße, Eure

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




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Xenia
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von Xenia »

So, es ist angekommen, das Tief. Ich fühle mich ganz mies. Liege im Bett und will nicht aufstehen. Habe mich aber jetzt dazu gezwungen. Die ganze Zeit im Bett liegen ist nicht gerade förderlich. Aber ich überlege, ob ich das Treffen mit der Ex von meinem Ex morgen absage. Ich kann mir nicht vorstellen, unter die Leute zu gehen. Andererseits ist es halt wirklich nicht gut, wenn ich die ganze Zeit in meiner Wohnung rumliege. Ach, ich werde mal abwarten, wie meine Stimmung morgen aussieht. Im Zweifel sage ich ihr halt kurzfristig ab... Wir sind sowieso erst für den Abend verabredet, da kann ich ja um die Mittagszeit schon noch absagen, finde ich.

Leider habe ich einen Rückfall erlitten, was die Benzos betrifft. Das stimmt mich irgendwie ziemlich traurig, ich wollte das ja nicht mehr tun. Und trotzdem "mußte" ich wieder ein paar nehmen. Zwar keine signifikante Überdosis, ein paar nur. Aber eigentlich wollte ich ja gar keine mehr nehmen. Ich werde also wieder von vorne anfangen und versuchen, meine Finger von diesem Teufelszeug zu lassen... Genauso wie ich auch versuche, ohne SVV über die Runden zu kommen, was mir momentan leider sehr schwer fällt.

Morgen muß ich meine Wohnung aufräumen und saugen, denn am Montag kommt ein Techniker von der Telekom. Ich habe überhaupt keine Lust aufs Aufräumen. Vor allem muß ich den Staubsaugerbeutel wechseln, was ich immer irgendwie ekelig finde, obwohl es dafür ja eigentlich keinen Grund gibt. Weiß auch nicht, woran das liegt. Habe aber auch keine Lust, jetzt groß Staubsaugerbeutel-Traumatherapie zu machen.

Ich fühle mich absolut ausgelaugt, so leer irgendwie. Aber ich denke, daß das ein normaler Zustand ist. Schließlich war jetzt endlich der Prozeß, auf den ich zwei Jahre gewartet habe... In dieser Wartezeit haben die Traumata sich natürlich weiter in mich reingefressen. Und jetzt, wo alles gesagt wurde vor Gericht, bin ich halt total fertig. Ist bestimmt normal. Wahrscheinlich muß ich mich ein paar Tage ausruhen, bevor ich wieder einigermaßen fit bin. Meine Urlaubsvertretung ist gottlob auch vorbei, so daß ich erst am Mittwoch mittags wieder arbeiten gehen muß. Am Montag werde ich mal zum Finanzamt gehen und die Formulare für den Lohnsteuerjahresausgleich holen. Da mein Lohnsteuerjahresausgleich sowas von einfach zu machen ist, werde ich mich in ein Café setzen und ihn gleich dort machen, damit ich ihn am selben Tag wieder zum Finanzamt bringen kann. Und dann sollen die sich mal beeilen, ich kann Geld immer gut gebrauchen

Und bald fängt ja auch mein Praktikum an, vielleicht sollte ich mich öfter mal daran erinnern, wenn es mir so schlecht geht. Momentan kann ich mich allerdings überhaupt nicht darauf freuen.

Ich bin sooo leer. Und schlapp. Und jetzt weiß ich auch gerade nichts mehr zu schreiben. Vielleicht nachher nochmal.

Liebe Grüße, Eure

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




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mautzihh
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Re: hoffnungslos XII - Der Prozeß/Neuanfang

Beitrag von mautzihh »

Liebe Xenia,

spurlos konnte der Prozess ja nicht an Dir vorbei gehen. Ich denke auch, dass ein kleines Loch im Moment normal ist, aber dass Du nicht mehr zu harten Maßnahmen greifen mußt, jetzt wo alles vorbei ist.

Kannst Du Dich morgen statt mit der Ex nicht lieber mit einem vertrauten Menschen treffen, bei dem du Dich ein wenig fallen lassen kannst?Ansonsten gönn Dir einfach mal eine Verschnaufpause - Du hast sie Dir wahrlich verdient.

Ich wünsch dir eine gute Nacht
und schick dir liebe Grüsse

Mautz
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