Dauer Pharmakotherapie

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bailey
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Registriert: 17. Mär 2016, 10:35

Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von bailey »

Hallo liebes Forum,

das wird mein erster Beitrag hier.

Es geht um meine Mutter, welche in Abständen von ca. 7 Jahren an schwerer agitierter Depression erkrankt. Sie ist wieder seit August 2015 in diesem Zustand und erst seit dem 1.12.2105 in stationärer Behandlung. Einen Monat in einer Klinik und seit Beginn 2016 in einer anderen. Die Behandlung hat so spät begonnen, da sie nicht behandlungseinsichtig ist.

Zu der eigentlichen Frage. In der jetzigen Klinik wurden in den drei Monaten zwei Medikamentenpaare ausprobiert, aktuell Venlafaxin und Lithium. Nun sagen die Ärzte, dass entweder die EKT erfolgen muss oder die Entlassung.

Mich hat es gewundert, dass nach einer schon so kurzen Zeit die Pharmakotherapie aufgegeben wird, bzw. zur EKT gegriffen wird.

Außerdem wird die Psychotherapie in diesem Zustand als schädliche eingeschätzt.

Ist das so üblich?

Besten Dank und Grüße

bailey
qwertzuiopII
Beiträge: 638
Registriert: 18. Jan 2016, 13:42

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von qwertzuiopII »

üblich: nein
aber die scheinen zu wissen was sie tun (persönlich würde mich interessieren welche klink/arzt besser per pn)

du hast nicht geschrieben was früher ausprobiert/funktioniert hat.

nach 2 medis hintereinander kann man weitere ausprobieren die wirkungswahrscheinlichkeit ist aber gering.
die augmentation mit einem anderen ad ist bereist eine eskalationsstufe.
mit lithium die nächste
dann belibt eigendlich nur noch ekt oder experimetelle geschichten.

insofern tun die was sie können. und wenn nichts wirkt belibt halt nur entlassung sofern keine unmittelbare eigen/fremdgefährdung vorliegt.
das das ganze zeitlich gekürzt wirkt, wird seit einiger zeit forciert, seit die fallpauschalen auch für psychische erkrankungen gelten. (ein riesen blödsinn der ja schon im physischen bereich unschöne büten treibt)

es wird häufig vergessen das psychotherapie auch schaden kann. wenn die da vorsichtig sind, hat das hoffentlich gute gründe, denn dann wars das.

mehr standardmöglichkeiten gib es nicht.
Wenn das Lichtspiel des Lebens keine Schatten mehr wirft
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von Zarra »

Hallo bailey,

um wirklich wenigstens HALBWEGS was sagen zu können, fehlen einfach Informationen; außerdem sind wir natürlich keine Ärzte, kennen das genaue Krankheitsbild nicht.

Nicht behandlungseinsichtig -- das klingt zumindest für mich nicht nach durchschnittlicher Depression; meist hält man sich für nicht krank genug, - nimmt Hilfe aber ggf. gerne an.

Daß Psychotherapie an sich schaden soll, habe ich noch nie gehört - und halte das auch für "Quatsch"! - Richtig ist, daß Psychotherapie nicht in jedem Zustand sinnvoll und wirklich weiterführend ist; schlicht, weil die betreffende Person nicht zugänglich ist, sozusagen gar nicht darauf reagieren kann (und/oder will). - Unterstützende "Psychotherapie" ist aber in jedem Falle angebracht. Egal, ob zusätzlich EKT stattfindet oder nicht.

EKT kann u.U. sicher eine gute Wahl sein, wurde bisher in Deutschland aber wohl eher sehr zurückhaltend angewandt, und es hängt aber sicher auch ein wenig von der Klinik ab, ob das schneller oder weniger schnell ins Gespräch kommt.

Die Frage ist natürlich, wie Deine Mutter auf die Pharmakotherapie, die Klinik und andere Maßnahmen reagiert, auch die Erfahrung, wie sie die anderen Male sich wieder erholte. Und wenn Deine Mutter nicht akut suizidgefährdet ist, werden sie vermutlich auch abwägen, ob eine Verlängerung des Klinikaufenhalts im Verhältnis steht: Ambulant ist ja auch Behandlung möglich, könnten auch noch andere Medikamente ausprobiert werden, obwohl ich es so kenne, das man das schon gerne und zu Recht noch in der Klinik einfädelt, um zumindest ggf. Erstreaktionen abfangen zu können.

LG, Zarra
bailey
Beiträge: 7
Registriert: 17. Mär 2016, 10:35

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von bailey »

Hallo Leute und Danke für die schnelle Rückmeldung.

qwertzuiopII PN ist raus.

Bei der letzten Behandlung wurden dieselben Medikamente genommen wie auch jetzt, was ihr damals geholfen hat. Nur scheint die Depression diesmal schwerer zu sein. Hab leider nicht grad in Erinnerung welches Medikament.

Was die Behandlungseinsicht angeht, ist es echt schwer mit ihr. Das beruht wahrscheinlich darauf, dass sie gegenüber allem ablehnend eingestellt ist. Wirklich ALLES. Sie glaubt auch nicht an die Medikamente oder sonstige Therapien. Das verschlimmert die Sache nur noch.

Die Ärztin sagte auch, dass sie für ein Psychotherapie zugänglich sein muss. Das ist aktuell nicht der Fall. Es kann sogar schädlich sein, sagte sie ebenfalls.

Habe etwas über die EKT recherchiert, und es scheint ein effektives und riskantes Verfahrens zu sein, welches in einer ausweglosen Lage angewendet wird.
Ich fand es interessant, was ein Elektriker im Netz dazu sagte:

" ...als Elektriker bin schon sehr erschrocken über die hohen Stromstärken... Das babei nur gelegentlich das Langzeitgedächnis verbrennt ist schon fast positiv verwunderlich. Man kann es sich wohl ungefähr so vorstellen als wenn man eine Uhr zum reparieren bringt und der "Experte" schlägt mehrmals mit einer Bratpfanne drauf. Manchmal geht die Uhr dann wieder, manchmal ist sie kaputter als zuvor."

Ich glaube, dass wir noch Alternativen ausprobieren sollten, bevor wir die EKT in Betracht ziehen. Die Uniklinik Bonn bietet im Rahmen von Studien eine MKT Behandlung an. Wir versuchen es da mal. Und wenn das nichts wird, dann gebe ich wirklich auf und lasse die EKT machen. Kann das nicht mehr mitmachen. Bin der einzige der ihr noch beiseite steht.

bailey
qwertzuiopII
Beiträge: 638
Registriert: 18. Jan 2016, 13:42

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von qwertzuiopII »

schade das bonn soweit weg ist
mkt ist das selbe wie ekt nur mit dem unterschied das nicht strom direkt wie bei der ekt, sondern per magnetfeldern indiziert wird.
das ist in etwa gleichwirksam, aber die magnetfelder können besser gesteurt werden. und damit sollen die nw/schäden verringert werden.

das mit dem elektiker naja. entscheidend für den schaden ist nicht alleine die stromstärke, sondern auch spannung, dauer und ob wechesl oder gleichstrom. tatsächlich wurde früher mit höheren strömen gearbeitet, was unteranderem zu verbrennungen führte. so was soll auch heute noch selten vorkommen aber im allgemeinen ist das sicher. bis auf das mit dem gedächtnis. mkt soll gerade da besser sein.

als alternativen wären sicher noch andere medis alpha/beta maohemmer oder antipsychotika, neuroleptika, aber wie gesagt die chancen stehen da nicht gut und das risiko ist höher.
psychotherapeutisch cbasp.

und natürlich eine fehlerhafte diagnose, hier könnte eine unabhängige zweitmeinug klarheit schaffen

@zarra

grundsätzlcih hat alles was wirkt auch nw.
im medienbereich ist relativ neu ein radiointerview über medis. das selbe problem das da besprochen wird, ist auch das problem von psychotherapie. von behandlungsfehlern und vorsatz mal ganz abgesehen.

p.s. den link kann ich mir jetzt nicht verkneifen und dabei habe ich nicht mal wirklich gesucht Herausgegeben von Berufsverbänden und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz. :"...ist bei 10-30 Prozent mit negativen Effekten einer psychotherapeutischen Behandlung zu rechnen..."
http://www.neurologen-und-psychiater-im ... e-effekte/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

ist natürlich alles nur QUATSCH, was die selber zugeben müssen.
wer keine ahnung hat einfach mal die klappe halten!
Wenn das Lichtspiel des Lebens keine Schatten mehr wirft
bailey
Beiträge: 7
Registriert: 17. Mär 2016, 10:35

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von bailey »

Der Kern der Nachricht ist die Möglichkeit, dass man nach der EKT noch mehr "beschädigt" ist als davor. Und wie du schon sagst, kann dies bei der MKT nicht passieren. Es werden dort noch eine Reihe weiterer Methoden angeboten, einschließlich EKT.
Der Link: http://www.meb.uni-bonn.de/psychiatrie/ ... tseite.htm" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich werde hier nach der Behandlung berichten. Vorausgesetzt es kommt dazu, die müssen uns ja noch zulassen.

Allen alles Gute:)

bailey
qwertzuiopII
Beiträge: 638
Registriert: 18. Jan 2016, 13:42

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von qwertzuiopII »

ths, mkt, tms sind alle experimentel.
mehr oder minder gut ist die wirksamkeit belegt
Wenn das Lichtspiel des Lebens keine Schatten mehr wirft
nubilus
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Registriert: 11. Dez 2014, 18:59

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von nubilus »

Ich hatte mehrere/viele EKT-Behandlungen. Wegen schwerer Depression.
Mir persönlich hat es nicht geholfen. Dafür hatte und habe ich Gedächtnisstörungen. Ich habe viele Dinge vergessen, meine Merkfähigkeit für neue Dinge ist schlecht. Für mich vollkommen negatives Ergebnis.
Ich habe dafür aber während meiner langen Klinik-Zeitdurchaus so einige getroffen, denen die EKT sehr gut geholfen hat. Die vorher das Bett nicht verließen, nur schliefen und gar nicht mehr schwingungsfähig waren. Die sind aufgeblüht, es war so erstaunlich.
bailey
Beiträge: 7
Registriert: 17. Mär 2016, 10:35

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von bailey »

Vielen Dank
Ich werde in jedem Fall noch berichten.
bailey
Beiträge: 7
Registriert: 17. Mär 2016, 10:35

Re: Dauer Pharmakotherapie

Beitrag von bailey »

Hallo Forum
Habe die Uniklinik Bonn kontaktiert. Anders als auf der Homepage angegeben, wird die MKT nicht mehr angeboten, lediglich die THS im Rahmen einer Studie.
Gruß
bailey
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