Wie viel Forderung im Beruf ist sinnvoll?

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Friggasdaughter
Beiträge: 40
Registriert: 16. Jan 2016, 02:29

Wie viel Forderung im Beruf ist sinnvoll?

Beitrag von Friggasdaughter »

Hallo zusammen,

ich bin seit gestern in einer Maßnahme vom Jobcenter, in der man sich langsam wieder an Strukturen und Arbeitswelt gewöhnen soll (ging mir leider mit der Depri ganz schön flöten).
Jetzt gibt es dort verschiedene Bereiche, in denen man sozusagen verschiedene Berufe mal etwas geschützter ausprobieren kann. Da ich keine Ausbildung habe, soll ich mir einen Bereich aussuchen.
Ich würde gerne eine anspruchslose Bürotätigkeit machen, wie zum Beispiel Daten in den Computer eingeben oder Päckchen versandfertig machen. Meine Gruppenleiterin der Maßnahme meint allerdings, das wäre zu anspruchslos für mich.

Es ist so: Wenn es mir gut geht, kriege ich viele Sachen hin: Auch so Bereiche wie Sekretariat, Großküche etc. wären da kein größeres Problem.
Aber wenn es mir schlecht geht, könnte es sein, dass ich es einfach nicht hinkriege und ich persönlich würde einfach gerne eine Arbeit machen, von der ich weiß, dass ich sie in JEDER Situation machen kann und nichts über mehrere Tage oder (Gott bewahre) sogar Wochen liegen bleibt. Grade mit Kundenkontakt wäre das doof und meine Schuldgefühle würden es auch nicht besser machen.

Da es mir leider sehr schwerfällt, zurückzufahren, wenn es mir schlecht geht, ist es mir auch schon passiert, dass ich auf der Arbeit zwar funktioniere, weil die Tätigkeit (gefühlt) es nicht zulässt, langsamer erledigt zu werden, ich dafür aber außerhalb der Arbeit gar nichts mehr hinkriege (kein Essen machen bzw. etwas essen; kein Einkaufen; keine Termine wahrnehmen...ich bin nach Hause gekommen, habe mich hingelegt und durchgeschlafen/ gedöst, bis ich wieder hin musste) Das will ich nicht nochmal.

Hat jemand von euch Erfahrungen in dem Bereich? Ist es sinnvoll, eine Tätigkeit auszuprobieren, die in schlechten Phasen vielleicht zu viel wäre? Oder ist es besser, eine Tätigkeit auszuführen, die ich auch in den dunkelsten Phasen noch kann, die mich aber in den guten evl. langweilt?

Momentan schreddere ich Akten und jeder geht davon aus, ich wäre froh, endlich eingeteilt zu werden, damit ich nicht mehr so etwas "Langweiliges" machen muss. Allerdings ist für mich zuverlässig aufstehen, hingehen und es aushalten, mich mit meinen Schwächen auseinanderzusetzen schon so viel, dass ich echt dankbar bin, so etwas einfaches bekommen zu haben und am allerliebsten würde ich das die ganze Maßnahme lang durchziehen, was natürlich nicht geht.

Irgendwie kann ich mich nicht richtig begreiflich machen und traue mich auch nicht wirklich, auf einer Bürotätigkeit zu bestehen, weil ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob es wirklich sinnvoll wäre. Es fühlt sich für mich sinnvoll an, aber Jobcenter, Maßnahme und co. halten alle dagegen und sagen, es wäre besser, mich nicht zu unterfordern.
Sehen sie nicht, dass ich diese schlechten Phasen immer wieder bekomme und nicht wie einen Schnupfen von selbst in ein paar Tagen los bin?
Oder sehe ich nicht, welche Effekt eine Forderung im Vergleich zu einer Unterforderung haben kann?
Kann mir jemand weiterhelfen?

Grade leicht verzweifelte Grüße
Friggasdaughter
"I have heard there are troubles of more than one kind
Some come from ahead and some come from behind.
But I've bought a big bat, I'm already you see,
Now my troubles are going to have troubles with me!"
-Dr. Seuss
qwertzuiopII
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Registriert: 18. Jan 2016, 13:42

Re: Wie viel Forderung im Beruf ist sinnvoll?

Beitrag von qwertzuiopII »

persönlich würde mich interessieren was das für eine maßnahem ist. wie die heißt. gern auch per pn.

über- und unterforderung kann den gleichen effekt haben. boreout burnout depression.
die balance zu halten ist das problem. wenn du tatsächlich eine solch schwankende tagesform hast, müsste um dem gerecht zu werden, müsste ein tätogkeit mit schwankenden anforderung ganz nach deiem beadrf her. was das sein könnte wie das sein könnte ob es das überhaupt gibt keine ahnung.

ein großteil dessen was unter vt läuft ist nichts anderes als den patienten zu fordern, mit der hoffnung das er/sie sich als selbstwirksam erlebts, selbstbewustsein steigert, positives erleben verringerung des hilflosigkeitsgefühls usw. in sofern ist das was dir geraten wird schon richtig.
die krux ist das es auch nachhinten losgehen kann, denn nichts davon muss eintreten und statt die symptomatik zu bessren wird sie verschlimmert.
wie ich das sehe bist du gerade in einer komfortzone. zwar auf niedrigen niveau aber sie stabilisiert. die frage ist willst du dort bleiben jetzt und für alle zeit? du hättest jetzt die möglichkeit sie, in geschützdem rahmen, zu verlassen und aus zu probieren ob es evtl eine andere, bessere gibt.
das kannst nur du entscheiden und dich dann ggf genen die anderen durchstzen.
Wenn das Lichtspiel des Lebens keine Schatten mehr wirft
Friggasdaughter
Beiträge: 40
Registriert: 16. Jan 2016, 02:29

Re: Wie viel Forderung im Beruf ist sinnvoll?

Beitrag von Friggasdaughter »

Hallo QuertzuiopII,

ich habe Dir eine PN mit den Infos geschickt :)

Vielen Dank für Deine Antwort! Es hilft mir sehr, dass ich jetzt eine Ahnung habe, worauf die Leute eigentlich hinauswollen, wenn sie mir zu mehr Forderung raten. Dadurch kann ich objektiver an die Sache rangehen, wenn ich auch die andere Seite verstehe!

Ja, ich befinde mich in gewisser Weise momentan in einer Komfort-Zone, auch wenn das Ganze ziemlich wackelig ist. Ehrlich gesagt bin ich momentan so abgekämpft und müde, dass ich für dieses Level dankbar bin und es am liebsten einfach für immer halten würde. Aber das ist natürlich irgendwo auch nicht das Gelbe vom Ei...

Ich denke, mein Mittelweg wird erstmal so aussehen, dass ich mit der Chefin noch einmal sprechen werde und ihr nochmal erkläre, warum ich Angst vor einer eventuellen Überforderung habe und was es für mich bedeuten würde, wenn dadurch Erarbeitetes wieder verloren ginge.
Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dass ich weiß, ich könnte den Bereich wieder wechseln, wenn es zu viel wird. Damit wäre mir schon sehr geholfen. Oder einfach die Rückversicherung, dass es kein "Versagen" ist, wenn ich nicht so viel kann, wie ich gerne würde.
Ich schätze die Frau nach meiner ersten Woche so ein, dass sie mich zumindest ernst nehmen und mit mir gemeinsam nach Möglichkeiten suchen würde. Arbeitsamt und co. sind da schon schwieriger, weil ich mich dort nicht traue, offen zu reden. Aber ich hoffe einfach mal, wenn die Chefin mitmacht, dass auch die anderen vielleicht einen halben Gang runterfahren - sie einen halben Gang runter und ich einen halben Gang rauf, dann würden wir uns in der Mitte treffen.

Momentan kann ich ein bisschen Licht am Ende sehen und ich hoffe, dass ich das halten kann, solange es für diese Gespräche nötig sein wird.
Danke fürs von-der-Angst-runterholen und erklären, das hat mir wirklich sehr geholfen!

Liebe Grüße
Friggasdaughter
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Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wie viel Forderung im Beruf ist sinnvoll?

Beitrag von Zarra »

Hallo Friggasdaughter,

neben der Angstkomponente, denke ich, daß auch Folgendes eine Rolle spielt:
Friggasdaughter hat geschrieben:Ehrlich gesagt bin ich momentan so abgekämpft und müde, dass ich für dieses Level dankbar bin und es am liebsten einfach für immer halten würde. Aber das ist natürlich irgendwo auch nicht das Gelbe vom Ei...
War es vielleicht einfach zu früh für diese Maßnahme?!? Bräuchtest Du noch mehr Stabilisierungs- oder auch Erholungszeit?

Man kann oft mehr als man sich zutraut; gerade Depressive. Auch das dürfte der Hintergrund der "Forderungen" sein. Und daß sie Dir Erfolgserlebnisse verschaffen wollen, Selbstwirksamkeitserfahrungen, wie schon qwert schrieb.
Friggasdaughter hat geschrieben:und es am liebsten einfach für immer halten würde
Das "für immer" nehme zumindest ich Dir nicht wirklich ab - auf dem Hintergrund, daß zu Langweiliges für mich (!) depressionsverstärkend wäre -, ich höre bei Dir aber raus, daß Du Dir noch gar kein Weiter vorstellen kannst, keine Gedanken daran kommen, Du eher noch Tag für Tag schaust, über die Runden zu kommen.

Und vielleicht noch ein Aspekt, zumindest ist das meine Vorstellung: Diese Maßnahme ist eine Maßnahme, die irgendwann beendet sein wird; keine feste Arbeitsstelle. Du hast da also auch den Rahmen, um etwas ausprobieren zu können - zumindest stelle ich mir das so vor. Es wäre doch gut, wenn Du dieses auch Versuchsfeld nutzen könntest. Vermutlich kannst Du ja auch wieder zurückschrauben, wenn es tatsächlich zu viel wird. Klar würde es Überwindung kosten, das zu sagen etc.; doch innerhalb der Maßnahme müßte das jedenfalls eher möglich sein als sonst in der Arbeitswelt.
Für ein normales Arbeitsverhältnis ist es sicher gut, nicht von den Spitzenleistungen in superguten Zeiten als Durchschnitt auszugehen, sondern zu schauen, daß man das meiste noch relativ lange machen kann.

Liebe Grüße und alles Gute!

Zarra
Friggasdaughter
Beiträge: 40
Registriert: 16. Jan 2016, 02:29

Re: Wie viel Forderung im Beruf ist sinnvoll?

Beitrag von Friggasdaughter »

Hallo Zarra,

auch Dir vielen Dank für Deine Antwort!

Ja, ich denke, dass ich momentan ziemlich erschöpft bin, spielt da auch mit rein.
Ich war heute auf der Arbeit ziemlich fertig und war so damit beschäftigt, mir nichts anmerken zu lassen, dass ich ziemlich zerstreut war.
Irgendwann hat mich meine Chefin darauf angesprochen und dann mit mir gemeinsam das Tief erstaunlich gut abgefangen (ich durfte zu einer leichteren Arbeit wechseln und ganz "zufällig" kam sie immer zwischen zwei Terminen mal kurz vorbei um nach dem rechten zu sehen - unglaublich, wie es entlasten kann, wenn man weiß, dass man sich nicht mehr so arg zu verstellen braucht!)
Das hat mich insgesamt, so blöd die Situation auch war, sehr beruhigt. Irgendwie musste ich einmal sehen, dass ich tatsächlich Rücksicht darauf nehmen darf, wenn es mir schlecht gehen sollte und auch tatsächlich ein bisschen zurückfahren darf mit der Arbeit.

Nein, das "für immer" war auch mehr aus dem Bauch heraus nach einigen ziemlich harten Tagen - im Grunde weiß ich selber, dass es das nicht bringt. Aber manchmal bin ich einfach erschöpft und weiß nicht weiter...

Ich arbeite daran, offener darüber sprechen zu können, wenn es mir mal zuviel wird und je mehr ich dadurch eine positive Rückmeldung bekomme, desto besser gelingt mir das auch. Danke, dass Du mich daran erinnerst, dass die Maßnahme (da begrenzt) genau für solche Versuche gedacht ist! So etwas verliere ich leider gerne schnell mal aus dem Blick und versuche nur, nicht anzuecken.

Liebe Grüße und natürlich auch alles Gute!

Friggasdaughter
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