Eine kleine Frage

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Klee1
Beiträge: 11
Registriert: 10. Jan 2016, 11:38

Eine kleine Frage

Beitrag von Klee1 »

Hallo ihr Lieben,

kurz vorneweg: Ich bin eine Angehörige, mein Freund leidet unter Depressionen. Die Diagnose steht erst seit Anfang dieses Jahres, ist also für uns beide relativ "neu", auch wenn die Krankheit ihn schon deutlich länger verfolgt. Durch viele Gespräche und Geduld haben wir es geschafft weiterhin beisammen zu sein und im Moment sind wir beide sehr froh, wie es zwischen uns ist.

Nun zu meiner Frage :) Es gibt Momente, wo er mir (von sich aus) erzählt wie es in ihm aussieht. Für diese Offenheit bin ich ihm unendlich dankbar. Nur passiert es an schlechten Tagen immer mal wieder, dass die Leere, die er dann beschreibt, Überhand nimmt. Ich merke dann richtig, wie ich ihn nicht mehr richtig erreiche und er in einem richtigen Loch ist. Sein Blick wird dabei auch sehr starr. Vielleicht kennt das hier ja der eine oder andere von euch? Wenn ja, was hilft euch in diesen Momenten?
Ich kuschel mich meistens einfach an ihn und sag dann auch nichts, weil ich nicht mit irgendwelchen Floskeln ankommen will, die man sonst zum trösten so nutzt (a la "wird schon wieder"). Ansonsten mag er es auch sehr gerne, wenn ich ihm was vorsinge, das hat auch schon öfters geholfen.
Ich weiß, dass jeder unterschiedlich ist und nicht alles, was dem einen hilft, auch für den anderen gut ist. Letztendlich geht es ja auch nicht darum, ihn aus solchen Situationen zu "retten", sondern einfach nur eine gute Stütze zu sein :) Er sagt immer ganz klar, wenn er alleine sein will, das heißt er will zumindest, dass ich anwesend bin.

Daher fände ich es einfach schön, wenn ihr mir mitteilt, was euch persönlich hilft und was ihr gerne gesagt bekommt. Vielleicht ist was dabei, was auch für ihn passend ist.

Vielen Dank euch und liebste Grüße
Klee
Nina345
Beiträge: 280
Registriert: 25. Jan 2016, 16:02

Re: Eine kleine Frage

Beitrag von Nina345 »

Huhuu,

dazu kuscheln ist super. Wir hören auch oft Hörbücher. Was mich noch aufmuntert, ist dass er sagt, dass es vollkommen ok ist wie ich bin. Auch wenn ich depressiv bin. Dass ich trotz Depression begehrenswert und liebenswert bin. Dass er da bleibt.

Auf keinen Fall Floskeln. (Macht mein Freund immer noch oft- ewwwwwww)

Mir hilft es mir ohne viel Nachfragen, warum ich das jetzt doof finde, zu helfen. Zb nen Arzttermin für mich ausmachen (ja ich weiß ich bin nicht 7 und sollte das selbst depressiv selber können)

Keine zu hohen Erwartungen. Also zb.: mein Freund kocht mir mein Lieblingsgericht und ist super lieb. Normal würde ich mich mega freuen. Kann ich aber im Tief nicht so richtig. Also ein bißchen schon. Aber nicht so wie sonst. Das macht ihn dann traurig, weil er ja weiß wie sehr ich mich "normal" freuen kann. Das macht mich dann traurig, weil ich mich ja auch mehr freuen möchte und ich hab ein schlechtes Gewissen, weil er das ja nur gemacht hab damit ich mich freu. Ich freu mich aber gar nicht wirklich. Doof. Und er ist dann traurig, wenn ich traurig bin. Haha. Du merkst - klappt nicht so optimal bei uns :)
Be a PINEAPLLE: Stand tall, wear a crown and be sweet on the inside!
Klee1
Beiträge: 11
Registriert: 10. Jan 2016, 11:38

Re: Eine kleine Frage

Beitrag von Klee1 »

Huhu Nina, danke für deine Antwort!

Die Hörbücher sind eine gute Idee, werde ich bei Gelegenheit mal vorschlagen :)
Das mit den Erwartungen ist auch bei uns Thema. Allerdings eher so, dass er es mir nicht so richtig glaubt, wenn es wirklich okay ist. Neulich hatten wir eine Wanderung geplant, die er dann kurzfristig abgesagt hat. Musste dann sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, dass es auch tatsächlich nicht so schlimm war.. Aber gut, man steckt halt nicht in der anderen Person drin ;)

Vielen Dank, deine Rückmeldung hilft mir meine Unsicherheit etwas zu verringern! Klingt ja auch so, als würdet ihr zwei das Ganze trotz des einen oder anderen Hindernisses recht gut hinbekommen :)
Morbus
Beiträge: 357
Registriert: 2. Feb 2015, 22:19

Re: Eine kleine Frage

Beitrag von Morbus »

Es gibt verschiedene Wege um mit der Leere klarzukommen. Natürlich hängt das aber auch von der Person ab und wie viel diese zu ertragen vermag und wie ernst es Ihr damit ist, diesen Zustand zu verstehen und zu kontrollieren.

Man kann damit leben und der Einfluss nimmt ab wenn man sich mit der Leere beschäftigt. Warum diese einsetzt, welche Gefühle zu schmerzhaft scheinen, dass stattdessen die Leere eintritt und wieso man diesen Zustand nicht richtig benennen kann.

Die Leere sind Gefühle die zu überwältigend werden wodurch diese dann unterdrückt werden oder es sind mehrere Gefühle die nicht mehr richtig benannt und einsortiert werden können und dann stattdessen zum Einsetzen der Leere führen, welches ein Schutzmechanismus ist der seinen Sinn hat.

Es dient als ein Schutz und auch als solchen sollte man versuchen es zu betrachten. Es schützt einem vor zu schmerzhaften Gefühlen und nimmt diese von einem. Aber dieser Schutz nimmt einem damit eben oft nicht nur die schmerzhaften Gefühle, sondern er nimmt einem einen wichtigen Teil der Persönlichkeit und des Erlebens weg. Denn je weiter es voranschreitet, desto öfter setzt es ein und verkleinert dabei stetig den Gefühlsreichtum der Person.

Bei Dingen die eigentlich schön sind und gefühlt werden möchten und auch bei traurigen, die raus müssen. Es ist elementar die Gefühle zu fühlen, diese haben wir nicht umsonst entwickelt und sie erfüllen einen wichtigen Zweck.
Darum gilt es nun für die Person herauszufinden welche Gefühle es sind die unterdrückt werden und welche Auslöser zur Leere führen und ein Ventil für diese zu schaffen.

Wenn man sich selber zeigen kann das es gut tut und ok ist diese bestimmten Gefühle zu fühlen, dann kann man die Leere angehen. Dabei aber muss man einen Weg finden bei dem man diesen Gefühlen begegnen kann ohne das diese einen übermannen können.

Dann gilt es Stück für Stück diese Gefühle zu fühlen, es zu erleben und zu begreifen, dass man es ertragen kann diese Gefühle zu haben. Man muss lernen damit umgehen zu können. Wenn man dass kann, dann kann man mit der oftmals einsetzenden Leere leben und diese nimmt weniger Einfluss auf einen selbst und auf die Partnerschaft.

Wenn man sich von diesen lösen möchte muss man einen Schritt weiter gehen und das fühlen, dass diesen Schutz erzeugt hat. Das kann man aber nicht alleine, dafür braucht es ärztliche Hilfe. Es ist wie schon gesagt nicht umsonst ein Schutzmechanismus, daher gibt es etwas womit das jetzige Ich scheinbar nicht klarkommen kann und daher benötigt man Hilfe um es zu können.

Als Anfang kann ich Serien empfehlen, dabei kann ich meinen nötigen Gefühlslevel erreichen um die Leere sehr gut ertragen zu können. Ich kann mich von dieser nicht lösen, daher habe ich es akzeptiert und halte stattdessen meinen Pegel.
Wenn man zu lange zu viele Gefühle unterdrückt setzt ein unerträglicher Zustand ein, es ist daher sehr wichtig etwas zu finden um dies nicht passieren zu lassen.

Aber naja, das ganze Thema ist ziemlich komplex und nicht so einfach in Worte zu fassen. Auch gibt es für die Leere verschiedene Stadien und je nachdem benötigt es verschiedene Maßnahmen.
Wenn man sozusagen ein richtiges Tief damit hat, dann ist Krankenhaus angesagt.

Ich hoffe das erklärt es ein bisschen und bringt dich auf ein paar Ideen für euch beide.

Liebe Grüße, Finn
Let go your earthly tether. Enter the void. Empty, and become ...
Klee1
Beiträge: 11
Registriert: 10. Jan 2016, 11:38

Re: Eine kleine Frage

Beitrag von Klee1 »

Lieber Finn,

danke für deine ausführlichen Beschreibungen. Wie du schon sagst, es ist sehr komplex. Ich habe natürlich auch schon die eine oder andere Vermutung bezüglich der Ursachen. Aber für mich ist das ganz klar seine Sache und die der Therapeutin, da muss ich als Freundin nicht zusätzlich rumgraben :)
Aber so wie du es beschreibst, wird auch sehr klar, dass in diesen Momenten nicht viel geht. Dann ist wohl einfach da zu sein und den Augenblick geduldig verstreichen zu lassen tatsächlich das Beste.

Liebe Grüße
Klee
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