Bin ich für diese Krankeit zu schwach und egoistisch?

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BaMe
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2016, 20:22

Bin ich für diese Krankeit zu schwach und egoistisch?

Beitrag von BaMe »

Hallo zusammen!
Wie die meisten, bin auch ich aus einem bestimmten Grund hier -ich würde mir gerne einen Rat von anderen Angehörigen einholen.

Zu meiner Geschichte:
Seit knapp 2 Jahren habe ich die Liebe für mein " Endlich " gefunden, allerdings mit einer Begleitung: Depressionen seit über 10 Jahren.

Am Anfang verlief unsere Beziehung sehr harmonisch, ich wusste recht schnell von seiner Krankheit, wir redeten offen und ehrlich darüber und er machte mir auch klar, wie schwierig er sein kann. Nach zwei Aufenthalten in einer Reha-Klinik, einer eigenen Einweisung in der Psychiatrie ( vor unserer Zeit ), wusste ich eigentlich, was auf mich zukommt - die Liebe siegte!
Immer wieder gab es in dieser Zeit unserer Beziehung mal mehr, mal weniger Probleme und ich lernte in immer kürzeren Abständen, das Ausmaß dieser Krankheit kennen.
Ich fühlte mich stark und gefestigt genug, ihm die nötige Partnerin zu sein und ihm die Partnerschaft und Liebe zu geben, die wir uns beide so sehr wünschen.

Im November 2015 kam dann ein ganz extremer Schub und er zog sich für über 5 Wochen aus meinem Leben komplett zurück.
In diesem Akutzustand wurde er dann im Dezember 2015 in eine weitere Reha-Klinik eingewiesen und er setzte sich das Ziel, unsere Beziehung wieder in Ordnung bringen zu wollen. Er telefonierte nach über 5 Wochen der absoluten Stille, am 23.12.2015 auf Rat seines Bezugstherapeuten mit mir und bat mich ihn zu besuchen und Paargespräche zu führen - die Liebe siegte!

Ich nahm diese Chance für uns war und es fühlte sich unheimlich gut an, über alles mal mit ihm und dem Therapeuten reden zu können. Ende Januar war dann die Zeit der Normalität / Alltag gekommen und ich hatte das Gefühl, dass wir es schaffen können - die Liebe besiegt alles!

Jetzt im Moment kommen mir aber die ersten großen Zweifel, nachdem es für mich, aus unberechtigten Anlass, wieder zu einem Rückzug seiner Seite, gekommen ist.

Meine Kräfte sind fast aufgebraucht und ich weiß nicht, wie es für die Zukunft weitergehen soll. Der Klinik- Therapeut hat mir ans Herz gelegt, auf mich zu achten und nicht alles hinnehmen zu müssen - soll jetzt die Liebe siegen oder sich Kopf und Verstand entscheiden?
Ich denke, diese Frage haben sich schon einige hier gestellt und ich würde mich sehr freuen, wenn ich einige Rückmeldungen von euch erhalten dürfte.

Ich weiß gerade nicht ob eine endgültige Trennung egoistisch von mir wäre oder wie ich zu neuen Kräften gelange, um diese sehr schwierige und emotional immer wieder verletzende Beziehung weiter zu führen.
(Seine Depression wurde übrigens von einem Psychiater, von einer Skala von 12 auf die Stufe 11 diagnostiziert und es steht eine Gerichtsverhaltung auf Berufsunfähigkeit aus diesem Grunde an.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass er sich regelrecht in dieser Krankheit suhlt und eigentlich gar nicht auf Dauer da heraus kommen möchte.

Ich bin nicht betroffen von dieser Krankheit und wenn ich jetzt jemandem mit meiner Vermutung zu Nahe getreten bin, dann tut es mir aufrichtig leid. Ich kann einfach so viele Handlungen und Reaktionen nicht verstehen oder nachvollziehen!

Danke schon mal, für das ein oder andere offene Ohr - ich freue mich auf Hilfe! :hello:
claudi72
Beiträge: 11
Registriert: 23. Feb 2016, 19:51

Re: Bin ich für diese Krankeit zu schwach und egoistisch?

Beitrag von claudi72 »

Hallo!
Habe hier schon so oft gelesen, das sich der Partner (scheinbar meistens der mann) komplett zurückzieht. Ich weiss von meinem Mann (er hat auch Depressionen, eigentlich aber nur in der dunklen jahreszeit), das es ihm unangenehm ist, wenn man ihn so sieht. Ausserdem will er mir nicht zur Last fallen (tut er natürlich nicht)! Zur zeit ist er in einer psychiatrischen Klinik in der Nähe. Seine Familie (Vater, geschwister) weiss zb nicht, das er gerade eine depressive Phase hat. Aber ich als Ehefrau bin jederzeit seine Ansprechpartnerin. Wir sehen uns zwischendurch und am Wochenende kann er eine Nacht zu Hause übernachten, telefonieren täglich mehrmals, daher kann ich nicht nachvollziehen, wenn sich jemand komplett zurückzieht.
Die restliche Zeit fällt aber auch mir sehr schwer! Leide sehr darunter, das ich ihm nicht so helfen kann.

LG
Claudia
BaMe
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2016, 20:22

Re: Bin ich für diese Krankeit zu schwach und egoistisch?

Beitrag von BaMe »

Hallo Claudia!
Danke für Deine offene Schilderung. Ich denke eher nicht, dass es ihm unangenehm ist in dieser Phase gesehen zu werden - er geht sehr offen in der Gesellschafft damit um, schreibt viel ( Bsp. Facebook) und trifft sich mit vielen Leuten, hat für Gott und die Welt Zeit - leider nicht für mich.
Viel Glück und Kraft für Dich!
LG
claudi72
Beiträge: 11
Registriert: 23. Feb 2016, 19:51

Re: Bin ich für diese Krankeit zu schwach und egoistisch?

Beitrag von claudi72 »

Hallo BaMe!
Das tut mir so Leid für dich, das dein Partner so mit dir umgeht!
Ich höre so oft, das man auf sich selbst achten soll, aber wie soll das gehen!? Die gedanken kreisen nur um den Kranken, auch bei mir! Wir sind seit fast 19 Jahren verheiratet und es tut mir jedenmal so leid, wenn ich ihn in der klinik zurücklassen muss.
Eigentlich würde ich immer sagen, das die Liebe siegen sollte, aber so......!? Warum kann er denn Kontakt mit allen anderen halten, nur mit dir nicht? Ich finde das sehr seltsam, aber wie gesagt, das habe ich hier schon öfter gelesen.
Ich finde,wenn man jemanden liebt, lässt man denjenigen auch an seinem Leben teilhaben, egal wie es einem gerade geht.
Ich wünsche dir viel Kraft, auch vielleicht, um eine Entscheidung zu treffen.....
Alles gute für dich.
LG
Claudia
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