Auf der Suche nach Antworten und Hilfe

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Frau Sunshine
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2016, 15:16

Auf der Suche nach Antworten und Hilfe

Beitrag von Frau Sunshine »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und möchte euch gerne mein Herz ausschütten, in der Hoffnung, hier vllt. durch Erfahrungsaustausch etwas innere Ruhe zu bekommen...

Zu meiner Geschichte:

Ich bin seit September 2015 in einer Beziehung. Wir wohnen ca. 50 km voneinander entfernt, sehen bzw. sahen uns aber immer regelmäßig an den Wochenenden. Meist im Wechsel, einmal bei ihm einmal bei mir.
Er ist selbständig und berufl. stark eingespannt. Hat eine langjährige Beziehung hinter sich, aus der 2 Kinder, 17 Jahre und 21 Jahre, stammen. Trennung war unschön. Auslöser waren starke finanzielle Probleme, welche existenzielle Ängste nach sich zogen, die er aber nicht wirklich mit seiner damaligen Partnerin kommunizierte.
Bei ihm endete das in einer damals erstmalig aufgetretenen Depression (diagnostiziert und mit AD behandelt)... ...und einer Vogel-Strauß-Taktik, bei der er alles, was an unangenehmen Dingen beruflich auf ihn zukam, einfach ignorierte.
Das war vor 5 Jahren.
Mit der Frau hat er abgeschlossen, daran besteht kein Zweifel.
Unter dem kaum vorhandenen Kontakt zu seinen Kindern, die zudem bewußt auch noch negativ im Hinblick auf den Vater von der Mutter beeinflusst werden, leidet er extrem. Die Kinder bedeuten ihm alles und er sieht sich als ständiger Verlierer im Kampf um die Zuneigung zu ihnen.
Die finanzielle Probleme dauern an und haben sich im Laufe der Jahre potenziert - weil Briefe ungeöffnet in Tüten gehortet wurden, weil Fristen versäumt wurden, etc.

Das alles habe ich natürlich erst nach und nach erfahren.
Immer wieder habe ich ihm seitdem meine Hilfe angeboten - er hat immer abgewiegelt mit der Begründung, dass es ihm zu peinlich ist.

Die ersten Monate waren perfekt. Im Nachhin vielleicht zu perfekt...
Er hat mir wirklich jeden Wunsch von den Augen abgelesen, mich mit Geschenken geradezu überschüttet, mir immer wieder seine Liebe beteuert und gezeigt. Wir waren glücklich. Er wurde nie müde mir zu sagen, wie wichtig ich ihm bin und wie gut ich ihm tue. Umgekehrt habe ich das natürlich auch.
Um die Weihnachtszeit herum kam dann der erste harte cut. Eigentlich wollten wir Heiligabend und die Feiertage zusammen verbringen - das war eine Woche vor Heiligabend noch besprochen. Dann plötzlich kam die Veränderung. Keine SMS oder whatsapp Nachrichten zwischendurch mehr - die wir uns sonst immer täglich geschickt haben, um dem anderen zu zeigen, dass man an ihn denkt.
Keine Anrufe mehr. Wenn ich versucht habe, ihn zu erreichen, bin ich auf der mailbox gelandet. Unabhängig ob ich da dann eine Nachricht hinterlassen habe, oder nicht: Zurückgerufen wurde nicht.
Auf meine SMS wurde erst nach Stunden mal in 3-Wort-Sätzen geantwortet - obwohl er zigfach immer online war.
Irgendwann mal hat er mir dann per SMS gestanden, dass er mich liebt und es nichts mit mir zu tun hat, er aber mit Weihnachten seit der Trennung nicht mehr klar kommt und die Depression ihn aktuell wieder im Griff hat. Das hat mich zwar verletzt, weil ich dachte, dass wir zusammen so stark wären, uns eine eigene Tradition an Weihnachten zu schaffen, aber ich habe es akzeptiert. Weil ich ihn liebe.
Am 26.12. kam dann sein Sohn für ein paar Tage zu Besuch. Da war er wie ausgewechselt. Wollte sofort, dass ich komme, dass wir zu dritt etwas unternehmen.
Wie gesagt, dass Verhältnis zu den Kindern ist nicht störungsfrei. Es gibt häufig Streit. So auch diesmal. Ich konnte aber vermitteln, alles war wieder gut und er glücklich.
Danach war auch bei uns wieder die alten Vertrautheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl vorhanden.
Leider nur von kurzer Dauer, denn vor 4 Wochen hat ihn nun seine immer noch praktizierte 'Vogel-Strauß-Taktik' entgültig eingeholt und ihn vor unerbittliche Tatsachen gestellt.
Er muss handeln. Dringend. Er tut es nicht. Die Depression lähmt ihn wieder.
Er hat den Kontakt zu mir jetzt auf SMS reduziert. Will mich nicht sehen. Sagt zwar, dass er endlich seine berufl. Existenz regeln muss - macht aber nichts. Liegt daheim im Bett und fühlt sich bewegungsunfähig.
Ich biete immer wieder Hilfe an - er will nicht.
Versuche ihm zu vermitteln, dass wir doch ein Team sind und das wir das zusammen schaffen können. Egal was kommt.
Aber im Gegenteil. Alles wird negativ ausgelegt. Er wirft mir vor, dass ich - wie 'alle anderen' nur kritisieren würde. Jedes Wort wird mir im Munde herum gedreht und negativ ausgelegt. Er sucht förmlich Streit. Sagt, dass jeder auf ihn einhackt und er sich vollkommen missverstanden, verraten und alleine fühlt. Er will einfach nicht mehr.

Ich reiße mich wirklich zusammen, verliere nie ein böses Wort und rede gebetsmühlenartig ( schriftlich, da er ja weder mit mir spricht, noch will er mich sehen) auf ihn ein, dass er nicht alleine ist, dass ich bei ihm bin usw.. Es ist ein verbaler Eiertanz, bei dem ich mir jedes Wort 3x überlege, damit es mir nicht wieder negativ ausgelegt werden kann.

Vorläufiger Höhepunkt dann heute:

Ich hatte ihm einen Anwaltstermin vermittelt (um den er selber gebeten hatte). Termin war heute. Ich habe im Vorfeld wirklich lieb und nett geschrieben, er möge 2 Unterlagen mitnehmen, damit der Anwalt schnell helfen kann. Wie so häufig darauf erst mal keine Reaktion. Gelesen hatte er es aber.
Heute mittag dann von ihm die SMS, dass er bei diesem Termin war, der Anwalt auch gerne helfen will, aber Unterlagen benötigt. Auf mein Nachfragen kam die Info, dass er ohne Unterlagen erschienen ist und dass er das Gespräch insges. auch nicht hilfreich fand.
Mein Hinweis, dass das ja auch nicht anders sein kann... ...was soll der Anwalt schließlich groß machen, wenn er erst mal nichts in den Händen hat, wurde dann gleich wieder mit 'Danke für dein Verständnis. Hau du auch noch drauf' abgekanzelt.

In Therapie ist er aktuell nicht. Er ist seit geraumer Zeit, aufgrund nicht gezahlter Beiträge, nur eingeschränkt krankenversichert.

Ich habe jetzt gerade einen Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr kann.
Ich sitze hier und kann nicht aufhören zu weinen.
Alles was ich sage, wird gegen mich verwandt. Als ob ich der Auslöser allen Übels bin. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun und wie ich mich verhalten soll.

Sorry, dass das jetzt doch soviel Text geworden ist...
John4155
Beiträge: 395
Registriert: 23. Mai 2011, 18:41

Re: Auf der Suche nach Antworten und Hilfe

Beitrag von John4155 »

Hallo Frau Sunshine,

zuerst denke ich das Du guten Rat bei psychosozialen Fachkräften erhalten kannst. Vielleich gibt es an Deinem Ort eine Beratungsstelle für Partnerschaftsfragen oder ein therapeutisches Angebot das kurzfristig verfügbar ist.

Du kannst Deinem Freund nur helfen, wenn er diese Hilfe annehmen kann. Das scheint er aber momentan nicht zu können. So wie Du den Sachverhalt schilderst denke ich das Deine Priorität diese sein sollte, erst einmal für Dein eigenes Wohlergehen zu sorgen. Mache Dinge welche Dir gut tun, und die Du gerne machst. Vielleicht tut Dir auch etwas Abstand zu Deinem Freund gut?
Viele Grüße

John
Frau Sunshine
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2016, 15:16

Re: Auf der Suche nach Antworten und Hilfe

Beitrag von Frau Sunshine »

Hallo John,

lieben Dank für deine Antwort.

Der Abstand zu meinem Freund ist ja schon vorhanden. Wir haben uns das letzte Mal Ende Januar gesehen. Danach kamen bzgl der Wochenenden immer wieder Ausreden.
Wir schreiben ab und an. Von seiner Seite sehr reduziert. Ich habe das Gefühl, als würde mir ein komplett anderer Mensch schreiben. Kein persönliches Wort - falls doch, dann Vorwürfe.
Das Liebevolle ist komplett verschwunden. Ich habe das Gefühl, mir schreibt ein Fremder.
Ich passe mich dem so gut ich kann an. Antworte oder schreibe auch in dieser kalten, neutralen Form.
Ich versuche mir zu sagen, dass es einfach die Krankheit ist, und er nichts dafür kann. Das er mich liebt - es nur aktuell nicht zeigen kann. Aber das klappt leider nur bedingt. Ich bin auch nur Mensch und er fehlt mir so unglaublich. Alles was ihn eigentich ausmacht, ist gerade nicht existent.
Dazu dann mein Wissen um seine sonstigen *ich nenne es mal* Baustellen ( berufl. und alles was dran hängt), die zusätzlich einen enormen Druck ausüben, und die ihn eigentlich zum schnellen Handeln zwingen, die ihn aber nur noch mehr lähmen.
Ich weiß man kann nur jemandem helfen, der sich helfen lassen will.
Wäre er "normal", würde er es ja tun. So ist er aber in seinem Teufelskreis gefangen.
balsamico
Beiträge: 153
Registriert: 19. Apr 2013, 09:50

Re: Auf der Suche nach Antworten und Hilfe

Beitrag von balsamico »

Hallo Frau sunshine,

erst einmal herzlich Willkommen im Forum!

Ich kann mich John4155 nur anschließen. So schwer es fällt, so hilfreich ist es aber, wenn Du Dich etwas mehr um Deine eigenen Belange bzw. um Dein Wohlergehen kümmerst und damit auch Deinem Freund etwas Raum gibst, sich in seinem Tempo bzw. innerhalb seiner jetzigen Möglichkeiten zu bewegen.

Du schreibst, dass Du „gebetsmühlenartig“ auf ihn einredest, immer wieder Hilfe anbietest usw. Auch, wenn es schwer fällt – vielleicht kannst Du Dich da künftig etwas zurücknehmen. Wie John auch schreibt, kannst Du nichts ausrichten, wenn Dein Partner es nicht aus eigener (!) Überzeugung selbst will.

Je stärker Du auf ihn einredest oder –schreibst oder Hilfe anbietest, umso stärker wird er sich vermutlich zurückziehen.

Alles Gute und viele Grüße
balsamico
Frau Sunshine
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2016, 15:16

Re: Auf der Suche nach Antworten und Hilfe

Beitrag von Frau Sunshine »

Grüß dich, balsamico

...auch dir erst mal herzlichen Dank, für deine Antwort.

Ich habe in den letzten Tagen viel im Internet recherchiert und mich natürlich auch hier quer durchs Forum gelesen...
Es ist auf der einen Seite beängstigend, wie ähnlich die Geschichten hier teilweise sind - auf der anderen Seite tut es gut zu wissen, dass man nicht alleine ist...

Ja ich weiß, es ist anscheinend kontraproduktiv, wenn ich von meiner Seite den Kontakt zu sehr suche. Mittlerweile ist es ja schon so, dass ich im Grunde nur noch antworte bzw. reagiere, wenn er von sich aus etwas schreibt.
Mit gebetsmühlenartig meinte ich eher, dass ich jedes Mal, wenn er wieder davon schrieb, dass alles umsonst ist, weil er eh alleine ist und keine Lust und Kraft mehr hat, geantwortet habe, dass das nicht stimmt, ich bei ihm bin, wir ein Team sind, wir das zusammen schaffen usw..

Ich versuche stark zu sein, aber er fehlt mir jeden Tag mehr. Es tut weh.
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