Wann wieder Zugang zu Gefühlen?

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Pupi
Beiträge: 103
Registriert: 12. Apr 2015, 17:20

Wann wieder Zugang zu Gefühlen?

Beitrag von Pupi »

Liebe Leute,


seit 2 1/2 Jahren bin ich in einer Beziehung mit einem jungen Mann. Nach den ersten rosaroten Monaten war ich schon verwundert, wie schnell er im Alltag gereizt war. So habe ich ihn nicht kennengelernt.
Mit den Monaten wurde es immer schlimmer. Er hat den Sport, den er jahrelang betrieben hat, abgebrochen. Verabredet sich nur selten mit Freunden von allein. Ist immer müde. Antriebslos. Hat krasse Selbstwertprobleme und mitunter Zwangsgedanken. Und für mich das schlimmste: Er hat ständig Zweifel an unserer Beziehung. Er kann nicht mehr sagen, ob er mich liebt oder ob er es nicht tut.

Seit letztem Sommer ist er endlich in Therapie und kurz darauf begann er mit der Einnahme von einem Antidepressivum. Er ist jetzt nicht mehr so akut nervös/panisch, dass ich Angst haben müsste, dass er sich etwas antut. Er sieht auch schon Probleme und Lösungsansätze.
Aber im Alltag ist er noch immer zu schwach und antriebslos, um Veränderungen umzusetzen.
Selbst in eher guten Phasen, findet er noch keinen Zugang zu seinen Gefühlen. Er muss dann nur nicht so oft an seine Zweifel denken, sodass er die Zeit mit mir mehr genießen kann.

Wie war das bei euch mit den Gefühlen? Wann konntet ihr eure Gefühle wieder richtig einschätzen?


Beste Grüße
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Wann wieder Zugang zu Gefühlen?

Beitrag von Tink »

Hi
Das ist ganz unterschiedlich und von mal zu mal anders. Es kann auch mal besser sein und wieder schlechter werden. Es dauert und ist bei jedem unterschiedlich. Grad in schlechten Phasen ist es immer schwierig.
Das eigentliche ist er hat sich Hilfe gesucht und das ist toll.Bund der wichtigste schritt und unglaublich viel wert. Der Rest erfordert stätiges arbeiten. Und hochs und tief gehören stetig dazu. Du kannst ihm ja mal saß forum hier sagen. Mir hilft es unheimlich. Ihm ja VL auch.
Gruß Tink
Cyranoo
Beiträge: 436
Registriert: 25. Aug 2013, 14:40

Re: Wann wieder Zugang zu Gefühlen?

Beitrag von Cyranoo »

Hallo Pupi,

ich fürchte, es wird dir nicht sehr weiterhelfen, wenn einzelne Betroffene über ihren Krankheitsverlauf berichten.

Denn jeder Mensch ist anders und ich denke, auch jede Depression verläuft anders. Es gibt ja schon viele verschiedene diagnostizierte Varianten und die individuelle Ausprägung ist noch einmal ganz verschieden (manche weinen z.B. viel, andere sind wie versteinert, wieder andere oft gereizt).

Ich kann sehr gut verstehen, dass du nach Antworten suchst. Aber die Antwort kann dir wahrscheinlich nur dein Partner geben und er weiß sie vermutlich selber nicht.

Im Moment ist dein Partner antriebslos und er fühlt keine Liebe. Das ist ja auch ein Gefühl und er benennt es ehrlich, spielt dir nichts vor. Ob und wann die Liebe (das aus deiner Sicht "richtige" Gefühl) wiederkommt, kann keiner sagen. Vielleicht bleibt das "Nicht-Fühlen" noch eine ganze Zeit.

Dann ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, dass du auf dich schaust. Denn dir wird dieser Zustand schwer zusetzen, während dein erkrankter Partner vielleicht gar nicht leidet (weil die Depression auch Schmerz ausblenden kann). Dann musst du dich vielleicht irgendwann fragen, ob und wie lange du diesen Wechsel von Hoffnung und Enttäuschung aushalten kannst und möchtest. Ob die schönen Seiten die schlechten aufwiegen. Wichtig ist denke ich auch, dass er die Depression nicht als Entschuldigung nimmt, um sich von dir "versorgen" zu lassen. Hilfe und Unterstützung ja, Dinge komplett abnehmen eher nein.

Im Unterforum "Angehörige" kannst du übrigens viele Geschichten von Partnern von Depressiven finden, vielleicht helfen dir die Schilderungen weiter.

Der beste Fall wäre natürlich, wenn er den Weg von Therapie und Medikamenteneinnahme konsequent weitergeht und es bald spürbare Fortschritte gibt. Das wünsche ich euch beiden sehr.

Viele Grüße
Pupi
Beiträge: 103
Registriert: 12. Apr 2015, 17:20

Re: Wann wieder Zugang zu Gefühlen?

Beitrag von Pupi »

@Cyranoo
Es ist vielleicht nicht so rüber gekommen. Aber dieser Zustand (ständige Zweifel) dauert schon so ca. ein Jahr an und ich gehe mittlerweile relativ reflektiert damit um. Mein Freund leidet auch darunter, dass er mich gerade nicht lieben kann. Die Frage ist vielleicht bald sogar, ob ihn das nicht sogar zu sehr belastet. Ich möchte seiner Genesung nicht im Weg stehen.
Ich versuche ihn zu unterstützen, wo ich kann. Aber das wichtigste ist wohl, dass ich mich weiterhin gut um mich selbst kümmere.
Er öffnet sich der Therapie und den Medikamenten. Ich denke nicht, dass er eins davon abbricht, weil er selbst möchte, dass es ihm wieder besser geht. Aber es wäre halt irgendwo schön einen Ansatzpunkt zu haben, wie lange es noch in etwa dauern wird.
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