Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

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Thorgrimm
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Registriert: 8. Feb 2016, 09:10

Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Thorgrimm »

Hallo zusammen ich habe mich neu hier angemeldet, da ich nach Ratschlägen und auch Hilfe suche. Ich bin echt langsam am verzweifeln und würde meiner Partnerin so gern helfen

Vielleicht zuerst mal kurz die Ausgangslage:
Meine Partnerin (Ehefrau) 30 Jahre und ich 32 Jahre sind schon seit 14 Jahren zusammen und seit 8 Jahren verheiratet.

Wir haben in unserem Leben schon einiges durchgemacht, sind 2007 wegen dem Job von unseren Eltern / Freunden weggezogen und haben ein "neues" Leben begonnen.

2009 hatte meine Frau einen schweren Unfall und einen gebrochenen Rücken sie war ein halbes Jahr ein Pflegefall und ich habe sie versorgt und mich um sie gekümmert.

Seit 2012 hatte sie dann wieder einen Job und 2014/2015 haben wir uns zusammen unseren Traum vom eigenen Haus erfüllt.

In unserem Eigenheim wohnen wir jetzt mit unseren Hunden zusammen seit ca. 1 Jahr.
Im letzten Jahr kam es dann bei meiner Frau auf der Arbeit zu Problemen mit Ihrem Vorgesetzten und wie ich jetzt so im Nachhinein denke auch ihre ersten "depressiven" Phasen.
Sie hatte auf nichts mehr Lust, fühlte sich ständig schlapp und total leer und Gefühllos. Da hatte ich noch gedacht, es liegt an Ihrem Job und den Problemen auf Ihrer Arbeit.
Sie hat dann auch nach nur 2 Bewerbungen einen Job bekommen und hat diesen im Januar 2016 angefangen. Ausserdem hat sie es im letzten Jahr geschafft 40 kg abzunehmen und hat jetzt wieder ihr Wunschgewicht von ca. 70 kg.
Im letzten Jahr durch den Neubau haben wir auch wieder neue Freunde gefunden mit denen wir viel Spass zusammen hatten/haben und auch oft unterwegs sind.
Eigentlich nach den ganzen Rückschlägen die Jahre vorher könnte jetzt alles schön sein.
Nachdem sie den neuen Job begonnen hat, war sie auch wieder wie ausgewechselt und war wieder eine lebensfrohe und ausgeglichene Person.
Aber seit 2 - 3 Wochen ist wieder alles anders. Sie ist nur noch gereizt, will alles hin schmeissen, fühlt sich wie sie selbst sagt leer und Tod hat für nichts mehr Gefühle. Sie empfindet keine Freude mehr.
Ich versuche Ihr zu helfen, denn ich liebe Sie und möchte Sie jetzt auf keinen Fall im Stich lassen.
Aber Momentan kritisiert sie mich wegen jeder Kleinigkeit wirkt nur noch gereizt und ich habe das Gefühl sie lässt keinen mehr an sich ran. Auch Ihre Eltern kommen kaum noch an sie ran. (das gleiche war im letzten Jahr auch schon der Fall als sie die Probleme auf der Arbeit hatte). Sie beschimpft mich als Idiot will unsere Beziehung aussetzten und am liebsten nichts mehr mit mir zu tun haben.
Redet sich dann ein, sie müsse sich vor mir für alles rechtfertigen. Traut sich nicht zu eigene Entscheidung zu treffen und schiebt dann als Vorwand vor Sie hat Angst, dass mir ihre Entscheidung nicht passt.
Ich weis bald nicht mehr wie ich reagieren soll. Wenn sie dann mal wieder einen "guten" Moment hat, sagt sie mir, dass nicht ich der Idiot bin sondern sie und das es ihr leid tut und sie selbst nicht versteht was los ist. Im nächsten Moment geht sie wieder an die Decke und findet wieder alles nur scheisse.
Auch über die erfolge die meine Frau im Hundesport hat, kann sie sich nicht mehr freuen sie findet über all was wo sie sich selbst und andere kritisieren kann.
Ich kenne Sie so gar nicht und ich würde ihr so gern helfen weis aber im Moment keinen Rat und vor allem habe ich angst, dass es sich wirklich um eine Depression handelt.
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Thorgrimm,

Ihr habt einiges zusammen durchgemacht, vielleicht ist das der größtePluspunkt, den ihr habt. Eine lang gewachsene Beziehung hält so einiges aus.

Zunächst das Wichtigste: Sie muss für sich erkennen, dass es so nicht weiter geht und sie Hilfe braucht. Dann muss sie sich diese suchen und annehmen. du kannst ihr da nicht viel abnehmen, die Wege muss sie gehen, weil sie wichtig sind. Ob es eine Depression ist, wird dir niemand von uns beantworten können, denn wir sehen Euch aus der Entfernung und sind darüberhinaus keine Experten. Wäre es denn schlimm, wenn es so wäre? Dann hätte die Krankheit einen Namen und Ihr wuesstet, womit ihr es zu tun habt.

Für eine Diagnose müsste sie aber erst einmal zum Arzt gehen. Der Hausarzt wäre der erste Ansprechpartner, allerdings auch kein Experte. Aber er wird weiter vermitteln können. Fakt ist doch: deine Frau leidet. du kannst ihr sagen, dass das nicht sein muss, sie muss das nicht allein aushalten, es gibt effektive Hilfe.

Im Nachhinein (ich bin Betroffene, die nach einer Auszeit von 6 Monaten, Tagesklinik und Wiedereingliederung hoffentlich über den Berg ist) kann ich dir sagen, dass ich in der Depressionszeit meine Familie hineingerissen habe in das Loch. Ich war ungerecht, extrem gereizt, konnte nicht schlafen und habe meine (fast erwachsenen) Kinder mit meinen Ängsten ganz schön eingeengt. Dagegen anzukämpfen ist irre schwer - und ich merke erst jetzt, wie extrem mein Verhalten tatsächlich war. Damals waren diese Gefühle REAL. Heute bin ich dankbar über die Geduld, die alle mit mir hatten.
Unser Rezept waren Gespräche - als ich erst einmal herausgefunden hatte, dass es mir abends meist gut ging, haben wir wichtige Dinge in diese Zeit gelegt. Ganz bewusst geredet, geplant, diese Zeit war ein Stück Leben, das mir erhalten geblieben war.

Es setzt aber voraus, dass man als Betroffener bereit ist, sichmit sich selber soweit es geht auseinander zu setzen. Deine Frau hat einen enormen Weg hinter sich und jetzt kommt der Punkt, an dem sich alles geregelt hat und man glücklcih sein müsste. Tja ... wenn da nicht die Seele wäre, die nun Gelegenheit hat zu meutern und ihr Recht einzufordern.

Was man in der Depression braucht ist Zeit und Geduld. Ohne geht nichts. Man kann nichts beschleunigen, es braucht alles seine Zeit. Viel Zeit. Was sich in vielen Jahren aufgetürmt hat, kann man nicht in ein oder zwei Wochen abtragen.

Aber gerade die Hunde können ihr vielleicht sehr viel Unterstützung geben.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Thorgrimm
Beiträge: 3
Registriert: 8. Feb 2016, 09:10

Re: Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Thorgrimm »

Hallo Sonnenblume vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Du hast natürlich recht "schlimm" wäre es nicht wenn es wirklich eine Depression ist. Ich hoffe nur das meine Frau es dann auch erkennt und sich helfen lässt, das wünsche ich ihr wirklich. Momentan versuche ich auch stark zu sein und werde ihr soweit sie es zulässt auch weiter beistehen, was leider nicht immer einfach ist.

Gestern hat sie mir erzählt das sie mich in den letzten Wochen 2 mal betrogen hat weil sie wissen wollte ob es ihr mit einem Fremden mehr Kick und Lust bereitet. Dabei hätte sie gemerkt, dass sie da auch nichts fühlt. Sie hat mir gesagt es tut ihr leid und sie hofft das ich ihr verzeihe.
Ich habe ihr gesagt, dass ich auf jeden Fall weiter zu ihr stehe.
Heute Morgen war sie dann wieder so gereizt und aufbrausend das sie wieder keinen an sich ran gelassen hat und wieder echt gemein und herablassend mir gegenüber war.
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Thorgrimm,

ich will mir nicht anmaßen, aufgrund der wenigen Informationen, die ich über dich und deine Frau hier herauslesen kann, einen wirklich fundierten Rat abzugeben, aber ich finde

DU lebst auch in dieser Welt und auch DU hast ein Anrecht darauf, glücklich zu sein. Es muss sich keiner betrügen, beleidigen und demütigen lassen - sei es mal dahingestellt, die Aussage deiner Frau, dich betrogen zu haben stimmt und war nicht nur dazu geneigt, dich nur zu verletzen oder zu provozieren.

Achte auf dich, genauso wie deine Frau eigenverantwortlich auf sich achten muss. Schön, wenn du ihr helfen möchtest, aber das kannst du sowieso nur, wenn du selber gesund bleibst, und das nicht nur körperlich.

Lieben Gruß
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Thorgrimm,

da stimme ich Luna zu. Zwar zeigt sich jede Depression anders, aber es darf kein "Freifahrtschein" für alles Mögliche sein. Sie hat es dir gebeichtet - warum? Um ihr Gewissen zu erleichtern oder weil sie ehrlich zu dir sein möchte?

Als Angehöriger wäre es für mich enorm wichtig, dass der Betroffene einsichtig ist und sich Hilfe holt. Andernfalls kämpft man da auf verlorenem Posten.

Denke bitte daran, dass eine Depression wie eine Krake ist, die versucht, alles im Umfeld an sich zu reißen. Du musst auf dich aufpassen, und auch an dich selber und an deine eigenen Bedürfnisse denken.

Ich kann dir mal ein Beispiel aus meiner Klinikzeit nennen: Wir hatten ein gemeinsames Gespräch mit der Therapeutin, mein Mann und ich. Für mich ist wärend der Tiefphase ein Horror gewesen, allein zu sein. Mein Mann hat alles darauf abgestellt, bei mir sein zu können. Ich empfand das als sehr angenehm - aber die Therapeutin wies darauf hin, dass er seine eigenen Bedürfnisse ebenso erfüllen muss - d.h. er könne durchaus verlangen, dass ich mal 2 Stunden allein überstehe. Es ist ein schmaler Pfad.

Vielleicht zeigt dir das etwas deutlicher, was ich meine.

LG Sonnenblume
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Thorgrimm
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Re: Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Thorgrimm »

Hallo ihr beiden Vielen Dank für eure offenen und ehrlichen Worte.
Ja das mit dem eingestehen und der Hilfe holen bzw. annehmen ist echt ein Problem. Denn meine Frau sieht es im Moment nicht ein das sie Hilfe benötigt sie meint das bekommt sie schon wieder alleine hin.
Selbst die Familie und Freunde kommen im Monent nicht an sie ran und wenn jemand was sagt dann wird er so hingestellt als wolle er etwas schlechtes. Zu Freunden sagt sie dann: wenn ich euch nicht passe dann sagt es einfach dann müssen wir nicht mehr befreundet sein.
Mir wirft sie dann an den Kopf ich solle mich doch scheiden lassen wenn Sie mir nicht mehr passt.
Wenn ihre Eltern anrufen wird sie auch immer gleich aufbrausend und motzt diese auch nur an.
Das ist wirklich im Moment nicht einfach aber wahrscheinlich habt ihr Recht und ich muss auch zwischendurch an mich denken.
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: Ein neuer Angehöriger mit einige Fragen

Beitrag von Tabarka1 »

Hi Thorgrimm,
Für mich als Angehörige war es der wichtigste Schritt den Blick von meinem Mann zu nehmen. Ich hatte vorher den Eindruck: ich kann nicht wirklich etwas machen. Und alles was ich getan habe mit dem Blick auf ihn hat es eher schwerer gemacht. z.B. Habe ich ihm alle Hausarbeit abgenommen, obwohl ich mehr gearbeitet habe als er und mich schon alleine um unser Kind gekümmert habe. Das hat gar nicht geholfen.
Den Blick von ihm nehmen heißt für mich: ich hole mir selbst Hilfe diese schwierige Situation zu leben (Selbsthilfegruppe, eigene Therapie), mache Sachen, die mir Spaß machen (Tanzen, Yoga, Freunde treffen) und für mich das Wichtigste: ich mache nichts mehr, was er versprochen hat zu tun (wenn er z.B. versprochen hat etwas zu kochen und es ist nicht fertig wenn ich nach Hause komme dann sage ich: " ach das Essen ist noch nicht fertig, wann hast du es soweit?" und telefoniere dann mit einer Freundin bis das Essen fertig ist). In diesem Zusammenspiel gelingt es mir diese Menage a Trois zu leben: Mein Mannn, seine Depression und ich.

Ich möchte Dir besonders ans Herz legen Dir bei einem Berater/Therapeuten Hilfe zu holen. Es irritiert mich wie leicht Du diesen Betrug nimmst und mit Depression entschuldigst. Wo bleiben da Deine Gefühle, Deine Verletzungen, Deine Wut?
Du hast ein Recht darauf in einer Beziehung auch Platz für Deine Gefühle zu haben und ich finde Rücksicht muss sich ein Partner auch verdienen. Und Beschimpfungen sind für mich kein Weg mehr, dass ich in Rücksicht gehe.
Vielleicht hier ein kleiner Lichtblick für Dich: mit jeder der Aktionen, die ich oben beschrieben habe ging es meinem Mann besser. Er sagt heute, dass es für ihn unglaublich wichtig ist, dass ich keine Rücksicht nehme, weil nur dadurch er selbst die Kraft findet sich selbst zu helfen.

Um Missverstänsnissen vorzubeugen: natürlich war ich als Gesprächspartnerin für ihn immer da. Aber er hat gelernt damit zu leben, dass seine Beschimpfungen mich treffen und ich schöne ihn da auch nicht mehr und spiele nicht mehr die Starke.

Ich hoffe Du kannst damit etwas anfangen
Alles Gute
Tabarka
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