Tochter 12 - schwere Depressionen

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onAir
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Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und wollte mal meine Geschichte aufschreiben, um Meinungen und Erfahrungen zu bekommen und um mich einfach auszutauschen, da es doch eine ziemliche Last ist, die wir zu tragen haben.

Meine Tochter hat Anfang vorigen Jahres einen Zusammenbruch erlitten.
10 Tage stationär, Abbruch.
3 Monate tagesklinische Behandlung.
Diagnosen: schwere depressive Episode, Schulverweigerung, Hochbegabung, Überanpassung, Hypersensibilität, autistische Züge.
Den Autismus haben wir bisher nicht weiter verfolgt, weil er wohl nicht so ausgeprägt ist und eher im Hintergrund steht.
Fazit: kaum Kooperation seitens meiner Tochter, in der Pubertät aber wohl nicht ungewöhnlich. Sie fühlte sich dort fehl am Platz und unverstanden. Dennoch schien sie auch Selbstwert durch die Klinikschul-Lehrerin bekommen zu haben.

Nach der Therapie hat sie (nach 6 Monate Fehlen in der Schule) an einer anderen Schule ihre 6. Klasse erfolgreich absolviert und ist nach den Sommerferien auf ihr heißgeliebtes, langersehntes Internat gewechselt.
Alles schien gut!

Allerdings kam nach 6 Wochen an der neuen Schule die Depression zurück.
Wir haben sie anfangs beide nicht als diese erkannt, sondern gedacht, es sei "Heimweh".
Nun, dem war nicht so.
Allerdings hatten wir ratzfatz die beste Hilfe durch Direktorin und Psychologin an unserer Seite.
Uns wurde sofort ein Termin bei einem Psychiater gemacht. Eine Woche später waren wir dort.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir eine medikamentöse Therapie machen.
Meine Tochter war einverstanden.
Also nahm sie Fluoxetin 20mg. 1 Tablette am Abend.
Weitere Diagnose: elektiver Mutismus.

Nach 2-3 Wochen kamen heftige Nebenwirkungen, die aber zum Großteil schnell nachließen und ich kann sagen, dass dieses Mittel im Grunde eine gute Wirkung hatte. Wir konnten über die Weihnachtsferien gemeinsam lachen, konnten wieder zusammen reden - auch über Gefühle und Gedanken.
Jedoch gingen die Kopfschmerzen, die meine Tochter bei 8 einstufte (Skalal 1-10, 10 sehr stark), nicht weg.
Daraufhin beschlossen wir, gezwungenermaßen - aber sehr ungern, dass Medikament zu wechseln und sie nimmt nun seit 2 Tagen Opipramol 50 mg, 1 Tablette am Abend.

Seit Mittwoch ist wieder Schule und seither klagt sie wieder vermehrt über die Kopfschmerzen (die während der Ferien zumindest nicht so präsent waren).
Heute morgen hatte sie eine Gleichgewichtsstörung und kam kaum vorwärts (nach eigenen Angaben).
Manchmal fürchte ich, sie bildet sich dies nur ein, bzw. steigert sich hinein. Und ich weiß nicht im Geringsten, wie ich ihr diesbezüglich helfen kann.

Noch scheine ich der Verantwortung gewachsen, aber ich weiß nicht, ob ich meiner Tochter und ihrer Krankheit in dem Maße gerecht werde, wie es nötig ist. Wobei ich mein bestes gebe, sie immer ernst nehme und rotiere um alles zu ermöglichen.
Oft sind es diese "fürs Leben entscheidenden" Entscheidungen, die ich allein treffen muss, die mir zu schaffen machen, neben der Hilfslosigkeit.
Noch geht es mir selbst ganz gut - ich bin stabil - aber ich frage mich, wie lange noch.

Naja, danke erst einmal fürs "zulesen".
Wer Fragen hat oder seine Erfahrungen mitteilen möchte, nur zu.
Ich bin für jedes getippte Wort dankbar :-)

Viele Grüße
Zarra
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Zarra »

Hallo onAir,

vielleicht bekommst Du auch hier Tips, doch aufgrund des Alters Deiner Tochter, paßt Fideo - http://www.fideo.de/fuer-mich/forum-fideo/ - vielleicht besser; da gibt es auch einen Angehörigenteil.

Fluoxetin hat sich zwar anscheinend erledigt, doch man nimmt es nicht am Abend; ich hoffe mal, daß sie es morgens genommen hat oder Du Dich mit dem Medikament oder der Tageszeit vertan hast.

Ich nehme zwar selbst Antidepressiva ein, doch ich hoffe einfach sehr, daß bei einem Kind/einer demnächst Jugendlichen vorher alle anderen Möglichkeiten ausreichend ausgeschöpft wurden. Ich finde das prekärer.

Und ich denke, daß, selbst wenn das Medikamentöse unter Berücksichtigung von allem angeraten erscheint, sie auf alle Fälle psychotherapeutische Begleitung, die paßt (!) und die sie akzeptiert, braucht!! Hat sie das oder seid Ihr wenigstens auf der Suche?!?

Du schreibst was von Internat; d.h. sie ist unter der Woche nicht daheim?

Hat sie Anschluß in der Klasse, FreundInnen? Fühlt sie sich dort wohl? Kommt sie mit? Wie kommt sie mit dem Klassenverband klar, ihrer "Rolle" darin?

Nebenwirkungen oder Symptome der psychischen Krankheit oder etwas ganz anderes? Letztendlich wird man das nur selten entscheiden können. Psychisch bedingt kann fast alles sein! ... muß es aber nicht. Bei Nebenwirkungen gibt es Wahrscheinlichkeiten, die aber vielleicht auch nur in der Kombination und von Fachleuten (Psychiater) beurteilt etwas aussagen. - Ansonsten: Körperliches abklären lassen; aber nicht überbewerten.

LG, Zarra

P.S. ... da sie 12 ist ...: vielleicht reicht einfach auch eine niedrigere Dosierung?! (Falls sie Kapseln hatte - dann nimmt man nur jeden 2. Tag eine; es gibt aber auch niedriger dosierte Tabletten, was natürlich korrekter ist.)

EDIT: URL-Auszeichnung korrigiert.
Zuletzt geändert von Zarra am 8. Jan 2016, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
onAir
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Zarra hat geschrieben:Hallo onAir,

vielleicht bekommst Du auch hier Tips, doch aufgrund des Alters Deiner Tochter, paßt Fideo - http://www.fideo.de/fuer-mich/forum-fideo/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; - vielleicht besser; da gibt es auch einen Angehörigenteil.
Danke. Danach schaue ich mal.
Zarra hat geschrieben: Fluoxetin hat sich zwar anscheinend erledigt, doch man nimmt es nicht am Abend; ich hoffe mal, daß sie es morgens genommen hat oder Du Dich mit dem Medikament oder der Tageszeit vertan hast.
Warum nimmt man es nicht am Abend?
Sie hat es am Abend genommen, damit sie die Müdigkeit über den Tag nicht erschlägt und sie leichte Nebenwirkungen verschläft.
Das war so angedacht und hat im Grunde bestens funktioniert.
Zarra hat geschrieben: Ich nehme zwar selbst Antidepressiva ein, doch ich hoffe einfach sehr, daß bei einem Kind/einer demnächst Jugendlichen vorher alle anderen Möglichkeiten ausreichend ausgeschöpft wurden. Ich finde das prekärer.

Und ich denke, daß, selbst wenn das Medikamentöse unter Berücksichtigung von allem angeraten erscheint, sie auf alle Fälle psychotherapeutische Begleitung, die paßt (!) und die sie akzeptiert, braucht!! Hat sie das oder seid Ihr wenigstens auf der Suche?!?
Sie ist nicht zugänglich und bekommt schon Frustpickel, wenn sie Psychiater oder Psychologe nur hört. Das ist, wurde mir von Psychologen erklärt, in der Pubertät nicht unnormal. Die Pubertät ist wohl die schlechteste Zeit eine Psychotherapie zu beginnen.
Außerdem hindert sie ihr Mutismus und die autistischen Züge sehr daran, überhaupt über Gefühle zu sprechen. Auch hiergegen schien mir das Fluoxetin gut zu wirken.

Dennoch lässt sie die Psychiatergespräche und auch die psychologische Unterstützung gerade so zu. Der letzte Psychiatertermin brachte sogar Töne, also mehr als Kopfnicken und Kopfschütteln aus ihr heraus - ein Fortschritt.

Mehr als das, was sie gerade an Unterstützung bekommt, möchte ich von ihr nicht verlangen. Bevor sie ganz zu macht versuchen wir es auf diesem (vielleicht etwas spärlich anmutenden, aber dennoch sehr gezielten) Weg.
Zarra hat geschrieben: Du schreibst was von Internat; d.h. sie ist unter der Woche nicht daheim?

Hat sie Anschluß in der Klasse, FreundInnen? Fühlt sie sich dort wohl? Kommt sie mit? Wie kommt sie mit dem Klassenverband klar, ihrer "Rolle" darin?
So ist es.
Sie ist dort unter Gleichgesinnten (NICHT die Depression betreffend, sondern die Hochbegabung), ist gut integriert, hat Freundinnen und auch beste Freundinnen. Es passt.
Die Leistungen waren selbst unter der schweren Depression hervorragend, die letzten Wochen vor den Ferien war sie allerdings von Leistungserbringungen befreit auf Grund ihrer doch recht schlechten Verfassung.
Die Schule zieht mit uns an einem Strang.
Zarra hat geschrieben: Nebenwirkungen oder Symptome der psychischen Krankheit oder etwas ganz anderes? Letztendlich wird man das nur selten entscheiden können. Psychisch bedingt kann fast alles sein! ... muß es aber nicht. Bei Nebenwirkungen gibt es Wahrscheinlichkeiten, die aber vielleicht auch nur in der Kombination und von Fachleuten (Psychiater) beurteilt etwas aussagen. - Ansonsten: Körperliches abklären lassen; aber nicht überbewerten.

LG, Zarra
Vielen Dank für deine Zeilen :)
Zarra
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Zarra »

Hallo,
Warum nimmt man es nicht am Abend?
Weil ich sonst in der Nacht nicht schlafen würde. (Habe ich sogar mal ausprobiert.)

Ich hatte anfangs (einige Tage) nach ca. 2 bis 3 Stunden (?) Übelkeit, die sich im Verlauf des Tages dann allerdings wieder legte; diese würde man verschlafen. - Allerdings macht Fluoxetin im Regelfall eben nicht müde.
Außerdem hindert sie ihr Mutismus und die autistischen Züge sehr daran, überhaupt über Gefühle zu sprechen.
Dabei soll ihr ja genau die Psychotherapie helfen. Sie soll es nicht können, um eine Psychotherapie machen zu können; sondern die Psychotherapie soll ihr helfen, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen und diese ggf. benennen zu lernen. Und gerade in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gibt es auch viele nonverbale Methoden, zu denen sie bei einem geeigneten Ansprechpartner vielleicht eher einen Zugang hat.
Mehr als das, was sie gerade an Unterstützung bekommt, möchte ich von ihr nicht verlangen.
Es geht eben nicht um "von ihr Verlangen", sondern daß sie ernst genommen wird - und zumindest nach zwei, drei Terminen gerne (oder für eine Jugendliche: ohne besonderen Widerwillen ;-)) da hingeht.
Sie ist dort unter Gleichgesinnten (NICHT die Depression betreffend, sondern die Hochbegabung), ist gut integriert, hat Freundinnen und auch beste Freundinnen. Es passt.
Die Leistungen waren selbst unter der schweren Depression hervorragend, die letzten Wochen vor den Ferien war sie allerdings von Leistungserbringungen befreit auf Grund ihrer doch recht schlechten Verfassung.
Die Schule zieht mit uns an einem Strang.
Das klingt doch alles sehr gut von den Rahmenbedingungen her. - Sieht sie selbst das auch so?

LG, Zarra
onAir
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Zarra hat geschrieben:Weil ich sonst in der Nacht nicht schlafen würde. (Habe ich sogar mal ausprobiert.)

Ich hatte anfangs (einige Tage) nach ca. 2 bis 3 Stunden (?) Übelkeit, die sich im Verlauf des Tages dann allerdings wieder legte; diese würde man verschlafen. - Allerdings macht Fluoxetin im Regelfall eben nicht müde.
Die Einnahme am Abend hat bei ihr gepasst soweit.
Sie hat sich nicht über fehlenden Schlaf beschwert und ich habe dies nach "Ansage" des Psychiaters einfach so hingenommen.
Zarra hat geschrieben:
Außerdem hindert sie ihr Mutismus und die autistischen Züge sehr daran, überhaupt über Gefühle zu sprechen.
Dabei soll ihr ja genau die Psychotherapie helfen. Sie soll es nicht können, um eine Psychotherapie machen zu können; sondern die Psychotherapie soll ihr helfen, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen und diese ggf. benennen zu lernen. Und gerade in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gibt es auch viele nonverbale Methoden, zu denen sie bei einem geeigneten Ansprechpartner vielleicht eher einen Zugang hat.
Sie verweigert Psychotherapie.
Ich bin froh, dass sie die psychologische Unterstützung und die Termine beim Psychiater nun "über sich ergehen lässt". Sie zu einer Psychotherapie zu schleifen wird nichts bringen.
Sie hat in der stationären und tagesklinischen Behandlung Anfang voriges Jahr so schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie dicht macht.
Heißt, sie könnte derzeit keine "Beziehung" aufbauen, weil sie von vornherein abblockt.

Denn selbstverständlich weiß ich, dass eine Psychotherapie wichtig und richtig wäre, aber ich kann sie, wie gesagt, nicht an den Haaren hinschleifen.
Aber ich werde dies selbstverständlich im Auge behalten und sobald ihr der Psychiater (der ihr diesbezüglich großes Verständnis entgegen bringt) und die psychologische Unterstützung aufgezeigt haben, dass es auch anders laufen kann, werde ich den Moment abpassen und eine Psychotherapie erneut anstreben. Ebenso biete ich ihr diese Hilfe immer an.
Der Psychiater ist auch Psychotherapeut und ich glaube er hat da schon so seine eigenen Vorstellungen, wie er das angehen will. Er versteht sie sehr gut. Aber sie scheint nicht bereit.
Er wollte noch kein Einzelgespräch mit mir (er müsste dazu auch meine Tochter rausschicken - ich finde das immer sehr ungeschickt, er offenbar auch) und ich möchte nichts mehr auf Biegen und Brechen.
Geduld ist wichtig, habe ich gelernt, wenngleich ich sie nicht habe.
Aber hier muss auch ich eben an mir arbeiten.
Zarra hat geschrieben:
Mehr als das, was sie gerade an Unterstützung bekommt, möchte ich von ihr nicht verlangen.
Es geht eben nicht um "von ihr Verlangen", sondern daß sie ernst genommen wird - und zumindest nach zwei, drei Terminen gerne (oder für eine Jugendliche: ohne besonderen Widerwillen ;-)) da hingeht.
Das hab ich schon begriffen und das ist ja wohl der Vorzeigewunsch aus dem Bilderbuch - glaub mir, so hätte ich es auch gern. Aber im Moment funktioniert es so nicht und wir müssen kleine Schritte gehen.
Das ist in Ordnung.
Ich nehme meine Tochter sehr ernst und das weiß sie auch.
Sobald sie sagen würde "ich möchte zusätzlich weitere Hilfe, das hier reicht mir nicht", würde ich dies mit ihr durchgehen und anleiern. Auch kennt sie die weiteren Möglichkeiten sehr genau, weil wir sie besprochen haben.
Zarra hat geschrieben:
Sie ist dort unter Gleichgesinnten (NICHT die Depression betreffend, sondern die Hochbegabung), ist gut integriert, hat Freundinnen und auch beste Freundinnen. Es passt.
Die Leistungen waren selbst unter der schweren Depression hervorragend, die letzten Wochen vor den Ferien war sie allerdings von Leistungserbringungen befreit auf Grund ihrer doch recht schlechten Verfassung.
Die Schule zieht mit uns an einem Strang.
Das klingt doch alles sehr gut von den Rahmenbedingungen her. - Sieht sie selbst das auch so?
Grundsätzlich ist es so, dass die Schule sehr viel mehr auf die Bedürfnisse der Kinder achtet und die Elternmeinung, gerade was das "Dortbleiben" angeht, zweitrangig ist.
Und ja, meine Tochter sieht das genauso.
Sie ist stolz dort sein zu dürfen, sie weiß um ihre Möglichkeiten dort (mittlerweile "spürt" sie dies auch, und kann es fühlen/aufnehmen).
Sie ist ebenso stolz, wie viele Kinder sie dort mag und wie sehr sie gemocht wird von allen.
Um nichts in der Welt möchte sie dort wieder gehen.

Aber die Krankheit macht ihr sehr zu schaffen.
Und das ärgert und enttäuscht sie natürlich.
Leider zieht sie das im Selbstbewusstsein auch sehr runter (ala "ich bin dumm", "ich kann eben doch nichts, bekomme nichts auf die Reihe").
Aber da schrauben schon Verantwortliche vor Ort, Freunde und natürlich auch ich sehr daran, ihr klar zu machen, dass sie für diese Krankheit nichts kann und es nicht ihre Schuld ist.Sie aufzubauen für jeden Tag den sie geschafft oder jedes Ziel, dass sie erreicht hat.

Beste Grüße
-Mara-
Beiträge: 117
Registriert: 6. Jan 2016, 04:07

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von -Mara- »

Hallo onAir,

ich bin von mir selber erstaunt, dass ich im Angehörigen-Teil lese, und nun sogar antworte (ich dachte ich könnte da sicherlich nichts sinnvolles sagen), aber einiges in dem, was du schreibst, bewegt mich nun doch dazu.

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 schwere depressive Episode, Schulverweigerung, Hochbegabung, Überanpassung, Hypersensibilität, autistische Züge.
Den Autismus haben wir bisher nicht weiter verfolgt, weil er wohl nicht so ausgeprägt ist und eher im Hintergrund steht.
Fazit: kaum Kooperation seitens meiner Tochter, in der Pubertät aber wohl nicht ungewöhnlich. Sie fühlte sich dort fehl am Platz und unverstanden.
Vielleicht wäre es doch ganz gut, dem Autismus-Verdacht weiter nachzugehen. Zumindest im Hinterkopf zu behalten. Es muss ja nicht gleich der Weg zur (und durch die ganze) Diagnostik sein, aber selber mal einlesen in die Thematik, das könnte sicher hilfreich sein. Auch (wenn es geht) mit deiner Tochter darüber sprechen, welche der "Eigenheiten" sie bei sich selbst wahrnimmt, und welche sie belasten. Leben mit Autismus-Symptomen kann sehr anstrengend sein, und oft auch zu Depression führen.
Vielleicht auch Austausch in Autismus bzw Asperger-Foren, dort könntest du wahrscheinlich auch einiges finden zu was so sehr schwierig sein kann und was es erleichtern kann.
Bei Mädchen wird Asperger-Syndrom oft übersehen, insofern ja schon mal gut, dass die bisherigen Psychiater und Psychologen da offene Augen hatten.
Ob es nun Asperger-Syndrom oder einzelne "autistische Züge" sind, ist denke ich erstmal zweitrangig, aber herauszufinden welche Züge/Eigenschaften für deine Tochter zu Schwierigkeiten führen, kann ein erster Schritt da hin sein, die Belastung, die daraus entsteht, zu verringern.

Übrigens scheint es unter Autisten relativ häufig vorzukommen, dass Antidepressiva (auch allgemein Medikamente oft) nicht so gut vertragen werden oder recht heftige (oder auch unerwartete) Nebenwirkungen haben. Insofern ist das mit den heftigen Kopfschmerzen vielleicht nicht so sehr ungewöhnlich, und wenn es sehr langwierig oder mühsam wird das richtige/passende Antidepressivum zu finden, ist es vielleicht doch nicht nur "Zickigkeit" des Kindes. Antidepressiva greifen in den Hirnstoffwechsel ein, und der ist halt bei Autisten etwas speziell.
Tut sich deine Tochter schwer mit Umstellungen / Veränderungen? Dann kann auch ein verändertes Gefühl / Körpergefühl (und noch dazu wo sie keine direkte Ursache / Grund / Auslöser für sehen kann), etwas sehr anstrengendes sein.

Typisch ist ja auch bei Autismus eine (im Vergleich zum menschlichen "Durchschnitt") andere Wahrnehmung, und eine Reizfilterschwäche. (Wie ausgeprägt, und in welchen Bereichen, ist individuell unterschiedlich.)

Wenn deine Tochter Asperger-Syndrom hat (ist ja nicht diagnostiziert, aber ein Verdacht in die Richtung wurde ja geäussert), und es geschafft hat bis kürzlich so "relativ unauffällig" durch's Leben zu kommen, ist das eine beachtliche Kompensations-Leistung. Aufzufallen ist meistens nicht schön, und dieses Anpassen und nicht-auffallen kostet enorm viel Kraft und ständige Aufmerksamkeit. "Soziale Signale" richtig lesen/erkennen zu können, schnell genug zu verarbeiten, und (rechtzeitig und) richtig reagieren zu können - was den meisten Menschen intuitiv gelingt, völlig ohne nachzudenken und oft auch gar nicht bewusst - ist für Aspies oft harte kognitive Arbeit.

Um so schöner, und wichtiger, dass sie sich auf dem Internat jetzt gut aufgehoben fühlt und gut integriert ist! Und auch Freunde finden kann. :)
Und dort auch die Hochbegabung entsprechend "gefüttert" wird. Unterforderung ist genauso Stress und Belastung wie Überforderung.

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Dennoch lässt sie die Psychiatergespräche und auch die psychologische Unterstützung gerade so zu. Der letzte Psychiatertermin brachte sogar Töne, also mehr als Kopfnicken und Kopfschütteln aus ihr heraus - ein Fortschritt.

Mehr als das, was sie gerade an Unterstützung bekommt, möchte ich von ihr nicht verlangen. Bevor sie ganz zu macht versuchen wir es auf diesem (vielleicht etwas spärlich anmutenden, aber dennoch sehr gezielten) Weg.
Das klingt finde ich schon mal ganz gut. Und wenn sich der Psychiater auch mit Autismus-Spektrum-Störungen auskennt, und den selektiven Mutismus nicht "persönlich nimmt", ist das denke ich eine gute Voraussetzung, dass es vorangehen kann und etwas bringen kann.

Und ich finde es gut, dass du da auch nicht mehr von ihr verlangst. Mehr Druck würde da denke ich auch gar nicht helfen - das führt vielleicht nur noch mehr in die Überforderung/Überflutung, und Unsicherheit, und macht die Kommunikation nur schwerer.
Es kann auch sein, dass sie einfach noch keine Worte für ihre Gefühle hat, oder sie vielleicht auch noch nicht so gut identifizieren kann. Sowas braucht Zeit. (Und Geduld, und Vertrauen um es zu lernen.)

Gerade auch, wenn sie vorher so schlechte Erfahrungen gemacht hat, stationär und in der Tagesklinik. - Mich lassen übrigens auch die Worte Hypersensibilität (hochsensibel würde weniger nach "überempfindliches Sensibelchen") und ganz besonders "Verweigerung" (Schulverweigerung) recht nachdenklich zurück. Und wenn sie von Ärzten/Erziehern/Tagesklinik mit solcher Einstellung ihr gegenüber behandelt wurde, ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass sie nun erstmal sich vorsichtig vortasten muss, und herausfinden ob sie nun besser verstanden wird. Und wie sie "sein muss", oder sein darf, und was von ihr erwartet wird.
Ich finde es ist ein bedeutender Unterschied, ob man etwas nicht kann (oder sich vor total unerträglichem schützen muss), oder ob man "einfach nicht will" ("verweigert"). Ich würde eher denken, dass es ja auch Gründe geben könnte dafür. Und es vielleicht sozusagen eine "richtige Reaktion" auf eine "falsche Situation" ist - also nicht dass die Schule (die sie ja "verweigerte" anscheinend) irgendwas falsch machte, sondern dass vielleicht irgendetwas (kann auch etwas von aussen betrachtet "kleines" sein) in der Situation war, was sie so sehr belastet hat, dass es zu unerträglich war.


Falls ihr doch irgendwann dem Autismus-Verdacht einmal weiter nachgehen wollt, und es eindeutig in die Richtung geht, vielleicht wäre perspektivisch auch so etwas wie ein Coach möglich, speziell für Autismus-bedingte Schwierigkeiten, vielleicht im Bereich soziale Interaktion (oder Reizüberflutung, oder was ihr halt zusätzliche Belastung macht), wo sie lernen könnte, das mit der sozialen Interaktion so hinzukriegen, dass sie möglichst "unauffällig"/"normal" interagieren kann UND gleichzeitig auf sich selber und ihre eigenen jeweiligen Bedürfnisse achten kann.

Ich könnte mir vorstellen, dass es ihr langfristig helfen kann, aus Depressionen herauszukommen (und weniger da rein zu fallen), wenn sie mit ihren autismusbedingten Eigenheiten besser umgehen lernen kann und ihren Alltag und Situationen so zu gestalten, dass der "ganz simple Alltag" (und die ganze Anpassung...) nicht mehr so anstrengend ist. (Dazu muss sie halt identifizieren lernen, WAS im einzelnen ihre Kräfte auffrisst, und diesen "Tasse ist voll" Effekt auslöst.)
Und sich als "genau richtig" so wie sie ist annehmen kann.
Das Gefühl, "anders" zu sein, und immer extra-viel dafür tun zu müssen um "dazuzugehören", und "so einfache" Dinge nicht einfach hinzukriegen, die "doch jeder Depp hinkriegt" (und vor solchem Gefühl schützt auch keine Hochbegabung! ... im Gegenteil ... und wenn da dann Aspie-typische "Sozialblindheit" dazukommt...wird's im Innenleben sehr schwierig), scheint mir regelrecht wie ein Nährboden für Depressionen ...

Ich wünsche ihr sehr, dass ihr (zusammen) den für sie richtigen Weg findet, der ihr aus der Depression heraushilft. Und dir wünsche ich ganz viel Kraft, und gute starke Nerven und Geduld. Ich finde es klasse, wie du schaust das für sie passende zu finden. :)

Liebe Grüße,
Mara
Sonnenblume14
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo on air,

ich gehe davon aus, dass medizinisch alles abgeklärt wurde? Gerade Schwindelgefühle können z.B. auch durch Eisenmangel entstehen - war bei uns so. Aber auch wenn du es nicht explizit erwähnt hast, ist es sicher das Erste, was man testet.

Anonsten, was die psychologische Behandlung angeht, ist natürlich eine 12jährige in einem schwierigen Alter - wie du ja auch sagst -. Und man kann nicht die Abgeklärtheit eines Erwachsenen erwarten. Leider führt Hilfe durch psychotherapeutische Maßnahmen oft durch tiefe Täler. ich habe im jungen Erwachsenenalter auch eine stationäre Therapie abgebrochen und dachte, cih mache es richtig, weil ich mich unverstanden fühlte. Inzwischen (mit 50 und nach einer heftigen Episode) sehe ich das anders. Aber erst jetzt war ich in der Lage und fähig, mich damit auseinanderzusetzen und die starken, intensiven Gefühle auszuhalten.
Wichtig finde ich für deine Tochter die Erkenntnis, dass die Therapeuten (und nur die!) ihren Leidensdruck letztlich vermindern können. Du hast recht, hinschleifen und Verweigerunghaltung bringen nichts - sind eher kontraproduktiv. Also muss im ersten Schritt versucht werden, Akteptanz herzustellen, selbst wenn dieser Weg Negative Erlebnisse beeinhaltet.

Für eine 12jährige eine äußerst schwere Situation, wobei ich ja die übrigen Dinge (Hochbegabung, Autismus) außer Acht gelassen habe, weil ich mich da überhaupt nicht auskenne.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
onAir
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo Mara,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich hab das im Eingangspost jetzt nicht so lang ausführen wollen (war ja schon lang genug ;) ), aber den Autismus hatte ich zuerst im Auge, hab mich ausführlich dazu belesen.
Sie war schon immer anders. Eine Bekannte erkannte das sofort, als sie das erste Mal (vielleicht so mit 6) sah. Aber die Sympotamik hatte sich über die Jahre etwas verwachsen (will ich mal sagen) und ich dies nicht weiter verfolgt.

Mit dem Zusammenbruch fing ich erneut an dieses Thema auf meine Agenda zu setzen und habe mich dazu Nächte lang belesen.
Es erklärte einige Sachen in der Vergangenheit sehr gut.
In der Therapie musste ICH die Ärzte darauf aufmerksam machen. Sie belächelten mich, obwohl es auf dem Gelände der Klinik eine Autismusambulanz gibt.
Man machte einen ersten Test (glaub dieses ADOS oder ADIR oder so) und stellte fest, sie hat den Autismus-Cut-Off-Wert überschritten.
Aber man wollte das nicht weiter verfolgen.

Und JA, ich denke, sie hat auf Grund der langen Kompensation (der aut. Züge, aber auch der anderen "Baustellen"), diesen Zusammenbruch gehabt. Mobbing in der Schule kam auch dazu.
Aber sie ertrug es klaglos, erzählte davon nichts. Weil sie nicht über Gefühle sprach. Noch nie.

Ich habe mir lange Zeit große Vorwürfe gemacht, dass ich es nicht wahrgenommen habe, nicht gemerkt habe. Bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass mir diese Vorwürfe nicht helfen.

All dies trage ich stets im Hinterkopf, vor allem für meine Reaktionen ihr gegebenüber und natürlich auch für eventuell fortführende Diagnostik.
Aber ich möchte es eben Schritt für Schritt angehen, damit sie nicht wieder vollkommen dicht macht.

Sie soll erstmal Vertrauen in die bestehende Situation haben können.
Nebenbei hat sie ja auch noch einen sehr anstrengenden Schulalltag zu bewältigen.

Und dafür macht sie das alles ganz wunderbar, das sage ich ihr auch regelmäßig.

Ein großer Schritt ist definitiv die Änderung des Schulumfeldes gewesen.
Jetzt fühlt sie sich nicht mehr "anders", muss sich nicht mehr verstellen, kann ihre Leistungen erbringen ohne auf dumme Sprüche warten zu müssen.

Das ist einerseits perfekt, hat aber durch diese große Umstellung im Leben, so glauben wir, die Depression eben erneut angeschoben. (zB weil auf Grund ihrer aut. Züge die neuen Kinder, deren Emotionen etc - all dies zu erkennen, zu lesen und zu verarbeiten eben auch sehr anstrengend für sie ist)

Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir einen guten Weg gefunden haben, an dessen Anfang wir stehen. Und wir haben herausragende (und vor allem fachlich kompetente, und schnelle) Hilfe vor Ort.
Das ist Gold wert.

Deine Worte treffen die Situation meiner Tochter sehr genau!
Danke dafür :-)

Grüße
onAir
Beiträge: 22
Registriert: 7. Jan 2016, 21:29

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo Sonnenblume,

Blutwerte wurden ja routinemäßig genommen, bevor das AD angefangen werden konnte.
Ich als Laie hoffe doch, dass dies beachtet worden ist.

Sollten die Kopfschmerzen anhalten, würde ich dem natürlich noch genauer auf den Grund gehen wollen, keine Frage.

Bzgl. der stationären Klinik war es so, dass meine Tochter sich schon immer an Älteren orientiert hat und mit kleinen Kindern nichts anfangen konnte. Sie braucht Ruhe um abzuschalten. Gemütliches Licht. Verstandensein.
In der Klinik musste sie, auf Grund ihres Alters, auf die Kinderstation. Umringt von Kleinkindern bis Grundschulkindern mit ADHS. Es war laut, grelles Neonlicht, sie durfte nicht alleine auf dem Zimmer sein. Die Schwestern verhielten sich kontraproduktiv.
zB als mein Kind etwas zur Ruhe kommen wollte im Zimmer, sagte man ihr "wenn ich mich so verhalten würde wie du, würde ich auch depressiv werden". und lauter solche Sachen.
Es war einfach nichts. Sie hatte Angst vor der Irrenanstalt (wo sie diese Assoziation hernimmt, weiß ich nciht - von mir nicht), dass man sie mit Medikamenten ungewollt vollpumpt und so weiter.

Ich habe sie bestärkt, aber bei den Zuständen fiel mir das immer schwerer.
Denn ich habe bei Besuchen, diese im Vergleich kurze Zeit, diese Helligkeit und Lautstärke selbst kaum ausgehalten.

Und ja, dieses Verständnis dafür, dass es helfen kann, hat sie natürlich nicht.
Durch kleine Schritte mit psychologischer Hilfe und dem Psychiater kommt dies hoffentlich, wenn auch sehr langsam.

Danke für deine Worte,
Grüße
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Zarra »

Hallo onAir,
Sie hat in der stationären und tagesklinischen Behandlung Anfang voriges Jahr so schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie dicht macht.
Das ist natürlich superschlecht! Und je jünger man ist, desto weniger kann man da vielleicht relativieren; da kann ich Deine Tochter sehr gut verstehen.
Andererseits wundert es mich dann aber, daß sie doch recht lange in der Tagesklinik war.
Der Psychiater ist auch Psychotherapeut und ich glaube er hat da schon so seine eigenen Vorstellungen, wie er das angehen will. Er versteht sie sehr gut. Aber sie scheint nicht bereit.
Das klingt SEHR gut. (Oft ist das halt nicht so.) Von daher muß wohl auch ein wenig die Zeit arbeiten und man kann momentan mehr nicht tun.
Bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass mir diese Vorwürfe nicht helfen.
Ja, da kann ich Dich nur sehr darin unterstützen. Es geht um das, was jetzt ist. Und selbst wenn Du etwas anders gemacht hättest, könntest Du heute an einem ähnlichen Punkt sein.

Mit den Kopfschmerzen: Sie hat sie ja als sehr, sehr stark beschrieben. Nimmt sie dann Schmerzmittel dagegen? Nicht mißverstehen: Auch leichtere Kopfschmerzen sind lästig und gehen dauerhafter nicht. - Ich denke, momentan geht es erst mal um Zuwarten. Und Ihr wart ja beim Psychiater und habt die positive Wirkung von Fluoxetin und die starken Kopfschmerzen geschildert, und er hat für einen Wechsel plädiert. Falls das je doch nicht in die richtige Richtung geht und sie zurückwill, würde ich den Psychiater auf alle Fälle fragen, ob es an der für sie zu hohen Dosierung gelegen haben kann.

Alles Gute Euch!

Zarra
onAir
Beiträge: 22
Registriert: 7. Jan 2016, 21:29

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo Zarra,

sie hat so lange in der Tagesklinik ausgehalten, weil sie wusste, dass sie Hilfe braucht und irgendwie keine Wahl hatte. Es gab nur Tagesklinik oder Schule.
Als Schulverweigerer ist die Wahl natürlich klar.

Geredet hat sie allerdings nie mit ihrer Therapeutin, aber so viele Gespräche gab es wohl auch gar nicht. Alles seltsam irgendwie.

Ja, gegen die Kopfschmerzen nahm sie Tabletten, die ihrer Aussage nach aber nicht wirkten (Ibu/Paracetamol).

Ich hab gerade mit ihr telefoniert und es hört sich alles nicht so gut an.
Die Wirkung von Fluo nimmt nach 3 Tagen schon merklich ab, das Opi wirkt natürlich noch nicht richtig.
Sie fühlt sich gerade wieder sehr unverstanden und nicht angenommen.
Rauf runter, rauf runter mit der Laune.

Es ist jetzt im Moment gerade alles sehr schwer ...
-Mara-
Beiträge: 117
Registriert: 6. Jan 2016, 04:07

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von -Mara- »

Hallo onAir,

das ist schön zu lesen dass du dich da schon selber hintergeklemmt und schlaugemacht hattest :) (war mir von der kurzen Eingangszeile nicht klargewesen)

Hauptproblem ist ja jetzt die Depression, damit müsst ihr jetzt Wege finden umzugehen,und da sind hier einige die dir gute Tips geben und mitüberlegen was ihr tun könnt. Auch zu was sonst noch vielleicht gut ist abzuklären.
Die autistischen Züge sind halt im Hintergrund manchmal ausschlaggebend für was gut helfen kann und was gar nicht, wie ihr ja auch gemerkt habt als es stationär so gar nicht passte, und schon Licht und Lärmpegel, die Umgebung, so schwierig waren. Und da achtest du ja drauf und hast dich informiert. Was bei anderen vermutlich gut getan hätte, das Aufmuntern zum sich unter Leute mischen, mit den anderen Kindern spielen, etc, ist halt kontraproduktiv wenn der ganze Lärm Licht und Gewusel nur Extrembelastung sind.

Das macht es zum Teil auch schwieriger, denn die Isolation ist in der Depression eine schwierige Sache, zuviel davon ist nicht gut (auch für "in-der-Ruhe Auftanker" nicht), und es verselbständigt sich in der Depression schnell mal, mit negativen Gedanken. Zu viel "Überflutung" ist kontraproduktiv (und das "zu" viel ist ja schnell erreicht), also wohl ein Balanceakt. Halt immer wieder im Einzelnen ausprobieren und schauen, was von den "normalerweise hilfreichen" Sachen passt, helfen kann, und was vielleicht in angepasster/veränderter Weise hilfreich sein kann, oder was kontraproduktiv ist.

Mir gehen noch einige unausgegorene Gedanken durch den Kopf, eher ein ziemliches Sammelsurium, vermutlich nicht so hilfreich.
Gibt es irgendwelche "alternativen" Ansätze die vielleicht helfen könnten die Kopfschmerzen in den Griff zu kriegen? oder etwas (phasenweise) zu mildern? Aus den Bereichen Entspannung, Übungen, Meditation, Tai Chi, Ruhe/Dunkelheit/Reiz-minimierung vielleicht?
In Sachen Selbstbewusstsein, und sich verstanden und angenommen fühlen - das sind Sachen die in einer Depression sehr wegbrechen ... für eine 12jährige (und die Mitschüler) sicherlich sehr schwer zu verstehen. Es ist ja schon für Erwachsene kaum zu begreifen und sehr schwer zu ertragen.
Auch dass man in einer Depression nicht so leistungsfähig und belastbar ist wie im "Normalzustand", ist schwer für einen selber zu akzeptieren. Da immer wieder über die eigenen Grenzen zu gehen trägt unterm Strich auch nicht zur Verbesserung bei. (Aber das hast du bestimmt auch schon viel im Forum gelesen.)
Hat sie Spezialinteressen? Etwas, was ihr (auch jetzt noch) sehr Freude macht zu tun, und sie sich ganz rein versenken kann? - Vielleicht kann ihr das auch etwas durch die schweren depressiven Zeiten helfen, wenigstens zwischendurch mal etwas Entlastung und oder sogar Freude an etwas zu empfinden? oder Ablenkung von depressiven Gedanken. (Je nachdem was ihre speziellen Interessen sind, vielleicht gibt es auch etwas was du ihr mitbringen/schicken kannst, was zu ihrem Spezialinteresse gehört?)
Sind die Kopfschmerzen vielleicht verstärkt durch Überlastung und Stress? (jetzt wo wieder Schule ist) .. Könnte es ihr helfen, die Schulzeiten zu reduzieren (wenn die Schule mitmacht) bzw zu ersetzen mit etwas anderem, Eigenarbeit/Spezialinteresse (etwas was weniger Stress ausmacht)? (Die schulischen Leistungen sind ja vermutlich nicht so das Problem)

Hast Du Unterstützung für DICH? Möglichkeit und Zeit Dinge zu tun die dir gut tun, und wo du entspannen und loslassen kannst? Ich denke das ist auch sehr wichtig.
Ich habe mir lange Zeit große Vorwürfe gemacht, dass ich es nicht wahrgenommen habe, nicht gemerkt habe. Bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass mir diese Vorwürfe nicht helfen.
Ja, guter Entschluss! Die helfen wirklich niemand. Und sind denke ich auch unberechtigt. Deine Tochter hat sicherlich ihr bestes gegeben, nicht-auffällig zu sein, und je näher man dran ist (und jeden Tag sieht) desto weniger fällt auf, sie ist ja deine Tochter und schon immer so wie sie ist.

LG
Mara
Zarra
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Zarra »

Hallo onAir,

okay, die Schulverweigerung hatte ich natürlich nicht auf dem Schirm - als Erwachsener kann man ja ggf. auch "einfach" zu Hause bleiben, krankgeschrieben.

Rauf, runter und dazu ggf. noch Pubertät :roll: :roll: :roll: :roll: :roll: :mrgreen:

Vielleicht sollte ich das jetzt nicht schreiben, um Dich nicht zu verunsichern:

Für mich sind sowohl Fluoxetin als auch Opipramol zwei Medikamente, die mir VIEL geholfen haben. Ich PERSÖNLICH empfinde sie aber als unterschiedlich. - Das kann bei Deiner Tochter aber nochmals anders sein!

LG, Zarra
onAir
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo,

@Mara

Ja, wir müssen Wege finden damit umzugehen.
Und das ist echt schwer.
Meine Tochter war jetzt in den Ferien 2 Wochen zu Hause.
Leider musste ich durchgehend arbeiten und somit konnte sie sich ganz sich selbst hingeben. Ich will damit nicht sagen, dass sie dadurch weiter abgerutscht ist (sie war schon ausgeglichen und hat auch mit mir viel gelacht) aber sie hat halt viele ihrer liebsten Dinge getan.
Die allesamt im Bett stattfinden.
Heißt, der Tagesrhythmus ist total flöten gegangen.
Natürlich haben wir von psychologischer Seite so Dinge wie "Tagesplan" an die Hand bekommen, aber wenn ich den ganzen Tag arbeiten bin, kann ich es nicht nachhalten. Und abends dann heim kommen und rummotzen, dass sie dieses und jenes nicht getan hat, ist mir auch zu wider, weil nicht hilfreich.
Also hat sie viel geschlafen, ständig gelesen und ihre YouTube-Videos geschaut.
Ich gönn es ihr, einerseits, in dieser schweren Zeit, weiß aber auch, dass es nicht optimal ist.

Die Kopfschmerzen sind in dieser Zeit weniger gewesen, aber ihren zB heißgeliebten Hängesessel konnte sie nicht einmal benutzen, weil ihr davon noch komischer wurde (genau wie beim Autofahren).

Sie war vor den Ferien ein paar Wochen lang von Leistungserbringungen befreit. Weil wir wollten, dass sie einfach nur am Geschehen teilnimmt (ihre Leistungen kennt man ja und war bereit darauf zu verzichten, sie abzufragen).
Wie es damit jetzt weitergeht, muss sie vor Ort mit der Psychologin besprechen - diese ist aber leider nur 2x die Woche zugegen.
Auch dass sie Freitag sehr schlecht von einem Mentor "behandelt" worden ist, tut mir sehr leid für sie, aber ich kann das kaum ändern. Auch dies muss sie mit der Psychologin besprechen.
Denn ich weiß nicht, wenn ich dieser Mentorin eine Mail schreibe, ob es dann alles nur noch schlimmer macht.
Hier heißt es jetzt bis zu einem Gespräch mit der Psychologin abzuwarten.
Mit ihr stehe ich in sehr gutem Kontakt, habe aber von den jüngsten Vorfällen noch nichts gemailt, weil ich eben auch ein klein wenig Eigeninitiative meines Kindes einfordern will. Sie muss dieser Frau vertrauen und merken, dass sie jederzeit mit jedem Problem hingehen kann.

Sie hat früher niemals den Mund aufbekommen vor Lehrern, wenn irgendwas nicht lief.
Jetzt durch Fluo (was meiner Meinung nach den Mutismus etwas ausbremst), geht sie hin und sagt "mir geht es schlecht, ich gehe ins Internat". Sie reguliert also ihren Unterricht grad selbst. AAAAbbber, ich weiß nicht, ob sie das nun jetzt auch gern für sich ausnutzt.

Ich kann es so schlecht einschätzen.
Die Entfernung kommt ja noch dazu.

Das ist ja das nächste.
Ich hab Angst, wenn das Telefon klingelt. Ich hab Angst, wenn es nicht klingelt.
Hin und her reißt es mich - gerade dieses Wochenende - wieder täglich.
Diese Machtlosigkeit, dass man nie weiß was falsch oder richtig wäre, macht mich alle!

Ich selbst habe mich vor einigen Jahren über 2 Jahre lang selbst aus einer schweren Depression gekämpft (hab erst im Nachhinein erkannt, dass es eine ist) und habe wirklich Angst, dass ich wieder abrutsche.
Anfang vorigen Jahres habe ich alles mit Neurexan wieder hinbekommen (andere lachen jetzt sicher - welch Bonbonmittelchen) und fange gerade wieder damit an. Je eher, um so besser, denke ich.

Denn klar, ich habe nach meiner Vollzeitarbeit Zeit, etwas für mich zu tun. Mein Kind ist ja nicht da. Aber ich kann es gerade nicht, versuche es aber täglich.

ständig innere Unruhe, ständig diese Anspannung ob der heutige Tag gut geht für mein Kind.
Das ist äußerst Kräfte zehrend.

@ Zarra

Inwiefern sind sie denn unterschiedlich?
Magst du das für mich beschreiben?

Das Problem ist eben, dass das Fluo super wirkt und doofe Nebenwirkungen hat. Aber der Psychiater hat so viel Spielraum vorerst nicht, denn es gibt (bis auf Fluo) kein zugelassenes AD für Kinder und Jugendliche.
Irgendwie geht das Opi wohl, weil da in der Packungsbeilage auch Kinder und Jugendliche erwähnt sind, aber bei allem anderen muss er sich rechtlich durch mich und meine Unterschrift absichern und mit der Kasse kämpfen, dass sie es überhaupt zahlen würden.

Deswegen der Versuch mit Opi.

Beste Grüße
carrie66
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Registriert: 18. Dez 2015, 09:08

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von carrie66 »

Hallo,
fühle mich sehr berührt durch deine Situation, weil ich gerade vieles in meinem Leben mit meiner depressiven Tochter ähnlich erlebe. Meine ist 15 und seit zweieinhalb Jahren sind wir "auf dem Weg". Meine Frage ist: Musst du das alles alleine bewältigen?
Ich trage die Depression meiner Tochter im Grunde auch allein und das ist eine enorme Belastung jeden Tag. Ich kann es gut nachfühlen, wie man sich jeden Tag frägt wie es wohl weiter geht. Sie geht zur Therapeutin, aber die Schule ist bei uns das Problem. Diese hat wenig Verständnis für unsere Situation und immer wenn sie krank ist, kommen Vorwürfe, dass sie schon wieder fehlt. Es wird dann auch sofort die Therapeutin verständigt. Wir stehen unter enormen Druck, weil sie möchte die Schule zu Ende bringen mit einem Abschluss. Aber die Schule möchte sie am liebsten auf Station sehen und droht mit Schulausschluss wenn die Fehltage zu viel werden. Wie sieht es denn an eurer Schule aus? Oder hat deine Tochter nicht viele Fehltage? Das konnte ich nicht so richtig rauslesen.
Was ich wohl gemerkt habe ist, und da geht es mir wie dir, dass ich auch für mich etwas tun muss. Ich gehe seit einiger Zeit selber zur Therapie und versuche mein Leben auch mit positiven Erlebnissen zu füllen. Aber auch ich merke, wie mich die Situation immer mehr an den Rand meiner Grenzen bringt.
Am Wochenende ist meine Tochter nun wieder erkrankt, Halsentzündung, spucken und starkes Krankheitsgefühl und mir ist klar das sie wahrscheinlich bis morgen früh nicht fit ist um in die Schule gehen zu können. Und das bereitet mir und ihr jetzt schon wieder Sorgen, weil wir wissen wie die Schule damit umgeht. Sie war schon vor den Ferien mit einer Grippe im Bett und jetzt war sie zwei Tage in der Schule und nun wird sie wieder krank.
Kleine Episode noch: die Klassenleitung hat sie am ersten Schultag nach den Ferien gefragt was sie sich für das Jahr 2016 vorgenommen hat, daraufhin sagte meine Tochter: mehr Mut zu haben. Die Lehrerin darauf: vielleicht solltest du dir vornehmen öfters in die Schule zu kommen und deinen Ar...(Originalton) aus dem Bett zu bekommen. Ich war völlig von den Socken, aber meine Tochter möchte nicht das ich damit die Lehrerin konfrontiere, damit sie nicht noch mehr Ärger bekommt.

Beste Grüße
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Zarra »

Hallo onAir,

da ich selbst gerade am Limit und mehr bin, hatte ich Deine Frage zwischenzeitlich vergessen oder es stand gerade eindeutig anderes an. - Und der zweite Punkt ruft einfach sehr ungute eigene Erinnerungen wach ...
Inwiefern sind sie denn unterschiedlich?
Magst du das für mich beschreiben?
Ich habe sie einfach schon mal in unterschiedlichen Situationen kennengelernt. Bei Fluoxetin stand eindeutig die "Laschheit", die Antriebsarmut im Vordergrund, das Nicht-aus-dem-Bett-Kommen; und halt Niedergedrücktheit. Als Opipramol ins Spiel kam, war ich aber halt viel extremer innerlich (!) unruhig, nicht unbedingt äußerlich; und das Einschlafen war extrem schwierig. - Fluoxetin ist bei mir, neben hoffentlich Antidepressivem, am ehesten so beschreibbar, als ob ich endlich eine leichte "Schutzschicht" hätte (das, was andere Menschen eh oder sogar noch mehr von Natur aus haben), also nicht mehr absolut über(!)empfindlich auf Äußerungen, Reize etc. reagiert habe. (Bei Fluoxetin hatte ich das eben anfangs explizit wahrgenommen. Wie das bei Opipramol ist, weiß ich nicht; da ist es für mich halt immer mit dem Beruhigenden, leicht "Dämpfenden" verbunden (in niedriger Dosierung aber nicht bematscht Machendem).) -
Es kann gut sein, daß beide eine antidepressive Wirkung haben, doch vom Profitieren von leichten "Nebenwirkungen" her, sehe ich sie unterschiedlich. Wobei mich Opipramol bei den ersten Einnahmen extrem müde gemacht hat; im Verhältnis ist das inzwischen nicht mehr so, obwohl die Tendenz natürlich da ist.
Die Kopfschmerzen sind in dieser Zeit weniger gewesen, aber ihren zB heißgeliebten Hängesessel konnte sie nicht einmal benutzen, weil ihr davon noch komischer wurde (genau wie beim Autofahren).
Diesen Hinweis finde ich jetzt "gravierender", auch wenn das meine SUPER-PRIVAT-Anschauung darstellt. Ich bin keine Ärztin oder Pharmakologin; zwei Psychiater sagten mir, daß das in der Literatur nicht belegt sei ... Ich weiß auch nicht, was das genau abläuft, und wenn sich bei Euch da je noch eine Erkenntnis ergeben sollte, so bin ich selbst sehr daran interessiert.

Ich hatte irgendwann leichte und später immer schneller aktivierbare Art Reiseübelkeitsempfindungen ("Vor-Übelkeit", "Vor-Schwindel"), auch wenn ich selbst kurze (!) Strecken Auto fuhr, sofort beim Drehen beim Tanzen. Mir war auch schon Wochen oder Monate davor schneller reiseübel geworden, doch darauf hatte ich nichts gegeben, weil ich diese Anfälligkeit nun einmal habe, auch wenn da vielleicht was komisch war. Es mußte schon ein äußerer Auslöser dazukommen, aber das waren halt doch Sachen, auf die ich nicht verzichten wollte. Außerdem bekam ich dann irgendwann Angst. Also zum Arzt. Dann zu HNO und Neurologen. ... letztendlich hatte der HNO recht, der meinte, daß er es mir nicht erklären könne, daß er aber immer wieder Patienten mit Schwindelgefühlen nach langjähriger Einnahme von Antidepressiva hätte. Er legte sich leider auch auf keine Substanzen fest. Das "langjährig" konnte man damals gerade so interpretieren ... Da damals - unausgesprochen, aber "riechbar"! - MS, Gehirntumor etc. im Raum stand, das MRT noch über 6 Wochen hin war, habe ich "einfach" abgesetzt. Nach ca. 4 Wochen war ich zwar labiler (z.B. schneller bereit, auch "unbegründet" in Tränen auszubrechen), doch den MRT-Termin hätte ich dann auch absagen können, weil die Schwindelgefühle weg waren. (Der Neurologe, der auch mein Psychiater war, wollte mich dann aber doch dort sehen, weil er eben anscheinend auch keine Grundlage für meine Beobachtung hatte. Das MRT ergab glücklicherweise nichts.) Versuche mit ähnlichen SSRIs ergaben in den Folgewochen dasselbe, so daß ich immer wieder abgesetzt habe.

Heute nehme ich allerdings - mit etlichen Jahren dazwischen - wieder Fluoxetin ein. Da ich auch früher eher mit weniger als der Normaldosis eine Wirkung hatte, habe ich aber auch seither versucht, auf keinen Fall hochzudosieren. - Ob es an der Dosis lag, weiß ich nicht (kurzfristig hatte ich auch mal die doppelte Dosis gehabt und in jener Zeit war hinsichtlich "Schwindel" nichts passiert). Trotzdem ist meine Vermutung, daß da irgendwas im Gehirn zusammenkommen muß, damit das passiert. Und bis zu einer anderen und besseren Erklärung nehme ich halt eine gewisse Überdosierung bzw. Aufkumulierung an. - Von daher und meiner SUPER-PRIVAT-Meinung her würde ich bei einem erneuten Versuch wirklich zu maximal (!) 10 mg am Tag raten und lieber erst mal schauen, wie sich das entwickelt. Das ist jetzt aber wirklich nur meine ganz persönliche Erfahrung, die nicht ärztlich abgesichert ist!

Herzlich, Zarra
-Mara-
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Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von -Mara- »

Hallo onAir,

ich wollte mich wenigstens nochmal melden, habe an euch gedacht und wie es wohl inzwischen geht...
Meine eigenen Schwierigkeiten und Stimmungen machen mir zur Zeit sehr zu schaffen, und so war/bin ich nicht viel hier.

Dass du auch auf dich gut achtest, finde ich wichtig. (Und auch abseits von ausgewachsenen Depressionen gibt es Zeiten und Phasen, gerade auch wenn man besonders belastet ist, die einem sehr zusetzen können, auch mit Angst bzw Sorge, Unruhe, Erschöpfung, Lustlosigkeit oder so.) Entscheidend ist, dass du auch noch andere Zeiten und Stimmungen erleben kannst, und hoffentlich auch mal einen Tag oder wenigstens zeitweise ohne übervoll-von-Sorge einfach Zeit FÜR DICH verbringen/nutzen kannst. :)
Pass gut auf dich auf und Sorge auch gut für dich, dass du nicht abrutschst. Und was pflanzliches zur Unterstützung, wenn's dir früher gut getan hat, ist doch prima, das dann jetzt nochmal zu nehmen, ich hoffe es unterstützt dich wieder gut.

Ich hoffe deiner Tochter geht es wenigstens einigermaßen.
Es klingt ja, als wäre sie dort im Internat ganz gut betreut, also wenigstens die Sorge ob sie das vielleicht ausnutzt mit dem "Unterricht selber einteilen" kannst du da ja vielleicht ganz gut dann "abgeben" und darauf bauen, dass die dort damit gut umgehen können und einschätzen.
Im besten Fall kann es deine Tochter auch stärken, zu lernen eigenverantwortlich mit ihren Schwierigkeiten und auch ihren Bedürfnissen umzugehen, und für sich gut zu sorgen.

Es ist sicherlich oft schwierig, abzuschätzen, wann braucht's die Unterstützung der Eltern, und wann/wie weit kann (und muss) sie ihre Probleme/Konflikte vor Ort selber lösen (lernen). Es ist auf jedenfall gut, dass sie dir all solche Sachen erzählen kann. Ich hoffe sie kann auch Vertrauen zum Therapeuten vor Ort entwickeln, und - nach und nach - auch für manche Probleme dort Unterstützung bekommen.

Mir ging noch durch den Kopf, sie hat ja vorher sehr viel unschönes erlebt (Schule, aber auch die Klinik), und ... ist jetzt erst relativ kurze Zeit auf dem Internat, paar Monate? Vielleicht hat manches von dem, was jetzt die letzten Wochen abgeht, gar nicht so sehr viel mit der aktuellen Situation zu tun (und dort im Internat), sondern sind noch die "Nachwirkungen" der vorherigen Zeit, also kommt durch das vorher, konnte aber jetzt erst so langsam überhaupt zutage treten, und macht sich nun halt übel bemerkbar ... Vorher die ganze Zeit musste sie ja eigentlich sehr viel "durchhalten", und das alles ertragen - um dieses Ziel (im Internat jetzt) zu erreichen.
Mir geht das oft so. Dass in den "Notzeiten", wenn es alles nur noch ganz schlimm ist, ich irgendwie im "Durchhaltemodus" bin, "irgendwie-funktionieren" ... und erst im Nachhinein, wenn ich sozusagen dann in "Sicherheit" bin, nicht mehr akut in der belastenden Situation, macht sich das dann richtig bemerkbar, auch mit massiv Selbstzweifeln, und kommt danach dann ein Zusammenbruch. (Sozusagen irgendwie "aufgeschobene" Reaktion, die dann irgendwann mit (viel) Verzögerung durchbricht.)
onAir
Beiträge: 22
Registriert: 7. Jan 2016, 21:29

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo zusammen,

ihr habt mir immer geantwortet und das, obwohl ihr selbst in schwierigen Situationen eures Lebens steckt und ich hab mich so wortlos ferngehalten.
Das ist nicht gut und nicht fair. Tut mir leid.

Nunja, ich hatte und habe den Kopf so voll.
Hab sehr damit zu kämpfen, dass die Verzweiflung nicht jede Zuversicht hinfort fegt.

Fakt ist, ich bin seit 1.5 Wochen krankgeschrieben.
Ich bin unter der Last des letztens Jahres einfach zusammengebrochen. Von heute auf morgen.
Die Anspannung, die Verzweiflung, das tägliche Ertragenmüssen der Verzweiflung meines Kindes - nichts geht mehr. Kopfschmerzen, Herzrasen etc. ließen mich zum Entschluss kommen, dass ich durchatmen muss.

Nun sind wir, nachdem Opipramol tatsächlich eher ein Griff ins Klo war, beim 3. Medikament.
Off-label-use (da für Kinder nicht zugelassen) und selbst zu bezahlen (ist nicht allzu teuer, geht schon). Escitalopram.

In die Schule ist sie kaum wirklich gegangen zwischen jetzt und den Weihnachtsferien.
Nun macht die Schule auch irgendwie Druck - für das Hin und Her sieht man keinen Weg mehr.
Entweder krank zu Hause, Klinik oder voll Schule.

Für mich bleibt die Hoffnung, dass das Medikament gut wirkt (9 Tage nimmt sie es jetzt) und ein "normaler" Schulalltag möglich wird.

Klinik ist für mich, den Vater, den Psychiater eigentlich keine Option.

Ich wollte die Autismusdiagnose weiterführen, weil ich das Gefühl habe, dass durch die fehlende Kraft zur Kompensation nun der Autismus freiliegt.
Aber hier hat es Wartezeit von 12 Monaten.

Und eine reine Diagnose würde auch nicht helfen.

Therapie ist in sofern schwierig, dass meine Tochter mit Psychologen/Psychiatern nicht spricht (hier bleibt auf die Wirkung des Medikaments zu hoffen - ich finde das Fluoxetin hat dem "selektiven Mutismus" gut entgegengewirkt) und weil sie ja nicht zu Hause ist. In der Nähe des Internates ist es mit Möglichkeiten von alle dem ziemlich weit her.

Zurück bleibt die Ratlosigkeit, wenngleich es mir körperlich schon etwas besser geht. Aber zur Arbeit sehe ich mich im Moment dennoch nicht in der Lage.

Es ist nicht so, dass ich nicht gern Geduld hätte, die Zeit auch für uns arbeiten zu lassen, aber mein Kind möchte um nichts in der Welt diesen Schulplatz verlieren.

Wenn mich heute jemand fragt, wie ich die nächsten Wochen sehe/wo ich uns die nächsten Wochen sehe, könnte ich keine Antwort geben.
Es ist zum Verzweifeln.
Aber ich krame seit 1,5 Wochen stetig meine Zuversicht wieder aus, um diese Zweifel etwas beiseite zu schieben.

Beste Grüße und danke für euren stetigen Zuspruch und Beistand trotz eurer eigenen sehr schweren Situationen.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von Zarra »

Liebe onAir,

gesten abend hat - nach langer Zeit wieder einmal :-( - das Timeout o.ä. mein verfaßtes Posting gefressen!! - Ich befürchte, daß ich es nicht rekonstruiert kriege. Vielleicht ist es ja passend so?! Denn letztendlich kann ich Dir/Euch nichts raten, ist es einfach eine sehr schwierige und belastende Situation.

Zu Deiner Tochter "würde ich aber gerne wissen": Sind die Kopfschmerzen und Schwindelgefühle besser geworden?
Und als Anmerkung: Escitalopram könnte zumindest in eine ähnliche Richtung wie Fluoxetin wirken.

Herzlich, Zarra
onAir
Beiträge: 22
Registriert: 7. Jan 2016, 21:29

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo Zarra,

danke für deine Mühe, wenngleich das Posting vom gierigen Datenmonster gefressen worden ist.

Ja, die Kopfschmerzen und die Schwindelgefühle sind tatsächlich weg. Es hat nach der Umstellung von Fluo auf Opipramol noch 2-3 Wochen gedauert, aber dann war es weg. So lange hält das Fluo offenbar vor.

Ich hoffe, dass das Escitalopram eine ähnliche Wirkung hat.
Denn eine andere Möglichkeit, als ein endlich wirkendes Medikament haben wir derzeit nicht.

Hier scheint heute die Sonne.
Wir fahren dann ein Stück raus und werden spazieren gehen.

Einen schönen Samstag :-)
Grüße
onAir
Beiträge: 22
Registriert: 7. Jan 2016, 21:29

Re: Tochter 12 - schwere Depressionen

Beitrag von onAir »

Hallo zusammen,

ein kurzer Zwischenbericht von uns.

Meine Tochter wurde ja von Opipramol auf Escitalopram umgestellt.
Leider haben sich darauf hin massive Suizidgedanken entwickelt (nach 5 Wochen). Der Arzt konnte und wollte dies nicht mehr als "Nebenwirkung" hinnehmen und hat erneut umgestellt.

Auf Venlafaxin und Quetiapin.

Dies ist nun auch schon Wochen her.
Aber die Suizidgedanken sind weg und es wird wieder etwas heller am Horizont.
Mittlerweile steht meine Tochter auf der Warteliste der hiesigen Uni, wenngleich wir da ja nicht so gute Erfahrungen gemacht haben. Diesmal solls die Jugendstation werden - ich hoffe es wird etwas bringen.
Allerdings steht sie auf dieser Warteliste (als dringlich) auch schon seit 4 Wochen.
Es quält.
Aber sie kann übergangsweise 3mal wöchentlich zur Ergo dort gehen, dass hilft ihr sehr.

Damit, dass sie dieses Schuljahr wiederholen muss, haben wir beide unseren Frieden geschlossen, allerdings werde ich nun schon wieder hibbelig, weil es sich alles so lange hinzieht, dass der Aufenthalt in der Klinik schon bis in die Sommerferien geht, und wenns noch länger dauert auch ins neue Schuljahr.

Die Zeit, bis wir endlich einmal zur Ruhe und in einen laufenden Alltag kommen werden (im Sinne einer laufenden Behandlung) scheint nicht in Sicht.

Beste Grüße
PS. noch etwas gutes: die ambulante Psychaterin in der Uni hat noch einmal eine Autismusdiagnostik angestrebt - erst hat sie das abgelehnt, weil ja schon etwas gemacht wurde, aber seit meine Tochter 2mal allein zu Terminen zu ihr ging, wollte die Ärztin die Diagnostik doch - vermutlich fiel ihr auf, dass das nicht aus der Luft gegriffen ist.
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