Wiedereingliederung abgebrochen

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Saphira20
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Registriert: 2. Dez 2015, 17:52

Wiedereingliederung abgebrochen

Beitrag von Saphira20 »

Hallo liebe Leute,

ich bin neu hier und 53 Jahre alt. Ich leide seit etlichen Jahren unter Depressionen. 2009 war ich erstmals in einer Tagesklinik.Ich bin seit Juni 2013 krank. Dann vorletztes Jahr Reha und 3 Monate Stationär. Dieses Jahr 8 Wochen Tagesklinik und danach den Versuch einer Wiedereingliederung die nach anraten meiner Ärztin nun nach 8 Wochen abgebrochen wurde. Ich war und bin völlig fertig.

Ich weiß nun nicht wie es für mich weiter geht und mag auch nicht mehr kämpfen. Ich bin arbeitslos gemeldet und muss Anfang des Jahres Hartz 4 beantragen.Da ich verheiratet bin, wird mein Mann für mich aufkommen müssen. Ich werde wohl Rente beantragen müssen und davor graut mir, wieder Ärzte ,wo man das Gefühl nicht los wird ,das man doch nur faul ist,wieder erklären warum und weshalb man nicht mehr kann. Ich bin dessen sooo müde. Was passiert, wenn die Rente abgelehnt wird??? Mir wächst es gerade wieder einmal alles über den Kopf.

LG Saphira20
Sonnenblume14
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Re: Wiedereingliederung abgebrochen

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Saphira,

der Abbruch der Wiedereingliederung an sich ist ja kein Beinbruch. Sie ist ja dazu da, wieder langsam Fuß zu fassen oder eben festzustellen, dass es nicht geht. Es macht ja keinen Sinn, in eine Belastung zu gehen, die du auf Dauer nicht schaffst.

Leider schreibst du nicht, was genau passiert ist. Acht Wochen zeigen ja, dass du ein großes Pensum geschafft hast und es offenbar erst am Ende kritisch wurde. Dass du jetzz verzweifelt bist, ist klar, aber es wird sich alles in irgendeiner Weise klären. Vllt kannst du dich auch mal mti dem sozialpsychiatrischen Dienst in Verbindung setzen, damit die dir helfen können, die möglichen Wege aufzuzeigen?

Wäre vllt eine Halbtagesarbeit eine Möglichkeit?

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Saphira20
Beiträge: 13
Registriert: 2. Dez 2015, 17:52

Re: Wiedereingliederung abgebrochen

Beitrag von Saphira20 »

Hallo Sonnenblume,

danke für deine Mail. Sicher hast du Recht, das es kein Beinbruch ist, die Wiedereingliederung "nicht geschafft" zu haben. Das Problem ist, das ich die ganze Zeit ,die krank bin ,gehofft habe, das ich wieder arbeiten kann. Ich bin ganz klein angefangen, 3 Wochen 2 Stunden, 3 Wochen 3 Stunden usw.
Es sind dann wieder ganz viele Faktoren zusammen gelaufen (wie so oft im Leben)
Ich bin nicht so willkommen gewesen, wie ich es mir erhofft habe. Die Stimmung ist allgemein in der Firma schlecht geworden und das erzählte man mir ständig oder man sprach mit mir gar nicht.
Dann hab ich mich sicher wieder zu sehr unter Druck gesetzt und so kam eins zum anderen.Ich litt wieder unter Verspannungen, Magenschmerzen konnte nicht mehr richtig schlafen und die Kräfte ,die mich schon sooft verlassen hatten , wurden weniger.Ich bin dann zu meiner Ärztin , dich mich sofort aus dem Verkehr gezogen hat,weil ich nur noch das heulende Elend war.
Und sitze ich wieder Zuhause, einerseits froh hier Ruhe zu haben und auf der anderen Seite ,das Gefühl zu haben ,gescheitert zu sein.
Meine Ärztin rät mir Rente einzureichen und erst mal wieder zur Ruhe zu kommen. Sie ist der Meinung, dass ich nie komplett zu mir gefunden habe,da ich immer so beschäftigt damit war wieder zur Arbeit zu kommen. Wenn die Wiedereingliederung beendet gewesen wäre , hätte ich an 3 Tagen 8 Stunden gearbeitet.
Vielleicht hat meine Ärztin Recht.
LG Saphira
Zarra
Beiträge: 5734
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Re: Wiedereingliederung abgebrochen

Beitrag von Zarra »

Hallo liebe Saphira,

also mal ganz praktisch: Es wäre doch immer noch besser, EM-Rente zu erhalten als gar nichts; oder? (Es kann Dich aber natürlich auch keiner zwingen, diesen Antrag zu stellen. Nur: Dann gibt es auch kein Geld.)

Dann: Ich habe 2011 die teilweise EM-Rente beantragt. Ja, es gab einen Gutachtertermin (weil ich die volle Wiedereingliederung hatte versuchen wollen, obwohl schon von der Reha-Klinik direkt davor aus auch anderes möglich gewesen wäre - da war aber einfach so vieles unklar, und irgendwie konnte keiner etwas wirklich Tragfähiges zu dieser teilweisen Geschichte sagen), und klar war ich am Tag davor und am Tag selbst sehr aufgeregt. Doch ich habe einfach das gesagt, was ist; nicht mehr, nicht weniger. Dieser Termin hatte durchaus skurrile Seiten, doch er war vollkommen okay.
Und auch bei Dir wird es ja bereits Arztberichte von den Klinikaufhalten geben. Und Deine Ärztin wird sicher auch Entsprechendes schreiben, wenn sie jetzt den Abbruch der Wiedereingliederung unterstützt hat.

Eine Alternative dazu würde ich nur sehen, wenn Du Dich baldigst richtig fit fühlen würdest. ... das scheint mir nach dem, was Du schreibst, jetzt aber nicht so direkt vor der Tür zu stehen. Wenn, dann scheint mir das eher einige oder sogar relativ viel Zeit zu brauchen. Oder siehst Du das anders?

Oder könntest Du Dir alternativ vorstellen, Dir eine andere neue Stelle zu suchen UND HÄTTEST den Eindruck, daß es so gut laufen könnte? (So etwas kann es im Einzelfall durchaus mal geben. Doch auf mich wirkt Dein Posting zumindest nicht so.)

Und mit der Überlegung, was ist, wenn der Antrag abgelehnt wird, machst Du Schritt 2 vor Schritt 1. Erst mal muß überhaupt ein Antrag gestellt werden. Und dann wartet man ab. Und dann kann man immer noch Widerspruch einlegen. Und erst wenn der auch abgelehnt wird, würde ich mir wirklich ernsthaftere Gedanken machen, genauer schauen, was als nächstes ansteht oder wie Du vorgehen solltest.

Was ich allerdings nicht verstehe: Eine Wiedereingliederung setzt ja einen bestehenden Arbeitsplatz voraus. Warum bist Du dann arbeitslos gemeldet?

LG, Zarra
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Wiedereingliederung abgebrochen

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo,

Im Grunde hast dudoch nur zwei Möglichkeiten: eine neue Wiedereingliederung oder das Einreichen von EM-Rente. Die neue Wiedereingliederung würde doch nur Sinn machen, wenn du auf ein Level kommst, dass du bereits geschafft hast oder das nur eine geringfügige steigerung bedeutet. Und du dir das selber zutraust.

Das mit den Kräften kenne ich ... die habe ich gerade in der WEZeit sehr oft überschätzt, ich merkte, wie ich plötzlich am Limit war. Konnte dann aber mit meiner Chefin verhandeln, dass ich über Monate noch Überstunden abbaue und viel Urlaub nehme. So habe ich mich über die Zeit nach der WE gerettet. Und zwar ein halbes Jahr, in dem es immer wieder zu EInbrüchen kam und ich an das Limit ging.

Ich weiß, dass es blöd ist, aber die EM-Rente scheint mir da eine Variante zu sein, die dir die Chance gibt, zur Ruhe zu kommen. Es ist ja nicht für ewig. Sondern eine Zeit, in der du Kräfte sammeln kannst. Was danach ist, wird man sehen. Vllt kannst du ja während dieser Zeit auch ehrenamtlich etwas machen - je nach deinem Zeit- und Kräfteplan.

Aber reiche sie ein und schau, was passiert.

LG Sonnenblume
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nixsogut
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Registriert: 26. Jul 2015, 10:03

Re: Wiedereingliederung abgebrochen

Beitrag von nixsogut »

Hallo zusammen,
ich leide auch schon seit Ende 2011 unter schwerer Depression und Tinnitus, bin nun das zweite mal in der Wiedereingliederung. Bin 52 Jahre alt.
Auch wenn man einen festen Arbeitsplatz hat, wird man nach glaube 15 bis 18 Monaten Krankheit ausgesteuert und ist somit auf Zahlung von der Arbeitsagentur angewiesen (Halt wie ein Arbeitsloser).
Ich bin in der glücklichen Situation, privat kranken versichert zu sein, somit läuft bei mir das Krankentagegeld unbefristet weiter.
Aber mein Ziel soll es sein, wieder am Arbeitsleben teilhaben zu können, dass heißt auch ein strukturierter Tagesablauf.
Bei mir kippt auch gerade wieder die Hoffnung, die Wiedereingliederung durch zu stehen.
Es wird vom Arbeitgeber verlangt, wieder zu über 100% in seiner Tätigkeit zu arbeiten, aber ist es denn nicht paradox mit einer bestehenden Depression.
Sollte man nicht, wie zum Beispiel bei einem Beinbruch, sich erst einmal auskurieren.
Mir wurde die Wiedereingliederung von meiner Therapeutin empfohlen und ich habe mir selbst Mut gemacht. Habe eine gute Position im Betrieb und werde entsprechend bezahlt.
Aber was nicht geht, geht halt nicht.
Ich finde auch, dass irgendwann nur noch der Antrag auf Erwerbsminderungsrente der einzige mögliche Schritt ist.
Was noch negativ zu der Erkrankung dazu kommt, sind natürlich die Zukunftsängste, aber wieso soll man sich ständig mit diesen Gedanken auseinander setzen. Ich habe gelernt, dass es definitiv nichts bringt. Das hier und jetzt ist entscheidend, was in der Zukunft ist, erfahren wir noch früh genug. Und man sollte sich auch klar machen, dass das Leben endlich ist!
Ich weiß, schlaue Sprüche, aber es ist so.
Liebe Saphira, du kannst entweder die EM-Rente beantragen oder einen andere Arbeit suchen. Du musst die für einen Weg entscheiden, so schwer es auch fällt.

Liebe Grüße
nixsogut
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