Völlig platt nach Beratungstermin

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Novembersonne
Beiträge: 43
Registriert: 15. Okt 2015, 13:49

Völlig platt nach Beratungstermin

Beitrag von Novembersonne »

Hallo Ihr Lieben,
gestern hatte ich den Termin bei der psychologischen Beratungsstelle. Es war einfacher, als ich befürchtet hatte. Aber es war auch viel schlimmer, als ich gehofft hatte…

Ich habe eigentlich gar nicht groß was erzählt. Habe nur kurz mein aktuelles Spannungsfeld umrissen mit den ganzen Anforderungen, die auf mich einstürmen. Ich habe gesagt, daß es mir schlecht geht, sollte sagen wie sich dieses „schlecht gehen“ äußert. Also brav die Symptome aufgezählt und noch schnell erwähnt, daß ich schon ein paar Mal Depressionen hatte. Also eigentlich wirklich nichts weiter dabei. Ich war erleichtert. Aber dann bin ich fast zusammen gebrochen. Ich habe hemmungslos angefangen zu heulen. Ich konnte nicht anders. Als dann gesagt wurde, das klinge doch stark nach einer Erschöpfungsdepression, ich solle mich schnellstens mindestens 6 Wochen krankschreiben lassen, bei einem Psychiater anrufen und um einen dringenden Termin wegen einer Akutsituation bitten, war es dann endgültig vorbei.

Schrecklich, warum habe ich nur so reagiert? Warum bin ich sogar noch heute auch körperlich so platt, fühle mich völlig ausgelaugt? Es geht gerade gar nichts mehr… Ich möchte mich wirklich krankschreiben lassen. Meine Reaktion war wohl eindeutig, selbst für mich. Aber ich schaffe es nicht zum Telefonhörer zu greifen und einen Termin bei meinem Hausarzt zu machen. Oder einen bei einem Psychiater zu vereinbaren. Ich sitze heute schon den ganzen Tag im Büro und versuche nicht einmal etwas zu arbeiten. Das geht so nicht weiter.

Das Gespräch gestern hat mich so ausgelaugt. Ist das normal? Und kann mir mal bitte jemand eine Tüte Kraft rüber schieben? Ich möchte ja, nur ich kann nicht…

Liebe Grüße,
Novembersonne
"Tief im Herbst drin liegt ein Neubeginn" (Herbert Grönemeyer, "November")
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Völlig platt nach Beratungstermin

Beitrag von Michael2909 »

Hallo Liebe novembersonne!

Ich kann dich sehr gut verstehen.
Mir geht es nach jeder Therapie Sitzung so.
Einerseits geht es mir danach immer sehr gut anderseits bin ich da nach auch fertig und müde.
Mir Kostet sowas immer sehr viel Kraft und Energie aber ich mache das ja weil ich wieder gesund werden will.
Und denke immer dran die Personen wollen dir nur helfen.

Ich schicke dir ein LKW voll Kraft und Energie zu.
Und eine dicke Umarmung.
Mach weiter so und verliere nicht die Hoffnung.
Ganz liebe Grüße von mir!
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Völlig platt nach Beratungstermin

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Novembersonne,

du wirst jetzt deine Erkrankung akzeptieren und Hilfe zulassen können.
Rufe bitte deinen Hausarzt an,der kann dir unter Umständen einen Termin bei einem Facharzt machen.
Vor allen Dingen brauchst du Ruhe und Zeit für Dich ,bei dieser Diagnose.
Ich glaube in einem anderen Thread habe ich gelesen was du dir alles ab verlangst.

Du hast so reagiert,weil du krank bist.Du wirst es auch schaffen den Hörer in die Hand zu nehmen und dafür schicke ich dir ganz viel Kraft.

Liebe Grüße Bittchen
Novembersonne
Beiträge: 43
Registriert: 15. Okt 2015, 13:49

Re: Völlig platt nach Beratungstermin

Beitrag von Novembersonne »

Hallo Ihr Beiden,
vielen Dank für Eure lieben Worte. Ja, ich werde es schaffen, denn ich will das alles nicht mehr mit mir alleine ausfechten. Ich habe mir vorgenommen, morgen früh in der Hausarztpraxis vorbei zu schauen und persönlich um einen Termin zu bitten. Das fällt mir leichter als zu telefonieren - da findet sich doch sonst immer eine Ausrede, warum ich gerade jetzt nicht ans Telefon kann. ;-)

Vielleicht kriege ich ja wirklich eine Krankschreibung. Dann könnte ich auch von zu Hause aus anrufen und einen Termin beim Psychiater vereinbaren. Dann fällt auch schon mal die Ausrede weg, im Büro könne ja jemand mithören...

Wird schon. Muß ja. Hoffnung aufgeben? Nein, niemals! Es ist meine Entscheidung, diesen Weg zu gehen. Ich will es so. Und ich weiß, wie schwarz das Loch sein kann. Da bin ich auch rausgekommen. Alleine. Da werde ich mich jetzt nicht unterkriegen lassen. Ich möchte mich nur gerne wieder bewegen können. Irgendwie muß ich mich jetzt langsam Richtung Auto schwingen. Sogar dieser kurze Weg scheint mir gerade zu weit...

Ich reagiere so, weil ich krank bin. Puh, ... Gestern fiel auch das Wort Krankheit. Ich weiß es ja, aber es tut trotzdem weh, wenn es jemand ausspricht...

Ich danke Euch von Herzen,
Novembersonne
"Tief im Herbst drin liegt ein Neubeginn" (Herbert Grönemeyer, "November")
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Völlig platt nach Beratungstermin

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Novembersonne,

völlig verständlich, was dir da passiert ist. Ich kenne das von mir ... bloss keine Depression, allein dasWort bereitete Panik. Es hat sehr lange gedauert, bis ich das akzeptieren konnte.

Du hast den ersten Schritt gemacht. Ich denke, die haben dir gesagt, was du eigentlich schon gewusst hast, dir aber nicht eingestehen wolltest. Manchmal braucht es diesen Schritt, um den nächsten machen zu können. und ja! Lass dich krankschreiben, wenn es dir leichter fällt, erst einmal zwei oder drei Wochen. Wenn du beim Psychiater nichts wirst terminlich, versuch es bei der PIA. (Psychiatrische Institutsambulanz), sie sind manchmal schneller mit Terminen.

Gönn dir Ruhe, komm zur Ruhe. es ist sauschwer, diese Krankheit zu akzeptieren, weil man sie eben nicht "sehen" kann.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
MalDuSiecle
Beiträge: 15
Registriert: 15. Okt 2015, 04:30

Re: Völlig platt nach Beratungstermin

Beitrag von MalDuSiecle »

Hallo Novembersonne,

mir ging es nach meinen Therapiesitzungen ähnlich.
Ich habe für mich auch eine Erklärung gefunden ...

Für mich war es immer so, das ich die ganze Woche in das "normale" Leben eingebunden war.
Ich lebte damals auf dem Land, und für die Therapiestunden musste ich immer ewig mitten in die Großstadt fahren. Das alles hat mich dann an einem Tag mit 2 Fakten konfrontiert

1) ich fühlte mich in der Stadt immer furchtbar allein. In der Bahn sah ich all die Menschen,
und war völlig isoliert. Während der Woche fiel mir das nicht weiter auf, denn dort war Isolation
naturbedingt durch Abwesenheit von Menschen. ( schöne Formulierung :) )
2) mir wurde mein Zustand wieder bewusst. In der Woche konnte ich alle Gefühle/Probleme wegwischen, und habe einfach funktioniert. Das war zwar nicht schön, aber es war erträglich. Zu den Therapiestunden brachen dann alle innerliche Wunden wieder auf und traten ins Bewusstsein.

Du siehst, in meinen Augen ist das alles normal. Es ist wohl nur das Symptom dafür, das Dein Geist nun an Problemen arbeitet welche Du lange ignoriert hast, und das macht ihn natürlich müde.

Kraft©, gibts da nicht was von Ratiopharm :?, hab ich gerade nicht da
Schicke Dir aber eine Tüte Zuversicht
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