Kann man doch alles vergessen

Mooseba
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Mooseba »

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Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 21:55, insgesamt 2-mal geändert.
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"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Königin der Nacht
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Königin der Nacht »

Mooseba hat geschrieben:Hast du eigentlich geschnallt, dass ich zu gar nichts Lust habe, dass genau dies das Problem ist? Mein ganzer Tag besteht daraus, von morgens bist abends gegen Lustlosigkeit und Grübelsucht zu kämpfen. Da hat man zu nichts anderes mehr Lust, man will nur noch seine Ruhe. Warum sollte ich mit anderen Menschen kommunizieren, wenn ich ihnen nichts zu sagen habe und mich nicht interessiert, was sie mir zu sagen haben? Und nein, ich fühle mich nicht wohl in dieser Situation. Aber ich fühle mich nicht wohler, wenn ich mich zu irgendwas zwinge. Am liebsten wäre mir es, nach Feierabend sofort bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen.
Finde den Fehler....... ;)
Immerhin bist Du hier und kommunizierst mit uns. Nur so eine Feststellung meinerseits, also schreib ruhig weiter und verabschiede Dich nicht sang- und klanglos nur weil das jetzt jemand festgestellt hat und Du scheinbar aus Prinzip gegen alles zu sein scheinst. Alles gut....


Mooseba hat geschrieben:Ich schmeiße mit Sicherheit nicht alles einfach so weg und gehe blind in eine Klinik, um Körbchen zu flechten etc. Ich probiere schon seit Ewigkeiten Medikamente aus, treibe regelmäßig Sport und gehe bereits zum dritten Therapeuten. Warum soll ausgerechnet eine Klinik mit bereits vorher begrenztem zeitlichen Aufenthalt mich heilen?
Gegenfrage: warum sollte sie nicht? Es ist keine Lösung, aber eine Möglichkeit. Und da Du eh nichts erwartest hast Du auch nichts zu verlieren wenn Du es ausprobierst. Und alles "einfach so wegzuschmeissen" sollte Dir doch auch nicht schwer fallen, da Du Du ja nach eigener Aussage niemandem verpflichtet bist. Nicht Deiner Familie, nicht Deiner Freundin, nicht Deinem Arbeitgeber.......... ;)
Mooseba
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Mooseba »

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Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
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(Lars von Trier)
Königin der Nacht
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Königin der Nacht »

Mooseba hat geschrieben:Doch! meine berufliche Zukunft!............
Ach was! Kann man also doch nicht alles vergessen, hm? Vielleicht geht die aber über kurz oder lang sowieso den Bach runter, weil Du diesen Trip vielleicht nicht mehr lange durchhältst und ja jede Hilfe verweigerst. Mal darüber nachgedacht?
Mooseba hat geschrieben:.......Wenn du die Ironie nicht erkennst, kann ich dir auch nicht weiterhelfen. Selbstverständlich bin ich meiner Familie, meiner Freundin und meinem Arbeitgeber verpflichtet. Soll ich also jegliche Verantwortung und Verpflichtung meinem persönlichem Wohl unterordnen, keine Moral mehr haben?

Und wer wird eigentlich aus solch einer Klinik erst entlassen, wenn er wirklich geheilt ist? Kaum jemand.
Oha, da versteckt sich hinter dem Hass tatsächlich noch Ironie, wer hätte das gedacht? Gar nicht mal so schlecht, werter Herr Mooseba, daran könntest Du glatt arbeiten. Aber Du willst ja nicht. Und nein, da kann ich Dir dann leider auch nicht weiterhelfen, das mußt Du schon selber. Da würde ein bisschen Moral sich selber gegenüber hin und wieder auch nicht schaden, es sei denn, man ist ein Zombie, eine funktionierende Maschine. Maschinen sollte man hin und wieder mal warten, bisschen Öl nachfüllen und all sowas. Sonst sind sie irgendwann völlig kaputt.

Wenn Du erwartest, Du setzt Dich soundso viele Wochen oder Monate in eine Klinik bis Du geheilt bist bist Du tatsächlich fehl am Platze. Weder die Klinik, noch die Ärzte noch die Therapeuten können Dich "heilen", das mußt Du schon selber. All diese Einrichtungen und Personen können Dir nur die Anleitung dazu geben, Mitarbeit und Wille Deinerseits ist schon erforderlich, sonst bringt es tatsächlich nichts.
Botus
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Botus »

Es geht offensichtlich um das Problem, dass die Ansätze und Angebote, die mehrheitlich eine Hilfe darstellen, eben nicht für alle geeignet sind.

Vielleicht wäre es tatsächlich besser, individuellere Angebote zu entwickeln, die das Alter und das Geschlecht der jeweiligen Betroffenen berücksichtigen.

In diesem Thread ist erkennbar, dass Hilfestellungen, die speziell auf junge männliche Erwachsene zugeschnitten wären, eine sinnvolle Ergänzung darstellen könnten.

Die Orientierungslosigkeit ist in dem Bereich ja ohne Zweifel zunehmend.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 30. Nov 2015, 10:43, insgesamt 1-mal geändert.
Pummelchen
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Dobi,
habe gestern schon Bittchen um einen Rat gebeten u. bekommen. Jetzt möchte ich dich als Mann fragen: Unser Sohn ist seit Wochen schlecht drauf weil seine Beziehung beendet ist. Er ist auch ein Mensch wo ganz schlecht über seine Gefühle sprechen kann.
Ich habe ihn gestern mal kurz angesprochen eben wegen der Beziehung, er ist fast ausgerastet u. spricht jetzt kein Wort mehr mit mir. Mir geht es natürlich damit auch sehr schlecht. Ich versuche ja viel zu verstehen u. zu aktzeptieren u. wir haben sonst wirklich ein sehr enges Verhältnis zueinander, aber diese Reaktion ist mir einfach zu viel.
Ich frage mich wirklich ist es so ein Vergehen mal nachzufragen? Oder geht es ihm selber so schlecht damit, deshalb ist vielleicht jedes Wort darüber Benzin ins Feuer schütten?
Dobi hast du einen Rat für mich, wie ich damit umgehen kann es tut mir so weh u. ist für meine Depression Gift u. ich wollte ihm doch nur helfen und beistehen. Ich habe ja selber die Erfahrungen früher auch schon gemacht u. weiß wie weh Liebeskummer tut!

Es wäre lieb wenn es für dich ok ist, mir zu antworten, freue mich auch wenn von den anderen "
"Crewmitgliedern" ein Tip zur "Herzreparatur" kommt!
LG Pummelchen
Botus
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Botus »

Hallo Pummelchen,

nach meinem Eindruck ist es so, dass es sehr oft zu extrem heftigen Reaktionen bei Männern kommt, wenn Beziehungen zu Ende gehen (oder nicht wie gewünscht laufen oder nicht wie gewünscht zu stande kommen).

Die Toleranz bei entsprechenden Erlebnissen scheint hier vielfach bei Null Prozent zu liegen. Ich denke, es liegt daran, dass manche Männer sich aufgewertet fühlen, wenn sie eine bestimmte Freundin haben. Sie steigen sozusagen zu etwas Höherem auf.

Analog dazu fühlen sie sich abgewertet, wenn sie diese bestimmte Freundin nicht kriegen oder eine Freundin Schluß macht oder der absolute Supergau eintritt: Die Freundin wählt jemand anders. Das ist dann gleichbedeutend mit einem Abstieg.

Wenn dann jemand kommt und fragt "wie fühlst Du Dich", reagieren die natürlich sauer, denn die Tatsache, dass andere Kenntnis vom eigenen "Abstieg" erlangen könnten, ist ja quasi das Schlimmste an der Sache.

Möglicherweise ist das der Grund, warum Dein Sohn so reagiert.

Man denkt in solchen Fällen immer, der verlassende Junge (oder der verlassene Mann) sei untröstlich traurig. Aber das ist nicht immer so. Viele Verlassene zeigen in so einem Fall keine Traurigkeit, sondern Wut.

Liebe Grüße vom Dobi
heutesomorgenso
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von heutesomorgenso »

Es geht offensichtlich um das Problem, dass die Ansätze und Angebote, die mehrheitlich eine Hilfe darstellen, eben nicht für alle geeignet sind.

Vielleicht wäre es tatsächlich besser, individuellere Angebote zu entwickeln, die das Alter und das Geschlecht der jeweiligen Betroffenen berücksichtigen.

In diesem Thread ist erkennbar, dass Hilfestellungen, die speziell auf junge männliche Erwachsene zugeschnitten wären, eine sinnvolle Ergänzung darstellen könnten.

Die Orientierungslosigkeit ist in dem Bereich ja ohne Zweifel zunehmend.

Liebe Grüße vom Dobi
Da stimme ich zu, dass denke ich schon lange. Mal ganz unabhängig von der Thematik des TE finde ich auch, dass viel zu viel nach Schema F vorgegangen wird. Mir wurde das ganz extrem in meiner Reha im Spätsommer klar. Dort empfand ich das auch sehr allgemein gehalten.

Gruß
Cara Mia
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Cara Mia »

Lieber Mooseba,

mir ging es tatsächlich besser, als ich gespürt habe, dass ich wirklich g a r n i c h t s muss. Einschließlich Familie, Beruf, Freunde, etc.

Ich brauchte für mich die absolute (!) Freiheit, alles sein zu lassen, um wieder irgendetwas machen zu wollen.

Und das ist tatsächlich ein Geschenk, dass mir die Depression gemacht hat: Freiheit

Bei jedem Druck, der kommt, denke ich: Ich muss gar nichts, überhaupt nichts.
Und kann sofort wieder freier atmen.

Ich habe die Angst davor verloren. Das wünsche ich Dir auch.

Hab´s schön heute, sofern Du keine anderen Pläne hast :-)

Herzlich,
Cara
Pummelchen
Beiträge: 1634
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Dobi,
danke für deine Sicht die Dinge darzustellen, gibt mir wieder einen Denkanstoss in eine andere Richtung!
Ich reagiere leider immer gefühlsmässig so stark, ich wollte das wäre anders u. ich könnte einfach abwarten wie sich die Sache entwickelt. Ich sollte mein Helfersyndrom etwas ablegen!
Alles Gute für dich Pummelchen
Bittchen65
Beiträge: 1853
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo Pummelchen,

was Dobi schreibt ist bedenkenswert.
Was dein Sohn braucht, ist Zeit.
Er wird wieder zu sich kommen und dann mit dir sprechen.
Du hast keinen Grund einzulenken, auch wenn dein
Harmoniebedürfnis noch so stark ist.
LG Bittchen
Pummelchen
Beiträge: 1634
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Bittchen,
danke dir!! Da hast du vollkommen recht mit dem Einlenken, heute mischt sich schon eine leichte Wut in meine Traurigkeit u. das ist gut so. Ich möchte mich nämlich nicht so behandeln lassen, bei aller Nachsicht.
Du hast recht ich muss ihm Zeit geben, u. er kann auch den Anfang machen.
Ich habe jetzt nächste Woche meine erste Therapiestunde, da werde ich das auch mal ansprechen. Ich muss lernen u. umdenken mit meinem Harmoniebedürfnis.
Ich wünsche dir einen so gut als möglichen schönen Tag u. danke nochmal! LG Pummelchen
Selea

Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Tag Mooseba als Threaderöffner.


Ein Hallo an Pummelchen, Bittchen und Dobi :) :) :)

Mooseba, es tut mir sehr leid, dass du derzeit so derart verzweifelt bist bezüglich deiner Situation, deiner Lebenssituation und deiner Behandlungen.
Medis nix, da hast du ja wahrlich schon eine Odyssee hinter dir, eine ungute.
Und dann wenig gute Erfahrungen mit Psychotherapie.

Dass dir in deinem Zustand derzeit auch Weihnachten auf den Sack :roll: geht, das ist für mich gut nachvollziehbar.

Ganz unten eben_________ :mrgreen: leider.
Kein einziger Hoffnungsschimmer nirgendwo.


Gute Ratschläge erspare ich mir. Du würdest sie jedenfalls, so befürchte ich, ganz schnell zerpflücken.
Trotzdem wünsche ich dir "gute Mächte", die dir irgendwie und irgendwo helfen, wieder ein wenig mehr Land wahrnehmen zu können.
Oftmals im Leben passiert Gutes. Ohne Wenn und Aber.


Nun, aus genau dem Grund finde ich es nicht soooo ganz optimal, hier in Moosebas Thread einen Unter_Thread zu eröffnen, über deine Sorgen, liebe Pummelchen mit deinem Sohn.


Ich bitte ganz grundsätzlich, nicht nur dich jetzt. :) :)
Ich bitte ganz grundsätzlich etliche UserInnedn hier, doch auch den Mut zu haben, einen eigenen Thread zu eröffnen, mit dem Thema, das unter den Nägeln brennt.
Man kriegt schon Antworten, vielleicht auch nicht immer das, was Mensch gerade braucht und hören möchte, aber UserInnen hier geben sich viel Mühe.

Liebe Pummelchen, ich hab jetzt schon für mich überlegt, wo ich dir eigentlich antworten könnte, in welchem Thread zu dem Thema mit deinem Sohn........dachte schon an PN, aber das empfand ich auch als übertrieben . :roll:


Hmmmh.
Bitte nehmt es nur als Anregung meinerseits. Und nicht als besserwisserisch und mit erhobenem Zeigefinger.



Herzlich Selea,
die viel Mitgefühl für Menschen hat,Menschen, die alleinstehend sind, in einer Krise sind, die körperlich oder seelisch erkrankt sind, ______ für die Weihnachten mit all dem Kommerz und dem aufgesetzten Familien_Tamm_Tamm ein Gräuel ist.

Schein_Heiligenscheine drücken in dieser Zeit am häufigsten.
Und instabile Menschen werden instabiler.
Notaufnahmen in der Psychiatrie, Telefonseelsorge und andere Einrichtungen können davon berichten.
Pummelchen
Beiträge: 1634
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Selea,
finde ich gut das du mich darauf hinweist! Bringe ja den Thread ganz durcheinander. Mooseba!! war keine böse Absicht, muss ich in Zukunft besser aufpassen.
Selea ich fasse das auch wirklich nur als Anregung auf, mache dir keine Sorgen. Ich finde es immer besser wenn man die Sachen anspricht u. einem persönlich mitteilt.
LG Pummelchen
Birko
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Birko »

Hallo selea

Genau das problem hatte ich und habe ich mit dem thread von autogenes training und Ernährung. Mein einwand dagegen wurde von petra sehr unwirsch abgewiesen. Da habe ich mich lieber zurückgezogen. Eigentlich interessiert mich das thema. Aber was solls.
Liebe gruesse birko
Bittchen65
Beiträge: 1853
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Birko,

Du hattest doch dann einen eigenen Thread eröffnet über gesunde Ernährung.
Der lief doch erst recht gut und hatte doch mit Petra nichts mehr zu tun.

LG Bittchen

PS Kann man zum 2.Enkelchen gratulieren ?
Botus
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Botus »

Hallo Pummelchen,

ich kann das gut nachfühlen. Man findet irgendwie keine Ruhe, wenn unverhältnismäßige Reaktionen kommen oder sogar Überreaktionen.

Dabei wäre es so einfach, ein gesundes Maß beim Reagieren einzuhalten. Das ist vielen aber nicht gegeben. Dann leidet man natürlich. Geht mir genauso.

Wenn sich jemand überall problemlos beherrschen kann und meint, im Privaten sei das nicht notwendig, würde ich mir nicht weismachen lassen, ich sei harmoniebedürftig.

Schließlich kann ich von dem Menschen den gleichen Respekt erwarten, den er auch Fremden entgegen bringt.

Nur weil ich jemandem eine persönliche Beziehung habe, heißt das noch lange nicht, dass ich dadurch zu einem Menschen zweiter Klasse werde, den man anpupen kann.

Du siehst das schon richtig, wie ich finde.

Liebe Grüße vom Dobi
nine73
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von nine73 »

Hallo ihr alle hier,

ich hoffe, das ist jetzt nicht auch am Thema vorbei, dann bitte einfach ignorieren :oops:

Cara Mia, du hast geschrieben
mir ging es tatsächlich besser, als ich gespürt habe, dass ich wirklich g a r n i c h t s muss. Einschließlich Familie, Beruf, Freunde, etc.
Ein Teil von mir stimmt dir da völligst zu- aber was ist denn mit dem "Muss", das z.b. meinen Lebensunterhalt betrifft? Darf ich da auch nicht-müssen? Und dann? Darf ich anderen "zur Last fallen"?
Das soll jetzt gar nicht moralisierend oder besserwisserisch rüberkommen, denn eigentlich möchte ich deine Gedanken ja bei mir festigen, aber an der Stelle komm ich für mich immer einfach nicht weiter...und das gefällt mir nicht :?

Gruß, nine
Pummelchen
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Dobi,
danke für deinen Zuspruch u. dein Verständnis. Weisst du ich möchte immer verstehen warum jemand so handelt oder so ist wie er ist. Mein Sohn lässt mir da gar keine Chance ihn zu verstehen, er ist jetzt im Redestreik u. lädt wahrscheinlich so seinen Frust wo er hat auf uns Eltern ab.
Das mit dem Respekt sehe ich auch so wie du.
Liebe Grüße Pummelchen
Mim
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Mim »

Hallo nine :hello:

ich mag mich mal an einer Antwort versuchen - (Cara Mia, will icht vorweggreifen, bitte gerne ergänzen oder Einwand erheben) - denn ich hatte (und habe) immer wieder dasselbe Problem.

Ich sehe es tatsächlich auch erstmal so:

Ich "muss" erstmal gar nichts. Ich bin frei zu tun, was ich will - dann aber mit allen Konsequenzen. Die nicht immer und sofort ersichtlich sind, nicht immer klar zu erkennen.

Konsequenzen klingt erstmal negativ - so ging es mir zumindest. Es hat mir aber geholfen, dieses Beispiel, das ja sehr oft gebracht wird, nicht allzu einseitig zu sehen.

Beispiel Arbeit:

Nein, ich muss nicht arbeiten. In unserer Gesellschaft gibt es sogar die Möglichkeit, dann recht sanft (je nachdem wie geschickt man ist), aufgefangen zu werden von unserem Sozialstaat. Verhungern muss keiner.

Aber: reicht mir das?

Wenn ich das klar bejahen kann (mit den Konsequenzen: Beim Amt antanzen, ggf. rumtricksen um mehr zu verdienen, Jobs zugeschoben bekommen, keine Anerkennung von außen, ggf. moralisierende Einwände von außen) - wer hindert mich daran zu sagen "Ich arbeite nicht mehr?"

Wenn ich genügend Geld habe - warum muss ich dann arbeiten (Variante b)? ? Wer sagt das, wer fordert das? (Wieder mit Durchgehen der (derzeit bekannten Konsequenzen).

Vielleicht stellst Du fest, dass Du unter diesen Umständen arbeiten möchtest, bzw. Arbeit das kleinere Übel ist - und dann könntest Du schauen, warum es Dir dennoch so schwer fällt udn die Option "nicht-arbeiten" für Dich attraktiv ist.

Ist jetzt nur kurz angerissen, ich kann es auch nicht so schön beschreiben, aber vielleicht hilft es schon ein bisschen.

Liebe Grüße,

Mim
nine73
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von nine73 »

Hi Mim,

schön, dich zu lesen :-)

Oh ja, "Konseauenzen" ist für mich ein komplett negatives Wort und ich habe riesige Angst vor ihnen- aber vielleicht kann man ja in der Tat mal dieses Negative versuchen rauszulassen...? Hmm...
Nein, ich muss nicht arbeiten. In unserer Gesellschaft gibt es sogar die Möglichkeit, dann recht sanft (je nachdem wie geschickt man ist), aufgefangen zu werden von unserem Sozialstaat. Verhungern muss keiner.
Ja das stimmt ja (und das Wollen etc.auch erstmal ausgeklammert - aber dann müssen doch andere die Konsequenzen meiner Entscheidung für mich tragen...oder nicht... :? ? DAS ist so mein Hauptproblem...

KLieben Gruß, nine
Mim
Beiträge: 1383
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Mim »

Käme dieses Modell für Dich denn überhaupt in Frage?

Wenn nicht .... musst Du Dir darüber im Grunde doch keine Gedanken machen, oder?

Wenn doch - so wie ich Dich einschätze - gibt es dafür dann einen guten Grund, warum Du ALG1 beantragst, oder?

Zermarter Dir nicht zu sehr den Kopf - Du machst nichts falsch.

Liebe Grüße,

Mim
Botus
Beiträge: 2096
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Botus »

Hallo Nine,

da muss man kein schlechtes Gewissen haben, weil die Seite, die Abgaben leistet, ja nicht untätig bleibt, wenn sie merkt, dass sie viele Tage eines Monats allein für Abgaben schuftet. Immer mehr Leute entscheiden sich dann für weniger Arbeit. Teilzeit ist ganz groß im Kommen. Ich glaube auch nicht, dass die nächste Generation den Karren ziehen wird. Die wollen ebenfalls leben.

Liebe Grüße vom Dobi
Cara Mia
Beiträge: 235
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Cara Mia »

[/quote]ein Teil von mir stimmt dir da völligst zu- aber was ist denn mit dem "Muss", das z.b. meinen Lebensunterhalt betrifft? Darf ich da auch nicht-müssen? Und dann? Darf ich anderen "zur Last fallen"? [/quote]

Liebe Nine,

ich kann ja auch nur sagen, wie ich das für mich innerlich löse. Mir ist es hilfreich, ähnlich wie Mim es beschreibt, gedanklich tabula rasa zu machen.

Was ist nötig, was ist möglich?

Vielen wäre die Absolutheit, mit der ich das Thema betrachte, unangemessen. Für mich ist es wichtig, die Absolutheit zu spüren, weil die Depression auch eine Absolutheit bedeutet. Ich antworte ihr auf demselben Niveau sozusagen. Die Entscheidung über mein Leben oder meinen Tod ist schließlich auch eine absolute, Null-Eins, schwarz-weiß.

Ich lebe in dem Bewusstsein, eine Krankheit mit einer ziemlich hohen Sterbequote zu haben. Das ist nicht pathetisch, sondern nur realistisch. Und ähnlich wie andere Menschen mit vergleichbar schweren Erkrankungen, hat das bei mir dazu geführt, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die für mich wirklich wichtig sind.

Wenn ich in schweren depressiven Episoden stecke, kann ich gar keine Erwartungen mehr erfüllen, ich verliere die Kontrolle über meinen Willen und mein Handeln nahezu komplett.

Also dachte ich mir, ich greife diesem Zustand vor. Ich kann mich auch gleich so verhalten, als wäre es nicht von Bedeutung, was ich aus meinem Leben mache. Der Vorteil, diese Haltung in einer gesunden Phase zu haben, ist die Freiheit, die daraus erwächst. Und ich habe eine Linie in meinem Leben, eine Linie der Freiheit.

Ganz konkret bedeutet das bei mir tatsächlich, dass ich mittlerweile einen ganz besonderen Beruf habe, der nicht besonders sicher ist hinsichtlich der finanziellen Absicherung meiner Zukunft. Aber ich habe Vertrauen, dass er mich nährt, tiefergehend als nur materiell. Es ist mir schon wichtig, für meine Arbeit auch finanziell entlohnt zu werden. Aber der Fokus liegt innerlich woanders. Und das lässt mich automatisch produktiver werden.

Und wenn es beruflich nicht "läuft" hinsichtlich Aufträgen und Projekten? Da bin ich mittlerweile so viel versöhnlicher geworden mit mir. Ich lasse viel, viel schneller locker als fürher. Ich gräme mich nicht mehr deswegen. Kann sagen "das gehört dazu, gibt so Phasen, vielleicht dauert das jetzt auch wieder ein Jahr, kann sein, ich werde sehen".

Ich weiß, dass andere Menschen viel Angst vor Armut haben. Ist mir fast egal, warum das bei mir nicht so ist, aber ich habe diese Angst nicht. Guck mir meine Familiengeschichte an und sehe dort Menschen, die wirklich arm waren, die nichts mehr hatten. Sie sind fast hundert Jahre alt geworden. Ich brauche die Armut nicht fürchten. Was soll denn sein? Eine Einschränkung, ein Zimmer, das ich mir mit vielen Leuten teilen muss? Dass ich Zahnlücken habe, statt eines Gebisses? Damit komme ich zurecht (auch schon stellenweise erlebt), solange ich innerlich heil bin. Deshalb steht das bei mir an erster Stelle. Mit allem Außen kann ich nur zurecht kommen, wenn ich innen gut bin mit mir.

Für mich geht das Konzept auf. Ich lebe gut, ich habe gute Beziehungen, ich muss mich nicht materiell einschränken. Ich muss aber auch sagen, dass mir vieles, was anderen viel bedeutet (Statussymbole, teure Küchen, weite Reisen, Desigern-Klamotten, Starfriseure, Maniküre, echter Schmuck etc.) nicht wichtig ist. Ich mag gerne schöne Dinge, ich kleide mich gerne gut, ich treffe gerne Menschen, aber dafür brauche ich nicht besonders viel Geld.

Und der Realitätscheck hilft mir tatsächlich: Ich lebe in Mitteleuropa in Zeiten des Friedens. Ich werde hier nicht verhungern oder erfrieren. Und wenn eine solche Situation auftaucht, werde ich dann sehen, was ich mache (dann bin ich nämlich mit Sicherheit nicht die Erste und Einzige, die von dem Problem betroffen ist). Aber auch damit werde ich besser zurecht kommen, wenn ich mit mir selbst klar bin.

Oh Mann, oh Frau, Selbstoffenbarung am Morgen,

liebe Grüße (KEEP ON ROCKING, MOOSEBA°)

Cara
Cara Mia
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Re: Kann man doch alles vergessen

Beitrag von Cara Mia »

Noch ein Nachtrag zum Thema des Threads :-)

"Kann man doch alles vergessen" : JA! Ich finde das sogar richtig und das ist nicht provozierend gemeint. Vergiss alles und finde Dein Eigenes. Vergiss, dass es da etwas gibt, was Dir die Struktur vorgibt. In das Du Dich vollständig integrieren kannst, das Dich von außen trägt oder heilt oder ganz macht. Vergiss das und hör auf, Dich damit zu beschäftigen, was da draußen alles mangelhaft und unzureichend ist (denn das ist es wirklich!)
Aber vergiss n i c h t: Du bist da.
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