Depression bei Männern - wie äußert sich das?

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blinzelbienchen75
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Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Hallo zusammen :hello:

Habe mal eine Frage, die nur indirekt mit mir zu tun hat...
Ich mache mir Sorgen um meinen Mann.
Ehrlich gesagt kann ich nicht genau sagen, wie lange das ganze schon geht, es kam eher so schleichend... :?
Er hat eine längere Zeit der Arbeitslosigkeit hinter sich, konnte seine Doktorarbeit unverschuldet nicht beenden, hat zwar seit 2 Jahren wieder einen Job, der ihn aber mental völlig unterfordert :(
Nun ist mir die letzten Wochen aufgefallen, dass er fast nur noch schläft :shock:
Er geht normal zur Arbeit, kommt heim und verschwindet meistens im Bett. Das Wochenende, v.a. den Sonntag, verschläft er zum größten Teil.
Er hat keine große Lust etwas mit mir und v.a. den Kindern zu unternehmen; er geht schon mit, wenn ICH alles plane, aber von ihm kommt nichts... :(

Freunde hat er kaum (nur ehemalige Schulfreunde, die weit weg wohnen) und ist auch sonst eher der Einzelgänger, so dass es niemanden gibt, an den ich mich sonst wenden könnte.

Mittlerweile will er weder von mir noch von den Kindern in den Arm genommen werden, was die Kinder natürlich vor den Kopf stößt. Er macht den Eindruck, wie wenn er körperliche Nähe momentan nur schwer zulassen könne.
Ich muss dazu sagen, dass ich dieses Problem schon als wir zusammengekommen sind bemerkt habe. Er hatte keine besonders schöne Kindheit und Gefühle waren immer unerwünscht, aber eigentlich hatte ich den Eindruck, dass das mit den Jahren besser wurde :? und als dann die Kinder kamen hat er sich rührend um sie gekümmert :)

Aber seit dem Ende seiner Doktorarbeit und der Arbeitslosigkeit hat er sich immer mehr vergraben und mittlerweile habe ich das Gefühl, nicht mehr wirklich an ihn heran zu kommen.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass er plötzlich sehr agressiv werden kann.
Nicht uns gegenüber, aber wenn ihn zum Beispiel ein anderer Autofahrer anpöbelt oder dergleichen habe ich manchmal wirklich Sorge, dass es zu Handgreiflichkeiten kommen könnte - und das kenne ich so gar nicht von ihm :shock: . Er war IMMER die Ruhe in Person & ist eigentlich der friedfertigste Mensch den ich kenne...

Wir sind jetzt fast 20 Jahre zusammen und ich spüre einfach, dass es ihm nicht gut geht..
Kann mir vielleicht jemand einen Rat geben?

Verzweifelte Grüße
blinzelbienchen
blinzelbienchen75
Beiträge: 18
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Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Noch eine kurze Zusatzinfo:
Wir waren Ende des Sommers zum ersten Mal seit die Kinder da sind im Urlaub und er war wie ausgewechselt. Wir hatten drei wirklich wunderschöne Wochen als Familie in Dänemark (hatte ER für uns gebucht, dort war er mal als Kind). Und seit er wieder arbeitet ist alles beim Alten...
Botus
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Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Botus »

Hallo Bienchen,

Du kannst ja mal unter "male depression" googeln. Hier wäre so ein Ergebnisbeispiel:

http://www.rp-online.de/leben/gesundhei ... -1.4143138" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüße vom Dobi
blinzelbienchen75
Beiträge: 18
Registriert: 14. Okt 2015, 11:28

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Hallo Dobi,

danke für die prompte Antwort!
Über den Artikel bin ich vor einer Weile auch schon mal gestolpert. Der Hinweis darin auf zunehmendes agressives Verhalten und Risikobereitschaft (mein Mann fährt plötzlich wie ein Henker) hat mich ja hellhörig gemacht...

LG
soultears
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Registriert: 9. Nov 2015, 21:12

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von soultears »

Hallo

du scheinst ja deinen Mann ziemlich genau zu analysieren.

Vielleicht ist ihm ja die Doppelbelastung zuviel, Job nach Hause kommen und noch für die Familie da sein.
Ist der Job die Ursache der Überforderung oder die fordernde Familie?

20 Jahre ist ne lange Zeit, bei uns dachte ich auch, er sei depressiv..wendete sich immer mehr ab, war nur noch Unterwegs, ich habe mir lange den Kopf zermatert.

Bis dann nach einem Jahr mal rauskam, daß er eine Andere, kinderlose vögelt.
Auf Kids hat er, wie die letzten Jahre deutlich wurde, keinen Bock.
Er will leben und Sie auch.
Ich persönlich würde mir wegen einem Mann nie mehr so den Kopf zermatern.
Die sprechen nicht unbedingt immer aus, was sie nervt.

Mich traf es wie ein Schlag ins Gesicht.

Richtig Vertauen konnte ich nie wieder aufbauen.
Ach zum Fahrstil, er fuhr zum Schluß mit Kindern und mir wie eine Wildsau...auf der Autobahn, fahrlässig, mit 180 rechts vorbei und dicht aufgefahren.
Ob wir alle bei Draufgingen, egal.
Es sitzt mir noch Heute in den Knochen, Psycho im wahrsten Sinne des Wortes.

Hoffe das es bei Euch anders endet, möchte Dich nur sensibilisieren.
Eheberatung, offenes Gespräch.. statt weiter zu vermuten ....ist zwar hart aber würde was bringen.
Gruß st.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Botus »

Hallo Bienchen,

mir erscheint das ziemlich normal, was Du hinsichtlich Deines Mannes beschreibst.

Er wollte was Großes sein. Dies hätte auch seinem Potenzial entsprochen. Aber aufgrund irgendwelcher höheren Mächte ist es knapp gescheitert, haarscharf sozusagen.

Danach folgte etwas, dass er wahrscheinlich selber als tiefen Absturz empfand. Arbeitslosigkeit. Später erfolgte ein kleiner Aufstieg in atypische (unterqualifizierte) Beschäftigung.

Heute ist das bei vielen so. Über die Hälfte der Studienabsolventen kriegt keinen Job und muss in ständige Praktika oder befristete Arbeitsverhältnisse oder atypische (zumeist unterqualifizierte) Beschäftigung ausweichen.

Das ist für die Betreffenden oft ein harter Schlag. Einerseits werden gut ausgebildete Leute in Deutschland händeringend gesucht und dann sowas... Ich kann mir gut vorstellen, dass mancher, der noch im Studium glaubte, richtig gut zu sein, einen sehr harten Aufprall erlebt, wenn er auf den Beton der heutigen Realität aufschlägt.

Die Frage ist, wie lange ein Mann das aushält. Einerseits weiß man, was man kann. Andererseits sieht die Außenwelt das irgendwie anders. Da ist ja die Erkrankung fast schon vorprogrammiert.

Versuch` doch mal einen Trick. Mach` mit den Kindern eine große Papptafel, Bilder von Dänemark, schöne Fotos aus dem Urlaub. Die Kinder sollen "Danke Papi, diesen Urlaub werden wir nie vergessen" drauf schreiben. "Wenn wir mal groß sind, fahren wir mit unseren Kindern auch da hin". Ich denke, dass er darauf reagieren wird. Denn an diesen Ort zu fahren, wo er einmal als Kind war und dieses mal seine eigenen Kinder mit zunehmen, hatte für ihn eine enorme Bedeutung.

Wenn Dein Mann verschlossen ist wie eine Konservendose, dann könntest Du ihn mit solchen Sachen (sichtbarer, greifbarer Bestätigung) evtl. wieder aufkriegen.

Liebe Grüße vom Dobi
blinzelbienchen75
Beiträge: 18
Registriert: 14. Okt 2015, 11:28

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Hallo Dobi,

danke für den Tip - den probieren wir doch gleich mal aus :)

Ganz liebe Grüße
MalDuSiecle
Beiträge: 15
Registriert: 15. Okt 2015, 04:30

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von MalDuSiecle »

Ich würde es nicht gleich denken, das es eine Depression ist. Ich kann mich aber gut in seine Situation hinein versetzten. Die Sache mit dem Doktor hat ihn bestimmt hart mitgenommen. Und nun auf der Arbeit kann er weder seine Fähigkeit beweisen, noch hat er Spass dort, noch findet er die Anerkennung die er verdient.

Kann er nicht nebenbei nach einer Stelle suchen, welche seinen Fähigkeiten entspricht? Arbeit nimmt immerhin 33% unserer Tageszeit ein, und diese Zeit immer unzufrieden zu sein, kann auf Dauer nicht gutgehen. Wenn nicht, dann muss er etwas erfüllenden für seine Freizeit suchen, was ihn geistig und kreativ fordert.

Hast Du ihn mal darauf angesprochen, das Dir Veränderungen an ihm aufgefallen sind, und das Du dir Sorgen machst?
Cara Mia
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Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Cara Mia »

Liebes Blinzelbienchen,

kann schon sein, dass das eine Depression ist. Ich kenne es bei Männern so, dass die Diagnostik eher über körperliche Beschwerden läuft. Die kippen irgendwann aus den Latschen, Verdacht auf Herzinfarkt, nach dem dritten Mal stellt sich raus, dass es eine Angststörung ist. Oder im Falle der Depression gehen sie zum Arzt weil sie Engegefühle im Brustkorb haben oder einen Bandscheibenvorfall vermuten und dann kommt man so Stück für Stück der zentralen Erkrankung im Gehirnstoffwechsel näher.
Bei Frauen nehme ich es eher umgekehrt wahr. "Ich glaub, ich hab ´ne Depression, ich bin voll fertig", ist es dann aber nicht ursächlich, sondern einfach völlige Erschöpfung oder ein Problem mit der Schilddrüse oder ein Eisen/Vitaminmangel.

Jedenfalls: Wichtig, dass er Vertrauen zu seinem Arzt hat. Und dass es ein schlauer Arzt ist :lol:

Gute Besserung an die ganze Familie,

Cara
Cara Mia
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Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Cara Mia »

Und PS: Bei Männern und Frauen in der Lebensmitte gibt´s doch noch dieses hübsche Ding, die Midlifecrisis. Die wiederum kann zu vollkommen exotischen Verhaltensweisen und Gefühlszuständen führen, aber wenn man/frau durch ist, kommt alles wieder ins Lot. Das wäre natürlich am primasten.
blinzelbienchen75
Beiträge: 18
Registriert: 14. Okt 2015, 11:28

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Hallo an alle :hello: ,

Danke für Eure Meinungen, das hat mir wirklich geholfen :D
Es ist schön zu sehen, dass man mit seinen Problemen nicht komplett alleine da steht.

Ganz liebe Grüße
blinzelbienchen
Katerle
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Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Katerle »

Hallo blinzelbienchen,

sorry, wenn ich erst jetzt hierauf antworte.

Verständlich, dass du dir Sorgen um deinen Mann machst. Denke bei Männern ist das auch unterschiedlich, wie sich eine Depression zeigt.

Das mit körperlicher Nähe zulassen beobachtete ich auch bei meinem P. und das er viel schlief am WE, erschöpft von der Arbeit kam und noch dazu schlecht gelaunt war..., aggressive Neigungen hatte, nur kritisierte und unzufrieden war. Aber mich wundert´s auch nicht. War halt auch einiges zusammengekommen...
Nur ich hatte es dann auch irgendwann satt, seine Launen an mir auszulassen...

Kannst du versuchen, mit ihm zu reden? Oder reagiert er da auch schon aggressiv oder blockt nur ab?

Liebe Grüße
Katerle
blinzelbienchen75
Beiträge: 18
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Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Hallo Katerle,
aggressiv wird er nicht, aber er blockt ziemlich ab :(
Und ja, es iat schwer immer für die schlechte Laune herhalten zu müssen & als Prellbock gegen die Kinder. Ich hatte selbst keine so schöne Kindheit und war sehr einsam, deshalb schütze ich sie so gut es geht...
Aber verstehen kann ich ihn auch. Eigentlich wünsche ich mir, dass es ihm gut geht - in ihm hatte ich vor fast 20 Jahren mein Gegenstück gefunden und ich liebe ihn -trotz allem- immer noch, aber es tut weh so gleichgültig (?) behandelt zu werden...
Manchmal habe ich das Gefühl, nicht mal mehr den Alltag bewältigen zu können und wünsche mir sehnsüchtigst Unterstützung...
Für meine Kinder kämpfe ich weiter, gegen die Depression und die anderen inneren Dämonen - und auch um meinen Mann...
blinzelbienchen
Katerle
Beiträge: 11378
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Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Katerle »

@ blinzelbinchen

Ja, das verstehe ich sehr gut. Hast du schon mal daran gedacht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder ihr Beide?

LG
blinzelbienchen75
Beiträge: 18
Registriert: 14. Okt 2015, 11:28

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von blinzelbienchen75 »

@Katerle

Ja, natürlich habe ich schon an professionelle Hilfe gedacht. Ich selbst bin seit ca. 4 Jahren wegen Depression und generalisierter Angststörung in Behandlung & ich hhabe auch schon daran gedacht zur Paartherapie zu gehen, aber da macht mein Mann absolut nicht mit. Er geht ja nicht einmal zum Arzt...
Ich weiß nur nicht, wie lange ich diese ganze Situation noch aushalte :(
Momentan gehts mir ziemlich schlecht...

LG
Blinzelbienchen
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Katerle »

Kann ich gut nachvollziehen, blinzelblienchen.

Meiner war einmal mit zur Paartherapie und das war´s. Zum Arzt geht er und ich nehme an, er hat ihn auch schon daruf angesprochen, sich professionelle Hilfe zu suchen und kürzer zu treten.

Irgendwann hatte ich das Ganze auch nicht mehr ausgehalten und meine Konsequenzen gezogen.

LG Katerle
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Depression bei Männern - wie äußert sich das?

Beitrag von Botus »

Hallo Bienchen,

es ist ihm offenbar nicht zeitlich unbegrenzt möglich, einerseits der friedlichste Mensch auf Erden zu sein (Deine Beschreibung seiner Persönlichkeit) und andererseits gleichzeitig auch das krasse Gegenteil (was bislang nur Wildfremde, sprich andere Autofahrer, zu spüren bekamen).

Der friedfertigste Mensch auf der Welt zu sein ist ein sehr hoher Anspruch. Es wäre auch ein sehr hoher Anspruch, wenn er der beste Familienvater der Welt sein möchte. Wenn in der Realität dauernd das genaue Gegenteil dessen sichtbar wird, entspricht das der selben Qual, die er auch beruflich spürt.

Im Beruflichen ist es ja das selbe. Hinsichtlich des Anspruches ist er Doktor. Aber die Realität zeigt einen Mann, der gern sowas wäre, aber nicht geworden ist.

Die ständigen Kollisionen zwischen Anspruch und Realität kriegt jeder zu spüren. Wo es ohne Konsequenzen bleibt (z.B. gegenüber Wildfremden im Straßenverkehr) entläd sich das unkontrollliert. Aber zu Hause und auch im Job drohen Konsequenzen, also wählt er dort den inneren Rückzug.

So würde ich Deine Beschreibungen seines Verhaltens verstehen.

Hilfen lehnt er ab, weil die natürlich bei seinen Ansprüchen ansetzen würden. Man würde ihm erklären, dass er gar nicht in allem supergut sein muss. Das ist richtig, aber sowas will er nicht hören, weil es sein Problem (nicht in allem supergut zu sein) sozusagen "amtlich" machen würde. So lange es niemand ausspricht, ist es nicht amtlich. Diesen Zustand möchte er so lange wie möglich konservieren.

Dazu braucht er drei Dinge: Einen Arbeitgeber, der das mitmacht. Eine Familie, die das mitmacht. Und Autofahrer, die das mitmachen.

Bislang war das erfüllt. Die Frage ist, wie lange diese Glückssträhne noch anhält. Aus meiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu Konsequenzen kommt, in welchem Bereich auch immer.

Liebe Grüße vom Dobi
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