Es ist alles zu viel

Hurli
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Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Guten Tag zusammen,
ich lese seit ein paar Tagen hier bei euch mit und habe nun beschlossen auch mal etwas beizutragen.

Also stelle ich mich zunächst mal vor: :hello:
Ich bin Hurli, ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern.

Seit der Scheidung meiner Eltern (als ich vier war ungefähr) leide ich wohl schon mal mehr mal weniger, aber tendenziell durchgängig an Depressionen bzw. zumindest an einer Dysthemie. In meiner Kindheit habe ich diverse unschöne Gewalterfahrungen sowohl passiv (meistens), aktiv(ganz selten) und als unbeteiligter dritter gemacht. Ich hatte stets das Gefühl "nicht so recht dazu zu gehören" (auch heute noch ganz oft) kann mich wunderbar allein unter vielen fühlen, was aber aufgrund meiner sehr guten Fassade wohl keiner merkt. Ich war jahrelang aktives Mitglied im Karneval, im Judo und in der freiwilligen Feuerwehr. Überall tendenziell erfolgreich. Ich habe dann mehrere Ausbildungen angefangen und erst recht spät eine beendet. Zwischendurch war ich noch bei der Bundeswehr und habe nochmal Schule versucht aber alles hat nicht geklappt. 2007 habe ich dann endlich eine Ausbildung angefangen welche ich auch abgeschlossen habe obwohl ich zwischenzeitlich obdachlos war.
War auch schon in unterschiedlichen Kliniken sowohl voll-, als auch teilstationär, ambulant habe ich auch schon durch.

Ich dachte immer dass meine Depression daher käme, dass ich mich so einfach fühle und mit der richtigen Frau würde das bestimmt klappen...Pustekuchen. Ich bin nun "glücklich" verheiratet und Vater von drei Kindern und mir geht's immer noch nicht besser. Ich liebe meine Frau und meine Kinder, aber irgendwie will sich kein Glücksgefühl bei mir einstellen.
Ich bin seit fast drei Jahren in Elternzeit und ich habe das nur geschafft weil meine Frau viel arbeitslos war, also sie hat sowohl Haushalt und Kinder versorgt. Nun ist sie wieder arbeiten und macht Haushalt neben ihrer Vollzeitstelle auch noch weil ich nichts ... aber auch wirklich GAR NICHTS ... schaffe.
Mein Kind (knapp 3 Jahre) verbringt seit 2-3 Wochen die Vormittage vor dem Fernseher, weil ich es nicht schaffe mich vernünftig um sie zu kümmern. Zum Glück kommt sie im Dezember in den Kindergarten.
Der Haushalt ... da will ich gar nicht weiter drüber reden ... KATASTROPHE
Ich schaffe es ja nicht einmal mich gründlich zu pflegen, sicher ich laufe jetzt nicht total verdreckt rum oder stinke drei Meilen gegen den Wind, aber ich merke schon dass da ein bisschen mehr von mir kommen könnte.
Vor dem ersten Termin beim Jobcenter habe ich jetzt schon Angst. Ich sehe keinerlei verwertbare Kompetenzen bei mir, weder sozialer Art noch fachlicher Art. In meinen Beruf kann und will ich nicht mehr zurück, das wurde mir gerade vorgestern deutlich als ich die jüngste im Kindergarten angemeldet habe (Ich bin Erzieher :oops: )

Ich habe Angst abzurutschen, das musste einfach mal raus.

Ich danke für die Aufmerksamkeit
Hurli
Martina884
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Martina884 »

Hallo Hurli,

erstmal willkommen im Forum! :hello:

Ich verstehe dich sehr gut. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Meine Eltern haben sich zwar nicht scheiden lassen (sie sind jetzt fast 40 Jahre verheiratet), aber ich habe trotzdem schlechte Erfahrungen mit Gewalt (sowohl physisch als auch psychisch) und Mobbing machen müssen. Das Thema Mobbing zähle ich aber im Grunde auch zur "Gewalt", wenngleich es natürlich ein anderes Maß darstellt. Gemobbt wurde ich 15 Jahre lang, also mein halbes Leben.

Ich habe mich auch immer gefühlt, als würde ich nicht dazu gehören, war allerdings nie so aktiv wie du (Karneval, Judi, Feuerwehr, etc.), das war mir eher ein Graus und hätte meiner Meinung nach für mich nichts besser gemacht.

Heute habe ich einen wirklich sehr guten Job (für den ich unendlich dankbar bin), den ich aber leider aufgrund der Depression immer mal wieder unterbrechen musste (Kur, Tagesklinik, Krankheitsphasen). Meine Depression wurde vor etwa 4 Jahren diagnostiziert, aber mein Arzt vermutet, dass ich auch schon früher solche Phasen hatte (was nur logisch ist).

Beziehungstechnisch stehe ich momentan vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Mein Freund und ich, wir haben schon seit längerem Probleme, die wir einfach nicht gemeinsam aus der Welt schaffen können. Im Grunde stellt sich nicht die Frage, ob wir uns trennen, sondern wann. Und das macht mich fertig. Wir waren über 9 Jahre ein Paar und hatten wirklich eine schöne gemeinsame Zeit. Es ist auch nicht so, dass wir uns nicht mehr lieben. Aber wenn die Probleme irgendwann die ganze Beziehung überschatten, dann muss man sich überlegen, ob die Trennung nicht die bessere Lösung wäre.

Ich merke, ich schweife sehr ab....was ich sagen will, ich kann all deine Erzählungen nachvollziehen. Mir geht es auch so, dass ich glaube, es wird niemals besser. Gerade jetzt habe ich wieder eine Tiefphase, die schon länger andauert. Du schaffst den Haushalt nicht mehr - so geht es mir auch. Dass es dich umso mehr belastet, dass auch deine Kinder darunter leiden müssen, kann ich verstehen. Und ich verstehe auch deine Gelähmtheit und die Unfähigkeit, an deinem Zustand etwas zu ändern.

Immer, wenn es mir am schlechtesten geht denke ich, dass es nie mehr gut wird. Ich denke dann, dass die Welt eigentlich viel besser auf mich verzichten könnte. Wäre ich weg, würde eine Last von mir und den Menschen um mich herum genommen. Und die Erfahrung die wir machen mussten, dass nach jeder Hochphase wieder eine Tiefphase kommt, die macht es nicht unbedingt besser. Es stellt sich ein Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber der Krankheit ein.

Ich verstehe dich so gut...

Ich wünschte mein Arzt könnte mir sagen, ab wann ich wieder gesund bin. Wann genau ich wieder die Alte Martina bin, die früher eigentlich schon nie war.

Diese Antwort hat niemand für uns. Wir können nie wissen, ob wir jemals wieder zu 100% gesund werden.

Aber ich kann dir eines sagen - wir müssen unseren schlimmen Gedanken nur umdrehen. Es ist nicht etwa so, dass nach jeder Hochphase eine Tiefphase kommt...es ist genau anders herum. Jedes Gewitter zieht auch mal wieder ab und die Sonne scheint wieder. Irgendwann verschwinden die dunklen Gedanken, die Trägheit, die Lustlosigkeit und das Gefühl, es würde nie mehr besser werden.

Wir haben es doch schon so oft erlebt und genau das führt dazu, dass wir eher an das Negative denken...

Es fällt mir jetzt zwar leicht, dir das zu schreiben. Ich weiß auch, dass es stimmt. Aber ich glaube mir selbst kaum. Diese positiven Mantren, die ich mir selbst beigebracht habe, funktionieren leider nicht immer.

Aber vielleicht tröstet es dich schon zu wissen, dass du nicht alleine bist mit deinen Gefühlen und vor allem der Krankheit. So viele in diesem Forum werden dich einfach nur verstehen können. Und das, muss ich sagen, hilft mir persönlich auch schon.

Sorry für den Roman... :oops:

LG
Martina
Hurli
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Danke Martina,

Du kannst Dir gar nicht vorstellen wie gut es tut zu lesen, dass es auch andere gibt die nicht wissen wie "gesund sein" eigentlich ist. Das war so unglaublich schwer in allen Gruppen, die ich mitgemacht habe, es war niemand dabei der mich verstanden hat. Ich hasse so Sätze wie: "Ich wünschte es wäre alles so wie vor der Depression", das kann ich nicht nachvollziehen, denn da erinnere ich mich nicht dran.
Martina884 hat geschrieben:Ich wünschte mein Arzt könnte mir sagen, ab wann ich wieder gesund bin. Wann genau ich wieder die Alte Martina bin, die früher eigentlich schon nie war.

[...]

Sorry für den Roman... :oops:
Der Roman war echt kurzweilig und hat mir bei dem Satz echt ein Schmunzeln entlockt.

Und das mit den Gedanken umdrehen ist auch ein super Tip, den gebe ich auch gerne anderen, nur selber umsetzen klappt mal so gar nicht.

Aber auch das von Dir beschriebenen Gedanken von wegen allen zur Last zu fallen, die kenne ich zu gut, allerdings komme ich aus diesem einen Gedankenkreis oft schnell wieder reus indem ich daran denke, wie es meiner Frau ging nachdem sie ihren Vater durch Suizid verloren hat, und das will ich weder meiner Frau und schon gar nicht meinen Kindern antun. Die Phase hatte ich mal vor gut zehn Jahren.

Nun denn , es wird schon irgendwie weitergehen
Hab Dank
Zarra
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Zarra »

Hallo Hurli,

ich habe keine Kinder, bin älter ... - kann also eigentlich nicht mitreden; trotzdem reagiere ich anscheinend empfindlicher, wenn Kinder involviert sind:

Wie sehen denn Deinen Perspektiven aus, was stellst Du Dir denn vor? - Ja, ich kenne Depressionen und weiß ... Trotzdem (!!) und im Interesse von Dir selbst, Deinen Kindern und Deiner Frau (allen, aber in dieser Reihenfolge!): Wie soll es weiter gehen?!?
War auch schon in unterschiedlichen Kliniken sowohl voll-, als auch teilstationär, ambulant habe ich auch schon durch.
Ich mag da nichts verfechten. Doch da ich auch schon Unterschiedliches erlebt habe: Hilft wirklich nichts? Oder war das Angebot einfach nicht passend?!? ... nochmals stationäre Reha und dann ggf. berufliche Reha?!? Irgendwie muß Dein Familienleben ja weitergehen! Manchmal geht nichts anderes als "Rumhängen"; aber das ist keine Dauerperspektive, weder für Dich noch für Deine nahen Mitmenschen. Also: Was könnte (!) möglich sein?
In meinen Beruf kann und will ich nicht mehr zurück
Ist das eine reale oder eine depressive Aussage? - Sehr ernst gemeinte Frage.
Ich sehe keinerlei verwertbare Kompetenzen bei mir, weder sozialer Art noch fachlicher Art.
Das dürfte keinen realen Bezug haben. Sonst hättest Du nämlich keinen Abschluß. :-) (Und auch bei den nicht abgeschlossenen Sachen klingt das mehr nach Abbruch als nach echtem, absolutem "Nicht-Können".)

Unabhängig davon, wie sehr Du leidest oder wie sehr Du Dich fremd fühlst, kann es dennoch sein, daß Du einfach etwas zu Gebrauchendes tun kannst. ;-) :-)

Liebe Grüße, Zarra
Bittchen65
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Hurli,
willkommen hier im Forum.
Also,wenn ich so lese,was du trotz deiner Erkrankung so geleistet hast,
dann habe ich alle Achtung.
Schon die Ausbildung zum Erzieher hat für mich großen Respekt verdient.
Wir rutschen ja alle in der Krise irgendwie ab,mir geht es auch so.
Es wird auch wieder besser werden,ich weiger mich einfach ,das es so mies bleibt.
Aber gegen Abend bin ich immer zuversichtlicher.
Bist du noch in Behandlung? Das bist du dir und deiner Familie schuldig,
das es dir so gut wie möglich geht.

Liebe Grüße Bittchen
Hurli
Beiträge: 26
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Hallo Zarra,

vielen Dank für Deine ehrlichen Worte.

Das mit den Kindern kann ich nur allzu gut nachvollziehen, ich bin schließlich Erzieher. Kannst Du Dir vielleicht vorstellen wie sehr es mir zu schaffen macht, dass es bei mir zu Hause so "abgeht" Gott sei Dank geht die Kurze in zweieinhalb Wochen zur KiTa (Sie ist eigentlich noch nicht weit genug oben gewesen auf der Warteliste, ist aber aufgrund der Probleme hochgerutscht) und glaube mir, ich bin sehr bemüht auch wieder mehr mit den Kindern zu unternehmen. Die letzten drei Tage waren auch deutlich besser.
Zarra hat geschrieben: im Interesse von Dir selbst, Deinen Kindern und Deiner Frau (allen, aber in dieser Reihenfolge!): Wie soll es weiter gehen?!?
Ich bin im Moment dabei mir ein therapeutisches Netzwerk aufzubauen, ich habe meinen Hausarzt gewechselt, mit der psychiatrischen Institutsambulanz Kontakt aufgenommen und bin bei einem psychosozialem Verein in Beratung, es ist also sehr vieles im Umbruch
Ferner habe ich nächste Woche Mittwoch einen Termin in einer Tagesstätte für psychisch kranke, im Hinterkopf habe ich des Weiteren noch eine Tagesklinik.
Hilft wirklich nichts? Oder war das Angebot einfach nicht passend?!?
Das habe ich damit nicht ausdrücken wollen, bislang habe ich noch nicht das richtige gefunden, das sehe ich genauso. Aus diesem Grund bin ich ja auch dabei neue Wege zu gehen.
In meinen Beruf kann und will ich nicht mehr zurück
Ist das eine reale oder eine depressive Aussage? - Sehr ernst gemeinte Frage.
Also das ist eine absolut reale Aussage
Ich sehe keinerlei verwertbare Kompetenzen bei mir, weder sozialer Art noch fachlicher Art.
Das dürfte keinen realen Bezug haben. Sonst hättest Du nämlich keinen Abschluß. :-)
Das sehe ich ein wenig anders und ich sage Dir auch gerne warum:
Ich habe vielleicht das fachliche Wissen, aber nicht die Kompetenzen dieses Wissen auch umzusetzen. Soziale Kompetenzen ... ich kann nur für den Moment sprechen, ich bin nicht Teamfähig, Kritik in jeder Form frisst mich auf, sei es von Klienten (Ich habe in der Jugendhilfe gearbeitet), Eltern, Kollegen oder Vorgesetzten. Jedes Wort trifft mich härter als ein Schlag ins Gesicht. Um nur zwei der vielen Baustellen in diesem Bereich zu nennen.
kann es dennoch sein, daß Du einfach etwas zu Gebrauchendes tun kannst.
Das verstehe ich nicht so ganz, wes meinst du mit zu Gebrauchendes?

Liebe Grüße
Hurli
Hurli
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Hallo Bittchen,

also im Moment bin ich nicht direkt in Behandlung, meine letzte Thera ist im Juni ausgelaufen nach 80 Std. und jetzt bin ich dabei wenn Die kleine im Kindergarten ist mich um Teilstationäre Sachen zu kümmern also entweder Tagesstätte oder Tagesklinik. Aber wichtiger war mir erstmal dafür zu sorgen, dass die kleine gut versorgt ist und dann werde ich auch aktiver.
Ich merke allerdings dass mir der Wechsel des Hausarztes gut getan hat, ich nehme jetzt auch schon wieder seit gestern Medis und bin auf dem Weg, wie ich oben schon schrieb mir ein therapeutisches Netz aufzubauen.
Cleoline
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Cleoline »

@Hurli : darf ich dich mal fragen, warum du nicht mehr in deinen alten Beruf zurückkehren kannst/willst ? Ich bin selbst Erzieherin, habe aber derzeit auch große berufliche Probleme. Ich weiß aber nicht, ob es *nur* an meiner Chefin liegt, oder ob es generell der Beruf ist .....................

LG Cleo
Hurli
Beiträge: 26
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Nabend Cleoline,
das möchte ich JETZT (noch?) nicht in einem öffentlichen Forum besprechen, darüber können wir uns wenn du magst gerne via PN austauschen. Wenn Du daran Interesse hast kannst Du mich gerne anschreiben.

Grüße Hurli
Zarra
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Zarra »

Hallo Hurli,
Ich habe vielleicht das fachliche Wissen, aber nicht die Kompetenzen dieses Wissen auch umzusetzen. Soziale Kompetenzen ... ich kann nur für den Moment sprechen, ich bin nicht Teamfähig, Kritik in jeder Form frisst mich auf, sei es von Klienten (Ich habe in der Jugendhilfe gearbeitet), Eltern, Kollegen oder Vorgesetzten. Jedes Wort trifft mich härter als ein Schlag ins Gesicht. Um nur zwei der vielen Baustellen in diesem Bereich zu nennen.
Ich schätze, daß Du das leider klar erkannt hast - hinsichtlich des Umgangs mit Kritik; "nicht teamfähig" würde ich so allgemein schon leicht weiterhin in Frage stellen, auch wenn ich verstehe, was Du damit ausdrücken willst. Besserung ist möglich (aus eigener Erfahrung würde ich das sagen), aber vermutlich nicht in dem Maße, wie es für diesen Beruf nötig, angebracht, wünschenswert wäre. Wobei ich Jugendhilfe da schon als einen besonders kritischen Bereich sehe.

Für mich wäre dann die Frage, wo man solche Kompetenzen braucht, aber eher für sich arbeiten kann.

Die meisten Depressiven - wie auch Du und ich - leiden ja unter ihrem Nicht-Tun, Nicht-Hinkriegen. - Aber ich finde es toll und gut, welche Schritte Du momentan eingeleitet hast - das ging halt aus dem Eingangsposting nicht hervor, ... und zu irgendwas davon hätte ich Dich ggf. motivieren wollen - hast Du nun ja allein geschafft :-).
Ich hasse so Sätze wie: "Ich wünschte es wäre alles so wie vor der Depression", das kann ich nicht nachvollziehen, denn da erinnere ich mich nicht dran.
Ich bin keine Ärztin, keine Therapeutin, ...; bei mir selbst gab es schon besonders schlechte Zeiten (meist kam dann noch irgend etwas Besonderes hinzu), aber auch etwas relativ Durchgehendes, ob man das nun chronische Depression oder Persönlichkeitsstörungsanteile nennt, ist mir persönlich inzwischen egal -- stationär hatten bei mir allerdings die auf klassische Depression ausgerichteten Angebote so gut wie keine Wirkung, die anderen schon. Und bei Dir dürfte vermutlich auch Traumatisches reinspielen; wurde das in den bisherigen Therapien berücksichtigt?

Liebe Grüße, Zarra
Hurli
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Guten Morgen Zarra,

Zu dem Thema Teamfähigkeit, ich weiß nicht wie ich das treffend formulieren soll, ich glaube ich habe es einfach nie gelernt mich in Gruppen (obwohl ich mich immer in Gruppen bewegt habe zumindest in meiner Jugend) adäquat zu verhalten. Momentan bin ich auch wieder in einer Gruppe in der Kirche aktiv und erprobe dort ganz bewusst Verhaltensweisen, das ist wahnsinnig anstrengend, da auch hier Feedback eher ein geringes ist.
Ich muss gerade an eine Teamsitzung aus meiner letzten Anstellung denken: "Das Team war komplett neu und nach zwei Monaten haben wir dann endlich eine Teamleitung bekommen. In der zweiten Teamsitzung sagte ich dann der Teamleitung auf die Frage was wir denn von ihr erwarten, dass ich auch gerne Feedback bei Berichten hätte wenn ihr die Berichte gefallen. Die Antwort: "Wenn ich nichts sage dann sind die Berichte ok."
Das Problem mit der Kritik kommt glaube ich noch aus meiner Kindheit und Jugend, ich musste immer Vorbild und noch mehr sein. Anerkennung gab es nur für entsprechende Leistung (Schule, Sport, Karneval, etc), selbst gewählte Hobbies wurden belächelt und nieder gemacht (Feuerwehr, die saufen doch eh nur alle). Meine ganze Kindheit und Jugend war darauf ausgerichtet zu gefallen und nicht darauf sich zu entwickeln.
Für mich wäre dann die Frage, wo man solche Kompetenzen braucht, aber eher für sich arbeiten kann.
Das mit den Kompetenzen ist so eine Sache: Ich kann nicht allein arbeiten, da ich mich allein entweder verzettle, oder die geforderte Leistung nicht bringe, da ich zu viel Zeit brauche, weil ich immer alles Hundertprozentig haben will, das dann nicht schaffe und dann wieder frustriert und entkräftet bin. Fünfe gerade sein lassen kann ich nur wenn es um Sachen für mich geht, sobald eine Anfrage von außen kommt geht das nicht mehr. überhaupt löst jede Anforderung bei mir solche Mechanismen aus, dass ich bis zur Erschöpfung und anschließender Frustration vollkommen über meine Grenzen hinausgehe (die bemerke ich auch erst wenn es zu spät ist).
Im Team bin ich zu Harmoniebedürftig, will niemandem Arbeit über lassen, mache dann alles selbst, damit die anderen ja nicht unter mir und meiner Leistung leiden müssen, übernehme noch bereitwillig die Arbeit von den Kollegen und so weiter. Ich sehe da keinen wirklichen Ausweg.
Aber den Ausweg muss ich ja auch nicht sehen, denn wenn der Termin beim Jobcenter kommt werde ich darum bitten mich mal sozialmedizinisch (ich glaube das heißt so) begutachten lassen. Das ist zumindest mein Plan, vielleicht haben die ja Lösungsansätze oder Ideen was ich gar nicht kann und was hingegen schon.
Und bei Dir dürfte vermutlich auch Traumatisches reinspielen; wurde das in den bisherigen Therapien berücksichtigt?
Zumindest wurde es nicht wirklich so berücksichtigt dass ich etwas daraus ziehen könnte. Ist mir auch noch nicht lange klar dass da auch was traumatisches mit drin hängen könnte.
Allgemein kann man sagen, dass meine Therapien sehr gruppenlastig waren und ich mich da gut einbringen konnte zumindest so lange es nicht um mich selbst ging. So galt ich als aktives Mitglied in jeder Gruppe, ohne dass ich an meinen eigenen Problemen gearbeitet habe. Ich kann mich also gut hinter mir selbst verstecken. Ich werde auch keiner Gruppentherapie im ambulanten Bereich mehr zustimmen, das hat mir einfach mal gar nichts gebracht. Vollstationär ist so eine Sache, der Transfer von dem geschützten Rahmen nach Hause gelingt mir nicht wirklich, sodass ich die Tagesklinik bzw. Tagesgruppe dann doch eher bevorzugen würde. Außerdem leide ich ohne meine Familie wie ein Hund und habe vor lauter vermissen gar keinen Kopf für die Therapie.

Diesen Roman widme ich MIR

Liebe Grüße Hurli
Pernt
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Pernt »

Hurli hat geschrieben: Ich hatte stets das Gefühl "nicht so recht dazu zu gehören" (auch heute noch ganz oft) kann mich wunderbar allein unter vielen fühlen, was aber aufgrund meiner sehr guten Fassade wohl keiner merkt. Ich war jahrelang aktives Mitglied im Karneval, im Judo und in der freiwilligen Feuerwehr. Überall tendenziell erfolgreich. Ich habe dann mehrere Ausbildungen angefangen und erst recht spät eine beendet. Zwischendurch war ich noch bei der Bundeswehr und habe nochmal Schule versucht aber alles hat nicht geklappt. 2007 habe ich dann endlich eine Ausbildung angefangen welche ich auch abgeschlossen habe obwohl ich zwischenzeitlich obdachlos war.
War auch schon in unterschiedlichen Kliniken sowohl voll-, als auch teilstationär, ambulant habe ich auch schon durch.

Ich dachte immer dass meine Depression daher käme, dass ich mich so einfach fühle und mit der richtigen Frau würde das bestimmt klappen...Pustekuchen. Ich bin nun "glücklich" verheiratet (...) Ich liebe meine Frau (...), aber irgendwie will sich kein Glücksgefühl bei mir einstellen.
(...) macht Haushalt neben ihrer Vollzeitstelle auch noch weil ich nichts ... aber auch wirklich GAR NICHTS ... schaffe.
(...)
Der Haushalt ... da will ich gar nicht weiter drüber reden ... KATASTROPHE
Ich schaffe es ja nicht einmal mich gründlich zu pflegen, sicher ich laufe jetzt nicht total verdreckt rum oder stinke drei Meilen gegen den Wind, aber ich merke schon dass da ein bisschen mehr von mir kommen könnte.

Tach Hurli,

also ganz ehrlich; über weite Strecken dachte ich das könnte genauso eine Beschreibung meines Lebens sein.

Vielfach interessiert, Mitglied in allerlei Vereinen, mehrere Ausbildungen, Obdachlosigkeit und auch in der Ehe das Gefühl daß die ganze Arbeit am Partner hängenbleibt und man selbst nur reglos an Unwichtigem klebt.

Ergänzend kommt bei mir noch hinzu: Viele verschiedene Arbeitgeber, einige Gerichtsverfahren wegen Btm, 3 Semester Studium, und ein untrügliches Gespür immer Partner zu finden die selbst allerlei Baustellen zu bearbeiten haben.
Verantwortung ist nicht gleich Schuld
Hurli
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Grüß Dich Pernt,
Pernt hat geschrieben:und ein untrügliches Gespür immer Partner zu finden die selbst allerlei Baustellen zu bearbeiten haben.
Ist das denn wirklich so verwunderlich? Wo es doch um einiges leichter ist sich mit den Problemen anderer zu befassen als mit den eigenen! Ich bin mittlerweile auf dem Weg die Probleme meiner Frau (ja sie hat auch diverse Baustellen) ein Stück weit auszublenden und mich mehr auf mich zu konzentrieren. Soll jetzt nicht heißen, dass die Probleme meiner Frau nicht mehr interessieren, aber es sind ihre Probleme, wo Unterstützung gefordert und geboten ist bin ich natürlich für sie da und stehe ihr zur Seite aber in erster Linie sind es ihre Baustellen, genauso wie die Krankheit in erster Linie meine Baustelle ist.
Zarra
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Zarra »

Hallo Hurli,
"Wenn ich nichts sage dann sind die Berichte ok."
Ein gutes Beispiel, ... und ich würde sagen: Damit mußt Du ÜBERALL in der Arbeitswelt (und auch sonst) rechnen. Man bekommt als Erwachsener nicht dauernd Bestätigung, daß man "toll ist" oder es toll läuft - selbst wenn das der Fall ist. - Ich befürchte, daß es in diesem Fall nicht viel hilft, daß man sich sein eigenens Bedürfnis bewußt macht - denn auch wenn es aus unserem innerpsychischen Abläufen her "logisch" ist, wird die Welt nicht so mit uns umgehen.

Ähnlich ist es mit dem Perfektionismus (ich weiß, wovon ich rede, obwohl mir manches manchmal normal vorkommt, obwohl es das anscheinend keineswegs ist): Es hilft nichts, darauf zu beharren; die Welt braucht das nur in ganz seltenen Fällen. Und wir selbst machen uns das Leben damit verdammt schwer!

Auch eigene Grenzen erkennen oder zumindest besser als früher zu erkennen (auch wenn das nicht begeistert) müßte eigentlich ein Ziel von guter Therapie sein.
will niemandem Arbeit über lassen, mache dann alles selbst, damit die anderen ja nicht unter mir und meiner Leistung leiden müssen, übernehme noch bereitwillig die Arbeit von den Kollegen und so weiter. Ich sehe da keinen wirklichen Ausweg.
Du beschreibst das so, als ob das ein für allemal so wäre. ... Dich, zumindest ein klein wenig, ändern; die Änderung versuchen?!? Man wird kein komplett anderer Mensch oder das komplette Gegenteil, aber Änderungen sind doch wohl schon möglich. Und aus Deinen Beispielen kann man im Ernstfall schon sicher gute Beispiele und Alternativen und Kompromisse "basteln".
Aber den Ausweg muss ich ja auch nicht sehen, denn wenn der Termin beim Jobcenter kommt werde ich darum bitten mich mal sozialmedizinisch (ich glaube das heißt so) begutachten lassen. Das ist zumindest mein Plan, vielleicht haben die ja Lösungsansätze oder Ideen was ich gar nicht kann und was hingegen schon.
Unterstützende Beratung ist sicher gut. Doch letztendlich ist es DEIN Leben und DU willst einen Arbeitsplatz (jetzt mal jenseits der akuten Krankheitsbewältigung), das kannst Du nicht einfach als (Lebens-)Aufgabe abschieben.

Doch vielleicht steht ja vorrangig erst mal eh anderes an.

LG, Zarra
Hurli
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Huhu Zarra,

Ja ich muss Dir sagen, dass Du mir dem meisten was Du so schreibst wohl recht hast, dennoch stellt es für mich im Moment unüberwindbar große Hürden da. Soll nicht heißen, dass das immer so ist, aber momentan, und in der Vergangenheit schon. Und einen Ausweg sehe ich in meiner momentanen Lage auch nicht. Ich habe auch nicht das Ziel, dass das alles so bleiben soll, schließlich bin ich ja aktiv um Hilfe bemüht.
  • das kannst Du nicht einfach als (Lebens-)Aufgabe abschieben
So war das auch absolut nicht gemeint, ich meine eher, dass ich nach einem solchen Gutachten einfach (so hoffe ich) neuen Input bekomme mit dem ICH dann arbeiten kann. Dass ich den Weg der mir dort hoffentlich aufgezeigt wird selber gehen muss und mich entwickeln muss ist mir schon klar. Aber in meiner jetzigen Situation klappt es ohne externen Input einfach nicht mehr.

Grüße Hurli
Zarra
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Zarra »

Hi Hurli,

dann sind wir ja einer Meinung ;-) :-). Ich habe ja auch geschrieben, daß unterstützende Beratung gut sei (hinsichtlich des Beruflichen); und gemeint natürlich erst recht auch passende psychotherapeutische Behandlung. Oder Input von außen, wie Du das genannt hast.

Alles Gute und etwas Zuversicht!

Zarra
Cleoline
Beiträge: 80
Registriert: 24. Sep 2015, 18:20

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Cleoline »

Hurli hat geschrieben:Nabend Cleoline,
das möchte ich JETZT (noch?) nicht in einem öffentlichen Forum besprechen, darüber können wir uns wenn du magst gerne via PN austauschen. Wenn Du daran Interesse hast kannst Du mich gerne anschreiben.

Grüße Hurli
Habe ich getan ;) , du scheinst sie nur noch nicht *gefunden* zu haben.

LG Cleo
Hurli
Beiträge: 26
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Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

So da bin wieder,

ich war die letzten Tage nur sporadisch hier und hab mal so ein bissel mitgelesen, für aktivere Teilnahme hatte ich keine Energie, da echt viel los war bei mir.
Da bin ich eigentlich auch schon voll im Thema drin, denn ich habe mich jetzt bei der Tagesstätte angemeldet und nun kommt das Warten bis was frei bleibt. Wirklich überzeugt bin ich von dem Konzept zwar nicht, denn ich glaube dass das alles zu locker ist. so á la was ich heute kann besorgen, verschieb ich schnell auf morgen.
Dann habe ich meinem Hausarzt gesagt, dass ich mich um einen Psychiater kümmer, aber das habe ich in den letzten drei Wochen nicht geschafft... nichtmal nach einen Termin fragen :x naja, heute habe ich meine Frau gebeten mir einen Termin zu machen, das sollte besser funktionieren.
Irgendwann diese Woche muss ich dann zum Jobcenter, habe gerade die Einladung verbummelt, muss ich noch suchen, aber ich denke, dass es entweder Mittwoch oder Donnerstag ist. Vor dem Termin graut es mir am meisten. Wenn ich glück habe, muss ich da nicht alleine hin, sondern mit meiner Frau zusammen.
Dann der Kindergarten von der Kleinen, Eingewöhnungsphase ... *würg* naja zumindest nicht nach dem Berliner Modell sondern wohl "nur" maximal zwei Wochen.
Und dann noch die Adventszeit, Geschenke Nikolaus, Geschenke Weihnachten, schmücken, Dann noch der Geburtstag nächste Woche von der Kleinen.
Letzte Woche noch das Krippenspielstück komplett umgeschrieben, die Lieder geschnitten fürs Krippenspiel, CD's gebrannt fürs Krippenspiel,
Und nebenbei halt noch was sonst so normalerweise eh anfällt.
Ich habe schon jetzt keine Lust mehr auf Weihnachten und das obwohl ich Weihnachten bislang immer geliebt habe, hoffentlich stellt sich das Gefühl wieder ein.

Oh Mein Gott jetzt heule ich hier rum, dabei weiß ich nicht mal was das bringen soll, ich weiß nicht mal was ich jetzt erwarte, aber egal. Wer das liest muss halt versuchen mit meinen Geistigen Ergüssen klar zu kommen, ich komme damit nämlich nicht klar.
Was soll's .... Keep smiling :(

Grüße Hurli
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo lieber Hürli,

ja ,was erwartest du?
Nichts erwartest du,trotzdem konntest du dir was von der Seele schreiben,das ist schon viel.
In einer großen Familie ist immer viel zu tun,das du es schaffst dich da zu kümmern
und dich immer wieder einbringst,ist schon, bei deiner Krankheit, bewundernswert.
Dann bemühst du dich noch um medizinische Hilfe, machst dir Gedanken wegen dem Jobcenter(ist sehr belastend).Das liest sich irgendwie besser, wie vor drei Wochen.
Du klingst nicht mehr so hoffnungslos.
Da bleibt mir nur ,dir zu wünschen,das so einige Baustellen weiter voran schreiten und dein Befinden sich bald bessert.
Viel Lust auf Weihnachten habe ich auch nicht.Früher war ich total damit beschäftigt, das perfekte Fest zu gestalten. Das kann ich nicht mehr,ich hoffe das ich bis zu den Feiertagen noch einiges gebacken krieg.
Du siehst ,hier bist du in guter Gesellschaft.

LG Bittchen
Hurli
Beiträge: 26
Registriert: 9. Nov 2015, 15:30

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

hmmm....

Komisch das wundert mich jetzt doch ein wenig, was Du schreibst, es hört sich nicht mehr so hoffnungslos an, gefühlt geht es mir aber noch besch...er, da muss ich nochmal nachdenken und meine Texte nochmal lesen.

Aber ja wo ich den von gerade gelesen habe muss ich Dir recht geben, der hört sich nicht mehr ganz so schlimm an.

komisch, verstehe ich jetzt nicht aber nehme ich mal so hin.

grüße Hurli
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Hurli,

Selbst merkt man die Minischritte die man macht,nicht.
Mir geht das auch so.
Mein Mann sagt manchmal,wenn ich am lamentieren bin,dir geht es doch etwas besser. Das gefällt mir dann aber nicht,denn es geht mir ja noch besch....en genug. Dann zählt er auf,du kannst wieder Nähe ertragen,du kannst wieder Musik hören,du machst schon mal was Leckeres zu essen und und und.Das war vor 4 Wochen noch nicht so.
Diese Kleinigkeiten lassen uns weiter machen.

LG Bittchen
Cleoline
Beiträge: 80
Registriert: 24. Sep 2015, 18:20

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Cleoline »

So unterschiedlich kann man Beiträge lesen.................. ich habe in Hurlis Beitrag keine *Minischritte* gelesen. Eher habe ich das Gefühl, dass die ganzen Sachen wie Arztsuche, Jobcentertermin, kümmern ums Krippenspiel, das ganze *Weihnachtsgedöns* ihm ganz schön zu schaffen machen.
@Hurli : was wird denn Thema beim Termin im Jobcenter sein ? Bist du denn überhaupt arbeitsfähig ? Wollen die was von dir, oder willst du was von denen ?
Mach dir mal um die Eingewöhnung keinen Kopp, auch wenn die Einrichtung nicht nach Berliner Modell arbeitet - wenn es eben länger dauert, was wollen die denn dagegen machen ?

LG Cleo
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo Cleoline,

Mit Minischritten meine ich,das er ganz schön viel auf die Reihe kriegt.
Obwohl er nicht gesund ist.
Das es noch belastend ist ,sehe ich auch,aber Hurli geht in die richtige
Richtung .Das sehe ich sehr positiv,er will was für seine Gesundheit tun.

Er wartet ja auf die Zusage von der Tagesklinik,da muss er sich über das Jobcenter erstmal keine Gedanken machen.
Schön ist so ein Termin trotzdem nicht,man weiß ja nie an wen man gerät.

LG BIttchen
Hurli
Beiträge: 26
Registriert: 9. Nov 2015, 15:30

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Hurli »

Guten Abend und danke für die Rückmeldungen,
dann will ich mal ein Bisschen Licht ins Dunkel bringen
Cleoline hat geschrieben: was wird denn Thema beim Termin im Jobcenter sein ? Bist du denn überhaupt arbeitsfähig ?

Thema laut Einladung:
Ich möchte mit Ihnen Ihre berufliche Situation besprechen
Standard Einladung mit Standard-Thema, schreiben die bei uns in jeder Einladung. Das ist der erste Termin seit Beantragung der Elternzeit vor 3 Jahren, also was die von mir will wird wohl folgendes sein: Bewerberprofil erstellen, mich darüber in Kenntnis setzen, dass Erzieher gesucht werden. Sie wird mich fragen ob ich in der Lage bin mehr als drei Stunden zu arbeiten, wie meine Bewerbungen aussehen, Lebenslauf besprechen, etc. also ein ganz normaler Ersttermin bei der Arbeitsvermittlerin.
Ob ich arbeitsfähig bin wage ich SEHR stark zu bezweifeln, habe ich auch vor so zu kommunizieren, ich werde versuchen eine Begutachtung durch den ärztlichen Dienst der Bundesagentur für Arbeit zu veranlassen lassen. Mit ein wenig "glück" schreiben die mich erstmal kaputt. Die Vermittlerin hat auch schon bei meiner Frau durchblicken lassen, dass sie der Meinung ist dass ich wohl einen Rentenantrag stellen soll. Ich bin mal gespannt
Cleoline hat geschrieben:Er wartet ja auf die Zusage von der Tagesklinik,da muss er sich über das Jobcenter erstmal keine Gedanken machen.
Das stimmt nicht so ganz, das ist eine Tagesstätte, also kein Krankenhaus, ich habe das in einem anderen Thread als Psycho-Garten bezeichnet. Ich hab also keine Ahnung inwiefern das Auswirkungen auf die Vermittelbarkeit hat.
Cleoline hat geschrieben:wenn es eben länger dauert, was wollen die denn dagegen machen ?
Ich will ja gar nicht dass es länger dauert, bin eher für kürzer, aber die Erzieherin hat schon durchblicken lassen, dass das wohl eher wahrscheinlich ist. Also wohl eher nur eine Woche, darüber bin ich auch recht froh.

Hurli geht in die richtige Richtung .Das sehe ich sehr positiv,er will was für seine Gesundheit tun.
Das trifft es nicht so ganz. Mir geht es bei all meinen Bemühungen und Kämpfen sehr wenig bis gar nicht um mich. Ich kämpfe für meine Familie, ich will meine Familie nicht enttäuschen und schon gar nicht verlieren. Um mich geht es mir da nicht. Ich bin mit einer depressiven Mutter aufgewachsen die sich nie um Hilfe bemüht hat und will meinen Kindern nicht das selbe zumuten. Ich will dass es mir besser geht, damit ich es wert bin von meiner Familie geliebt zu werden und das nicht laufend in Frage stellen muss. Im Moment sehe ich nichts liebenswertes an mir.

Grüße Hurli
Bittchen65
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Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Es ist alles zu viel

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Hurli,

jetzt weiß ich nicht ob ich die richtigen Worte finde.
Es ist doch schon mal gut ,das du für deine Familie gesund werden willst
und sie auch behalten willst.
Da empfindest du Liebe,das wird der Motor sein der dich handeln lässt, in die richtige Richtung.
Darum meine ich auch es ist etwas Hoffnung bei dir zu lesen,du willst was ändern. Am Ende tust du es auch für dich,denn du bist es wert.
Egal was kommt ,gebe nicht auf.
Deine bisherigen Krankenunterlagen (Therapiezeiten,Diagnosen)würde ich mit zum Arbeitsamt nehmen. Bist du im VDK,die sind wirklich eine ganz tolle Unterstützung im Umgang mit Ämtern und haben mir sehr geholfen.Alles Gute für dich und deine Familie und gute Besserung.
Liebe Grüße Bittchen
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