Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

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Pernt
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Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von Pernt »

Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen ist im Grunde mein Kernproblem.

Das war früher während meiner Kindheit und Jugend so, wurde dann 2 Jahrzehnte durch übermäßigen Alkohol- und Drogenkonsum abgefedert, und ist seit fast 8 Jahren - also seit meiner Abstinenz - wieder so.

Wenn ich in psychischen Streß komme, dann werde ich zerstreut, unkonzentriert und vergeßlich. Das macht Angst und zuweilen auch Panik. Und das wird z.B. in der Arbeitswelt nicht toleriert. Wer nicht funktioniert, der fliegt. Mit jedem neuen Job vergrößert sich die Angst. Mit jedem zwischenmenschlichen Problem lande ich wieder in der Abwärtsspirale.
Ich bin eigentlich ein sehr empathischer, kreativer, vielseitig begabter und fröhlicher Mensch, aber meine Angst vor dem Versagen und der peinlichen Scham raubt mir oft jeden Antrieb.
Verantwortung ist nicht gleich Schuld
ndskp01
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Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von ndskp01 »

Hallo lieber Pernt,
dein Post erinnert mich an meine eigenen ungelösten Aufgaben.

In der SHG hieß es immer wieder, die Probleme verschwinden nicht mit der Abstinenz. Aber die Abstinenz gibt uns die Chance, sie zu bearbeiten. Es ist bequem, die Angst mit Alkohol und Drogen zu verdecken. Alkohol hilft, vorübergehend. Jetzt, ohne Alkohol, kommen die Ängste wieder und tun weh.

Bist du in einer Therapie, Pernt? Ohne therapeutische Hilfe ist es schwer, die Rückfallgefahr ist auch groß.

Ich hoffe, du kannst mit den Gedanken von mir etwas anfangen, viele Grüße, deine Puk
soultears
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Registriert: 9. Nov 2015, 21:12

Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von soultears »

Hallo Pernt

das kenne ich auch....es began bei mir mit einem Übergriff des Ex ...immer häufiger lies mich der Verstand in Situationen im Stich wo psychische Anspannung war und wo ich nicht mal eben weg konnte.
Das ganze verschlimmerte sich mit Ex der Schilddrüse...das Organ was beim Übergriff zusammengequetscht wurde...und eigendlich logischerweise Damals ohne Traumatherapie wörtlich kaputt ging.
Ich bekämpfe es nicht mit Alkohol..wir hatten ein mahnendes Beispiel in der Familie und Alkohol und Antidepressiva...bringt nichts.
Alkohol macht Birne hohl...ist so..
Ich hoffe immer noch eine Lösung dieses Problems zu erarbeiten...und das wünsche ich Dir auch...
Pernt
Beiträge: 21
Registriert: 12. Nov 2015, 08:05

Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von Pernt »

ndskp01 hat geschrieben: Bist du in einer Therapie, Pernt? Ohne therapeutische Hilfe ist es schwer, die Rückfallgefahr ist auch groß.

Ich hoffe, du kannst mit den Gedanken von mir etwas anfangen, viele Grüße, deine Puk
Hallo Puk,

danke für Deine Gedanken. Und nein, ich bin nicht in Therapie. Alkohol meinst Du vermutlich. Ich war auf Langzeit und habe die Zeit genutzt. Ein paar Monate gönnte ich mir auch eine Selbsthilfegruppe. Aber das ist inzwischen eingeschlafen.

Mein letzter Psychologe entpuppte sich leider als Enttäuschung. Der war selber ein Fall für den Psychologen. Ein narzißtischer trockener Alkoholiker und Junk (ex. Facharzt für Anästhesie...), mit wenig Empathie aber dafür um so mehr Zerstreutheit. Ein Stümper halt. Nun, er brachte mich zumindest dazu, mir wieder was zuzutrauen. Aber ich hatte immer das Gefühl daß es ihm eigentlich nie um Mich ging.

Seitdem versuche ich mich so durch das Leben zu kämpfen.
Und scheitere immer wieder an Prüfungen.
Also Schriftliche sind kein Problem. Aber jede Situation wo ich mich ganz real unter verstärkter Beobachtung fühle.... oder ganz schlimm; vorgeführt werde. Rollenspiele! Ein absoluter Horror.
Jetzt stell Dich nicht so an, das ist doch nur gespielt. Ja danke, das Spiel kenne ich noch aus meiner Kindheit. Laßt Uns den kleinen Deppen verarschen. He Heulsuse, das ist doch nur ein Spiel...

Oder verbale Konflikte. Zack, Blackout. Sofort stellt sich mein Gedächtnis tot und mein Logikzentrum hat Sendepause. Keine gute Vorraussetzung um einen Streit zu bestehen. Ich steh da, die Gedanken rasen im Kreis und ich kriege nicht ein vernünftiges Wort raus.

Ja, ganz sicher brauche ich therapeutische Hilfe. Habe jetzt ne Woche frei, da werde ich versuchen den Arsch hochzukriegen und beim Sozialpsychiatrischen vorbeizuschauen.
Den Alkohol oder die Drogen wünsche ich mir übrigens um keinen Preis zurück. Die Erinnerung wie schließlich alles immer weiter den Bach runterging, wie mein Körper - und vor Allem mein Geist Stück für Stück zerrüttet wurden, ist immer noch so präsent, daß ich der Versuchung des kurzzeitigen Entspannens gut gewappnet begegnen kann.
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Pummelchen
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Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Pernt,
ich bin auch absolut kein Prüfungsmensch, da kann ich dich gut verstehen. Bei meiner praktischen Prüfung zur Krankenschwester war ich so aufgeregt, das meine Knie gezittert haben. Am Anfang ist mir alles aus der Hand geflogen, das Prüfungsteam hat schon gefragt was mit mir los ist. Gottseidank hat sich die Aufregung mit der Zeit etwas gelegt und ich wurde sicherer und habe alles noch gut hingebracht.
Inzwischen das ist 35 Jahre her, habe ich schon mehr Selbstsicherheit. Aber bei neuen unbekannten Sachen kommt immer noch das Gefühl hoffentlich verstehe u. kapiere ich es richtig, habe auch Angst zu versagen.

Mit dem menschlichen Umgang habe ich glücklicherweise überhaupt keine Probleme, komme auch mit schwierigen Menschen zurecht.
Mir fällt gerade noch ein wir hatten in der Schule einen ganz strengen Lehrer. Bei dem mussten wir an der Tafel rechnen, das Gefühl weiß ich noch wie heute vor der Klasse zu stehen u. vor lauter Aufregung nicht mehr das einfachste rechnen zu können. Da kamen dann so Sprüche wie: Kannste nicht, willste nicht, magste, nicht setzen 6. Einmal sagte er zu einer Schülerin du bekommst eine 7 bei soviel Blödheit reicht eine 6 nicht mehr aus. Das war natürlich "alles sehr aufbauend". Ich weiss nicht inwieweit mich das beeinflusst hat, war schon immer sehr sensibel.
Prent ich muss dir noch ein dickes Lob aussprechen das du es geschafft hast von den Drogen u. dem Alkohol wegzukommen. Ganz Klasse!!! Ich denke eine Therapie könnte dir bestimmt helfen mit Prüfungsängsten anders umzugehen u. mit Konflikten besser klar zu kommen.
Wie du dich beschreibst bist du bestimmt ein liebenswerter Mensch und wäre total schade das diese "doofen Ängste" dir im Leben soviel verbauen.
Alles Liebe für dich! Viele Grüße Pummelchen
Pernt
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Registriert: 12. Nov 2015, 08:05

Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von Pernt »

Danke Pummelchen, Deine Zuversicht tut gut.

Ich komme gerade aus der Arbeit. Frühschicht als Betreuer im Altenheim.
Das war wieder mal ein Wechselbad der Gefühle.

Einzelaktivierungen waren ok. Die anschließende Gruppe war mini und ich konnte die Bewohner gut aus der Reserve locken. In harmonischer Atmosphäre bin ich ziemlich gut ;)
'Ne halbe Stunde vor Mittag kamen dann die schwereren Geschütze. Volle Breitseite Gift und Hass. "Den Dreck den Sie hier machen, das braucht doch kein Mensch!" und "arbeiten Sie lieber mal was anständiges als hier rumzulungern" etc.
Habe die Dame dann einfach mal gefragt, was Sie denn gerne machen würde, wenn ihr mein Angebot nicht gefällt. Das hat Sie zumindest zum Verstummen gebracht. Aber so unverhohlen aggressive Antipatie zermürbt mich denn doch auf die Dauer. Dann noch eine zickige Pflegerin mit herablassenden Kommentaren.... ich war echt froh als ich in die Doku konnte und dann den Abgang machte.
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ndskp01
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Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Pernt,

nein, ich dachte nicht an eine spezielle Suchttherapie, sondern an Verhaltenstherapie, wie sie auch bei anderen Sozialphobikern sinnvoll, die keine Suchtgeschichte haben. Prüfungsängste sind ja irgendwann vorbei, man muss nicht immer wieder Prüfungen machen. Aber es entstehen doch wieder neue soziale Situationen, in denen Angst lähmt und hindert.

Ich bin heute rechtschaffen müde.

Ich wünsche einen angenehmen Abend und eine gute Nacht! Puk
Pernt
Beiträge: 21
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Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von Pernt »

[quote="ndskp01"
Prüfungsängste sind ja irgendwann vorbei, man muss nicht immer wieder Prüfungen machen. Aber es entstehen doch wieder neue soziale Situationen, in denen Angst lähmt und hindert.
[/quote]

Jain. bei mir besteht da kein großer Unterschied zwischen einer schulischen oder ausbilderischen Prüfung, und Situationen wie zum Beispiel einem Personalgespräch oder den kritischen Blicken und Kommentaren von Kollegen und Vorgesetzten. Vor allem offene Aggression oder Antipathie oder auch nur irgendwelche Anschuldigungen oder Vorwürfe empfinde ich als Prüfung und hilfloses/auswegloses Ausgeliefertsein.

Wenn ich Sicherheit ausstrahlen soll, mich aber nicht sicher fühle.

Und abgesehen davon steht tatsächlich noch eine Prüfung aus. Die mündliche Prüfung einer Gärtnerausbildung die ich vor 2 Jahren in den Sand gesetzt habe.
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ndskp01
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Re: Angst vor Konflikten, Prüfungen und Versagen

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Pernt,

ich kenne das auch. Verhaltenstherapeutisch kommt man an das Problem heran.
Ich habe durch die Therapie einen sehr großen Sprung ins Leben gemacht.

Öffentliche Auftritte machen mir beispielsweise nicht nur meist keine Angst mehr, sie machen manchmal richtig Spaß ...

Aber Konflikte, tja, da habe ich immer noch eine Baustelle. Wenn mich etwas stört, auszusprechen, dass es mich stört : Im Moment noch undenkbar.
Kritik an meinem Verhalten ist auch noch manchmal schwer zu akzeptieren, auch wenn sie professionell vorgebracht wird.

Was machst du heute?
Ich muss mir einen Plan machen, sonst verläppert der Tag wieder. Unbedingt muss ich in meiner Wohnung die Aufräumaktion von letzter Woche zu Ende bringen, es liegt noch alles herum.
Zwei Begegnungen habe ich vor. Und für die übrige Zeit habe ich eine Vielzahl von Möglichkeiten, die alle besser sind als mich im Bett zu verkriechen.

Viele Grüße, deine Puk
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