Die "strahlende" Depression

Novembersonne
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Novembersonne »

Hallo allerseits,
ich bin ehrlich gesagt bisher davon ausgegangen, daß das Verstecken der eigenen Gefühle, diese Maskerade, das aufgesetzte Fröhlichsein eher das Übliche wären. Ich kenne eigentlich niemanden mit Depressionen, der nach außen hin wirklich zeigt, wie er sich fühlt. Wenn Feiern anstehen wird die Bude geputzt bis sie blinkt, Kuchen gebacken, Essen aufgefahren, man geht rechtzeitig duschen, ...

Hinterher gehen die Gäste nach Hause und alle fragen sich, wie so jemand wegen Depressionen verrentet werden konnte. Diese "strahlenden Depressionen" kenne ich genauso aus dem Bekannten-/ Verwandtenkreis wie auch von mir.

Ich sehe das im Prinzip ähnlich wie Blake und Cara. Eine Maske kann ganz nützlich sein. Ich muß auf Arbeit nicht unbedingt jedem zeigen, wie schlecht es mir wirklich geht. Ich muß nicht jeden Hinz und Kunz im Supermarkt runterputzen, weil gerade kein anderes Ventil zur Verfügung steht - obwohl das durchaus mal gut tun kann. ;-) Das ist aber gesellschaftlich einfach nicht so akzeptiert, da kann so eine Maske durchaus nützlich sein. (Übrigens ist für mein Dafürhalten so eine Maske auch durchaus bei "Gesunden" üblich. Die brauchen nur nicht so viel Kraft, um das Spiel aufrecht zu erhalten.)

Vermutlich ist die Kunst, einige (wenige) Menschen zu finden, bei denen man den Mut aufbringt, sie auch hinter die Maske blicken zu lassen. (Und auch das ist für die "vermeintlich Gesunden" nicht immer ganz einfach.)

Niemand kann das Erlebte ungeschehen machen, seien es Mißbrauchserfahrungen (ja, auch ich war betroffen), andere traumatische Erlebnisse (in der Kindheit), Mobbing, erzwungenes Starksein, der Glaube mit allem alleine klar kommen zu müssen, daraus resultierende Scham, ... Das Ziel muß sein, den Tätern/ den Erlebnissen nicht weiter Macht über das eigene Leben zu geben. Für die große Welt da draußen kann man ja gerne weiterhin "den Hampelmann" geben. Nur irgendwo sollte ab und an diese Maske fallen... Ja, das ist schwer - an diesem Punkt arbeite ich gerade. ;-)

Liebe Grüße,
Novembersonne
"Tief im Herbst drin liegt ein Neubeginn" (Herbert Grönemeyer, "November")
Katerle
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Katerle »

@ sunlight

Es tut mir leid, dass du ebenfalls solche schlimmen Erfahrungen in deiner Kindheit machen musstest, ich fühle mit dir, wie auch andere hier...

@ Novembersonne

Mir gelang es auch lange Zeit, diese Maske aufrechtzuerhalten und ja das brachte mir auf Arbeit viel Anerkennung und Wertschätzung durch andere Menschen. (war Krankenschwester). Und daheim ging es halt weiter, man bemüht sich, für die Familie da zu sein, alles gut zu machen. Und wenn dann noch Druck vom Partner kommt, läuft man Gefahr, sich zu überfordern. Irgendwann geht das alles über die eigenen Kräfte, man bricht zusammen.
Als ich dann berentet wurde, versuchten mich ein paar Leute aus meinem Umfeld weiter in die Ecke zu drängen. Ich war tief in der Angst drin. Meine SM und mein M. verstanden garnicht, dass ich berentet wurde und ich musste mich für alles rechtfertigen bzw. sie war neidisch und wollte mir ständig ein schlechtes Gewissen machen. Wenn man schon krank ist, dann kann man solche Attacken nicht noch gebrauchen, hat man ja so schon mit sich zu kämpfen durch die Krankheit. Das empfand ich also nicht als nützlich. Gut, da hatte ich auch nur noch 46 Kg. Mir gings echt schlecht..., hatte keine Kraft mehr und Angst, sterben zu müssen...

LG
Novembersonne
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Novembersonne »

Hallo Katerle,
darf ich ehrlich sein?
Katerle hat geschrieben:[...] verstanden garnicht, dass ich berentet wurde und ich musste mich für alles rechtfertigen bzw. sie war neidisch und wollte mir ständig ein schlechtes Gewissen machen. Wenn man schon krank ist, dann kann man solche Attacken nicht noch gebrauchen, hat man ja so schon mit sich zu kämpfen durch die Krankheit.
Das ist jetzt beileibe nicht persönlich gemeint. Und ich kann Dein Bemühen ja sooo gut verstehen. Aber mal ganz provokativ gefragt: Woher sollen denn unsere Mitmenschen wissen, wie es uns geht, wenn wir uns alle so gut verstellen, daß wir uns schon fast selber glauben könnten, es ginge uns gut?

Wenn ich bei dem verrenteten Bekannten bin, der stundelang in der Küche gestanden und tagelang das Haus geschrubbt haben muß, wenn ich mich stundenlang mit ihm relativ gut unterhalten konnte, wenn ich fragte wie es geht und als Antwort ein lapidares "Na wie soll es schon gehen?" kommt, bin ich nachher auch geneigt zu glauben, der "Falsche" wäre verrentet worden. Und das obwohl ich weiß, wie sich Depressionen auswirken können. Wie soll es denn dann den "Gesunden" gehen?

Wir können sicherlich nicht anders. Aber wir sollten.

Liebe Grüße,
Novembersonne
"Tief im Herbst drin liegt ein Neubeginn" (Herbert Grönemeyer, "November")
Katerle
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Katerle »

Ja novembersonne, damit liegst du auch nicht so falsch. Danke für deine Sichtweise. Nur als ich damals zusammengebrochen war, sah ich alles andere als gut aus (denn da konnte ich mich nicht mehr verstellen) und da hätte doch meinen Angehörigen auch mal ein Licht aufgehen müssen und nicht noch von mir zu erwarten, mit ihm zusammen ein Haus zu bauen, wo wir finanziell eh nicht gut dastanden. Gut ist ein anderes Thema. Jedenfalls sagte ich damals "NEIN" dazu und es wurde nicht ernstgenommen. Hauptsache das Haus stand. Wie es mir dabei ging, interessierte die nicht. Und mit der zusätzlichen Angst noch, dass es auch über die Kräfte meines M. ging... Die KInder brauchten mich doch auch noch, auch wenn ich krank war. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich damit überfordert, zusätzlich zu meiner Erkrankung... Ich musste ja weiter funktionieren, denn mein M. war ja von früh bis spät auf Arbeit, also lastete der Rest auf mir und das bestimmt auch nicht einfach für mich, das alles zu bewältigen... Ist auch nicht persönlich zu nehmen und sorry, dass ich etwas vom Thema abschweife.

Liebe Grüße
Bittchen65
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo zusammen,

mit strahlender Depression habe ich so meine Probleme.
Wenn ich richtig in der Krise bin ,strahlt bei mir nichts mehr. Dann kann ich nicht
putzen ,noch Besuch haben, noch strahle ich.
Nur wenn ich eine gut Phase habe,merkt man mir nicht viel an,
auch ich hoffe dann, jetzt kommt der Mist nicht wieder.
Bis jetzt habe ich mich geirrt.

Liebe Grüße Bittchen
Julia:0)
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Julia:0) »

Hallo Frau Rossi, (schöner Name ;-) )
FrauRossi hat geschrieben: Julia, ich habe den Test gemacht. 230 Punkte. Uiuiui.

Hochsensibel? Ja vielleicht.

Aber ganz ehrlich? Was würde es nützen wenn es jeder weiß? Wenn ich die Maske abnähme? Ich habe die Erfahrung gemacht dass niemand jemanden um sich haben will dem es dauerhaft schlecht geht. Da schweige ich doch lieber, lächle weiter und spare mir die Kränkung durch blöde Sprüche wie: "du hast auch immer irgendwas"
Interessant :-)
Dass du hochsensibel bist muss nicht jeder wissen - es wäre sogar fatal es jedem auf die Nase zu binden!
Ich habe es nur ganz wenigen Leuten erzählt:
https://hochsensibel1753.wordpress.com/ ... eberhaupt/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Zu wissen, hochsensibel zu sein, nützt primär erstmal dir selbst, dir alleine. Allein dieses Wissen und Bewusstsein führt zu einem gesünderen Selbstverständnis. Wenn man sich selbst so annimmt, wie man ist dann strahlt man das auch nach außen aus. Bei mir ist es so, dass es von Woche zu Woche besser wird - aber ich arbeite auch sehr an mir und ich höre immer besser auf meine eigenen Bedürfnisse. Nach außen hin ist es nicht wichtig, dass die anderen wissen, dass du hochsensibel bist, sondern welche Bedürfnisse du hast. Kommuniziere einfach mal deutlich deine Bedürfnisse, das macht echt etwas aus.

Ich habe noch etwas für dich:
https://www.youtube.com/watch?v=YXq_cJK ... e=youtu.be" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüße,
Julia
Wahrnehmungsstark? Detailverliebt? Zuviele Reize, die auf einen einströmen?
15-20% der Menschen sind hochsensibel. Mehr Infos dazu in meinem Hochsensibilitäts-Blog
Julia:0)
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Julia:0) »

Hallo Blake,
W_Blake hat geschrieben: In den Kreis der Hochsensiblen könnte ich mich laut Testergebnis (den Test hatte ich damals aufgrund des Threads zur Hochsensibilität gemacht) auch einreihen, aber ich weiß auch noch nicht so recht, was ich nun mit dieser Information anfangen soll. Und, ehrlich gesagt, halte ich mich selbst für alles andere als hochsensibel! Ich verhalte mich sehr oft sogar eher unsensibel, bin nicht selten ein unkonzentrierter Zuhörer … War dementsprechend überrascht, dass mein Testergebnis anders ausgefallen ist.

Herzliche Grüße
Blake
Hochsensibel sein bedeutet nicht das Gegenteil von unsensibel sein.
Wenn jemand hochsensibel ist, ist er erstmal einfach nur wahrnehmungsstark - er ist empfindsam, aber nicht empfindlich.

Was verstehst du unter Hochsensibilität?

Hochsensible Menschen nehmen Reize von außen (und innen) intensiver und tiefgründiger wahr als Normalsensible. Sie landen deshalb schneller in einer Art Überstimulation/Reizüberflutung, da sie pro Zeiteinheit viel mehr Informationen und Details wahrnehmen/verarbeiten müssen. Weiterhin sind Hochsensible sehr empathisch veranlagt und neigen auch zu mehr emotionalen Reaktionen, positiv als auch negativ. Sie können sich über die kleinste Kleinigkeit freuen, wenn sie von Herzen kommt – aber sie können sich auch in etwas hineinsteigern, wenn mal etwas nicht so läuft wie man es sich vorstellt. Das Abhaken vergangener Dinge fällt hochsensiblen Menschen schwerer. Weiterhin nehmen Hochsensible mehr über Ihre 5 Sinne wahr als die restlichen 80%, was Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Sehen angeht. Ich fühle mich z.B. schneller gestört durch irgendwelche leisen Geräusche oder auch Sirenen, bin sehr schreckhaft und erfreue mich auch an gutem Essen oder freue mich ganz tief drinnen, wenn ich schöne Musik höre oder ein schönes Bild betrachte.

Wenn ich selbst in der Überstimulation bin und mich jemand nervt, kann ich auch sehr unsensibel und rauh werden, da sich mein Körper erstmal von der Reizflut erholen möchte und ich nichts mehr weiteres aufnehmen kann ("das Fass ist voll").

Vielleicht bringt dir folgender Artikel etwas mehr Anhaltspunkte:
http://schrotundkorn.de/gesundheitwohlf ... sibel.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Viele Grüße,
Julia
Wahrnehmungsstark? Detailverliebt? Zuviele Reize, die auf einen einströmen?
15-20% der Menschen sind hochsensibel. Mehr Infos dazu in meinem Hochsensibilitäts-Blog
W_Blake
Beiträge: 184
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von W_Blake »

Liebe Julia,

was ich unter Hochsensibilität verstehe? Gute Frage! Obwohl es hier ja eigentlich das Thema verfehlt, versuche ich dennoch einmal indirekt zu antworten.

Jedenfalls finde ich mich in deiner Beschreibung nicht wieder:
Julia:0) hat geschrieben:Hochsensible Menschen nehmen Reize von außen (und innen) intensiver und tiefgründiger wahr als Normalsensible. Sie landen deshalb schneller in einer Art Überstimulation/Reizüberflutung, da sie pro Zeiteinheit viel mehr Informationen und Details wahrnehmen/verarbeiten müssen.
Kann ich nicht von mir behaupten: Ich nehme Reize von außen eher sehr gedämpft oder gefiltert wahr; vieles kommt vielleicht auch gar nicht bei mir an oder nur sehr unterbewusst. Ich kann mich i.d.R. sehr gut von äußeren Reizen abschotten und bekomme manchmal sogar weniger mit, als mir vielleicht lieb ist, weil ich so in meiner Gedankenwelt gefangen bin … Innere Reize nehme ich auch nicht wirklich gut wahr – oft weiß ich, ehrlich gesagt, gar nicht, was in mir vorgeht …
Julia:0) hat geschrieben:Weiterhin sind Hochsensible sehr empathisch veranlagt und neigen auch zu mehr emotionalen Reaktionen, positiv als auch negativ.
O.k., Empathie würde ich mir schon zuschreiben (wenn meine Antworten hier im Forum vielleicht auch nicht immer empathisch wirken), aber emotionale Reaktionen (insbesondere positive) sind bei mir sehr, sehr selten; ich bin emotional eher stark gehemmt (vielleicht manchmal mit der Ausnahme von Ärger und Wut).
Julia:0) hat geschrieben:Sie können sich über die kleinste Kleinigkeit freuen, wenn sie von Herzen kommt – aber sie können sich auch in etwas hineinsteigern, wenn mal etwas nicht so läuft wie man es sich vorstellt.
Nein zu ersterem, ja zu letzterem.
Julia:0) hat geschrieben:Das Abhaken vergangener Dinge fällt hochsensiblen Menschen schwerer.
Hm, weiß nicht genau, könnte möglicherweise zutreffen.
Julia:0) hat geschrieben:Weiterhin nehmen Hochsensible mehr über Ihre 5 Sinne wahr als die restlichen 80%, was Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Sehen angeht.
Woher soll ich das wissen?
Julia:0) hat geschrieben:Ich fühle mich z.B. schneller gestört durch irgendwelche leisen Geräusche oder auch Sirenen, bin sehr schreckhaft […]
Nein, nein und nein. O.k., die Anwesenheit von Menschen kann mich schon einmal tierisch nerven, wenn ich eigentlich meine Ruhe haben möchte.
Julia:0) hat geschrieben: […] und erfreue mich auch an gutem Essen oder freue mich ganz tief drinnen, wenn ich schöne Musik höre oder ein schönes Bild betrachte.
Das wiederum scheint mir auf jede/n zuzutreffen, die oder der gerne lecker isst bzw. Musik hört.

Ich hatte schon so eine vage Vorstellung von Hochsensibilität, die in die Richtung geht: Dinge gehen einem sehr nahe, hohe Aufmerksamkeit, niedrige Frustrationstoleranz usw., was ja nicht ganz so weit von deiner Charakerisierung weg ist.

Herzliche Grüße
Blake
sunlight69
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von sunlight69 »

Hallo Leute,

ich glaube dieser Thread entfernt sich mehr und mehr von dem Thema. Es geht hier nicht um Hochsensiblität. Auch für diejenigen, die meinen dass es die "strahlende Depression" nicht gibt stelle ich hier ein Zitat ein.

Eines der trügerischten und gefährlichsen Erscheinungsbilder (weil ein möglicher Selbstmord für die Umgebung völlig überraschend kommen kann) ist das der strahlenden Depression. Hienter einer alles andere als depressiv wirkenden, heitereren, extrovertieren und charamante Fassade verbirgt seich eine tiefe Depression. Sie äußert sich in Form einer immer lächelnden, zu strahlende Maske. Diese Menschen stecken (scheinbar noch) voller Energie, sind immer aktiv und erfolgreich, aber innerlich tief unglücklich und erschöpft. Weil sie ständig unter Erfolgszwang stehen, können sie sich gleichsam eine Depression nicht leisten. Das Aufrechterhalten dieser täuschenden Fassade kostet aber Engergie. Daher sind die Betroffenen immer in Gefahr drogne- und alkoholabhängig zu werden. In den USA wird Marilyn Monroe häufig für deser Erscheinungsbild als Beispiel genannt. Hier hat sich die Laienpresse in letzter Zeit vermehrt unter dem Begriff "Sisi-Syndrom" (nach der österreichischen Kaiserin Elisabeth damit befasst.
( Aus "Depression und Angst" von Prof. Dr. med Rudolf Meyendorf und Helga Kabza)

Liebe Grüße
Sunlight
Bittchen65
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe sunlight,

danke Für die Info,ich kenne zwar die Beispiele,aber ich habe das nie so gesehen.
Da läuft man sehr schnell in die Gefahr,zu denken: Was wissen die schon von Depression?
Das stelle ich mir auch schwierig bei Ärzten vor.
Ich bin die typische Depressive,das ist auch nicht leicht,aber dieses Strahlende aufrecht zu
erhalten,finde ich noch schwerer .

Alles Liebe Für dich sunlight und liebe Grüße Bittchen
Haferblues
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Haferblues »

Hallo ihr Lieben,

bei mir ist es so, dass ich z. B. im Job sowas wie ein Kostüm überziehe und dann die gewünschte Rolle spiele. Das ist manchmal sehr praktisch. Leider gelingt es mir dann oft bei Ärzten und Therapeuten nicht, das Kostüm auszuziehen und mich zu zeigen in meiner Armseligkeit. Dann denken die natürlich: was will die eigentlich von mir??

Ich hab mir oft gewünscht, ich könnte mal nen bühnenreifen Weinkrampf oder so hinlegen. Dann hätte mir mal einer geglaubt wie es mir geht. Aber nix. Ich hab kein einziges Mal in irgendeiener Therapie geweint. Geht einfach nicht.

In einer Gruppe höre ich mir die Geschichten der anderen an und fühle mich dazwischen deplaziert. Ich fühle auf einmal mein eigenes Elend gar nicht mehr und weiß nix zu sagen. Später fällt mir dann ein was ich hätte sagen könne. Bescheuert!!!

So ist das halt. Der Mensch an sich ist ziemlich merkwürdig. Ich auch.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
sunlight69
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Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von sunlight69 »

Haferblues hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,

bei mir ist es so, dass ich z. B. im Job sowas wie ein Kostüm überziehe und dann die gewünschte Rolle spiele. Das ist manchmal sehr praktisch. Leider gelingt es mir dann oft bei Ärzten und Therapeuten nicht, das Kostüm auszuziehen und mich zu zeigen in meiner Armseligkeit. Dann denken die natürlich: was will die eigentlich von mir??


Gruß Rifka
Hallo Haferblues,

genauso geht es mir auch.

Besonders bei den Gutachtern für die Rente ist das fatal, wenn ich nicht in der Lage bin mein "Kostüm" - wie du es nennst - auszuziehen.

Ich habe meine Thera mal gefragt, ob man das therapeutisch irgendwie ändern kann. Sie sagte mir, dass es aufgrund meines kindlichen Traumas wohl nicht ginge. Ich muss lernen damit umzugehen.

Gruß
Sunlight
Hurli
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Registriert: 9. Nov 2015, 15:30

Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Hurli »

Hallo zusammen,

Ich lese immer wieder etwas von Maske aufsetzen oder wie Haferblues es schrieb "Kostüm" das ist ein Begriff den ich nicht nutzen würde, denn eine Maske oder ein Kostüm kann man ablegen. Das Gelingt mir nicht, bei mir ist es eher eine Fassade von der ich rede und nur ganz wenige lasse ich hinter die Fassade schauen, eigentlich nur meine Frau. Auch ich wurde deshalb schon belächelt in Kliniken, und die ambulante Gruppenthera war für mich eigentlich dadurch total überflüssig. Habe zwar schön zu den aktiven Mitgliedern der Gruppe gezählt, aber von mir habe ich eigentlich nichts relevantes preis gegeben. Also 80 Std. für'n Allerwertesten.

Liebe Grüße Hurli
Handsan
Beiträge: 156
Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Die "strahlende" Depression

Beitrag von Handsan »

Hallo an alle,


diese äußere Fassade, alles wäre gut, kenne ich von früher gut von mir. Gott sei Dank konnte ich einiges davon abbauen.
Ich habe das mehr oder minder zum Selbstschutz gemacht. Ich wollte keine unangenehmen Emotionen. Denn die haben mir nicht geholfen meine Probleme zu bewältigen. Vielleicht hatte ich auch Angst vor ihnen, weil ich die Befürchtung hatte, dass sie kein Ende finden würden. Wenn ich tat, als ginge es mir gut, war das für mich hilfreicher. Ich wollte auch stark sein und anderen zeigen, dass ich mein Leben im Griff habe. Ich weiß nicht, ob das nur eine Erwartung an mich selbst war oder ob ich dachte, andere hätten diese Erwartung von mir.

Bei mir spielten/spielen jedenfalls viele kindlichen Muster eine Rolle. Zum Beispiel die eigene Meinung sagen zu dürfen und nicht gleich Angst zu haben, dass man mir den Kopf abreißt. Gefühle haben und zeigen zu dürfen. Einfach auch sagen zu können, dass ich etwas nicht will oder keine Lust habe und dass das vollkommen in Ordnung ist.

Ehrlich gesagt finde ich es heute schrecklich, dass so viel "altes" bei mir am Werken war und ist. Ich konnte früher überhaupt nicht sehen, dass meine Vergangenheit mit meiner Depression zu tun hat. Und heute schlage ich mir sprichwörtlich vor die Stirn, weil es doch so offensichtlich ist. Wahrscheinlich war das auch eine Art Selbstschutz. Wie die Büchse der Pandora. Einmal offen ... Auch wenn in meiner Vergangenheit nicht die eine Ursache existiert. Es sind einfach Muster, die ich früh gelernt habe. Damals hilfreich, heute nicht. Damals war die "heile Welt Fassade" und "ich kriege alles alleine hin" lebenswichtig.

Ich bewundere Menschen, die authentisch sind oder sein können. Die zu sich selbst stehen können. Denn das will ich auch können.


Liebe Grüße
Handsan
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