der langsame Abschied ist nun endgültig

malu60
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von malu60 »

[/bHallo liebe Selea,
so schade,was da grade bei Dir im Thread passiert.

Ich hab mich etwas aus dem Thema zurück gezogen,
manchmal tut es mir nicht gut,weil ich a)bei Mutter zu jung war
und b)bei meinem Vater null Beziehung beiderseits war,leider ein
ganzes Leben lang.Zwei meiner Brüder rissen sich darum.Einer wohnte
gar im Haus,trotz Ehefrau im Süden .Dann ist unter 4 Geschwistern weder
Liebe noch Vertrauen und es ging auch überwiegend um Geld.Vater wurde etwas abgeschottet!?

Deshalb hab ich alles gerne den Superbrüdern überlassen.Die hatten zwar die gleiche"Scheiß-familie aber haben alle 3 Frauen.Ich,alleine hab null Schwierigkeiten,mit dem Tod meines Vaters, er ist mit 92J friedlich eingeschlafen.Ich hab schon lange meinen Frieden mit Ihm....Was mich aber immer wieder mit nimmt,ist ,dass es nicht möglich war für mich,die Hand meiner Eltern bei Ihrem letzten Gang zu halten.

Ich hab sogar als 16jährige im Altenheim Sterbende gesehen und mich zu Ihnen gesetzt,ich kann sowas.....aber bei meinem Vater wäre es eine Show für mich gewesen,oder ich war einfach zu feige und wäre vielleicht aufgebrochen und nicht mehr zu halten gewesen.Die Wunde des ungeliebten Kindes wurde so nicht angekratzt.(Das muss nochmal in meine Therapie)

Und dies ist mein Problem bei der Sache.Die Gefühle,ich weine dann still um mich,um diesen
Sch..start in mein Leben und das schnelle ,aber emotionslose, einsame Sterben meiner Eltern.

Wir sind dadurch eine eiskalte Familie.durch,s Erben Null Kontakt mehr.....(Hätte bei Besuch beim Notar verhindert werden können.......

Wenn ich bei Dir lese,denk ich sehr schlecht über mich.
Ich hab mich weder verantwortlich gefühlt,noch hat mein Vater jemals nach mir gefragt
.

Ich habe ihn Zum 85 besucht,am Tag später,alleine,mit viel Angst im Bauch.Er hat höflich und distanziert reagiert,doch er war nicht richtig da,hat er mich überhaupt erkannt? er war leicht dement laut Bruder.


Liebe Selea,tut mir leid,dass ich jetzt nur von mir erzält hab,aber Du weißt,dass ich bei Dir mit
fühle,zumal Du wie du mit Allem Alleine sind.Da hast Du so Recht,mit dem was wir alles stemmen..........Behörden.Garten Reparaturen,auch leider Essen Geniessen.....
Wer mit Partner lebt hat immer zu mindest einen zweiten Kopf,der mitdenkt und günstigstenfalls ein liebendes Herz,dass mitfühlt........Dies nichteinseitig,is klar ist auch zu geben........

Schlammschlacht ist so unnötig,soviele sind an Deiner Seite Selea,warum kann Dich da diese andere Sicht so treffen?! Glaubst Du wirklich da will Dir einer an die Karre pinkeln?

Was und wer mich beleidigt bestimme ich,ist mein Leitspruch.
Euer Geplänkel stört doch nur Deinen wertvollen Thread,Sein lassen ignorieren ist meist die bessere Alternative,Du stehst doch dadrüber. Es grüßt Dich,malu
Leben ist mehr
Czarek
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Czarek »

:hello:
Zuletzt geändert von Czarek am 1. Feb 2017, 21:37, insgesamt 1-mal geändert.
"Liebe Dich selbst - dann können die andere Dich gern haben"
(Hirschhausen)
Jamba
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Jamba »

Hallo,

Ich stimme czarek zu, genau das sind in etwa auch meine Gedanken.

Ich lese hier weiter still mit, schreiben geht momentan schwer. Das Thema "Langsamer Abschied" ist in meinem Leben gerade sehr präsent geworden, schnell und unerwartet.

Liebe Grüße und stresst euch nicht so rein.
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Sonnenblume14
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Guten Abend,

mein erster Gedanke, als ich heute die Beiträge las, was: "Ooooch nööö, mal etwas gelassener bitte." Lasst das bitte nicht zu einem Kampf miteinander werden. Ihr fühlt euch mißverstanden, dabei haben beide ein bißchen recht.
@Selea: Die Belastung, die du zur Zeit trägst, tragen musst, äußert sich sicherlich nicht nur in der Fahrt- und Aufenthaltszeit bei deiner Mutter - hinzu kommt ja der leidige Papierkram und alles, was drumherum geregelt werden muss.
Andererseits kann ich auch @haferblues Einwand nachvollziehen. Du bräuchtest dringend etwas, das dich aufbaut, das dir zeigt, dass das Leben selbst in Krisenzeiten schöne Seiten hat. Klar, das ist graue Theorie und leichter gesagt als getan. Wer hat schon Lust auf Party, wenn er einfach nur erschöpft ist.
Aber manchmal hilft da Überwindung.

Nachdenkliche Grüße
Sonnenblume

N.S. ich fände es sehr schade, wenn diesr Thread geschlossen würde, denn ich glaube, nicht nur ich habe darin viel für mich selbst gefunden.
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend ihr alle.

Boah, ist mir übel gerade.
Muss gerade wegen der Bronchitis, der Stimmbandentzündung und der Luftröhrenentzündung zur Dauermedikation noch weitere Medis nehmen.
Ein weiteres Anti_Asthmatikum. Ein super Spray, der heute am 3. Tag endlich die gewünschte Wirkung zeigt.
Kein Rasseln und Giemen mehr beim Atmen. Endlich wieder mehr Luft zum Atmen.


Nebenwirkung 2er Medis ist_Übelkeit. Bei der NW Übelkeit schreie ich immer "HURRAAAH".
Ist das übel, im wahrsten Sinne des Wortes :roll:

Liebe malu :)
Weißt du, dass ich ganz viele deiner Beiträge sehr sehr interessiert lese?
Oft wollte ich in den letzten Tagen etwas dazu schreiben, aber, irgendwie bin ich zu "down".

Ich empfinde mit dir eine ungemeine Ähnlichkeit. So, wie wir leben, mit den Ansichten, mit der "frauenbewegten" Zeit, mit der "gewissen" Unangepasstheit.
Parallel mit der Fähigkeit Emotionen zu haben, die auch zu leben. Trotz Nackenschlägen des Lebens und Depressionen.
Also lebendig zu sein.

Es gibt ja so unterschiedliche Formen der Depression. Bei Etlichen hier von uns ist es eine Emotionslosigkeit, Starre, als Symptom.
Es gibt aber auch andere Formen. Wo vielleicht die Erschöpfung im Vordergrund steht, die innere Anspannung und Unruhe, Schlafstörungen.
Die agitierte Form eben.

Es tut mir Leid, was du von deiner Familie schreibst. Es könnte meine sein.
Und vorallem finde ich es schade, wenn du durch meine Berichte ein schlechtes Gewissen bekommst.
Vielem, was leidlich gut rüberkommt, ist ein jahrelanges inneres und äußeres Ringen vorangegangen.
Ich will nicht in Kälte und Hass erstarren.
Ich will nicht.

Auch ich denke oft. Wie wäre dein Leben eigentlich verlaufen, Selea, wenn du einen viel besseren Start ins Leben gehabt hättest.
Die Wunde der Ungeliebten, schreibst du, liebe malu.
Die pocht auch bei mir immer wieder.


Liebe Czarek ;) :)
Danke für deine ehrlichen Worte.
Und du weißt :) , ich schätze deine Meinung sehr.


Liebe Jamba :) auch dich lese ich immer. Und habe NICHT die KRAFT gehabt, dir zu antworten.
Auf die Situation im Krankenhaus mit deinem Großvater.
Du bist NICHT herzlos. Du hast noch soviel Herz, ihn besuchen zu gehen, es an dich ranzulassen,
wie krank , alt und hilflos er geworden ist.
Und es geht dir ans Herz, wie Mädchen_und letztlich frauenverachtend er in seinem Leben war.

Es ist einfach diese alte Generation. Frauen waren definitiv weniger Wert als Männer.
Mädchen weniger Wert als Jungen, noch in meiner Kindheit war das so.
Dein Großvater ist ganz einfach ein Mensch seiner Zeit. Da dachte Mensch so.

Ich bin so froh, in einer Zeit zu leben, jetzt als erwachsene und ältere Frau, eine Zeit, die Frauen ungemein viel Spielraum lässt.
Spielraum außerhalb von Familie, Küche und eigenen Kindern.

Euch jüngeren Frauen, also ü oder u30, ist vielleicht gar nicht bewusst, wie restriktiv das Frauenleben
noch in der Generation meiner Mutter war, und auch noch bei uns als jungen Frauen.
Ein uneheliches Kind war die größte Scham. Verheiratet musste Frau sein.
Eine Scheidung galt als Versagen und unter kirchlichen Augen als Todsünde.
Eine Alleinstehende Frau galt nichts, die war ein Blaustrumpf, hat keinen abgekriegt, an der musste was komisch sein. *lach* auch wenn diese Frau erfolgreich als Medizinerin, in der Forschung oder als Lehrperson arbeitete.
Die ewig alte Bestimmung der 3 Ks.

Jamba, du bibberst jetzt ein wenig wegen der Reha. Das ist verständlich. Kommt Neues auf dich zu.
Aber gerade jetzt, wo auch so ein Abschied ansteht bei dir, und mit all den neuen Aufgaben mit deiner Tochter, gerade jetzt kann es gut sein, aufzutanken, neue Gesichtspunkte zu entwickeln.
Ich freu mich für dich, und ich bin gespannt, was du uns berichten wirst.
Alles Gute.

Liebes Sonnenblümchen. :)
Dich bewundere ich still ein wenig. Immer wieder.
Deine Wiedereingliederung hast du hingekriegt . Ich meine nicht mehr, aber das ist eine lange und andere Geschichte.
Und dir geht es oft gut. Trotzdem ist dir bewusst, dass es da mal Depressionen gegeben hat, und du nicht vor erneuten Einbrüchen des Lebens gefeit bist.
Ich bewundere dich auch still dafür, wie sehr du dich für alle möglichen Menschen hier im Forum einsetzt. Ich lese auch dich fast immer. :)

Und hallo Rifka.
Auch du hast meinen großen Respekt dafür, wie du dich aus dem größten Kindheits_Dreck selber herausgezogen hast, einen Beruf erlernt hast, lange auch tapfer darin ausgehalten hast.
Wir haben uns ja intensiv darüber ausgetauscht.
Dass es dadurch eine ungemein raue Schale gibt, das weiß ich.
Trotzdem, bitte respektiere meine Entscheidung. :)


Das ganze Frühjahr und den ganzen Sommer war ich auch noch oft wohlgemut.
Ungemein belastet, aber auch gewillt, auch mein Leben ein wenig zu genießen.
Und ich war der festen Meinung, ich kriege das hin, meiner Mutter das Händchen zu halten
in der Endzeit.
Und seit dem letzten Krankenhausaufenthalt jetzt im September kann ich einfach nicht mehr.
Ich kann nicht.
Es ist zuviel , ein Fass ist übergelaufen.


Soweit meine Abendgedanken.
Danke, das ihr mir beisteht.
Selea
malu60
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von malu60 »

Liebe Selea,danke für Deine Rückmeldung,es freut mich sehr,zumal ich Dich sehr schätze.
Schön,dass wir wieder respektvoll miteinander sind,dieser Thread hat Tiefe und ist für
mich sehr hilfreich.......Komisch,ich kann nicht gut Streitschreiben aushalten!!!!??
??
Liebe Jamba,Dass Du bei Opa warst,ist wie ein Realitätsscheck.Ich hab mir auch so sehr gewünscht,dass Vater im Alter milder würde.Er hat dieses Sybirien als 20j.mit langer
Gefangenschaft überlebt,meinte Gym.wär nicht nötig bin ja das Mädel.Da war Mutter
klasse,aus unserer Fam. bin ich allein da hin.Brüder nur Volksschule,stehen heute aber berufl.top da. Heute undenkbar ( Hauptschüler heute leider oft Harz 4)

Liebe Jamba ich wünsch Dir eine gute,erkenntnisreiche Zeit.Dieser Abstand wird Dir noch mal aufzeigen,wie sehr Du Deine Lieben zu Hause vermisst,wie gut Dein Leben doch ist........
Wenn ich von Dir lese,denke ich,dass Du sehr achtsam bist und vieles schon in der richtigen Bahn läuft,wenn ich das so sagen darf......Alles Liebe für Euch Malu
Leben ist mehr
Sonnenblume14
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

danke für die netten Worte. Ja, ich habe die Wiedereingliederung geschafft und darauf bin ich auch stolz. Ab einem gewissen Punkt hilft Durchbeißen. Ich bin dankbar für mein Tagebuch, es zeigt mir immer wieder auf, wie SEHR ich unten war. Vorstellen kann ich mir das heute nicht mehr, weil ich auch irgendwie -gelebt- habe. Es ist momentan so eine Mischung aus Dankbarkeit für diese Erfahrung, denn so schlecht es mir ging, dieses Jahr hat mich sehr viel weiter gebracht, es gibt mir Verständnis für die Menschen, denen Grenzen gesetzt sind. Ich achte nicht nur auf mich, sondern bemühe mich, diese Erfahrungen auch an die Umwelt weiterzugeben. Es hat alles seinen Sinn - vielleicht kann ich Euch das irgendwie ein weenig vermitteln.

Liebe Selea, ich höre immer noch ein wenig Hadern aus deinen Zeilen. Dieses Annehmen einer Situation, gerade wenn sie mit einer -vermeintlichen!- Schwäche einhergeht,ist immer sehr schwer. Ich kann leicht sagen: gesteh dir das zu! Das Innere, eben das nicht-bewußt-beeinflußbare muss das abnicken. Das ist schwer.

Die Zeit zieht sich, Du kommst nicht wirklich zur Ruhe. Es ist doch kein Wunder, dass es dir schlechter geht als im Frühjahr. Diese Zeit, dieser Einsatz zehrt diene Kräfte auf, du gibst mehr als du nimmst, kannst keinen Ausgleich schaffen. Deine Beschwerden sehe ich als Warnsignale - Dein Körper zeigt dir Grenzen auf. Am Ende ist er der Stärkere, er kann dich in die Knie zwingen, bitte denk daran.
Deine Mutter ist umsorgt, es gibt MEnschen, die dich benachrichtigen, wenn sich irgendwas verändert. Bitte denk etwas mehr an dich selber - suche dir Ausgleiche. Vielleicht sprich einfach mal in einer Klinik vor, schildere die Situation und welche Möglichkeiten es evtl gibt.

Oder schau, ob du ein günstiges Bahnticket bekommst und reise mal für ein paar Tage ans Meer. Einfach raus. Ich war nur eine Woche in Dänemark - sie hat sOO geholfen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

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Kaschtin
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Kaschtin »

Hi ihr,

Will auch mal meinen Senf dazugeben. Ich bin der Auffassung es muss doch jeder mit. Sich selber ausmachen ob er einen sterbenden auf seinem letzten Weg begleitet und wie lange er das wenn er es macht auch durchhält. Grade bei den Eltern weiß man doch auch in der Regel wie sie diesem Thema gegenüberstehen , aus Gesprächen grade wenn sie älter sind und es abzusehen ist. Jeder Außenstehende hat sich da kein Urteil drüber zu erlauben weil es für jeden ein anderes "das ist für mich richtig" gibt.
Und ich weiß wovon ich rede habe keine Eltern oder Großeltern mehr und auch ein Bruder hat sich verabschiedet. Alle verschiedenen Alters beim Ableben und jedesmal anders aber jedesmal okay für mich selber.

Wollt ich nur mal loswerden keiner brauch ein schlechtes Gewissen haben egal wie er sich entscheidet und damit umgeht.


Gruß kaschtin
Jamba
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Jamba »

Guten Abend,

danke für eure Wünsche und Gedanken, es tut sehr gut!
Heute war ich mit meinen Eltern und meiner Tochter bei meinen Großeltern. Opa ist inzwischen wieder daheim vom KH. Habe überlegt, ob ich die Kleine mitnehmen soll, aber sie bekommt ja auch mit, dass es in der Familie momentan das große Thema ist und sie spricht öfter vom Uri als vorher. Wobei das Verhältnis nie sonderlich eng war.

Als meine Tochter noch klein war, ging es mir mit den Besuchen drüben immer schlecht. Schon Tage davor hat es mich gegraust, wenn ich wusste, ich muss wieder hin. Was für eine Kränkung wird dieses Mal von ihm kommen? Wird er es bei meinem Kind auch so machen?
Jedenfalls, mal wieder erstaunlich, der siebte Sinn von Kindern: Meine Tochter hat, sobald wir in der Wohnung waren, geweint, gezetert, gejammert. Und sie war sonst immer SEHR umgänglich und ruhig. Sie hat meine Anspannung immer gespürt und dementsprechend reagiert.
Hatte ich natürlich dann einen Grund, nie lange zu bleiben und gleich wieder zu gehen ;)

Es war dann heute okay. Er sieht sehr schlecht aus, blass und eingefallen, aber er hat nicht gejammert und nicht geheult. Er saß auch mit uns am Tisch und lag nicht im Bett. Es war fast wie immer, er hat seinen selben, alten Schmarrn wie immer erzählt :roll:

Also, ich habs überstanden. Ich fühle mich generell etwas besser, aber bin froh, wenn die Reha losgeht und diese Anspannung weg ist. Vier Tage noch...

Ganz liebe Grüße an euch alle!

Jamba

@ Malu: Ganz ganz vielen Dank für das schöne Kompliment!
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo Ihr alle.


:) malu, :) Sonnenblume :) kaschtin und :) Jamba

Ich finde, kaschtin :) hat es auf den Punkt gebracht.
Jeder Abschied IST anders. Und dabei gibt es kein RICHTIG ODER FALSCH.

Wer in der Todesstunde kein Händchen halten kann oder will. Kann oder will eben nicht.
Wer Jemanden wie lange und wie oft begleitet, ist Angelegenheit des Begleitenden.
Und wer ein Elternteil eben bis über den Tod hinaus hasst oder verachtet oder gleichgültig ist,
darf das auch sein.
Und muss auch nicht zur Beerdigung gehen.

Unsere Lebenswege und Einstellungen sind so unterschiedlich wie eben auch der Umgang mit Abschieden.

Malu :) es betrübt mich so, dass du aufgrund meines Threads soviel über deine Eltern nachdenken musst, und irgendwie traurig bist. Ich will dich nicht triggern.

Sonnenblümchen :) sagt wieder soviel Weises zu mir. :roll:

Nach 2 erschöpften Wochen, konnte ich gestern doch meine Mutter besuchen fahren.
Ich glaube, ich fürchtete, wenn sie jetzt wieder ins Krankenhaus geht, dass das dann ihre letzten Tage sind.
Ich ich wollte sie unbedingt noch einmal in ihrer Umgebung im Pflegeheim besuchen.
War gut so.

Leider weiterer Abbau. Die Pflegerinnen warnten mich, ich solle nicht erschrecken, meine Mutter habe Wassereinlagerungen im Gesicht und in den Beinen. Allerdings nicht so schlimm, dass man den Notarzt habe holen müssen.
Eine Pflegerin sagte, tja, wenn das Herz halt nicht mehr mitmacht.
Erschreckend war es nicht. So war ihr so eingefallenes Gesicht ein wenig aufgepolstert, und sie sah fast hübsch aus.
Ich war dann fast 3 Stunden bei ihr.
Hab auch mit ihr zu Mittag gegessen, sie kann fast nicht mehr alleine essen, die Hände zitterten ihr.
Sooooo traurig.

Aber sie war wieder reichlich böse zu mir. So wie immer. Ich bin nur wichtig für den Süßigkeiten_Nachschub und einfach Dasein. Kein einziger freundlicher Blick oder kein freundliches Wort zu mir, wie gehabt.
Ich kenne es.
Das was ich von ihr nicht bekomme, bekomme ich von ihren Tischnachbarinnen, die Eine genauso dement wie meine Mutter, aber sooo lieb.
Wie die sich immer freut, wenn sie mich sieht.
Und die Andere, 100 !!! Jahre alt, und wenig dement sagte gestern, ach, Frau Selea, es ist immer so schön, wenn sie da sind.

Gestern dachte ich immer wieder, sie hört jetzt auf zu atmen.
Und ich hätte es ausgehalten, wenn sie in meinem Beisein gestorben wäre.
Gestern hätte ich es ausgehalten.
Die Nachmittagssonne schien wunderbar warm in ihr Appartement. Sie rollerte ein klein wenig darin herum.
Und irgendwie habe ich mich gefreut, und war noch einmal so stolz auf mich, wie umsichtig, schön und klug ich ihr das eingerichtet habe, vor fast 2Jahren, mit den Sachen aus dem Betreuten Wohnen.
Auch war alles so schön aufgeräumt, sie selber ganz toll gepflegt.
Also_____die machen schon was, im Pflegeheim.

Anscheinend war wohl sehr gut, dass ich diesen Brief an die Regressabteilung der BEK geschrieben habe, ich hatte den Eindruck, es hat allen gut getan.
Man war sehr sehr freundlich zu mir.


Vorhin dann im Krankenhaus angerufen. Leider gibt es noch Nichts Neues.
Der Dr. S., der meiner Mutter operiert und behandelt hatte, kommt erst morgen wieder.
Dann morgen kann ich um die Mittagszeit anrufen, und wir entscheiden, wie wir vorangehen.

Mein Bruder sagt jetzt seit Tagen, tja, Selli, WARTEN und AUSHALTEN ist jetzt angesagt.

Ich fürchte bei einer erneuten OP, dass ihr Herz schon bei der Beruhigungsspritze aufhört zu schlagen.

Heute bin ich auch relativ gefasst und ruhig. Klar hab ich Magenschmerzen und ich mache keine Freudensprünge.

Wohnung ist in Schuss, werde nachher noch kochen.

Plane meine Adventsdekoration in Treppenhaus und auf dem Balkon.
Hab ein paar Sachen dafür neu gekauft vorhin, in dem Geschäft ist eine neue flotte Geschäftsführerin, die mich auf meine tolle Brille ansprach. So kamen 2 ältere aber sehr flotte und modische Ladies ins Gespräch, über FrauSein, Mode, Männer etc.
Da gerade nichts los war in dem Laden, war das einfach nur super.

Leider muss ich meine morgige Wanderung und Einkehren mit einer meiner Lieblingsfreundinnen absagen. Da ich ja erst gegen Mittag im Klinikum anrufen kann, und dann halt auch da sein muss, je nachdem, wie entschieden wird. OP oder oder oder......

Liebe Jamba :) ich wünsche dir eine erfolgreiche Reha.
Wenn du magst, lass mal von dir hören.
Ich bin neugierig.


Herzliche Grüße
einer nachdenklichen
Selea, die einigermaßen stabil ist, den Umständen entsprechend.
Sonnenblume14
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

den Beitrag solltest du dir ausdrucken und einrahmen. Er wirkt so ausgeglichen, in einer schweren Zeit zeigt er die kleinen schönen Dinge im Leben auf.

Weißt du, ich schreibs mal offen und ehrlich: Wenn deine Mutter bei der Beruhigungsspritze einschläft, dann ist es eben so. Niemand kann das beeinflussen - Ja, in einem sonnendurchfluteten Zimmer einfach hinüberdämmern ... ich glaube, das ist für uns alle eine schöne Vorstellung. Das hätte auch in dir eine friedliche Stimmung gemacht.
Das "Böse", das du beschreibst ... du bist darüber von kindheitstagen her verletzt. Jedes Wort ist ein kleiner Nadelstich, völlig klar. Aber ist deine Mutter überhaupt noch in der Gegenwart? Du hörst von allen Seiten Positives, nimm das einfach für dich an. Womöglich ist die "Bosheit" deiner Mutter eine Form, mit irgendetwas umzugehen - Neid auf ein Leben, das sie nicht hat? Hadern mit dem lebensende, mit dem Leben an sich? Du weißt, du kannst sie jetzt sowieso nicht mehr ändern - arbeite an dir und versuche, sie auch in ihren letzten Tagen, Wochen oder Monaten so zu nehmen wie sie ist. Etwas mehr Gelassenheit - auch wenn sich das aus der Ferne sehr leicht sagt.

Ihr habt so recht: einen "richtigen" Abschied gibt es nicht. Mich macht das oft sehr nachdenklich. Ist plötzlich besser? Wenn vieles Ungesagt bleibt? Oder schleichend, wenn man die Zeit miteinander noch hat, diese aber enorm belastend ist? Eines ist aber klar: das eigene Verhalten muss man später vor sich selber rechtfertigen. Man selber muss in den Spiegel schauen können. Und dazu gehört auch, Gefühle öfter mal auszusprechen. Vergessen wir - das schließe ich mich mit ein - leider zu häufig.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Meine liebe Sonnenblume.

Du hast es mal in einem andren Beitrag an mich geschrieben, dass du uns als Seelenverwandte empfindest.

Mir geht es ja da ganz ähnlich. :)

Gerade jetzt in diesem letzten Post an mich drückt sich das wieder aus.

Ich verzichte mal aufs Zitieren.

Du schreibst
Mensch müsse sich, mit allem, was man tut oder unterlässt, noch in den Spiegel gucken können.

Eine schöne Redewendung.

Aber das ist auch mein Credo, meine Einstellung.

Das ist auch die Rückmeldung vieler Menschen an mich. Dass man sich wohl sehr mit mir streiten könne, dürfe. Aber ich eigentlich so gut wie nie unter die Gürtellinie gehen würde.
Und ich sei ein sehr zugewandter Mensch.

Das ist in der Tat bei mir so.


Dieses Differenzieren habe ich in meinen diversen Psychotherapien gelernt.
Auch der Andere hat doch ein Schicksal eine Meinung, vielleicht so fern ab von mir.


Mit meinem Bruder bin ich mir tatsächlich einig, was unsere Mutter anbelangt. Unsere Mutter, _____ein schwieriger Mensch_____von der Psychose habe ich in vielen Threads erzählt.
Sie hat uns allen in ihrer Krankheit wirklich viel angetan.

Aber______nun in den letzten 15 Jahren-----immer mehr abbauend____da soll man dann so ein hilfloses Greislein verrecken lassen. Aus alter Rachsucht. Aus Erlittenem vor 50, 60 Jahren.
Wenn ich meine, einigermaßen im Reinen zu sein mit meiner Mutter, dann ist das NICHT eine ABSOLUTE ABSOLUTION.

Aber so gehe ich auch mit ehemaligen Partnern um.
Für mich sind die Menschen , von denen ich mich verabschiedet habe, oder die sich von mir.
Für mich sind diese Menschen nie die reinen Antichristen.

Es geht eher um Unvereinbares oder Unauflösbares.

Ja. Sonnenblume.
Dieses verunglückte Verhältnis mit meiner Mutter. Welche Ursachen mag es haben.
Tatsächlich auch Neid.
Neid auf mein Leben in einer anderen Generation.
Aber der Hass und der Zorn auf mich war von ihrer Seite ja schon immer da.
Sie liebte es, andere Menschen schlecht zu behandeln.

Oft Therapie_Thema.

Und, liebe Sonnenblume , du sprichst es aus.
Ich :roll: verzichte wieder aufs Zitieren.

Sollte meine Mutter im Krankenhaus bei der Beruhigungsspritze vor der OP sterben, dann ist es so.
Nicht auf alles habe ich einen Einfluss, auch wenn ich es gerne hätte. :roll:

Würde sie in ihrem Appartement lichtumflutet und geborgen dahindämmernd sterben.
Es wäre für mich und auch für sie erleichternd.

Für sie, weil______würde sie kurz aufwachen, es wären immer ihr bekannte Personen im Raum, das Pflegepersonal, die von ihr heißgeliebten und in realitas wirklich sympathischen Raumpflegerinnen , ich , mein Bruder.

Und auch ich , würde sie im Pflegeheim sterben, würde Zuwendung bekommen, eine Umarmung, ein paar Worte.


Und Sterben im Krankenhaus, Prä_operal??????

Nein, die Ärzte sind KEINE Unmenschen. Auch die Krankenschwestern nicht.
Aber es wäre alles nichts Vertrautes.
Da würde dich keiner umarmen.

Es ist und bleibt eines der schwersten Gänge eines Lebens, Menschen in den Tod zu verabschieden.



Im Moment bin ich ausreichend gefestigt.


Viele. Viele Gedanken.
Novembergedanken aus aktuellem Anlass.
Selea
akinom53
Beiträge: 319
Registriert: 2. Mär 2015, 23:41

Re: der langsame Abschied

Beitrag von akinom53 »

Liebe Selea,
ich habe lange nichts geschrieben, da ich in einer Klinik war, von dort aus keinen Internetzugang haben durfte.
Ich kann deine Situation gut verstehen. Jeder Abschied von der Mutter ist schwer, egal ob man gutes oder schlechtes mit ihr erlebt hat.
Es bleibt deine Mutter , die dir das Leben geschenkt hat,ohne sie wärst du nicht auf dieser Welt.
Meine Mutter hat nicht gerade viel für mich getan und Dinge zugelassen, die sie hätte verhindern können.
Während meines Klinikaufenthaltes habe ich intensiv, auch mit Famileinstellen, versucht dies für mich und meine Mutter aufzuarbeiten, um damit in Frieden abzuschließen. Es war harte Arbeit , hat mich fast an meine Belastungsgrenze gebracht. Doch ich bin froh, dass ich es getan habe.
Weißt du warum, eine Woche nachdem ich damit fertig war, mich vor der Würde meiner Mutter verbeugen konnte, ist meine Mutter weit entfernt von mir eingeschlafen. Unglaublich aber wahr ist, der Lebensgefährte von ihr, hat uns mitgeteilt, dass meine Mutter noch nie so einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht hatte, wie in dem Moment des Ablebens. Es zeigt mir, es hat sich für mich gelohnt, meiner Mutter zu verzeihen.
Natürlich hat es mich getroffen, denn ich wollte doch noch mal persönlich mit ihr reden. Doch der Umgang mit ihrem Tod ist mir dadurch besser gelungen.
Also, jeder sollte für sich entscheiden, wie er seiner Mutter hilft und umgeht, aber auch das braucht Zeit und Geduld. Du zeigst Größe und verdienst Achtung wie du dich um deine Mutter kümmerst, was danach ist, steht auf einen anderen Blatt, jetzt braucht deine Mutter dich und ich finde es richtig wie du dich verhälst.
Aber auch diejenigen, die es aus verschiedenen Gründe nicht schaffen, verurteile ich nicht.
Ich wünsche dir Kraft

LG akinom
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Liebe aki (Monika).

Wie schön von dir zu lesen. :)

Und von diesem Klinikaufenthalt, mit Familienaufstellungen, und wieviel es dir gebracht hat.
Wärst du so lieb, mir mal den Namen dieser Klinik zukommen zu lassen, gerne via PN.
Wie du gelesen haben magst, gehe ich eventuell nach dem Ableben meiner Mutter in eine Klinik.
Ich hab da schon 2 Anschriften, mit denen ich liebäugle.
Beides von Ärztinnen empfohlen.

Mich berührt sehr, was du von der Behandlung dort schreibst. Ich kenne Familienaufstellen aus Bad Herrenalb. Das ist aber lange, lange her, und damals habe ich nicht meine Ursprungsfamilie aufgestellt. War nicht dran.

Aber du schreibst, dass man eh nicht weiß, was nach einem Todesfall dann ist.
Das alles kann ich dann danach erst entscheiden.

Anderes steht jetzt an. Vielen Dank, dass du mir soviel Respekt zollst.
Vielleicht hat ja alles, wie wir so vorangehen, einen ganz tiefen Sinn.

Schön, dass du wieder da bist, dabei bist und uns Anteilnehmen lässt an deiner Entwicklung.

Das mit dem Ableben deiner Mutter tut mir sehr Leid.
Wenn du deinen Umgang damit finden konntest, dann ist das sehr sehr viel.


Herzlich
Selea
akinom53
Beiträge: 319
Registriert: 2. Mär 2015, 23:41

Re: der langsame Abschied

Beitrag von akinom53 »

Liebe Selea,

ich habe dir eine PN geschickt.

Aki
johanna73
Beiträge: 293
Registriert: 11. Okt 2011, 20:22

Re: der langsame Abschied

Beitrag von johanna73 »

Ihr Lieben, war einige Tage nicht im Forum, weil verschiedene Parallelwelten mich gefangen hatten. Lese nun mit Bestürzung, dass der Ton hier teilweise etwas rau geworden ist.

Ich möchte gar nicht groß meinen Senf dazu geben - nur sagen, dass ich schon im real life erfahre, wie verschieden Wahrnehmungen einer Situation sind. Momentan ist das auch, was den Zustand meiner Mutter angeht, extrem der Fall. Auch Ärzte erzählen verschiedene Dinge und haben verschiedene Pläne. Und das bestimmt nicht, weil einige Ärzte oder Menschen besser oder schlechter qualifiziert sind oder was auch immer, sondern weil bestimmte Situationen, gerade im Bereich Pflege, Krankenhaus, Sterbebegleitung sehr komplex sind und deshalb verschieden gedeutet werden können.

Deshalb möchte ich an Euch appellieren, nicht zu vergessen, dass es für ein und dieselbe Situation ganz verschiedene Lesarten gibt, die durchaus ihre Berechtigung oder zumindest Gründe haben.

Manchmal gewinne ich den Eindruck, wir müssten uns in diesem Thread ein wenig überbieten, was wir alle Schlimmes durchgemacht, erlebt haben etc. Ich habe dann auch ein paar Tage ausgesetzt hier, weil ich selbst das Gefühl hatte, dass es im realen Leben schon schwer genug oder eigentlich nicht mehr zu ertragen war, das wollte ich hier nicht noch reintransportieren. Dass man als Angehöriger selbst auch noch das ein oder ander Zipperlein dazubekommt, mehr oder minder schwer, kenne ich auch. Aber vielleicht tut manchmal eine Pause und ein Zurücktreten ganz gut. Eben auch Pause vom Forum, so dass wir uns vielleicht nicht mit den allzu heftigen Situationen konfrontieren.

Da können ohnehin nur wir selbst durch mit unseren eigenen Fehlern, Schwächen und Macken, die die Bewältigung solcher Situationen manchmal noch schwieriger machen. Meistens zeigt sich aber, dass wir zäher sind als gedacht :)

Sorry, dass ich hier nur so einen allgemeinen Kommentar hinbekomme, der den verschiedenen Situationen bestimmt nicht gerecht wird, aber ich möchte gerade nicht Partei ergreifen oder urteilen, wer sein Leiden zurecht als schlimmes Leiden beschreibt, wer das Richtige oder Falsche tut angesichts der Überforderung, die ein sterbenskranker Angehöriger bedeutet ... Nur zur Vorsicht mahnen.

LG j.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe aki
deine Worte haben mich sehr berührt. Es zeigt,dass ein Aussöhnen,Versöhnen,Verzeihen auch ohne Worte über alle Grenzen möglich ist.
Wie schön,dass man dir berichten konnte,wie gelöst deine Mutter eingeschlafen ist.

Liebe Johanna
ich kann dir nur zustimmen,du hast die richtigen Worte gefunden!
Möchte dir Kraft schicken und den richtigen Moment in diesen Novembertagen,wo man noch genug Licht für die Seele findet und der Nebel sich auch wie ein Schleier sanft über alles legt.
Alles Liebe und Gute für dich und deine Mutter
anna54
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Schönen Guten Morgen ihr alle.

Bitte NICHT böse sein, wenn ich im Moment nicht auf die letzten Beiträge eingehe, auch nicht auf PN oder Mail.

Leider ist es so. :roll:
Unsere Mutter ist wieder im Krankenhaus und muss heute wieder operiert werden.
Und das mit 94 Jahren.
Der Dekubitus ist zu groß und zu tief, als dass man ihn örtlich betäubt ausschneiden könnte.


Gestern war ich 7 Stunden im Krankenhaus, Notaufnahme...............und und und.
Trotz meiner ganzen Ängste bin ich gestern mal wieder über mich selber herausgewachsen.


Ein super Chirurg und Arzt in meinem Alter in der Notaufnahme, der heute auch die OP machen wird.
Der sagte die richtigen Worte zu mir.
Zum Einen, dass man die Würde meiner Mutter erhalten solle, also sie nicht in dem Dekubitus, der stinkt, liegen zu lassen, und dass jeder im Pflegeheim die Nase rümpft. Sie nicht an einer Sepsis sterben lässt.

Wäre sie seine Mutter, er würde diese OP gutheißen.

Als ich das hohe Mortalitätsrisiko ansprach, sagte er zu mir, eine 94jährige hat IMMER ein sehr hohes Mortalitätsrisiko, bei jedem Eingriff und auch sonst allgemein.

Wir haben dem Eingriff, der tatsächlich nur 10 Minuten dauert, zugestimmt. Aber das Narkose_Risiko.

Allerdings bin ich sehr gefasst. An irgendetwas wird meine Mutter bald sterben.
Das muss ich der Höheren Macht abgeben. Darauf habe ich keinen Einfluss.

Ich kann Schmerzen von ihr abhalten, man kann noch würdevoll mit ihr umgehen.
Stundenlang habe ich ihr Händchen gehalten.
Obwohl sie wieder biestig wurde, und versucht hat, mich zu erziehen.
Damit hat sie die Schwestern der Notaufnahme dazu gebracht, schallend zu lachen.
Die sagten, gelle, Frau Selea, man bleibt immer das Kind.


Durch die Stunden in der Notaufnahme habe ich einen tiefen Einblick bekommen, was Menschen dort leisten.
Es war eine konzentrierte und ruhige Stimmung. Sehr liebevoll und gut.
Aber____keine Schwester über 50.

Auch die Ärzte, ich konnte mich wieder davon überzeugen, dass die wirklich den Mensch lieben.
Auch so einen dementen alten Zausel wie meine Mutter.
Die arbeiten wirklich im Dienst am Menschen.
Hochachtung.

Auf Station dann schon spät. Die Station, wo sie vor 2 Monaten schon war.
Eine Schwester begrüßte mich per Handschlag. So liebevoll. Mir kamen fast die Tränen in die Augen.
Und sie sagte, Frau Selea, Ihre Mutter ist bei uns gut aufgehoben.

Ich musste lange bleiben, um meine Unterschriften für die OP heute noch geben zu können.
Alle Ärzte haben dauernd operiert. Manno, ist das ein Job.

Dann habe ich den Stationsarzt kennengelernt, der der so schlecht Deutsch spricht, ein Schwarzafrikaner aus Ghana.
Eigentlich ist der ganz warmherzig, habe ich festgestellt.
Dieses schlechte Deutsch ist eine Barriere zwischen ihm und Angehörigen und Patienten.

Dann bin ich ein wenig mit ihm aneinander geraten. Weil ich nicht wieder heute kommen wollte für die Unterschrift mit der OP.
Da war er ein wenig herabwürdigend, herablassend, ja was, das sei doch keine Entfernung, ich würde ja nicht in Berlin wohnen.
Freundlich und sympathisch habe ich ihn in die Grenzen verwiesen.

Der junge Mann, der mein Sohn sein könnte, der kennt nicht meine Ängste und meine Biographie.
Der mag ja ein Global_Player sein, dem zigrausende Kilometer rumreisen nichts ausmachen.

Bei mir ist das anders. Ich habe andere Achillesfersen, ich kenne sie, und ich gebe dauernd mein Bestes mit meiner Mutter.
Und ich bin dem keine Rechtfertigungen schuldig.

Das fand ich richtig gut an mir.

Diese Selbstgewissheit und dieses zu mir Stehen.
Da stehe ich, Selea, das bin ich, und das ist nicht schlecht.


Meine Psychotherapien wirken nach, haben Früchte getragen.
Derzeit kommen ganz interessante Bilder.
Ich habe ja schnell sehr viel Angst, auch wenn ich fast alle Situationen dann meistere.

Jetzt kamen nachts die Bilder, dieses kleine Mädchen in mir, hat soviel Angst.
Dieses Mädchen ist erst ein paar Jahre alt, in einem roten Strickkleidchen, mit Puppe im Arm.
Und dieses Mädchen hat sooooo viel Angst.

Schön dass ich dieses Bild gefunden habe. Meine Kindheit war von viel Angst durchzogen.
Es sind so schreckliche Schicksalsschläge passiert, und meine Eltern konnten mich nicht schützen, bzw. mir die Welt erklären, dass man trotz Tod und Krankheit leben darf, gut weiterleben darf.

Diese Kleine mit Puppe im Arm und rotem Kleidchen, die ist ein Teil von mir. Das ist der Teil mit der Angst und der Panik.
Aber es gibt ja auch die erwachsene Selea, die diese Kleine würdigen kann, innerlich.
An die Hand nehmen kann.

Ich finde, dass in meinem Inneren schöne Dinge geschehen.
Bei allem Leid.


Mein Bruder sagte gestern zu mir. Selli, jetzt wäre es eine Erlösung, wenn unsere Mutter sterben dürfte.
So sehe ich es auch, nachdem ich sie gestern in ihrer ganzen Hilflosigkeit und Krankheit etc. sehen konnte in der Notaufnahme.
Keine schönen Bilder.

Füher habe ich nie verstanden, wie man sowas sagen kann über einen Gestorbenen. Es sei eine Erlösung.
Jetzt weiß ich es.



Leidlich gefestigt harre ich der Dinge.



Selea
irma
Beiträge: 1002
Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: der langsame Abschied

Beitrag von irma »

liebe selea,

ich wünsche dir für die anstehenden tage viel kraft.

du machst einen gefestigten eindruck, bist bereit los zu lassen und kannst den tod deiner mutter als erlösung sehen.

meiner meinung nach ist das die einstellung, die du brauchst. du hast gut für deine mutter gesorgt und einmal ist es soweit. vielleicht jetzt.

herzlichst
irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: der langsame Abschied

Beitrag von malu60 »

Hallo Selea,dass Du jetzt spürst,wie sich Deine Therapien gelohnt haben,danke,dass Du das mitteilst,es macht Mut,Nichts war umsonst.Dass die kleine Angst hat,aber die reife Frau Ihren Erfahrungen vertrauen kann und Ihren Willen formulieren kann,ist auch mein Ziel.

Den Respekt,den Du der pflegenden Zunft zollst,aber auch Kritik,denn ein Arzt sollte zwingend Deutsch sprechen oder einen Übersetzer an die Hand kriegen,denn vertrauen können,kommt über Sprache und Mißverständnisse können Ängste befeuern.

Es wird so kommen,wie es zum Besten ist,Du meisterst alles,was noch kommt,so mein Eindruck.Wenn Schwächen zugelassen und gezeigt werden folgt als Belohnung wieder Kraft.

Alles Liebe,Du machst alles gut und richtig,hör auf Dein Inneres,liebe Grüße Malu
Leben ist mehr
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: der langsame Abschied

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Selea,

bin in Gedanken bei dir.

Wünsche dir viel Kraft.

LG Saneu1955
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:) liebe Irma.

Danke für deine Worte.


:) dat malu *lach*
Mein längerer stationärer Aufenthalt in Bad Herrenalb, noch nach dem alten Lechler_Modell
trägt Früchte, obwohl sooooo lange her.
Damals sagten die Therapeuten, erst viel später, manchmal sogar sehr sehr viel später würden sich Gelerntes und Erfolge zeigen.

Das stelle ich immer wieder fest bei mir.
Nun ja, ich bleib immer die Selea, mit allen Ecken und Kanten und Vorzügen etc. etc.
Aber Etliches bleibt aus meinen Therapien ____und dafür bin ich dankbar.


Darf ich euch weiterhin mit meinem unendlichen Thema "belatschern".

Ich falle nur noch vom Glauben ab.

Heute wollte ich mich mit einer meiner Lieblingsfreundinnen am See treffen, noch einmal draußen sitzen, es ist meine Modedesignerin_Freundin und Lehrerin.
Dann hab ich ihr heute früh doch abgesagt. War zu kaputt.
Ein sehr schönes Gespräch mit ihr.
Sie meinte, ich sei so tapfer und und und......aber letztlich ist sie halt doch froh, dass ihr genau alles dieses erspart bleibt, was ich derzeit erlebe.


Und als wärs der 7.Sinn gewesen mit der Absage. :roll:

Jetzt schlagen hier nur so die Anrufe aus dem Klinikum bei mir auf.


Mein Bruder und ich , wir können nach wie vor zwischen "Cholera" und "Pest" wählen.

Cholera wäre_____unsere Mutter im vereiterten und wie die Pest stinkenden Dekubitus liegen zu lassen, und darauf warten, dass das Herz aufhört zu schlagen. Quälerei von ein paar Wochen.
Demütigend.

Pest_____________ist, dass nachher eine OP am Herzschrittmacher ansteht.
Ohne neuen Herzschrittmacher keine Dekubitus OP.
EKG hat nicht gestimmt.
Batterie des Herzschrittmachers war abgelaufen.


Haben eingewilligt, in die 30minütige OP unter lokaler Betäubung.
Eventuell dann heute Abend noch Dekubitus OP
Oder morgen früh.



Unsere Mutter, artrothisch steif seit Jahrzehnten. Herzschrittmacher seit 15 Jahren.....Psychose seit 25 Jahren.....

In den letzten 10 Jahren hat kein Orthopäde sie mehr auf das Untersuchungsbett gekriegt, bzw. auf das Röntgenbett. Weil zu steif. Ihre Psychose hat dann noch ihren Teil beigetragen.

Herzschrittmacher Kontrolle stand an. Hat das Pflegeheim drauf gedrängt.
Aber_______das hätte ich machen und organisieren sollen. Man habe keine Zeit, keinen Pfleger, der mit ihr geht, fährt...........wenn man bedenkt, 3200 Euro sind die Kosten monatlich in diesem Heim bei PS 2.
Und da kann kein Pfleger mit. Dieser ewige Personalnotstand........
Und wie meine Mutter aufs Bett kriegen, in dem der ambulante Kardiologe die Untersuchung macht??????

Nein, es gibt ja keine Zwischenlösungen für greise Menschen, also ein, zwei Tage im KH:
Und dort mit Hilfe das regeln.

Nein, Pflegeheim kommt auf Angehörige zu.


Welch ein Miss_Stand.


Nun hatten mein Bruder und ich vor 2 Jahren entschieden, nix mehr mit Herzschrittmacher_Kontrolle.
Was vor 2 Jahren gut war an Entscheidung, stimmt also für heute nicht mehr.

Jetzt nachher um 14 Uhr Herzschrittmacher_OP und eventuell danach Dekubitus OP oder eben morgen Vormittag.

Ich hätte mir nie vorgestellt, dass Menschen in diesem greisen Alter von 94 und auch deren Angehörige und Bevollmächtigte noch in solche Situationen kommen.


Das Schlimme ist ja, egal, wie man derzeit entscheidet, es ist keine optimale Entscheidung.
Egal, was wir machen, führt nicht zur Lebensverlängerung.
Führt ganz vielleicht zu ein wenig weniger Leid auf die letzte Lebensphase.



Aushalten, erdauern. Tja "tapfer" sagt dann die Umwelt. Und zieht dankbar den Hut, vor solchen Dingen verschont zu sein. :roll:

Depressiv, lebensmüde. NEIN sag ich da laut. NICHT lebensmüde gar nicht.
Kann schlecht schlafen, Immer wieder nur mit Chemie.
Häng oft durch, um mich dann doch wieder aufzurappeln und alles klasse zu managen.

Es ist EINFACH derzeit ein alles beherrschendes Thema.
Mein Freundin A, der ich heute abgesagt habe, ich kenne die jetzt schon mehr als 10 Jahre.
Die sagte einfach nur, Selea, das IST JETZT dein HAUPTTHEMA. Aber doch nicht durchgehend in deinem Leben.
DAS hat mich aufgebaut.

Manchmal denke ich, bin ich hier in diesem Depressions_Forum eigentlich richtig????

Ich halte meine Wohnung in Schuss ____ich kann AutoFahren, auch wenn ich manchmal Angst habe____ich geh raus, vor die Tür. Ich mach mich schön, mir fällt es total leicht, Kontakte zu haben.
Bin konfliktfähig.
und-----und ------und

Ich schlafe saumäßig schlecht. Viele Gedanken plagen mich. Eindrücke aus Klinikum und Pflegeheim krieg ich nicht ganz so schnell aus meinem Kopp.
Leider.


Oft, viel zu oft mag ich lieber zurückgezogen sein.
Habe nicht die allerdollsten Erfahrungen mit "zuviel" von mir zu zeigen.


So_____Endlosschleife ist WIEDER perfekt.



Soweit meine Gedanken.
Selea
irma
Beiträge: 1002
Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: der langsame Abschied

Beitrag von irma »

ach liebe selea,

hört es denn nie auf? hat deine alte mutter nicht wieder mehr kraft mit der neuen batterie? das ist furchtbar.

ohne herzschrittmacher wäre sie schon tot. für menschen, die noch nicht so alt sind ist das alles ein fortschritt und segen. aber deine mutter kann einfach nicht sterben.

natürlich habt ihr euch dafür entschieden. haben die ärzte dazu geraten oder steht man ganz allein davor?

es tut mir so leid für dich.

irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo Ihr alle.

:) saneu, danke für deine guten Wünsche.
Wenigstens bin ich nicht alleine mit dem Thema. Menschen denken an mich. Wünschen mir Kraft.

Ich finde, das ist viel.

Erdauern. Erdauern muss ich alleine. Und erst recht meine Mutter.

:) irma
hört es denn nie auf?
Fragst du.
Auch ich frage das alles.
Und darüber hinaus, was ist richtig, was ist falsch.

Meine Mutter hat nicht unbedingt soviel mehr Kraft mit neuer Batterie.
Aber ohne neue Batterie hätten sie die Dekubitus_OP nicht gemacht.

Wer schon einmal einen solchen Dekubitus gesehen und gerochen hat, weiß, wie menschenunwürdig das ist.

Im Übrigen denke ich das auch , ohne Herzschrittmacher wäre sie längst gestorben.

Für mich steht fest, ich lass mir nie so ein Ding einbauen.
Und_____zur Not, und wenn ich noch bei Sinnen bin, gehe ich in die Schweiz. Ignatia.

Die Ärzte haben mich nicht bedrängt, alles gut erklärt. Für und Wider.
Auch angeboten, alles so zu lassen.

Tja, jetzt hab ich noch von gar nichts Nachricht. Wie OP verlaufen, ob Dekubitus-OP noch heute oder morgen.

Du sagst es richtig, liebe irma :)
Die moderne Medizin ist Segen und Fluch zugleich.

Ich habe mich mit Entscheidungen noch nie so überfordert gefühlt, wie in den letzten Wochen und Monaten.

Selea
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend.

WEIL mich bisher vom Klinikum niemand rückgerufen hat, habe ich auf Station angerufen.

Herzschrittmacher OP gut gelaufen. Sie wird engmaschig überwacht, und man wartet auf die Dekubitus_OP, die nachher noch irgendwann sein wird, sein soll.
Eine kleine 10 minütige oder 15minütige OP, aber mit Vollnarkose.

Wir werden sehen.


Ich komme nicht zur Ruhe. Dabei hab ich immer wieder das Zeug, mich zu freuen, Nettes zu unternehmen etc.

Fast überkommen mich Unwirklichkeitsgefühle. Ist es wirklich wahr, was da passiert?
Passiert das meiner Mutter, passiert das mir.

Gibt es sowas, hat Mensch sowas schon gehört?


Selea
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