Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Soloalbum
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Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Liebes Forum,
vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Auf der Suche nach einer Erklärung für das Verhalten meines Freundes bin ich letztendlich auf diese Seite gestoßen. Als ich verschiedene Beiträge durchforstet hab hab ich entweder meinen Freund oder auch mich oft wiedergefunden. Irgendwie ist es eine Erleichterung dem "Kind" vielleicht endlich mal einen Namen geben zu können. Allerdings treffen auch einige typische Symptome auf meinen Freund nicht zu.
Wir sind seit 5 Monaten zusammen. Von Beginn an war irgendwie alles etwas kompliziert, jedenfalls beklagte sich mein Freund oft darüber, ich wäre so kompliziert und anstrengend. Dabei war das gar nich meine Absicht und ich empfand auch nicht so. Im Gegenteil, war ich mir nicht sofort über irgendetwas im KLaren, machte er sofort daraus einen Stress.Er reagierte oft schnell gereizt, aggressiv. Er gab mir das Gefühl ihn stört so viel an mir. Darauf angesprochen meinte er eher das Gegenteil: er suche gerade nach einem Fehler, finde aber keinen, das könne er irgendwie nicht glauben. Die letzten Wochen wurde er zunehmend unruhig und sprunghaft in seinen Verhaltensweisen, lieblos, legt einen übersteigerten Aktionismus an den Tag. Im Gespräch muss er immer wieder ablenken, er kann nicht beim Thema bleiben. Er stürzt sich in seine Arbeit, meint, das ginge momentan nicht anders, gab aber schon einmal zu, dass er so nicht nachdenken müsse und wenn er dann doch mal Zeit habe suche er sich regelrecht Beschäftigung, um sich nicht mit sich auseinandersetzen zu müssen. Inzwischen fühlt er sich von vielem überfordert, kann Freunde und mich kaum mehr an sich heranlassen und meinte nun er sei sich nun manchmal nicht mehr sicher mit mir und seinen Gefühlen zu mir. Ihm sei alles zu anstrengend und er wisse nicht ob er etwas ändern könne oder wolle an seinem Verhalten...vielleicht wär ich ihm doch nicht wichtig genug. Ich hab aber das Gefühl er weicht den Schwierigkeiten bzw sich selber nur aus. Er ist manchmal so verletzend und zieht mich mit seinen Verhaltensweisen total runter. Außerdem meinte er schon mehrmal er sei eine Zumutung für seine Umwelt, seine Mitmenschen und andererseits gibt es dann wieder Phasen in denen er an anderen, v.a. an mir, heftigst kritisiert, Leute (meist Frauen)in Stereotypen kategorisiert, nicht von seiner Meinung abweicht, bei Diskussionen gereizt wird und alle anderen falsch liegen. Dabei scheint er, wenn er nicht gerade aggressiv reagiert oft sehr kalt, emotionslos und reagiert aber oft wiederum sehr schnell verletzt auf harmlose Bemerkungen hin und geht sofort auf Abwehr.
Ich weiß, dass mein FReund schon einmal eine Psychoanalyse gemacht hat und, dass es Zeiten in seinem Leben gab, wo es ihm sehr schlecht ging, sein Leben nicht im GRiff hatte und keine Gefühle hatte. Mehr allerdings nicht. Wie wahrscheinlich ist es, dass er unter Depressionen leidet?
Bitte helft mir, unsere Beziehung geht gerade den Bach runter, mein Selbstbewusstsein auch und ich bin mir nicht sicher was es ist.
Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Ergänzung!
Das oben Geschriebene kling wahrscheinlich so, als ob die Beziehung einfach von Anfang an besch...eiden war. Stimmt nicht, Mein Freund war anfangs sehr liebevoll und relativ ausgeglichen, gab mir das Gefühl, dass er mich lieb hat. Das hat sich nur in einem Prozess allmählich gewandelt.
susan
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Jule!

" ..Wie wahrscheinlich ist es, dass er unter Depressionen leidet?..."

Es hört sich schon so an, als wenn er mit der jetzigen Situation überfordert ist. Eine genaue Diagnose wird nur ein Arzt/Psychiater stellen können. Grundvoraussetzung ist, dass er sich helfen lassen will. Wenn er bereits eine Psychoanalyse hinter sich hat, dann fällt ihm vielleicht dieser Schritt leichter.

Derartige Veränderungen müssen jedoch nicht in jedem Fall bedeuten, dass es sich um eine Depression handelt. Gibt es etwas Bestimmtes, dass dieses Verhalten bei ihm ausgelöst hat?

Versuche mit ihm zu reden, ihm zu sagen, dass er dich mit seinem Verhalten verletzt und das er etwas ändern muss, wenn eure Beziehung weiterhin bestehen soll.

Lieber Gruß
Susan


Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Susan,

vielen Dank für deine Antwort.
Inzwischen weiß ich, dass ich mit meiner Vermutung in Richtung Depressionen relativ richtig lag. Mein Freund kennt absolute Depriphasen, wie er auf mein Nachfragen hin, zugab. Sein momentanes Verhalten zählt er allerdings nicht zu einer solchen Phase, er weiß es auch nicht wirklich einzuordnen. Ich hab aber wo gelesen, dass sich Depressionen (vorwiegend bei Männern)auch oft so äußern können (Starke unruhe, Gereiztheit, Aggressionen, Schlafprobleme, Burn-out-Gefühle, Überforderungsgefühle, emotionaler Rückzug, sich in die Arbeit stürtzen, Schuldgefühle), ein absolutes typisches Depressionsgefühl würde sich da nicht unbedingt zeigen.
Er verspricht sich in Zukunft Mühe zu geben, möchte es nochmal probieren und unsere Beziehung doch nicht so schnell aufgeben. Es scheint ihm schon wichtig zu sein, allerdings sieht er keinen Grund einen Schritt in Richtung Behandlung zu machen, allein bei einer entfernten Andeutung blockte er vehement ab.
Ich hab ihn zu lieb, um ihn gleich aufzugeben...nur was mach ich, wenn es wieder anfängt und er sich nicht helfen lassen will?
Welche Erfahrungen hast du mit Depressionen gemacht? Bist du selbst betroffen oder evtl deine Partner/in?

Liebe Grüße
Jule
susan
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Jule

wenn dein Freund weiß, wie sich "depressiv" bei ihm anfühlt, dann kann es schon sein, dass es keine neue Depriphase ist. Kann...du hast Recht mit deinen Bedenken, was tun, wenn dem doch nicht so ist und er dann aber nicht bereit ist, sich helfen zu lassen....Man kann nur hoffen, dass es vorbei geht ohne das eure Beziehung großen Schaden nimmt.

Ich habe seit meiner Kindheit Depressionen die Diagnose gibt es bei mir erst seit 2001. Ich bin verheiratet und habe 2 Kinder. Mein Mann hat schon viel mitgemacht und ich rechne es ihm hoch an, das er immer noch zu mir hält. Ich hoffe für uns, dass es Zeiten ohne die Krankheit gibt, denn auf Dauer hält das niemand aus - der Betroffene genausowenig wie der Angehörige.

Dir alles Gute!
Susan


Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Susan,

entschuldige bitte die laienhafte Frage, aber wie äußert sich denn bei dir diese Krankheit?
"Nur" schubweise und dann ist eine Zeit lang wieder alles i. O. oder ist sie (fast) ständig präsent?
Ich habe so das Gefühl, dass das bei meinem Freund momentan keine wirkliche Depriphase ist, was ich inzwischen darüber gelesen hab hört sich da schon um einiges heftiger an. (Und auch aus seinen Erzählungen weiß ich, dass er da dann total neben sich und der Welt steht. Anscheinend gab es unter anderem auch schon eine Phase bei ihm, in der er zu gar nichts mehr fähig war und in Behandlung. Er musste wieder bei seinen Eltern einziehen, sein Studium abbrechen und so einiges mehr. Dies bezeichnet er allerdings nicht als Depressionen sondern bezieht das auf die damalige Trennung von seiner langjährigen Freundin.)
Dennoch halte ich es für möglich, dass sein Verhalten, mit der Krankheit in Verbindung steht. Vielleicht ein Vorbote für eine solche Phase oder zumindest eine Überforderung durch momentane Anforderungen an ihn, denen er ohne die Krankheit vielleicht besser gewachsen wäre?

Wie kam es bei dir zu dieser späten Diagnose? Es muss die Hölle sein seit Kindheit nicht zu wissen was mit einem los ist?! Hast du schließlich von dir aus Hilfe gesucht? Was meinst du, (wie) kann man einen Betroffenen dazu bringen professionelle Hilfe zu suchen?
Wie geht dein Mann mit deiner Krankheit um? Was meinst du als Betroffene, ist die beste Verhaltensweise, die ein Partner an den Tag legen kann in einer Depriphase?
Fragen über Fragen... nun ja, ich weiß noch sehr wenig über die Krankheit.
Ich fange gerade an Bücher zu wälzen, aber es tut auch sehr gut sich mit jemandem darüber austauschen zu können, mit jemandem, der weiß wovon er/sie spricht.
Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße
Jule
susan
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Jule

die Frage nach dem "wie, wann, weshalb" sind wohl am schwersten zu beantworten. Nicht jede Depression verläuft in "Schüben" und nicht immer müssen alle Symptome zutreffen. Die Grenzen zwischen "normaler Überforderung" und einer depressiven Phase sind oft schwer zu erkennen. Deshalb ist es im Zweifelsfall immer am besten, einen Arzt aufzusuchen.

Ich kann dir hier nur sagen, wie sich "meine" Depri äußert und was es mir so schwer macht, am "normalen" Leben teilzunehmen. Es ist so, dass mir dann jeglicher Antrieb fehlt, mir fehlt die Lust und die Kraft, Dinge zu tun, die für jeden anderen und auch für mich ansonsten kein Problem darstellen. Ich kann schwer Nähe zulassen, auch meinem Mann und meinen Kindern gegenüber. Das ist auch ein zentrales Problem meiner Therapie. Die Ursachen liegen in der Kindheit und das das nicht früher erkannt wurde, liegt daran, dass die Symptome, die sich zeigten, nicht wahrgenommen wurden. Es hat sich darüber nie jemand Gedanken gemacht. Ich denke, meine eigene Deprigeschichte macht mich "hellhörig" für alles, was nicht normal abläuft wie es bei mir der Fall war. Mein Körper hat mir irgendwann signalisiert, dass etwas nicht stimmt und durch die Schmerzgeschichte kam es dann auch zur eigentlichen Diagnose. Ich denke oft, dass es gut gewesen wäre, wenn man das alles viele Jahre vorher erkannt hätte, doch das hilft mir jetzt nicht weiter. Ich kann nur froh sein, dass es nun doch erkannt wurde und ich versuche nun, das Beste daraus zu machen.

Ich finde es gut, dass du dich um deinen Freund sorgst, auch dass du dich beliest und hier versuchst, Infos zu bekommen. Das Buch "Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist" hat mir und meinem Mann sehr geholfen.

Du fragst, wie mein Mann damit umgeht...er versteht inwzischen vieles und er hilft mir sehr, indem er für mich da ist. Er wird nie alles verstehen und das muss ich so akzeptieren. Ich kann über einiges nur in der Therapie reden oder in der Selbsthilfegruppe, die ich jeden Montag aufsuche. Es tut gut, wenn der/die Angehörige Anteil nimmt an der Krankheit, was nicht heißt, dass er an sich nicht mehr denkt. Mein Mann hat seinen Job noch, er geht auch weiterhin seinen Interessen nach und das will ich auch nicht anders.

Du kannst niemand zwingen, professionelle Hilfe anzunehmen. Diesen Schritt muss er selber tun. Du kannst ihn begleiten, du kannst mit ihm reden, du kannst für ihn da sein - aber er muss die Entscheidung treffen, sich helfen zu lassen.

Wie geht es deinem Freund inzwischen, hat sich etwas verändert? Kannst du mit ihm über das, was dir Sorgen macht, reden?

Lieber Gruß
Susan


Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Liebe Susan,

danke für deine ausführliche Antwort!
Ja ich vermute auch bei meinem Freund ist es oft schwer zu sagen, ob sein Verhalten nun auf eine normale Überforderung oder auf die (vermutete)Krankheit zurück zu führen ist.Wahrscheinlich von beidem etwas. Dennoch es hat schon vieles übereingestimmt mit den Symptomen von Depressionen, wie sie sich v.a. bei Männern auch äußern können.
Zur Zeit gibt sich mein Freund aber Mühe und es läuft ganz gut. Er hat auch beruflich ein bisschen zurückgeschraubt, wobei er meint, das wär nur, weil es terminlich für seine Vertretung sowieso viel praktischer gewesen wär...ich hoffe aber, dass er das von sich aus gemacht hat.
Ansonsten gab es inzwischen sogar Momente, in denen ich das Gefühl hatte, er lässt mich näher an sich heran als vorher. Da erzählt er dann auch mal irgendeinen phantastischen Blödsinn und lässt eine Seite heraus, die ich bisher kaum zu sehen bekommen habe. Man muss damit allerdings sehr behutsam umgehen, sonst zieht er sich sofort wieder zurück und macht zu. Ich bin aber sehr dankbar für solche Momente.
Nun bin ich gespannt, wann und wie denn die erste "richtige" Depriphase auftauchen wird. Ein bisschen Angst hab ich schon davor.

So wie du deine Depriphasen beschreibst, so ähnlich kenn ich das auch aus den Erzählungen meines Freundes. Leider spricht er ja nicht viel darüber, er möchte das Thema am liebsten ausklammern. Wie war/ist das bei dir?
Macht es Sinn zu versuchen einen Betroffenen dazu zu bewegen darüber zu reden?

Wie klappt das mit deiner Familie, wenn du eine Depressionsphase hast?
Geht es dir dann auch so, dass du kaum mehr Gefühle hast? Hast du dann Zweifel an deiner Ehe, deinem Mann?
Ich war die letzten Wochen oftmals erschrocken darüber, wie Gefühllos, kalt mein Freund sein kann. Hast du auch solche Phasen?
Deine Geschichte scheint ja eine lange Leidensgeschichte zu sein. Und wurde die Krankheit schon diagnostiziert bevor oder erst nachdem du deinen Mann kennengelernt hast? Wusste er davon von Anfang an?
Wieso kannst du über einiges nur in der Therapie bzw. Selbsthilfegruppe reden? Denkst du dein Mann würde dich nicht verstehen oder es würde ihn schockieren?

Kennst du eigentlich das Buch "Und wo bleibe ich?" von Blum/Dauenhauer? Das hat mir eine Angehörige im Forum empfohlen.

Wie geht es dir inzwischen?
Sorry, dass ich dich schon wieder löcher!:)

Liebe Grüße
Jule
susan
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Jule

Es ist schon bemerkenswert, wie sehr du versuchst, dich in deinen Freund reinzuversetzen. Ich kann auch deine Freude darüber verstehen, dass es zur Zeit wieder besser läuft. Vielleicht spielt der Druck, den er jobmäßig hat, doch eine größere Rolle?

Es kann schon sein, dass Überforderung ihn auch stimmungsmäßig abrutschen läßt, was nicht gleich bedeuten muss, dass es eine Depriphase ist.

"Nun bin ich gespannt, wann und wie denn die erste "richtige" Depriphase auftauchen wird."

Wäre doch schön, wenn dem nicht so ist

"Macht es Sinn zu versuchen einen Betroffenen dazu zu bewegen darüber zu reden?"

Ich habe selten in so einer Phase darüber gesprochen. Dann ist mir alles zuviel, ich bin so unzufrieden mit mir selbst, dass ich mich immer mehr zurückziehe. Oft kann ich den Grund/Auslöser dafür, dass es mir so geht, auch nicht festmachen. Es hat viel mit Entscheidung zu tun - bei mir - wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht, dann findet im Innern ein Kampf mit mir selbst statt und erst ,wenn ich wieder Klarheit habe, dann geht es mir besser. Das läßt sich jedoch nicht verallgemeinern, jeder fühlt anders.
Du kannst deinen Freund fragen, ob er darüber möchte, wenn nicht, ist das bestimmt kein böser Wille, sondern einfach die Unsicherheit im Umgang mit dieser Situation. Bedrängen hilft auf keinen Fall, auch wenn es noch so gut gemeint ist, wenn er reden will, wird er das von alleine tun. Für dich ist wichtig, dass du es nicht persönlich nimmst - einfacher gesagt als getan - wenn er nicht reden mag/kann.

"Geht es dir dann auch so, dass du kaum mehr Gefühle hast? Hast du dann Zweifel an deiner Ehe, deinem Mann?"

Es gab Zeiten für mich, da habe ich alles in Frage gestellt, mein ganzes Leben. Die Depression stellt für mich eine Auseinandersetzung mit mir selbst dar. Ich finde heraus, was für mich gut ist, und auch das, was mir eher schadet. Da die Gründe, an der Depri zu erkranken, sehr vielfältig sind, bedeutet das aber nicht, dass es für jeden Betroffenen bedeuten muss, dass er sein bisheriges Leben auf den Kopf stellen muss - es kann sein....

"Und wurde die Krankheit schon diagnostiziert bevor oder erst nachdem du deinen Mann kennengelernt hast? Wusste er davon von Anfang an?"

Die Diagnose stand erst fest, als wir schon 17 Jahre verheiratet waren. Die Jahre davor war die Depression eher latent und das unter dem Deckmantel "chronische Schmerzen" Das die mich jahrelang begleitenden Stimmungsschwankungen, die tiefe Traurigkeit und die Angst vor Nähe Symptome der Depri waren, ist mir erst viel später bewußt geworden. Ich wußte nicht viel von der Krankheit und hätte auch nie gedacht, dass ich betroffen bin.

"Wieso kannst du über einiges nur in der Therapie bzw. Selbsthilfegruppe reden? Denkst du dein Mann würde dich nicht verstehen oder es würde ihn schockieren?"

Er würde es nicht verstehen. Mein Mann ist von Natur aus eher pragmatisch, so dass es ihm schwerfällt, über Gefühle zu reden. Und ich bin durch die Krankheit so tief in meine Gefühlswelt eingedrungen, dass er es nicht mehr verstehen kann. Lange Zeit hat mich das traurig gemacht, weil ich mich sehr gerne mit ihm darüber unterhalten hätte, was in mir vorgeht, was sich durch die Therapie an "Erkenntnissen" aufgetan hat. Ich habe auch immer versucht, darüber zu sprechen, musste aber letztendlich begreifen, dass er es nicht verstehen kann. Doch auch das kann bei deinem Freund anders sein. Du beschäftigst dich mit der Krankheit, das hat mein Mann nur in sehr geringem Masse getan, und somit ist es für euch evtl. leichter, auch in Deprizeiten eine gemeinsame Sprache zu finden.

Das von dir erwähnte Buch kenne ich nicht...hast du es dir schon gekauft?

Du löcherst mich nicht Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Antworten ein wenig helfen konnte.

Liebe Grüße
Susan


Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Susan,

nein ich bin nicht verschollen, sondern war nur einige Zeit außer Gefecht gesetzt, weil ich einen kleinen Unfall hatte. Bin nun aber fast wieder hergestellt

"Es ist schon bemerkenswert, wie sehr du versuchst, dich in deinen Freund reinzuversetzen."
Vielen Dank dafür! Das nehm ich als großes Kompliment und es tut gut so eine positive Rückmeldung von einer Betroffenen zu bekommen. Denn manches Mal war ich schon am Zweifeln, ob ich das Richtige tu. Und ich muss gestehen, es gab schon Momente in denen ich dann auch anders dachte, von wegen "ich brauche auch Verständnis, besonders das meines Freundes, ich kann nicht immer nur Rücksicht nehmen, wo bleibe ich, das hat keine Zukunft..."
Wahrscheinlich ist es wichtig einen Mittelweg zu finden, aber das ist gar nicht so einfach...sich genügend distanzieren, um ihm seinen nötigen Freiraum zu geben, den er braucht während einer schwierigen Phase und um selber nicht kaputt zu gehen, aber dennoch sich nicht emotional entfernen.

Momentan kann ich aber vermelden, dass mein Freund sich relativ gut im Griff hat und es mir auch wieder recht ordentlich geht.
Alerdings geht der Jobstress gerade langsam aber sicher wieder los...mal schauen wie es dann läuft.

Ja, ich denke auch, dass das bis jetzt keine wirkliche Depriphase war, hat er ja auch selber gesagt, dass sowas bei ihm ganz anders aussieht. Aber ich denke schon, dass er in der letzten Zeit, als er so schwierig war, einen Hang dazu hatte. Und auch jetzt zwischendurch habe ich noch manchmal das Gefühl, dass er ab und zu ein wenig den Bezug zur Realität verliert.
Kann das auch mit dieser Krankheit zusammenhängen?

Du hast geschrieben, dass du in einer Depriphase nicht darüber redest... aber wie sieht es in der Zeit dazwischen aus? Mein Freund möchte leider auch jetzt, da sich alles beruhigt hat, nicht darüber sprechen bzw. irgendwie schaff ich es auch gar nicht ihn auf das Thema anzusprechen. Wir sind gerade beide gut beschäftigt und ich trau mich auch schon fast nicht mehr zu riskieren ihn durch dieses Thema zu stressen, zu reizen in der wenigen schönen Zeit, die wir gerade zusammen haben.

So wie du deine Depriphase beschreibst erinnert mich das auch bissl an meinen Freund. Bei ihm ging es auch um Entscheidungen in den letzten Wochen und er war auch sehr unzufrieden mit sich, alles war ihm zu viel, er hat sich zurückgezogen, warum war ihm aber nicht klar, sagt er. Dass er alles in Frage stellt, sein Leben umkrempelt...das gab´s so viel ich weiß auch schon ein paarmal. Er stürtzt sich dann exzessiv in (meist neue)Dinge. Da hab ich schon ein bisschen Angst, dass er berufliche Entscheidungen treffen könnte, die total irrational sind, war er jedenfalls letztens daruf und dran...beziehungstechnisch will ich gar nicht davon reden, beinahe wär´s ja aus gewesen. Und bei ihm kam halt ganz üble Unruhe mit dazu, Gereiztheit, Aggression usw. Hab ich ja alles schon beschrieben.

"nicht persönlich nehmen"...momentan geht das bei gewissen kleinen Aktionen ganz gut, auch wenn er nicht drüber reden will/kann. Wie das allerdings bei ner heftigen Phase aussieht...ich hoffe ich bin stark genug.

Schon krass, dass die Diagnose bei dir erst so spät kam. Aber spricht doch sehr für deine Ehe, dass sie dennoch gehalten hat!
Wie ich übrigens aus entfernterer Quelle erfuhr, ziehen sich gewisse Verhaltensweisen auch schon seit der Kindheit durch das Leben meines Freundes, wie bei dir. Somit vermutlich auch emotionale Zustände, Phasen, was auch immer...?

Dieser "Pragmatikertyp"kommt mir doch irgendwie bekannt vor;) Nur zu dumm, wenn derjenige dann auch noch solche gefühlsmäßigen Probleme hat. Inzwischen hab ich auch herausgefunden, dass mein Freund schon tief im Innern, ganz verschüttet ein Emotionsleben besitzt, das sich mit tieferen Dingen des Lebens beschäftigt. Aber er kann halt nicht darüber reden. Sehr schade, dass er mich nicht an sich heranlassen kann...aber vielleicht in Babyschritten? Manchmal blitzt immer wieder was hervor, um dann aber irgendwann durch eine gewisse Gefühlskälte nach Außen wieder relativiert zu werden.
Aber ja ich hoffe, dass cih vielleicht doch nach und nach an ihn herankomme und mehr über ihn erfahre, dadurch, dass ich mich mit der Krankheit beschäftige und versuche ihn zu verstehen.
Nur wenn wir eine "gemeinsame Sprache" finden, wie du schreibst, denke ich, haben wir eine Chance. Ich würde viel dafür geben, aber dazu muss er sich einfach mehr öffnen und mich näherkommen lassen. Und sowas fällt ihm ziemlich schwer.

Das erwähnte Buch hab ich übrigens noch nicht gekauft...war ja außer Gefecht gesetzt. Hast du es dir gekauft?

"Du löcherst mich nicht Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Antworten ein wenig helfen konnte."
Ohja, du bist eine tolle Ratgeberin! Und es tut immer wieder gut deine Antworten und zu lesen und von deinen Erfahrungen zu lernen! Vielen Dank! Hoffe ich kann mich irgendwann mal arrangieren:)

Liebe Grüße
Jule
lenny4711
Beiträge: 1
Registriert: 3. Dez 2003, 17:20

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von lenny4711 »

Hallo Jule, Hallo Susan,

bin Mitte der Woche auf diese Seite geraten und hab als erstes in euer Gespräch reingeschaut, da mich der Titel an mich erinnert hat.
Anders als bei dir Jule, bin ich der Freund und hab mich in deiner Beschreibung an vielen Stellen wiedererkannt.
Jedenfalls hat mir eure Kommunikation Mut gemacht und hab einen Termin bei meinem Arzt. Mir habt Ihr schon geholfen und ich hoffe bei deinme Freund klappt das auch noch.

Gruss
Lenny
Jule wrote:
> Liebes Forum,
> vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Auf der Suche nach einer Erklärung für das Verhalten meines Freundes bin ich letztendlich auf diese Seite gestoßen. Als ich verschiedene Beiträge durchforstet hab hab ich entweder meinen Freund oder auch mich oft wiedergefunden. Irgendwie ist es eine Erleichterung dem "Kind" vielleicht endlich mal einen Namen geben zu können. Allerdings treffen auch einige typische Symptome auf meinen Freund nicht zu.
> Wir sind seit 5 Monaten zusammen. Von Beginn an war irgendwie alles etwas kompliziert, jedenfalls beklagte sich mein Freund oft darüber, ich wäre so kompliziert und anstrengend. Dabei war das gar nich meine Absicht und ich empfand auch nicht so. Im Gegenteil, war ich mir nicht sofort über irgendetwas im KLaren, machte er sofort daraus einen Stress.Er reagierte oft schnell gereizt, aggressiv. Er gab mir das Gefühl ihn stört so viel an mir. Darauf angesprochen meinte er eher das Gegenteil: er suche gerade nach einem Fehler, finde aber keinen, das könne er irgendwie nicht glauben. Die letzten Wochen wurde er zunehmend unruhig und sprunghaft in seinen Verhaltensweisen, lieblos, legt einen übersteigerten Aktionismus an den Tag. Im Gespräch muss er immer wieder ablenken, er kann nicht beim Thema bleiben. Er stürzt sich in seine Arbeit, meint, das ginge momentan nicht anders, gab aber schon einmal zu, dass er so nicht nachdenken müsse und wenn er dann doch mal Zeit habe suche er sich regelrecht Beschäftigung, um sich nicht mit sich auseinandersetzen zu müssen. Inzwischen fühlt er sich von vielem überfordert, kann Freunde und mich kaum mehr an sich heranlassen und meinte nun er sei sich nun manchmal nicht mehr sicher mit mir und seinen Gefühlen zu mir. Ihm sei alles zu anstrengend und er wisse nicht ob er etwas ändern könne oder wolle an seinem Verhalten...vielleicht wär ich ihm doch nicht wichtig genug. Ich hab aber das Gefühl er weicht den Schwierigkeiten bzw sich selber nur aus. Er ist manchmal so verletzend und zieht mich mit seinen Verhaltensweisen total runter. Außerdem meinte er schon mehrmal er sei eine Zumutung für seine Umwelt, seine Mitmenschen und andererseits gibt es dann wieder Phasen in denen er an anderen, v.a. an mir, heftigst kritisiert, Leute (meist Frauen)in Stereotypen kategorisiert, nicht von seiner Meinung abweicht, bei Diskussionen gereizt wird und alle anderen falsch liegen. Dabei scheint er, wenn er nicht gerade aggressiv reagiert oft sehr kalt, emotionslos und reagiert aber oft wiederum sehr schnell verletzt auf harmlose Bemerkungen hin und geht sofort auf Abwehr.
> Ich weiß, dass mein FReund schon einmal eine Psychoanalyse gemacht hat und, dass es Zeiten in seinem Leben gab, wo es ihm sehr schlecht ging, sein Leben nicht im GRiff hatte und keine Gefühle hatte. Mehr allerdings nicht. Wie wahrscheinlich ist es, dass er unter Depressionen leidet?
> Bitte helft mir, unsere Beziehung geht gerade den Bach runter, mein Selbstbewusstsein auch und ich bin mir nicht sicher was es ist.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Lenny!

Herzlich willkommen im Forum! Es freut mich, dass wir dir Mut machen konnten. Wünsche dir, dass der Arzttermin dir was bringt und du Hilfe und Unterstützung bekommst.

Liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Jule!

Es freut mich, dass du wieder DA bist Hoffe, du hattest nicht zuviel Unannehmlichkeiten wegen dem Unfall und die Hauptsache ist, dass es dir wieder besser geht.

Auch ich nehme die Komplimente von dir dankend an Ich bin mir manchmal gar nicht so sicher, ob das ,was ich hier schreibe, anderen hilft. Das hängt aber auch damit zusammen, dass ich mir zeitweise kaum etwas zutraue.

Ich glaube dir, dass es für dich schwer ist, die "goldene" Mitte zu finden, also für deinen Freund da zu sein, ohne ihn zu bedrängen. Den nötigen Freiraum geben....das ist nicht immer einfach, wenn ich da von mir ausgehe. Ich kann die Nähe der anderen an manchen Tagen kaum aushalten, dann wieder sollen sie in meiner Nähe sein. Oft äußere ich das dann aber nicht so, dadurch bin ich, das ist vorprogrammiert, oft enttäuscht.

Durch die sich ständig wechselnde Stimmung ist es für alle um mich herum schwer, mit mir umzugehen. Es ist deshalb auch so schwer, weil ich keine Gründe dafür benennen kann, warum es nun gerade wieder abwärts geht. Durch meine Therapie habe ich aber erkannt, dass es wichtig für mein Umfeld ist, wenn ich "klare Signale" aussende, was mir in solchen Momenten hilft und was nicht. So hat sich einiges verbessert im Umgang miteinander.

"Momentan kann ich aber vermelden, dass mein Freund sich relativ gut im Griff hat und es mir auch wieder recht ordentlich geht."

Das hört sich doch gut an Ich wünsche dir, dass es so bleibt.

"Und auch jetzt zwischendurch habe ich noch manchmal das Gefühl, dass er ab und zu ein wenig den Bezug zur Realität verliert"

Ist das völlig neu an ihm, oder hast du es schon länger bemerkt? Wie verhält er sich dann, über- oder untertreibt er oder über- oder unterschätzt er sich? Ich habe, wie ich es schon oben schrieb, Zeiten, in denen ich sehr wenig Vertrauen in mich selbst habe. Ich denke dann, ich krieg' nichts zustande, bin nutzlos und werte alles ab. Dann ist das nicht wahr, aber ich empfinde es so. Mein Gefühl entspricht dann nicht der Realität, meinst du es so?

"Du hast geschrieben, dass du in einer Depriphase nicht darüber redest... aber wie sieht es in der Zeit dazwischen aus?"

Bei mir ist es so, dass ich, wenn es mir gut geht, auch nicht viel darüber rede. Habe ehrlich gesagt noch nicht einmal darüber nachgedacht, ob ich das überhaupt will....Ich denke, ich will es nicht, weil ich in deprifreien Phasen mich nicht damit befassen will und mein Mann würde auch nie auf die Idee kommen, mich aufzufordern, darüber zu reden.

Was ich mir wünsche, dass er sieht und bemerkt, wenn es mir gut geht. Das er sieht, wenn ich es schaffe, etwas zu tun, was mir sonst nicht gelingt. Aber da ist er nicht der Typ für. Er verliert nicht viele Worte der Anerkennung und Beachtung, ich habe es nie so vermißt wie in den letzten 2 Jahren Doch er war nie anders, ich habe ihn schon so kennengelernt und ich kann auch nicht erwarten, dass er sich nun ändert.

Du schreibst, dass ihr jetzt Beide viel zu tun habt. Das hatten wir viele Jahre auch... Ich habe im Schichtdienst gearbeitet, und die Kinder waren klein. Wir waren beruflich und auch durch die Kinder ziemlich gestresst. Dabei ist vieles "auf der Strecke" geblieben, Probleme wurden nicht an- bzw. ausgeprochen, und vieles unter den Tisch gekehrt. Irgendwann lief dann das Fass über und es musste sich etwas ändern. Heute sehe ich es so, dass auch in noch so stressigen Zeiten in einer Partnerschaft Raum und Zeit sein muss für den Austausch miteinander. Es ist wichtig, zu sagen, was einen stört, und auch das, was man mag. Nur so kann man verhindern, dass ein "Riesen-kummerberg" heranwächst, der dann irgendwann nicht mehr abzutragen ist. Kannst du mit deinem Freund über Probleme reden oder ist er eher der Typ, der alles verdrängt?

"Inzwischen hab ich auch herausgefunden, dass mein Freund schon tief im Innern, ganz verschüttet ein Emotionsleben besitzt, das sich mit tieferen Dingen des Lebens beschäftigt"


Auch wenn er (noch) nicht aus sich rausgehen kann, es gibt mit Sicherheit Wege, die dich ihm näherbringen. Das du dir Gedanken um ihn machst, dass du ihn verstehen willst, dass du das Gespräch mit ihm suchst, ich denke, das ist ein guter Anfang, einen Eisblock zum Schmelzen zu bringen Ich denke, du bist auf dem richtigen Weg und bestimmt merkt dein Freund, wie du dich um ihn bemühst, er kann es nur nicht zeigen.

Das Buch habe ich mir nicht gekauft. Ich lese zur Zeit kaum, es liegen noch 3 angefangene Bücher herum und ich komme einfach nicht weiter. Mir fehlt sogar dazu der Antrieb, ich kann mich auch schwer konzentrieren, aber das, so hoffe ich jedenfalls, wird auch irgendwann ? besser.

Dir weiterhin alles Gute! Wenn du magst, meld' dich wieder

Liebe Grüße
Susan


Soloalbum
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Registriert: 9. Nov 2003, 01:23

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Lenny,

das freut mich sehr, dass dir unser Austausch geholfen hat!!
Wie geht´s dir inzwischen? Ich find es super, dass du zum Arzt gehst! Hoffentlich gerätst du dabei an einen der dir helfen kann...und falls nicht...nur nicht aufgeben!
Ich wünschte mein Freund würde es in Erwägung ziehen sich Hilfe zu holen. Allerdings läuft es momentan wieder recht gut. So langsam lässt er mich ein bisschen an sich ran, er ist nicht mehr so verschlossen. Und ich habe meine Erwartungen an ihn etwas zurückgeschraubt. Das scheint ihm auch zu helfen.
Also, ich wünsch dir und deiner Freundin alles Gute! Würd mich freuen mal von dir zu hören, wie es weiterging.

Grüße
Jule
Soloalbum
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Registriert: 9. Nov 2003, 01:23

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Susan,

danke ja, schön wieder da zu sein. Die Unannehmlichkeiten halten sich zum Glück in Grenzen.
Muss dir nochmal sagen, mir tut es gut deine Antworten zu lesen, diese Rückmeldung zu bekommen, die recht konstruktiv ist, und anderen anscheinend ja auch --> siehe Lenny Das hat mich auch sehr gefreut.

Wie geht´s dir inzwischen? Hört sich bei dir gerade nicht ganz 100%ig an?

Ja, ich glaube diese "Launigkeit", wie du sie beschreibst trifft bei meinem Freund auch zu. Mal total "anhänglich" und liebesbedürftig, mal abweisend und kühl. Und wie bei dir ist er dann, wenn er mich ganz plötzlich in seiner Nähe haben will dann enttäuscht, wenn ich nicht sofort Zeit für ihn habe. Das mit den "klaren Signalen" muss ich mir merken und bei Gelegenheit mal zur Sprache bringen.
Ab und zu hat die beschriebene "Anhänglichkeit" fast schon einen kindlichen Touch. Ist das bei dir auch manchmal so?
Da fängt dann manchmal auch die beschriebene Realitätsferne an. Er kann dann ganz aberwitzige Fantasyszenarien erfinden. Das würd ich dann evtl als kleinen "Knall" beschreiben , den ich aber eigentlich ganz liebenswert finde. Nur ab und zu geht das ganze dann auch eher in die negative Richtung: letztens meinte er dann plötzlich total unvermittelt, er könnte einen Freund von mir überhaupt nicht leiden, wär ihm total unsympatisch, ob mit dem was nicht stimme u.s.w., dabei hatte er ihn gerade 2x kurz gesehen. Das hört sich eigentlich ganz normal an, aber die Art und Weise, wie er das macht ist schon irgendwie nicht ganz koscher. Er ist in solchen Phasen dann auch ganz anders als sonst. Schwierig zu erklären. Ob er das schon länger hat kann ich nicht genau sagen. Scheint oft einher zu gehen mit vorheriger Unruhe, Unausgeglichenheit und Hyperaktivität.
Den Bezug zur Realitätsverlust kommt aber auch manchmal vor, wenn er sich selber nicht mag und denkt er mache alles falsch und er sei eine Zumutung für seine gesamte Umwelt, am besten sollt er sich seinen Mitmenschen nicht mehr zumuten etc.

Schade, dass dein Mann nicht über deine Dpri reden will oder kann. Oder "nur" nicht über die aktuellen Gefühle?
Ich kann das gut verstehen, dass du diese Rückmeldung durch deinen Mann brauchst, in schwierigen Zeiten besonders. Das vermisse ich bei meinem Freund auch manchmal. Wenn es ihm besser geht, er ausgeglichener ist und mir gegenüber offener sein kann, dann kommt hin und wieder was. Aber wenn es ihm gerade schlecht geht, dann ist da null drin. Und gerade dann wär es so wichtig für mich ab und zu noch ne Rückmeldung zu kriegen. Aber wahrscheinl liegt es eben an mir dann nicht zuzumachen, abzuwarten. Hab bei meinem Freund auch bemerkt, dass er in schlechten Phasen unbedingt Rückmeldung braucht: Es scheint er macht viele Dinge mit einer besonderen Erwartung meiner Reaktion.

Ist gut diese die RÜCKMELDUNG zu bekommen nicht alles unter den Teppich zu kehren aus Zeitmangel. War auch schon versucht das zu tun...man denkt es würde alles ein bissl vereinfachen. Versuch aber deinen Ratschlag zu befolgen und trotzdem hin und wieder ein paar Dinge zu bequatschen.
Leider ist mein Freund, wie schon gesagt, auch eher der Pragmatiker. Zu viel Reden nervt ihn total. Er empfindet sowas als kompliziert. v.a. dann in schwierigen Phasen kann man ihn damit leicht reizen. Da neige ich dann schnell dazu alles unter den Tisch fallen zu lassen. Vielleicht hat er dann auch einfach Angst vor Vorwürfen...? Es ist oft schwierig dann bei seinen gereizten Reaktionen selber ruhig zu bleiben und der ausgleichende Pol zu sein...wie weit muss man sich denn sowas gefallen lassen? Ohne, dass er sich gleich wieder verraten fühlt und beginnt an der Beziehung zu zweifeln??

"Auch wenn er (noch) nicht aus sich rausgehen kann, es gibt mit Sicherheit Wege, die dich ihm näherbringen. Das du dir Gedanken um ihn machst, dass du ihn verstehen willst, dass du das Gespräch mit ihm suchst, ich denke, das ist ein guter Anfang, einen Eisblock zum Schmelzen zu bringen Ich denke, du bist auf dem richtigen Weg und bestimmt merkt dein Freund, wie du dich um ihn bemühst, er kann es nur nicht zeigen."
Danke, das macht Mut. Ich hoffe sehr, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und ich hoffe, dass ich für alles die Kraft habe es zu bewältigen. Ich denke, wenn ich mal näher an ihm dran bin wird es vielleicht einfacher mit gewissen Situationen umzugehen, sich nicht mehr so schnell verunsichern zu lassen und nicht selbst anzufangen zu zweifeln.Zur Zeit sieht´s gut aus. Er scheint ein bissl zu schmilzen Aber wer weiß...

Würd mich freuen mal wieder von dir zu hören
Schöne Grüße
Jule
Luci
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Luci »

Hallo Jule !!!

Ich lese hier gerade Deine Beiträge und stelle fest dass es mir genauso geht wie Dir. Mein Freund leidet auch an Depressionen und ist völlig fertig. Er stellt auch unsere Beziehung in Frage ! Und ich bin völlig fertig weil ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll. Ich weiß dass ich ihm das eigentlich nicht so zeigen sollte, weil ihn das wahrscheinlich noch mehr belastet. Jetzt habe ich gesagt, ich melde mich erstmal nicht sondern warte bis er mal anruft, er soll entscheiden wann er reden möchte und wann nicht. Aber das ist sooo schwer. Ich versuche mich schon abzulenken, aber manchmal klappt es einfach nicht. Aber eure Beiträge hier geben mir schon etwas Mut und Kraft!!!
ClemensMeyer
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von ClemensMeyer »

Hallo,
ich glaube, das er seine Gefühl nicht zeigen kann.
Vielleicht liegt es daran, das er als Kind keine Liebe von seinen Eltern bekommen hat.
Bei mir wahr es so, aber ich habe mich jetzt geändert und kann Liebe wiedergeben.

Gruß Clemens
Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Luci,

willkommen im Thread! Schön auch mal von jemandem zu hören, der/die an gleicher Stelle ist.
Freut mich sehr, dass dir unsere Beiträge etwas geholfen haben!
Ich kann mich gut in deine Lage versetzen...das Warten zermürbt einen...es ist oft soo schwer!
Du muss aber gerade in solchen Phasen an dich selber denken! Tu dir was Gutes, und wenn´s auch nur ein Bad ist, ein Buch lesen, ein Telefonat mit jemandem, bei dem du dich schon länger nicht mehr gemeldet hast, ein neuer Nagellack oder was immer du dir schon länger nicht mehr geleistet hast. Achte auf dich selbst! Lass dich nicht ins Tief mit runterziehen, das bringt euch beiden nichts!
Ich weiß, das ist schwer, aber manchmal ist es gut, wenn man das von jemand anderem gesagt bekommt, um es/ sich nicht zu vergessen.
Auch, wenn er an dir zweifelt...es ist seine Krankheit. Rede dir bloß nicht ein es könnte an dir liegen!
Ich weiß noch, ich habe mit der Zeit regelrecht mein Selbstbewusstsein verloren, unbewusst hab ich den Fehler immer bei mir gesucht. Oft hab ich sein Verhalten nicht verstanden, das hat mich noch mehr verunsichert.
Und dann dieses ständige Auf und Ab. Mal gut, mal nicht. Ist das bei euch auch so?
Wie lange seid ihr schon zusammen? Seit wann leidet dein Freund unter Depris? Ist er in Behandlung?
Er stellt eure Beziehung in Frage...schon länger? Überlegt er sich Schluss zu machen?

Also halt die Ohren steif!
Würd mich freuen von dir zu hören, wie es weitergeht bei euch

Alles Gute
Jule
Soloalbum
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Registriert: 9. Nov 2003, 01:23

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Clemens,

eine interessante These.
Ich weiß von meinem Freund (allerdings nicht von ihm, sondern von einer gemeinsamen Bekannten), dass er irgendwelche Probleme mit seinem Vater hat.
Außerdem hab ich mal seine Mutter kennengelernt, eine sehr distanzierte Frau. Sie wirkt sehr kühl, hat von mir kaum Notiz genommen. Darauf angesprochen meinte mein Freund, dass das bei ihr normal sei, sie sei einfach so.
In der Familie scheint schon irgendwie der Wurm drin zu sein, mein Freund vermeidet dieses Thema aber beharrlich.
Außerdem fiel er schon als Kind mit seinem unruhigen, unkonzentrierten Verhalten in der Schule auf, könnte vielleicht auch damit zusammenhängen?

Wie kam es bei dir zu dieser Änderung?

Schöne Grüße
Jule
Luci
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Registriert: 5. Dez 2003, 14:35

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Luci »

Hallo Jule !!!

Vielen Dank für Deine Worte, es tut ganz gut mit jemandem zu reden, der in der selben Lage steckt wie ich. Ich bin mit meinem Freund jetzt seit etwas über einem Jahr zusammen und es war eine sehr schöne Zeit. In den letzten beiden Monaten haben wir uns täglich gesehen ( in einer 30 Quadratmeter Wohnung ). Das war nicht so gut, aber ich denke das dies eigentlich nicht das Hauptproblem war. Er zweifelt jetzt an unserer Beziehung, einmal hat er gesagt er empfindet gerade nichts für mich, aber er weiß eben nicht ob es an seinen Depressionen liegt oder an uns. Ein anderes mal hat er gesagt, das er den einen Tag das Gefühl hat es ist in Ordnung und den nächsten Tag kann es schon wieder ganz anders sein. Ich hoffe natürlich sehr dass es an seiner Krankheit liegt, denn ich hatte bisher immer das Gefühl das ich ihm wirklich viel bedeute und das hat er mir auch gezeigt. Das mit dem Auf und Ab kenne ich auch, einen Tag geht es einigermaßen und den nächsten Tag kann er schon wieder nichts hören und sehen wollen. Es ist ziemlich schlimm für mich weil ich genau überlegen muss was ich sage und wieviel ich sage weil es sonst passieren kann dass er gar nichts mehr sagt und völlig dicht macht. Deshalb habe ich ja auch für mich beschlossen zu warten bis er sich meldet. So kann ich mir sicher sein, dass er es wirklich wollte. Vor zwei Jahren hatte er so etwas wohl auch schon mal, hat dann Tabletten bekommen und dann ging es eben für einige Zeit wieder. Aber jetzt muss er wirklich eine Therapie machen! Hatte er auch schon öfter mal überlegt, aber ich denke jetzt ist er soweit dass er es wirklich auch macht. Denn so kann es nicht weitergehen, er macht sich selber völlig fertig. Er hat auch gesagt, dass er Angst hat jetzt eine Entscheidung in Bezug auf eine Trennung zu treffen, die er dann vieleicht bereuen würde. Mein Vorschlag uns einige Wochen gar nicht zu sehen wollte er irgendwie auch nicht. Und er sagte auch, dass er hofft das es wirklich an seiner Krankheit liegt... Und ich sitze nun hier und versuche mich irgendwie abzulenken, aber es ist schon ganz schön schwer wenn man den ganzen Tag überlegt ob er sich heute nun meldet oder nicht. Aber ich weiß dass ich mich zurückhalten muss und dieser Austausch hier hilft mir glaube ich auch ein Stück. Wie sieht es denn bei Euch aus, geht es dir schon besser ?

Viele Grüße Luci
ClemensMeyer
Beiträge: 10
Registriert: 21. Nov 2003, 11:28

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von ClemensMeyer »

Hallo Jule,
ist nicht ganz so einfach zu erklären, aber ich versuche es mal.
Als Kind habe ich keine Liebe von meiner Mutter bekommen, ich war da, einer von dreien. Mein Vater war da schon etwas anders, würde aber von meiner Mutter irgendwie
unterdrückt. In der Schule wahr ich glücklich, wenn ich mal dran karm und gelobt würde, ein Zeichen das ich ein Mensch bin. Liebe und Zuwendung grab es bei ihr nicht, und ich glaube sie hat es auch nicht zugelassen. Als ich meine Frau kennenlernte, wahr ich froh, das ich eine Freundin hatte, meiner Mutter passte das nicht, das habe ich gefühlt.
Ja, liebe und Zuwendung habe ich ihr nicht so gegeben wie man es eigentlich erwartete.
In meinen Kopf tat sich nichts, ihr das zu zeigen, aber das Gefühl von Liebe und Zuneigung wahr da. 20 Jahre lang wahr das so, sie hat um meine Liebe gekämpft und ich konnte nichts geben.
Als sie sich dann nach anderen Männer um sah und sich mit einen zu Treffen, kam bei mir
ein Gefühl hoch, das ich sie verlieren könnte an einen anderen.
Es ist wohl die Eifersucht, und das Gefühl das sie mich verlässt, weil der Mann ihr das geben könnte was ich nie konnte, Liebe und Zuwendung geben.

Mit Schlaftabletten wollte ich mir das Leben nehmen, im Krankenhaus habe ich ihr dann gesagt das ich das weiss mit dem Mann und das ich keine Liebe geben kann.
Jetzt mache ich eine Therapie und nehme Tabletten gegen meine Depressionen, und so allmählich wird in meinen Kopf die Sperre gelöst, und ich bin verliebt in meine Frau, aber 20 Jahre zu Spät. Das Problem lag in meiner Kindheit, und mit der Zeit kommen alle Gefühle, Zuneigung und die Liebe die mann hat oder haben sollte zurück.

Ja, so sage ich das mal.

Grüß Clemens
Luci
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Registriert: 5. Dez 2003, 14:35

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Luci »

Hallo Jule !!!

Gibt es Dich noch? Ich hatte dir einen Beitrag auf deine Mail geschrieben und eben noch ein paar Fragen! Wäre nett wenn du dich nochmal meldest!

Viele Grüße Luci
susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von susan »

Hallo Jule!

Danke für deine Antwort

"Das mit den "klaren Signalen" muss ich mir merken"

Wie geht es dir zur Zeit DAMIT? Meintest du, dass du mit ihm darüber sprechen willst, dass er dir deutlich mitteilt, wenn er etwas braucht oder bezog es sich eher auf dich? Fällt es dir schwer, ihn um etwas zu bitten? Geht er auf dich ein, oder kommst du zu kurz und ist Geben und Nehmen bei dir nicht im Gleichgewicht? Nimmt er auch mal auf dich Rücksicht, wenn es dir nicht gut geht?

"Ab und zu hat die beschriebene "Anhänglichkeit" fast schon einen kindlichen Touch. Ist das bei dir auch manchmal so?"

Natürlich kenne ich das von mir auch und ich bin sehr froh, dass ich dieses "kindliche" Bedürfnis nach Wärme und Zuwendung in mir spüre. Ich glaube nämlich, dass das nicht jedem so geht und es auch Menschen gibt, die dies KINDISCH finden. Doch es ist wichtig, diesem Bedürfnis nachzugeben und es auch zu zeigen.

". Das würd ich dann evtl als kleinen "Knall" beschreiben , den ich aber eigentlich ganz liebenswert finde."

Wenn du es SO sehen kannst ist es doch super! Phantasie haben ist eine Begabung Du hast aber recht, wenn er sich etwas "zurechtfantasiert", dann ist es nicht einfach für dich.

"..er könnte einen Freund von mir überhaupt nicht leiden, wär ihm total unsympatisch, ob mit dem was nicht stimme u.s.w., dabei hatte er ihn gerade 2x kurz gesehen. "

Es kann doch sein, dass er eifersüchtig ist...??, aber auch dahinter versteckt sich oft das Bedürfnis nach mehr Zuwendung... Vielleicht hast du dich um den Freund mal mehr "gekümmert" als um ihn? Kann sein, dass er ihn als "Gefahr" ansieht? Ist er auch sonst sehr eifersüchtig oder hat sich das nur in diesem Fall so gezeigt?

"Den Bezug zur Realitätsverlust kommt aber auch manchmal vor, wenn er sich selber nicht mag und denkt er mache alles falsch und er sei eine Zumutung für seine gesamte Umwelt, am besten sollt er sich seinen Mitmenschen nicht mehr zumuten etc."

In "schlechten" Zeiten nehme ich das auch so wahr. Ich sehe alles negativ, fühle mich überflüssig und bin völlig unzufrieden mit mir selbst. Die negativen Gedanken bauen sich dann wie Berge vor mir auf und scheinen unüberwindbar. Ich denke dann hinterher immer darüber nach, was wohl der Auslöser für dieses Tief gewesen sein könnte, und meist kann ich keinen Grund erkennen. Es ist, als wenn ein Nebel aufzieht, durch den alles unwirklich und verzerrt ist. Das sind wohl auch Momente, in denen mein Mann es sehr schwer hat. Er kann sich da halt nicht reinversetzen - wie auch?? - und am besten, er lässt mich dann in Ruhe. Selbst das ist dann oft nicht die Lösung, denn wenn ich mich so überflüssig fühle, dann habe ich auch das Gefühl, dass mich keiner mag und wenn er mich dann in Ruhe lässt, kann das auch dazu führen, dass ich mich abgelehnt und nicht beachtet fühle. Das Schwerste daran ist, dass ich in diesen Phasen meine Gefühle und Empfindungen nicht erklären kann. Es ist alles andere als einfach, aber so wie du es beschrieben hast, kennst du es ja auch so von deinem Freund...

"...trotzdem hin und wieder ein paar Dinge zu bequatschen."

War es möglich, mit ihm zu reden in der letzten Zeit? Kannst du mit ihm auch über das reden, was dich bewegt oder lässt er dich nicht an sich ran und blockt ab? Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich eher die bin, die das Gespräch sucht. Doch da geht es mir ähnlich wie dir
".. er empfindet sowas als kompliziert.."


Ich wünsche dir, dass ihr weiterhin Wege findet, um auch schwierige Zeiten durchzustehen!

Liebe Grüße
Susan


Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Luci,

entschuldige bitte, mich gibt´s noch!!! Hab nur gerade so wahnsinnig viel um die Ohren, dass ich nicht mal dazu gekommen bin mal wieder reinzuschauen. Sorry!
Wie geht´s dir inzwischen? Wie läuft es inzwischen mit deinem Freund? Ich hoffe es geht dir gut!

Passt ja schon in das Krankheitsbild, dass dein Freund das mit der Nähe nicht erträgt. Bei meinem war es sogar bis jetzt so, dass er deshalb in seinen Beziehungen nie den letzten Schritt des Zusammenziehens gemacht hat. Von daher ja eigentlich ein gutes Zeichen, dass deiner es wenigstens versucht hat, oder? Hat er schon mal mit jemandem zusammen gewohnt?
An deiner Stelle würde ich davon ausgehen, dass das mit seinen Zweifeln schon an seiner Krankheit liegt, dieses ständige Wechselbad, mal so mal so, dass er plötzlich mal gar nichts fühlt, seine Gefühle dann völlig verschwunden sind und dann ist es wieder gut, das deutet schon darauf hin.
Und immerhin schön, dass er dir auch schon zeigen konnte, dass du ihm viel bedeutest, da hat mein Freund manchmal echt tierische Probleme mit, wobei sich das in ganz kleinen Babyschritten zu bessern scheint. Kann dann aber auch mal wieder ins Gegenteil umspringen.
Das mit dem "Aufpassen was man sagt" kommt mir doch sehr bekannt vor! Ich bin oft auch sehr unsicher, was darf ich sagen, was nicht, damit er nicht völlig dicht macht, was muss ich sagen, damit wichtige Dinge nicht unter den Tisch fallen, die sich dann im Laufe der Zeit anhäufen können und ebenso schließlich zu einer großen Last werden können?!?! Manchmal ist es fast wie ein Glücksspiel mit hohem Einsatz...und unfreiwillig natürlich.

Seit wann hat denn dein Freund nun wieder eine Depriphase? Ist das nun die Erste in eurer Beziehung? Gings ihm nach der Behandlung vor 2 Jahren wieder ganz gut? Jedenfalls gut, dass er sich schon selber Überlegt hat wieder in Behandlung zu gehen!
Dieses Warten ist sicher sehr hart für dich, ich kann das gut nachempfinden! Hoffentlich hat er sich inzwischen bei dir gemeldet! Ein gutes Zeichen ist doch auch, dass er dich auf alle Fälle weiterhin sehen wollte und dass er weiß, dass eine Entscheidung sich nun zu trennen durchaus die falsche sein könnte wegen seiner Krankheit.

Bei mir sieht´s momentan eigentlich ganz gut aus...wie gesagt Babyschritte, dennoch ich bin manchmal einfach unzufrieden, fühl mich zeitweise aus seinem Leben ausgeschlossen, hab das Gefühl, dass wir oft kein Team sind. Wichtige Dinge erfahr ich oft nur durch Zufall im Vorbeigehen sozusagen, z.B. dass er demnächst vorhat größer zu vereisen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass bei uns das Geben und Nehmen absolut nicht im Gleichgewicht ist, zu meinen Ungunsten. Frage mich manchmal wer ich für ihn bin. Meint er wirklich mich als Person oder nur meine Rolle, die ich in seinem Leben spiele?
Und nun könnte es auch noch sein, dass eine Krankheit, die er hat, ihm evtl seine berufliche Zukunft kaputt machen könnte und er sagt nichts dazu, vermutlich schiebt er es weg, will es nicht wahrhaben oder was auch immer, keine Ahnung. Aber sooo cool, das nehm ich ihm nicht ab, das ist nicht gesund, oder er verdrängt es einfach. Ich kann nur abwarten, was noch passiert...

Also, ich hoffe du bist mir nicht böse wegen meiner späten Antwort und es geht dir gut.
Würde mich sehr freuen von dir zu hören!!!
Und bitte nicht böse sein, wenn ich nicht sofort antworten kann, bei mir geht´s gerade drunter und drüber.

Liebe Grüße
Jule
Soloalbum
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Re: Bin ratlos und verzweifelt: hat mein Freund Depressionen?

Beitrag von Soloalbum »

Hallo Clemens,

danke für deine nähere Ausführung.
Ich denke zwar, dass es bei meinem Freund nicht so krass war, wie bei dir, dennoch scheint die Richtung nicht ganz falsch zu sein!
Auffälligkeiten in der Schule, eine Mutter, die teilweise recht kühl erscheint und die vermutlich selber emotionale Probleme hat etc.

Es ist schön, dass du nun endlich deine Blockade überwinden kannst!
Ich wünsche dir, dass du und deine Frau nun ein wunderschöne Zeit mit einander habt!

Alles Gute
Jule
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