der langsame Abschied ist nun endgültig

johanna73
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von johanna73 »

Liebe Selea,

freut ich, dass ich Dich ein wenig aufmuntern konnte. Wie Anna54 schon sagt, Du machst im Moment wohl schon genug. Dass Pflegeheime überprüft werden, gehört zu deren Alltag und die kommen meistens auch ganz gut klar damit. Wenn Du den Mitabeitern und der Leitung signalisierst, dass Du Vertrauen in deren Arbeit hast, ist das wohl das Entscheidende.

Von mir gibt es nur einen winzigen Erfolg - ich habe heute einen sehr kompetenten ALS- und Intensivmediziner für eine spontane Telefon-Sprechstunde gewinnen können (manchmal hilft rumtelefonieren und nette Mails an Sekretärinnen schreiben eben doch). Er hat mir zwar keine Hoffnung gemacht, dass sich die Lage meiner Mutter wesentlich bessern würde, aber eine gute Klinik empfohlen, die für eine Anschluss-Reha geeignet wäre, wenn sie die OP überlebt. Die OP wurde nun um noch einen Tag auf morgen verschoben. Ich spekuliere jetzt lieber nicht, ob lediglich organisatorische Engpässe (Not-OPs) oder der jetzige Zustand meiner Mutter die Ursache sind. Mit der Anästhestistin, die die OP betreuen soll, hatten wir neulich ein nahezu absurdes Gespräch. Bei allen unseren Fragen sagte sie, dass sie nicht zuständig sei. Auf die Frage, für wie stabil sie den Zustand meiner Mutter hält, bekam ich die Antwort, was das für eine blöde Frage sei, kein Patient auf der Intensiv-Station sei stabil. Wenn Gespräche so laufen, sollte man den Angehörigen lieber gleich nur den schriftlichen Aufklärungsbogen mit Unterschriftenfeld geben.

@Anna54 - danke für den Zuspruch :) In Wahrheit mache ich das aber überhaupt nicht gut und fühle ich ehrlich gesagt hundselend. Entscheiden zu müssen, ob man die Maschinen abstellt und die Mutter einem qualvollen Erstickungstod aussetzt oder einer endlosen Hölle mit Maschinenpark ohne Möglichkeit, sich zu äußern und sich zu bewegen, ist eindeutig eine Überforderung. Die Mediziner haben mir nur auf meine gezielte Nachfrage bestätigt, dass das Abstellen der Maschinen, wozu sie uns dringend geraten hatten, unter Umständen bedeutet, dass meine Mutter 2 Tage lang qualvoll mit dem Erstickungstod ringt - es ist ja keine aktive Sterbehilfe erlaubt. Als ob wir unsere Mutter, die sich ja durch Kopfnicken und -schütteln klar verständlich macht und mit letzter Kraft trotz Narkose durch teilweises Aufwachen signalisiert, dass sie noch am Leben ist, die Maschinen abstellen könnten. Ihre Patientenverfügung gibt das in keinem Fall her, auch in den letzten Gesprächen sagte sie, wie sehr sie am Leben hängt. Sie ist noch lange nicht bereit, Abschied zu nehmen. Die Ärzte haben uns ganz schön zugesetzt mit dem Argument, die Verfügung würde nicht die jetzige Situation richtig erfassen und dass wir uns daher nicht an die Verfügung halten sollten. Zwar sind mein Bruder und ich uns einig in der Entscheidung, dass sie weiter am Leben gehalten werden soll. Aber das Wissen, dass meine Mutter damit einem prinzipiell endlosen Leidenszustand ausgesetzt ist (es ist bei diesem extrem rapiden Verlauf der Krankheit kein Funken Hoffnung auf Besserung), macht die Sache genauso furchtbar. Auch wenn wir uns sicher sind, dass meine Mutter nicht möchte, dass die Maschinen abgestellt werden, ist einfach jede Entscheidung grausam.

Ich möchte lieber nicht darüber nachdenken, welche Angst sie gerade aussteht auf der Station, was sie wirklich von ihrer Situation erfasst und was nicht. Ganz zu schweigen von der Vorstellung, dass sie im Überlebensfall von genau dem Arzt behandelt wird, der uns dringend dazu geraten hat, die Maschinen abzustellen.

Ich versuche nun händeringend einen Platz in dem hochspezialisierten KH für sie zu bekommen. Weiß aber nicht, ob dort Möglichkeiten sind und ob ich überhaupt eine Antwort kriege (überall ABs, Automatenstimmen, automatisiertes Kontaktformular) ...

Keine Ahnung, was ich mir für meine Mutter und mich wünschen soll. Wirklich nicht. Man ist einfach nur fertig. Sorry.

j.
anna54
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Liebe Johanna
es ist schon ganz grausam,dass ein Arzt solche Aussagen macht,wie ihr es erlebt habt.
Was ich nicht verstehe,das Abschalten der Maschinen wäre ein zweitägiger Erstickungstod----oder war das anders zu verstehen.

Ich hab noch in meiner letzten Fortbildung---Begleitung am Lebensende----die Aussage bekommen,dass gerade verhindert werden kann,dass der Sterbende Erstickungsgefühle hat.

Ich wünsche dir von Herzen,dass du bessere Informationen bekommst,dass man dich als Angehörige ernst nimmt und sich unterstützt,fordere es ein!

Für die Operation kann ich nur alles Gute wünschen,sicher noch mal eine ganz große Anspannung.

Hier in der Nähe wird gerade ein Krankenhaus umgewandelt in Heimplätze für Dauerbeatmungspatienten----wie ich gelesen habe,werden das imme rmehr.

Was noch Lebensqualität ist,was ein lebenswertes Leben ist,welches Leiden aufhören soll---das sind die schwersten Fragen,die das Leben stellen kann----ich hab auch keine Antworten darauf.

Immer hoffe ich für solche Fälle auf die Gnade eines sanften Sterbens.

Intensivmedizin ist notwendig,man verläßt solche Stationen auch wieder,aber du hast meine volle Hochachtung,dass du das aushälst.
Alles Gute für dich und deine Mutter
anna54
johanna73
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von johanna73 »

Liebe anna54, danke für den Zuspruch - in diesem Fall ist die Befürchtung des langsamen Erstickungstodes leider nur allzu berechtigt. Da bei meiner Mutter die Atemmuskulatur nicht mehr funktioniert bzw. nur noch ein Rest vorhanden ist, müssen die Ärzte die Sedierung erst einmal runterfahren, damit sie die eigenständige Atmung zumindest in Ansätzen übernimmt. Ich habe ja mehr als 2 Std. lang den qualvollen Test erlebt, wie es war, als meine Mutter ohne Tubus selbst wieder atmen sollte. Da hat es leider auch sehr lange gedauert, ehe sie in die CO2-Narkose gefallen ist. Die Ärzte können nicht einfach den Tubus entfernen, ebenso ist in ihrem Fall die Vergabe von Morphium oder anderen Mitteln nicht erlaubt, da es sich bei ihrer Symptomatik bei derartigen Eingriffen bereits um aktive Sterbehilfe handeln würde. Die Ärzte hatten es anfänglich nur angedeutet, dass ein solcher Prozess sehr unruhig werden würde. Erst auf gezieltes Fragen meinerseits rückten sie damit raus, was das im Klartext heißen würde. Bei anderen Krankheitsbildern ist es so, wie Du sagst, bei der Muskelschwäche in der Atemmuskulatur ist eine solche "Erleichterung" bereits als aktive Sterbehilfe zu werten. So zumindest die Mediziner. Und da ich ja nicht einfach selbst Hand anlegen kann, ist das erst einmal der Stand. Aber abgesehen davon gibt die Patientenverfügung eine solche Aktion überhaupt nicht her, unter keinen Umständen. Und auch die letzten Stellungnahmen meiner Mutter zu diesem Thema nicht.

Was mir hilft, ist der Gedanke, dass ja eigentlich nicht ich entscheide, sondern meine Funktion nur darin besteht, dafür zu sorgen, dass der Wille meiner Mutter respektiert wird. Und das kann ich in diesem Fall klar sagen.

Die Gnade es sanften Sterbens, das hat meine Mutter wohl verpasst. Im Moment hält sie mit aller Macht am Leben fest, wacht immer wieder auf trotz Narkose. Ihr Gesicht ist dann voller Verzweiflung und Angst. Das Schlimme ist, dass die OP für das Tracheostoma von Tag zu Tag aus organisatorischen Gründen verschoben wird (Not-OPs, die vorgezogen werde müssen). Ich habe versucht, andere Kliniken zu finden, aber ohne Erfolg. Auch dort Engpässe. Eine OP mit künstlicher Beatmung muss immer auf der Intensiv gemacht werden, das ist leider schwer planbar, höre ich immer. Man kann als Angehöriger leider nur zusehen und ihr ab und an die Hand halten.

Aushalten tue ich das nicht wirklich, aber man ist in die Situation gestellt und kann sich den Dingen nicht so einfach entziehen. Versuche jetzt wieder zu arbeiten und dann evtl. einen Sonderurlaub zu nehmen. Ist aber unklar, wie das rechtlich geht mit der Beantragung.

LG j.
johanna73
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von johanna73 »

Ihr Lieben Beistehenden,

ich merke gerade, wie ich mich selbst immer mehr runterziehe, je mehr ich versuche, die Situation für andere klarzustellen. Für mich ist das gerade schwer aushaltbar. Ich werde mich im Moment hier zurückziehen. Ich weiß ja um Euren Beistand und Euren guten Willen, irgendetwas Gutes zu tun.

In der Zeit habe ich einen Artikel gefunden, der davon handelt, dass Pfleger oder Angehörige für Intensivpatienten ein Tagebuch führen. Falls diese Patienten dieses Tagebuch hinterher lesen, könnte es ihnen helfen, das Loch, das Trauma der langen Narkosezeit wenn nicht zu überwinden, aber vllcht. doch ein Stück ihrer Orientierung zurückzugewinnen. Es gibt sogar bereits erste Studien, die in Ansätzen belegen, dass solche Tagebücher oder Briefe, die man für diese Patienten schreibt und ihnen gibt, hilfreich sein können. Falls die Patienten ein solches Tagebuch nicht lesen, kann es immer noch für die Schreibenden, die die schwere Situation verarbeiten, selbst hilfreich sein. Ich habe gestern Abend mit einem solchen Tagebuch angefangen. In Zukunft werde ich wohl eher das Tagebuch nutzen und nicht mehr so viel in diesem Thread zu dieser Geschichte posten. Das ist alles zu aussichtslos und für manche, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, vielleicht zu nah und furchtbar. Ich werde vielleicht berichten, wie dieses Tagebuchschreiben hilft. Vllcht. ist das ja nicht nur für die Intensivpflege hilfreich, sondern auch für andere Situationen. Man muss es seinen Angehörigen ja nicht zu lesen geben.

anna54, mich würde interessieren, ob Du in Deinen Fortbildungen auch schon von solchen Tagebüchern oder Briefen gehört hast? Ich weiß es gerade nicht im Detail, was Du beruflich machst, Du hast es sicher schon mal hier gepostet ...

Alles Liebe und Danke für den Trost
j.
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo ihr alle.

:) anna :) johanna

Vorhin ist mir ein so langer Beitrag abgestürzt. Sollte nicht sein.


Liebe , liebe johanna :)

Das ist ja sehr sehr schwer, was du gerade erleben und durchwandern musst.
Woher nimmst du die Kraft, so klaren Kopf zu bewahren???
Das kriegst du gut hin, auch wenn du schreibst, dass es dir ungemein schlecht geht mit der ganzen Situation.
Gut nachvollziehbar.

Ich finde es gut, wenn du dir einen "Sonderurlaub" nimmst.
Das brauchst du. Um deinen klaren Kopf zu behalten.
Und vorallem, um auch deinem Seelchen Zeit zu geben. Zeit, all die Eindrücke zu verarbeiten.
Alles sacken zu lassen.

Deine Konflikte erinnern mich gut an die Konflikte mit mir, meiner Mutter, jetzt diesen ganzen September.

Diese Extrem_Situationen in Krankenhäusern, auf Intensivstationen, mit Sterbenden, mit Höchstbetagten, kosten fast Übermenschliches.
Trotzdem gehört es zum Leben.

Sehr irritiert hat mich, dass die Patientenverfügung deiner Mutter das nicht hergeben würde, bei Abstellung des Atmungsgerätes die nötige Versorgung mit Morphinen und anderen Schmerzmitteln zu initiieren.
Es sei aktive Sterbehilfe, meint der Arzt, der deine Mutter behandelt.

Hmmh. Kannst du dir da irgendwo diesbezüglich eine 2. Meinung einholen????
Evt. eine Patientenverfügungs_Beratung diesbezüglich einholen???


Natürlich ist es so, dass bei einem hochgradigen Medikamentencocktail am Ende eines Lebens, der dem unheilbar Kranken zur Linderung/Schmerzlinderung verabreicht wird_______das Leben verkürzt wird, um Stunden, um Tage, um vielleicht einige Wochen.

Was ist gnädiger, "angebliche" Sterbehilfe dieser Art, oder qualvolles Ersticken?


Ich bitte dich sehr, hol dir da noch andere Meinungen ein.

Nun bist du ja auch in dem Zwiespalt, das Leben deiner Mutter zu erhalten, aber ein Leben dauerhaft an der Beatmungsmaschine. Deine Mutter hänge noch so sehr am Leben, sagst du.

Sind wir Herr über Leben und Tod, dann als Tochter, als Sohn, wenn es um solche Entscheidungen geht.
Welches Leben ist noch lebenswert. Können wir das so von außen entscheiden. Können wir in den Patienten hineinsehen?
Es sind wirklich ethische und auch sehr schwierige Fragen.

Auf die ich letztlich auch keine Antworten habe.

Viel Kraft für dich. :)



Zu mir selber.

Nun habe ich also diesen persönlichen Bericht der Regress_Abteilung der BARMER GEK in Augsburg zukommen lassen.
Auch via Mail und Anhang der PDL und dem StPDL.

Ich konnte nicht anders.
Ich wollte als Angehörige das richtig stellen, soweit ich das kann.
Und Aufregungen und schlechte Energien vom Pflegeheim fernhalten.
Nun klar, sagt man, die im Pflegeheim müssen doch mit sowas umgehen können, das passiere doch regelmäßig.
Trotzdem will ich nicht, dass die irgendwie einen Brass auf meine Mutter schieben.
Sie ist eh so eine schwierige Patienten, die allen alle Kräfte raubt.
Und dann noch sowas.

Zu mir selber.
Die letzten Wochen haben deutlich bei mir gesundheitliche Spuren hinterlassen.
Das Asthma ,das ich mehr als 10 Jahre gut im Griff hatte.
Auch vor Wochen noch, Lungenfacharzt war sehr zufrieden.

Jetzt pfeift und giemt es wieder die ganze Nacht, seit 2 Wochen. Wahrscheinlich hab ich mir ne Bronchitis eingefangen, wohl bei der allgemeinen Erkältungswelle gerade.
Und irgendwie habe ich doch mit Ängsten reagiert, diesmal, bei dieser akuten Verschlechterung.

Und ich blöder Lackel. Anstatt sofort bei Hausärztin oder LUFA Arzt aufzuschlagen, drücke ich mich, hoffe, es vergeht wieder.
Bitte nicht wieder diese ganzen aufwändigen Untersuchungen. Ich mag nicht mehr. Ich kann nicht mehr.
Ich will so leidlich gesund sein.

Ich habe den schweren Verdacht, dass die ganzen seelischen Anstrengungen der letzten Wochen mein Asthma verstärkt haben.
Das hatte ich schon zweimal in meinem Leben- einmal bei einer sehr sehr schweren Trennung von einem Lebenspartner.
Das andere Mal in einer beruflichen Super_Gau_Stress_Situation.

Tja, wie sagt es sich in einer Redewendung so schön, MIR GEHT DIE LUFT AUS.



Allen hier Mitlesenden und Mitleidenden
einen schönen Morgen und guten Tag.
Selea
anna54
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Salea
liebe Johanna
ich kenne nun nicht speziell diese Briefe und Tagebücher,aber das erscheint mir sehr hilfreich.
Aber kenne ich solche Berichte von Angehörigen beim Wachkoma.

Immer ist es eine Form von Verarbeitung,wenn man es schafft,diese enorme Belastung in Worte zu fassen.
Ich bin schon erschrocken,dass man von Unruhe spricht,wo sicher beim Patienten Panik ist.

Kennst du einen Palliativmediziner----da hab ich anderer Erfahrungen gemacht,sowohl in der Fortbildung,als auch in einigen Vorträgen.
Jetzt läuft bei uns gerade eine Aktion zum 10jährigen Bestehen der Palliativmedizin
da spricht eine Frau Kopitzsch als Leiterin der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen----Geschäftsstelle Berlin
und Prof.Dr.phil.Alfred Simon Akademie für Ethik der Medizin,Göttingen
Sprecher der Arbeitsgruppe Ethik der deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

Ich kenne Ethikkommissionen auch in Krankenhäusern,da gibt es Ansprechpartner.
Bei uns war die Seelsorgerin Ansprechpartnerin.
Eine solche Kommission kann auch von Angehörigen angerufen werden.

Palliativmediziner haben andere Ansätze,was die Medikamente angeht,da werden andere Maßstäbe gesetzt.
Es werden sogar Nebenwirkungen genutzt um einen Nutzen für den Patienen rauszuholen,da geht so ziemlich alles-was Erleichterung verschafft.
Gerade auch der Morphineinsatz wird nicht als Sterbehilfe bezeichnet------das ist nicht mehr gültig!!!
Ich wünsche dir,dass du Unterstützung erfährst---wo auch immer möglich!

Ich bin von Beruf Medizinische Fachkraft aber ehrenamtlich ausgebildete Sterbebegleiterin.
Ich hab nach einer langen Krankheitszeit das Ehrenamt aufgegeben,mache aber Fortbildungen in dem Bereich.

Was ich vor allem gelernt habe,und das wollte ich genau wissen,im Notfall nicht aufgeben---oder nachgeben----was einem die Ärzte sagen----hinterfragen
einen Schritt weiter gehen
nach einem Palliativmediziner fragen---------------nach einer Ethikkonferenz fragen
das Gespräch dort suchen.

Auf Intensivstationen hab ich schlimme Erfahrungen als Angehörige gemacht.
Dort ist der Stresspegel so hoch,dass ein gutes Gespräch fast nicht möglich ist.

Was und wie es in dem Krankenhaus deiner Mutter möglich ist,das kann ich wenig einschätzen,aber jedenfalls lohnt immer ein gezieltes Fragen.
Ich kenne inzwischen die hier am Ort ambulant tätigen Palliativmediziner,ich würde mich nicht scheuen,dort um ein Gespräch zu bitten,allein um zu wissen----was kann ich als Angehöriger ausrichten,was ist das Gewicht---das die Situation entscheidet.

Diese Fachtagung haben wir erst am 11.11. ich kann dann berichten.

Liebe Johanna,ich schicke Kraft und Zuversicht
anna54
johanna73
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von johanna73 »

Huhu liebe Selea und liebe anna54,
danke für Eure Anteilnahme. Da ich eigentlich diese Diskussion nicht in diesem Thread vertiefen wollte (solche Fälle sind ja meist zu speziell, als dass man sie sinnvoll hier diskutuieren kann), nur in Kürze: Ja, einer der beiden Ärzte, die uns zum Astellen der Maschinen geraten hatten, ist Palliativmediziner (er ist zugleich Leiter der Intensivstation). Der andere ist Neurologe. Zudem habe ich mit mehreren Ärzten und Krankenschwestern aus meinem Verwandten- und Freundeskreis gesprochen. An Information mangelt es nicht, in diesem Fall wäre es tatsächlich um die Wahl zwischen Pest und Cholera gegangen.

Aber diese Debatte ist für uns wie letztens schon mehr oder weniger explizit gesagt nicht mehr relevant, da wir uns nach Durchgehen der Situationen/Gespräche mit unserer Mutter aus der letzten Zeit einig waren, dass sie einen - beinahe, einzig Hirnabbau würde in ihren Augen für die Beendigung des Lebens sprechen - unbedingten Lebenswillen hat und dass es ihrem Willen entspricht, die Maschinen nicht abzustellen.

Mittlerweile ist sie auf der Weaning-Station eines anderen Krankenhauses (Weaning steht u.a. für das Beatmungsmanagement und das Testen und Einüben der Möglichkeiten des Sprechens, der Kommunikation). Meine Mutter wird nun Stück für Stück aus der Narkose rausgeholt, kann sich nun wieder durch Nicken und Kopfschütteln klar verständigen. Sie hat natürlich das Bedürfnis zu sprechen - es ist nicht sicher, inwieweit sie jetzt schon realisiert, dass sie nie wieder ohne Weiteres sprechen kann. Sie hat jetzt einen mühseligen langen Weg vor sich. Aber körperlich scheint die Großwetterlage im Augenblick stabil, wenn nicht Infektionen etc. den Strich durch die Rechnung machen.

Ich versuche nun, die Balance zu finden zwischen Versorgungs-Orga und Dasein für Mutter und eigenem Leben. Im Moment finde ich es sogar ganz angenehm, zu arbeiten. Heute hatte ich ein sehr produktives Treffen mit einer Kollegin. Das Seminar ist letzte Woche auch angelaufen. Ich möchte diese anderen Schauplätze im Moment nicht missen. Wenn wir dann definitiv den Haushalt auflösen, weil meine Mutter ins Pflegeheim geht, werde ich ohnehin einen Sonderurlaub nehmen müssen.

Außerdem habe ich hier in der anderen Stadt auch meine Therapie - die Thera hatte letzte Woche Urlaub. Schon aus diesem Grund möchte ich ab und zu auch in meiner Arbeitsstadt sein, weil sie mir in dieser Situation eine große Stütze ist.

Für die nächste Zeit ist also eher noch etwas Orga- und Arbeits-Trubel angesagt. Wenn sich die äußere Situation etwas beruhigt hat, werde ich noch früh genug mit dem Gedanken ans Abschiednehmen (was langfristig ja unvermeidlich ist) konfrontiert. Im Moment bewegt sich meine Mutter aber Schritt für Schritt wieder zurück ins Leben und ich versuche sie dabei zu untersützen. Mir fällt dabei dieses französische Sprichwort ein: Reculer pour mieux sauter - sinngemäß meint das, dass man zurücktritt, um besser springen zu können. Ich habe den Eindruck, dass meine Mutter noch einmal ins Leben zurücktritt, um besser sterben zu können. Das klingt fast etwas zynisch, ist aber nicht so gemeint. Wer meiner Mutter kennt, weiß, dass sie einfach noch nicht abschließen kann mit dem Leben. Vielleicht gibt es jetzt noch die Gnade, dass sie ihr Leben, sich selbst, noch ein wenig ordnen kann, bevor sie stirbt (im Sinne des memento mori). Ich würde es ihr und uns als Angehörigen sehr wünschen ...

Seid herzlich gegrüßt - j.
anna54
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Johanna
Zurück in dein Leben,deinen Alltag----scheint auch willkommen zu sein.
Das ist sicher gut für dich!

Deine Mutter ist in guten Händen,du hast sehr viel getan dafür.

Ich wünsche euch von Herzen,dass es gut verläuft.
Heute lese ich,dass die Leiterin eines Hospizes in unserer Nähe wieder an Krebs erkrankt ist.
Grenzen des Lebens----überall
Irgendwie Trauer in mir,dass so viele Jahre in der Depression versunken waren---irgendwie nicht gelebt sind.

Danke für deine Beiträge,sie machen deutlich,dass Leben gelebt werden will.
anna54
johanna73
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von johanna73 »

Liebe anna54,

danke für Deine Worte - eine wiederkehrende Krebserkrankung ist auch nicht das, was man sich wünscht. Und die Beschäftigung mit dem Thema Sterben macht eben auch nicht unverwundbar. Aber vielleicht finden Menschen, die sich schon etwas länger mit dem ÜBergang zwischen Leben und Tod beschäftigen, einen einigermaßen selbstbestimmten Weg ...

Meine Mutter soll heute schon wieder gelächelt haben. Ich nehme an, das lag daran, dass ihr Partner seine Tochter mitgebracht hat. Da hat meine Mutter ihre positives Besuch-Gesicht gemacht und sich wahrscheinlich sehr angestrengt dabei. Aber immerhin. Sie möchte immerzu sprechen, bewegt die Lippen unentwegt. Man kann aber absolut nichts hören, weil oben keine Luft mehr durchfließt. Den Vorschlag, sich durch Schreiben verständlich zu machen, hat sie erst einmal abgelehnt. Das wird ein langsamer Prozess ...

Leben - zumindest ein bisschen. Momentan mit Erkältung (schon der kleinste Lufthauch und ein wenig Kälte im Büro hauen mich im Moment um). Muss mich erst noch an die Kälte gewöhnen.

Am kommenden Samstagabend besuche ich Freunde. Muss auch mal sein. Habe mir vorgenommen, wieder ein wenig Normalität ins Leben zu bringen. Eweiger Ausnahmezustand geht nicht.

Viele Grüße
j.
anna54
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Liebe Johanna
das ist genau das richtige Wort
ewiger Ausnahmezustand geht nicht.

Ich hab von Krimi noch ein anderes gelernt----Wiedervorlage.

Sorgen,Nöte,Ängste---die ich heute nicht lösen kann und muß lege ich auf Wiedervorlage.
Dann,wenn es die Zeit erforderlich macht ----kann ich immer noch den Berg abarbeiten.

Aber heute---wenn ich alles erledigt hab,was in meinen Mächten steht----dann darf ich mich,muss ich mich----um mich selbst kümmern.
Liebe Grüße
anna54
PS. liebe Grüße an Salea!
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Tag ihr alle miteinander

:) liebe anna und liebe johanna :)

Johanna, das ist eine so schwere Zeit, die du da durchschreiten musst.
Wie kannst du so klar bleiben. Ich bewundere dich ein wenig.
Auch dafür, dass du noch gut arbeiten gehen kannst.
Und die Arbeit als eine gute Ablenkung empfinden kannst.
Nun, du bist ja auch fast 20 Jahre jünger als ich. ;)

Du hast Recht, dass du trotz Ausnahmesituation dich mal wieder mit Freunden triffst.
Etwas Anderes denkst und fühlst, als immer nur Intensivstation und das Ergehen deiner Mutter.

Was hat sich bei mir getan?

Zum Einen lässt die Regressabteilung der BARMER GEK meiner Mutter nicht locker.
Hab gestern mit denen telefoniert.
Nein, mein ausführliches Schreiben, an dem zu sehen ist, wie lange meine Mutter schon am Dekubitus laboriert___nämlich seit 6 Jahren______nein, das Team und die Teamleitung haben sich nicht dazu durchringen können, das Ganze auf sich beruhen zu lassen.
Das Pflegeheim muss sämtliche Dokumentation rausrücken.

Mich belastet das alles ungemein. Und macht mich sowas von "müde".
Es kehrt keine Ruhe ein. Und diese Tatsache, das wird die gegenseitige Beziehung von Hausarzt , dem Pflegeheim , meiner Mutter und mir verschlechtern.

Es ist ein ewiges Ankämpfen gegen Windmühlen.
Und_____es geht nur um das Geld. Gar nicht mehr um den Menschen.

Nun habe ich alles diesbezüglich versucht, mehr geht nicht. Jetzt geht halt alles seinen Gang.


Zum Anderen haben jetzt diese anstrengenden Wochen ihre Spuren hinterlassen.
War heute bei meiner Hausärztin.
Akute Laryngotracheobronchitis. (Bronchitis, Stimmbandentzündung und Luftröhrenentzündung).
Boah, wieviele Medis ich nehmen muss.

Bin tatsächlich richtig krank und angegriffen.

Und, ich gehe meine Mutter nicht besuchen. Ich kann gar nicht. Ich fühl mich müde und leer.
Heute ist Bruder mit LG bei seinem Besuch einmal im Monat bei ihr.
Sie klagt wohl, sie habe 4 Kinder (Demenz lässt grüßen), und keines käme sie besuchen.
Ich natürlich wieder Schuldgefühle.

Nun, meine Hausärztin, die auch Palliativmedizinerin ist, sagte, das sei eine ganz ganz schlimme Situation gewesen, im Krankenhaus, und letztlich auch jetzt.
Und dass ich halt relativ alleine dastehe. Ich bin Einzelkämpferin.
Das setzt mir auch so zu.
Durch alles muss ich alleine durch. Ich mag nicht mehr.

Wir sprachen auch über einen Klinikaufenthalt. Das steht ja immer wieder mal im Raum.
Ich sagte ihr , dass mein Master_Plan sei, nach dem Ableben meiner Mutter in eine Psychosomatische Klinik zu gehen.
Das fand sie sehr gut. Sie befürchtet, dass ich dann in ein fieses depressives Loch fallen könnte.
Und ich solle mich sofort bei ihr melden.
Sie meinte, jetzt würde ich ja noch viel agieren, aber wenn dann meine Mutter nicht mehr lebt......
Sie fand es auch nicht so gut, jetzt in eine Klinik zu gehen, eben weil ich den Aufenthalt abbrechen müsste, würde, je nachdem, was halt passiert.

Sie wies noch zweimal darauf hin, dass ich sie zu jeder Tages_und Nachtzeit auf Handy anrufen dürfe.
Ich sagte ihr, das würde ich wirklich nur im äußersten Notfall machen.

Sie hat ein wenig Sorgen, dass die Depression dann halt sehr sehr heftig zu schlagen könnte.
Wenn meine Mutter sterben sollte. Das seien so Ausnahmesituationen.
Wieder empfahl sie mir die Oberbergkliniken, die könnten gut mit D. umgehen, und eben auch mit solchen Ausnahmesituationen. Das wisse sie.
Und es sei auch gut, dass es dann irgendwann nur noch um mich geht.

Ein wenig entsetzt war ich, als sie mich frug, ob ich Suizidgedanken habe.
Die habe ich nämlich überhaupt gar nicht.
Ich bin nur platt, alle.
Sehr müde von allem.

Ich bin auch über meinen Bruder ungemein enttäuscht. Diese Wochen mit Krankenhaus und so.
Dass der das nicht hingekriegt hat, mal ein paar Tage hierherzukommen und mir Einiges abzunehmen.
Nein, nur diesen einen Tag, 2 Stunden Krankenhausbesuch bei Muttern, und hin und zurück an einem Tag 800 kms. Immer mit seiner LP im Schlepptau.

So stehe ich einfach immer alleine da.
Bei Freunden/Freundinnen/Nachbarn hab ich auch zum Teil das Gefühl, dass die sich gaaaaanz elegant abgrenzen.

Sowas spüre ich, und überfalle die dann nicht mit meinem Leid.

Thema Tod und langsames Sterben, das will niemand haben, aushalten.


Einsam fühle ich mich nicht.
Aber sehr sehr alleine.
So alleine, dass ich schon wieder dachte, ich hätte ein misslungenes Leben :roll: , weil ich mich in dieser Situation befinde, und nicht soviel Rückenstärkung habe.

Tja, jeder Krieger wird einmal des Kämpfens müde.



Soweit meine Befindlichkeiten.



Anna, danke für die vielen Gedanken und Tipps für johanna.




Selea
Königin der Nacht
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Königin der Nacht »

Hallo, ich habe hier in diesem Thread schon länger als stiller Mitleser gelesen und irgendwie machen mich Eure Schilderungen sehr betroffen. Ich habe das selbe bereits durch in meiner Familie und muß dazu sagen, ja, so etwas kann einen kaputt machen. Es kostet so unendlich viel Kraft.
Selea, bitte mach nicht den Fehler und mach Dir Vorwürfe wegen der Dekubitus Geschichte. Wir hatten den selben Fall, so etwas lässt sich nicht vermeiden, selbst bei bester Pflege nicht. Nur sehen das die Krankenkassen nicht ein, weil es bei denen nur um Geld geht. Ich bzw. unser Pflegedienst haben uns lange genug mit der Krankenkasse herumschlagen müssen, weil die ständig gedroht haben die Wundversorgung einzustellen (dürfen sie gar nicht), weil das ja schon so und so lang dauerte und eigentlich ja schon längst verheilt sein müßte. Ja, klingt irrsinnig, oder? Es geht nur ums Geld und der Patient ist nur eine Nummer.
Das wissen die Klinik, der Hausarzt und das Pflegepersonal genauso, Du mußt Dir also kein schlechtes Gewissen einreden, sie "verraten" zu haben wegen der Unterlagen.

Pflege bzw. das sich kümmern um Angehörige kann sehr sehr belastend sein. Psychisch und irgendwann greift es den Körper an. Was ich immer am schlimmsten fand war, daß sich die Leute zwar immer immer gefragt haben "wie gehts denn der Oma?", aber nie jemand gefragt hat "wie geht es denn Dir?". Die Oma war (relativ) gut aufgehoben, wurde umsorgt und mußte sich um nichts kümmern. Ich hingegen mußte mich um alles kümmern, die Pflege, das Drumherum, die Bürokratie und das alles neben Arbeit und sonstigen Verpflichtungen. Und geholfen hat da so gut wie niemand. Vorher, als es ihr noch gut ging, waren sie alle da, vor allem wenns Weihnachten etc. was zu holen gab. Dann hast Du niemanden mehr gesehen, es hat niemanden mehr interessiert. Mir ging es oft genug dreckig und manchmal wäre ich am liebsten einfach nur noch unter die Bettdecke gekrochen und nie mehr hervorgekommen. Pflege von Angehörigen wird oftmals leider unterschätzt und noch öfter nicht geschätzt. Wenn ein zu pflegender dann auch noch relativ bösartig ist (und auch da weiß ich aus eigener Erfahrung von was Du redest) kann das sehr sehr schmerzhaft sein und noch viel mehr Kraft kosten. Passt bitte auf Euch auf und versucht, so schwer es fällt, auch einfach mal für ein paar Momente nur an Euch und Eure Bedürfnisse zu denken!!!
Sonnenblume14
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea,

ich bin aus dem Urlaub zurück, habe mich -sorry, nur oberflächlich- durch die Beiträge gekämpft und -seufz- ich würde dich so gern mal in den Arm nehmen. Dir einfach ein wenig von meiner Erholung, von meiner Kraft abgeben. Es tat sooo gut, die Weite, das Meer - und wie oft habe ich mich ins Auto gesetzt und bin allein ans Meer geefahren. Dieses Rauschen, diese Unendlichkeit, es hat eine Wahnsinnswirkung auf die Psyche. Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber vielleicht ... mal für ein Wochenende auf die Insel?!

Die Ärzte müssen nach den Suizidgedanken fragen, das ist nichts anderes als Fürsorge. Natürlich ist man da erstmal entsetzt, das Unterbewußtsein signalisiert du willst dich aus der Verantwortung stehlen - und da kommt natürlich die Empörung. Aber es ist halt eine nicht zu unterschätzende Begleiterscheinung der Depression. Sei froh, dass diene Ärztin da ein Auge drauf hat.

Ich habe lange nichts geschrieben, bisweilen fehlen mir einfach die Worte, um dich zu trösten und aufzubauen. Es ist eine so schwere Zeit, die nicht absehbar ist. Ich finde es auch gut, wenn du dir Gedanken zum "danach" machst. und ich bin mir siche,r du wirst die Zeichen erkennen und dann für DICH sorgen. Zwar wird eine Reaktion kommen, wenn diese Zeit überstanden ist, aber auch ein Aufatmen, eine Erleichterung,dass du nun DEIN Leben leben darfst. Vielleicht bietet dieser Gedanke ein wenig Trost, selbst wenn er bedingt, dass deine Mutter daran dann keinen Anteil mehr haben kann.

Wenn es irgendwie ginge, würde ich dir gern ein wenig Energie schicken. Momentan könnte ich Bäume ausreissen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
anna54
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Salea
pass auf dich auf,wende deinen Blick auch mal in eine andere Richtung!

Was werden wird,wird dir niemand sagen können.
Auch das Gespenst,wenn die Mutter stirbt----kommt das große Loch----die Depression,das kannst du auch aktiv angehen.
Sicher wird es auch erst mal eine große Erleichterung werden.
Du darfst dich nicht nur über die Sorgen um die Mutter definieren----was ist dein Leben,womit füllst du deine Tage?

Die Krankenkassen haben ihre Abläufe,ein Signal von dir,dass du dem Pflegeheim vertraust,das kommt in deren Verwaltungsköpfen nicht an.
Die machen ihre Überprüfungen wie sie wollen. Reib dich da nicht zu sehr auf.

Ich wünsche dir von Herzen,dass du deine Gesundheit stärken kannst----dein Infekt sich wieder verzieht.
Es gibt noch die schönen Herbsttage,wo ein Zauber noch mal den Sommer verabschiedet.

Ich wünsche dir,dass du das Schwere loslassen kannst----
anna54
krimi56
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von krimi56 »

Hallo Selea,

nicht böse sein, wenn ich jetzt anmerke, dass das Thema „Mutter“ dein Hauptbeschäftigungsprogramm ist. Du fühlst dich vom Bruder nicht genug gestützt, unterstützt. Deinen Freundinnen magst du dieses Thema auch nicht ständig vorzutragen, dein Gefühl ist – sie ziehen sich da raus.

Meine Frage ist – Was kannst du dem Thema Mutter entgegensetzen? Hast du einen Ausgleich, sprich Hobby oder eine Beschäftigung, z.B. als Minijob?
Ich weiß, dass du an diversen Erkrankungen leidest und diese ein Handicap sein können etwas Entsprechendes zu finden.

Mein Gefühl ist – du brauchst unbedingt einen Gegenpol. Etwas, das dich auffängt, dich beschäftigt und auf andere Gedanken bringt.
Du schreibst, …“dein Master_Plan sei, nach dem Ableben deiner Mutter in eine Psychosomatische Klinik zu gehen.“ Doch auch nach der Klinik brauchst du etwas, das dir Struktur bringt.

Auch ich arbeite daran etwas zu finden. Obwohl ich ja noch Familie habe und auch so einiges zu versorgen, fehlt mir die Struktur einer geregelten Beschäftigung.

Ich hoffe, ich durfte dir meine Gedanken dazu schreiben.

Sei herzlich gegrüßt.
krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo ihr alle.

:) Königin der Nacht
:) Sonnenblümchen
:) anna
:) krimi

Königin der Nacht, danke, dass du erzählst, dass du hier in diesem Thread lange eine stille Mitleserin warst, bevor du dich im Forum angemeldet hast.
Ich krieg nämlich zunehmend das Gefühl, ich nerv nur noch alle.
Deswegen hat mich dies gefreut.

So, da hast du also auch schon unschöne Erfahrungen mit Krankenkasse und Dekubitus gemacht.
Ja, das ist jetzt so. Die Krankenkassen haben sich auf die Weste geschrieben, dass Dekubitus zuviel Geld kostet, und dass man da sparen kann, etc. etc.
Es gibt regelrechte Gremien, die sich mit dem Vorbeugen und dem Sparen diesbezüglich beschäftigen.

Ja, Anna, du sagst es richtig. In die Holzköpfe in der Verwaltung will nicht das herein, was eine Angehörige sagt und schreibt. Verwaltungs_Heinis halt.
An der Realität vorbei.
Ja, ich lass das Thema jetzt, reib mich diesbezüglich nicht weiter auf.
Ich hab alles versucht.
Trotzdem ist es ungemein frustrierend.


krimi, dein Beitrag hat mich ungemein verletzt.
Auch wenn ich nach mehrfachem Lesen vermute, dass du es nur gut gemeint hast.

Mein Hautpbeschäftigungsprogramm ist meine Mutter. Schreibst du.
Richtig, es ist ein Thema, das omnipräsent ist.
Und es ist eine kräftezehrende Zeit.
Leider zieht sich das Ende meiner Mutter ungemein lange hin.

Da handelt es sich nicht um eine einmalige Belastung, eine Erkrankung eines noch vitalen Menschens, wo man viel Hoffnung hat, und auch Eigenverantwortung an den Menschen abgeben kann.

Meine Mutter ist ja mehr oder minder immobil, dement, nur noch ein Häufchen Elend, wiegt soviel wie ein Hungerkind in Afrika.....es ist das Traurigste, was es gibt, so einen langsamen Verfall, über diese vielen Jahre hinweg mitzuerleben.

An einer Tagesstruktur hat es mir noch nie gemangelt. Auch nicht in der Pensionierung.
Manchmal habe ich diese ganz schwarzen Tage, an denen ich halt im Morgenrock und heulend abhänge.
Ich brauche keinen Minijob, um mir meinen Tag zu strukturieren.

Wer in einer Partnerschaft lebt oder in einer Familie, dort verteilen sich alle zu erledigenden Aufgaben auf mehrere Schultern.
Und wie ist das noch einmal im EIN_MANN_BETRIEB (eine -Frau-Betrieb)?

Da erledigen die "Heinzelmännchen" über nacht den Haushalt ;) :?:
Schön wärs.
:roll: Ach, und ich wünschte mir als Singeline auch die "Heinzelmännchen" für sämtliche Kleinreparaturen hier, für alle Belange ums Auto, für alle Versicherungsbelange, u.s.w.

Alleinstehend zu sein "kann" phasenweise sehr anstrengend sein.
Weil alles nur auf einem Paar Schultern liegt. Ausreichend Aufgaben für mich, um hier alles am Laufen zu halten.


Ach, und mit meinen Hobbies, krimi, das weißt du doch, dass ich die habe.
Wenn ich hier nicht in den Threads übers Stricken und Basteln und bei den Hobbygärtnern schreibe, weil das NICHT meine Hobbies sind, heißt das doch noch lange nicht, dass ich keine Interessen und Hobbies habe.

Richtig ist, es wäre schön, hätte ich einen ausreichend guten Gegenpol in meinem Leben, damit mich nichts mit meiner Mutter aus der Fassung bringen könnte.
Dem ist aber nicht so.

Und anna, richtig, ich muss gut auf mich aufpassen.
Und richtig, vielleicht hat die Hausärztin auch nur den Teufel an die Wand gemalt, mit ihren Bedenken, ich würde in ein großes Loch fallen, nach dem Ableben meiner Mutter.
Auch bei meiner Pensionierung bin ich in keinerlei Loch gefallen. Im Gegenteil, trotz Unkenrufen meiner damaligen Hausärztin, des Amtsarztes und einiger Bekannter.

Ja, ich passe auf. Und Klinik, psychosomatische Klinik ist immer eine Option für mich.
Aber nicht, weil mir eine Tagesstruktur fehlt, sondern damit ich zur Ruhe komme, mich wieder erhole, vielleicht den einen oder anderen Berg ein wenig abbauen kann.
Und vielleicht ein paar gute Impulse kriege.

Sonnenblümchen. Ach ja, die See. Wie ich die liebe.
Leider, so vom Süden der Republik ist das leider nicht der direkte Weg für ein Wochenende. *lach*
Ich freu mich sehr für dich, dass es dir derzeit so gut geht, und du Bäume ausreißen könntest.

Öhhmmmmm, wie war das nochmal mit dem "Bäume ausreißen" "Bonsai_Bäume ausreißen" *lach* ;)

Gestern war gut, bei der Hausärztin gewesen zu sein, und dass ich gleich 3 Infektionen habe (Stimmbänder, Lufröhre, Bronchien), und nicht, wie ich ängstlich und mal wieder hypochondrisch befürchtete, dass sich mein Asthma zum schweren Asthma verschlechtert hätte.

Heute dann mit Auto in die Werkstatt, winterklar machen. Winterreifen aufziehen.
Nette Gespräche und rumgeulkt miteinander.
Dann in die Autowerkstatt des Bruders eines ehemaligen Schülers, der mir Reparaturen recht günstig macht. Auch andiskutiert, den TÜV im Februar. Ich hoffe so, dass ich Methusalem_Autole noch einmal durch den TÜV kriege. Für ein anderes hab ich kein Geld.

Auf der Rückfahrt klingelt Handy. Pflegeheim am Display.
Dachte, jetzt liegt Mutter im Sterben. War noch ganz ruhig, dann ist es eben so.

Hier zu Hause.....Wundmanagerin hatte schon auf AB gesprochen, dringender Rückruf.
Bis ich die dann erreicht habe.
Dekubitus, also die Wunde hat sich wieder infiziert, verschlechtert.
Eine ambulante Behandlung durch einen Chirurgen scheint ausgeschlossen, weil totes Gewebe zu wenig vom gesunden Gewebe abgegrenzt ist.
Ich soll im Krankenhaus anrufen, Termin machen, am besten mit dem Arzt, der sie behandelt hat. Damit die drauf gucken etc. etc.
Da meine Mutter ja so schwach sei, wolle man Wege und andere Belastungen ersparen, also auch den Weg über eine Notaufnahme.
Ein Arzt, der die Geschichte nicht kennt etc.

Klasse. DA hab ich wieder alles an der Backe.
Es hört nicht auf.
Und natürlich wieder das Schreckgespenst einer OP im Nacken, einer OP, die sie wahrscheinlich nicht mehr überlebt.

Sag mir mal Einer, Eine von euch, wie soll ich da ganz gelassen bleiben, OHMMMMM OHMMMM;
MEINE MUTTER IST NICHT DAS HAUPTBESCHÄFTIGUNGSPROGRAMM OHMMMM OHMMM

Das Leben zwingt einem manchmal nicht sonderlich erfreuliche Hauptbeschäftigungs_PROGRAMME auf.

Magenschmerzen haben mich aus dem Bett getrieben.



Soweit meine Gedanken mitten in der Nacht.
Selea
miss stress

Re: der langsame Abschied

Beitrag von miss stress »

Hallo Selea,
ich hab lange nicht mehr am Forum aktiv teilgenommen, totales Chaos. Aber als ich gelesen habe wie du gerade kämpfen musst, musste ich mich jetzt einfach melden. Es ist völlig normal, wenn deine Mutter und die Gedanken an sie und der Abschiedsprozess für dich grad Hauptthemen sind. Ich weiß aus eigener Erfahrung, es geht gar nicht anders. Aber du musst dich dafür überhaupt nicht rechtfertigen, es ist eine Ausnahmesituation. Und ein langsamer Abschied von einem Menschen, der früher aktiv war und jetzt mit Qualen aus dem Leben gehen muss. Das ist echt schwer,weil man zwar viel organisieren muss und doch nichts erreichen kann, egal wieviel man tut. Und wenn man alleine ist, hat man niemanden der einen mal abfängt und vielleicht einfach mal nur den Einkauf übernimmt. Das hört sich für viele banal an, aber diese Dinge können hilfreich sein. Aber Themen wie Tod und Sterben, dass wird allgemein verdrängt. Man soll weiter funktionieren, nicht jammern-gehört doch zum Leben. Warum kann man dann nur mit so wenigen Menschen darüber reden? Bitte pass auf dich auf, hör auf dich und deinen Körper und nicht auf das was andere denken was du tun solltest. Und bitte hol dir Hilfe wenn es dir schlechter geht und verdräng das alles nicht. Ich weiß noch, ich bin damals "taff" durch diese Zeit gegangen, nach dem Tod meines Vaters (Krebs) hab ich auch gleich wieder funktioniert, war traurig-nur ich hab´s nicht zugelassen. Und alle waren froh darüber, nur ein Jahr später brach ich vollends zusammen und das hat dann niemand mehr verstanden. Weil "es" ja schon ein Jahr her wäre und ich jetzt ja keinen Grund habe zusammenzuklappen. Naja, man kann sich den Zeitpunkt von Trauer und Loslassen können nicht aussuchen, es gibt keine Norm dafür.
Aber das erklär mal deinem Umfeld und vor allem dir selbst gegenüber. Du machst gerade das, was du kannst und mehr geht nicht. Es hört sich vielleicht wie eine Floskel an, aber ich wünsch dir viel Kraft.
Alles Liebe!
miss stress
krimi56
Beiträge: 1919
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von krimi56 »

Tut mir leid, Selea, verletzen wollte ich dich nicht.
War wohl eine falsche Wortwahl von mir oder eine andere Sichtweise durch eigene Erfahrungen.

krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Pummelchen
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Selea,
ich denke auch das dich Krimi bestimmt nicht verletzen wollte.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen wie es dir geht. Ich habe meine schwerkranke Mutter jahrelang versorgt u. bin oft an meine Grenzen gestossen. Immer diese Sorge u. immer wieder neue Rückschläge. Meine Mutter war 24 h auf Sauerstoff angewiesen, sie so leiden zu sehen war furchtbar. Wie ich im Forum schon geschrieben habe, hatte ich ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mutter u. ich habe sie sehr geliebt.
Es tut mir so leid Selea das du so alleine kämpfen musst. Mir der Bürokratie usw.
Mir fällt gerade noch ein Beispiel ein, meine Mutter besuchte zeitweise eine Tagesbetreuungsstätte. Ich habe meine Mutter mit dem Auto abgeholt, mit Behindertenparkausweis. Muss noch dazusagen die Tagesbetr. liegt in einer Fussgängerzone.
Als ich mit meiner Mutter wieder zum Auto kam, hatte ich einen Strafzettel von der Politesse über 30 Euro!
Die Dame war auch noch anwesend, u. auf meine Frage was das soll, meinte sie jetzt ist kein Lieferverkehr, ich hätte nicht in die Fußgängerzone reinfahren dürfte. Meine Mutter stand zitternd mit Rollator von mir gestützt mit Sauerstoffflasche neben mir. Da ist mir wirklich der Kragen geplatzt, erstens stellte ich klar das meine Mutter keine Lieferung ist!!! u. ob sie kein menschliches Gefühl besitzt.Hatte diese Dame absolut nicht. Habe mich dann beim Ordnungsamt beschwert u.musste nicht zahlen.
Ich hoffe Selea du erfährst ein bisschen Hilfe von verständnisvollen Menschen, u. du musst trotz allem auf dich achten, wenigstens versuchen ein bisschen positive Aktivitäten für dich zu machen.
Ich wünsche dir und deiner Mutter alles alles Gute! Herzliche Grüße Pummelchen
Haferblues
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Haferblues »

Liebe Selea,

Einstein sagt: "Verrückt ist der, der immer die gleichen Dinge tut, aber andere Ergebnisse erwartet".

Wir kennen uns ja jetzt auch ein Weilchen und ich beobachte, dass du keinen einzigen Schritt vorwärts machst. Du beklagst dich über die Belastung durch deine Mutter. Ja, die Begleitung eines pflegebedürftigen Menschen IST sehr anstrengend. Aber: du schreibst selbst, dass du deine Mutter nur alle 14 Tage mal besuchen gehst. Es sind also hauptsächlich DEINE eigenen Gedanken und Gefühle, die dich quälen. Deine Mutter ist gut versorgt, aber niemand hält ihre Hand im Krankenhaus oder im Pflegeheim. Das ist es, was ein todkranker Mensch in erster Linie braucht. Die Mitarbeiter MÜSSEN dir ja hinterher telefonieren. Wie sollen sie sonst mit dir sprechen???

Anna und Krimi haben angeregt, dass du möglicherweise etwas zu tun brauchst um auf andere Gedanken zu kommen. Diesen Gedanken lässt du gar nicht an dich ran. Du schreist nach Unterstützung - aber diese darf auf keinen Fall ein neues Verhalten deinerseits anregen. Dann fühlst du dich sofort gekränkt und schlägst um dich.

Ich habe den Eindruck, du stresst dich mit Nebensächlichkeiten und kommst nicht zur Hauptsache. Und du steigerst dich in deine Krankheiten hinein. 3 Entzündungen!! Das ist höchstwahrscheinlich eine ausgedehnte Halsentzündung. In dieser Jahreszeit häufig anzutreffen. Da wirkt ein Prießnitz-Halswickel Wunder.

Ich fürchte, deine Hausärztin wird Recht behalten. Wenn der einzige Lebensinhalt entfällt, kommt oft ein tiefes Loch. Dann muss der Mensch erkennen, dass niemand anders als er selbst sich vom Leben abhalten kann.

Tut mir leid, wenn du dich jetzt über mich ärgerst. Aber du sagst ja selbst: dauerndes Eiapopeia hilft nicht weiter.

Viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Königin der Nacht
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Königin der Nacht »

@ Selea: Fühl Dich einfach mal von mir gedrückt! Und nein, Du nervst nicht! Wobei ich den Gedanken nur zu gut kenne. Viele wollen das ja gar nicht hören, von Problemen usw, die wollen immer alles nur rosarot und lieber zieht man selber sich dann in sein Schneckenhaus zurück. Ich kenne das leider nur zu gut aus eigener Erfahrung und beginne selber auch jetzt erst wieder mich da ein bisschen zu öffnen und zu lernen über meine Probleme auch zu reden. Denn trotz allem gibt es aber immer noch irgendwo da draußen einen oder mehrere Menschen, die einen verstehen und ernst nehmen. Und das kann ungemein gut tun, auch wenn man selber dann wieder ein schlechtes Gewissen hat weil man denkt man nervt die mit seinen Problemen. Wenn es nerven würde, würde Dir doch keiner hier antworten, oder? ;) :)

Ja, die lieben Krankenkassen. Es war ein Kampf und der hat zusätzlich sehr sehr viel Kraft gekostet. Es kann sehr entmutigend sein wenn einem da statt Hilfe nur noch ständig zusätzliche Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Man selber schwankt dann irgendwann nur noch zwischen Wut über diese Unmenschlichkeit und Würdelosigkeit, wo Menschen vom totgesparten Gesundheitssystem nur noch zu Nummern und unnützen Kostenfaktoren degradiert werden und totaler Hilflosigkeit, weil man es eh schon schwer genug hat und am liebsten nur noch heulen würde.

Aber es hilft ja nichts. Deine Mutter, der Angehörige ist einfach da und leider kann man nicht sagen: geht mich nichts an. Gut, man könnte es rein theoretisch. Ich habs nicht gekonnt, weil mir mein Verantwortungsgefühl das einfach verboten hat. Oder anders ausgedrückt, es war für mich irgendwo eine Selbstverständlichkeit, ein "etwas zurückgeben". Natürlich habe ich es oft genug auch gehasst, so ist es nicht. Dieses immer da sein müssen, das sich irgendwie alles im Leben nur noch um die zu pflegende Person zu drehen scheint und das eigene Leben irgendwie nach und nach verschwindet und man glaubt, das existiert irgendwann nicht mehr.
Aber Selea: man muß wirklich lernen, sich Auszeiten zu suchen, ansonsten macht einen das auf Dauer sowohl psychisch als auch körperlich total kaputt. Und Auszeiten heißt: einfach mal an nichts anderes denken als an einen selber. Gönn Dir etwas, lass den Krempel auch einfach mal liegen. Red Tacheles mit dem Rest der Familie. Hat bei mir zwar dazu geführt, daß einige Leute eingeschnappt waren und der Kontakt nicht mehr besteht, aber mir gehts daraufhin trotzdem besser. Ich habe meinen Standpunkt vertreten und gesagt was Sache ist, basta! Wenn die anderen damit dann ein Problem haben - nicht mein Problem.

Dir alles Gute!
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Ihr alle.

An dieser Stelle erstmal an Rifka eine Rückmeldung.

Jaaa, wir kennen uns schon ein Weilchen, haben uns auch via Mails privater ausgetauscht, war auch lange gut, z.B. wenn du als ehemalige Altenpflegerin mir Tipps geben konntest.
Das war mir hilfreich und wertvoll.
Auch fand ich z.B. deinen derben Humor lange herz_erfrischend.



Ich bat dich vor Kurzem, unseren Mailkontakt einzustellen.
Und ich bat dich darum, DESWEGEN keine Hass_Mail an mich oder keinen Shitstorm.

Deinen Beitrag hier an mich zeigt mir allerdings LEIDER das Gegenteil.
Es liest sich ein wenig wie eine Abrechnung.

Leider hast du eine ganz andere Auffassung bezüglich deiner Mutter, die hat dir soviel angetan, und bleibt weiterhin die persona ingrata, mit der willst du nix zu tun haben, soll das dein Bruder machen. Du bist doch nicht blöd, und du weißt, wie du es richtig machst.
Mich hast du immer wieder diesbezüglich belächelt.
Ja, die Begleitung eines pflegebedürftigen Menschen IST anstrengend.
schreibst du.
Aber das sagst du nur als Altenpflegerin, denn du hast privat noch kein pflegebedürftiges Elternteil intensiv
begleitet.
Du bist ja nicht blöd. Das waren doch eh Ärsche. Das wirst du deinem Bruder überlassen. Soll der doch.

Bitte verdrehe nicht die Tatsache, dass ich meine Mutter erst seit ihrem Krankenhausaufenthalt nicht mehr so oft besuchen gehe, im Moment 14tägig, vorher ein bis zweimal in der Woche.

Ja, es mag für dich so aussehen, dass ich mich keinen Schritt voranbewege.
Auch der kluge Einstein mag ja trotz seiner Intelligenz so seine seelischen Probleme mit Tod und Abschieden gehabt haben.

Meine inneren Schritte, nicht sichtbar, sind wertvoll. Dass meine Mutter nämlich jetzt schon lange nicht mehr das Hassobjekt bzw . die persona ingrata ist.

Und ob ich wirklich in ein Loch falle nach ihrem Ableben, wir werden es sehen. :) Vielleicht lass ich euch ja daran teilhaben. Oder auch nicht ;) *lach*

Rifka, bitte keine Angriffe hier, weil ich derzeit keinen Privat_Mail_Kontakt mit dir wünsche .
Deine Wurschtigkeit bei allen Themen, die ich eine ganze Weile so herzerfrischend gefunden habe, als Dauerprogramm geht mir nämlich auf den KEKS.

Ich habe dir sehr liebevoll und ruhig geschrieben, warum ich den Kontakt derzeit nicht weiterführen möchte und kann.
Und habe dir auch gesagt, was ich alles positiv gefunden habe.

Aber uns trennt leider sehr der Umgang mit Familie und Freunden, Nachbarn und Bekannten.

Bitte keinen Ersatz_Kriegsschauplatz hier.
In dem Sinne, schaut her, was ein "ARSCH" Selea doch in Wirklichkeit ist.


Dieses meine Gedanken für deinen Beitrag.
Dieses ist ein freies Forum, und Jeder kann so seine Meinung sagen.
Du und ich und auch Andere.

Schön WÄRE es, wenn hier keine Schwarz_Weiß_Malerei betrieben wird, und alte Rechnungen beglichen werden müssten.
Schreib mir in einer Privatmail, was du noch zu sagen hast. DAS ist dann o.k.

In diesem Sinne:

Grüße an Rifka
Selea
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Tag ihr alle miteinander.

:) miss stress
:) Krimi
:) Pummelchen
:) Königin der Nacht


Miss Stress :) ich freu mich über deinen Beitrag.
So ein qualvoll langes Abschiednehmen und Sterben ist WIRKLICH eine Ausnahmesituation.
Wohin mit all den Gedanken, Gefühlen, was ist richtig, was ist falsch, welche Entscheidungen muss ich treffen.

Leider trifft es halt zusammen mit einer Phase meines Lebens_____dem Single_Dasein.
Es ist niemand da, der mir mal einen Kaffee kocht, mal einfach sagt, ich bleib jetzt Heute Nachmittag bei dir, oder jemand, der mitkommt ins Krankenhaus.

Es ist halt so.
Und du triffst es mit richtigen Worten. Jemand, der immer NUR in einer Beziehung oder in mehreren aufeinanderfolgenden gelebt hat, kann sich gar nicht vorstellen, wie ungemein entlastend solche kleine Gesten sind, Gesten, des "ICH bin bei dir, ich koch dir mal n Kaffee, ich nehm dir diese Tätigkeit jetzt heute ab.

Du sprichst mir auch aus der Seele, wenn du vom Tod deines Vaters sprichst, wie ungemein tapfer du warst danach, und die Umwelt war FROH. Oh, keine Klagetante, die hat ja alles im Griff. IMMER UND EWIG.
Dabei hat das gar nicht gestimmt.
Dein Zusammenbruch kam später.

In anderen Threads habe ich schon dazu geschrieben, dass die meisten Menschen derzeit nicht mit dem Thema Tod und Krankheit umgehen können.
Verdrängen, solange es geht.
Dabei steht dieses Thema ja bei Jedem von uns an der Eingangstür.

Krimi :) ja, ich weiß, dass du mich nicht verletzten wolltest.
Ich wär ja reichlich paranoid, wenn ich sowas meinen würde.
Hier in meinem Dauer_Brenner_Thread mag es so rüberkommen. Selea hat NUR noch ein Thema.
Nein, über so kleine Tages_Fürze, tausche ich mich derzeit im Forum nicht aus.
Also die kleinen Tages_Fürze in einer unerträglich traurigen Situation , wie z.B. schönes Gespräch mit der Bäckerei_Fach_Verkäuferin......oder hab mir wieder einen schönen Strauss Rosen gekauft für meinen Esstisch.
Hatte ein schönes Gespräch mit einer meiner Freundinnen
Oder hatte "gestern" doch tatsächlich eine Flirt am Telefon mit einem Sachbearbeiter meiner Tageszeitung, der sich mit mir treffen wollte, weil ich so eine schöne und junge Stimme habe.

Nein, das setze ich derzeit nicht dauernd hier ins Forum. ABER______vielleicht, vielleicht sollte ich, vielleicht wäre es gar nicht soooo schlecht.
Ich weiß es nicht.


Pummelchen :)
Danke für dein Verständnis und deine Worte.
Du schreibst auch von Schwerem mit deiner Mutter ___und dem Unverständnis von "Damen im Amt" *lach* :roll:

Was beneide ich dich darum, dass du sagen kannst, du hast deine Mutter sehr geliebt, du mochtest ihr was zurückgeben.
Das ist ja bei mir NICHT der Fall.

Lange war es auch für mich klar, Muttern soll bis auf Pflichtbesuche bleiben, wo der Pfeffer wächst.
So wird Frau dann selber älter, und Muttern IMMER hinfälliger, ich mach das ja seit 15 Jahren mit.
Meine Sichtweise hat sich geändert. So ganz allmählich.
Das KALTE HERZ kann ich nicht mehr geben.
Gute Abschiede waren immer und überall im Leben mein Ding. Mein ureigenes.
Ich kann nicht anders.
Und so soll und wird es auch mit meiner Mutter sein.

Königin der Nacht :) Was ein schöner Nick.

Danke, du versicherst mir, dass ich dich nicht nerve.
Das ist schon was. Gelle.


Wie ist es heute Vormittag weitergegangen.

Gespräch mit Klinikum, in dem die OP im September und der dreiwöchige Aufenthalt war.
Hab die Vorgehensweise der Wundmanagerin übernommen.
Der ehem. Behandelnde Arzt ist erst am Montag wieder erreichbar.
Das Sekretariat will unser vorgesehens Procedere übernehmen.
Aber erst am Montag kann ich dort wieder anrufen, und dann wird die Einweisung ins Klinikum
stattfinden.

Dann Gespräch mit dem Pflegedienst, wie wir vorgehen. Die haben jetzt schon die Überweisungen fürs Klinikum, Krankentransport angefordert von Hausarzt und Leitstelle etc. etc.
Also Montag oder Dienstag muss sie dann ins Klinikum.

Den Bericht der Wundmanagerin der gestrigen Visite bei ihr, habe ich via E_Mail ans Krankenhaus weitergeleitet.

So sind alle vorbeireitet, und unserer Mutter werden Wege und weitere Strapazen erspart.

Nichts desto Trotz steht es jetzt zappenduster im Raum.
Sollte eine erneute OP nötig sein, mit der Narkose vom September, ist das Mortalitätsrisiko weiterhin ungemein hoch.

So ist es. Es ist so.
Freudensprünge machen derzeit. Ach, wie ist das Leben doch trotzdem schön, :roll:
Na, wer das kann in so einer Situation, der soll sich doch bitte bei mir melden. Und mir sagen, wie Mensch sowas hinkriegt. ;) ;)


Jetzt danke ich allen für den unermüdlichen Beistand.
Und ich passe auf mich auf.



Herzlich
Selea
Haferblues
Beiträge: 1004
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Haferblues »

Liebe Selea,

sag ich doch: du fühlst dich SOFORT gekränkt und schlägst um dich.

Ich schreibe dir keine Hassmails und ich bin weit entfernt davon, einen shitstorm zu entfalten. Ich wüsste garnicht wie das geht. Ich hasse dich nicht. Ich meine nur, du nimmst dich selbst viel zu wichtig. Vielleicht solltest du mal von deinem Bauchnabel aufblicken. Da gibst ne Menge schöner Dinge zu sehen.

Allerdings: wenn du mit allen deinen Freundinnen so umgehst wie mit mir, musst du dich nicht wundern, dass sich keine um deine Anwesenheit reißt. Mensch kann nicht ungestraft andere als seelischen Mülleimer benutzen und dann ausmustern wie ein Paar alte Schuhe. So ein Verhalten fällt unweigerlich auf dich selbst zurück.

"Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal."
Quelle des Zitats: Chinesisches Sprichwort

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: oh jeh.

Schlammschlacht Teil 1 oder schon Teil 2 oder 3?????

Rifka, komm wieder zu dir.
...wenn du mit all deinen Freundinnen so umgehst, wie mit mir, musst du dich nicht wundern, dass sich keine um deine Anwesenheit reißt...
Na, ja und weitere Äußerungen über Mülleimer_Beziehungen etc . etc.

Auf jeden Fall habe ich mehr als 10jährige Freundinnen_Beziehungen. Immer. Mit denen es mal ordentlich im Gebälk knirschen kann.
Dazu haben wir uns AUCH ausgetauscht.
Auf jede Fall habe ich die Beziehungen, und sie suchen den Kontakt, mal mehr und mal weniger.

Du also mein privater Mülleimer. Komisch, dass mir das 2 Jahre nicht aufgefallen ist.
Und du hast deine schrägen Ansichten und Meinungen nicht wie Mülleimer_artig über mich rübergekippt.

Ich weiß, dass ich dich gekränkt habe mit dem Anliegen, keinen Mail_Kontakt mehr zu halten.
Ich spreche direkt Sachen aus. Eiere nicht herum, spiele keine Spielchen mit Menschen.


Ich hab dir doch meinen hohen Respekt gezollt. Dir gesagt, was gut ist.
Und dir gesagt, was Sache ist, und womit ich nicht leben kann mit deinen Verhaltensweisen und Einstellungen.
Willst DU DAS JETZT wirklich hier ins Netz zerren :roll:

Und , ich werde dir jetzt hier nicht mehr antworten.
Schreib mir privat, was du zu sagen hast.

Es tut mir Leid, Rifka, ich kann diesen Kontakt NICHT weiterführen. Egal, ob ich jetzt deswegen ewiglich in der Hölle schmore oder auch nicht. ;)
Es hat was mit Werten und Verhaltensweisen zu tun.

Ich bin ganz gewiss keine Heilige. Nie und nirgendwo. Aber irgendwo sind bei mir Grenzen.



Ich bin ganz geneigt, die Moderatoren zu bitten, diesen Thread jetzt zu schließen.


Es riecht nach enormer Destruktivität.
Nach Destruktivität , weil eine Frau hier einen im Forum geknüpften Kontakt nicht mehr haben will, und das einfach auch privat ehrlich ausspricht. Und differenziert.


Selea
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