Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

@ bibo

Gerne.

Mit der Tagesklinik halte ich auch für einen guten Ansatz und nochmal mit deiner Hausärztin alles besprechen.

Finde ich auch wichtig, dass du erstmal deinen Beruf hinten anstellst, so schwer das auch ist. Aber du musst erstmal an deine Gesundheit denken. Für mich war das damals auch nicht einfach, mich zunächst von meinem Beruf zu verabschieden, glaube mir, du bist damit nicht allein...

Liebe Grüße
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo Ihr Lieben,

morgen habe ich nun den Termin bei meiner Hausärztin und ich überlege sie auf eine Behandlung in einer Tagesklinik anzusprechen.
Mir ist heute allerdings bewusst geworden, dass ich kaum Kraft habe und ich mir nicht sicher bin,
ob ich dort die Zeit von 08:00 - 16:00 Uhr täglich durchhalte.
Eventuell würde mich das noch weiter zurück werfen, wenn ich das Programm nicht durchhalte.
Wie sind eure Erfahrungen in einer Tagesklinik?
Über Antworten freue ich mich.

Viele Grüße
bibo
Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

Guten Abend bibo,

höre erstmal, was deine Hausärztin dazu meint und dann siehst du weiter. Falls du dann den Weg mit der Tagesklinik gehst, kannst du das bei dem dort behandelnden Arzt ansprechen bzw. bei der Visite, wenn du dir unsicher bist beim Durchhalten des Tagesablaufes und man wird mit dir gemeinsam einen entsprechenden Behandkungsplan empfehlen.

Also ein Schritt nach dem anderen und sich nicht vorher soviele Gedanken machen.

Mit der Tagesklinik habe ich nur gute Erfahrungen machen können.

LG
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Liebe Katerle,

wieder danke für deine Antwort. Ja, ich mache mir wirklich zu viele Gedanken.
Ich glaube, dass ist ein Teil meiner Persönlichkeitsstruktur. In "guten Zeiten"
habe ich das ganz gut im Griff, aber gerade haut mich alles um.
Ich war gestern bei meiner Hausärztin. Sie meinte, dass ich selber dort anrufen sollte. Na ja, sie kennt sich nicht wirklich mit psychischen Erkrankungen aus.
Die Internetseite fordert aber die ambulanten und stationären Behandler auf die Patienten dort anzumelden. Gut vielleicht sollte ich es selber versuchen. Einen Termin bei meinem Psychiater werde ich erst Mitte August wieder bekommen.
Die Tagesklinik gehört zu meinem Arbeitgeber. Jetzt habe ich mir Gedanken gemacht, ob es wirklich so eine gute Wahl ist, da im Prinzip auch meine Chefs durch ein übergreifendes Programm an die Daten kommen könnten.
Vielleicht mache ich mir da auch zu viele Gedanken. :?
Auf der anderen Seite gibt es bei mir in der Nähe noch eine andere Tagesklinik.
Was meint ihr dazu?

Liebe Grüße
bibo
Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

Hi bibo,

mit dem sich zuviele Gedanken machen kannte ich auch von mir.

Dass finde ich aber nicht gut, dass sich deine Hausärztin mit solchen Sachen nicht auskennt und von dir verlangt, dort anzurufen.
Nun, wenn du dich traust, dann ruf an. Ansonsten würde ich dir empfehlen, deine Hausärztin darum zu bitten, für dich anzurufen. Ich meine, dir gehts schlecht und da könnte sie das ruhig mal für dich machen. (auch wenn sie sich damit nicht so gut auskennt).

Wenn du mich fragst, ich würde in der anderen Tagesklinik anrufen (oder anrufen lassen).

Liebe Grüße
Salvatore
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Bibo,

ich finde es erstmal nicht ungewöhnlich oder verwerflich, dass sich deine Hausärztin mit psychischen Erkrankungen nur oberflächlich auskennt und auch über die TK nicht im Detail Bescheid weiß - dafür sind halt Fachärzte da und ich finde es immer ganz gut, wenn Ärzte ihre Unkenntnis lieber offen zugeben als da irgendwie mit Halbwissen mitmischen zu wollen (und man kann ja nicht für alles Experte sein).

Ich habe damals selbst in der TK angerufen und ein Vorgespräch vereinbart, musste dann eine Überweisung dafür mitbringen. Ich fand es letztlich - obwohl es mich unmenschlich viel Überwindung gekostet hat, tagelanges Zittern mit dem Hörer in der Hand - sogar ganz gut, selbst anzurufen. Zum einen hat es bereits einen therapeutischen Effekt, wenn man das selbst geschafft hat; zum anderen konnte ich gleich Fragen loswerden, z.B. was ich mitbringen muss, bei wem ich mich melden muss, ob man Eingang und Anmeldung gut findet etc. Kleinigkeiten, aber ich bin halt gerne gut vorbereitet. ;)

Wahrscheinlich würden deine Chefs nicht auf die Daten zugreifen, mir wäre aber wohl unwohl mit dem Gedanken, Therapie im Zugrifssbereich meiner Vorgesetzten zu machen... Ich bin seinerzeit extra in eine 30km entfernte TK gefahren, statt die hier im Ort zu nehmen. Hatte Angst, auf bekannte Gesichter (Kunden,...) zu treffen und ich hätte mich hier im Ort auch nicht wohlgefühlt, mich negativ über die Arbeit zu äußern (Paranoia?) - Schweigepflicht hin oder her, aber wer weiß denn schon, was es nicht vielleicht doch aus der Gruppentherapie herausschafft?
Ich würde sagen: kommt drauf an. Gibt es an dieser TK denn irgendwelche Vorzüge im Vergleich zu der anderen in deiner Nähe?

Welche auch immer es wird, ich kann dir nur raten, nimm allen Mut zusammen und ruf da an. Die beißen dich schon nicht, was kann passieren? Konfrontationstherapie! (Der Weg aus der Angst führt durch die Angst.)

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

Oder hast du eine andere Person, der du vertraust an deiner Seite, die für dich anrufen kann?

LG
Sonnenblume14
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo bibo,

ich habe einen Tagesklinikaufenthalt hinter mir. Deine Unsicherheit, ob du es schaffst, ist verständlich - aber die Menschen dort haben Erfahrung. Ich bin immer davon ausgegangen, wenn ich ehrlich bin, können sie mich auch halbwegs gut einschätzen. und wenn es gar nicht läuft, gibt es andere Möglichkeiten (stationär). Das sind aber Variatnen, die man dort im Vorgespräch klären kann.

Meine erste Aktion war: anmelden, rauf auf die Warteliste. Runternehmen lassen kann man sich immer noch. Das machen die sofort, wenn du sagst, du hast eine Einweisung. Von dort bekam ichauch den Termin zum Vorstellungsgespräch.
Und in diesem Gespräch mit jemandem von der Tagesklinik (der Psychiaterin) wurde abgeklärt, was für mich gut ist. Das mti der Stabilität wusste ich damals nicht, für mich war die TK die einzige Möglichkeit, da ich massive Probleme mit stationär gehabt hätte. Ich würde in diesem Gespräch die Unsicherheit wegen der Stabilität ansprechen. Vielleicht schlagen sie eine Kombination vor, vielleicht sieht die Ärztin das aber auch völlig anders. Wie sagten sie bei mir: Sie müssen ja nur anwesend sein. Es sind reichlich Ruhezeiten und irgendwie schafft man auch die Tage mti größerem Programm. Ich war damals übervorsichtig und dachte, cih brech bald zusammen, aber es stellte sich heruas, dass di ePsychologen meine Leistungsfähigkeit viel besser einschätzen könnte, weil mein Vertrauen in die eigenen Kräfte gleich Null war. Das wurde dort wieder aufgebaut.

Also ... überwinde dich, ruf einfach dort an ... die fragen dann schon, was sie wissen wollen. Und vertrau darauf, dass sie sich mit den unterschiedlichesten Anrufern auskennen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo liebe Karerle, liebe Salvatore, liebe Sonnenblume :hello:

Vielen Dank für eure Mut machenden und lieben Zeilen.
Am Freitag hatte ich schon eine Antwort für diesen Thread fertig, da fing mein PC an zu spinnen
und plötzlich war alles weg. Also ein neuer Versuch!

@Salvatore: Es sollte sich nicht so anhören, dass ich irgendwie über meine Hausärztin verärgert bin. Vielleicht kann sie mich auch ganz gut einschätzen.

@ Sonnenblume: Ich vermute auch, dass Fachleute mich ganz gut einschätzen können.
Meine Psychologin meint ja auch, ich hätte eine Menge Ressourcen. Allerdings setze ich mich damit unter Druck und denke, dass ich es wohl alleine schaffen muss.


@Katerle: Dir danke für deine lieben Antworten. Ich denke du bist ein Mensch, der gerne den Menschen helfen möchte. Jedenfalls kommt es mir so vor und vor allen Dingen kenne ich das von mir. Einer guter Tipp einen Vertrauten dort anrufen zu lassen.

@Nun an alle: Ich habe am Freitag in der Tagesklinik angerufen. Nicht in der meines Arbeitgebers, sondern in der anderen. Es war gar nicht schlimm!!!
Ich hatte so ein unsagbares Glück! Ich habe gleich einen Termin für das Vorgespräch bei einem Arzt in der Tagesklinik erhalten. Es ist kurzfristig jemand abgesprungen. Das sehe ich mal als Zeichen für mich, dass es richtig war dort anzurufen ;)
Alles weitere lasse ich auf mich zukommen, auch wenn ich große Angst habe den Anforderungen dort nicht gerecht zu werden. Alleine wie komme ich morgens aus dem Bett :?:

Liebe Grüße
bibo
Katerle
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Katerle »

Hallo bibo,

danke für deine netten Worte.

freut mich, dass du dich überwinden konntest, in der Tagesklinik selbst anzurufen. Das ist ein enormer Erfolg!

Und finde ich eine gute Einstellung, alles weitere auf dich zukommen zu lassen in der TK und wünsche dir alles Gute für deinen Aufenthalt dort.

Liebe Grüße
Katerle
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo liebe Forianer,

ich melde mich nach meinem tagesklinischen Aufenthalt - Es war für mich alles andere als gut, leider!

Es fing damit an, dass ich in eine Gruppe mit sehr unterschiedlichen psychischen Erkrankungen kam.
Keiner kann was für seine Erkrankung, aber für mich waren die Borderline Erkrankten eine Herausforderung, auch was deren Themen in den Gruppengesprächen angingen.
Bin ich vorzeitig aus diesen Gruppengesprächen gegangen, weil es mir einfach zu stressig und auch fern von meinen Problemen war, wurde ich gefragt, ob mir die Themen zu schwierig waren?
Entfernte ich mich nicht, wurde mir mangelnde Abgrenzung unterstellt.
Der Arzt setzte von einem Tag auf den anderen mein Citalopram und Trimipramn von jeweils 40mg/25mg auf Null herunter. Dafür gab er mir Valdoxan in einer sehr geringen Dosis.
Nach ca. 1,5 -Wochen verschlechterte sich mein psychischer Zustand derart, dass ich die allerschlimmsten Gedanken entwickelte. Leider wurde nicht bzw. kaum reagiert. Ende des Liedes war die Anmeldung für einen stationären Aufenthalt in einer Klinik, auf deren Anruf ich immer noch warte. Die Wartezeit beträgt 3-6 Monate.
Ich könnte natürlich in eine andere Klinik gehen, damit ich nicht so lange warten muss. Die von mir angestrebte Klinik hat ein besonderes Konzept insbesondere für längerdauernde depressive Erkrankungen.
Meine beste Freundin hat mir dringend geraten den tagesklinischen Aufenthalt abzubrechen, was ich dann mit ihrer Unterstützung auch tat.
Nun sitze ich hier zu Hause weiter krank, medikamentös nicht gut eingestellt, arbeitsunfähig und hoffe auf eine baldige stationäre Aufnahme in der Klinik.
Am meisten bin ich über mich erschrocken, dass ich das habe mit mir machen lassen.
Ich möchte hier nicht generell tagesklinische Einrichtungen in Frage stellen. Ich weiss, dass es für viele hilfreich ist. Es war wahrscheinlich einfach Pech!
Trotzdem bin ich sehr traurig und deprimiert!

Viele Grüße
bibo
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo liebe Forianer,

mein Beitrag vorher war eher ein Feedback wie es mir gerade geht.
Vielleicht kann jemand etwas schreiben, ob ihr diese langen Wartezeiten für einen stationären Platz auf einer Depressionsstation kennt?
Ich muss 3-6 Monate warten.
Diese Klinik bietet neben einer Basisbehandlung auch eine intensive Psychotherapie nach dem Cbasp an. Es soll vor allen Dingen Menschen mit chronischen Depressionen helfen.
Leider ist aber meine akute Depression nicht einmal ausreichend therapiert worden.
Wie ich schon geschrieben habe, hat mich die Tagesklinik eher zurück geworfen.
Am meisten geht mir die Hypersomnie auf die Nerven. Nach jeder kleinsten körperlichen und/oder seelischen Belastung werde ich sehr sehr müde. Kennt das jemand?

Über Antworten von euch freue ich mich.

Viele Grüße
bibo
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Liebe Forianer,
Ich melde mich nach längerer Zeit mal und möchte erzählen, wie es mir die letzten Monate ergangen ist.
Ende November konnte ich die lange Wartezeit einer bestimmten Klinik nicht mehr aushalten und habe mich einweisen lassen. Die Klinik kannte ich schon von meinem Sohn, der sich auch schon einmal wegen Depressionen hat dort behandeln lassen.
9 Wochen war ich nun dort und es geht mir endlich ein bisschen besser. Das Schlimmste and der ganzen Sache ist, dass ich die letzten Jahrzehnte nicht immer richtig behandelt wurde.
Vor ca. 15 Jahren wurde bei mir ein ADHS bis ins Erwachsenenalter persitierend diagnostiziert. Leider wurde nie ein Behandlungsversuch mit Medikinet Adult vorgenommen. Die Ärzte haben es stets abgelehnt.
Seit 2011 wurde das Medikament auch für Erwachsene zugelassen.
In der Klinik habe ich diese Diagnose erst einmal gar nicht erzählt, weil mir so wie so bisher niemand geglaubt hat, obwohl die Diagnose ion einer Spezialambulanz in einer Uniklinik gestellt wurde.
Bei mir wurden nun mehrere Antidepressiva ausprobiert. Von einem Antidepressivum bekam ich starke Ödeme im Gesicht und in den Beinen. Das war wirklich schrecklich.
Dann wurde Elontril ausprobiert, dass ein bisschen Wirkung zeigte. Da meinte der Oberarzt in einer Visite, er würde gerne Medikinet ausprobieren. Ich hatte nur erzählt, dass mein Sohn seit der Kindheit mit Medikinet behandelt wird. Als ich ihm erzählte, dass ich ein schon diagnostiziertes ADHS habe, fragte er mich warum ich das nicht erzählt habe. Ja, weil mir nie jemand geglaubt hat.
Am nächsten Tag bekam ich Medikinet und es ging mir sofort sehr viel besser. Ich freue mich sehr darüber.
Ab dem Zeitpunkt der Ersteinnahme war ich genau noch eine Woche in der Klinik und konnte dann entlassen werden. Natürlich ist nicht alles jetzt toll. Meine Depressionen werden auch mit Elontril behandelt.
Trotzdem bin ich glücklich, dass mir endlich die richtige Behandlung nicht verwehrt wurde.
Ach noch eine kleine nicht lustige (oder doch?) Begebenheit. Ich rief vor ein paar Tagen bei meiner Hausärztin an, um mich aus der Klinik zurück zu melden und einen Termin zu vereinbaren. Ich wurde von der Arzthelferin gefragt, ob ich nun Johanniskraut bekomme. Hä, nach 9 Wochen schwerer Erkankung Johanniskraut? Mag ja sein, dass das bei manchen Depressionen hilft, aber bei schwersten Depressionen?
Na ja, irgendwie hat sich wohl immer noch nicht herum gesprochen, dass Depressionen Erkrankungen sind.
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

bibo hat geschrieben:Liebe Forianer,
Ich melde mich nach längerer Zeit mal und möchte erzählen, wie es mir die letzten Monate ergangen ist.
Ende November konnte ich die lange Wartezeit einer bestimmten Klinik nicht mehr aushalten und habe mich einweisen lassen. Die Klinik kannte ich schon von meinem Sohn, der sich auch schon einmal wegen Depressionen hat dort behandeln lassen.
9 Wochen war ich nun dort und es geht mir endlich ein bisschen besser. Das Schlimmste and der ganzen Sache ist, dass ich die letzten Jahrzehnte nicht immer richtig behandelt wurde.
Vor ca. 15 Jahren wurde bei mir ein ADHS bis ins Erwachsenenalter persitierend diagnostiziert. Leider wurde nie ein Behandlungsversuch mit Medikinet Adult vorgenommen. Die Ärzte haben es stets abgelehnt.
Seit 2011 wurde das Medikament auch für Erwachsene zugelassen.
In der Klinik habe ich diese Diagnose erst einmal gar nicht erzählt, weil mir so wie so bisher niemand geglaubt hat, obwohl die Diagnose ion einer Spezialambulanz in einer Uniklinik gestellt wurde.
Bei mir wurden nun mehrere Antidepressiva ausprobiert. Von einem Antidepressivum bekam ich starke Ödeme im Gesicht und in den Beinen. Das war wirklich schrecklich.
Dann wurde Elontril ausprobiert, das ein bisschen Wirkung zeigte. Da meinte der Oberarzt in einer Visite, er würde gerne Medikinet ausprobieren. Ich hatte nur erzählt, dass mein Sohn seit der Kindheit mit Medikinet behandelt wird. Als ich ihm erzählte, dass ich ein schon diagnostiziertes ADHS habe, fragte er mich warum ich das nicht erzählt habe. Ja, weil mir nie jemand geglaubt hat.
Am nächsten Tag bekam ich Medikinet und es ging mir sofort sehr viel besser. Ich freue mich sehr darüber.
Ab dem Zeitpunkt der Ersteinnahme war ich genau noch eine Woche in der Klinik und konnte dann entlassen werden. Natürlich ist nicht alles jetzt toll. Meine Depressionen werden auch mit Elontril behandelt.
Trotzdem bin ich glücklich, dass mir endlich die richtige Behandlung nicht verwehrt wurde.
Ach noch eine kleine nicht lustige (oder doch?) Begebenheit. Ich rief vor ein paar Tagen bei meiner Hausärztin an, um mich aus der Klinik zurück zu melden und einen Termin zu vereinbaren. Ich wurde von der Arzthelferin gefragt, ob ich nun Johanniskraut bekomme. Hä, nach 9 Wochen schwerer Erkankung Johanniskraut? Mag ja sein, dass das bei manchen Depressionen hilft, aber bei schwersten Depressionen?
Na ja, irgendwie hat sich wohl immer noch nicht herum gesprochen, dass Depressionen Erkrankungen sind.
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

bibo hat geschrieben:Liebe Forianer,
Ich melde mich nach längerer Zeit mal und möchte erzählen, wie es mir die letzten Monate ergangen ist.
Ende November konnte ich die lange Wartezeit einer bestimmten Klinik nicht mehr aushalten und habe mich einweisen lassen. Die Klinik kannte ich schon von meinem Sohn, der sich auch schon einmal wegen Depressionen hat dort behandeln lassen.
9 Wochen war ich nun dort und es geht mir endlich ein bisschen besser. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass ich die letzten Jahrzehnte nicht immer richtig behandelt wurde.
Vor ca. 15 Jahren wurde bei mir ein ADHS bis ins Erwachsenenalter persitierend diagnostiziert. Leider wurde nie ein Behandlungsversuch mit Medikinet Adult vorgenommen. Die Ärzte haben es stets abgelehnt.
Seit 2011 wurde das Medikament auch für Erwachsene zugelassen.
In der Klinik habe ich diese Diagnose erst einmal gar nicht erzählt, weil mir so wie so bisher niemand geglaubt hat, obwohl die Diagnose ion einer Spezialambulanz in einer Uniklinik gestellt wurde.
Bei mir wurden nun mehrere Antidepressiva ausprobiert. Von einem Antidepressivum bekam ich starke Ödeme im Gesicht und in den Beinen. Das war wirklich schrecklich.
Dann wurde Elontril ausprobiert, dass ein bisschen Wirkung zeigte. Da meinte der Oberarzt in einer Visite, er würde gerne Medikinet ausprobieren. Ich hatte nur erzählt, dass mein Sohn seit der Kindheit mit Medikinet behandelt wird. Als ich ihm erzählte, dass ich ein schon diagnostiziertes ADHS habe, fragte er mich warum ich das nicht erzählt habe. Ja, weil mir nie jemand geglaubt hat.
Am nächsten Tag bekam ich Medikinet und es ging mir sofort sehr viel besser. Ich freue mich sehr darüber.
Ab dem Zeitpunkt der Ersteinnahme war ich genau noch eine Woche in der Klinik und konnte dann entlassen werden. Natürlich ist nicht alles jetzt toll. Meine Depressionen werden auch mit Elontril behandelt.
Trotzdem bin ich glücklich, dass mir endlich die richtige Behandlung nicht verwehrt wurde.
Ach noch eine kleine nicht lustige (oder doch?) Begebenheit. Ich rief vor ein paar Tagen bei meiner Hausärztin an, um mich aus der Klinik zurück zu melden und einen Termin zu vereinbaren. Ich wurde von der Arzthelferin gefragt, ob ich nun Johanniskraut bekomme. Hä, nach 9 Wochen schwerer Erkankung Johanniskraut? Mag ja sein, dass das bei manchen Depressionen hilft, aber bei schwersten Depressionen?
Na ja, irgendwie hat sich wohl immer noch nicht herum gesprochen, dass Depressionen Erkrankungen sind.
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Zarra »

Liebe bibo,

ich hatte damals im Herbst wohl nichts geschrieben, weil ich spezielle Depressionsstationen nicht kenne, sehr wohl aber monatelange Wartezeiten - und zu letzteren mir auch nichts außer "irgendwie überstehen" einfiel, was ich als nicht hilfreich einschätzte.

Wie geht es jetzt weiter bei Dir? - Ist die Klinik mit dem CBASP-Angebot nun durch den anderen Klinikaufenthalt vom Tisch oder ist der noch möglich? Oder ist das durch das ADHS-Medikament gar nicht mehr nötig?

Ich wünsche Dir ein gutes Weiterkommen und Besserwerden!

LG, Zarra
aikido_1987
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo bibo,

zu deiner Frage:

Die Depressionsstation wo ich war, hat kurze Wartezeiten. Ich hatte mich damals im November dafür entschieden, wollte aber nicht über Weihnachten (weil ich es heimlich machen wollte und keiner es mitbekommen sollte) und im Januar konnte ich kommen.
Und beim 2. Mal kannten Sie mich schon und meinten, ich müsse 2-3 Wochen warten, doch dann wollte mein damaliger Therapeut (den ich so gerne wieder haben wollte) eigentlich in Urlaub gehen und dann konnte ich sofort die Woche drauf kommen. Das war natürlich Glück, weil Sie mich schon kannten und noch was dran gedreht haben.
Aber wie die das machen, weiß ich auch nicht, hier gibt es nicht weniger psychisch Kranke als anderswo und die Patienten sind dort auch immer lange stationär.
Und die machen auch CBASP und das fand ich sehr hilfreich!

Aber die andere Klinik in meiner Nähe, wo ich war, hat auch Wartezeiten von 6 Monaten und länger. Aber da gibt es keine Depressionsstation.

liebe Grüße,
aikido
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Liebe Zarra, liebe Aikido,

vielen Dank für eure Antworten.
Ich musste auch in der jetzigen Klinik 6 Wochen warten bis die Behandlung los ging.
Es ist aber immerhin besser als 6 Monate zu warten. Vor allen Dingen wenn es einem richtig schlecht geht.
In der jetzigen Klinik kam ich für 2 Wochen auf eine Aufnahmestation und dann wurde ich für die restliche Zeit der Depressionsstation zugewiesen.
In der gesamten Zeit habe ich mich dort gut versorgt gefühlt und vor allen Dingen ernst genommen.

@ Zarra: Die CBASP Methode kann sicherlich sehr hilfreich sein.
Der Oberarzt in der jetzigen Klinik meinte, dass vor allen Dingen mein ADHS behandelt werden sollte.
Nun schaue ich erst einmal, wie ich hier zu Hause mein Leben auf die Reihe bekomme und dann kann ich immer noch andere Dinge in Betracht ziehen.
Zum Glück kann ich in der Institutsambulanz der Klinik weiter behandelt werden. Die haben alle meine Unterlagen und wie gesagt, ich fühle mich dort gut aufgehoben.
Ich finde es irgendwie traurig, dass es manchmal Jahre dauert bis man der richtigen Behandlung zugewiesen wird.

@ Aikido: Die Klinik, die auch die CBASP Methode anwendet, ist auch mein Arbeitgeber. Letzendlich bin ich froh, dass ich jetzt in der anderen Klinik behandelt wurde und auch die ADHS Diagnose richtig eingeordnet wurde.
Ich habe eher weniger soziale Probleme, dafür kann ich nur sehr wenig Stress aushalten und muss durch mein ADHS viel mehr Kraft auwenden als ein Gesunder. Mich beschäftigt zur Zeit auch die Frage, ob und was ich noch arbeiten kann.
Da habe ich mit meinem Job als Krankenschwester natürlich nicht gerade den stressärmsten Beruf :lol:
Allerdings kostet es mich auch Überwindung den jetzigen Job im öffentlichen Dienst mit einem unbefristeten Vertrag einfach zu kündigen.

Viele Grüße
bibo
aikido_1987
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Bibo,

wenn die CBASP Klinik dein Arbeitgeber ist, würde ich da natürlich nicht hingehen.
Ich habe auch schon oft überlegt meinen sicheren Job zu kündigen, weil es viele Dinge gibt, die meiner Psyche bei meinem jetzigen Arbeitgeber nicht gut tun, aber es gibt auch Dinge, die speziell für mich geschaffen wurde, wegen meiner Erkrankung und der nicht so großen Belastbarkeit und deswegen möchte ich den Job auch ungern aufgeben, weil das habe ich anderswo nicht.

Ich kann dir raten, auf eine Station zu gehen, wo weniger Stress ist, wie z.b. Gyn, HNO, Psychiatrie, Psychosomatik, Rehaklinik oder in den ambulanten Pflegedient.

liebe Grüße,
aikido
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo Aikido,

ich bin in einem Pflegepool, d.h. dass ich jeden Tag in einer anderen Klinik und auf einer anderen Station. Ist natürlich schon stressig ;)
Auf der anderen Seite habe ich dadurch keinen Schichtdienst ( bis auf die Wochenenden).
Allerdings ist es kaum möglich weniger Stunden am Tag zu arbeiten.
Es müssen immer 6-8,5 Std. sein.
Leider bekommt man in der Pflege nicht einmal zu seinen Pausenzeiten.

Der Arzt in der Klinik meinte, ich solle bei einem Teilzeitjob lieber 4-5 Std. täglich arbeiten. So hat er es auch in den Arztbericht geschrieben.
Das würde ich auch gut finden. Der Arbeitgeber wird das natürlich anders sehen. In ein bis zwei Wochen werde ich mal Kontakt zu der Schwerbehindertenbeauftragten aufnehmen, um meinen Einstieg mit Wiedereingliederung langfristig zu planen.
Ich bin gespannt, ob und wie mein Arbeitgeber reagiert. Nach allem was ich bisher dort erlebt habe, werden die es mir nicht leicht machen.


Viele Grüße
bibo
aikido_1987
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Bibo,
dass ist ja schrecklich!

Ich arbeite nur noch 32 Stunden und das reicht dicke aus und ist eigentlich auch noch zu viel.
Das mit den unregelmäßigen oder gar nicht statt findenden Pausen kenne ich leider auch!

Ich drücke dir die Daumen, dass sich dein Arbeitgeber drauf einlässt!

Liebe Grüße,
aikido
Bittchen65
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe bibo,

da kann ich dir nur raten bleib im öffentlichen Dienst.Da wirst du noch nach Tarif bezahlt.
Da ist zwar auch nicht alles Gold was glänzt,aber bei privaten Trägern kannst du dich nur verschlechtern.
Auch ich habe in der Pflege gearbeitet,du darfst dich selber nicht so unter Druck setzen .
Kleine Pausen solltest du unbedingt einhalten,durch den Stress brennen ja die Pflegekräfte erst aus.Gerade in der Pflege ist es schwierig Arbeitszeiten zu verkürzen,ich habe zuletzt 1/2 Tage gearbeitet.Durch die Überstunden waren es dann doch ganze Tage.Jede Veränderung solltest du gut überdenken.Lieber mal,wenn es zuviel wird,eine Auszeit nehmen.Denn es macht sich auch Alles später bei der Rente bemerkbar,wenn du mau EU werden solltest.

Liebe Grüße Bittchen
bibo
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Re: Wie komme ich aus dem erneuten Loch heraus?

Beitrag von bibo »

Hallo Aikido, hallo Bitchen!

ich muss wirklich alles gut überdenken. An sich werde ich alles versuchen, um im öffentlichen Dienst zu bleiben.
Mal sehen was der Arbeitgeber bei einem Gespräch, in vermutlich naher Zukunft, mir vorschlagen wird.
Nun bin ich seit einer Woche zu Hause und muss hier erst einmal wieder Fuss fassen.
Dann wird es ja auf jeden Fall eine Wiedereingliederung geben.
Insgesamt gesehen möchte ich noch mehr Stabilität bekommen. Des Weiteren werde ich sehr auf mich aufpassen müssen, damit ich nicht gleich wieder Schiffbruch erleide. Wenn es dann bedeutet den Job aufzugeben, dann werde ich mich diesmal für meine Gesundheit entscheiden.

Viele Grüße
bibo
Antworten