Therapien ausgeschöpft. ...Und jetzt?

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Sarah49
Beiträge: 1
Registriert: 14. Okt 2015, 18:08

Therapien ausgeschöpft. ...Und jetzt?

Beitrag von Sarah49 »

Hallo. Bin neu hier.49 Jahre. Alleinerziehende einer 14j.Tochter und volltags berufstätig. Wegen Burnout und Depression habe ich vor ca.2.5Jahren Gruppentherapie begonnen.Die ist seit 6 Monaten beendet und alle Verlängerungen sind nun ausgeschöpft. Es ging mir besser. Doch derzeit fühl ich mich psych.und phys.schlecht. U.a.sind meine Eltern kurz hintereinander verstorben.Es gibt noch einen Bruder der seit Mittwoch in einer psychosom.Klinik in einer Traumatherapie ist. Der Rest der Familie ist Geschichte.Ich mach mir große Sorgen um meinen Bruder. Und meine Tochter. Sie ritzt sich. Ist ebenfalls in Therapie. Bin zudem kurz vor Privatinsolvenz. Ich weiß nicht mehr woher ich die Kraft dafür holen soll. Momentan zählt nur meine Tochter die zudem seit dem 20.8. krank ist und ständig wegen einer Nagelbettentzündung zum Arzt oder ins Krankenhaus muss. Sie war dieses Schulhalbjahr erst 7 Tage in der Schule. Es gibt niemanden in meinem Umfeld der mir beisteht. Im Job arbeite ich ständig unter Druck und Stress. Hab ne 50 std Woche. Wenn ich aufgebe ist das eine finanzielle Katastrophe. Eine Mutter Kind Kur hab ich 2 x erlebt....Nie wieder. Mit Erholung hatte das nix zu tun. Von den Magen Darm Infekten mal ganz abgesehen. Was kann ich noch tun??? Meine Depression fängt wieder an. Vor 2 Jahren hab ich fast einen Halbmarathon geschafft. Heute schaffe ich es vom Bett zur Garage und zur Arbeit. Das wars.
Paint it Pink
Beiträge: 17
Registriert: 13. Okt 2015, 02:39

Re: Therapien ausgeschöpft. ...Und jetzt?

Beitrag von Paint it Pink »

Hallo Sarah,

Du glaubst gar nicht wie gut ich Dich verstehen kann. Du bist eine Powerfrau, oder?

Das war ich auch einmal, heute schaffe ich es nicht mal mehr zur Garage. Seit vier Monaten verlasse ich das Haus nur für meine Therapiestunden und rufe dann ein Taxi. Lebensmittel werden online bestellt, meine Firma wird von meinen Kindern betreut.

Was ich Dir sagen möchte:

Nicht aufgeben, NIE!!!

Diesen Rat habe ich vor einem Jahr meiner kleinen Enkelin gegeben, (die weit weg von mir in einem anderen Land lebt).

"Weißt Du was das allerwichtigste im Leben ist?"
"Nein Omi, was denn?"
"Egal was kommt, Du darfst nie, nie, nie aufgeben!"

Daran denke ich immer, wenn ich keine Lust mehr habe und nur noch jammern möchte und dann geht es wieder.
Bitte gib nicht auf, Deiner Tochter zuliebe.

Wer dazu in der Lage ist (war) einen Halbmarathon zu laufen, muss über einen starken Willen verfügen. Für mich ist das absolut unmöglich, auch nicht wenn ich gesund wäre. Schon dafür hast Du meine Bewunderung.

Leider habe ich keine Erfahrung mit Einrichtungen, die einem kostenlos weiterhelfen können. Aber sicher wird man Dir hier hilfreiche Tipps geben.

LG
PiP
Salvatore
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Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: Therapien ausgeschöpft. ...Und jetzt?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Sarah,

es ist richtig, dass du diese Gruppentherapie bei diesem Therapeuten nicht weiterführen kannst, wenn die Verlängerungen ausgeschöpft sind. Falsch ist aber, dass du überhaupt keine Therapie mehr machen kannst.

Es wird immer gesagt, dass man nach Ende einer Therapie eine zweijährige Wartefrist überstehen muss, das stimmt aber so nicht ganz: bei einem Wechsel der Therapieform kann man auch vorher schon eine erneute Therapie beantragen. Das ist ein bisschen aufwändiger, aber nicht in erster Linie für dich. Du musst nachweisen, dass du eine Therapie benötigst - dafür lässt du dir von einem Arzt eine Bescheinigung ausstellen, welche du mit einem formlosen Anschreiben bei deiner Krankenkasse einreichst.
Was das Schwierigere ist: du brauchst natürlich auch einen Therapeuten und du weißt sicher, dass es da z.T. erhebliche Wartezeiten gibt. Außerdem muss derjenige bereit sein, die Schreibarbeit auf sich zu nehmen (manche scheuen diesen Aufwand leider). Ein Gutachter des MDK entscheidet dann über den Antrag.
Wenn du keinen Therapeuten findest, weil alle bis zum Anschlag ausgebucht sind, gibt es noch das Kostenerstattungsverfahren: man kann bei der Krankenkasse beantragen, dass man Thearpie bei einem privat abrechnenden Therapeuten machen kann.
-> Über die genauen Abläufe lasse dich am besten von deiner Krankenkasse beraten, am besten face-to-face in einer der Servicestellen.

Außerdem gibt es noch die Psychiatrischen/Psychosomatischen Institutsambulanzen (PIA). Diese sind an psychiatrische bzw. psychosomatische Kliniken angeschlossen und über die kann man z.T. auch ambulante Psychotherapie machen (über das genaue Angebot kann nur die jeweilige Klinik informieren; oft haben diese heute aber auch schon Internetseiten, die Aufschluss geben können). Kliniken rechnen über andere Schlüssel mit den Krankenkassen ab als ambulante Behandler. Du kannst einfach anrufen und nachfragen; in der Regel wird ein Kennenlerngespräch vereinbart, bei dem geschaut wird, ob das Klinikangebot für dich passend ist. Je nach Klinik gibt es Einzel- und Gruppentherapieangebote.

Außerdem kannst du dich an den sozialpsychiatrischen Dienst (SPDi) in deiner Stadt wenden, die beraten dich auch ausführlich darüber, was es für Angebote gibt. Dort helfen sie dir auch bei den Anträgen.
Und es gibt ja auch noch Selbsthilfegruppen sowie Seelsorgeangebote (z.B. über die Kirche).

Du siehst also, es gibt durchaus diverse Möglichkeiten, an eine Therapie zu kommen.

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Sexsi
Beiträge: 95
Registriert: 24. Mai 2014, 19:22

Re: Therapien ausgeschöpft. ...Und jetzt?

Beitrag von Sexsi »

Sarah49 hat geschrieben:Was kann ich noch tun?
Eine neue Therapie beginnen. Du musst dem Therapeut nur sagen, dass du bereits dieses und jenes als Therapie hattest, er muss dann in seinem Antrag nur entsprechend begründen, warum du weiter therapiert werden musst.
Paint it Pink hat geschrieben:"Weißt Du was das allerwichtigste im Leben ist?"
"Nein Omi, was denn?"
"Egal was kommt, Du darfst nie, nie, nie aufgeben!"
Tapfere Menschen mit ihren Durchhalteparolen sind so herrlich einfache Opfer für Manipulation! Ich halte es doch manchmal lieber mit der Weisheit der Dakota-Indianer: Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!
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