Hallo sabse und Phanthera,
bei meinem Partner war es so, dass er sich bei den oberflächlichen „smalltalk-Kontakten“ selbstbewußter gefühlt hat, so sagte er. Da wird einfach relativ sinnfrei herumgeplaudert, Niemand fragt mal etwas genauer nach im Gespräch und persönlicheren Austausch gibt es schon gar nicht.
Da ist es viel einfacher für ihn, eine gewisse Fassade aufrecht zu erhalten. In den schlechten Phasen hat er sich permanent unzulänglich gefühlt. Das ging schon los, wenn er sich in einem ganz normalen Gespräch (nichts Persönliches oder beziehungstechnisches) nichts merken konnte. Das fällt natürlich viel stärker auf, wenn mal ein etwas komplexeres Thema angeschnitten wird als beim belanglosen Geblubber. Außerdem erwartet Niemand irgendwas, auch nicht unterschwellig.
Ich war mal zufällig im gleichen Raum, als mein Freund mit einem Bekannten telefoniert hat und hab nicht schlecht gestaunt, was er (mein Freund) so alles von sich gegeben hat. Bis hin zu echten „Falschmeldungen“. Die gesamte Selbstdarstellung widersprach komplett dem, was ich tagtäglich erlebt habe.
Bei uns lief es meist am besten, wenn es außer den absolut unverfänglichen Gesprächen (Wetter, Hunde, Nachbarn) keinerlei Austausch gab. Schon ein Gespräch über z.B. aktuelle Gesellschaftsthemen konnte im Desaster enden.
Aber was mir noch einfällt: sabse, wie oft hattet Ihr Zwei denn live und in Farbe miteinander zu tun? Beim Lesen (auch Deiner älteren Beiträge) ist bei mir der Eindruck entstanden, als hat es überwiegend Kontakt über die digitalen Medien gegeben oder täuscht das?
Ich frage deshalb, weil es vielleicht eine Erklärung sein könnte, warum er sich so scheinbar leicht von Dir distanzieren kann. Es braucht ja schon eine gewisse Zeit des „echten“ Zusammenseins, damit Bindung entsteht. Über die Verliebtheitsphase auch einen gewissen Alltag gemeinsam (er)leben. Ein Therapeut hat das mal schön erklärt, indem er sagte „Bindung entsteht u.a. durch eine gemeinsame Geschichte, selbst wenn die als nicht so schön erlebt wird“.
Wenn jetzt die Trennung - mal von der Depression ganz abgesehen - zusätzlich in der noch ganz frischen Verliebtheit erfolgt, ist die Gefahr vielleicht auch groß, dass der Partner stark idealisiert wird, was es Dir evtl. noch schwerer macht, loszulassen?
Fiel mir nur so ein, weil ich nicht so recht herauslesen konnte, dass Ihr sowas wie Partnerschaft gelebt habt. Aber wie gesagt, kann ja auch täuschen - das hier Geschriebene ist ja immer nur ein kleiner Ausschnitt.
Liebe Grüße
balsamico
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