Von Tief zu Tief

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nibor

Von Tief zu Tief

Beitrag von nibor »

Hallo zusammen,

ist alles z.Z. arg durcheinander bei mir und weiß gerade nicht, wie ich schnell wieder aus diesem Loch raus kommen soll.
Vielleicht kennt jemand ähnliche Situationen und kann mir ein paar Tipps geben.

Letze Woche war mir ALLES zu viel und ich wollte einfach nur noch einen Krankenschein haben und mich verkriechen. Es ist nicht so, dass gerade zu viel Stress auf Arbeit ist. Ich verstehe mich auch mit jeden Kollegen sehr gut.
Ich wollte einfach nicht mehr hin. Ich bin mit der Belastung nicht mehr zurecht gekommen und wollte einfach zu Hause bleiben.
Aber ich bin nicht jemand der sich drückt und seine Arbeit dadurch auf andere abwälzt.
Also habe ich einen „Grund“ gebraucht.
War schon leicht erkältet und so bin ich 2 Tage mit Absicht im Auto mit voller Klimaanlage gefahren um es noch zu verschlimmern. Letzen Mittwoch ging es mir richtig dreckig dadurch Mittwoch Abend wurde ich wieder etwas klarer im Kopf und merkte erst was ich für einen Müll gemacht habe. Ich habe mich absichtlich Krank gemacht!
Wie dumm ist das bitte? So bin ich nicht und sowas habe ich noch nie getan!
Am Donnerstag habe ich es meinen Kollegen erzählt (meine Vertrauensperson, vielleicht hat einer meinen letzten Thread gelesen, wo ich Probleme hatte. Stichwort: Das Problem mit dem Hammer).
Nach dem Gespräch ging es mir besser. Er hatte auch viel Verständnis und meinte, dass die Depression schon ein Grund genug ist für einen Krankenschein und ich mir eine Auszeit nehmen soll wenn es nicht mehr geht.
Da hat er ja auch recht, aber sehe einfach noch keinen Grund mich deswegen Krank zuschreiben. Oder rede ich mir das nur ein? Zumindest habe ich beschlossen trotz Erkältung weiterhin auf Arbeit zu gehen, da selbst Schuld. Habe den Krankenschein nicht verdient. Wollte so nicht daheim bleiben.

Freitag ging es leider wieder etwas Berg ab. Die Erkältung war dazu noch echt ätzend.
Freitag Nachmittag daheim angekommen habe ich wieder geweint (wie zur Zeit fast täglich).
Danach folgte mein Bett. Handy habe ich ausgemacht. Wollte von niemanden mehr etwas hören oder lesen.
Das Wochenende verbrachte ich entweder im Bett oder auf dem Sofa.
Morgens habe ich gewartet bis Abend ist und Abends habe ich gewartet bis wieder Morgen ist.
Waren 2 echt schlimme Tage.

Heut morgen habe ich mein Handy wieder angeschaltet. 0 Anrufe. 0 Nachrichten.
Niemand hat sich für mich interessiert, obwohl ich zu vielen gesagt habe das ich Fieber und eine fette Erkältung habe.
Da war meine positive Einstellung wieder weg. Heute auf Arbeit war ich wieder ziemlich in mich gekehrt und bin jedem soweit wie möglich aus dem Weg gegangen.
Ich hänge einfach komplett fest. :( Meinen ersten Termin bei meinem neuen Psychiater habe ich leider erst im November....

Zusammengefasst zu meinen eigentlichen Fragen. Danke an die, die alles bis jetzt gelesen haben.

- Kennt ihr das, wenn ihr komplett auf Abstand geht, keinen Kontakt wollt und dann traurig
seit weil sich niemand meldet?
oder umgekehrt
- Kennt ihr das, wenn es euch schlecht geht, ihr einfach nur wollt das es jemand merkt und
wenn jemand fragt ihr einfach ,,Nein, alles ok" antwortet?
- Kennt ihr das, wenn ihr auf dem Weg der Besserung seit und euch selbst wieder ins Loch
schubst? Also nach dem Motto: ,,Was fällt dir überhaupt ein glücklich zu sein?"

ich könnte noch einige ,,Kennt ihr das,...?"-Fragen stellen aber da dieser Beitrag ist sowieso schon voller Fragen.

Danke für's lesen und antworten

nibor
BadewanneVollGeld
Beiträge: 91
Registriert: 7. Okt 2015, 11:34

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Hallo nibor
nibor hat geschrieben: - Kennt ihr das, wenn ihr komplett auf Abstand geht, keinen Kontakt wollt und dann traurig
seit weil sich niemand meldet?
Ja!!
nibor hat geschrieben: oder umgekehrt
- Kennt ihr das, wenn es euch schlecht geht, ihr einfach nur wollt das es jemand merkt und
wenn jemand fragt ihr einfach ,,Nein, alles ok" antwortet?
Ja.
nibor hat geschrieben: - Kennt ihr das, wenn ihr auf dem Weg der Besserung seit und euch selbst wieder ins Loch
schubst? Also nach dem Motto: ,,Was fällt dir überhaupt ein glücklich zu sein?"
Ja. :(

Ich kann dein Verhalten gut nachvollziehen. Hab auch das ein oder andere mal darüber nachgedacht, einer Erkältung etwas nachzuhelfen... Ich habe es dann nicht gemacht, weil ich alleine zuhause noch mehr leide als unter Arbeitskollegen.

Auch, dass sich niemand bei mir meldet, kenne ich gut...

Liebevolle Grüße
BadewanneVollGeld
Pummelchen
Beiträge: 1629
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Nibor,
zu deinen Fragen kennt ihr das: Keinen Kontakt wollen kann ich voll bestätigen, gehe in der seel. Krise jedem aus dem Weg wenn die Möglichkeit besteht. Ich mag nicht telefonieren, ich mag das niemand kommt. Rede nur mit meinem Mann über die Krankheit u. erwarte von ihm das er sich so wie ich mir das vorstelle verhält. Macht er aber nicht so wie ich es erwarten würde (bin überempfindlich)
Aber das ist ein Depressionssymptom: Zurückziehen, Mitmenschen meiden u. trotzdem eine schreckliche Einsamkeit fühlen.

Wenn mich jemand in einer seel. Krise frägt wie es mir geht antworte alles soweit ok. Eigentlich müßt ich sagen total besch.. weil ich gerade in einer Depression stecke.

Zu deiner Aussag: Was fällt dir überhaupt ein glücklich zu sein, das kann ich ehrlich gesagt nicht bestätigen, weil es wenn mir wieder besser geht bin ich sehr glücklich u. dankbar wieder "aus dem Loch geklettert zu sein".
Das mit deiner herbeigeführten Verschlimmerung der Erkältung kann ich voll verstehen, ich habe mir schon oft in einer depress. Phase gedacht, wenn ich mir jetzt den Fuß breche kann ich in der Arbeit ohne blödes Gefühl anrufen, es versteht ja dann jeder mit gebrochenem Fuß kann ich nicht. Die Mitmenschen sprechen mich an, u. bedauern mich evtl. u. wünschen mir gute Besserung.
Es ist zwar viel passiert im Bezug auf Aufklärung über Depressionen, aber ich persönlich bin leider auch nicht in der Lage zu sagen ich bin krank seelisch erkrankt. Kann ich nur mit ein paar wenigen Menschen besprechen.
Ich hoffe du bekommst bald Hilfe,vielleicht gibt es bei euch eine psychiatrische Ambulanz in einem Bezirkskrankenhaus wo du schneller einen Termin bekommst. Denke immer daran du bist völlig normal, es ist nur die Depression die dich so fühlen lässt. Man kann dir mit Sicherheit helfen u. es gibt einen Weg aus dieser Krise. Ich hoffe du kannst mit meinem Beitrag ein bißchen was anfangen.
Alles Liebe u. Gute für dich LG Pummelchen
hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von hazmagetmaton »

nibor hat geschrieben:- Kennt ihr das, wenn ihr komplett auf Abstand geht, keinen Kontakt wollt und dann traurig seit weil sich niemand meldet?
Ich glaube das ist so ein bisschen mein Grundverhalten, was die Leute in meiner Umgebung beeinflusst... wenn ich merke, dass ich Leute brauche, versuche ich aber inzwischen selbst Kontakt zu suchen, da bin ich schon ganz froh drüber.
nibor hat geschrieben:- Kennt ihr das, wenn ihr auf dem Weg der Besserung seit und euch selbst wieder ins Loch schubst? Also nach dem Motto: ,,Was fällt dir überhaupt ein glücklich zu sein?"
Das Motto kann ich nicht so ganz unterschreiben, aber... ja, ich behaupte das kenn ich auch ;)

Wenn du für dich fühlst, dass es dir gerade scheiße geht und dir Ruhe gut tun könnte, dann lass dich krankschreiben. Das hat bei Depression auch echt nichts mit drücken zu tun. Spätestens dass du bereit bist, deiner Gesundheit zu schaden, um guten Gewissens nicht arbeiten zu müssen würde ich als Zeichen für eine berechtigte Krankmeldung sehen.
Ich habe mich auch krankschreiben lassen. Das fiel mir persönlich schwer, weil es mir wie ein großer, bedeutsamer Schritt aussah. Aber ansonsten wäre ich zur Zeit glaube ich ziemlich überfordert.
Versuch allerdings, im Falle einer Krankschreibung, nicht die ganze Zeit zu Hause zu sitzen und an die Wand zu starren ;) Super Tipp, wa? (Ich habe in der Zeit angefangen, mich viel mehr zu bewegen. In Bewegung schweifen nicht nur die Gedanken, sondern auch die Sinne.)

hazmagetmaton
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von T Ally »

Hallo Nibor,

ich kenne fast alles, was Du genannt hast, sehr gut. Insbesondere das paradoxe, dass ich meine Ruhe möchte, und das eigentlich permanent. Aber wenn ich dann allein bin und meine Ruhe genießen kann, dann denke ich, dass das Leben an mir vorbei geht und fühle mich unendlich einsam.
Ich versuche, dem mit Verabredungen entgegen zu wirken. Leider fühlen sich diese dann oft wie eine Überforderung an. Dennoch gehe ich los und treffe mich mit Leuten. In dem Moment ist es ab und an auch schön, manchmal möchte ich aber auch nur abhauen und mich einschließen.

Auch ich antworte auf die Frage nach meinem Befinden, dass alles OK ist. "Alles gut" ist meine Standardantwort. Und sie ist meist nicht wahr.
Ich habe allerdings auch keinen Mut mehr, mein wahres Befinden anzusprechen. In diesem Jahr habe ich nicht viel gearbeitet und muss nun durchhalten. Mit einer weiteren Auszeit ziehe ich mir wohl eine nicht erwünschte Reaktion des Arbeitgebers zu. Auch möchte ich meiner Familie keine Sorgen mehr machen und spiele daher jetzt allen vor, dass es gut ist. Aber tief in mir drin weiß ich, dass es nicht so ist.
Meine Therapeutin kommt mir langsam auf die Schliche und bringt mich von meinen Ausweichmanövern zurück zu den Gefühlen, die ich aber vor mir selbst verleugne und verdränge.

Du siehst, es geht mir genau so. Ich kann Dir leider keinen Ausweg aufzeigen.

Selbst als ich im Anschluss an einen Klinikaufenthalt wegen der Psyche noch eine OP wegen einer anderen Erkrankung hatte, habe ich ein schlechtes Gewissen gehabt und bin sehr schnell wieder bei der Arbeit eingestiegen, weil ich es eben nicht auf die Spitze treiben wollte.

Alles in allem will ich es jedem recht machen - nur mir selbst wohl nicht.
nibor

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von nibor »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die lieben Antworten. Bedeutet mir viel das sich jemand meinen Text antut.

Vorab eine Frage, da ich mich damit nicht auskenne...mit dem krankschreiben.
Was wird dann auf dem Krankenschein angedruckt? Also als Diagnose? Steht zwar immer ein Code drauf, den man mittels google aber leicht übersetzten kann.
Man kann ja dem Arzt bestimmt nicht sagen: ,,schreiben Sie bitte Magen-Darm“.
Ich will aber bei meinem Arzt auch keine Show hinlegen…schon weil mein Hausarzt nicht so gut mit dem Thema Depression ist. Zumindest hatte ich den Eindruck. Wenn mich der Psychiater krank schreibt weiß ja auch jeder bescheid, da schließschlich ein Psychiater auf den Krankenschein steht.


@BadewanneVollGeld
Kann verstehen, dass du lieber unter Leuten bist als allein zuhause. Mir geht es ja eigentlich auch so.
Leider weiß ich mittlerweile nicht mehr so richtig wo oder wann ich mich wohler fühle.
Fühle mich z.Z. auf Arbeit einfach nur noch fehl am Platz und als Belastung (durch meine schlechte Laune)

@Pummelchen
Freue mich das du geschrieben hast. Du bist ja ziemlich aktiv hier um Forum und freue mich immer deine Gedanken zu lesen.
Mit dem „aus dem Loch kommen“ ist so eine Sache bei mir. Entweder ich stürze mich selbst wieder rein (wie schon beschrieben),
oder ich bin Plötzlich draußen und weiß nicht wie ich das gemacht habe. Genauso geht das leider auch anders rum L
Wenn ich aus dem Loch raus bin, bin ich frei, glücklich und voller Kraft. In diesem Moment kann ich mir nicht vorstellen wieder so tief zu fallen.
Ich fühle mich Gesund und glaube immer es sei nun endgültig vorbei. Wenn ich wieder im Loch bin ist wieder alles verdreht…
Aber das muss ich wahrscheinlich hier nicht beschreiben. Kennt wohl jeder hier im Forum.
@hazmagetmaton
Mit dem krankschreiben ist schon so eine Sache. Sehe als auch sehr großen Schritt. Habe Angst mich dadurch noch mehr den Halt und den Alltag zu verlieren. Außerdem habe ich immer bedenken was meine Kollegen sagen/denken würden wenn ich einfach von einem zum anderen Tag fehle. Ich weiß es ist totaler quatsch sich darüber Gedanken zu machen, aber ich mache sie mir leider.

@T Ally
Das ist gut, dass du den Kontakt suchst. Ich schaffe es leider oftmals nicht, da ,,lustige“ Verabredungen meist nur ein weiterer Beweis für mich ist das mit mir nicht alles in Ordnung ist. Also wahrscheinlich wie bei dir.
Mit den Standardantworten kenne ich mich auch aus. Ich hasse es wenn man Interne Telefonate führt und als erstes ein ,,Na, alles klar bei dir?“ kommt. Ich vermeide Smalltalk soweit wie möglich. Sehe eine „alles gut“ als Lüge, die ich nicht mehr mit mir vereinbaren kann. Meistens sage ich einfach ,,Ging schon schlechter“. Ist zwar nicht das was man hören möchte, aber damit komme ich besser klar.
Glaube auch, dass ich mittlerweile es nur noch anderes recht machen möchte. Liegt wahrscheinlich auch daran, da ich gerade nicht weiß wie ich es mir recht machen kann.

Danke an alle Leser/-Innen
Nati
Beiträge: 26
Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Nati »

Hallo alle zusammen! In der Situation/ Stimmung "Tief zu Tief" lebe ist schon seit fast 5 Jahren....bin natürlich ganze Zeit in Psychiatrischen/Psychotherapeutischen Behandlung....bringt aber mich nicht weiter....
Ich bin eine Intelligente und gut ausgebildete Person, verstehe viel vom Leben...und habe einiges festgestellt.
1. es ist sehr schwer aus einem Loch rauszukommen, wenn du komplett und 24 Std. am Tag alleine und einsam bist
2. wäre super eine Liste zu schreiben, was genau im eigenen Leben nicht passt...
3. erlich eigene Schwäche gestehen
4. dann kann man auf den "Punkten" zu arbeiten beginen
Dabei könnte ich noch was schreiben, aber ich denke für den Anfang ist schon zimmlich viel....da jeder Mensch unterschiedlich ist
Nati
Beiträge: 26
Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Nati »

Ich hätte auch eine Frage,
vielleicht gibt es jemanden hier, der auch an den selbst entwickelten Zwängen leidet....wie kämpft man dagegen?
Danke für jede Antwort, Lg N
szegfue75
Beiträge: 494
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von szegfue75 »

Hallo,

ich finde mich in dem Thread auch wieder. Danke Nati für die 4 Punkte. Das ist ein guter Plan.

Liebe Grüße,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Dunkelblond 65
Beiträge: 58
Registriert: 30. Sep 2015, 12:15

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Dunkelblond 65 »

Nati hat geschrieben:Hallo alle zusammen! In der Situation/ Stimmung "Tief zu Tief" lebe ist schon seit fast 5 Jahren....bin natürlich ganze Zeit in Psychiatrischen/Psychotherapeutischen Behandlung....bringt aber mich nicht weiter....
Ich bin eine Intelligente und gut ausgebildete Person, verstehe viel vom Leben...und habe einiges festgestellt.
1. es ist sehr schwer aus einem Loch rauszukommen, wenn du komplett und 24 Std. am Tag alleine und einsam bist
2. wäre super eine Liste zu schreiben, was genau im eigenen Leben nicht passt...
3. erlich eigene Schwäche gestehen
4. dann kann man auf den "Punkten" zu arbeiten beginen
Dabei könnte ich noch was schreiben, aber ich denke für den Anfang ist schon zimmlich viel....da jeder Mensch unterschiedlich ist
Hallo Nati , gebe dir bei Punkt 1 absolut Recht . Geht mir genau so .

Viel Kraft wünscht dir Dunkelblond
szegfue75
Beiträge: 494
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von szegfue75 »

Es sind nur 4 Punkte. Verständlich auf den Punkt gebracht. Aber es ist gar nicht so leicht sich daran zu halten. Immer ehrlich zu sein. Es ist ja nicht so, das man sich nicht auskennt mit sich und seinen Tiefs. Kommen ja auch ständig neue Tiefs dazu, also neue Themen. Dann geht das eine Tief, das man noch gar nicht aufgearbeitet hat, gerne mal verschütt.

Ich hab das Gefühl, ich habe noch viel Arbeit vor mir. Es muss zur Routine werden, diese Tiefs wie Schichten abzutragen. Nur wie bekommt man diese Routine?

LG,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Nati
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Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Nati »

Hallo alle zusammen!
Die Punke, habe ich so grob aufgezählt, da sind noch eine Mänge von Nuancen dabei....
Es ist natürlich in idealweise super, wenn man in der Lage ist sich damit zu beschäftigen....
Ich bin momentan leider selber nicht in der Verfassung alles zu verdauern und bearbeiten, was in mir jede Minute hochkommt....dazu bin ich mit dem Ganzen ganz alleine....drum habe ich mich hier angemeldet, damit ich mich mit meiner Krankheit nicht so ganz verlassen fühle und vielleicht auch paar Tips von anderen bekommen könnte.
Ich war ein mal im Krankenhaus, im Doppelzimmer mit einem Mädchen....was mich fasziniert hat, dass Ihre Eltern immer zu Ihr gehalten haben...und alleine zu hören "wir sind immer für dich da, egal was kommt oder passiert.."...hat mich voll am Boden zerstört...da ich nie im Leben solche Worte in meiner Anwesenheit vom Mensch zu Mensch gehört habe.
Da wurde mir auf ein mal klar, wie einsam ich tatsächlich bin, trotz alle Freunde, Ehemann, Familie, Bekannten, Kollegen....
Kenn jemand das auch?
Danke,
Nati
Dunkelblond 65
Beiträge: 58
Registriert: 30. Sep 2015, 12:15

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Dunkelblond 65 »

Hallo Nati,

Du hast mir aus dem Herzen gesprochen . Ich bin auch oft allein . Habe keinen Familienangehörigen den ich vertrauen kann und in Augenblicken größter Einsamkeit anrufen könnte. Wenn man das mit anderen Familien vergleicht ,wo man immer füreinander da ist ... und erst Recht wenn es einem nicht gut geht , könnte man schon mal neidisch werden. Aber ich bin es seit meiner KIndheit gewöhnt Probleme allein zu lösen und Stark zu sein.

Einen angenehmen Tag wünscht

Dunkelblond
Nati
Beiträge: 26
Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Nati »

Hallo Dunkelblond!
Ich bin auch mein Lebenlang durch Dick und Dünn alleine gegangen....habe auch zimmlich früh gelernt selbständig zu sein...und mit allem alleine zu Recht zu kommen.
Das war noch vor meiner Erkrankung, vor 5 Jahren....war ich ganz anderer Mensch, mein Leben war ein Paradis...egal wie schwer es war....Ich war sogar stolz auf mich, wie stark ich durchs Leben gehe...ich hätte nie gedacht, dass ein Erlebniss (Traumata) mich so umhauen könnte...
Erste paar Jahre hab ich stark gegen meiner Erkrankung gekämpf....aber immer, wie auch jetzt, alleine...ich dachte so was kann man heilen....
Jetzt nach 5 Jahren ich bin mir klar, wenn ich in den schwierigen Situationen eine Unterstützung hätte, wäre ich schon längst gesund...
Drum, möchte ich für die Besucher, die vielleicht als Angehörige hier vorbei schauen....seid für Betrofenen eine Hilfe, auch wenn Ihr nicht versteht, was in einem gerade vorgeht...seid bitte immer für sie da!!!!
Lg, Nati
Dunkelblond 65
Beiträge: 58
Registriert: 30. Sep 2015, 12:15

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Dunkelblond 65 »

Hallo Nati ,

...sehr schön geschrieben.Kann ich ein weiteres mal nur bestätigen !
Bei mir ist es leider so ,dass niemand daran wirklich interessiert ist ,dass ich jetzt eine Therapie mache usw..
Selbst mein Partner hat nur bedingt Verständnis dafür obwohl er all meine Probleme kennt steht er dem Ganzen ziemlich hilflos gegenüber.
Er arbeitet auf Montage und ist nur am WE bei mir.
In der Woche bin ich allein und kann mit niemanden reden... Ausser jetzt 1x wöchentlich mit der Therapeutin.
Sie ist natürlich eine Hilfe ...aber kein Familienersatz.

Hilf dir selbst ,dann hilft dir Gott.

Hab ich mal irgendwo gelesen...

LG Dunkelblond
Nati
Beiträge: 26
Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Nati »

Hallo Dunkelblond!
Danke für die nette Antwort! Natürlich bleibt uns nichts anderes als selbst weiter durchzumachen...
Mein Ex-Mann, hat auch zu mir nur erste 2 Jahren gehaltet, aber so mehr als ein Zuschauer, dann war es ihm alles zu viel...was ich auch gut verstehen kann....und nun jetzt na 10 Jahren Ehe, sind wir geschieden....
Ich drücke dir den Daumen und wünsche euch vom ganzen Herzen alles gemeinsam gut zu überstehen!
Lg,
Nati
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Botus »

Bei mir ist das umgekehrt. Ich muss dann immer sofort entweder was Sinnvolles oder was Schönes machen. Sonst setzt sich eine negative Stimmung in mir fest und wird größer. Ist bei meiner Partnerin genauso gewesen. Eine unserer wenigen Gemeinsamkeiten.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 15. Okt 2015, 07:01, insgesamt 2-mal geändert.
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von T Ally »

Hallo Nibor,

irgendwie weiß ich gar nicht, ob jemand auf Deine Frage zum "gelben Schein" eingegangen ist. Kann sein, ich habe es überlesen, das tut mir dann Leid.
Ich antworte Dir mal aus meiner Erfahrung. Genau Deine Bedenken hatte ich auch über Jahre und habe mich immer weiter durchgeschleppt und durchgehalten. Der Hausarzt hat mich nicht ernst genommen und von oben herab behandelt. Also habe ich aufgegeben und wollte dort nie mehr hingehen.
Ein Bekannter hat mir dann einen Termin bei einem Psychiater verschafft, bis zu dem ich mich durchgehangelt habe. dieser hat mich dann "aus dem Verkehr" gezogen und ich hatte den "gelben Schein" vom Facharzt. Erst hatte ich Panik, dann war es mir aber egal.

Ich muss dazu sagen, dass meine Kollegen nicht doof sind und sich bei einer längeren Arbeitsunfähigkeit schon denken können, was los ist, wenn man im normalen Leben ja auch mal gesehen wird und eben kein gebrochenes Bein oder so zu erkennen ist.

Zudem ist es wegen des Krankengeldes gar nicht möglich, andere Diagnosen aufzuschreiben, da die Krankenkasse bei Magen/Darm über Wochen bestimmt mal eine Nachfrage hat. Und sobald sie Krankengeld zahlen muss werden die sich ohnehin melden.
Bei wechselnden Diagnosen verschiedener leichter Infekte etc. wird es auf Dauer sicher auch zu Nachfragen kommen.

Und Dein Arbeitgeber bekommt diesen Diagnoseschlüssel nicht zu sehen.

Wenn Du die sichere Variante nutzen willst und einen guten und fähigen Hausarzt hast, dann lass Dich von ihm krank schreiben. Hätte ich auch gern gemacht.

Aber spätestens durch eine 6-wöchige Reha wäre meinem Arbeitgeber dann ohnehin alles klar gewesen. Und nun spiele ich mit offenen Karten, das gefällt mir besser.
Wobei ich natürlich noch immer alles herunterspiele - wohl auch mir selbst gegenüber.

Ich wünsche Dir eine positive Entwicklung und alles Gute!
Nati
Beiträge: 26
Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Nati »

Hallo liebe Leute!
Wenn ich dürfte, würde ich kurz etwas aufschreiben, was vielleicht hilflich sein kann. Ich bin seit 4 Jahren in Psychotherapie, habe eine große Mänge an verschiedene Behandlungsarten ausprobiert....
Aus meiner Erfahrung:....genau dann, wann man ganz alleine mit sich selbst bleibt, hat man die Möglichkeit in sich hinein zu hören....und nach der Ursache nachzudenken. Es heißt nicht, dass man Wochenlang herum in 4 Wände ohne Beschäftigung sitzen soll....ader wenn das "Allein-Sein" macht schon nervös, könnte es nicht ein Zeichen vom "Laufen-von-sich-selbst" sein?
Ich meine...wenn man so weit kommt, dass er die Ursache der Erkrankung erkennt, hat man schon einen großen Schritt in die Richtung der Heilung bzw. besserung gemacht.
Lg,
Nati
nibor

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von nibor »

Hallo T Ally,

vielen Dank für deine Antwort und das du an mich gedacht hast :)
Ich habe eben auch gemerkt, dass ich mich nur noch von Woche zu Woche, von Monat zu Monat schleppe. Habe mal in meinen Akten durchgesehen und mein letzter Krankenschein ist aus Sep.2011. Natürlich war ich Krank zwischendurch, auf Arbeit bin ich trotzdem immer gegangen. Mittlerweile glaube ich oft, dass ich einfach funktionieren und keine Schwäche zeigen wollte.
Ich denke einfach viel zu viel nach.
Mittlerweile bin ich aber an diesen Punkt wo ich wohl wirklich eine Pause brauche. Eine Pause um wieder runter zukommen. Wenigstens bis ich meinen Termin beim Psychiater habe im November. Leider kann ich bei weitem noch nicht so offen mit der Sache umgehen wie du, daher werde ich mich wohl wegen etwas anderen Krank schreiben.
Ob ich das diese Woche noch schaffe oder doch wieder verschiebe kann ich noch nicht sagen.

Danke nochmals für deine Antwort :)
Dunkelblond 65
Beiträge: 58
Registriert: 30. Sep 2015, 12:15

Re: Von Tief zu Tief

Beitrag von Dunkelblond 65 »

Nati hat geschrieben:Hallo Dunkelblond!
Danke für die nette Antwort! Natürlich bleibt uns nichts anderes als selbst weiter durchzumachen...
Mein Ex-Mann, hat auch zu mir nur erste 2 Jahren gehaltet, aber so mehr als ein Zuschauer, dann war es ihm alles zu viel...was ich auch gut verstehen kann....und nun jetzt na 10 Jahren Ehe, sind wir geschieden....
Ich drücke dir den Daumen und wünsche euch vom ganzen Herzen alles gemeinsam gut zu überstehen!
Lg,
Nati

Danke Dir ! :hello:
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