Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

szegfue75
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von szegfue75 »

Sorry, Blake. Ist wirklich zu lang geworden diesmal. ich denke, das kommt nicht mehr vor. Vielleicht versuche ich noch ein paar Absätze einzubauen, damit es etwas übersichtlicher wird.
LG,
Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

szegfue75 hat geschrieben:Sorry, Blake. Ist wirklich zu lang geworden diesmal.
Alles gut! Mir macht es nichts aus, lange Posts zu lesen (ich bin ja selber jemand, der sich nicht kurz fassen kann), also mache dir deswegen keine Sorgen.

Die Weihnachtsproblematik kann ich gut verstehen – am liebsten würde ich an Weihnachten gar nichts machen, aber dabei kommt man sich auch blöd vor, weil alle mit ihren Familien feiern … Bei der Familie ist es aber auch doof, weil alles so gezwungen ist … Ich plädiere also für die Abschaffung des Weihnachtsfests.
szegfue75 hat geschrieben:Eine Psychoanalyse im Sitzen stelle ich mir sehr anstrengend vor.
Hm, das war sozusagen meine Bedingung, denn ich hätte mich im Liegen nicht wohl gefühlt. Aber klar, das gehört eigentlich dazu (obwohl Freud einmal geschrieben hat, dass einer der Gründe, warum der Klient liegen soll, der ist, dass er, also Freud selbst, es ansonsten anstrengend gefunden hätte, den ganzen Tag von seinen Klienten beäugt zu werden). Faktisch war es aber, glaube ich, eh ein Therapiemix, aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass wir zum Kern (oder zu den Kernen) meiner Problematik vorgedrungen sind …
szegfue75 hat geschrieben:Meine Analytikerin.. Sie hat mich irgendwann raus geworfen.
Deine Therapeutin hat dich rausgeworfen, weil du Cannabis konsumiert hast? Das nenne ich mal unprofessionell! Ihr kann und sollte es doch moralisch reichlich egal sein, was du konsumierst – in dem Sinne, dass sie dich deswegen nicht abwerten oder abschreiben sollte.
szegfue75 hat geschrieben:Ich weiß nicht ob ich bipolar bin …
Dazu kann ich mich natürlich nicht qualifiziert äußern, aber es wäre für dich ja vielleicht auch wichtig zu erfahren, was genau dein Krankheitsbild ist. Aber das wird dann sicher Teil der Arbeit in der Klinik sein. Es scheint ja jedenfalls ein komplexeres Krankheitsbild zu sein. Aber, wie gesagt, dazu kann ich nichts Qualifiziertes sagen.
szegfue75 hat geschrieben:Eine weitere Baustelle ist ein Suchtproblem.
Aber dein Beitrag liest sich so, als hättest du das zumindest im Griff. Hm, klingt fast so, als könne man in der Hauptstadt nur feiern, wenn man auch Drogen konsumiert … aber das hängt vermutlich stark von den Personen ab, mit denen man feiert.
szegfue75 hat geschrieben:Selbstverständlich gibt es auch andere Möglichkeiten sich zu Sozialisieren. Aber es fällt mir nicht leicht. Ich bin eher schüchtern.
Das kenen ich nur zu gut – es ist für mich psychisch oft unmöglich, Kontakt zu fremden Menschen aufzunehmen. Diese Unfähigkeit ärgert mich ungemein an mir, weil ich mir gleichzeitig immer denke, dass doch nichts dabei ist und es doch nicht so schwer sein kann, aber ich bekomme es meistens einfach nicht hin – zum Verzweifeln!
szegfue75 hat geschrieben:Ja, also die Trainerin ist schon nett. Es liegen nun fast 10 Jahre Altersunterschied zwischen uns. Das ist doch eine ganze Menge und sie geht auch gerne aus.
Also den Altersunterschied finde ich in unserem Alter nicht schlimm (ob die Trainerin nun zehn Jahre jünger oder älter ist). Ich habe auch einen Freund, zu dessen Alter mich mehr als zehn Jahre trennen – das spielt weder für mich noch für ihn eine Rolle. Deine Haltung zum Feiern bzw. zu Freizeitaktivitäten allgemein finde ich bemerkenswert: Es scheint dir ja offenbar Spaß zu machen, hin und wieder auch zu feiern, jedenfalls lese ich das, glaube ich, zwischen den Zeilen. Aber gleichzeitig distanzierst du dich davon, weil es, so scheint es mir – korrigiere mich, wenn ich falsch liege –, dir eine zu triviale Tätigkeit ist? Auf mich wirkt das, was du schreibst, so, als hättest du implizit einen sehr hohen kulturellen/intellektuellen Anspruch an deine Freizeitaktivitäten (Theater, Ausstellungen), als fändest du es verwerflich, wenn du deine Zeit mit Feiern verbringst. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich möchte dir keinen Vorwurf oder so etwas machen, sondern lediglich meine Beobachtungen (die auch falsch sein können) schildern. Außerdem kenne ich das mit dem (zu) hohen Anspruch selbst zu gut (daher lese ich vielleicht auch einfach nur etwas in deinen Beitrag rein). Eigentlich sollte es ja vor allem darum gehen, Dinge zu tun, die einem gut tun – und warum sollten das nicht sehr unterschiedliche Dinge sein können wie Feiern und Theater/Ausstellungen etc.?

Der Altersunterschied sollte jedenfalls kein Problem darstellen, wenn ihr euch gut versteht und Gemeinsamkeiten habt. Auch hierzu möchte ich kurz meinen Eindruck schildern und hoffe, ich bin damit nicht zu übergriffig: Auf mich wirkt es so, als gingest du sehr verkopft an die Sache ran, als hättest du ein Wertesystem internalisiert, das dir sagt, was zu tun gut ist und was nicht, dabei scheinst du das, was dir gut tut, ein bisschen aus dem Blick zu verlieren.
szegfue75 hat geschrieben:Und so lange ich das nicht weiß, werden es auch andere schwer haben den Weg zu mir zu finden.
Hm, ein anderer Ansatz wäre doch, dich einfach auszuprobieren. Wer weiß schon, ob man irgendwann seinen Weg gefunden hat. Vielleicht ist ja bereits der Weg dorthin, also zum eigenen Weg, das Ziel und nicht der eigene Weg … Aber auch das ist leichter gesagt, als getan – auch diese Fragen nach dem eigenen Weg usw. kenne ich zu gut.
szegfue75 hat geschrieben:Vor fast 10 Jahren hatte ich einen Versuch unternommen und wollte eine Schneiderlehre anfangen. Einen Tag war ich dort. Ich war mir nicht mehr sicher.
Vielleicht ist es dafür ja gar nicht zu spät, wenn es doch das sein sollte, was du eigentlich willst. Aber klar, es ist eben auch gar nicht so einfach herauszufinden, was man eigentlich will. Ich möchte nur sagen, dass diese Türe ja vielleicht noch gar nicht zugeschlagen ist.

Siehst du, ich habe mich mit einem ebenfalls langen Beitrag revanchiert.

Herzliche Grüße
Blake
szegfue75
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Blake,
schön von dir zu lesen.
W_Blake hat geschrieben:Ich plädiere also für die Abschaffung des Weihnachtsfests.
Das klingt nach einem guten Plan. Aber wie soll das gehen? Ich habe Heilig Abend 2013 alleine verbracht und mir abends Sushi bestellt. Nachmittags hatte ich noch Plätzchen gebacken und vorgehabt diese zu einer wohltätigen Veranstaltung für Obdachlose vorbeizubringen. Aber das schaffte ich dann nicht. Das schlimmste an Weihnachten ist eigentlich Heilig Abend am Abend. Dieses Jahr an Weihnachten wollte ich eigentlich irgendwo am anderen Ende der Welt sitzen und Schildkröteneier retten. Das wird aber dieses Jahr auch nicht klappen. Hast du schon Pläne wie du Weihnachten entkommen kannst?
W_Blake hat geschrieben:Hm, das war sozusagen meine Bedingung, denn ich hätte mich im Liegen nicht wohl gefühlt. Aber klar, das gehört eigentlich dazu (obwohl Freud einmal geschrieben hat, dass einer der Gründe, warum der Klient liegen soll, der ist, dass er, also Freud selbst, es ansonsten anstrengend gefunden hätte, den ganzen Tag von seinen Klienten beäugt zu werden). Faktisch war es aber, glaube ich, eh ein Therapiemix, aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass wir zum Kern (oder zu den Kernen) meiner Problematik vorgedrungen sind …
Am Anfang ist es sehr gewöhnungsbedürftig im Liegen. Ich hatte anfangs ständig den Drang mich nach ihr umzudrehen, um in ihrem Gesichtsausdruck zu prüfen wie sie auf das Gesagte reagiert. Irgendwann war dieser Drang weg und es war echt befreiend. Wie zuhause auf dem Bett liegend und an die Decke starrend und in Gedanken versunken. Der Anfang war immer schwer und oft klappte es nicht, wenn ich mir vorab überlegt hatte was ich ihr erzählen wollte zu einem bestimmten Thema. Am besten war es ein Gefühl zu erläutern. Dann kam das warum usw. Ich fand sie eigentlich ziemlich gut. Meinen Therapeutinen aus anderen Therapien waren alles Frauen gewesen, mit denen ich privat gerne befreundet gewesen wäre. Da habe ich vielleicht Schmerzhaftes weniger gerne erläutert oder bin ins stocken gekommen. Ich glaube, manchmal habe ich mich vielleicht selbst ein bißchen ins Lächerliche gezogen, damit es nicht so traurig klingt.
Bei der Analytikerin war das anders. Sie war älter und hatte bis zuletzt wie eine Autorität auf mich gewirkt.
W_Blake hat geschrieben: Deine Therapeutin hat dich rausgeworfen, weil du Cannabis konsumiert hast? Das nenne ich mal unprofessionell! Ihr kann und sollte es doch moralisch reichlich egal sein, was du konsumierst – in dem Sinne, dass sie dich deswegen nicht abwerten oder abschreiben sollte.
Sie hat es oft genug angekündigt gehabt. Leider habe ich mich auch oft kurz vor der Therapie krank gemeldet. Die Therapie fand immer sehr früh statt und ich hatte zu dieser Zeit extreme Probleme mit dem Schlafen und morgens aufstehen. Allerdings habe ich während der Therapie nur unregelmäßig konsumiert und häufig nur bei Freunden mitgeraucht.

Ich konnte einfach nicht widerstehen. Außerdem meinte sie schon ein paar Wochen vor dem Abbruch, dass ich wahrscheinlich mein Limit erreicht habe in der Analyse. Ich gehöre vielleicht zu den Menschen, die nicht vollständig zum Kern vordringen können weil es zu sehr schmerzt. Das ärgert mich sehr und darum würde ich irgendwann gerne dort weiter machen.
W_Blake hat geschrieben: Aber dein Beitrag liest sich so, als hättest du das zumindest im Griff. Hm, klingt fast so, als könne man in der Hauptstadt nur feiern, wenn man auch Drogen konsumiert … aber das hängt vermutlich stark von den Personen ab, mit denen man feiert.
Momentan habe ich kein Problem damit. Aber ich vermeider auch vieles. Momentan habe ich eher wieder mit dem Essen Probleme und meinem Körper.
W_Blake hat geschrieben:Also den Altersunterschied finde ich in unserem Alter nicht schlimm (ob die Trainerin nun zehn Jahre jünger oder älter ist). Ich habe auch einen Freund, zu dessen Alter mich mehr als zehn Jahre trennen – das spielt weder für mich noch für ihn eine Rolle.
Das stimmt schon. Und ich glaube auch, dass sie damit keine Probleme hat.
W_Blake hat geschrieben:Deine Haltung zum Feiern bzw. zu Freizeitaktivitäten allgemein finde ich bemerkenswert: Es scheint dir ja offenbar Spaß zu machen, hin und wieder auch zu feiern, jedenfalls lese ich das, glaube ich, zwischen den Zeilen. Aber gleichzeitig distanzierst du dich davon, weil es, so scheint es mir – korrigiere mich, wenn ich falsch liege –, dir eine zu triviale Tätigkeit ist? Auf mich wirkt das, was du schreibst, so, als hättest du implizit einen sehr hohen kulturellen/intellektuellen Anspruch an deine Freizeitaktivitäten (Theater, Ausstellungen), als fändest du es verwerflich, wenn du deine Zeit mit Feiern verbringst. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich möchte dir keinen Vorwurf oder so etwas machen, sondern lediglich meine Beobachtungen (die auch falsch sein können) schildern. Außerdem kenne ich das mit dem (zu) hohen Anspruch selbst zu gut (daher lese ich vielleicht auch einfach nur etwas in deinen Beitrag rein). Eigentlich sollte es ja vor allem darum gehen, Dinge zu tun, die einem gut tun – und warum sollten das nicht sehr unterschiedliche Dinge sein können wie Feiern und Theater/Ausstellungen etc.?
Was du hier schreibst, trifft es schon ganz gut. Ich möchte einfach etwas an meinem Lifestyle ändern, weil ich merke, dass es Zeit wird erwachsener zu werden. Und es wäre auch schön mal einen ernsthaften starken Partner zu finden. Der mich aushält und ich ihn aushalte. Ich glaube, ich würde das gerne haben und wäre bereit etwas dafür zu tun. Das meine ich sogar ernst, obwohl ich doch gleich diese Therapiemaßnahme machen werde :) Ich fürchte nur, dass ich beim Ausgehen nicht diese Person treffen werde und ich gerade zu einfallslos bin wie ich soziale Kontakte knüpfen könnte.

W_Blake hat geschrieben:Auf mich wirkt es so, als gingest du sehr verkopft an die Sache ran, als hättest du ein Wertesystem internalisiert, das dir sagt, was zu tun gut ist und was nicht, dabei scheinst du das, was dir gut tut, ein bisschen aus dem Blick zu verlieren.
Mag sein. Manchmal fühlt es sich für mich in der Tat so an, dasss ich den Blick verliere. Das ist tagesformabhängig und machte es nicht gerade leichter. Heute bin ich leider wieder nicht zur Arbeit... Ich werde mich diese Woche krankschreiben lassen und hoffe, ich bekomme meinen Schlafrythmus wieder in den Griff. Nachts bin ich hellwach und morgens komme ich nicht aus dem Bett. Dabei trinke ich schon wieder seit Tagen keinen Kaffee.
W_Blake hat geschrieben:Hm, ein anderer Ansatz wäre doch, dich einfach auszuprobieren. Wer weiß schon, ob man irgendwann seinen Weg gefunden hat. Vielleicht ist ja bereits der Weg dorthin, also zum eigenen Weg, das Ziel und nicht der eigene Weg … Aber auch das ist leichter gesagt, als getan – auch diese Fragen nach dem eigenen Weg usw. kenne ich zu gut.
Weißt du, es tut gut zu lesen was du schreibst. Es hilft mir mich zu beruhigen. Einfachmal wieder durchatmen und nicht ständig an die VEränderung denken. Und nicht denken sondern machen. Tja, die letzten TAge habe ich mich wieder zu Hause eingeigelt. Nichts macht mehr Spaß. Aber nach der Selbstmitleidsphase, kommt die Trotzphase und dann die Motivation komischerweise. Ich hab mir vorgenommen heute zum Sport zu gehen. Trotz Krankmeldung.
W_Blake hat geschrieben:Vielleicht ist es dafür ja gar nicht zu spät, wenn es doch das sein sollte, was du eigentlich willst. Aber klar, es ist eben auch gar nicht so einfach herauszufinden, was man eigentlich will.
Genau. Ich bin mir nich sicher. ABer ich denke darüber nach. Vivienne Westwood hat kein Modedesign studiert, ist aber trotzdem eine berühmte Modedesignerin geworden.

Ich wünsche dir einen schönen Tag und danke schön für die vielen Anregungen. Wie geht es dir?

Liebe Grüße,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Tja, wie geht es mir? Abgesehen von dieser erdrückenden ungerichteten Traurigkeit fühle ich mich eigentlich nur leer. Aber es ist nicht mehr ganz so schlimm, wie es in den vergangenen Tagen war. Ich tauche jetzt einmal für ein paar Tage ab und versuche mich bei einem Kurzurlaub etwas zu erholen …
hazmagetmaton
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von hazmagetmaton »

Hallo.

Noch einmal bezogen auf den zweiten "stream of consshitness" ;)
Ich hatte heute nach zwei gefühlt langen Wochen wieder einen Termin mit meiner Therapeutin, der ich meine Gedankengänge aus dieser Zeit geschildert habe. Einiges ähnelt dem, was Blake schrieb, bei mir wahrscheinlich mit dem Fokus (wenn es denn nun einen gab), dass ich nicht weiß, ob ich die Anstrengung aufbringen will, die das Leben nunmal erfordert. Gründe sehe ich irgendwie keine überzeugenden. Naja, und dann halt noch dazu, dass alles von Bedeutung im Moment liegt und der ganze Kram. Krieg ich jetzt nicht mehr alles zusammen, war auch echt anstrengend.
Von meiner Therapeutin kam ein wichtiger Hinweis, den ich auch schon in einer Achtsamkeitsgruppe gehört hatte und an den ich in letzter Zeit nicht mehr gedacht hatte: Es sind nur Gedanken.

Nicht mehr und nicht weniger.

Wir haben in dieser Gruppe zwei Übungen gemacht, die darauf aus sind, Gedanken zu suchen, die uns belasten, sie wahrzunehmen und anschließend ziehen zu lassen. Beide starten damit, dass man eine Weile bewusst atmet.
Die erste lud ein, sich eine grüne Wiese vorzustellen, mit einem kleinen See darin. Es ist angenehm warm, der Himmel ist freundlich, es ziehen immer wieder ein paar Wolken vorbei. Und jede Wolke war ein unangenehmer Gedanke, der da war und irgendwann vorbeizog. Für mich persönlich hat diese Übung überhaupt nicht funktioniert, die zweite dafür wesentlich besser.
Diese lud dazu ein, die in dem Moment belastendsten Gedanken wahrzunehmen (oder nur einen einzelnen, je nachdem) und ihn in der Phantasie in eine Daunenfeder zu verwandeln. Ich hatte dann zwei weiße Federn, die auf einem Holztisch lagen. Ich konnte sie hochheben und schauen, wie sie sich sanft auf den Tisch zurückschaukelten. Ich konnte sie in die Hand nehmen und von ganz nah betrachten. Konnte versuchen, ihr fast nicht wahrnehmbares Gewicht zu spüren. Und konnte sie zum Schluss wegpusten und zuschauen, wie ein unsichtbarer Wind sie davontrug.

Ich werde wohl die nächsten Tage versuchen, meine Gedanken so zusammenzukriegen, dass ich sie in Federn verwandeln kann (wenn sie mir wie ein unübersehbarer Wust erscheinen, fühlt sich das nämlich schwierig an). Gedanken sind genauso wenig in Stein gemeißelt wie Bedeutung.
(Auch wenn ich es immer noch sehr irritierend finde, nicht zu wissen, warum mich Gedanken wie "alles liegt im Augenblick" oder "mein Leben hat kein Ziel, ich möchte nichts erreichen" so bedrücken können. Denn an sich ist das ja nichts schlechtes.)

Das schien mir ganz gut in den Thread zu passen, auch weil ich den Eindruck habe, dass wir beide ziemliche Kopfmenschen sind.

hazmagetmaton
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Melde mich zurück. Leider ist die Krankheit mitgereist, weswegen die Tage nicht so entspannt und entspannend waren, wie ich es mir erhofft hatte … Immerhin, ich bin dem Alltag mal für ein paar Tage entflohen und ein paar schöne Momente gab es trotz der mitreisenden Krankheit.
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo hazmagetmaton,

danke für deinen Erfahrungsbericht!
hazmagetmaton hat geschrieben:… weil ich den Eindruck habe, dass wir beide ziemliche Kopfmenschen sind.
Das trifft auf mich jedenfalls zu, fürchte ich. Ich meine, es ist auch manchmal nützlich, ein „Kopfmensch“ zu sein, aber oft genug steht der Kopf dann doch auf den eigenen Füßen und verhindert somit Bewegung, wenn du weißt/ihr wisst, was ich meine.
hazmagetmaton hat geschrieben:Es sind nur Gedanken.

Nicht mehr und nicht weniger.
Das höre ich oft. Ist ja auch irgendwie die Philosophie, die hinter (bestimmten Formen) der Mediation steht. Und zum Teil kann ich dem auch folgen. Andererseits sind Gedanken und Gefühle es, die uns Menschen von unbelebten und teilweise (hinsichtlich der Komplexität) auch von anderen belebten Dingen unterscheiden. Soll heißen, wer wir sind, hängt nicht in geringem Maße von dem ab, was wir denken (und fühlen). In der Meditation geht es ja dann, glaube ich, auch oft um das Erreichen eines Zustandes, in dem das eigene „Ich“ weitestgehend aufgelöst ist … Na ja, und zum Teil sind es eben auch nicht nur Gedanken, sondern reale Erfahrungen, die sich eben unweigerlich auf das emotionale Erleben auswirken. Klar, die Gedanken an zukünftige Ereignisse sind eben nur Gedanken, aber eben nicht nur die Gedanken an zukünftige negative, sondern auch die an zukünftige positive(!) Ereignisse – Hoffnung und Befürchtung unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht! Welchen Schluss soll man nun als Depressiver aus dieser Einsicht ziehen? Dass es besser wird oder zumindest werden könnte ist eben so nur ein Gedanken wie der, dass es so bleibt oder schlimmer wird …

Es freut mich aber zu lesen, dass eine der beiden Übungen bei dir Früchte zu tragen scheint. Solche Methoden funktionieren bei mir erfahrungsgemäß eher nicht. Aber wenn es für dich funktioniert, ist das doch eine gute Möglichkeit, den bedrückenden Gedanken ihre Last zu rauben (was ja auch sehr gut zu dem Bild der Daunenfeder passt)!

Herzliche Grüße
Blake


PS

Sorry, dass ich die Dinge nicht so positiv sehen kann, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Ich möchte mit meinem „Gegenbeitrag“ niemanden davon abhalten, solche Imaginationsübungen auszuprobieren und anzuwenden, wenn die Methode Früchte trägt. Ich schilderte lediglich meine Gedanken dazu, die vielleicht zu pessimistisch (ich würde sagen: realistisch) für dieses Forum sind. Jedenfalls liegt es mir fern, mit meinen Gedanken andere runterziehen zu wollen. Sollte das der Fall sein, sollte ich mich lieber nicht mehr äußern.
Prenchi

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von Prenchi »

Hey W. Blake,

"Das kenen ich nur zu gut – es ist für mich psychisch oft unmöglich, Kontakt zu fremden Menschen aufzunehmen. Diese Unfähigkeit ärgert mich ungemein an mir, weil ich mir gleichzeitig immer denke, dass doch nichts dabei ist und es doch nicht so schwer sein kann, aber ich bekomme es meistens einfach nicht hin – zum Verzweifeln!"

W. Blake (Fan v. William Blake?): Ich würde es nicht als eine Unfähigkeit sehen. Du bist vielleicht vorsichtig? Reagierst aus eine Erfahrung heraus? Sicher, ich kann lernen d. Menschen ohne eine sofortige Wertung zu begegnen und mir Zeit lassen, zu entscheiden. Ich handele nach eigenem Ermessen, ich traue mir selbst zu, dass ich eine Entscheidung treffen kann. Es ist nicht immer meine "Unfähigkeit" wenn ich mich entscheide mit bestimmten Menschen mich nicht zu umgeben.

Schöne Grüße
Prenchi
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo Prenchi,

danke für deine aufmunternden Worte! In vielen Situationen erlebe ich es als krasse Unfähigkeit. Klar, gibt es Menschen, zu denen man gar keinen Kontakt haben möchte (da stört dann die Unfähigkeit nicht), aber in vielen Situationen würde ich mich gerne freier auf fremde Menschen zubewegen können, kann es aber, warum auch immer, einfach nicht. Dass ich mich so verhalte, ist sicher auch durch meine Erfahrungen bestimmt – dennoch würde ich gerne entscheiden können, wann ich mich wie vorsichtig verhalte … Es ist verflixt! Ich habe einfach keine Kontrolle darüber und deswegen empfinde ich es tatsächlich als krasse Unfähigkeit, die mich ungemein ärgert.

Der Name ist als eine Anspielung auf die Hauptfigur (und indirekt den Titel) eines Films von Jim Jarmusch gedacht (in diesem Film wird die Hauptfigur namens William Blake aber tatsächlich von Niemand, einem Indianer, für die Reinkarnation des Schriftstellers und Malers William Blake gehalten).

Herzliche Grüße
Blake
Prenchi

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von Prenchi »

Hey W. Blake,

jim jarmusch? Fand "Dead Man" ziemlich gut. Jim Jarmusch's Auftritt bei Charly Rose fand ich auch nicht schlecht.

Die frühe Prägung lässt sich auch schwer beiseite schieben. Erfahrungen v. Ablehnung, Missachtung verletzen uns so stark, dass wir alles tun um diese Empfindung auf keinen Fall nochmal zu spüren. Ich könnte anfangen zu sagen, dass dieses Zögern eine Art Funktion hat, sie schützt mich. Wenn ich in dieses Selbstvorwurf MechNismus reingerate ist da ein permanenter Kreislauf. Ich setze mich selbst unter Druck, ich kann leicht darüber plappern, bin selbst sehr zurückhaltend, abwartend. Nur inzwischen, versuche ich anzuerkennen, dass meine Vorgehensweise eine Berechtigung hat. Damit soll nicht der Eindruck entstehen, dass ich mich nicht ändern muss, lediglich mit Selbstfürsorge anzufangen.

Grüße
Prenchi
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo Prenchi,

ja, Jim Jarmuschs „Dead Man“. Ich verstehe den Film so, dass die Hauptfigur namens William Blake immer mehr zum Spielball der äußeren Umstände wird. Am Anfang ist er noch ein Mensch mit Zielen, Werten und Idealen, wird aber immer mehr zu einem Gejagten, der einfach nur noch re-agiert (er wird mit der Waffe immer treffsicherer). Wie auch immer, das passt jetzt hier nicht hin, aber das Bild vom toten Menschen trifft ’s irgendwie ganz gut – jemand, der medizinisch noch am Leben ist, aber kein aktives Verhältnis zu seinem Leben hat (das ruft mir ein schönes, bewegendes Zitat von Elias Canetti dunkel in die Erinnerung, an dessen genauen Wortlaut ich mich leider nicht erinnere) …

Du hast völlig recht, es gibt Gründe und Erklärungen für soziales Vermeidungsverhalten und in gewissen Kontexten mag das ja sogar eine hilfreiche Entlastungsfunktion haben. Wie bei dir, glaube ich, hat das auch bei mir sehr viel mit meinen vergangenen Erfahrungen zu tun. Andererseits denke ich mir: Was, um alles in der Welt, habe ich zu verlieren? Was könnte schlimmstenfalls passieren? O.k., jemand könnte den Versuch, Kontakt zu ihm aufzunehmen, abwehren, könnte vielleicht bei seinen Leuten über mich lästern – aber wäre selbst diese Konsequenz so schlimm, dass man den Versuch nicht unternehmen sollte? Ich meine, die zu befürchtenden negativen Konsequenzen (die ja nicht mal unbedingt wahrscheinlich sind) sind in Wirklichkeit nicht so schlimm, dass ich mich derart davor fürchten muss, Kontakt zu Fremden herzustellen … Umgekehrt, wenn man bloß still in einer Ecke rumsitzt, fällt man ja erst recht auf und gibt vielleicht Anlass zum Lästern … Es ist einfach verflixt: Die rationale Einsicht, dass ich eigentlich gar nichts wirklich Schlimmes zu befürchten habe, schlägt sich einfach nicht auf das emotionale Erleben solcher Situationen nieder.

Natürlich hilft es auch nicht, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Auch in dem Punkt hast du recht. Akzeptanz ist schon die bessere Einstellung. Aber ich weiß gar nicht, ob mangelnde Akzeptanz mein Problem ist. Ich leide einfach darunter, Dinge, die ich gerne tun möchte, nicht tun zu können, weil irgendetwas in mir (nicht ich selbst) mich davon abhält …

Herzliche Grüße
Blake
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Ich habe mal eine allgemeine Frage zu den Forumsbeiträgen:

Gibt es eigentlich die Möglichkeit, „halböffentliche“ Posts zu erstellen, die ausschließlich von angemeldeten Mitgliedern gelesen werden können?

Die Tatsache, dass jeder x-beliebige Gast die Forumsbeiträge lesen kann, hemmt mich etwas in dem, was ich schreibe – ich kann einfach nicht völlig offen schreiben, weil ich fürchten muss, dadurch meine Anonymität preiszugeben.
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

W_Blake hat geschrieben:Gibt es eigentlich die Möglichkeit, „halböffentliche“ Posts zu erstellen, die ausschließlich von angemeldeten Mitgliedern gelesen werden können?
Ein Blick in die FAQs hat mir bereits eine Antwort geliefert. Sorry für die somit unnötige Frage. Schade finde ich ’s trotzdem, dass es nicht wenigstens die Option gibt, einen vor Gästen „versteckten“ Post zu veröffentlichen.
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo Szegfue,

ich bin dir noch eine adäquate Antwort auf deinen letzten Beitrag schuldig geblieben.
szegfue75 hat geschrieben:Hast du schon Pläne wie du Weihnachten entkommen kannst?
Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht … Wer weiß, was dann ist. Wenn alles beim Alten geblieben sein sollte, wird vermutlich einmal wieder das nervige Standardprogramm abgespielt … Aber der Plan, einfach am anderen Ende der Welt zu sein und etwas zu tun, was mit Weihnachten nichts zu tun hat, klingt verlockend!
szegfue75 hat geschrieben:Ich gehöre vielleicht zu den Menschen, die nicht vollständig zum Kern vordringen können weil es zu sehr schmerzt. Das ärgert mich sehr und darum würde ich irgendwann gerne dort weiter machen.
Vielleicht muss man ja gar nicht vollständig zum Kern vordringen – nur so weit, wie es notwendig ist, um möglichst langfristig eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Ich meine, möglicherweise ist es ohnehin bloß eine Illusion, zum Kern vordringen zu können. Vieles hat ja auch damit zu tun, wie wir Dinge, Erlebnisse usw. aus der Vergangenheit in unserem Gedächtnis rekonstruieren. Aber ich weiß, glaube ich, was du meinst – auch ich habe das Gefühl, dass in mir irgendetwas (im negativen Sinne) Überwältigendes abgeschirmt sein Dasein fristet und ich letztlich davon wegblicke … Manchmal, wenn die Dämme drohen, etwas einzureißen, habe ich dann wirklich das Gefühl, dass ich emotional völlig überwältigt werde – dann muss der Dammschutz ausrücken und die Löcher stopfen …
szegfue75 hat geschrieben:Momentan habe ich eher wieder mit dem Essen Probleme und meinem Körper.
Ich weiß nicht genau, in welchem Sinne du das meinst, aber mir ist jetzt auch bewusst geworden, dass eine Körperproblematik bei mir auch einen zentralen Beitrag zu meinen Problemen zu leisten scheint … Hängt bei mir vermutlich mit meinen Vergänglichkeitserfahrungen zusammen, von denen ich schon mehr als genug hatte. Ich und mein Körper pflegen eher ein distanziertes Verhältnis zueinander, vielleicht, weil ich mich einfach nicht auf ihn verlassen kann und ich ihm nicht mehr vertraue … Keine Ahnung!
szegfue75 hat geschrieben:Ich möchte einfach etwas an meinem Lifestyle ändern, weil ich merke, dass es Zeit wird erwachsener zu werden.
Auch das klingt in meinen Ohren nach einer letztlich externen Norm, die du (vielleicht unfreiwillig) internalisiert hast. Irgendwie schwingt doch in dem, was du schreibst, mit, dass „erwachsen“ gemeint ist, wie es vielleicht gut bürgerliche Menschen auffassen. Wichtig wäre aber doch, für dich herauszufinden, was du willst, was dir gut tut usw. Ob das dann vom Gros der Mitmenschen für erwachsen gehalten wird oder nicht, ist doch allenfalls drittrangig. Aber auch von diesen Gedanken kann ich mich letztlich nicht freisprechen, auch ich denke, ich müsste doch jetzt einmal in dieser Gesellschaft angekommen sein, wissen, was ich will usw.
szegfue75 hat geschrieben:Ich fürchte nur, dass ich beim Ausgehen nicht diese Person treffen werde und ich gerade zu einfallslos bin wie ich soziale Kontakte knüpfen könnte.
Ich glaube, man kann nie wissen, wann und wo man wen trifft. Wenn es dir Spaß macht auszugehen, dann tue es. Wenn du keine ernsthafte Person triffst, zu der du Kontakt haben willst, dann kannst du noch immer Spaß haben. Wenn du doch eine ernsthafte Person triffst, zu der du Kontakt aufbauen möchtest: umso besser! Auch diesen Rat könnte ich mir wieder hinter meine eigenen Ohren schreiben. Wir sollten einfach offen sein und nicht schon im Vorfeld denken: Das kann doch nichts werden … Wie gesagt, wer weiß schon, wann und wo, man wen trifft.

Herrje, schon wieder so viel geschrieben. Und wieder habe ich das Gefühl, unstrukturiert geschrieben und nicht auf alles eingegangen zu sein …

Herzliche Grüße
Blake
szegfue75
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Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Blake,

ich freue mich von dir zu lesen. Heute habe ich sehr viel im Forum geschrieben und auch viel darüber nachgedacht. Darüber, was mir heute auf dem Herzen lag und was andere dazu oder zu ihren eigenen Themen geschrieben haben. Es tut mir gut hier zu sein.

Und ich kann dich beruhigen: du schreibst nicht unstrukturiert. Du kannst ganz gut auf andere eingehen. Das denke ich, wenn ich deine Posts lese.

Ich war tatsächlich die komplette Woche zu Hause. Und nun bin ich etwas nervös wegen morgen. Es fühlt sich an wie damals in der Schule am Abend vor der dem Tag an dem man ein ungeliebtes Fach hatte oder einen Lehrer, den man fürchtete.

Zu allen Punkten, auf die du eingegangen bist, fühle ich mich verstanden. Ich habe selten einen Mann getroffen, der das unwohlige Körpergefühl nachvollziehen kann.
W_Blake hat geschrieben:Ich glaube, man kann nie wissen, wann und wo man wen trifft. Wenn es dir Spaß macht auszugehen, dann tue es.
Ja, das kann man nicht beeinflussen. Wir können nur uns selbst beeinflussen und versuchen jeden Tag das Beste aus uns rauszuholen. Also damit meine ich, dass es wichtig ist offen für andere zu sein. Leider fällt mir das gerade nicht so leicht.

Im Moment mache ich mir viele Sorgen. Ich hab richtig Angst davor, wenn der Antrag für die Reha-Maßnahme genehmigt wird. Dann muss ich mit meinem Arbeitgeber reden. Und, und, und. Blöderweise steht mir noch eine umfangreiche Zahnbehandlung bevor, die ich persönlich gar nicht so dringend brauche, aber die Krankenkasse hat das genehmigt und macht nun Druck. Also die Baustellen wachsen mir gerade über den Kopf. Und das Alleinesein macht mir immer mehr zu schaffen. Und irgendwie treffe ich gerade nur nervige Leute.

Aber gut, morgen ist eine neuer Tag und vielleicht sieht die Welt dann schon ganz anders aus.
Konntest du dich einigermaßen erholen die letzten Tage? Da fällt mir ein, dass ich dich noch fragen wollte, was für eine Art von Therapie du vorhast zu machen. Hast du schon eine Idee?

Wünsche dir einen guten Start in die Woche.

Liebe Grüße,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo Szegfue,

danke für deine nette Rückmeldung!
szegfue75 hat geschrieben:Ich war tatsächlich die komplette Woche zu Hause. Und nun bin ich etwas nervös wegen morgen.
Kann ich zu gut nachvollziehen. Heute war mein erster Tag nach längerer Urlaubszeit (die leider nicht die gewünschte Erholung gebracht hat). Ich war auch nervös und mir unsicher, wie es auf der Arbeit werden wird. Hab’ mich auch tatsächlich etwas überfordert gefühlt … Ist schon komisch, erst fürchte ich mich vor meinem Urlaub, dann fürchte ich mich vor der Arbeit …
szegfue75 hat geschrieben:Ich hab richtig Angst davor, wenn der Antrag für die Reha-Maßnahme genehmigt wird. Dann muss ich mit meinem Arbeitgeber reden.
Auch diese Reaktion finde ich sehr verständlich. Ich habe auch große Hemmungen, meine Vorgesetzten einzuweihen … Das ist ja auch ein Grund (unter anderen), warum ich mich (z.Zt. noch) gegen einen Klinikaufenthalt entschiede. Aber ich denke, du gehst einen wichtigen Schritt, der dir gut tun wird! Ich habe großen Respekt vor deiner Entscheidung.
szegfue75 hat geschrieben:Und das Alleinesein macht mir immer mehr zu schaffen.
Ich weiß, es ist kein Trost, aber das Nicht-Alleinesein ist auch nicht immer rosig, insbesondere jetzt, da ich unter Depressionen leide. Das Gefühl der Einsamkeit habe ich meistens auch dann, wenn ich nicht alleine bin – und vielleicht schmerzt es mich gerade dann noch mehr.
szegfue75 hat geschrieben:Und irgendwie treffe ich gerade nur nervige Leute.
In der depressiven Phase sind die Ansprüche an Personen, mit denen ich mich umgeben möchte, größer als in nicht-depressiven Phasen. Ich bin dann einfach weniger belastbar und kann schlechter über nervige Eigenschaften von anderen hinwegsehen usw.

Du solltest versuchen, denke ich, dich nicht unter Druck zu setzen. Wenn dich Leute nerven, dann musst du dich nicht mit ihnen abgeben. Es gibt Menschen, die nett usw. sind, gegen die ich rationalerweise nichts haben kann, die aber irgendeine Art an sich haben, mit der ich nicht zurecht komme … keine Ahnung – ich denke dann auch immer, die Person ist doch wirklich nett usw., aber es hilft nichts. Vielleicht ist es aber auch einfach in Ordnung, nicht mit jedem Menschen zu können, selbst dann, wenn die entsprechende Person eigentlich nett usw. ist. Es ist dein Recht, dich mit Leuten zu umgeben, die dir gut tun, und dir die Leute vom Leib zu halten, die dir nicht gut tun! Vermutlich ist es aber leider so, dass es leichter ist, auf letztere zu treffen als auf erstere. Einen Rat habe ich auch nicht, aber ich wünsche dir Offenheit und Geduld!
szegfue75 hat geschrieben:Konntest du dich einigermaßen erholen die letzten Tage?
Leider nein, der Urlaub war unter ’m Strich eher schädlich als erholsam – zu wenig Struktur, zu viel Freizeit … Allerdings gab es auch ein paar gute Momente, das soll nicht verschwiegen werden. Aber insgesamt fühle ich mich erschöpfter als vor meinem Urlaub.
szegfue75 hat geschrieben:Da fällt mir ein, dass ich dich noch fragen wollte, was für eine Art von Therapie du vorhast zu machen. Hast du schon eine Idee?
Ursprünglich hatte ich schon einmal an eine Verhaltenstherapie gedacht, aber wichtiger als die Methode ist mir eigentlich die Persönlichkeit des Therapeuten/der Therapeutin. Da, wo ich jetzt gelandet bin, wird eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie angeboten. Ich habe aber auch noch große Schwierigkeiten, mein Therapieziel zu definieren (danach fragtest du auch schon mal, glaube ich) – zu zahlreich und ungeordnet sind die Baustellen. Aber das wird, denke ich, auch Aufgabe der ersten Sitzungen sein.

Herzliche Grüße
Blake
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo zusammen,

ich habe gedacht, ich stelle mich noch einmal vor – bei meinem Erstauftritt habe ich versucht, mein akutes Empfinden in sprachlichen Bildern zu beschreiben, aber wenig über mich und die Hintergründe geschrieben (auch, weil ich die Öffentlichkeit des Forums ein wenig fürchte). Vielleicht hilft meine Wieder-Vorstellung, mich und meine Situation besser einschätzen zu können.

Ich bin Mitte dreißig und Depression ist seit knapp zwanzig Jahren bewusst ein Thema für mich, obwohl ich erst, glaube ich, in den letzten Monaten das Ausmaß dieser Krankheit ansatzweise richtig begriffen habe. In diesen knapp zwanzig Jahren gab es mindestens drei für mich abgrenzbare depressive Episoden (die letzte schleppt sich gefühlt schon ewig hin), wobei ich insgesamt kein Kind von Fröhlichkeit bin. Traurigkeit, Leere und – wie ich den Titel meines Threads variieren müsste – empfundene Sinnlosigkeit sind seither (vielleicht auch länger) bestimmende Themen meines Lebens. Während Leere und empfundene Sinnlosigkeit in guten Phasen vielleicht keine (so große) Rolle spielen, ist die Traurigkeit immer irgendwie da. Es ist eine überwältigende, lähmende, erstickende, gewaltige Traurigkeit, die mir auf nichts Konkretes gerichtet zu sein scheint; in guten Phasen ist diese Traurigkeit einfach relativ gut eingedämmt, aber sie ist da und ich spüre auch dann oft leicht, dass sie da ist – wie eine chronische Krankheit, die relativ gut unter Kontrolle ist. Ich bin eher ein verkopfter Mensch, habe keinen so guten Kontakt zu meinen eigenen Gefühlen und Emotionen. Ich habe fortwährend das Gefühl, dass es niemanden interessiert, was ich denke, was ich erlebe, was ich fühle etc., also behalte ich es oft für mich. Wobei vieles von dem, was in mir vorgeht, vielleicht sogar vor mir selbst verborgen bleibt …

Ich habe in meinem Leben, was für meine Depressionen vermutlich nicht unerheblich ist, aufgrund von körperlichen Krankheiten bisher dreimal die Erfahrung gemacht, dass mein Körper vergänglich und mein Leben endlich ist. Alle drei Situationen, in denen ich mit meinem Tod konfrontiert war (eine im Kleinkindalter, eine als Jugendlicher und eine als junger Erwachsener), habe ich physisch überlebt (wirklich lebendig, bin ich aber nicht geblieben). Abgesehen von diesen krassen Erfahrungen der eigenen Vergänglichkeit, gibt es noch zahlreiche weniger drastische Zwischenfälle. Jedenfalls hat sich eine Müdigkeit bei mir eingestellt, ein Widerwillen gegen Ärzte, Medikamente, Behandlungen usw. Schon eine Kleinigkeit kann mich mittlerweile aus der Bahn werfen. Aber da muss man, da muss ich durch. Es erscheint mir alles so hoffnungslos zu sein, weil so oft irgendetwas war und ich fürchte, dass es mit voranschreitendem Alter nicht besser wird. Damit ist also auch die Verzweiflung, die im Titel meines Threads genannt ist, ein akutes Thema in meinem Leben …

Danke fürs Lesen!

Herzliche Grüße
Blake
Zuletzt geändert von W_Blake am 3. Jan 2016, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.
szegfue75
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Blake,

auch ich danke dir für deine Antwort. Es tut gut mit dir zu schreiben. Vielleicht hört sich das merkwürdig an, aber ich lese in deinen Beiträgen häufig positive Leichtigkeit. Ein konkretes Beispiel kann ich dir dafür aber nicht geben.

Du schreibst, dass du dich vor dem Urlaub fürchtest und nach deinem Urlaub vor der Arbeit. Vielleicht magst du es nicht, wenn etwas ungeplantes oder eine Veränderung auf dich zukommt. Bei mir ist das manchmal so. Also eigentlich, wenn ich mal wieder eine schlechtere Phase habe.
W_Blake hat geschrieben:Ich weiß, es ist kein Trost, aber das Nicht-Alleinesein ist auch nicht immer rosig, insbesondere jetzt, da ich unter Depressionen leide. Das Gefühl der Einsamkeit habe ich meistens auch dann, wenn ich nicht alleine bin – und vielleicht schmerzt es mich gerade dann noch mehr.
Doch, ich kann das ganz gut nach empfinden wie das ist :( Dazu kann ich nur sagen, dass es irgendwann wieder bergauf geht und du das weniger so empfindest. Bist du schon lange mit deiner Partnerin zusammen? Wenn ja, hast du vielleicht Vertrauen darauf und kannst dich mehr auf deine Genesung konzentrieren. Vielleicht ist das so. Überlege gerade wie es mir gehen würde.

Was neue Kontakte, Bekanntschaften angeht versuche ich jetzt echt entspannt zu bleiben. Irgendwo habe ich mal gehört, das man ja erst einmal mit sich selber gut auskommen und in Bewegung bleiben muss. Das versuche ich. Immer und immer wieder. Irgendwann wird der Motor schon wieder anspringen.. Ich bin so froh, dass ich heute wieder arbeiten war. Hoffentlich werde ich nicht wieder krank.

Und wenn ich das so schreibe, werde ich wieder nervös. Bald muss ich meinem Arbeitgeber von dem Reha-Plan erzählen. Davor habe ich große Angst. Sehr große sogar.

So, und nun ist der Montag schon fast vorbei und der erste Arbeitstag geschafft. Ich glaube, es kann nur besser werden :)

Liebe Grüße,

Szegfue
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W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Mein Dasein in der depressiven Phase gleicht einem einsamen Marsch an einem einzigen Tag durch eine endlose Wüste. Es ist nur ein einziger Tag, aber dieser eine Tag dauert eine Ewigkeit an. Nie wird es Nacht. Das gleißende Licht, durch das ich immerfort laufe, und die kargen Eindrücke der verlassenen und eintönigen Landschaft reizen meine Sinne gerade noch so stark, dass es mir unmöglich ist, zur Ruhe zu kommen. Gleichzeitig sind diese Eindrücke jedoch so arm, dass mein Innerstes nur ein Spiegel der mich umgebenden Einöde ist. Meine Empfindungen reichen vielleicht noch für ein Überleben, ganz bestimmt jedoch nicht zum Leben. Die Weite und Leere der Einöde, die ich mechanisch durchschreite, ist die Weite und Leere meines inneren Erlebens. Wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, verfolge ich ein mir unbekanntes Ziel, ein Ziel, das es in Wirklichkeit nicht gibt; denn dieser Tag und der Marsch durch die Wüste wollen nicht enden. Auf meinem Marsch dürstet es mich nach anderen Menschen, nach echten Begegnungen; ein schrecklicher Durst, der mir das Herz zuschnürt. Jede Begegnung in dieser Wüste ist nichts mehr als eine Luftspiegelung, eine Fata Morgana, die den Durst nach anderen Menschen ins Unerträgliche steigert. Jede scheinbare Begegnung löst sich in Luft auf und ich bleibe einsam in der mich umgebenden Einöde zurück. Mein Dasein gleicht einem einsamen Marsch durch eine endlose Wüste.
Zuletzt geändert von W_Blake am 9. Okt 2015, 21:54, insgesamt 1-mal geändert.
szegfue75
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Blake,

das ist ein sehr schöner Text... Ist der von dir? Bist du Schriftsteller?

Das hat mir besonders gut gefallen:
W_Blake hat geschrieben:Wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, verfolge ich ein mir unbekanntes Ziel, ein Ziel, das es in Wirklichkeit nicht gibt; denn dieser Tag und der Marsch durch die Wüste wollen nicht enden. Auf meinem Marsch dürstet es mich nach anderen Menschen, nach echten Begegnungen; ein schrecklicher Durst, der mir das Herz zuschnürt.
Ich fühle mich heute Abend zwischen den Welten. Weder gut, noch schlecht. Ein Teil will fröhlich sein, der andere nachdenklich und in sich gekehrt. Ich frage mich gerade, warum ich mich so alleine fühle und es so gekommen ist.

Ob ich es jemals wieder schaffe neue Freunde zu finden? Es macht mich traurig, das alles vergänglich ist. Viel mehr macht es mir Sorgen, das um mich alles vergänglich ist. Irgendwann sind meine Eltern nicht mehr da. Mein Kollegen nicht mehr da. Meine Nachbarn. Wenn ich tatsächlich mal einen Hund haben sollte, dann wird auch dieser sehr bald nicht mehr da sein.

Ich möchte so gerne für etwas brennen. Nur weiß ich nicht für was..

Liebe Grüße,

Szegfue
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W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Hallo Szegfue,

danke, der Text stammt tatsächlich von mir, auch wenn ich kein Schriftsteller bin. Mir fehlt Disziplin und Originalität, um etwas Bedeutendes aus meinem Leben zu machen. – Jetzt, wo ich jenen Satz schreibe, frage ich mich, woher dieser Anspruch wohl kommt. Vielleicht ist dieser Anspruch von der Sehnsucht gespeist, die eigene Vergänglichkeit zu überwinden … Ich weiß es nicht.

Die Frage, warum alles so gekommen ist, ist müßig – vermutlich gibt es keine Antwort auf diese Frage, zumindest keine, die uns jemals sicher ist. Aber ich kenne diese Frage nur zu gut. Oder die Frage, wie es gekommen wäre, wenn dieses oder jenes Ereignis im Leben anders gelaufen wäre … Letztlich sind aber all diese Fragen müßig, und vermutlich sollten wir ihnen besser aus dem Weg gehen (was wieder, wie so oft, leichter gesagt als getan ist)!
szegfue75 hat geschrieben:Ob ich es jemals wieder schaffe neue Freunde zu finden?
Ganz bestimmt! Gib dir Zeit, setze dich nicht unter Druck. Freunde findet man vielleicht oft gerade da, wo man sie nicht sucht oder wenn man sie nicht sucht.

Die Vergänglichkeit ist vermutlich, wie oben bereits angedeutet, auch ein ganz großes Thema von mir, allerdings vielmehr meine eigene Vergänglichkeit und nicht die anderer – klingt irgendwie egozentrisch; aber, ich denke, das hat mit meiner Geschichte zu tun, in der Vergänglichkeitserfahrungen mich massiv geprägt haben. Mit Bezug auf andere ist es eher mein Thema, wie echte „geistige“ Berührungen zwischen Menschen möglich sind. Zu oft denke ich, weiß man doch eigentlich nichts von einander – hinter jedem Gesicht steckt eine eigene Welt, von der andere einfach, wenn überhaupt, nur ein Bruchstück wahrnehmen können … Dieser Gedanke macht mich oft sehr traurig. Ich sehe wildfremde Menschen und frage mich, was in ihrer Welt vor sich geht, und das Gefühl, das dieser „Kontakt“ nicht (oder allenfalls sehr begrenzt) möglich ist, erfüllt mich mit einer großen Traurigkeit …

Herzliche Grüße
Blake
szegfue75
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Blake,

sicher bin ich nicht die erste, die dir sagt, wie gut du dich ausdrücken kannst. Auf jeden Fall scheint es mir, dass es dir Spaß macht mit Worten umzugehen.

Vielleicht ist die Schriftstellerei ja deine Berufung? Vielleicht würde sie dir Heilung bringen. Schreibst du öfter Texte?

Aber ich verstehe dich auch. Also wie du über dich selbst denkst. Verstehen ist übertrieben. Aber es kommt mir bekannt vor. Schreiben wollte ich auch mal. Aber ziemlich schnell nach diesem Gedanken folgt der Gedanke, dass ich es ja doch nicht kann. Und dann lass ich es. Manchmal ist das Nicht-Umsetzen auch ein Zeichen, dass das Talent eben doch nicht reicht. Dann mangelt es auch mir an Disziplin (ich denke nicht, dass du undiszipliniert bist). Disziplin, um weiter nach einem Talent zu suchen. Hat man es gefunden, dann brennt man dafür. Ich habe viele Interessen. Aber es mangelt an Disziplin, diesen langfristig nachzugehen.

Sorry, ich muss schon wieder auf diesem Einsamkeits-Thema rumreiten. Es gibt ein paar Bekannte (vielleicht sind es auch Freunde, aber wir haben nicht so viel Kontakt), die machen neben ihrer Arbeit "Projekte". Von einem dieser Bekannten möchte ich dir erzählen. Er lebt in Paris, ich habe ihn über einen anderen Freund kennengelernt. Und zwar macht er in seiner Freizeit Kurzfilme. In einem seiner Kurzfilme hatte ich mal die Ehre mitzuspielen :) Es sind schöne, kunstvolle kurze Filme. Er macht das für sich, stellt sie aber auf einem Portal (nicht Youtube) seinen Freunden zur Verfügung. Einfach so. Alle 2 Monate gibt es einen neuen Film. Ich bewundere ihn dafür.

Ja, und ich bin nicht so. Ich stecke gefühlt ständig in meiner Wehmut fest und könnte das beklagen. Wenn ich es doch nur schaffen könnte, etwas neues auszuprobieren. Dann könnte ich auf andere Gedanken kommen. Wäre zufriedener, hätte was zu erzählen, wäre anziehender.. Und aus den vermeintlichen Bekannten könnten wahre Freunde werden.

Ja, ich glaube manche Menschen haben sich von mir zurück gezogen, weil sie mich für unverbesserlich halten und mich höchst wahrscheinlich für einen Energievampir betrachten.

Ich wünsche mir für uns, dass wir irgendwann mal etwas Neues wagen. Etwas für was wir brennen.

Liebe Grüße,

Szegfue
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Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Liebe Szegfue,

ja, irgendwie macht es mir schon Spaß, mit Worten umzugehen, aber gleichzeitig kann das sehr frustrierend sein … Und für die Schriftstellerei reicht es definitiv einfach nicht, denke ich. Dafür wäre ich viel zu unproduktiv, denn eigentlich schreibe ich keine Texte. Ich nutze diese Möglichkeit hier im Forum, um mir selbst etwas Unfassbares etwas besser fassbar zu machen (es interessiert ja letztlich, vielleicht von wenigen Ausnahmen abgesehen, ohnehin niemanden).

Das mit den vielen Interessen, denen du nicht konsequent nachgehst, kenne ich von mir auch zu gut. Auch das ist irgendwie verflixt …

Aber ich glaube, dass das Problem irgendwie anders gelagert ist. Dieser Wunsch, für etwas zu brennen, ist doch vielleicht selbst ein Symptom der Krankheit: darin steckt ja ein sehr hoher Anspruch – ein Anspruch, etwas Besonderes aus seinem Leben zu machen oder sein Leben wenigstens sinnvoll zu nutzen (ein implizites „Du sollst …!“). Dieser Anspruch ist nun aber vielleicht so hoch, dass er jede Regung in irgendeine Richtung lähmt, so dass man am Ende nichts tut und auch gar nicht weiß, was man tun möchte. Ich denke, vielleicht sollte das Ziel sein, mit sich einfach so, ohne irgendetwas Besonderes (von dem man ja gar nicht weiß, was das sein soll) geleistet zu haben, zufrieden zu sein – vielleicht kommen dann die Dinge, für die man brennen kann, ganz von alleine. Ich weiß nicht, ob das, was ich schreibe, verständlich ist. Noch viel weniger weiß ich, wie ich an den Punkt komme, einfach so mit mir zufrieden zu sein.

Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, aber ich denke manchmal, dass in der Depression die Beziehung zu sich selbst gestört ist und dass diese Beziehung erst ins Reine kommen muss, damit all die anderen Dinge reibungsfrei laufen können. Bei den anderen Dingen anzufangen, scheint mir der verkehrte Ansatz zu sein, aber ich weiß es natürlich auch nicht. Wenn man bei den anderen Dingen anfängt, bleibt man bei den möglicherweise symptomatischen „Du sollst …!“; aber die vielen „Du sollst …!“ der eigenen Ansprüche sollten meines Erachtens eigentlich willentliche Akte werden („Ich möchte …“). Wird mein Gedanke verständlich?

Alleine zu sein, ist natürlich blöd! Selbst, wenn man vermutlich noch immer einsam ist, obwohl man vielleicht nicht mehr alleine ist. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du Freunde findest, die dich nicht als Energievampir betrachten, sondern dir Verständnis entgegenbringen! Dafür kann es schon sinnvoll sein, etwas zu wagen – im schlimmsten Fall verlierst du Bekannte, die nicht das Zeug haben, für dich Freunde zu sein. Aber auch das ist alles wieder leichter gesagt, als getan. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute!

Herzliche Grüße
Blake
W_Blake
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Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von W_Blake »

Meinen Gedanken aus meinem letzten Post könnte ich noch einmal anders wie folgt ausdrücken:

Es fühlt sich für mich oft so an, als triebe mich eine Suche um, eine Suche nach etwas, von dem ich eigentlich gar nicht weiß, was es ist. Ich bin unzufrieden und unglücklich und denke mir, wenn dieses oder jenes anders in meinem Leben laufen würde, dann wäre ich glücklicher und zufriedener. Aber in Wirklichkeit ist es das nicht: Selbst wenn sich die Dinge entsprechend ändern, bin ich nicht glücklicher und zufriedener.

Ich glaube, dass ich eigentlich etwas suche, das ich irgendwann (vermutlich sehr früh in meiner Kindheit) verloren habe. Ich suche aber, sozusagen, am falschen Ort. Ich projiziere das, wonach ich mich sehne, auf äußere Begebenheiten, dabei ist das, was ich verloren habe, etwas in mir. Infolgedessen kann ich das, wonach ich eigentlich suche, auch nur, wenn überhaupt, in mir wiederfinden. Deswegen vielleicht auch der nicht endende Marsch durch die einsame Wüste – solange ich außerhalb von mir suche, wird der Marsch durch die Wüste nicht enden.

Aber wonach suche ich eigentlich? Wenn ich den Blick nach innen wende, werde ich mit einer überwältigenden schwarzen Leere konfrontiert. Dieser Anblick, obgleich ich nur in ein scheinbar unendliches schwarzes Loch starre, ist schrecklich und beängstigend. Dieser Anblick lässt mich versteinern und versetzt mich gleichzeitig in eine unerträgliche Unruhe. Ich kann diesen Anblick schwer ertragen, was die Suche nach dem, was ich verloren habe, in mir unmöglich zu machen scheint. Vielleicht projiziere ich deswegen meine Sehnsucht fortwährend auf äußere Begebenheiten …

Kann das irgendjemand nachempfinden?
Prenchi

Re: Traurigkeit, Leere, Verzweiflung

Beitrag von Prenchi »

Hallo Blake,

Du willst die Leere durch äußere Begebenheiten wettmachen? Ist das was schlechtes? Es mag vielleicht aussichtslos sein auf Dauer, aber ich würde es als menschlich bezeichnen.

Wenn Du sagen könntest, ja ich fühle mich so, ich habe die Berechtigung so zu fühlen?
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