Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht…

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MaritaT
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Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht…

Beitrag von MaritaT »

Hallo Ihr Lieben,
Ja, es stimmt, ich habe in den letzten 2 Jahren Schlimmes mitgemacht, mehrere Operationen und eben so allerlei. Und ich war auf dem Weg der Besserung, zumindest was die Depression betrifft.

Und nun ein Unfall, mit einem Bruch, der operiert werden musste. Also wieder neue Schmerzen, Krankenhausaufenthalt, eine Narkose, wieder Fäden ziehen, Gips und die Gefahr, daß ich nie wieder mein Instrument spielen kann, also wenn ich Pech habe. Und Pech hatte ich ja genug in der letzten Zeit. Ich glaube langsam nicht mehr ans Glück haben.

Nun sagt meine Umgebung: Du hast doch Schlimmeres mitgemacht, das schaffst Du nun auch noch. Ich glaube sie wollen mich trösten vielleicht. Aber bei mir kommt an: hab Dich doch nicht so. das ist doch ein Klacks. Und wieder zeige ich meinen Schmerz nicht und wie verletztlich ich bin. Denke, ich muß stark sein, habe kein Recht mich schwach zu fühlen, ist doch nur eine Kleinigkeit, es lachen doch alle nur über meine Schwäche. Im Innern weiß ich zwar, daß auch ein Normalo so etwas nicht mit einem Lächeln wegstecken würde, aber umsetzen kann ich diesen Gedanken nicht. Vielleicht auch noch nicht, ich versuche daran zu arbeiten.

Das sind so Momente, in denen ich an meiner Depression verzweifle. Ich möchte doch so gerne positiv denken und schaffe es einfach nicht.

Eine Frage dazu habe ich jetzt nicht, ich wollte das nur mal aufschreiben, erstens um es besser zu verarbeiten und zweitens in der Hoffnung, daß vielleicht Ihr meine Gedanken nachvollziehen könnt.

Danke fürs Lesen.

Liebe Grüße Marita
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist: Jetzt.
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timmie2002
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Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von timmie2002 »

hallo marita,

du hast es ja erfasst: mal wieder typisch deprifalle.

aber verzweifele nicht. du kennst es doch und weißt, dass fehlerhafte denkmuster dahinterstecken.

einen rat aber vielleicht, versuche nicht deine gefühle und den schmerz zu unterdrücken. wenn du kannst, formuliere ihn auch in den situationen, in denen dich die normalos aufzubauen und zu trösten versuchen.

was du nicht zeigst, können die anderen doch nicht verstehen.

und du hast ein recht darauf, dich schwach zu fühlen, wütend zu sein, dass es dich schon wieder erwischt hast. versuche es zumindest. ich denke, nach der wut kommt dann die nächste stufe, die dich weiterbringen kann. ( kann ich kluge ratschläge geben, gerade im hinblick auf wut. aber so ist das, auchbei dir. wie du schreibst wissen wir vieles und können es doch nicht umsetzen. aber probieren müssen wir immer wieder, damit wir es lernen.)

deine gedanken kann ich nachvollziehen. ich habe gelernt, dass ich meine gefühle akzeptieren muss. sie kommen und gehen. ich bin mir sicher, dass nach einer phase der verzwweifelung auch wieder eine kampfansage deinerseits kommt. ganz sicher.

glg final
2304.1900
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Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Marita ,



ich habe keine Kraft mehr gegen mich selbst anzukämpfen.
So zu tun als ob ich der bin den alle in mir sehen wollen.
Ich habe keine Kraft mehr mich zu verstellen.


Ich brauche meine Angst um wieder zu Leben.
Ich brauche den Schrei, um endlich wieder den wahren klang meiner Stimme zu hören.
Ich brauche meine Wut und meinen Zorn um die Fesseln die mich Halten zu Sprengen.

Wenn ich genug gewütet habe und mich wieder beruhige, Schlafe ich endlich wieder mit einem Lächeln ein.

Das was du beschreibst könnte die Vorlage für ein Belastungssyndrom sein.Etwas das bei Langjährigen , schwierigen und fortgesetzten Behandlungen nicht ungewöhnlich ist.

Sei stark und zeige deine schwäche ,niemand erwartet das du ernsthaft nur Stark bist.
Wie Rosenstolz in einer Liedzeile treffend bemerkt.
"die Stärkste Seele wird mal Schwach"


viel Grüße und gute besserung,
Stefan
MaritaT
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Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von MaritaT »

Liebe final, lieber Stefan,
danke für Eure einfühlsamen Gedanken. Ja so ist es mit der Theorie und der Praxis.

Ich muß wieder lernen auch meine schlechten Gefühle zuzulassen. Das unterdrücken der Gefühle geschieht eigentlich eher unbewußt, zumindest vor mir nicht ganz nahestehenden Menschen. Dafür bekommt dann mein Mann die ganze Ladung ab, da ist es dann für ihn zu viel.

Obwohl Wut ist etwas, was ich schon lange nicht mehr empfunden habe, stattdessen dann meine schrägen Gedanken. Wut wäre wahrscheinlich eine gesunde Reaktion. Ich merke schon, der Weg wird noch sehr lang.

Und Kraft schwindet schon lange, mit jedem körperlichen Ereignis werde ich auch körperlich schwächer, was eigentlich logisch ist, aber es kostet mich eben auch seelisch viel Kraft. Kaum denke ich, es geht aufwärts mit meinen Gefühlen, ich werde wieder authentischer und nicht diese Marionette, die die Depression aus mir macht, kommt wieder irgendein Hammer der mich lähmt.

Also auf ein Neues, ich werde nicht aufgeben zu kämpfen, vielleicht ist auch das Zulassen von Gefühlen die nächste Station dieses Kampfes. Und vielleicht war dieser Unfall einfach nur der Wink mit dem Zaunpfahl, der mir genau das sagen sollte. Nicht zulassen von Gefühlen ist eben genaugenommen noch viel anstrengender und kostet zusätzlich Kraft. Ich werde es üben.
Lieben Dank nochmal an Euch, es tut gut zu wissen, daß es Menschen gibt, die genau wissen welche Fallen auf uns so warten und es genau damit schaffen, wieder etwas Mut und Gelassenheit zu geben.

Liebe Grüße von Marita
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kormoran
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Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von kormoran »

liebe marita,

wie weit sich die mitmenschen einfühlen können und die richtigen worte oder unterstützung finden für eine/n, das halt auch ein wenig glücksache.
und dann weiß man es ja oft nicht einmal so wirklich für eine selbst ...

für mich fühlt es sich so an, dass du (eh klar, bei der geschichte) ein großes bedürfnis, einen bedarf, nach trost hast.
und ich frage mich: wenn du dir das selbst eingestehst und zugestehst, würde das gefühlsmäßig schon etwas bewegen?
und wäre es nicht einen versuch wert, dieses bedürfnis anderen menschen - nahestehenden, denen du einfühlungsvermögen zutraust - auch einfach so mitzuteilen? 'du, zusammen mit der depression, das jetzt alles: ich brauche zur zeit einfach eine schulter zum anlehnen, trost, bedauern.'

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
MaritaT
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Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von MaritaT »

Liebe kormoran, zuerst entschuldige ich mich, ich habe irgendwie nicht gesehen, daß Du mir etwas geschrieben hast. Danke dafür.
Mittlerweile ist ja etwas Zeit vergangen und es geht mir stimmungsmäßig etwas besser. Du sagst,ich sollte mir eingestehen, daß ich ein Bedürfnis nach der berühmten Schulter zum anlehnen habe. Und ich glaube Du hast recht. Schwäche, Unsicherheit, ja sogar konkrete Hilfe habe ich mir noch nie zugestanden. Das ist etwas, was ich lernen muß.
Gestern war ich bei meiner Psychaterin, sie sagte zu mir: Nutzen Sie den Vorteil, den sie gegenüber anderen Menschen haben .Machen Sie sich bewußt, daß Sie viel mehr Übung haben Extremsituationen zu überstehen als Andere, die eben noch nicht geübt haben.
Zuerst war ich ziemlich entsetzt, schlug Sie doch in die gleiche Kerbe ein wie die anderen Normalos. Jetzt denke ich, sie hat recht. Es ist ein Vorteil und den muß ich nutzen. Trösten lassen kann ich mich ja trotzdem von den Normalos und mir auch ein paar Streichelheiten abholen. Das ist meine nächste Übung.
Danke, daß Du mir das so gesagt hast, ich selber sehe ja manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Liebe Grüße von Marita
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Antiope
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Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von Antiope »

Hallo MaritaT,

selbstverständlich hast Du das Recht, Dich schwach zu zeigen. Und wie Du selbst schon gesagt hast, Du darfst Dich trösten lassen.
Und hier ist schon die erste depressive Grübelei: ALLE ANDEREN lachen über die Schwäche, ALLE ANDEREN würden es einfach so wegstecken.
Das ist Kokolores. Bruch, Krankenhaus, OP würde niemand einfach so wegstecken. Also fordere es von Dir auch nicht.

Vielleicht ist Deine Umwelt auch nur betroffen und möchte Dir Mut zusprechen. Weißt Du, in dem Satz "Das schaffst Du" steckt 'eigentlich' auch die Würdigung Deiner Kraft, die Du *trotz allem* hast.
Klingt jetzt vielleicht ein bisschen von oben herab, der obere Satz. So, als würde ich Dein Leid, Deine Erschöpfung nicht anerkennen, nicht sehen wollen. Aber das ist es nicht. Ich möchte Dir den Mut zusprechen. Trotz der Erschöpfung hast Du Krankenhaus, Narkose, OP geschafft. Und Du hast geschafft, Dich hier zu melden, Deine Befürchtungen anzusehen und niederzuschreiben. Auch das ist Kraft.

Ganz wichtig finde ich, dass Du trennst zwischen den Fakten: der Bruch und die OP.
Und Deinen (depressiven) Befürchtungen: NIE WIEDER ein Instrument spielen. Das NIE WIEDER ist das Niedermachende.
Hast Du schon einen Arzt oder die Physiotherapeuten dazu gefragt? Nein? Dann bitte, frage nach.

Wie gut oder schlecht sieht es faktisch bei Deinem Bruch aus? Heilt es gut?

Ich wünsche Dir alles Gute und ganz besonders gute Besserung.
MaritaT
Beiträge: 110
Registriert: 10. Aug 2013, 17:04

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von MaritaT »

Liebe Antiope, danke für Deine einfühlsamen Worte.Ja besprochen habe ich das, vielleicht nicht in dieser Ausführlichkeit, im Moment fällt mir das Schreiben leichter als das Sprechen. Und ja, die Deprifallen müssen einem auffallen sonst verrennt man sich. Mein Thera weiss aber langsam auch nicht mehr, wie er mir meine Klinikangst nehmen kann. Naja, mal sehen, ich kämpfe mich da weiter durch.
Zum Bruch, so richtig gut ist es noch nicht. Ich kann den Arm nicht richtig strecken und Beugen, wenigstens scheint die Narbe trotz ihrer Länge gut zu verheilen und das Greifen übe ich auch ganz fleißig. Das muß noch einmal geröngt werden. An Musik kann ich jedenfalls nicht so schnell denken. Im Augenblick wende ich mich wesentlicheren Dingen zu, zum Beispiel mit Messer und Gabel essen, das funktioniert noch nicht. Und da ist sie schon die nächste Deprifalle. Zum Geburtstag meines Mannes sind wir essen gegangen und ich hatte die Wahl,mühsam das Essen mit einer Hand schneiden oder das meinen Mann machen lassen. Ich hab mich geschämt, in meiner Phantasie habe ich jeden über solche schlechten Essmanieren lästern hören. Dieses Gefühl kann ich noch nicht richtig wegdenken, obwohl ich natürlich weiß, daß das Unsinn ist.
Aber ich arbeite dran. Danke für die guten Wünsche. Du hast ja auch einiges zu verkraften, aber da kann ich Dir nicht richtig raten. Also lasse ich es lieber. Ich hoffe nur, daß es Dir auch bald besser geht und alles zu einem positiven Abschluß kommt.
Liebe Grüße von Marita
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Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von Antiope »

Hallo Marita T,

Du schämst Dich, weil Du durch eine Verletzung gerade nicht so gut mit beiden Händen arbeiten kannst?

Wie schlimm würdest Du über Deine Freundin ablästern, wenn sie aufgrund schweren Rheumas gerade nicht ein Messer halten kann?
Oder würdest Du ihr einfach helfen? Einfach, weil es das NORMALSTE der Welt ist?

Okay .... Das ist wieder eine Deprifalle - genau wie Du es selbst festgestellt hast.
Stoppe diesen Gedanken!
Er ist *vollkommen* nutzlos. Er hilft Dir nicht. Er ist nicht nur Unsinn, sondern schädlich. Und falsch.

Wenn Du unbedingt alleine mit Messer und Gabel umgehen willst, dann vielleicht Gabel und Messer vertauschen? Also "links herum" essen?

Ich freue mich für Dich, dass die Narbe gut verheilt. Denkst Du auch daran, die Narbe gut zu pflegen, sie beweglich zu machen? Sei liebevoll mit der Wunde.

Das Strecken und Beugen Deines Armes - ist es besser oder genausogut oder schlecht wie vor einer Woche?
Merkst Du Fortschritte? Dann schreibe sie auf. Mache Dir diese kleinen Schritte bewusst. Um die nächste Deprifalle zu umgehen.

Gute Besserung Antiope
MaritaT
Beiträge: 110
Registriert: 10. Aug 2013, 17:04

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von MaritaT »

Ihr Lieben, lange habe ich mich nicht mehr gemeldet,wollte das eigentlich, wenn es mir wieder richtig gut geht und dann kam wieder das Leben dazwischen. Es ging mir gut, sogar sehr gut, kaum zu fassen eigentlich.

Und kaum wollte ich Euch das mitteilen und sagen, dass es möglich ist dieses Gutgehen, da hatte ich wieder einen Unfall, naja mehr ein ausrutschen in der Küche. Und nun wisst Ihr wahrscheinlich warum ich diesen Thread wieder hervorgekramt habe. Die Situation ähnelt sich, nur diesmal habe ich ein Bein mehrmals gebrochen, einen Nerv verletzt, sodass eine Lähmung eingetreten ist und ich sitze nun seit 9 Wochen im Rollstuhl. Die Prognose ist allerdings gut laut Neurologen, also das dies nur vorrübergehend ist. Ich müßte also zufrieden sein, habe ich doch in dieser Beziehung Glück gehabt, auch wenn alles sehr langsam heilt..
Aber nein, wieder kommen solche Deprigedanken, wie ich falle sowieso nur noch zur Last, ich verursache wieder einmal lauter Sorgen bei meiner Familie etc..Ausserdem kann ich ganz schlecht damit umgehen, bei weiten Strecken geschoben zu werden. Das ist irgendwie ein Kontrollverlust, also meinen Weg nicht selbst bestimmen zu können, schwer zu erklären.In der Klinik damals hat mir das garnichts ausgemacht seltsamerweise, da konnte ich nicht über mich selbst bestimmen. Ob das doch ein gutes Zeichen ist?

Ich kann mich nicht einmal darüber freuen Oma zu werden, stattdessen setze ich gegenüber meiner Tochter wieder meine Maske auf, damit sie nicht merkt wie es mir ums Herz ist.

Und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich erst jetzt melde und nicht zu den Zeiten als es mir gutging. Meine AD's musste ich auch wieder erhöhen, dabei wollten wir das langsam ausschleichen.
Wie soll ich bloß diese Deprigedanken wieder los werden, warum kommen solche Deprigedanken wieder auf, das bin doch nicht ich. Ein paar Antworten stehen ja schon hier, sie motivieren mich wieder ich selbst sein zu wollen, aber ich schaffe das einfach nicht. Dabei hätte doch alles viel schlimmer kommen können. Warum bin ich nicht einfach nur dankbar dafür?
Danke fürs Lesen, wahrscheinlich gibt es keine Antworten darauf, außer dass es eben diese dämliche Depression ist.
Liebe Grüße Marita
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist: Jetzt.
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Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von Michael2909 »

Hallo marita

Ich kann dich nur zu gut verstehen.
So eine Pech Strähne habe ich auch zur Zeit.
Ich lieg auch zur Zeit mit einer gebrochenen Hüfte flach.
Nichts kann man alleine machen. Man muss immer um Hilfe fragen. Und dann muss ich immer ein Lachen aufzwingen damit niemand merkt wie mich diese Situation fertig macht.
Ich habe mittlerweile sogar schon Angst was als nächstes passiert.

Ich kann dir keinen Rat geben oder Tipps da ich selber zur Zeit in einen tief bin wo ich mich raus kämpfen muss.
Aber in Gegensatz zur mir hast du bald ein Glücksgrfühl.
Ein Moment der Freude.
Du wirst Oma.( sorry wegen der Oma den ich denke du siehst nicht wie eine klassische Oma aus)
Versuche dich doch darauf zu freuen.
Ein neues Leben entsteht und du darfst daran teilhaben.
Ich persönlich fände sowas klasse wenn sowas mir passieren würde.

Ich wünsch dir viel Kraft und Stärke das du aus dieser Phase rauskommst.
Und ich glaube auch das du schaffst. Du klingst nämlich sehr stark.
Lass dich fest drücken von mir.
Liebe Grüße
W_Blake
Beiträge: 184
Registriert: 7. Sep 2015, 18:21

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von W_Blake »

Liebe Marita,

deine Geschichte geht mir sehr nahe und ich kann, glaube ich, sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht. Ich kenne dieses Gefühl, der Krankheiten und körperlichen Ereignisse (wie du es einmal schön genannt hast) müde zu sein und immer müder zu werden – das Gefühl der Unsicherheit und des schwindenden Vertrauens in den eigenen Körper, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, dass es in Zukunft nicht besser wird. Ich habe in meinem relativ kurzen Leben drei lebensbedrohliche Situationen/Krankheiten er- bzw. überlebt und mittlerweile wirft mich jede – relativ betrachtet – gesundheitliche Kleinigkeit (von der es auch mehr als genug in meinem Leben gab und gibt) aus der Bahn. Ich bin Arzttermine, Medikamente und Präparate leid, habe das Gefühl, einfach nicht mehr die Kraft zu haben, das alles durchzustehen – selbst wenn es sich, wie gesagt, um eine relative Kleinigkeit handelt. Ich habe dann einfach das Gefühl, dass es genug ist, alles keinen Sinn mehr ergibt …

Ich kenne die meist gut gemeinten Zusprüche, dass es doch schon schlimmer war, es dieses Mal gar nicht so tragisch ist, es anderen Menschen noch viel schlimmer geht … Und ich weiß, dass es so ist, aber es hilft nichts, es hilft einfach nichts. Mich überfällt einfach ein Gefühl der Erschöpfung und Müdigkeit, weil ich es einfach nicht mehr ertragen kann. Es ist eben nicht nur das akute, vielleicht gar nicht so schlimme körperliche Ereignis, sondern es ist die Summe der mal mehr, mal weniger schlimmen Ereignisse, die einen über die Zeit ausgesaugt haben, einem jegliche Kraft geraubt haben …

Ich habe keine Lösung für das Problem, aber ich kann dich, glaube ich, wirklich gut verstehen. Vielleicht ist Akzeptanz ein erster Schritt, den es zu gehen gälte – Akzeptanz, dass man selbst mit kleineren körperlichen Ereignissen überfordert ist, weil jedes noch so kleine körperliche Ereignis unser emotionales Gedächtnis aktiviert und so in jedem neuen körperlichen Ereignis, mag es noch so unbedeutsam sein, alle früheren körperlichen Ereignisse und die damit verbundenen Emotionen nachhallen.

In diesem Sinne wünsche ich dir selbst viel Verständnis und Akzeptanz für deine eigene Situation und hoffe, dass du auch auf Verständnis bei deinen nahen Mitmenschen stößt.

Herzliche Grüße
Blake
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von otterchen »

Wunderbar,
das ist Depressionsdenken aus dem Lehrbuch!

Etwas Gutes passiert.
Der "Normalo" denkt: das habe ich verdient, das habe ich herbeigeführt.
Der Depressive denkt: das war pures Glück.

Etwas Schlechtes passiert.
Der "Normalo" denkt: Pech gehabt.
Der Depressive denkt: klar, das habe ich nicht anders verdient, es liegt an mir, ich kriege es nicht hin.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
MaritaT
Beiträge: 110
Registriert: 10. Aug 2013, 17:04

Re: Deprifalle: Da hast Du doch schon Schlimmeres mitgemacht

Beitrag von MaritaT »

Hallo Michael, Blake und otterchen danke für Eure Antworten.

Otterchen Du hast es knallhart auf den Punkt gebracht, ich weiß nicht wie man auf solche Gedanken, die man dann auch noch selbst glaubt, kommt. Das ist eben Depression pur. Und ich falle immer wieder rein auf solche Deprifallen.
Michael, eine gebrochene Hüfte ist auch sehr heftig und zwingt einen immer bitten zu müssen. Ich hör hier oft den Satz warum sagst Du denn nichts, ich helfe Dir doch und schon habe ih ein schlechtes Gewissen. Ich gaub Du weißt was ich meine.
Oma werden, dass habe ich mir schon lange gewünscht und ich müßte mich eigentlich riesig freuen. Aber ich kann es irgendwie nicht. Das lässt mich ja so mißtrauisch werden, die Depression fordert anscheinend wieder Einlaß bei mir. Ich wünsch Dir von ganzem Herzen gute Besserung und das alles schnell verheilt.

Blake, Du beschreibst auch ganz genau was ich empfinde. Ich habe das Uvertauen in meinem Körper verloren. Und das nicht nur bei irgendwelchen Sachen die abenteuerlich sind, also z.B.bungee jumping, sondern auch bei ganz alltäglichen Dingen wie in die Küche gehen und ein Glas Wasser holen. Ich hoffe das kommt wieder, das wünsche ich Dir auch.
Ganz liebe Grüße
Marita
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