Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

aikido_1987
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Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo an alle!

Ich hatte ein Gespräch mit meinem Partner, in dem er äußerte, dass ich ganz schön faul bin. Dem brachte ich entgegen, dass ich noch ganz schön mit Antriebslosigkeit zu kämpfen habe und es mir noch schwer fällt, bei einer Sache dabei zu bleiben (Ausdauer). Seine Aussage hat mich traurig gemacht und irgendwie auch verletzt, weil ich weiß, dass die Antriebslosigkeit mit der Depression zusammen hängt.

Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit? Woran erkenne ich beides?

liebe Grüße
aikido
medusa
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Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von medusa »

liebe aikido,

kannte dein partner dich auch vor deiner erkrankung?

wenn ja, ist es ihm vielleicht möglich, einen unterschied zu erkennen.

ich kann gut verstehen, dass du traurig bist und dass dich solche äußerungen runterziehen.

auch ich bin angehörige und manchmal fehlt mir womöglich auch verständnis für den kranken mann und seine art, mit der krankheit umzugehen.

ich meine es nicht böse, bin nur oft hilflos - vielleicht geht es deinem partner ähnlich?

faulheit ist, glaube ich, eine bewusste handlung - das oder dieses einfach nicht zu tun.
antriebslosigkeit ist begleiterscheinung der krankheit - es geht einfach nicht, obwohl man möchte.

nicht aufgeben, liebe aikido!
in gedanken bei dir
eiskristall
Michael23
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Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von Michael23 »

Hallo ihr beiden,

die Frage ist wirklich interessant. Ich würde es einfach mal so definieren: Antriebslosigkeit ist, wenn man etwas tun möchte, aber es nicht schafft. Faulheit ist für mich, wenn man es sich erst garnicht vornimmt. Ob diese, "meine" Definitionen für alle Situationen passt, glaub ich allerdings auch nicht.

Man sollte auch beachten, dass für einen Aussenstehenden der Unterschied nicht erkennbar ist. Ich meine, viele von uns verstehen diese, "ihre" Krankheit selbst nicht, wie sollen dann die anderen das erst...
Gerbera
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Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von Gerbera »

Hallo Aikido,

die Definition von Michael finde ich gut. Antriebslosigkeit ist, wenn man will, aber nicht kann (mangels Energie); Faulheit ist, wenn man gar nicht erst will - sollen doch die Anderen machen oder die Heinzelmännchen...

@ Michael: Du hast Recht mit Deiner Feststellung, dass viele hier damit kämpfen, ihre Krankheit zu verstehen. Nach meiner Erfahrung können Außenstehende die Krankheit nicht wirklich verstehen. Sie können bestenfalls das akzeptieren, was der Depressive schildert.

@eiskristall: bin noch nicht lange "dabei" und selbst Patientin. Habe schon etliche Deiner Einträge gelesen. Danke für Deine ruhige Art und das Verständnis, das aus Deinen Worten spricht. Finde ich sehr angenehm.

@Aikido: Drücke Deinem Partner doch mal ein Buch über Depressionen in die Hand und mach ihm klar, wie verletzend derartige Aussagen von seiner Seite für Dich sind.

Nur Mut - Du bist nicht faul sondern krank!!

L.G.
Gerbera
FrauRossi
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Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

eine wirklich interessante Fragestellung!

Was ist denn überhaupt Faulheit? Ich habe mich gefragt: kenne ich jemanden der Faul ist?

Bei manchen Dingen liegt der Gedanke schnell nahe.

- Die Prüfung steht bevor, das Bestehen ist fraglich, es gibt ein Problemfach.
Da denkt man schnell: sei halt nicht so faul, lehrne! Oder: wärst du nicht so faul gewesen hättest du mehr gelernt. Hmmm? Stimmt das?

Wenn man genauer hinschaut: Ausbildung, Nebenjob, anstrengende Familie, Freunde Hobbies, Tiere. Muss alles unter einen Hut gebracht werden. Vielleicht kann man sagen: ok deine Gewichtung war falsch, du hättest besser mehr gelernt und weniger Party gemacht.

Oder:
Das erste Kind wird geboren, das Katzenkloh quillt über, der Küchenfußboden klebt. Die Wäsche türmt sich, der Mülleimer ist voll.
"Herrgott" könnte man sagen, "mach doch mal Klarschiff, andere haben 4 Kinder und gehen nebenher Arbeiten und da sieht's auch nicht so aus. Du bist ganz schön Faul"
Aber stimmt das? Ein Kind ist anstrengend, vieleicht gibt's keine Oma die zur Hand geht und und und.

Oder:
Man fährt in Urlaub, ein Haufen von Sehenswürdigkeiten wurden im Vorfeld geplant zu besuchen, romatische Spaziergänge geplant, hübsche Cafes wollte man finden und und und. Vor Ort hat einer dann keine Lust, schläft liebet aus, als durch die Stadt zu streifen, auf der Suche nach lauschigen Cafes. Der Strand wird vorgezogen, anstatt von Sehrnswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hetzen.

Obwohl in einer Urlaubssituation, würde mancheiner sagen: "Mensch sei doch nicht so faul, wir erleben doch nix"
aber stimmt es hier? Reicht nicht vielmehr der Termindruck im alltäglichen Leben? und muss nicht im Urlaub auch noch stattfinden?

Was ist denn Faulheit? Jemand sagt: etwas garnicht erst zu wollen, ist Faulheit. Hmm? Stimmt das? Wenn ich am Wochenende die Füße hochlege und nicht auch noch den Hsushalt machen will. Bin ich dann Faul? Und sei es bewußt und selbst gewählt?
Oder nehme ich mir einfach die nötige Zeit zur Erholung?

Mir fällt nichts ein wo Faulheit dahinter stecken könnte. Wenn man genau hinschaut, steht dahinter immer ein Grund, sei es andere Interessen, sei es Erschöpfung, sei es eine andere Einstellung zu den Dingen und deren Gewichtung.

Faulheit ist ein Myrhos würde ich sagen, ein Schlagwort in einer Überangagierten Gesellschaft.

Natürlich kann man am Wochenende mal zu jemandem sagen: "Hey komm sei nicht so faul, wir machen kurz den Haushalt und dann gehen wir zum See"
und natürlich kann sich der "gesunde" Mensch von soetwas motivieren lassen, kann sich nach einer anstrengenden Woche, nach der er sich vielleicht Untätigkeit und Ruhe wünscht, mitreißen lassen doch etwas zu unternehmen, die "Pflicht" und die "Kür" weil man aus guten Erlebnissen ja auch Kraft und neue Energie tankt.

Der depressive oder anderweitig erkrankte Mensch kann das nicht oder nur begrenzt.

Was soll das also sein? Faul? Faulheit? Ein Apfel kann verfaulen, kann faul sein. Aber ein Mensch? Wohl nicht zumindest nicht zu Lebzeiten.

Ich werd das Wort mal googeln um zu schauen wo es herkommt. Aber gleichgültig was dabei herauskommt, für mich ist klar: Faule Menschen gibt es nicht.

LG FrauRossi

p.s. Sorry ist mal wieder ein übelst langer Beitrag geworden
Iris
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Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von Iris »

Hallo aikido,

kannst du mal schreiben in welchem zusammenhang dein Partner das sagt Haushalt,Sport,Beruf...?

Der unterschied wurde schon gut beschrieben,ich denke auch das Faulheit und Antriebslosigkeit zwei verschiedene Dinge sind.
Depression ist eine Krankheit und diese bringt als begleiterscheinung Antriebslosigkeit mit sich.
Ob es Faulheit wirklich gibt ??Jeder Mensch ist anders,Faulheit ist wohl ein begriff unserer Zeit wo jeder Funktionieren muß und man sich keine ruhige Zeit gönnen darf oder will.
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
FrauRossi
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Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von FrauRossi »

Hi,

Horst Evers (Berliner Komiker) schreibt in einer Geschichte in dem Buch "Die Welt ist nicht immer Freitag"

..."mich zu bitten: sei nicht so faul. Ist so als würde man das Wasser bitten: sei nicht so naß..."



LG FrauRossi
FrauRossi
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Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von FrauRossi »

Hi Aikido,

du siehst das Thema beschäftigt mich.

Ich habe mal bei Wijipedia nachgelesen, aber nicht bis zum Ende (ich bin zu faul ) nein Spass bei Seite, der Beitrag war mir zu lang. Da kam mir die Idee.

Druck doch alles was bei Wikipedia unter Fauheit steht aus und gib es deinem Freund zu lesen.
Wenn er es auch nicht zu Ende Schafft, dann sag ihm mit einem Schmunzeln : du bist aber faul.

Vielleich könnt ihr darüber in eine Diskussion einsteigen und du kannst ihm klar machen dass es für dich verletzend ist, wenn er soetwas sagt und das es mit der "Faulheit" so eine Sache ist.

LG FrauRossi
Handsan
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Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von Handsan »

Hallo aikido,


Faulheit ist für mich die Unlust sich zu betätigen. In diesem Fall mit der Voraussetzung, dass man genug Energie hat und sich motivieren kann bzw. könnte.

Antriebslosigkeit ist bei mir mangelnde Energie und Motivationsfähigkeit. Im schlimmsten Fall trifft beides gleichzeitig zu. Aber auch wenn Motivation meinerseits da ist, macht mir meine fehlende Energie einen Strich durch die Rechnung bzw. ich komme schnell an meine körperliche Grenze.
Es ist wie eine Blockade, die sich weder durch Denken, noch haufenweise Kaffee beheben lässt. Manchmal auch wie eine bleiernde Schwere oder ein bleierndes Gewicht.

Man ist in seinem Können, im Sinne von Fähigkeit, eingeschränkt. Bei Faulheit besteht die Fähigkeit, nur will man sich nicht dazu bewegen, obwohl man es könnte.


Liebe Grüße
Lotusblume
DYS-
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Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von DYS- »

Hallo Aikido

Ich verstehe sehr gut, dass Dich die Aussage Deines Partners verletzt. Für mich ist schon der Gedanke, andere halten mich für faul, sehr schwer zu ertragen.

Bei mir ist der Unterschied so:

Faulheit: Ich sehe dagegen an etwas zu erledigen. Würde lieber vorm PC sitzen, im Bett liegen..... aber wenn ich mich dann aufraffe, kann ich vieles erledigen. Diese Faulheit zwischendurch kann ich einigermaßen akzeptieren.

Antriebslosigkeit: Ich will etwas erledigen, bekomme aber meinen Hintern nur sehr schwer in Bewegung. Habe das Gefühl durch Mahlsand zu laufen. Die Arme sind fürchterlich schwer, die Treppen sind plötzlich viel steiler, 100 m gehen gleichen einen Marathon. Nach wenigen Bewegungen bin ich völlig erschöpft.

Ich fühle mich dann wie nach einer langen, schweren Erkrankung. Und es ist dann auch so, dass wenn ich weiter versuche gegen diese Antriebslosigkeit zu kämpfen, mein Körper mich zur Ruhe zwingt. Mir wird schwindelig, mein Herz rast und ich fühle mich elendig.

Aber selbst für diese „Zwangspause“ kann ich mich dann noch zerfleischen.

Ich persönlich finde diese Antriebslosigkeit eine der übelsten Symptome der Depression. Ich kann meine Hoffnungslosigkeit, Schlaflosigkeit, Gefühlslosigkeit und auch Suizidalität vor anderen verstecken. Die Antriebslosigkeit ist so offensichtlich und wird von vielen falsch verstanden. Die Antriebslosigkeit hindert einem daran gut zu sich selbst zu sein. Gerade dann... wenn man es am ehesten braucht.

Ich arbeite gerade daran die Antriebslosigkeit zu akzeptieren. Aber das ist jetzt ja nicht das Thema in diesem Thread.

Liebe Grüße
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
2304.1900
Beiträge: 260
Registriert: 21. Nov 2010, 00:19

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Aikido ,

Faulheit -ist wohl am ehsten eine Frage des Könnens und der Motivationslage bzw. des fehlens derselben.

Wenn du den ganzen Tag zu tun hast ,aber zum Schluss nicht alles geschafft hast kann das wohl nicht als Faulheit ausgelegt werden. Wenn du den ganzen Tag aber nichts machst ... bist du halt Antriebslos.

Eigentlich ist der Kern der frage auch nicht vergleichbar.
Das eine ist die gegenüberstellung von Fleiß <-> Faulheit und das andere von Antrieb <-> Antriebslosikeit.

Habe ich keinen Antrieb (Energie) ,haben Selbst kleinste Verrichtigungen wie Aufstehen ,Duschen, Essen machen etc. fast den Status der Unmöglichkeit-weil die Energie dafür fehlt.
Habe ich wieder Antrieb sind solche Dinge nicht einmal am Rande erwähnenswert.Da Treffe ich mich mit Freunden ,gehe ins Kaffe ,Laufe 6 km und überlege ob ich noch eine Runde dranhänge und dann die Wohnung auf vordermann bringe ,oder Abends Lieber ausgehe.

Fleiß und Faulheit ,dagegen sind eigentlich Gesellschaftlich+Persönlich geprägte Werte und Massstäbe.
Arbeits /Eifer / Dauer / Volumen / Selbstständikeit / etc.
Da in Deutschland der Fleiß Arbeitstechnisch(fast) nicht mehr Belohnt und damit gefördert wird ,und der "Faule" sich in der Masse verstecken kann ,sind diese Werte ...


so jetz schaue ich mal unter WIKI ,was Frau Rossi gefunden hat


mit vielen Grüßen,
Stefan


ich kann,aber ich will
nicht
ich will ,aber ich kann nicht
Eva-M
Beiträge: 105
Registriert: 10. Jul 2011, 21:35

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von Eva-M »

Hallo,

die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Und keine Antwort gefunden.

Ich denke das größte Problem damit ist, dass Faulheit so negativ gesehen wird in dieser Leistungsgesellschaft. Du bist nur gut wenn du etwas leistest. Wenn man aber krank ist und nichts leisten kann (besonders bei längeren Krankheiten und denen die nicht körperlich sichtbar sind) wird man schnell aus faul eingestuft.

Mir gefällt das Wort "Müßiggang" viel besser. Wenn man erschöpft ist, macht man halt eine Pause und wir werden ja quasi von unserem Körper dazu gezwungen eine Pause zu machen.

Das sind so meine Gedanken.

Gruß
Eva
Distelchen
Beiträge: 554
Registriert: 17. Mär 2013, 18:30

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von Distelchen »

Hi,
ja, ein schwieriges Thema - und auch ich verstehe sehr gut, dass es Dich, @aikido, kränkt, dass Dein Freund Dich für faul hält.

Mein Vater hatte ebenfalls mit Depressionen zu kämpfen (innerhalb einer bipolaren Störung) und ich erinnere mich gut, wie sehr ich als Kind/Jugendliche es ihm übel genommen habe, dass er nicht von der Couch hochkam. Teilweise habe ich ihn deshalb auch verachtet.
Jetzt, wo ich seit einigen Jahren in der Depression "festhänge", gab es auch eine Phase, in der ich bitterlich darum geweint habe, wie Unrecht ich meinem Vater getan habe. Jetzt spüre ich, wie quälend diese Antriebslosigkeit ist. Ich konnte es früher einfach nicht nachvollziehen!

Danke @FrauRossi und @Stefan für den Input...sehr differenziert und interessant..

Distelchen
Warte nicht, bis der Sturm vorbei ist,sondern lerne lieber, im Regen zu tanzen.



(Quelle unbekannt).
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von ghm »

Hallo,

ich fürchte das ist sehr schwierig.

Einerseits für den Partner, er sieht ja nur was nicht geht, kann aber nicht sagen woran es genau liegt.

Aber auch für mich.
Klar bin ich antriebslos und klar könnte ich mich lieblos zu ... zwingen.
(Dann wird mich aber meine Depression treten)

Aber es kann auch passieren, dass ich mich hinter dem "ich kann nicht" verstecke, weil ich nicht den Mut habe "ich will nicht" zu sagen.

Mein Ziel ist es mich selbst liebevoll "an die Hand zu nehmen" und mir zu zeigen, dass es Freude macht ... zu tun.

(Klappt zum Beispiel gut beim Wohnungsputzen zu Cool and the Gang)
.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und Faulheit?

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo an alle,
ich danke euch für eure vielen Antworten und bin sprachlos. Ich versuche mal auf alle Fragen zu antworten, werde aber nicht jedem einzeln antworten.

Zu euren Fragen:

Ja mein Partner kannte mich auch schon vor meiner Erkrankung. Ich hatte schon oft das Problem, dass meinem Partner das Verständnis fehlte. Wir haben oft drüber geredet und er war auch paar mal mit zu Paargesprächen in der Klinik, aber es kann schon sein: Wenn man mich lange in einer Depression erlebt, hat man irgendwann die Nase voll und alles ist zuviel.
Bei meinem Partner hilft leider kein Buch über Depressionen, ich glaube ich muss ihm einfach immer wieder sagen, dass mich so etwas verletzt.

Ich finde den Gedanken übrigens interessant, dass es keine Faulheit gibt und bin noch am überlegen, ob das wirklich so ist.
Jemand wollte wissen, in welchem Zusammenhang mein Partner das gesagt hat: Es ging um ein allgemeines Gespräch über den Haushalt.
Danke für den tollen Spruch, den werde ich mir merken und in passender Situation anbringen!
("mich zu bitten: sei nicht so faul. Ist so als würde man das Wasser bitten: sei nicht so naß...")

Auf jeden Fall finde ich eure Anregungen sehr hilfreich, weil sie mich sehr zum nachdenken anregen. Danke!

liebe Grüße
aikido
Inertia
Beiträge: 200
Registriert: 8. Mär 2015, 02:14

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von Inertia »

Ich grabe diesen Thread mal aus.

Ich habe nämlich in letzter Zeit auch darüber nachgedacht. Die Leute haben schon immer über mich gesagt, ich wäre faul. Und eigentlich stimmt das ja auch. Aber - bin ich nun zu faul, um dieses oder jenes zu tun, oder etwas an meinem Leben zu ändern, oder bin ich antriebslos? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.

Ist Faulheit nicht eigentlich immer fehlender Antrieb? Ich meine, wenn man etwas wirklich will, dann macht man es doch wohl auch. Aber in einer Depression erscheint einem eben vieles als sinnlos, daher will man es nicht wirklich. Man nimmt sich vielleicht etwas vor, aber wirklich wollen tut man es nicht. So geht es mir zumindest oft. Ich glaube wenn ich etwas wirklich wollen würde, sprich einen Sinn darin sähe, wäre ich weder antriebslos noch faul. Eigentlich ist es doch das selbe, oder nicht?

Eine sehr interessante Frage wie ich finde, vielleicht kann ja noch jemand was beisteuern.
boneless
Beiträge: 4
Registriert: 14. Aug 2015, 20:09

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von boneless »

@Inertia:
Mich sehen auch viele als "faul", gerade in der Schule hatte ich diesen Ruf. Das ist aber letztlich nur eine Umschreibung für verschiedene Eigenschaften, z.B. mangelnde Fähigkeit zum Bedürfnisaufschaub (Prokrastination), Vermeidungsverhalten und eben sehr geringen Antrieb "was zu erreichen". Und irgendwie bin ich auch zu gewissen Leistungen nicht bereit, z.B. mehr Anstrengung als nötig für etwas aufzubringen. Das kann man faul nennen, oder auch vernünftig.. Definitionssache.
Ich habe auch eine Zeit lang (einige Monate am Stück) mein Studium komplett schleifen lassen... und irgendwie war das schon ein bisschen Faulheit, sprich ich habe mich durch das nicht mehr hingehen und nichts tun befreit gefühlt, aber irgendwie hatte das trotzdem auch was mit depressiver Stimmung und sozialen Ängsten zu tun.... Ach keine Ahnung. Ist halt schwer die Realität in schwarz und weiß einzuteilen.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von otterchen »

Hallo!

Ui, Prokrastination ist "mangelnde Fähigkeit zum Bedürfnisaufschub"? Dann bin ich Prokrastinator. Irgendwie. Denn einerseits stellen sich meine Bedürfnisse total nach oben, so dass ich sie nicht aufschieben kann - andererseits verbuddeln sie sich so, dass man darauf herumtrampeln kann.
Für mein Verständnis ist Prokrastination eher Vermeidung von Erledigung von Dingen, die man (meist eigenverantwortlich) machen soll.

Aber sorry - das driftet ab! Ich möchte die letzten beiden Postings aufgreifen, bin aber über diese Definition gestolpert, habe sie noch- und nochmal gelesen und befunden, dass sie für mich passt - und dann auch wieder nicht.

Also: ich wurde seit meiner Kindheit als faul abgestempelt. Das bezog sich auf die Erledigungen, die man als Kind halt so übernehmen soll. Z.B. ob ich nicht sehe, dass im Bad dies-und-jenes noch nicht gewischt ist. Nein, ich habe es wirklich nicht gesehen! Ich hatte noch keinen Blick dafür. Und ich bin nicht richtig "eingearbeitet" worden ("so, ab heute putzt du jeden Samstag das Bad").
Über mir waberte also immer dieses "faul" - dabei wusste ich, dass ich total anpacken kann, dass ich durchhalten kann, dass ich z.B. meinen Beruf gut und schnell und präzise ausführen kann - oder auch, dass ich jemandem beim Anstreichen seiner Pergola helfe und nicht aufhöre, bis entweder kein Holz oder keine Farbe mehr vorhanden ist.

Von daher: ja, Willen und Sinn sollten vorhanden sein. ABER: auch da irgendwie wieder das mit den Bedürfnissen und der mangelnden Fähigkeit, diese aufzuschieben. Und dann noch das mit der Stimmung.
Beispiel:
gestern Abend dachte ich "morgen früh legst du los und machst hier was". Heute früh bin ich aufgewacht, weil meine Blase mich aus dem Bett getrieben hat. Also bin ich noch unausgeschlafen und müde. Und ich kann doch nicht morgens um kurz nach 7 Uhr bereits anfangen, hier herumzuwuseln - es ist Wochenende! Gründe, NICHT anzufangen, habe ich also. Wach werden, Ruhe gönnen, langsam machen.
Ich wünsche mir diese "jetzt pack ichs an"-Stimmung zurück, aber die ist vergangen.
Der WILLEN, hier was zu verändern, ist noch vorhanden. Doch ich möchte dazu in der richtigen Stimmung sein. Und diese vermag ich mir (noch) nicht zu verschaffen. Ergo verfalle ich in Untätigkeit.

Wie bitte schön bringt man sich in die Stimmung? Wie überwindet man die Hürde von "bah, jetzt nicht" in aktives Handeln?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
balsamico
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Registriert: 19. Apr 2013, 09:50

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von balsamico »

Guten Morgen zusammen,

das ist ein schönes Thema :-) Ich konnte für mich herausfinden, dass "Faulheit" bei mir mit der zu erwartenden Belohnung zusammen hängt. Heißt, wo keine oder wenig (für mich attraktive) Belohnung in Aussicht ist, spüre ich sofort einen gewissen Unwillen, aktiv zu werden.

Vor Kurzem z.B. wollte ich in der Wohnung die Böden wischen - es wollte aber kein rechter Elan aufkommen. Jetzt mag ich aber den Orangen-Duft von meinem Reinigungsmittel wahnsinnig gerne und die Aussicht, dass es später so schön riecht in der Wohnung hat mir den nötigen Antrieb verschafft. Ich hatte den Duft schon in der Nase, bevor ich überhaupt angefangen hatte, hab' mir das ganz bewusst vorgestellt und schon habe ich mich in Bewegung gesetzt. Dazu gibt es massenhaft weitere Beispiele und zumindest bei mir sehe ich da ständig genau diesen Zusammenhang.

Hat mein Partner eine depressive Phase sagt er häufig, er könne sich zu NICHTS aufraffen - ich kann jedoch beobachten, dass es einige Sachen gibt, die durchaus drin sind und das auch mit großer Ausdauer. Es handelt sich dann um Tätigkeiten, die am Ende ein für ihn ganz persönlich wichtiges und bedeutsames Ergebnis liefern.

Ich hab mal einen interessanten Vortrag über Motivation im Bereich Lernen gesehen: Der Referent (Gerald Hüther) hat anschaulich beschrieben, dass LEIDENSCHAFT die Voraussetzung schlechthin ist, um auch scheinbar Unmögliches zu bewältigen. Er konstruierte ein Beispiel, bei dem sich ein 80jähriger Mann auf seine alten Tage in eine knackige 65jährige Chinesin verliebt und mühelos in einem 1/2 Jahr chinesisch lernt :) Allein die starken positiven Gefühle sorgen für Power ohne Ende.

Ich denke auch, dass es so was wie Faulheit nicht gibt, sondern lediglich ein Mangel an Leidenschaft für eine Sache und/oder die fehlende Aussicht auf eine attraktive Belohnung.

Wenn nun - so beschreibt es mir mein Partner - eine völlige Egal-Stimmung vorherrscht, generell kaum Emotionen fühlbar sind, ist natürlich auch jedes Interesse an Belohnung scheinbar weg. Von Leidenschaft ganz zu schweigen.

Ausser Acht gelassen habe ich jetzt extremste Depressionen - der Therapeut, bei dem ich als Angehörige mal war, hatte jahrelang in einer Akutklinik gearbeitet und mir beschrieben, was da alles nicht geht. Teilweise ist es wohl unmöglich, einzelne Körperteile auch nur in Bewegung zu bringen (Arm hochheben z.B.).Ich denke, das ist nochmal eine andere Liga.

Viele Grüße
balsamico
hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von hazmagetmaton »

Hey hey.

Durchaus interessante Frage.
Ich habe mich in Lotusblumes Post einigermaßen wiedergefunden. Wenn ich antriebslos bin, dann fehlt mir entweder körperlich die Energie, mich in Bewegung zu setzen oder ich sehe einfach gerade keinen Grund, der gut genug wäre, um mich aufzuraffen. Es fehlt einfach der Sinn darin, jetzt irgendwas zu tun. Der Willen.
Wenn ich sowohl genügend Energie als auch Anlass für eine Tätigkeit habe und es dann trotzdem nicht mache, dann würde ich mich schon eher als faul bezeichnen (trifft durchaus mal zu^^). Und dann gibt es natürlich noch das Nichtstun genießen, aber das ist glaube ich nochmal was anderes :)

Hmm. Und faul empfinde ich im Gegensatz zu antriebslos als ziemlich wertend. Vielleicht fällt mir ja ein Wertequadrat dafür ein...

Schönes Wochenende,
hazmagetmaton
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von dine31 »

Huhu

das ist wirklich eine gute frage....ich stell sie mir jeden tag....

bin ich faul?? Oder antriebslos...??
Ich hatte mir das auch immer so beandwortet wie meine vorredner....faulheit da will ich einfach nicht und antriebslos ich will und kann nicht....aber gleichzeitig auch die frage gestellt...übertreib ich nur?? Und verstecke mich einfach hinter der depression....manchmal weis ich das garnicht...

aber was ich zu 100% sagen kann ist wenn ich mal wieder etwas nicht geschafft habe weil ich einen schlechten tag oder phase hab und ich mich überhaupt nicht aufraffen kann dies zutun...dann hab ich auch gleichzeitig ein wahnsinnig schlechtes gewissen das ich es nicht geschafft hab...
also was dann auch wieder im kreislauf endet....
du musst das machen...aber ich schaff es nicht.....warum?? Hast du das nicht gemacht.....
wisst ihr wie ich das meine...das ist das immer was mich runder zieht..

Ja also es ist ne sehr gute frage...aber eine richtige andwort hab ich leider auch nicht....
faulheit??? Antriebslos??? Oder einfach nur übertrieben???? Ich weis es nicht.....

lg dine
knurr
Beiträge: 63
Registriert: 12. Mai 2014, 00:13

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von knurr »

Hi, ihr alle

Da möchte ich mich auch einklinken. Antriebslosigkeit = depression (= meine depri-form), da habe ich ein schönes bild: man steht vor dem fensterbrett. Da drauf stehen blumen mit hängenden köpfen und eine volle gießkanne. Ich stehe davor, mir tun die blumen leid. Aber ich habe keine kraft sie zu gießen. Statt dessen fühle ich mich ein bisschen schuldig und gucke bloß zu.

Ja, mir geht das thema z.zt. auch sehr stark im kopf herum. Ich komme nicht in die gänge und versinke dadurch bald im messie-tum. Habe dadurch noch weniger lust auf soziales und…. Na, ihr kennt den kreis. Dabei hätte ich genug geld für ne putzhilfe oder einen „mann fürs grobe“, aber nicht die kraft, jemanden zu suchen.

Manchmal denke ich für ne minute "so, jetzt wirst du…." Aber dann kommt da sofort der gedanke –„wozu? Warum? Lohnt sich doch nicht! ist doch egal“ und damit ist MEIN wichtigster aspekt dabei: die sinnlosigkeit oder sinnleere. Das einzige, was ich kräftemäßig schaffe, ist die fürsorge für meinen hund. Der bekommt wenigstens alles was er braucht – auch genügend spaziergänge. Und dadurch komme ich auch raus und in bewegung. Gottseidank!

Uns allen einen guten, möglichst ein bisschen aktiven tag - knurr
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo zusammen,

Diese Antriebslosigkeit macht mir im Moment sehr zu schaffen.
Das ist ein Symptom der Krankheit. wenn meine Stimmung besser ist und meine Kräfte
zurück kommen,erwarte ich gleich,jetzt hast du Energie und Arbeitslust ohne Ende.
Das ist nicht so,bei mir bessern sich die Symptome nach und nach.
Nur mit besserer Stimmung kann ich noch viel schlechter meine Untätigkeit aushalten.
Dann kommen mir Gedanken wie,das bleibt jetzt so,wie soll ich jemals das alles schaffen?
Putzhilfe,kann ich in solchen Phasen nicht ertragen und wenn es mir dann besser geht,erst recht nicht.Weil ich jetzt nicht mehr arbeiten gehe,steht mir da eine Hilfe zu? Die auch noch viel Geld kostet?
@ Hallo Knurr,
auch Blumen gießen ist für mich oft eine große Aufgabe.Ich mag Blumen sehr,aber in der Depression könnte ich sie alle in die Tonne kloppen.Selbst Schnittblumen, mit denen mein Mann mir eine Freude machen will ,sind mir zum versorgen zuviel. Wie soll das ein Außenstehender,ohne Depressionen , verstehen?

Habe ich eine gute Zeit,schleif ich alles wieder an.Will wieder Deko in der Wohnung usw.
In einer schlechten Zeit gefällt mir nichts,da bin ich mit mir und mit allem drum herum
unzufrieden. Alles schlecht,auch meine Kleidung,alles nur grau in grau.Helle Sachen ziehe ich
dann nicht an,darum kaufe ich mir auch dann nichts ,ziehe es dann sowieso nicht an.Das weiß
ich ,von früheren Zeiten.Belohnung bringt bei mir nichts,es muss von alleine die Freude
wieder kommen.
Selbst unser Hund merkt ,das es mir schlecht geht.Er lässt mich in Ruhe und erwartet nicht, das ich mich mit ihm befasse,mein Mann macht das.Dabei bin ich sonst ständig mit ihr am rum albern und schmusen.
Bedürfnisse habe ich dann so gut wie keine,ich bin dann billig zu halten,lach.
Wenn ich anfange und mir wieder etwas gönne geht es bergauf,so weit bin ich noch nicht, aber das ist bis jetzt immer wieder gekommen.Kann dann schon mal etwas teurer werden.
Aber im Moment bin ich nicht Sinn-und Hoffnungslos sondern sehe etwas Licht am Ende des Tunnels.
Liebe Grüße Bittchen
malu60
Beiträge: 4143
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Was ist der Unterschied zwischen Antriebslosigkeit und F

Beitrag von malu60 »

:hello: Hallo Zusammen,hallo Bittchen,
Bei mir ist es ganz genauso,wie Du es beschreibst.

Im Moment ist auch wenig Antrieb vorhanden.Geh aber zum
Ehrenamt und ansonsten überfordere ich mich nicht.Der Akku ist ziemlich leer.

Meine Bedürfnisse sind ganz runter gefahren.Leidenschaft,was ist das.........
Was ich in diesen Zeiten ganz toll finde ist schlafen und in Ruhe gelassen werden.

Und genau dieses Verhalten ist soooooooo schädlich,denn da komm ich dann garnicht mehr raus.
Trotz Tabletten ist der Antrieb nicht da.Ich geh aber trotzdem raus und unter Leute.Gieße auch
noch meine Blumen,aber es ist alles etwas schwer.Ich mach,s und hoff auf bessere Zeiten....
L.G. Malu
Leben ist mehr
Antworten