Schauspieler geht die Puste aus...

Entzückend
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Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin, moin in die Runde,

Ich habe länger überlegt, ob ich diesen Thread eröffne, da ich nicht weiß, ob ich hier überhaupt „richtig“ bin.

Dann fange ich mal an zu schreiben.

Seid 1990 bemerke ich in immer kürzer werdenden Phasen Stimmungsschwankungen. Anfangs war es nur über die Wintermonate, die mich Antriebslos erschienen lassen. Über die Jahre steigerte sich dann der Zeitraum der „dunklen“ Monate und die von mir wahrgenommene Itensität der Lust-, Kontakt- und Schlaflosigkeit.

Schon kurios, denn zum Aufstehen brauche ich keinen Wecker. Die Tage, an denen mich ein Wecker aus dem Schlaf holen muss, kann man an einer Hand abzählen. Träume nehme ich reichlich in unangenehmer Form war.

Andererseits bin ich oft müde.

Desweiteren nimmt die Lust auf körperlichen Ausgleich in jeglicher Form ab (Sport, Sex, Hobby arbeiten etc.)

Persönlich übel finde ich das meine Aufmerksamkeit und Konzentration in allen Bereichen abnimmt und ich mein Hirn nicht abschalten kann *seufz*. Das „dauernde“ Nachdenken hat zwar Vorteile, wie „Du kannst Dich nicht davonstehlen, Du musst dich deinen Problemen stellen“, aber wiederum lässt es einem in Passivität verharren, die für einem selber überhaupt nicht mehr nachvollziehbar sind.

Die Gedankengänge sind meisst Endlosschleifen… wenn Sie aufhören, fangen sie wieder von vorne an… ich sage dazu immer „kostenlose Gratisvorstellung des Hirns..“ oder „sei froh, bei manchen Menschen sind offensichtlich keine Gedankenvorgänge mehr vorhanden“…

Traurig ist, dass mir Dinge, die mir früher sehr viel Spaß gemacht haben, keine oder wenig Freude mehr machen. An einmaligen Jahres-Aktionen wie Motorrad-Tour, Fischen etc. nehme ich noch Teil, weil ich mich nicht selber weiter isolieren möchte. Das sind für mich die größten Hürden, da ich 24 Stunden eine Dauervorstellung abliefern muss, um für mich als unangenehm werdenden Fragen gleich im Keim zu ersticken.

Mit viel Selbstironie und überspielen dieser Empfindungen liefere ich sehr, sehr viele Tage im Jahr meinem Umfeld eine perfekte Schauspielkunst. Leider kostest es sehr viel Kraft und Disziplin.

Jetzt merke ich, dass mir öfter die Kraft ausgeht, als mir lieb ist. Die freundschaftlichen Kontakte werden weniger, die Stimmungsschwankungen treten gegenüber meinem Umfeld öfter zu Tage und die Konzentrationsschwächen im Beruf sind NOCH durch viel vorhandener Kreativität auszumerzen.

„Es gibt viel, viel Schlimmeres“ versuche ich mir einzureden… und wenn man ehrlich ist, stimmt das auch.. nur Phrasen schwingen, bringen einem nicht weiter…. Voralledem, wo soll das enden??

Da mein kranker Stolz mich vor einem Arztbesuch abhält, wäre es überaus entzückend, wenn man mir Anregungen geben könnte, wie ich mit dieser Art von Wahrnehmungen umgehen kann, ohne meinem Umfeld zur Last zur fallen.

Ach ja, dieses WE bin ich fischen. Also, nicht wundern, wenn ich erst am Montag antworten kann.

Vielen Dank.

Horst
sonnenschein26
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von sonnenschein26 »

Hallo Horst,
ich kann dir gut nach empfinden wie es dir geht, mir ging es auch einige Jahre so das ich mein Umfeld mit reifen Schauspielleistungen "getäuscht" habe, aber dann habe ich den Weg zum Arzt geschafft und ich kann dir sagen es hat sich gelohnt. FÜR MICH gelohnt. Mir ging es auch immer so das ich nur so komische Traumphasen hatte in denen das Gehirn in der Nacht Höchstleistungen vollbracht hatte.
Jetzt habe ich mir allerdings Tabletten verschreiben lassen die ich immer über die Wintermonate einnehme und mir geht es viel besser. Es ist zwar trotzdem noch ein Unterschied zu den Sommermonaten aber mir geht es so weit gut das ich meine Arbeit und Freizeitaktivitäten ohne größere Probleme aufrecht erhalten kann.
Wenn du magst melde dich mal, ansonsten wünsche ich dir viel Glück.
LG Tina
wiggerl
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von wiggerl »

Lieber Horst,

Petri Heil!

Ja es wird wirklich Zeit, dass Du etwas für Dich unternimmst, wie es Tina bereits angedeutet hat. Den ersten Schritt, Dich hier zu melden, hast Du bereits erfolgreich gemacht. Bravo.

Im übrigen gilt es, Deinen gesundheitlichen Beschwerden nicht weiter Vorschub zu leisten. Ich habe es genau so gemacht, wie Du. Erst als es zu spät war und ich wegen meines depressiven Erschöpfungssyndroms in den vorzeitigen Ruhestand geschickt worden bin, habe ich dem Rat meiner Frau gefolgt und bin stationär in die psychosomatische Abteilung eines Krankenhauses gegangen. Lass' es bitte nicht so weit kommen. Irgendwann sind auch Deine schauspielerischen Künste zu Ende. Vieleicht kann Dir eine, zunächst ambulante, Psychotherapie helfen. Jedenfalls brauchst Du professionelle fachärztliche Hilfe! Ich kann Dir nur raten: Überwinde Deinen männlichen Stolz rechtzeitig, bevor irreparable Schäden im Beruf und auch privat eintreten. Dann kannst Du auch das Fischen wieder richtig genießen. Die Zeiten, in denen Männer hart und unverletzbar sein mussten sind vorbei. Das habe ich jetzt endlich kapiert.
Viele Grüße








Hartmut
kessy4949
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Zusammen,
habt ihr dann auch einen Rat parat, wenn man das Vertrauen zu Ärzten und Tabletten total verloren hat? Außer Meditation, die ich künftig erlernen will, um tagsüber etwas gelassener zu werden, seh ich Momentan die Welt der "Weißkittel" als eine riesige Industrie und nichts weiter an. Meine Oma bestätigte mir meine Befürchtungen nur noch um einen weiteren Satz den die Mutter meines früheren Hausarztes mal sagte:"Nur von den Kranken können wir verdienen. Die Gesunden bringen uns kein Geld." Klasse, was ?!! Da fällt mir nix mehr ein !!!

Grüße,
Christin
wiggerl
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von wiggerl »

Liebe Christin,

Du mußt da wirklich schlechte Erfahrungen mit der Medizin gehabt haben. Dennoch frage ich mich, ob es richtig ist, alles über einen Kamm zu scheren.

Vor drei Jahren war ich soweit, dass ich mich in einer Autowaschanlage regelrecht gefürchtet habe, nach verschiedenen Therapien, Medikamenten und dergleichen. Ich bin in die Ambulanz eines Bezirks-Nervenkrankenhauses gefahren und habe mich mit dem dortigen leitenden Oberarzt auf Anhieb prächtig verstanden. Nach einem halben Jahr ambulanter Therapie und mit dem von ihm verordneten Fluctin war ich wieder soweit in Ordnung, dass ich sogar eine schon länger geplante Flugreise durchführen konnte.

Soweit mein Positiv-Beispiel. Du siehst, es gibt durchaus ärztliche Versorgung, die in Ordnung ist. Vielleicht hilft Dir auch Medidation, Yoga und ähnliches. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg.
Viele Grüße








Hartmut
Entzückend
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

@all: vielen Dank für die netten Worte.

@Tina26: Tabletten?!? Leider kommen Tabletten in jeglicher Form überhaupt nicht in Frage. Das mag sich jetzt etwas komisch anhören, daß man Medikamente, die einen nachweißlich helfen könnten, verteufelt, aber es hat einen einfachen Grund. Schlechte Erfahrung im Umfeld gemacht, die einem Jahre später noch abhalten, Medikamente zu nehmen.
In der Tat, sind die Höchstleistungen des Hirn recht bemerkenswert. Leider habe ich bisher kein "Abstellknopf" gefunden.

Ansonsten, ist überaus schön zu hören, daß man nicht alleine ist und es Fortschritte geben kann.

@Hartmut: Erstmal Petri Dank! Fisch satt gehabt am WE!! Du kannst mir glauben, daß es mir nicht leicht fällt bzw. leicht gefallen ist, mir einzugestehen, daß ich tatsächlich Hilfe brauche. Das ich nicht hart und unverletzlich bin, mußte ich schmerzhaft Erfahren, als ich eine schöne Gürtelrose hatte. Auf Grund meiner bockigen Weigerung Schmerzmittel zu nehmen, war der Heilungsprozess doch etwas anstrengender als gedacht. Vieles erlernt man doch erst, wenn es zu spät ist...
Ich denke nicht, daß ich zwingend zum Arzt muss. Ich wollte mir eher Anregungen holen, wie ich mit dieser Situation besser zu Recht komme.
Ich bin ein Mensch, der in der Vergangenheit jede Hürde des Lebens mit Freude genommen hat und für jedes Problem eine Lösung hatte. Nur jetzt, bin ich halt an einem Punkt gelangt, wo ich Ratlos bin. Ich kann mir momentan nicht helfen. Leider. Deswegen habe ich auch den ersten Schritt gemacht und erkannt, daß ich Hilfe brauche... aber erkennen und handeln sind ja bekanntlich zwei vrschiedene Dinge...
Ich werde Deine/Eure Worte mal sacken lassen...

@Christin: Da muss ich mich Hartmut anschließen. Arzt ist eine Berufsgruppe, wie jede andere auch. In jeder Berufsgruppe gibt es halt motivierte, kompetente Mitstreiter und die restlichen, von denen man erhofft, daß die einem weiterhelfen können. Es sind halt alles nur Menschen und manche "Guten" sind halt, an ihren persönlichen, schlechten Tagen auch nicht zu gebrauchen. So ist das halt, man erhält nicht überall die gleiche Leistung. Das sollte man zwar erwarten können, aber es sind Menschen, wie Du und ich, die nicht täglich Ihre Leistung voll abrufen können. Desweiteren kann man auch den Arzt wechseln, wenn der nicht in der Lage ist, einem das Gefühl zu vermitteln, daß Du bei Ihm richtig bist.

Zum guten Schluß kann ich zu meiner vollsten Zufriedenheit schreiben, daß es mir gut tut, diesen Erfahrungsaustausch zu betreiben.

Nochmals recht herzlichen Dank.

Ciaoi

Horst
Entzückend
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Ich denke, daß man auch mal etwas positives Berichten kann... ich habe heute das erste mal seid sehr, sehr langer Zeit mal keine Alpträume gehabt *freu*.

Das Aufstehen fiel dann "relativ" leicht und der morgen gestaltet sich dann auch freundlicher. Ich muss eingestehen, daß Morgens für mich die schlimmste Zeit ist, da ich meißtens (noch gebeutelt durch die Alpträume) ein wenig "matschig" bin.

Der Traum war ansich schon fragwürdig. Ich saß zusammen mit dem Weinachtsmann! in einer Hütte vor dem brennenden Kamin und wir habe Glasscherben zusammengekittet... den ganzen Tag lang... das alles in einer warmen, moligen und voralledem friedlichen Atmosphäre!

Nun ja, ich bin ja schon dankbar, wenn in meinen sogenannten Träumen oder wie man das nennen möchte, mal keine Dauer-Katastrophen ablaufen.

Ich muss tief geschlafen haben. Ich fühle mich, als hätte ich Urlaub von mir selbst gemacht! Schönes Gefühl...

Ich hoffe, daß meine gute Momentaufnahme, ansteckend ist...

Gruß

Horst
Entzückend schrieb:
> Moin, moin in die Runde,
>
> Ich habe länger überlegt, ob ich diesen Thread eröffne, da ich nicht weiß, ob ich hier überhaupt „richtig“ bin.
>
> Dann fange ich mal an zu schreiben.
>
> Seid 1990 bemerke ich in immer kürzer werdenden Phasen Stimmungsschwankungen. Anfangs war es nur über die Wintermonate, die mich Antriebslos erschienen lassen. Über die Jahre steigerte sich dann der Zeitraum der „dunklen“ Monate und die von mir wahrgenommene Itensität der Lust-, Kontakt- und Schlaflosigkeit.
>
> Schon kurios, denn zum Aufstehen brauche ich keinen Wecker. Die Tage, an denen mich ein Wecker aus dem Schlaf holen muss, kann man an einer Hand abzählen. Träume nehme ich reichlich in unangenehmer Form war.
>
> Andererseits bin ich oft müde.
>
> Desweiteren nimmt die Lust auf körperlichen Ausgleich in jeglicher Form ab (Sport, Sex, Hobby arbeiten etc.)
>
> Persönlich übel finde ich das meine Aufmerksamkeit und Konzentration in allen Bereichen abnimmt und ich mein Hirn nicht abschalten kann *seufz*. Das „dauernde“ Nachdenken hat zwar Vorteile, wie „Du kannst Dich nicht davonstehlen, Du musst dich deinen Problemen stellen“, aber wiederum lässt es einem in Passivität verharren, die für einem selber überhaupt nicht mehr nachvollziehbar sind.
>
> Die Gedankengänge sind meisst Endlosschleifen… wenn Sie aufhören, fangen sie wieder von vorne an… ich sage dazu immer „kostenlose Gratisvorstellung des Hirns..“ oder „sei froh, bei manchen Menschen sind offensichtlich keine Gedankenvorgänge mehr vorhanden“…
>
> Traurig ist, dass mir Dinge, die mir früher sehr viel Spaß gemacht haben, keine oder wenig Freude mehr machen. An einmaligen Jahres-Aktionen wie Motorrad-Tour, Fischen etc. nehme ich noch Teil, weil ich mich nicht selber weiter isolieren möchte. Das sind für mich die größten Hürden, da ich 24 Stunden eine Dauervorstellung abliefern muss, um für mich als unangenehm werdenden Fragen gleich im Keim zu ersticken.
>
> Mit viel Selbstironie und überspielen dieser Empfindungen liefere ich sehr, sehr viele Tage im Jahr meinem Umfeld eine perfekte Schauspielkunst. Leider kostest es sehr viel Kraft und Disziplin.
>
> Jetzt merke ich, dass mir öfter die Kraft ausgeht, als mir lieb ist. Die freundschaftlichen Kontakte werden weniger, die Stimmungsschwankungen treten gegenüber meinem Umfeld öfter zu Tage und die Konzentrationsschwächen im Beruf sind NOCH durch viel vorhandener Kreativität auszumerzen.
>
> „Es gibt viel, viel Schlimmeres“ versuche ich mir einzureden… und wenn man ehrlich ist, stimmt das auch.. nur Phrasen schwingen, bringen einem nicht weiter…. Voralledem, wo soll das enden??
>
> Da mein kranker Stolz mich vor einem Arztbesuch abhält, wäre es überaus entzückend, wenn man mir Anregungen geben könnte, wie ich mit dieser Art von Wahrnehmungen umgehen kann, ohne meinem Umfeld zur Last zur fallen.
>
> Ach ja, dieses WE bin ich fischen. Also, nicht wundern, wenn ich erst am Montag antworten kann.
>
> Vielen Dank.
>
> Horst
Entzückend
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Ich denke, daß man auch mal etwas positives Berichten kann... ich habe heute das erste mal seid sehr, sehr langer Zeit mal keine Alpträume gehabt *freu*.

Das Aufstehen fiel dann "relativ" leicht und der morgen gestaltet sich dann auch freundlicher. Ich muss eingestehen, daß Morgens für mich die schlimmste Zeit ist, da ich meißtens (noch gebeutelt durch die Alpträume) ein wenig "matschig" bin.

Der Traum war ansich schon fragwürdig. Ich saß zusammen mit dem Weinachtsmann! in einer Hütte vor dem brennenden Kamin und wir habe Glasscherben zusammengekittet... den ganzen Tag lang... das alles in einer warmen, moligen und voralledem friedlichen Atmosphäre!

Nun ja, ich bin ja schon dankbar, wenn in meinen sogenannten Träumen oder wie man das nennen möchte, mal keine Dauer-Katastrophen ablaufen.

Ich muss tief geschlafen haben. Ich fühle mich, als hätte ich Urlaub von mir selbst gemacht! Schönes Gefühl...

Ich hoffe, daß meine gute Momentaufnahme, ansteckend ist...

Gruß

Horst
wiggerl
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von wiggerl »

Lieber Horst,

vielen Dank für Deine positive Momentaufnahme. Ich kann sie heute gebrauchen. Trotz Sonnenscheins und anfänglichem Tatendrang bin ich wieder in ein tiefes Depressionsloch gefallen.

Ein Spaziergang hat mir zwar etwas geholfen, dennoch habe ich später meine Frau wegen einer Nichtigkeit angberüllt.

Ich habe mich aber sehr über Deinen Traum gefreut, zeigt er doch, dass Du dabei bist, die bisher angefallenen Scherben Deines Lebens wieder zusammenzukitten. Etwas schöneres kann der Weihnachtsmann doch gar nicht bringen!
Auf diese Weise kann man den Depressionen sicher auch beikommen.
Viele Grüße








Hartmut
Entzückend
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin Hartmut,

ich habe mir gestern freigenommen, damit ich mal zur Ruhe komme.

Leider hatten meinen Eltern etwas dagegen. "Du hast morgen frei? Schön, dann kommen wir zu Dir und wir können noch einiges in der Wohnung erledigen..."
Anmerkung: Ich habe mir vor 2 Jahren eine Wohnung gekauft, die von Grund auf Renoviert und die letzten kleineren Arbeiten einfach nicht fertiggestellt *seufz*. Keine Lust mehr...
Der Zweck meines freien Tages war eigentlich von mir anders vorgesehen. Ich wollte einfach nur allein sein, weil ich unbedingt meine "Akkus" aufladen wollte.. und unter Allein verstehe ich auch allein..d.h. keine Frau, keine Familie, keinen Anruf etc...
Da ich aber für mein Ummfeld ein "lebenslustiger" Mensch bin, könnte ich das "einfallen" in meine Wohnung nicht verhindern.

Wenigstens wurden ein paar Arbeiten noch ausgeführt, aber zur besseren "Seelenlage" hat das nicht geführt.

Nun ja, daß Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.

Schade, daß Dich deine Frau anbrüllt. Darf ich mal fragen, warum deine Frau Dich anbrüllt? Ich meine, wegen Meinungsverschiedenheiten braucht man sich doch nicht anbrüllen, oder?? Das kann Frau sich doch normal mitteilen, oder ist sie der Meinung, daß sich Dich anders nicht mehr erreichen kann?? Ich wollte Dir auf keinen Fall zur Nahe treten. Wenn Du darauf nicht antworten magst, habe ich dafür vollstes Verständnis.

Die positive Momentaufnahme von mir hat sich wieder in wohlgefallen aufgelöst. Mein Schlaf war in den letzten beiden Nächten extrem unruhig. Leider. Ich habe mich ständig hin- und hergewälzt, bin alle Stunde aufgewacht und starrte die Decke verschwitzt an. Wenn man etwas positives an der Situtation gewinnen konnte, war der Umstand, daß ich nicht wahrgenommen habe, was ich geträumt habe...

Ob mein Weihnachtsmanntraum mit meinen Leben zu tun hat, vermag ich ich nicht zu sagen... deine Erklärung hört sich aber nachvollziehbar an.

Du hast Recht. Ich versuche diesen Stimmungschwankungen beizukommmen. Ich kämpfe tagtäglich dagegen an. Mal mit guten Erfolg, mal mit mäßigen... Leider geht mir nach all den Jahren desöfteren die Puste aus, als mir lieb ist.... daher werde diese freien Tage der völligen Isolation (Keine Familie, keine Anrufe etc.) mit der Zeit immer öfter in Anspruch genommen... ich merke, daß ich sonst völlig aus dem Ruder laufe und das muss ja nicht sein...

Die letzte "schwere Attacke" hatte ich vor 4 Wochen im Einkaufzentrum. Ich war alleine unterweges und wollte mir etwas "gönnen". Leider hatte ich innerhalb von Minuten keine Lust mehr und wollte mir nichts "Gutes" tun. Aus unerwarteten Grund floßen mir die Tränen, wie Sturzbäche runter.... es gab für mich, auch im nachherein, keinen ersichtlichen Grund für diesen Gefühlsausbruch. Ich habe mich schnell in eine unbeobachte Ecke des Parkhauses bewegt und das zittern des Körpers nahm erst nach ein paar Minuten ein Ende...

Tja, daß hat mir ein wenig Angst gemacht und da wurde mir das erstem mal bewußt, daß ich gegen diese "schleichende Talfahrt" etwas machen müßte. Nur, gemacht habe ich nichts... ich habe mich selbst angelogen (geht tatsächlich, wenn man es sich nur lange genug einredet) und es als "Ausrutscher" kaschiert.

Schauen wir mal, wie sich das weiter entwickelt.

Ich habe zwar noch bedenken, daß ich mich hier im Forum angemeldet habe, fühle mich aber erleichter, daß ich nicht der Einzige bin, dem es so geht und ich offen mit meinen Stimmungsschwankungen umgehen kann...

Es tut halt gut, darüber zu reden...

Dann wünsche ich einen schönen Tag, wenn es denn machbar ist..

Gruß

Horst
wiggerl
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von wiggerl »

Lieber Horst,

vielen Danke für Deine ausführliche Beschreibung. Zunächst aber eine Richtigstellung: Meine Frau hat NICHT mich angebrüllt. Es war umgekehrt! Wenn es mich in ein Depressionsloch dreht, dann bin ich furchtbar empfindlich. Abends beim Schreiben hat es mir wieder leid getan.

Du wirst es sicher nicht bereuen, wenn Du die Gelegenheit wahr nimmst und Dein Herz hier im Forum ausschüttest. Es erleichtert ungemein. Und Du kannst jederzeit wieder aufhören, wenn Dir danach ist. Sicher, manchmal wirst Du auch Antworten bekommen, womit Du gewisse Schwierigkeiten haben wirst. Aber wenn man bedenkt, dass diese Antwortgeber auch nicht gesund sind, ist es nicht so schlimm.

Mußt Du es Deinen Eltern immer sagen, wenn Du mal einen freien Tag hast? Natürlich ist es äußerst wichtig, wenn Du nach Ruhe suchst und diese auch genießt. Mangelnde Ruhe, oder anders ausgedrückt, äußerer (und innerer) Stress sind sicherlich Auslöser und Erhalter unserer Depressionen. Aber Du hast ja den richtigen Wegweiser schon gefunden, der aus der Krankheit führt. Du wirst sicher den Weg auch noch gehen, solltest dabei aber nicht ungeduldig werden. Das mit dem selbst Belügen kennen wir wohl alle! Ich habe das so lange getan, bis ich aus dem Beruf in den vorzeitigen Ruhestand geflogen bin.

Heute war ich beim HNO-Arzt. Der hat mir wieder ein paar Polypen aus der Nase gezwickt, weshalb ich heute wieder nicht gut drauf bin. So will ich nun zum Ende kommen.
Viele Grüße








Hartmut
Entzückend
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin Hartmut,

wer lesen kann, ist klar im Vorteil . Das mit dem anbrüllen, habe ich mißverstanden.

Ehrlich gesagt, sind mir ehrliche Antworten lieber, als wenn man mir "Honig um den Bart schmiert". Besonders, wenn es mal Antworten geben sollte, die nicht unbedingt "Konstruktiv" sind, bin ich durchaus in der Lage mich mit dieser Situation auseinander zu sezten. Denn, seien wir ehrlich, die Probleme kann man letztendlich nur selber lösen. Der "Anschups" in die richtige Richtung kann gerne von Außen erfolgen, nur Umsetzen muss man die selber. Das kann keiner keinem abnehmen.. so schön dieser Gedanke auch ist.

Mit meinen Eltern haben wir uns auch mißverstanden. Ich habe ein normales Verhältnis zu denen, denke ich zumindest. Bei einem Telefonat hatte ich denen mitgeteilt, daß ich frei hatte. Das haben die dann zum Anlass genommen eine Arbeiten mit mir in der Wohnung auszuführen.
Wir telefonieren ca. einmal die Woche.. und sehen so um und bei alle zwei Wochen...

Ob ich den richtigen Wegweiser gefunden habe, würde ich eher verneinen, da diese schleichende Talfahrt, über die Jahre gesehen, anhält. Ich habe lediglich ein Mittel gefunden, eine Pause zwischendurch zu nehmen.

Dann wüsche ich mal, daß deine Nase dich zufrieden lässt und ein entzückendes Wochenende, wenn es denn möglich ist.

Grüße

Horst
Yogibär
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Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Yogibär »

Hallo Horst,

du hast bisher noch nicht in aller Ausführlichkeit beschrieben, wie es Dir geht, aber meine Interpretation ist, dass Du Deiner Meinung nach nicht so tief in einer Depression steckst, dass Du unbedingt einen Arzt brauchst (richtig? korrigier mich, wenn nicht, Du hast ja schon selbst erlebt, dass es hier Missverständnisse manchmal gibt ). Falls ja, so ergeht es Dir wahrscheinlich ähnlich wie mir, wenn auch mit anderen Symptomen.

Ich habe mich gerade von einem ziemlichen Absturz glücklicherweise wieder erholt, aber irgendwie fehlt mir immer noch wieder die Lebensfreude bzw. eine gewissen Gelassenheit (ich bin sehr schnell enttäuscht und frustriert von allem möglichen). Und ich denke auch darüber nach, was man denn selbst so tun könnte. Aber irgendwie fällt mir nicht viel ein. Sport, wenn man sich dazu aufraffen kann, ist eine super Sache, hilft aber auch nicht gegen alles. Ich finde Meditation oder Zen hört sich von der Überlegung her verlockend an, um mal zur Ruhe zu kommen und die herunterziehenden und kreisenden Gedanken abzustellen, aber irgendwie kann ich "sowas" nicht. Ich bekomme dann doch immer wieder das Gefühl, dass das alles "alberner Scheiß" ist. Musik ist auch gut, geht aber auch wieder das Grundproblem nicht an (wen wunderts...). Also mit so einfachen Sachen scheint man dem ganzen nicht beikommen zu können. Auch Bücher helfen letztlich nicht wirklich, finde ich, auch wenns interessant ist. Fachliteratur ist zwar gut, kann man aber in der Regel nicht selbst anwenden, denke ich. Und diese Glücksratgeber a la "Sorge Dich nicht, lebe" halte ich - sorry - für Volksverdummung. Von daher habe ich auch keine weiteren Ideen dazu, aber bin noch auf der Suche, nach Selbsthilfemöglichkeiten.

Ich hoffe, ich hab jetzt nicht an Deinem Thema vorbeigeredet, passiert ja nur allzu oft.

Gruß erstmal
Yogibär
Entzückend
Beiträge: 20
Registriert: 5. Dez 2003, 10:22

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin Yogibär,

nein, Du hast nicht an meinem Thema vorbeigeredet.

Tja, wie geht es mir? Gute Frage....

Also, im Grund kann ich nicht großartig klagen.. Freundeskreis, Job, Familie ist alles vorhanden.

Ich leide seid 1990 unter Stimmungsschwankung, innerer Leere, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwächen und voralledem unter Alpträumen und Schlafstörungen... mal mehr, mal weniger. Besonders in den Wintermonaten ist es kaum unterdrückbar. In jedem Jahr ist es schleichend schlimmer geworden.

Du hast vollkommen Recht. Ich glaube nicht, daß ich einen Arzt brauche. Aber Glauben, heißt nicht Wissen .

Es ist halt so, daß ich bemerke, daß diese Talfahrt über die Jahre nicht stoppt. Ich mache mir Gedanken, wie ich diese Stimmungsschwankungen in den Griff bekomme.

Ich habe mich hier angemeldet, weil ich Anregungen suche, wie ich die Lebenssituation verbessern kann.

Ich kann Dir die fehlende Lebensfreude und die verlorene Gelassenheit sehr gut nachemfinden. Für mein Umfeld habe ich größtenteils noch diese Gelassenheit, diese Ruhe, die ich angeblich ausstrahlen soll... aber innerlich tobt ein Sturm von Emotionen die ich nicht immer in den Griff kriege. Leider. Dann kommen halt solche Aktionen zustande, daß man aus unerwarteten Grund plötzlich anfängt in der Öffentlichkeit zu weinen, ohne das für einem selber ein Grund vorhanden ist...

Mein Umfeld kriegt äußerst selten von meinen Schwankungen etwas mit. Mit schauspielerischen Glanzleistungen halte mich mir das Umfeld vom Hals... so gut es geht..

Ein gutes Beispiel ist gestern ein Wortwechsel zwischen meiner Lebensparterin und mir gewesen. Wir haben eine belanglose Reportage über Fisch und Omega3 Fettsäuren gesehen. Die Omega3 Fettsäuren sollen angeblich die Stimmung "aufhellen". Auf meinen Kommentar hin, daß ich das auch mal ausprobieren sollte, weil ich so oft so traurig bin, fragte Sie ganz entsetzt, "Du bist traurig? Wann denn?? Du bist doch immer gut gelaunt.... das verstehe ich nicht..."
Das Gespräch habe ich dann gleich abgebrochen und auf andere Themen verlagert...

Ich habe mich auch anschließend über mich selber geärgert, daß mir so ein Kommentar ausgerutscht ist. War völlig unnötig von mir... ich will Sie damit einfach nicht belasten. Es langt schon, daß ich aus dem Grübeln nicht mehr herauskomme...

Musik war immer ein guter Ansatzpunkt für mich. Ich habe Platten und CDs gesammelt... nur macht mir das keinen Spaß mehr.

Sport. Ich habe Sport geliebt! Genau.. habe ... da ist mir auch nicht nach...

Glücksratgeber !?! Sehr schön, da muss ich tatsächlich lachen. Nein, daß ist wohl nix für mich... ein paar Thesen sind ja vielleicht noch brauchbar, aber da stimme ich Dir zu -> Volksverdummung.
Ich denke, daß Sachbücher vielleicht einen Tipp geben könnten. Leider lese ich nicht gerne...

Ich bin auf der Suche nach Gründen und deraus (hoffentlich) resultierenden Lösung meiner anhaltenden Stimmungschwankungen.

Eine Mittel habe ich inzwischen gefunden, damit die Situation vor der eventuellen Eskalation retten kann -> Urlaub. Einen Tag, völlig allein verbringen, bewirken bei mir wahre wunder.

Leider nimmt sich dann die Talfahrt nur eine Pause und die Alpträume gehen von freien Tagen auch nicht weg.

Ich denke, daß Mediationen helfen könnten.. nur dafür braucht man wohl die Gelassenheit.. die offensichtlich bei uns nicht reichhaltig vorhanden ist...

Vielen Dank für die Anregungen. Ich wünsche ein entzückendes Wochenende, wenn es denn möglich ist.

Grüße

Horst
Nila2003
Beiträge: 40
Registriert: 31. Jul 2003, 19:16

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Nila2003 »

Na das ist interessant. Deine Lebenspartnerin "weiß von nichts". Mir geht es ebenso.Ich spiele meine Rolle auch so perfekt, daß mein Mann (als ich in einer Krise mich outen wollte)meinte, dann habe ich jahrelang eine Frau geliebt, die es nicht gibt. GUT, gell? Manches Mal, so wie gerade eben jetzt, wundere ich mich selbst, WAS und WIE es aus meinem Mund herauskommt. No problems. Dabei habe ich einen Tag, an dem meine drigendst geforderte Effizienz bei Null liegt und ich mich jetzt in den Mittagsschlaf flüchte.....Jedenfalls meine ich, sind mir deine "Zustände" bekannt. Gruß von Nila.
Entzückend
Beiträge: 20
Registriert: 5. Dez 2003, 10:22

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin in die Runde,

richtig! Meine Lebenspartnerin weiß von nichts.

Hört sich zwar kurios an, aber anscheinend spiele ich die Rolle vom freudigen Menschen überzeugend.

@Nila: Ja, solche Form der Unterstützung zu haben ist nicht unbedingt das, was Frau sich in dem Moment wünscht, wenn man sich outet. Ich frage mich nur, ob wir nicht selbst Schuld sind an der Situation. Wir können nicht Verständnis vom Parter/in verlangen, wenn die überhaupt von unseren Stimmungstiefs mitkriegen. Ich könnte mir vorstellen, daß die tief getroffen sind. Die fühlen sich eventuell sogar betrogen á la "wenn man mir schon so etwas Vorbehält, was noch? Einen Seitensprung?". Im Gegenzug möchte man den Partner nichs "aufbürden" oder man ist zu Stolz, in Leistungsbezogenen Gesellschaft, Schwächen zuzugeben. Es können auch Ängste vor dem "Offenbaren" stehen, daß man verlassen werden könnte. Es gibt soviel nachvollziehbare Gründe...
Ich weiß es einfach nicht, warum man sich so verhält....

Tröste Dich, ich wundere mich bei meinen Verhalten, besonders wenn ich allein bin, über gar nichts mehr . Durch die extrem schlechte Qualität der Nächte und das nicht enden wollende Grübeln, bin ich Platt und Ausgelaugt. Mal mehr mal weniger.

Meine gute Effizienz ist schon länger nicht mehr gegeben und ich stehe meinen Beruf nur mit Erfahrung durch. Ich merke desöfteren, daß mir die Konzentration fehlt und ich meine Fehler kaschieren muss, um sie später dann in Ruhe zu korrigieren. Das ist nicht gut... und ich habe noch ein paar Berufsjahre vor mir...

Das WE war für mich eine riesige Pleite, die ich aber äußerlich gut durchgestanden habe *stolzaufmichbin*.

Zum Geburstag zu Schwiegermutter übers WE gefahren. Ich habe schon früher Familienfeste regelrecht gehasst, aber über die Jahre hat sich das noch gesteigert. Leider hatte ich keine Ausrede parat oder konnte nicht Krank spielen. Wo ich gerade von Krank rede! Was mir gerade auffällt ist, daß ich im privaten Bereicht sehr oft Krank spiele, im Gegensatz zur beruflichen Seite. Das letzte mal, war ich vor ca. 3 Jahren krank geschrieben. Im privaten Umfeld, sage ich regelmäßig feiern ab, weil ich mir irgendetwas ausdenke. So, zurück zum WE! Ich hatte keine Minute für mich, wo ich alleine sein konnte. Den ganzen Tag nur "Geburtstagsbrumborium" mit einer alkoholkranken Schwiegermutter, die ihre eigene Scheidung von vor 10 Jahren wohl nicht verkraftet hat. Leider *seufz*. Der Höhepunkt des WE´s war dann Nachts, als ich, um auf die Toilette mußte, durch die Stube gehen mußte, wo sie schlafen wollte. Da lag Sie heulend, vom Krämpfen geschüttelt, vor dem Fernseher.

Was habe ich gemacht?!?

Richtig! nix! Ich habe das "übersehen". Ich habe mit den Jahren festgestellt, daß ich äußerlich "Gefühlskalt" bin. Die Gründe sind: ich "wuppe" solche Situationen nicht. Das ist, wenn ich mich schon echt mies fühle nicht von meiner Seite aus zu schaffen. Selbst bei dem Begräbnis vom meinen geliebten Vater, konnte ich nicht weinen. Das ging erst Jahre später... trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, was mir wenig Ruhe lässt und mir "einredet" was ich für ein schlechter Mensch sei.

Das hört sich zwar ziemlich Egoistisch an, aber ich habe zuviele Jahre mich um andere gekümmert, ohne Rücksicht auf meine Person. Das geht halt nicht mehr, da ich einfach wenig Energie mehr habe. Nicht mehr viel vorhanden, bis auf den Selbsterhaltungstrieb und den noch reichlich vorhandenen Stolz.

Ich hoffe, daß das Wochenende für ich Euch einigermaßen gut ging.

Liebe Grüß

Horst
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von puks »

Hallo Ihr alle,

tja, das mit den Lebengefährten ist schon so eine Sache. Ich habe meinem Mann auch lange nicht gesagt, wie es mir geht. Ich habe mich gewehrt und gewunden wie ein Aal. Auf alle Anfragen von ihm, wie es mir geht, habe ich immer nur gesagt gut. Wenn er Zweifel hatte, habe ich nur gesagt, dass ich müde bin, hab' schlecht geschlafen. Als dann das Thema Depression zum ersten mal richtig auf den Tisch kam, war es glaube ich für beide von uns ein unglaublicher Schock. Er ist dann in die Offensive gegangen. Er hat sich gleich erkundigt und von ihm habe ich auch den Link von dieser Seite und diverse Telefonnummern von Ärzten. Helfen kann er mir nicht, dass muss ich alleine, aber ich weiss, dass er für mich da ist. Er hatte am Anfang Probleme, wie er mich behandeln soll, wenn es mir richtig schlecht geht. Ich denke auch, dass es für ihn total kompliziert ist. Schließlich habe ich mich mit meinen Gefühlen im Stillen schon sehr lange beschäftigt und er hat sozusagen ein Informationsdefizit.

Heute Nachmittag gehe ich übrigens zum Arzt. Ich wollte partout nicht! Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen und immer über den Anruf beim Arzt nachgedacht. Warum sollte ich da anrufen, der ist bestimmt total ausgebucht und helfen kann er mir sowieso nicht. Ich habe angerufen und einen "richtigen" Termin konnte ich nicht kriegen - ausgebucht, aber ich wurde auch nicht weggeschickt. Ich habe das Thema angerissen und die Sprechstundenhilfe war ein Schatz und zu einem kurzen Vorgespräch kann ich heute Nachmittag vorbeikommen.

Was ich mir davon verspreche weiss ich nicht wirklich. Mir geht es schon seit längerem nicht gut und ich fühle mich leer und kraftlos. Mir fehlt der Antrieb. Fakt ist, alleine habe ich es bisher nicht geschafft. Einen Arzt aufzusuchen wird mir auf jeden Fall nicht schaden!

Horst, auch wenn Du sagst, Du willst keine Medikamente nehmen. Ich würde einen Besuch beim Arzt definitiv "versuchen". Vielleicht hast Du ja einen guten Hausarzt, den Du für sensibel genug für so ein Thema hälst?! Ansonsten - meinen Arzt hat mein Mann mir gesucht. Er ist zur Sozialpädagogin bei seiner Arbeit gegangen und hat ihr das Problem geschildert. Da solche Leute, je nach Betriebsgrösse, sehr viele Kontakte haben und weiter vermitteln, können die da bestimmt helfen. Ist zumindest besser als die gelben Seiten.

Lieben Gruß,

puks
Entzückend
Beiträge: 20
Registriert: 5. Dez 2003, 10:22

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin Puks,

da hast Du, in der Tat, Recht. Ich sollte einen Arzt aufsuchen.

Nur, bin ich noch nicht soweit. Der Leidensdruck ist anscheinend noch nicht hoch genug, obwohl ich es (teilweise) als erdrückend empfinde. Sonst würde ich ja anders handeln, oder??

Die Schwelle vom Wissen und das daraus resultierende Handeln ist ja bekanntlich bei jeden Menschen anders.

Du bist schon mehrere Schritte weiter. Du hast heute deinen ersten Termin bei deinem Arzt, bei dem ich Dir viel Glück wünsche.

Hoffentlich verläuft der Termin so, wie Du es Dir vorstellst.

Das Du dich gewunden hast, wie ein Aal, kann ich gut nachempfinden. Ich bin noch in der, sagen wir mal, "Schauspielphase". Mit geht es grundsätzlich gut . Wenn ich dann doch mal "schwache" Phasen offenbare, dann ist selbstverständlich eine gute Ausrede mit gut nachvollziehbarer Erklärung dabei.

Da ich der Meinung bin , daß mir über die Jahre die Kraft ausgeht, wollte ich etwas dagegen tun. Mein erster Schritt war, mich in diesen Forum anzumelden. Ich muss ehrlich gestehen, daß es mich zumindest kurzfristig weiterbringt über meine Empfindungen zu reden.

Offensichtlich bin nicht allein .

Bis zum nächsten mal

Horst
puks
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Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

sehr erfreut

Beitrag von puks »

Hallo Horst,

ich freue mich, von Dir zu lesen!

Ja ich weiss, auch ich bin sehr gut im Argumentefinden! Und wenn es dass Unwiederlegbare ist, dass woanders - wenn man z.B. nicht in der "ersten Welt" lebt - alles noch viel schlimmer ist. Ich habe ein Dach über dem Kopf, genug Essen auf dem Tisch und kann mit meiner Chipkarte zum Arzt gehen, wenn es mir dreckig geht. Scheiße geht es mir gut!! Damit kann mich sich über Wasser halten - aber wielange?

Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas mit Leidensdruck zu tun hat. Ich werde jetzt mal ganz sachlich persönlich, "nur" um Dir etwas zu verdeutlichen. In meiner allerersten Beziehungen - es scheint Jahrhunderte her - hat mein "Freund" mich vergewaltigt. Ich kannte es nicht besser und ich hätte mich einem Mann gegenüber nie gewehrt. Ich konnte nicht raus. In einer anderen Beziehung habe ich mich schlagen lassen in meiner letzten regelrecht verprügeln, dass ich dachte ich überlebe es nicht. Ich bin nie ausgebrochen. Jetzt habe ich was ich will und was ich brauche und ich bin endlich bereit darum zu kämpfen! Mein Ehemann ist das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist - die Geburten meiner Kinder ausgenommen. Und es lohnt sich endlich! Das ist es, was mir endlich die Kraft zu geben scheint. Als ich meinem Mann heute morgen gesagt habe, dass ich VERSUCHEN werde beim Arzt anzurufen, hat er zu mir gesagt, dass er so wahnsinnig Stolz ist auf mich. Ich bin mindestens um 1 Meter gewachsen. Mit dem Weg zum Arzt, habe ich noch keine Verpflichtung, keinen 10-Jahres-Vertrag unterschrieben, aber ... Vielleicht kommt ja was dabei raus und wenn es nur das ist, dass ich in meinen fest gefahrenen Gedankenwegen ein bisschen Leben bekommen?!

Mir persönlich tut das Forum hier sehr gut! Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist und das man kein Makel hat. Ich weiss ich bin krank. Natürlich ist ein Beinbruch einfacher zu verstehen - Gips drum, 6 Wochen und gut is. Nun ist es nicht so. Die Medikamente werden langsamer wirken und ich werde sie vielleicht ewig nehmen - aber wenn ich wieder LEBEN darf. Ich hatte am Leben mal so viel Freude und zum Glück ist die Erinnerung daran noch so real. Ich wills wieder so haben und ich habe einen Menschen neben mir, der mir die Kraft gibt, das zu erkämpfen.

Bei Dir mag es anders sein als bei mir: Du bist ein Mann, Du MUSST stark sein! Eine Frau darf weinen, die tun das sowieso ständig. Es mag sein, dass Du es in dem Punkt der Schwäche bekennen schwere hast, als ich. Sei es drum. Ich weiss, ich bin ein Schlauarsch und kann anderen besser Ratschläge geben, als mir: DU BIST DEIN MASSSTAB - niemand sonst!

Ich wünsche Dir alles Gute und wenn Du Dich mitteilen möchtest - mein Ohr ist aktiv.

Lieben Gruß,

puks
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

kleiner

Beitrag von puks »

Nachschlag,

moin moin heisst guten guten!!

Wenn es Dich grinsen lässt, wars das schon wert ...
Entzückend
Beiträge: 20
Registriert: 5. Dez 2003, 10:22

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Mahlzeit

.

Schlauarsch?!? Das höre ich zum ersten mal. Man lernt doch nie aus .

Nein, Du kommst mir nicht wie ein "Schlauarsch" daher . Echt, noch nie gehört.

Für mich, bist Du, wie es dein Mann sagt, ein Riese für sich. Denn die wahre Kraft liegt nicht am erkennen der Probleme, sondern an der Umsetzung die Situation zu meistern.

Deine Vergangenheit hört sich nicht gerade an, als hättest Du deine Zeit als Alice im Märchenland verbracht .

Es ist schon bemerkenswert, daß Du trotz deiner vielen Rückschläg Dich nie aufgegeben hast und dein persönlichen Lebensschatz gefunden hast.

Darauf kannst Du mit Recht, Stolz sein.

Das Argument, daß es anderen ja viel, viel schlechter geht, habe inzwischen zu den Akrten gelegt. Das zählt für mich persönlich nicht. Das Leid anderer Menschen, macht mich nicht glücklicher. Das andere Argument, daß es einem schlimmer gehen könnte, auch nicht. Sind nur Phrasen und die bieten auch keine Ansatzpunkte, die Situation zu bessern.

Wie Du richtig erkannt hast, schließe ich keinen 10 Jahres Vertrag, ohne Kündigungrecht ab, wenn ich zum Arzt gehe. Aber ich gehe zu einem für mich völlig unbekannten Menschen und muss mich "nackig ausziehen".

Das kann ich jetzt nicht.

Ich habe eine Art "Paranoia" fremden Menschen zu vertrauen.

Das hat auch nichts mit dem Geschlecht zu tun. Zumindest für mich nicht. Ich bin durchaus in der Lage, Gefühle zu zeigen.

Im Übrigen kann man(n) nur Stark sein, wenn man sich seiner Schwächen bewusst ist. Gut, gell?

Da wir alles nur Menschen sind, geht auch jeder mit seiner Situation anders um.

Offensichtlich gibt es auch keinen "Königsweg", sonst würde es nur rundrum glückliche Personen geben.

Wer sagt denn, daß ich Stark sein muss? Nein, ich habe ebenso Schwächen, wie dein Mann .

Und überhaupt, wenn ich gerade am philosophieren bin -> Was sind Schwächen? Wo fängt die sogenannte "Schwäche" an und wo hört sie auf? Was einige Menschen als "Schwäche" ersehen, sind für mich "Stärken" eines Menschen. Kurios nicht? Das ist halt alles eine Betrachtungsweise.

Aber im Grunde hast Du Recht. Wir leben in einer Leistungsbezogenen Gesellschaft, wo Schwächen oder sogeannte Defizite nicht gewünscht sind.

Ich bin gespannt, wie dein erster Besuch beim Doc war. Über einen Erfahrungsbericht, würde ich mich freuen.

Viel Glück.

Horst
puks
Beiträge: 47
Registriert: 13. Dez 2003, 10:50

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von puks »

Hallo Horst,

da bin ich wieder - erschöpft und ausgelaugt, aber zum ersten Mal seit langem voll Hoffnung! Mein Besuch beim Arzt war ein voller Erfolg. Ich hab Glück mit meinem Arzt. Er - ich ging bisher nie zu Ärzten, immer nur zu Ärztinnen - ist klasse. Hat die richtigen Fragen gestellt und es mir beinah leicht gemacht mich zu öffnen. Die Betreuung scheint klasse - das muss sich in der Praxis und in akuten Situationen natürlich erst noch bewähren. Die körperliche Untesuchung war umfangreich und ich werde zuerst mit Medikamenten behandelt. Der Arzt hat mich ausführlich aufgeklärt über die Nebenwirkungen und mir das Medikament genau erklärt. Ich will es nicht nehmen, aber ich bin sicher, es wird mir helfen.

Nun muss ich sehen, was in der nächsten Zeit mit mir passiert. Für heute bin ich erst mal zu müde und zu erschöpft und freue mich - trotz geklinkter Pille - auf eine hoffentlich erholsame Nacht. Ich werde auf jeden Fall weiter berichten.

Dir alles gute und eine Albtraum freie Erholung.

Lieben Gruß,

puks
Entzückend
Beiträge: 20
Registriert: 5. Dez 2003, 10:22

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Entzückend »

Moin puks *mitautomatenkaffeezusprost*,

es freut mich zu lesen, daß dein Arztbesuch Dir Hoffnung gegeben hat .

Ich hoffe, dein Schlaf war gut.
Deine Wünsche auf eine erholsame Nacht, waren leider vergebens.

Wie so oft, extrem schlecht geschlafen *gähn*.

Der Mensch ist schon ein bewundernswertes Wesen. Er ist in der Lage, sich an viele Lebensumstände anzupassen.

Nach solchen Nächte laufe ich immer wie ein Zombie rum, der automatisiert alle anstehenden Arbeiten ausführt, ohne darüber nachzudenken.

Mein Kopf ist leer, bin traurig und ich fühle mich einfach nur zum @§$%# und finde meine "Maske" nicht, um im Betrieb den netten Kollegen zu spielen.

Tröstlich ist, daß es im Laufe des Tages immer besser wird.

Nachher bin ich auch wieder "fröhlicher". Ich mag mich so nicht.

Gott sei dank, ist noch kein Kollege hier und da kann ich dann Kräfte für den Tag sammeln.

Bis nachher.

Horst
Yogibär
Beiträge: 149
Registriert: 28. Mai 2003, 20:55

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Yogibär »

ach nix.... &(

** sorry, fehlgeleitetes posting **
Nila2003
Beiträge: 40
Registriert: 31. Jul 2003, 19:16

Re: Schauspieler geht die Puste aus...

Beitrag von Nila2003 »

Guten Morgen......na, mittlerweile sind die Kollegen da. Wie geht es dir dabei? Ich denke, die ganze "Schauspielerei" ist der pure Selbsterhaltungstrieb.Positiv! Stell dir vor, wir zeigten unseren Partnern,Familie, Kollegen, Kunden und allen anderen, wie es uns wirklich geht, wie wir uns fühlen.Liebe Güte!Ich habe vorgestern beschlossen, die Tabletten, die ich seit 1/2 Jahr !! hier zu Hause habe, auch zu nehmen.Mal sehen.Ich bin innerlich sehr dagegen.
Lb.Gruß Nila an Puks und an dich,Horst.
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