Familienreaktion nach Reha

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Angela29
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Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Angela29 »

Hallo, ich bin neu in diesem Forum. Seid November bin ich krankeschrieben. Leide schon seit Jahren an Depressionen. War ab Mai fünf Wochen in der Reha. Das kann ich nur jedem empfehlen.
Gleichgesinnte, Sport und viele psychologische Anleitungen.
Es war eine gute Zeit für mich. Leider kommt meine Familie mit meiner in der Reha gefestigten Persöhnlichkeit nicht mehr zurecht.
Bei Konflikten muß ich mir anhören, das wären meine Depressionen man könnte nicht mit mir umgehen.
Könnt Ihr mir Eure Erfahrungen mitteilen.
GlG
Sonnenblume14
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Angela,

kommt mir bekannt vor. "Du bist widerlich egoistisch geworden", bekam ich von meinen Kindern zu hören. Ich war 7 Wochen in der Tagesklinik. Du hast Recht: man verändert sich. lernt, sich selber zu schützen, seine eigenen Interessen durchzusetzen, die man vorher hintenan gestellt hat.

Das kennt die Familie nicht. Und erlebt das als sehr unbequem. Die Reaktion ist Widerstand, denn sie müssen etwas von ihrem eigenen Freiraum an dich abtreten.

Ich kann dir nur aus meiner Situation sagen, wie es (halbwegs)funktioniert. Meine Klinikzeit endete vor fast genau einem Jahr. In dieser Zeit und später in der Therapie habe ich versucht, herauszufinden, was mich im Zusammenleben massiv gestört hat. Ich habe nach und nach das Gelernte umgesetzt - vieles passte nicht sofort in den Alltag (mit der Malerei habe ich erst ein halbes Jahr später angefangen), aber bei Fahrdiensten etc habe ich mich immer gefragt: "Tut das not oder würde ich in dieser Zeit lieber etwas für mich tun?" oder ich habe versucht, zu delegieren.
Manchmal führte das zu Aussgen meinerseits wie : "WEnn ich es nicht tue, und die anderen nicht bereit dazu sind - wieso bist du auf MICH sauer und nicht auf die anderen?"

Es geht nicht ohne Konflikte innerhalb der Familie, aber es gilt, diese so zu lösen, dass nicht jemand anderes auf der Strecke bleibt. Es gilt, ein neues Gemeinschaftsgefühl zu finden - dass es nicht mehr so wird wie früher, muss dabei allen klar sein. Denn weil es früher so war, bist Du so krank geworden, dass du eine Reha brauchtest. Das mag unbequem sein, ist aber notwendig.

Für mich selber war es so, dass ich durchaus in einigen Fällen extrem und unfair reagiert habe. Inzwischen haben wir eine Balance gefunden - und merkwürdigerweise wird über manche Dinge nicht mehr diskutiert. es läuft, obwohl ich nicht mehr alles mache und für alles zuständig bin. Für mich war es eine Erfahrung, auch Zufriedenheit zu finden, obwohl ich mich nicht mehr unersetzlich fühle.

LG Sonnenbluem
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Angela29
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Angela29 »

Hallo,
Vielen lieben Dank für Deine Antwort. Ja, alles was Du schreibst ist sehr wahr. Nur die Gefühle und die Gedanken sind manchmal anders. Gehe trotzdem meinen Weg und es geht mir besser dabei. Man kann niemand ändern, aber sich selbst.
Habe viel aus meiner Reha mitgenommen. Mit Hilfe meiner guten Therapeutin setze ich dies auch um.
Traurig ist nur, das mein neues Verhalten auf die Depressionen geschoben wird. Du bist ja krank, damit hat Dein Verhalten zu tun!?..
Wie soll ich damit umgehen?
Über einen Rat wäre ich dankbar.
Lieben Gruß Angela
mirabella
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von mirabella »

Hallo Angela,
Ich kann jetzt nur aus meiner Sicht als Angehörige erklären wie ich es empfunden habe als mein Mann "egoistisch" war.

Auf eimal verändert sich dein Partner, mit ihm dein Leben.
Es kommt natürlich immer darauf an, wie "egoistisch" du auf einmal geworden bist.

Bei uns war es so: ich war der Inhalt seines Lebens. Wie oft habe ich ihm gesagt, suche dir ein Hobby, geh alleine in die Kneipe etc ....
Auf einmal (während seiner Phase) tat er das. Allerdings lies er mich komplett aus seinem Leben raus. Seine Dinge waren das Wichtigste. ZB war es ihm wichtiger zu einer Vorbeteitung zum Schützenfest zu gehen als mich mit meiner Hündin zu einer Op zu begleiten. Er wusste ich hatte Angst, ich brauchte seine Unterstützung. Oder er wollte lieber alleine zu Veranstaltungen gehen.
Er machte nichts mehr im Garten und nur das nötigste im Haushalt.
Er tat nur noch Dinge für sich, und lies er außen vor.
Hinzu kam seine Empathielosigkeit. Sein Verhalten tat mir weh und er merkte es nicht!

Mit dieser kompletten Veränderung, von Null auf Hundert, kommt die Familie nicht klar, dass kann ich verstehen.

Versuche einfach mal mit deiner Familie zu reden was ihnen stört und warum es so ist.
Vielleicht merkst du auch nicht das du sie verletzt.
Viele Dinge weiß mein Mann auch nicht mehr oder hat es nicht so wahrgenommen.

Ich kann dir nur den Rat geben:
Sei "egoistisch" bzw tu was dir gut tut, erkläre es aber deiner Familie warum du das tust und lass sie nicht außen vor.

LG
Angela29
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Angela29 »

Hallo, danke für Deine Antwort.
Es ist sicher nicht leicht für meine Familie jetzt zu merken das ich mich verändert habe. Ich bin immer für sie dagewesene habe alles ertragen. Schlechte Launen, Kritik an mir. Es tat mir oft sehr weh, habe aber nie etwas gesagt. Das ist jetzt anders. Ich äußere Sachlich was ich nicht möchte und will.
Damit können Sie nicht umgehen und schieben es auf meine Krankheit. Rein in die Schublade.
LG Angela
Sonnenblume14
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo, die Schublade ist natürlich am Einfachsten. Ich merke auch, dass einiges wieder in alte Gleise zurückläuft - das Problem ist, dass mir oft die Kraft fehlten, mir alles zu erkämpfen. Ich suche ruhige Momente für ein Gespräch und merke, dass diese Ruhe sich inzwischen auch auf die Diskussionen überträgt. Sie sind sachlicher geworden.

Für mich ist es schwierig, wenn eine Bitte abgelehnt wird, die für mich eine Kleinigkeit wäre, die ich selbstverständlich erfüllen würde. Ich bin mir auch nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte. Ich habe in der Klinik so viel gelernt, das Wissen kann man bei anderen nicht voraussetzen.

Nach und nach spüre ich auch, wie sehr mich die Depression im letzten Jahr zum "Monster" hat werden lassen, das mit nichts zufrieden war. Ich denke, hier eine gemiensame Basis zu finden ist eine Aufgabe, die Geduld braucht. Ich hänge grad wieder in einer Tiefphase und merke selber, dass ich um mich beissen könnte, mich jede Bemerkung verletzt. Das ist tatsächlich ein Teil der Krankheit, die ich noch immer nicht akzeptieren kann. in unserem Fall braucht es von beiden Seiten Zugeständnisse - und viel Geduld. es ist ein Prozess an dessen Ende hoffentlich eine verschworene Familiengemeinschaft steht.

LG Sonnenblume
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mirabella
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von mirabella »

Ja Sonnenblume,
Von beiden Seiten Geduld und Zugeständnisse.
Ich für meinen Teil hatte es erfüllt, leider war nicht dies allein sein Problem!
Ich weiß bis heute nicht was sein Problem war, wahrscheinlich er selbst nicht so wirklich.
Ich konnte machen was ich wollte, es war zu spät!
Er ließ mich nicht mehr an sich ran. Zu dieser Zeit kam aber auch die Andere ins Spiel. Vielleicht wäre es anders verlaufen.

Ich kann mir schon vorstellen das beide Seiten in das Gleiche Muster verfallen. Für die eine Partei ist es angenehmer, die andere Partei leidet.
Ich würde vielleicht in Stichpunkten aufschreiben was ich ändern möchte, dieses mit dem Partner/ Familie aus diskutieren und gleich zu Anfang würde ich diesen Merkzettel rausholen wenn sich die alten Gewohnheiten wieder einschleichen.

Weißt du denn Sonnenblume, was die Ursache für deine Depressionen sind?

LG
mirabella
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von mirabella »

Achso ...
Und zu diesen verletzenden Bemerkungen, die zuletzt nur von ihm kam, was er allerdings auch nicht bemerkte (wahrscheinlich war ich auch unbemerkt verletztend) hatte ich mir ein Codewort überlegt!

Vielleicht denkt ihr mal darüber nach so oder ähnlich eure Probleme zu lösen.
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

Hallo Angela,

als es damals feststand, dass ich zur Reha gehe, machte meine SM bevor es losging schon komische Bemerkungen. Erst meinte sie, ich sei egoistisch und ob ich mir einen Kurschatten suchen wollte... Und danach erst, weil ich noch nicht gesund war, wie sie es erwartet hatten, da ging erst das ganze Theater los... Ich musste mich für alles rechtfertigen und sie versuchte mir ständig ein schlechtes Gewissen zu machen. Es kam noch schlimmer... Irgendwas fanden sie immer, um an mir was auszusetzen oder rumzunörgeln. Krass...
Und mein M. stand auch noch auf seiner Seite... Mir blieb nicht´s anderes übrig, als mir einen Abstand aufzubauen. Heute stehe ich drüber, aber ehrlich, es war kein einfacher Weg bis jetzt...

Meine Kinder standen aber immer zu mir und das ist auch heute so.

Liebe Grüße
Botus
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Botus »

Mal ganz unabhängig von der Frage, ob jemand krank ist oder nicht, würde ich es bereits als Glücksfall sehen, wenn Gesprächspartner, Partner, Freunde, Verwandte überhaupt da bleiben, nachdem ich dazu über gewechselt bin, meine eigenen Belange auszudrücken und auch zu vertreten.

Bei mir ist es immer so gewesen, dass ich nur als Gesprächspartner / Partner / Freund/ Bruder / Sohn (etc.) interessant war, solange die Sachen der anderen im Vordergrund standen und deren Dinge erfüllt waren.

Wenn ich z.B. eine Partnerschaft hatte, dann wurde das gemeinsame Leben in der Regel zu 80 % von dem Leben und dem favorisierten Lebensmodell meiner Partnerin bestimmt und höchstens zu 20 % von meinem. Selbst dieses Wenige wurde noch als zu viel gesehen und es wurde gesagt, ich wäre sehr egoistisch, würde nur an mich denken usw.

Ich möchte damit sagen, dass wir nicht außer acht lassen sollten, in welche Richtung sich die Menschen in unserer heutigen Gesellschaft entwickeln.

Es gibt immer mehr Menschen, die mit Menschen nicht zurecht kommen und deshalb auch keine Menschen um sich haben wollen, weil sie nur mit Marionetten und Sprechpuppen etwas anfangen können.

Die Frage, ob mich ein Gegenüber als gesund oder als depressiv einstuft, läuft nach der selben Methode.

So lange ich mir monatelang (oder jahrelang) geduldig den Kummer von jemandem anhöre und wie gewünscht etwas dazu sage, werde ich von demjenigen als gesund einstuft.

Sobald ich aber aber mal von meinen eigenen Problemen anfange, wird sofort abgeblockt und darauf hingewiesen, dies seien "Gedankenlawinen" und ich würde "um mich selbst kreisen". Ich soll mir deren Kram ewig angehören, aber wenn ich mal selber was habe, heißt es sofort "Halt, Stopp", das seien ja depressive Gedanken. (In Wahrheit haben sie einfach nur keine Lust darauf, über was anderes als über sich selbst zu sprechen).

Liebe Grüße vom Dobi
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

..., auf ihrer Seite, wollte ich schreiben, sorry.

@ Dobi

So ähnlich war es bei mir auch. Danke für deinen Beitrag.
ellwood
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Registriert: 19. Apr 2015, 12:16

Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

Hi @ all ,

ich kann jetzt ( noch nicht ) direkt von dem Zustand nach der Reha reden weil ich nicht weiß ob es bei mir und meiner Freundin den Zustand danach noch geben wird.

Aber ich kann über den Zustand während der Therapie reden , die Veränderungen , das kämpfen gegen Windmühlen , die teilweise sehr einseitigen Denkweisen die scheinbar auch in Therapien vermittelt werden .
Wer hier im Angehörigenteil " meine " Geschichte gelesen hat weiß das ich mit sehr viel Empathie , Mut und Verständnis in die Beziehung zu einer " schwerst " depressiven Frau gegangen bin . Am Anfang alles Friede Freude Eierkuchen , doch die Probleme kamen . Da ich vorher so in dieser Form noch keine depressiven Menschen so nah bei mir hatte , fielen natürlich auch mir manche Sachen nicht gleich zum Anfang richtig leicht und ich hatte Probleme damit um zu gehen . Da ich aber ein sehr reflektierter Mensch bin habe ich mir immer wieder ein Stück Erfahrung daraus mit genommen .
Oft nach Ihren Stunden merkte ich das bei Ihr eine Veränderung eintritt , Sie war mehr auf Sich bedacht was ich auch in Ordnung fand und Sie so gut es geht wenn das Thema darauf kam unterstützte .
Aber es kam etwas wie aus heiterem Himmel das mich betraf und durch Ihren Therapeuten abgeschmettert wurde. Seitdem war dann alles anders . Sie hatte ein aktives Profil auf einer Flirtseite , das ich wirklich nur durch einen Riesen Zufall zu Gesicht bekam . Aufgrund des Auslösers Ihrer Depression war ich in heller Aufregung und versuchte das mit Ihr zu klären auch wieder mit sehr viel Verständnis ( nur leider mit ein paar zu ehrlichen Aussagen ) , ich erklärte Ihr das Ich das Profil nicht angebracht finde auch wenn ich die Gründe dafür vielleicht aus Ihrer Sicht nachvollziehen kann ( Selbstbestätigung beispielsweise ). Habe Sie aber gebeten aus Rücksicht auf mich das Profil zu löschen was lange Zeit leider nicht geschah .
Denn Ihr Therapeut muss wohl gesagt haben ( Sie sagte das Sie Ihm die volle Wahrheit geschildert hatte ) das die Eifersucht wohl mein Problem sei und Sie sich davon abgrenzen müsse .
Danach war kein Dialog mehr möglich und ich entschied mich das ganze irgendwie zu behandeln als ob es nie passiert wäre.

Ich gehe demnächst auch zu einem Therapeuten weil mich Die ganze Beziehung ( nicht nur das Drama ) wohl auch an meine Grenzen gebracht hat , habe mir aber vorher eine Überweisung bei meinem Hausarzt ( mit psychologischen Grundkenntnissen geholt ) und dieser meinte wenn es nur das eine Thema ist das mich belastet , ich ganz entspannt sein kann denn meine Reaktion auf das geschehene sei durchaus normal und die Frage erlaubt was so mancher Therapeut seinen Schützlingen für einen Quatsch mit auf den Weg gibt .

Was ich damit sagen will , auch wenn es schwer fällt . Nicht alles was einem depressiven von einem Therapeuten erzählt wird ist die ultimative Wahrheit , bewahrt Euch das Recht und vor allem die Pflicht Euch selbst zu reflektieren . Redet mit Euren Partnern , zur not auch in einer Paarsitzung und macht wie Mirabella war es glaube ich geschrieben hat ein Codewort aus wenns bergab geht .

Als " Angehöriger " unvermittelt von einer Depression erschlagen zu werden macht es beiden Seiten nicht leicht .

Das sind mal meine Gedanken dazu .

Gruß
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

Hallo ellwood,

bei uns war das so, dass ich gerne mit meinem M. geredet, wenn er es zugelassen hätte. Ich fühlte mich bei ihm mit meiner Erkrankung im Stich gelassen und auch als uns Beiden eine Paartherapie emfhohlen wurde, wurde ich alleingelassen. Das war für mich auch eine ziemlich schmerzhafte Erfahrung. Dafür habe ich aber gute Erfahrungen in meiner Therapie machen können.

LG
ellwood
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

Hallo Katerle , ich will hier Angelas Thread nicht kapern halte es aber bei diieser Fragestellung durchaus für angebracht die " Angehörigenseite " zu beleuchten .

Schade das Dein Mann nicht reden wollte , ich halte das für sehr wichtig , passend dazu lese doch mal bitte den neuen Blog von Toby " Hobbykeller " einfah nur gut . Auch wenn Tobi aus Betroffenensicht oft zu lasch mit dem Thema umgeht ist es aber trotzdem ein Weg damit um zu gehen .

Paartherapiestunden , klar passen Die nicht gerade mal so in das Behandlungskonzept , aber wie soll ich das jetzt schreiben ... , der depressive Kopf nimmt gesagtes scheinbar anders wahr als der " vermeintlich " gesunde was dazu führen kann das Aussagen des Therapeuten in bester stiller Post Manier einfach nicht mehr so ankommen wie sie ursprünglich gemeint waren . Ich habe keine Ahnung wie das bei Dir war wenn Du in einer Episode stecktest .

Und das mit der Therapie ja mein Lieblingsthema , auch das was ich mit reflektieren meinte ...... Immer aber wirklich immer wenn meine Freundin einen " Einbruch " hatte der therapeutisch aufgearbeitet werden musste war ich a) aussen vor und b) oft der Arsch der den Kontaktabbruch zu tragen hatte . Hätte der Therapeut mal Ihr näher gebracht das es für einen liebenden Menschen der obendrein ohne diese fiese Krankheit selbst lebt , es fast schon ein muss ist zu Wissen wie es in Ihr aussieht wäre nur dieser eine Satz verinnerlicht worden statt immer nur dieses , Ich ich ich . Würde es bei uns wohl anders aussehen .

Ich verstehe das der Weg zum ich in einer Therapie wichtig und richtig ist , nur was soll die Welt mit 6 Millionen therapierten Egoisten ? Die Kompromisslos " Ihr Ding " durchziehen ? Was glaubst Du wie man damit in der Berufswelt klarkommt wo Teamgeist gerade das Nonplusultra ist ?

Ich bleibe dabei liebe Betroffene , Denkt an Euch , Glaubt an Euch , aber seit so reflektiert das Ihr in Beruf , Partnerschaft und Familie noch ein Wir mit einbauen könnt . Das Raum für einen Konsens lässt und nicht nur vollendete Tatsachen .
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

Ich halte beide Seiten für wichtig, der Angehörigen und des Betroffenen. Offenbar hast du es anders erlebt als ich. Meinen M. wollte ich gern mit einbeziehen, aber er ließ es nicht zu, weil er von vornherein Vorurteile gegenüber Psychologen/Therapien hatte, wo ich ihm aber keinen Vorwurf mache, denn seine M. war auch so negativ eingestellt. So hat man als Betroffener schlechte Karten. Mir tut es deshalb weh, weil ich zu offenen Gesprächen bereit gewesen wäre. So wurde und fühlte ich mich ganz schön alleingelassen mit der Erkrankung und das war keine so hilfreiche Erfahrung für mich gewesen...

LG
ellwood
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

Ist wirklich schade das Du die Erfahrung anders herum machen musstest .
Wie gesagt den Dialog zwischen Angehörigen und Betroffenen halte ich auch für extrem wichtig .
Nur und da will daran festhalten , glaubt nicht (als Betroffene ) alles was Ihr von Eurem Therapeut hört .
Dieses " nur " auf sich hören macht m.E nach keinen Sinn weil in einem Leben das nicht einsam verlaufen sollte immer andere Menschen mit anderen Meinungen involviert sind deren Bedürfnisse möglichst auch nicht auf der Strecke lassen sollte . Also klar gibt es Themen die werden bei mir auch nicht diskutiert , aber in einer Beziehung sind halt minimum 2 Personen . Und da geht es einfach nicht sich einseitig ab zu grenzen . Und das ist etwas was ich auch Angela mit auf den Weg geben möchte , klar ist es gut und wichtig was Du gelernt hast in Deiner Reha und klar bist Du der wichtigste Mensch in Deinem Leben . Nur es gibt auch noch andere Menschen und vielleicht sollte man Sich damit einverstanden erklären das es auch noch andere Meinungen gibt .

Du musst nicht in aalte Denkmuster verfallen und es jedem Recht machen , aber Du kannst den Leuten die es betrifft auch sagen warum . Wenn das nicht verstanden wird vielleicht auch mit nachdruck , aber meiner Meinung auf keinen Fall von oben herab und ohne Erklärung.

Das wird niemand verstehen .
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

@ ellwood

Alles glaube ich bestimmt nicht meiner Therapeutin, ich bilde mir meine eigene Meinung, aber wir stimmen in vielem überein. Und deinen letzten Satz unterstreiche ich sogar.
Klar gibt es noch andere Menschen. Und die gibt es auch in meinem Umfeld. Sonst wäre ich ja auch nicht nach der Reha weiter für meine Familie dagewesen, für die Kinder? Nur ich sage auch, es gab schöne Zeiten und auch wenigere schöne mit ihm und da meine ich die, wie mit mir nach der Reha umgegangen wurde, er seine Aggressionen an mir ausließ und meine Meinung nie ernst genommen oder ich einfach ignoriert und so getan wurde, als gäb´s mich garnicht? Bzw. an allem rumkritisiert, egal was ich anfasste etc. und da hätte ich schon gerne gewusst, was war da bei uns schiefgelaufen? Und die letzte Chance hatte er noch mit der Paartherapie. Erst danach habe ich meine Konsequenzen gezogen, weil ich wollte nicht mehr schlecht behandelt werden... Mir tut es auch leid, dass es so gekommen war und auch diese Entscheidung mit der r. T. fiel mir bestimmt nicht leicht, weil ich auch mit Ängsten zu kämpfen hatte/habe. Aber seitdem fühle ich mich besser. Sorry, wenn ich jetzt etwas mehr ausgeholt habe, aber es tut gut, sich das von der Seele zu schreiben.

Liebe Grüße
ellwood
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

Ja Katerle , da liegen Wir glaube ich gleich . Ich wäre und wenn Sie es noch wollte würde für meine Freundin alles machen was Ihrer Genesung und meinem Verständnis für Ihre Krankheit hilft . Wie gesagt das Du so jemand unsensiblen an Deiner Seite hattest tut mit wirklich Leid . Und wenn bei Angela nur " gezogen " wird mit dem Hintergrund Sie hätte es vorher ja auch gemacht scheint es mir das Sie auch ein recht unsensibles Umfeld hat das es a) zu sensibilisieren gilt oder b) Sie sich mit Recht abgrenzt .
Das alles sind wie auch in Deiner Geschichte legitime Mittel , keine Frage .

Ich will wirklich ( und Du scheinbar ja auch ) das der Dialog im Vordergrund steht . Und das würde ich gerne allen Betroffenen und Angehörigen mit auf den Weg geben.
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

Genau ellwood. Danke das man sich mit dir darüber austauschen kann.

Ich bin bestimmt auch kein fehlerfreier Mensch, aber wer ist das schon. Nur es kann nicht sein, dass ich an allem Schuld gewesen sein sollte. Zu einer Beziehung gehören doch immer noch Zwei?

Dialog ist schon von beiden Seiten her wichtig, denke ich. Bei uns war es so, dass er anfangs über alles bestimmte und auch durchsetzte. Und ich erinnere mich aber auch daran, dass ich vor meiner Beziehung auch ganz gut meine Meinung vertreten konnte, was dann später kippte und ich mich mehr in die Ecke gedrängt fühlte. Es waren einfach zuviele gegen mich, hatte ich das Gefühl und so traute ich mir dann nichts mehr zu sagen. Ist aber schon besser geworden und ich habe ja in meiner Umgebung auch noch Leute, wo ich keine Angst haben musste/muss, was zu sagen.

Denke aber auch, dass mein M. mit der Situation auch überfordert war, als ich krank wurde. Ich hatte nach meinem Zusammenbruch keine Kraft mehr und deshalb ging ich auf Anraten meines Arztes in die Klinik und später in Reha, wo ich wieder etwas Kraft tanken konnte. Bevor ich krank wurde, war ich viel für andere da und war über meine Grenzen gegangen. Das wusste ich allerdings damals noch nicht, aber seit der Reha war mir einiges bewusst geworden, dass ich nicht mehr so weitermachen konnte wie vorher. Das dies auch eine veränderte Situation für Angehörige darstellte, war mir durchaus klar und da bin ich auch die Letzte, die das nicht verstand. Nur meine Angehörigen verstanden einfach nicht, dass ich nicht mehr so belastbar war, wie vorher. Sie hatten erwartet, dass ich nach der Reha wieder gesund und arbeitsfähig war. Das war aber für mich noch lange kein Grund, mies mit mir umzugehen. Ich fühlte mich einfach abgestempelt und ausgegrenzt.

Inzwischen verstehe ich mich aber wieder besser mit ihm und da denke ich, noch ist nicht alles verloren. Also war es auch gut, dass ich ne Grenze gesetzt hatte, nicht mehr weiter so mit mir umgehen zu lassen. Bloß manchmal denke ich auch, den Schritt hätte ich schon viel eher machen müssen und nicht so lange aushalten...

Bis später dann. :hello:

Katerle
ellwood
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

@ Katerle ,

ja in der Tat ist es so , das habe ich auch durch mein Umfeld mitbekommen , das viele Menschen eine Depression nicht als Krankheit sehen und das gnadenlos runterspielen . Aus Betroffenensicht ist das wirklich eine riesen Sauerei . Wenn ich mich als (vielleicht noch ) nicht Betroffener mit Freunden unterhalten wollte was meine Beziehung angeht habe ich nicht selten gehört das ich die depri Tante doch besser fallen lassen soll und Sie sollte Sich mal nicht so anstellen usw.
Das hat mich schwer belastet weil ich ja wusste wie krank Sie tatsächlich ist . Wenn ich mich jetzt selbst in die Situation eines depressiven reindenke und mir diese Sprüche tausende Male an den Kopf geknallt würden ist mir schon klar warum manche auch mit Ihrer Umfeld nicht mehr klarkommen , weil Verständnis da Wohl ein Fremdwort scheint.

Ich denke klar muss man sich abgrenzen wenns nicht mehr geht , wenn zu viel Druck da ist . Aber wie sieht es aus wenn das " fremd " gepflanzte Gedanken sind ? Ich bin der Meinung das , das vorherige Leben meiner Freundin neben Ihrer auslösenden Erlebnis maßgeblich zum Zusammenbruch geführt hat .
Sprich viele unsensible Menschen die überhaupt kein interesse an einer Genesung von Ihr hatten haben in Ihrem Leben rumstochern dürfen. Ich will nicht der große Retter sein aber ich habe massive Angst das wenn das alles in einer tatsächlichen Trennung mündet , Sie an Männer gerät ( wie ich hier auch oft lese ) die kein interesse an der Krankheit bzw. an dem Menschen haben und das wird zu weiteren Verletzungen führen . Und deshalb finde ich es unverantwortlich in welchen Situationen Therapeuten Ihren Schützlingen so einen Mist mit auf den Weg geben das man sich von Grunsätzlichen Themen einfach abgrenzen kann .

Aber ich glaube sowieso das Wir hier gleich schwingen ..... Vielleicht sollten Wir ein Thema eröffnen das den Umgang zwischen Betroffenen und Partnern beleuchtet . Das könnte vielleicht recht sinnvoll werden .

Gruß
Katerle
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Katerle »

@ ellwood

Ja und irgendwann hatte ich es auch aufgegeben, da Verständnis zu erwarten... Tut mir auch leid mit deiner Freundin und man merkt auch, dass du dich sorgst. Kann deine Angst verstehen.
Klar mit dem abgrenzen ist so ne Sache. Aber wenn ich mich nicht von manchem abgegrenzt hätte, wäre ich wahrscheinlich zugrundegegangen, deshalb sehe ich das jetzt nicht als Mist.
Du wirst´s nicht glauben, aber ich denke, meiner hatte da auch schon Depressionen, als ich krank wurde. Ich meine, es war doch auch keine einfache Situation für ihn. Warum hatte er mich denn so hängen lassen in der Beziehung? Also es war nicht so, dass er garnichts für mich gemacht hatte. Nur sein Verhalten fand ich nicht i. O.
In der Familie, wo ich reinkam, zählte immer nur deren Meinung. Jemand anderes hatte da nichts zu melden, sorry, klingt hart. Aber war so.
Bei mir war es so, dass meine Erfahrungen aus meiner Kindheit, Jugend und Beziehung zum Zusammenbruch führten, also da kam vieles zusammen.

Eröffne doch einen soclhen Thread. Scheint ja beides ganz sinnvoll zu sein.

Katerle
ellwood
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

Wäre nur die Frage wo der Thread angebracht wäre ..... Ich machs mal hier bei den Angehörigen vielleicht sprichts sich ja bis zu den Betroffenen rum .
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von Botus »

Oft lässt sich auch gar nicht klären, wer denn nun überhaupt krank ist.

Der Vater des Kindes meiner Ex hat z.B. in jedem zweiten Satz gesagt, dass sie eine "Irre" sei. Offenbar beruft er sich dabei auf früher. Da hatte sie massive Probleme und es gab auch einen Versuch. Parallel dazu ist es aber auch so, dass der immer komplett ausgetickt ist, wenn sie auch nur mit einem anderen geredet hat. Dann wird gewütet, geschimpft, gedroht, sogar ein Amtszimmer hat er mal zerlegt. Nach seinen Anfällen kriegt er jedes mal einen Weinkrampf. Der andere Ex war der Meinung, dass die wohl beide krank seien. Gut beobachtet ! Aber als sie mit ihm Schluß machte und einen anderen hatte, hat er haargenauso genauso reagiert, wie der andere.

Wer ist jetzt krank ? Antwort: Keiner

Alle haben sich darauf verständigt, dass sie alle kerngesund seien, so wie sich das im übrigen auch für Amtsträger gehört und ich der einzige Kranke in dem Verein bin. Das stimmt sogar, denn ich habe bereits am ersten Tag gesagt, dass mich solche Verhältnisse krank machen und genauso ist es auch gewesen.

Wenn die Welt immer irrer und das Unnormale zunehmend zum Normalen wird, kann auch jemand die typischen Symptome einer Depression entwickeln, der eigentlich nichts hat und auch nicht dazu neigt.

:hello:
Zuletzt geändert von Botus am 7. Sep 2015, 19:55, insgesamt 1-mal geändert.
ellwood
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Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von ellwood »

jups , scheint bei mir auch gerade zu passieren . Meine Hausarzt hat mich wegen einer " reaktiven Depression " auch an einen Psychiater verwiesen . Hab jetzt wieder mich fast auf mein Wunschgewicht herunter getrauert und Onkel Doc meint das hängt mit meiner Beziehung zusammen . Da außer dem oder den Foren kaum eine Möglichkeit besteht sich auszutauschen habe ich die Diagnose angenommen ..... Zumal 8 Monate so einen " Leidensweg " eigentlich nicht rechtfertigen sollten in meinem Alter . Aber ich Liebe Sie , wie noch keine Frau zuvor und deshalb leide ich wie niemals zuvor . Ist das Krank ? Mir so was von egal . Wenn Liebe mich krank gemacht hat ist mir das lieber als wenn es ein Job täte .

Normal oder unnormal , Richtig oder falsch ....... Es wäre schön sich davon frei zu machen .

Habe aber an anderer Stelle einen etwas allgemeineren Thread aufgemacht weil es sonst für Angela sehr unübersichtlich wird wenn nur noch alle 10 Beiträge was für Sie sinnvolles kommt .
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Familienreaktion nach Reha

Beitrag von mirabella »

Hallo,
Heute, 1 Jahr später, weiß ich das es aus der Sicht der Therapie grundlegend richtig ist sich abzugrenzen von dem was nicht gut tut! Und nur das zu tun was gut tut.
Um wieder gesund zu werden.

Ich merke aber das es meinem Erkrankten Partner nicht gut tut, wenn ich sauer oder verletzt bin.
Er sucht den Kontakt zu mir, möchte friede Freude Eierkuchen, auf meine Kosten?
Für seine Genesung wäre es richtig, mitzuspielen, Verständnis zeigen etc ....
Aber wo bleiben die Partner?

Muss ich Verständnis dafür haben das er eine Andere hat?
Muss ich Verständnis haben das er unsere Beziehung für schlecht empfunden hat, unsere Ehe ein Fehler war?
Muss ich Verständnis haben das er auf und davon ist, mich mit allem allein gelassen hat?
Ja, dann geht es ihm gut!

Ich finde der "Egoismus" des Erkrankten erwartet zu viel.
Raste ich aus weil er mich verletzt, versteht er es nicht. Es geht ihm schlecht!

Ja, mir geht es auch schlecht und es kommt ja nicht von irgendwo her das die Partner auch den Weg zur Therapie suchen.

Ich finde daran muss während der Therpie gearbeitet werden. Sich abzugrenzen und nur an sich zu denken ist nicht die Lösung, da wieder andere Probleme auftauchen, womit der Erkrankte auch nicht klar kommt.

LG
Antworten