Depression + Introversion = Isolation

Gänseblümchen2
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Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu Ihr Lieben,

sry für die späte Meldung… die negativen Gedanken sind bei mir in den letzten Tagen wieder relativ erstarkt und das Ganze nimmt mich sehr mit, was mich alles andere als dazu befähigt hier zu schreiben. Danke auf jeden Fall das Ihr euch meldet.

@Katerle
ja danke, schade das ich nicht im Real life so heiße^^

Ich mag auch Gänseblümchen und Sonnenblümchen (du bist cool, dass du es auch so siehst :). Sonnenblümchen wirken so fröhlich =). Hab auch schon gefühlt unendlich viele gemalt, wenn ich mich nicht mehr konzentrieren kann^^

Ich glaube ich würde mich auch wohler fühlen mit Leuten die unter Depressionen leiden. Leider kenne ich bisher nur eine, aber die Person ist momentan auch in einer so starken depressiven Phase und macht sich dadurch leider nicht wirklich erreichbar für mich.
Ich hatte auch schon die Gelegenheit gehabt, mit anderen Depressiven kurz ins Gespräch zu kommen, aber zu einem festen Kontakt kam es nicht. Sie waren auch zu sehr damit beschäftig sich selbst zu isolieren. Und dabei bin es ich gewesen, das Selbstisolations-Monster, das versucht hat mit den Leuten in Kontakt zu treten.

Ich hatte mal was ähnliches erlebt, wovon du geschrieben hattest. Tatsächlich sogar 2 mal. Ich hatte so eine große Angst eine bestimmte Person anzusprechen… und einige Zeit später hatte dann diese Person sogar mich angesprochen --> Ich bin natürlich vor Freude fast durchgedreht, aber das sollte nicht lange anhalten.
1. Person mit oberflächlichem pseudofreundschaftlichem Getue, hat nur ein halbes Jahr lang mit mir gespielt (bzw. verarscht)
2. Person mit oberflächlicher Pseudofreundschaft, hat nach 2,5 Jahren den Kontakt abgebrochen weil ich unter Depressionen leide (und vor kurzem hatte sie mir auch indirekt und auch offen zugleich gesagt, das sie mich scheiße findet und deswegen nichts mit mir zu tun haben will)
-------> Ich weiß, was du damit sagen wolltest. Es kann wunderschön sein solche Momente zu erleben. Aber wenn du merkst das es zwischen euch nicht mehr so gut läuft, hast du natürlich ein mächtiges Problem, weil du dann von dieser Person in hohem Maße abhängig bist. Vor allem wenn dir sogar bewusst ist, das du Kontaktschwierigkeiten hast, bist nur allzu gern dazu bereit sich selbst dazu zu zwingen alles zu tun, nur damit der jetztige Kontakt zu der einen Person nicht abbricht. Speziell von dem was ich in den letzten 2-3 Sätzen erwähnt habe, habe ich wahnsinnig unter diesem Zustand gelitten.

Dein Satz: „dass EINE ABLEHNUNG IMMER WAS ÜBER DEN ANDEREN AUSSAGT UND NICHT ÜBER MICH.“ --> werde ich auf jeden Fall in meinem Herzen weiter tragen. Vielen Dank dafür, es bedeutet mir sehr viel ^.^


@Bingo
ja, kein Ding. Ich kann mir denken was in dir vorgeht, ich hab ja oben schon kurz angerissen das ich momentan auch nicht gerade so schreibfähig bin. Ich werde auf dich warten =) --> Gute Besserung nebenbei =)



@DocHolliday

Ich denke die Namenswahl ist nur reines Klischeeverhalten. Das was typisch „weiblich“ ist, ist nur Sozialisationsbedingt. Ähnlich wie die Vorstellung das Frauen meistens nett oder gefühlvoll sein sollen… naja, diese Erfahrung habe ich nicht unbedingt gemacht, aber ist ja sowieso nur Klischeedenken^^

Beziehungsdürftigkeit? --> Es kommt von allen Seiten (Medien, Internet-Werbung und das Real life natürlich auch) die suggerieren das es „unnormal“ ist alleine zu sein. Egal ob es um Freundschaften geht oder Partnerschaftlichen Geschichten.
Meine Welt:
1. Es gibt Leute in meinem Umfeld die Partnerschaften haben und zusammenleben.
2. Es gibt Leute die sind ungefähr in meinem Alter und sind schon verheiratet oder sind schon Eltern geworden (viele Verwandte in meiner Generation sind auch schon verheiratet oder sind kurz davor)
3. Ich wurde auch schon mal von meinem Vater verbal angegriffen und meinte zu mir das nahezu jeder „in deinem Alter schon längst eine Ausbildung abgeschlossen hätte, Geld verdient und bereits eine Familie hat/verheiratet ist“
4. Ständig tauchen irgendwelche pornographisierten Werbungen auf (nicht mal in meiner Freizeit kann ich von diesem Schei… verschont werden) --> und jetzt? soll ich jetzt mit einer random Frau rum machen, damit ich hinterher den Geschmack von Mezzo Mix (oder wie dieser Müll heißt) verspüre?! --> Wtf?
5. Wenn ich mich schon mit den wenigen Bekannten die ich habe unterhalte, darf ich mir jedes mal anhören was die alles an Schönes mit ihren Freunden erleben. (Ich bin aber nicht Teil dieser Erlebnisse. Ich bin im Vorfeld immer ausgeschlossen)

6. Oder im einfachen Uni-Alltag --> ohne Freunde geht da nicht viel. Die meisten Veranstaltungen sind super blöde, wenn da niemand ist den du bereits kennst. Oder allein schon bei den vielen schriftlichen Leistungen die man erbringen muss. Z. B. bei Hausarbeiten wird immer unendlich viel Wert auf die sprachliche Richtigkeit etc. gelegt, weshalb auch IMMER empfohlen wird das andere Leute die Arbeiten korrekturlesen. --> Was willst du aber machen wenn du niemanden kennst? Ich hab ja meine Arbeiten auch schon gefühlt hunderte male korrektur gelesen und trotzdem wurde ich bei den Besprechungen darauf hingewiesen das ich „das doch korrektur lesen lassen soll, bevor das abgegeben wird“. Mich hat das das letzte Mal so angekotzt das ich der Person einfach gesagt habe, das mir niemand zur Verfügung steht der das Korrektur liest, vor allem auch weil ich keine Freunde habe. Die Person hatte leicht überrascht geguckt… sie hatte nach einem leichten Zögern wohl doch etwas Verständnis für mich gehabt und hat mir mit einem etwas sanfteren Ton Kritiken gegeben.
-------> mittlerweile bin ich deutlich besser geworden was das alles angeht (ich meine damit die schriftlichen Arbeiten). Aber es ändert nichts daran das das System so aufgebaut ist das sich alle möglichen Leute sich gegenseitig helfen. Bei mir ist es aber nicht so. Ich kann zur Not auch anderen Leuten dabei helfen ihre Arbeiten zu korrigieren, aber helfen sie mir am Ende bei meinen? Nein, das habe ich auch schon erlebt. Oder bei Klausurphasen lernen viele Leute mit anderen zusammen. Aber habe ich jemanden mit dem ich lernen kann? Nein habe ich nicht. Und bloß nicht vergessen, das vieles über die Uni Sachen noch per Gruppenarbeiten erledigt werden....................................
7. Ich habe viele Ängste, insbesondere wo es auf Interaktion mit anderen Menschen hinauslaufen könnte. Ich kann z. B. nicht so einfach alleine weite Distanzen überwinden (z. B. ins Ausland oder sonst wo Urlaub machen). Es muss einfach irgendwas oder irgendwer da sein, das mir ein Gefühl von Vertrautheit gibt, damit ich von der Fremdartigkeit (und der damit verbundenen Ängste) nicht gänzlich erschlagen werde. --> Wenn ich mit einer bekannten Person unterwegs bin, ist das alles weit weniger ein Problem, als wenn ich komplett alleine unterwegs bin, und tja, ich bin zu 100% allein im Alltag
8. Noch ein ganz wichtiger Punkt, aber das ist für mich so furchtbar und wahnsinnig belastend gewesen, das ich es momentan nicht erwähnen mag.

--------> das alles bzw. speziell die letzten 2 Punkte setzen mich massivst unter Druck wenn es um eine Kontaktaufnahme geht. Ich spüre auch bei jedem Gespräch wie dieser innere Druck bei mir zu eskalieren anfängt und das erhöht meine Nervosität ins unermessliche und führt dann zu (sehr) vielen Versprechern bzw. undeutliche Aussprache und alles in allem stehe ich am Schluss wie der größte Vollidiot da…
Natürlich ist es mir wichtig das der Versuch auf auch mit einem Erfolg gekrönt wird, ansonsten würde ich es gar nicht erst machen. Ich kann mich nicht einfach nur des Redens willen unterhalten, ich hatte auch irgendwo weiter oben bereits erwähnt das ich kein Small talk kann. Alles was ich sage hat einen Sinn und mache es nicht zum bloßen Zeitvertreib.
---------> mir sind die Punkte von 1-7 zurzeit relativ egal, ich meine die damit verbundenen Ziele welche die Situation verbessern könnten. Im Moment geht es mir „nur“ darum die Isolation aufzuheben, der Rest ist optional bzw. zu verfrüht.

Ich werde womöglich dein Rat beherzigen, nur weiß ich noch nicht wann sich die Gelegenheit bietet. Es dauert wohl noch eine Weile bis ich überhaupt ans Ende der Warteliste für nen Thera-Platz gelangt bin, sind glaub ich noch wenigstens 3 MOnate, vllt. noch mehr. (Das auch so viele Leute in letzter Zeit einen „Schaden“ haben müssen…^^)

Lieben Gruß und ein lieben Dank an alle die mir schreiben =)
Gänseblümchen :)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
DocHolliday
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Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von DocHolliday »

Hallo Gänseblümchen2,

es fällt mir schwer Dir zu antworten, weil vieles in Deiner "Bestandsaufnahme" in sich geschlossen ist und wenig Zweifel zuläßt.

Kannst Du Dir vorstellen, dass es Zeitgenossen gibt, die gerne allein sind und nicht das Gefühl haben, isoliert zu sein?

Du kannst ja mal überlegen, wie sehr Du Dich in eine "Opferrolle" reinmanövriert hast, die Du mit der Darstellung von Negativerlebnissen unterfütterst.

"Small Talk kann ich nicht..."

Small Talk hat schon Bedeutung bei einer Kontaktaufnahme, kann entspannend wirken, ein erstes Abtasten sein, ob sich ein weitererführendes Gespräch ergeben kann, und es kann durchaus auch intelligent und witzig sein...das Klavier hat eben verschiedene Tasten im Angebot.

Ich mußte innerlich mit dem Kopf schütteln, als es in die Richtung ging, dass "man" in einem bestimmten Alter was bestimmtes erreicht haben sollte, mehr Druck und Zwang, mehr kleinbürgerliche Vorstellung geht wohl nicht...50er / 60er Jahre oder was?

....ich belasse es mal dabei, aber zu der Thematik könnte ich fast uferlos was schreiben.

Glücklicherweise bieten sich in unserer Gesellschaft viele verschiedene Möglichkeiten sein Leben zu gestalten, ohne deswegen schief angesehen zu werden. Es geht doch auch darum, nicht ständig auf andere zu blicken, sondern vorwiegend zuzusehen, mit sich selbst klarzukommen.

Kannst Du Dir mal rein theoretisch vorstellen, dass Du eine innere Unabhängig erlangen kannst, die Dich frei von inneren Zwängen und Scheinbedürfnissen macht?

...und wie soll das anders gehen, als mit einer guten Psychotherapie?
...vielleicht auch mit Meditation...

Deswegen würde ich das an Deiner Stelle nicht nur in Erwägung ziehen, sondern mich ernsthaft damit befassen.

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
bingo123

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von bingo123 »

Ich kann beide Sichtweisen nachvollziehen.
Es kommt eigentlich nur darauf an, auf welchem Level man sich befindet um sich in
Menschen und ihrer Situationen einzufühlen.

Ich verstehe Gänseblümchen, da er anscheinend ein sehr sensibler Mensch ist und
sich selbst (wahrscheinlich) der größte Kritiker gegenüber ist.

Für manch einen ist das schwer nachzuvollziehen, jedoch verstehe ich seine Empfindungen sehr gut.
Ich finde den Ansatz von DocHolliday deswegen nicht schlecht.
Nein - im Gegenteil.

Er führt Herangehensweisen an, wie man sein Leben in eine positive und zielbringende Richtung lenken kann. So habe ich zumindest seinen Beitrag aufgefasst.
Ich bin der Meinung, dass man sich nicht unentwegt auf Dinge konzentrieren sollte, in denen man sich durch schlechte Gedanken selbst schadet.

Zu dem was dir dein Vater gesagt hat. Gänseblümchen.:
Ich finde es sehr traurig, dass sich dein Vater zu einer solchen Aussage seines eigenen Sohnes
hinreißen lässt.
In meinen Augen spiegelt es eine Schwäche deines Vaters wider bzw. verdeutlicht das ihm der Teil der Empathie fehlt, die dir innewohnt.

Vielleicht bist du, genau deswegen so bedacht darauf, anderen gerecht zu werden um der Anerkennung Willen und der Hoffnung auf bedingungslose Liebe, derer die du liebst.

Vielleicht Mutmaße ich auch falsch, ich kenne dich nicht, aber anhand dessen was du bisher geschrieben hast, könnte ich mit meiner Vermutung richtig liegen.

Menschen wie uns tut es gut, wenn wir auf Themen eingehen, die uns beflügeln, inspirieren und uns so annehmen, wie wir sind.
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Katerle »

@ Gänseblümchen

Selbst wenn in deinem Umfeld schon einige Partnerschaften haben, verheiratet sind oder Kinder haben - lass dich dadurch nicht unter Druck setzen oder durch deinen Vater. Jedenfalls ist das nicht die einfühlsame Art, sein Kind so auf das Leben oder die Liebe vorzubereiten.

Ich bin gerne mal unter Menschen, aber auch gerne mal allein.

LG
Gänseblümchen2
Beiträge: 43
Registriert: 31. Jul 2015, 23:45

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu Ihr Lieben,

@DocHolliday (Ich sag schon mal im Voraus, falls du dich irgendwo persönlich angegriffen fühlst, dann ist das nicht so gemeint^^. Für mich ist das grad einfach alles viel zu emotional und schwierig zu gleich… einfach aus den verschiedensten Gründen…)

Wie kommst du darauf das ich mich nicht ernsthaft damit beschäftige? Ich bin zu 100% ununterbrochen alleine und beschäftige mich schon seit Ende letzten Jahres nahezu ständig mit dem Scheiß namens Depression und Co. und in ansonsten bin ich nur dabei um über mich selbst zu reflektieren und zu überlegen wie es nur weiter gehen soll.

Mir ist schon klar wozu es Small talk gibt^^
Small talk ist für die „Normalen“ vielleicht eine tolle Sache, aber für jemanden wie mich ist das ein absoluter Alptraum. Worüber willst du denn reden, wenn es nichts gibt worüber du reden kannst? Worüber soll ich denn „plaudern“? Das ich Depressionen habe, Zukunftsängste, das mein Leben scheiße ist, das ich soziale Phobien habe und gar nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehme…. ? --> Es gibt nichts worüber ich reden kann worüber andere reden wollen. --> Ich bin nicht dazu befähigt zu small talken

Zudem kann ich nicht so leicht auf spontane Sachen antworten und wenn ich zu lange überlege komme ich auch schwachsinnig rüber……. --> es ist für mich das aller Schlimmste wenn es um Interaktionen mit anderen Leuten geht. Schon nach paar Sätzen macht sich die Panik in mir breit und schon zack!, schon ist die Gedankenblockade perfekt. --> Wie beim Klavier… ich kann nicht die richtigen Tasten drücken, weil ich kein Klavier spielen kann. Hier ist es dasselbe.

Ich hatte halt noch nie ein vernünftiges Umfeld gehabt, woran ich mich hätte orientieren können. Daher kann ich mich nur so verhalten wie ich es für richtig halte, und obwohl etwas nie böse von mir gemeint war, kommt meine Verhaltensweise bei niemanden gut an.
Es gab Zeiten da war ich mal offener als sonst. Aber egal wie ich mich verhalten habe, entweder gelte ich als zu ruhig oder ich bin ich wieder zu aufdringlich. Ich versuche alles richtig zu machen und es jedem recht zu machen. Aber es funktioniert alles nicht. Die Leute wollen das ich mich an irgendwelche scheiß Normen halte, nur blöd das ich diese scheiß Normen nicht kennen weil ich zeit meines Lebens immer ausgeschlossen wurde und diese somit unmöglich kennen kann. Ich hab auch schon aus Verzweiflung versucht anderen meine Situation zu erklären, aber damit habe ich die Ablehnung eher nur noch gefördert.

Soviel zur Opferrolle… ich hab mich oft genug versucht an die Leute anzupassen, aber ohne Erfolg und gleichzeitig darf ich mich noch kritisieren und vorwerfen lassen warum ich mich so „komisch“ oder sonst wie merkwürdig verhalte. Aber kein Ar… kommt auf die Idee sich mal die mühe zu machen sich vielleicht an mir anzupassen, um es mir auf diese Weise die ganze Kontaktaufnahme-Situation leichter zu machen. Allein schon weil es mehr als offensichtlich ist wie ich jedes mal bei dem Scheiß komplett verkrampfe (und mir auch äußerlich ansieht) und mir das alles selbst vollkommenbewusst ist während es geschieht. Aber hey, wozu? Lieber sofort isolieren und weiter ablehnen. UND das Beste das ist ja alles nur "mein" Problem, den Leuten kanns ja scheißegal sein, die haben alle ihre Kontakte.

Weißst du wann ungefähr meine letzte (richtige, nicht inhaltlose und oberflächliche) Unterhaltung war? Ich glaub das liegt schon gut 2,5 Jahre zurück und davor gab es auch nie wirkliche Unterhaltungen. --> Glaubst du das jemand so lange alleine leben kann ohne langfristig einen Schaden zu bekommen? Es ist schon ein gewaltiger Unterschied ob Leute freiwillig für eine längere Zeit alleine sein wollen oder gegen ihren Willen für ein Großteil ihres Lebens alleine sein müssen. --> Ich bin ja selbst introvertiert und brauche selbst keine große Gesellschaft, aber über so einen langen Zeitraum allein zu sein......

Ich weiß nicht ob du jemals in meiner oder einer ähnlichen Situation gewesen bist, und dabei geht es auch nicht um diese spezifische Situation sondern auch zugleich was dir deine Natur zu gleichen Zeit ermöglicht oder besser gesagt alles verbaut. Ich bspw. bin so verschlossen und Kontaktscheu das ich schon unendlich große Schwierigkeiten habe mir überhaupt Hilfe zu suchen… Ich gehöre leider nicht zu den vielen Leuten wie hier im Forum, die sich denken können "ich fühle mich schei...e und deswegen gehe ich jetzt zum (Psycho-)Doc". Bei mir ist auch das schon nahezu ein Ding der Unmöglichkeit und konnte es bisher nur ein einziges Mal aus tiefster Verzweiflung mich überwinden... aber wie gesagt nur ein mal, kein vorher und auch kein hinterher. Ich hatte auch schon vor Ort an der Stelle wo ich hin gegangen bin versucht zu erklären das es keine Selbstverständlichkeit für mich ist, überhaupt dort zu sein. ABer wirklich begriffen haben sie es nicht.
-----> Alleine die Inhalte der letzten 2 Abschnitte sind für mich schon Grund genug seit Jahren nahezu fast jeden verdammten Tag über Leben und Tod nachzudenken. Du kannst mir glauben… würde alles nur an einer Opferrollen-Einstellung bei mir liegen und das ich die Möglichkeit hätte es allein mit Willensstärke ins Gegenteil umzukehren, dann hätte ich das schon längst gefühlt vor Hundert Jahren versucht.

Falls du dich persönlich angegriffen fühlst… so ist es nicht gemeint. Ich habe nur die Vermutung das du meine Situation nicht ganz nachvollziehen kannst und mein Anliegen dir deswegen so geschmeidig anmutet. Du meinst, wenn ich dich richtig verstanden habe, das ich mich (un-)bewusst in eine Opferrolle gebracht habe und mir dadurch nichts anderes mehr übrig bleibt als die Schuld bei anderen zu suchen, aber so leicht ist es nicht. Mag ja sein das ich eine Opferrrolle eingenommen habe, aber Fakt ist auch das ich schon ewig einem Zustand bin wo ich aus dieser nicht selbstverschuldeten Opferrolle nicht mehr herauskomme. Ich sag doch selbst das ich Hilfe brauche, aber bekomme ich welche? Nein, stattdessen werde ich ignoriert oder bekomme direkt einen Kontaktabbruch. Und therapeutisch kann ich gefühlt hundert Jahre lang warten mit den dämlichen Wartelisten und dabei wäre ich momentan der aller letzte der auf jedes Therapie-Angebot schei…en würde… Ganz im Gegenteil, die müssten sich nur melden und wäre ich zu 100% bereit

ach ja, und meditieren kann ich leider nicht, bei mir herrscht Gedankentechnisch immer Eskalation im Kopf, wenn ich zu meditieren versucht habe^^

@Bingo
Ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, dann liegst du mit deiner Vermutung über mich vollkommen richtig.

Das Beispiel was ich aufgeführt habe, war weniger als ein Erwartungs-Ziel seitens meines Vaters gemeint, sondern einfach nur eine höfliche Art mir mitzuteilen, das er mich für einen Versager hält. (Aber die Aussage ist auch schon etwas länger her; aber sowas ist natürlich prägend, sonst hätte ich das hier auch nicht als Beispiel genannt). Ich hab halt nicht vieles mit meinem Vater gemeinsam. Vielleicht sogar noch weniger. Ich hatte auch häufig unter der fehlenden Anerkennung gelitten, daher bin ich auch glaub ich so anders als er. Hätte ich Kinder, würde ich mich gänzlich anders verhalten

Du schriebst:
„Er führt Herangehensweisen an, wie man sein Leben in eine positive und zielbringende Richtung lenken kann. So habe ich zumindest seinen Beitrag aufgefasst.
Ich bin der Meinung, dass man sich nicht unentwegt auf Dinge konzentrieren sollte, in denen man sich durch schlechte Gedanken selbst schadet“

Ich hab nicht ganz verstanden was du damit meinst. Auf was soll ich mich denn bspw. konzentrieren. Kannst du mir was empfehlen? Ich selbst hab keine richtigen Ziele mehr an denen ich mich festhalten kann.


@Katerle
Danke für deine Worte. Es ist halt nur alles so unerträglich schwer, wenn einen das alles so vorgelebt wird und man selbst gar nicht mehr in der Lage dazu ist, irgendwas an seinem eigenen Schicksal zu verändern.
Mir geht’s ja auch nicht darum das ich jetzt ununterbrochen irgendwelche Leute bei mir am Ar… kleben habe. Sondern einfach nur das auch jemand da ist, der sich darüber freut das man überhaupt noch am Leben ist. Ich hab kein Bock bei den wenigen Leuten mit denen ich in einen extrem oberflächlichen Kontakt stehe, das legendäre 5. Rad am Wagen zu sein (und zugleich noch Millionste Ersatzreifen zu sein).

------------------> Kurzfassung von allem WAS ICH WILL ist: Ich will als Mensch angesehen werden und auch als solcher behandelt werden. Und die Mehrheit ist nicht mal zu ersteres bereit (und darunter leide ich.)

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
Feder27
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Registriert: 26. Aug 2015, 10:21

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Feder27 »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und habe einfach mal gedacht ich beteilige mich an diesem Thread und schreibe auch gleich mal etwas über mich:

Ich bin 27 Jahre, weiblich und vor 4 Jahren wurde bei mir eine Depression festgestellt in deren Folge ich nicht mehr arbeitsfähig war und in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen wurde. Der Aufenthalt in der Klinik war jedoch nach 1 Nacht bereits zu Ende da ich mich dort völlig unwohl und dauerhaft kontrolliert gefühlt habe (u.a. war die geschlossene Psychiatrie ein Stockwerk über meinem Zimmer und in der Nacht schrie jemand aus Leibeskräften und ich konnte das kaum ertragen). Also wendete ich mich an einen Psychiater bei dem ich regelmäßige Termine wahrnahm während ich weiter krankgeschrieben war. Nach wenigen Monaten kehrte ich an meinen Arbeitsplatz zurück. Mein Psychiater und ich kamen zu dem Ergebnis das meine Depression und Angstzustände auf dem Zeitraum aus früher Kindheit bis hin zum jugendlichen Alter zurückzuführen sind. Als Kind habe ich oft mitbekommen wie sich meine Eltern gestritten haben und meine Mutter litt selbst unter einer Depression was ich als kleines Kind natürlich nicht verstanden habe. Mein Vater hat mich nie schlecht behandelt aber er hat sich auch nie wirklich gekümmert. Denn nach meiner Geburt hat er weiter gelebt als wäre ich nicht existent. Meine Mutter dagegen war schon beinahe übermäßig präsent und wollte immer alles richtig machen. Bereits in meiner Kindheit war ich immer eine Außenseiterin. Ich war niemals schlecht in der Schule aber ich war oft laut und rebellisch. Andere Kinder haben meinen Umgang gemieden und auch meine damalige Lehrerin schikanierte mich, weil ich nicht ihrem Bild eines braven Mädchens mit kleinen Zöpfen entsprach. Als ich etwas älter wurde war ich der Auffassung, dass mein Vater nichts mit mir anfangen konnte weil ich ein Mädchen war. Also begann ich mich wie ein Junge zu kleiden. Das hatte allerdings nicht den gewünschten Effekt, er wandte sich eher noch mehr von mir ab. Dann nahm ich rasant an Gewicht zu. Ich hatte weder in der Schule noch außerhalb jemals wirkliche Freunde. Es gab zwei Leute aus der Grundschule mit denen ich dennoch Kontakt pflegte die aber beide auf eine andere Schule gingen. Ich hatte in der Schule immer das Gefühl das hässliche Entlein zu sein und nicht akzeptiert zu werden. Vor gut 6 Jahren dann, war ich es leid immer die (optische) Außenseiterin zu sein. Ich nahm ab auf absolutes Idealgewicht, stellte meine Ernährung komplett um, zog andere Klamotten an und ließ mir wieder meine langen dunklen Haare wachsen. Urplötzlich nahm man mich wahr. Menschen die mir zuvor noch nicht einmal Hallo gesagt hatten wollten sich mit mir anfreunden und das fand ich äußerst seltsam. Wie sollte ich Menschen vertrauen die mich nur wegen meines äußeren akzeptierten? Mein Vertrauen in die Menschheit ist ohnehin gebrochen. Ich wurde als Kind und Jugendliche von meinen Mitschülerin mit Prügeleien, auf der Toiletten einsperren, anspucken und vielen anderen Dingen förmlich gequält. Sogar meine Mutter machte mich nieder wie ich denn aussehe ich wäre viel zu dick. Ich kann niemandem vertrauen aus Angst erneut verletzt zu werden. Man nahm mich nun zwar wahr aber nach kurzer Zeit schon hatte ich den Ruf seltsam zu sein weil ich nicht offen auf Menschen zugehen kann. Ich wäge immer erst ab und bin sehr vorsichtig. Ist das Eis einmal gebrochen bin ich ein offener Mensch aber es benötigt seine Zeit. Ich habe noch nie offen über meine psychischen Probleme gesprochen oder bin damit hausieren gegangen um Mitleid zu ernten. Ich hasse Mitleid. Was ich getan habe ist zu sagen, dass ich Probleme habe sofort jedem zu vertrauen und man das bitte einfach als gegeben akzeptieren soll. Das tat aber niemand. Also wendete man sich von mir ab weil ich nicht sofort so funktionierte wie es alle erwarteten. Jetzt bin ich zwar die hübsche, aber auch die seltsame von nebenan. Ich habe nach wie vor kaum Freunde. Die wenigen die ich habe melden sich kaum bei mir wenn ich es nicht gerade tue. Die meisten sind Freunde von früher weil sie mich damals schon einigermaßen akzeptierten und auch heute noch und da keinen Unterschied machen ob ich äußerlich dem Standard entspreche. Meine Depression sind heute immer wiederkehrende Episoden. Ich habe auch oft Angst und fühle mich sehr alleine. Beziehungen mit Männern gingen meist in die Brüche da ich Panik habe mich wirklich zu binden aus Angst verletzt zu werden. Dazu kommt, dass mein erster nennenswerter Partner mich betrogen hat und ich dadurch noch mehr Bindungsangst habe. Als Jugendliche habe ich angefangen ein Instrument zu spielen. Vor 2 Jahren habe ich damit in einer Band spielen können. Eines meiner Motto ist: „Musik ist Balsam für die Seele.“ Und das trifft meiner Meinung vollständig zu. In dieser Zeit bin ich etwas offener geworden und aufgeblüht. Jetzt gibt es diese Band seit Anfang des Jahres nicht mehr und mir fehlt das. Es hat ein großes Loch übrig gelassen. Ich habe seither das Gefühl das mich diese Dunkelheit wieder verschluckt. Derzeit habe ich auch einen Partner aber ich glaube der begreift nicht wirklich was eigentlich los ist da ich meine Fassade meist gut aufrechterhalten kann. Auch die wenigen Freunde oder Bekannte hinterfragen nicht warum ich manchmal so bin wie ich bin. Sie reagieren auch nicht wenn ich sage mir geht es nicht gut. Es interessiert niemanden oder ich bekomme gesagt ich stelle mich an. Oder ich werde wie bereits erwähnt als seltsam und komisch abgestempelt. Das bin ich eigentlich gar nicht. Im Grunde sehne ich mich nach Liebe und Geborgenheit die mir keiner wirklich gibt. Selbst meinen Eltern gegenüber bin ich mittlerweile sehr reserviert als wäre ich innerlich erstarrt und emotionslos. Bevor ich meinen Freund hatte saß ich oft tagelang nach der Arbeit alleine zu Hause ohne das jemand anrief oder mir auch nur eine Textnachricht schickte. Ich erwarte keinen Freundeskreis von 20 Leuten. Aber ein paar wenige gute enge Freunde die sich auch mal bei mir melden und fragen ob ich Lust habe etwas zu unternehmen. Ich habe Phasen da kann ich damit umgehen aber auch welche, wie aktuell, in denen ich das Gefühl habe nur von einem in den anderen Tag zu leben und mich irgendwie durch zu schleppen. Positive Dinge haben bei mir oft keinen Platz und es überwiegen die negativen Gedanken. Ich hatte noch nie den Gedanken mir etwas anzutun weil davor habe ich viel zu viel Angst. Am Anfang habe ich ein Anti-Depressiva genommen. Aber ich wollte nicht abhängig werden. Ich helfe mir mit pflanzlichen Mitteln und Therapiegesprächen. Im Moment bin ich allerdings nicht in Behandlung. Langsam aber sicher wird mir die Last zu schwer und die Nächte werden immer schlimmer. Ich wache jede Nacht schweißgebadet auf und habe schlechte Träume. Auf Veranstaltungen fühle ich mich isoliert und abgewiesen. Ich habe das Gefühl ich schreie aber niemand hört es.

Das zu meiner Person.
DocHolliday
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Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von DocHolliday »

hallo Feder27,

ich habe mich etwas erschrocken, als ich auf Deine Buchstabenwand gesehen habe.

Ich finde es gut, dass Du den Mut gefunden hast, Dich hier im Forum mitzuteilen, um Verständnis und Lösungen für Deine Problemlage zu bekommen.

Ich halte es jedoch für besser, wenn Du dazu einen eigenen Thread aufmachst und Deinen Text
mit Hilfe von Absätzen lesbarer machst.

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
bingo123

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von bingo123 »

Hi Gänseblümchen,

hier meine Ansicht, auf eher spiritueller Ebene.

"sich selbst Lieben" schwebt als etwas nicht greifbares im Raum, im Bewusstsein seiner übermächtigen Kraft und dem Wissen das es Dir selbst entspringt, jedoch unfähig es zu definieren, zuzuordnen, oder zu Vertrauen.

Mir fällt es unheimlich schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen, Worte werden missverstanden, sind doppeldeutig, Worte können ( auf emotionaler Ebene ) nicht wirklich das wiedergeben, was eigentlich ausgedrückt werden soll.

Weswegen ich dir auch nicht direkt auf deine Frage antworten kann.
Vielleicht steckt indem was ich schreibe etwas, was dir sinnvoll erscheint.

Sobald dir die Liebe zu dir selbst BEWUSST wird, weißt du, dass du niemanden etwas beweisen musst, mit niemanden einen smalltalk führen musst.

Deine Wissbegierige Art führt dich ganz sicher an dein Ziel auch wenn du nicht weißt wie du dort hingelangst.
Das brauchst du auch nicht.
Lass dich vom Herzen führen und sei du selbst. Mehr nicht.

Das Leben, gebildet aus Erfahrungen, Entscheidungen, bringen uns an den Punkt, der uns im Herzen innewohnt.

Jedes "Ziel" ist individuell, und ist weder gut noch schlecht - alles ist miteinander verbunden.
Alles gehört unzertrennbar zusammen.

Der Weg ist vorgegeben in Dir, du wählst deinen Weg.

Lass dich von deinem Herzen leiten.
Wenn du nicht in der Lage bist dies zu tun,
lasse andere Menschen an dem was dir schon als positive Eigenschaft zur Verfügung steht, teil haben.

Gib deine Empathie, dein Mitgefühl an andere, gebe Hoffnung, Zuversicht und Mut.
Ein wunderbarer Weg zu geben, was andere nicht haben.

Tue dies aus tiefstem Herzen und dir wird gleiches widerfahren.
Gib Liebe - bekomm Liebe.

Unter all dem Zweifeln, der Trauer und anderen negativen Emotionen, stecken die Grundemotionen begraben, die wir nie erhalten, vergessen, oder nie zeigen durften.

Wir müssen uns bewusst machen, was der Kern ist, der uns ausmacht.
Die Formel dazu setzt sich für jeden aus anderen Zeichen zusammen, letztendlich erhalten wir jedoch alle das gleiche Ergebnis.

Irgendwann kommt der Tag, an dem du mutig bist und dir denkst:
Oh Man, ich quatsch jetzt das Mädel an in der Uni, und du einen "Smalltalk" führst und dir währenddessen
denkst:
Oh Man, wie kann das sein? Ich war doch immer der Typ, der keinen Smalltalk führen konnte!!?
Und jetzt.. bin ich mittendrin... im Smalltalk.

Dinge ändern sich, wir entwickeln uns auf dem Weg, wer wir wirklich sein wollen.
Die Kraft dazu liegt in dir selbst und das weiß auch dein Herz.
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Salvatore »

Hallo Gänseblümchen,

habe aus diesem Thread nur kleine Teile gelesen, bin aber darüber gestolpert, dass du mit "Smalltalk" auf Kriegsfuß stehst. Damit bist du in sehr guter Gesellschaft, das geht ganz vielen so. Aber man kann was dagegen machen. In psychsomatischen, psychiatrischen (Tages-)Kliniken gibt es Angebote, die immer so ähnlich heißen wie Soziales Kompetenztraining, Gruppentraining sozialer Kompetenzen o.ä.; "meine" TK bietet das auch ambulant an. Man kann das ohne Scheiß lernen, ein Großteil dieser Art der Therapie ist die Frage: Wann und warum geht Kommunikation schief? (Bestes Buch dazu: "Miteinander reden 1" von Friedemann Schulz-von-Thun)

Smalltalk ist kein überflüssiger Schwachsinn, sondern geht häufig (nicht immer, versteht sich!) über substanzlose Gespräche hinaus, wenn man nur will. Es ist ein Abtasten: Wer bist du? Finden wir irgendwo eine gemeinsame Basis? Wo unterscheiden wir uns?
Wenn es gut läuft hat man vielleicht Lust, dieser Person ein zweites Mal zu begegnen und vielleicht ein drittes Mal und vielleicht wird aus einem Fremden ein Bekannter und später aus einem Bekannten ein Freund. Die Beziehung zu einem anderen Menschen, dem man sein Herz ausschütten und mit dem man tiefphilosophische Gespräche über den Sinn des Lebens führen kann, muss erst aufgebaut und entwickelt werden. Das Ganze läuft als "trial and error", mit vielen findet man halt keine gemeinsame Basis, mit wenigen schon.

Smalltalk ist außerdem eine Frage der Definition. Ich war, als ich noch gearbeitet habe, im Verkauf tätig. Als Verkäufer(in) ist man gleichzeitig auch Seelsorger, täglich standen - oft ältere weibliche - Menschen vor mir und haben mir ihre Lebensgeschichte erzählt. Dass der Mann letztes Jahr gestorben ist und die Tochter mit Krebs gerade im Krankenhaus um ihr Leben kämpft. Ist das Smalltalk? Für mich ja. Mein Mitgefühl, aber was geht mich das an? Ich dresche also die eine oder andere Phrase und darin bin ich gut und der Mensch verlässt den Laden vielleicht in dem Gefühl, das war ein richtig gutes Gespräch. Ich habe es zwei Minuten später vergessen. Dieser Mensch fragt das nächste Mal gezielt nach mir und ich habe keinen Schimmer, wer das ist. Aber das macht nichts, ich kann das überspielen, denn auch darin bin ich gut. Für mich war das alles aber nur Smalltalk - für echtes, ehrliches Mitgefühl muss ich den anderen schon irgendwie kennen und das bedeutet, ich muss ihn vorher kennengelernt haben.

Mir sind Leute suspekt, die mir gleich ihre Seele offenlegen und bei mir führt das dazu, dass ich die Flucht ergreife. Diese Menschen haben keinerlei Interesse an MIR, sondern nur an meiner Aufmerksamkeit für SIE.
Wenn ich versuche, jemanden kennenzulernen, brauche ich schon Rückmeldungen. Wenn ich jemanden anspreche, erwarte ich mehr als nur ein "hmmmhmmm" - macht sich jemand nicht einmal die Mühe, mir zu antworten... Was soll ich daraus schließen? Ich mache es jedem leicht. Wenn ich merke, meinem Gegenüber fällt der Kontakt mit Fremden nicht so leicht, gehe ich auf denjenigen zu und schlage eine Brücke; meine Geduld ist aber auch nicht grenzenlos.

Wenn du dich für die Menschen nicht interessierst, kannst du nicht erwarten, dass sie sich für dich interessieren. Ich kann fast jedem Thema irgendwas abgewinnen; wenn ich mich nicht für das Thema selbst interessiere, interessiert mich, was die Leute daran interessiert. So kann sich ein für mich faszinierendes Gespräch über Trash-TV auf RTLII entwickeln, selbst wenn ich das niemals selbst einschalten würde. Und schon da verlasse ich für mich bereits den Smalltalk, weil ich etwas über den Menschen erfahre: was veranlasst einen dazu, so einen Scheiß zu gucken? Daraus kann eine spannende Diskussion entstehen, bei dem man aber nicht zwingend einer Meinung sein muss. Ich will aus jedem Kontakt etwas lernen und ich lerne immer was. Ich muss ja nicht jeden verstehen, aber ich lehne es ab, Menschen abzulehnen, bevor ich es versucht habe.

LG, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Katerle
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Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Katerle »

@ Gänseblümchen

Verstehe was du meinst...
bingo123

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von bingo123 »

@salvatore

eine frage,
die gespräche mit den menschen die dir nichts bedeuten,
lassen dich diese IMMER kalt?
DocHolliday
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Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von DocHolliday »

Mein lieber Gänseblümchen2,

ich habe lange überlegt, ob ich Dir antworte, ob es aus meiner Sicht Sinn macht, oder ob ich das Geschriebene so stehen lassen sollte.

Als ich in etwa Deinem Alter war, war ich ziemlich am Arsch, vielleicht mehr noch als Du, vielleicht nicht...meine "Weisheiten" entstammen aus Erlebnissen und Erfahrungen. Da kann mir so leicht keiner watt erzählen.

Ich habe keine Lust, mich jetzt im "Klein, Klein" mit Deinen Ansichten auseinanderzusetzten,
Du wirst da wohl immer wortreich etwas entgegenzusetzen haben.

Ich denke, dass ich alles wesentliche in meinen beiden Beiträgen aus meiner Sicht zusammengefasst habe, was Du daraus machst, ist Deine Sache. Vielleicht bleibt ja etwas bei Dir hängen. Insbesondere, was ich in Sachen Psychotherapie geschrieben habe, und da wird niemand auf Dich zu kommen, da musst Du Dich schon intensivst selbst drum kümmern.

DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Gänseblümchen2
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Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu Ihr Lieben,

@DocHolliday
du erinnerst mich sehr an eine Person die mir nahe stand. Ihr hatte ich es auch versucht zu erklären, leider ohne Erfolg.

Ich kann momentan deine Hinweise nur im theoretischen Sinne erfassen, mehr ist gerade bei meinen Gemütszustand nicht möglich. Auch wenn ich deine Hinweise nicht instant in die Praxis umsetzen kann, heißt es nicht automatisch das es mir schei…egal ist, das verstehst du hoffentlich.

Keine Ahnung wer es von uns schwerer hat(te), das ist auch weniger entscheidend sondern viel mehr unsere unterschiedlichen Umstände und ich vermute es sind gerade diese Unterschiede, weshalb du mich nicht verstehen kannst.
Du sagst es ja selbst, niemand wird auf mich zugehen. Und das ist ja mein Hauptproblem, sowohl im zwischenmenschlichen als auch im medizinisch/therapeutischen Sinne.
Ich kann dir leider nur in Worten schreiben, doch das spiegelt nicht einmal ansatzweise wider was ich dabei empfinde.

Es ist mir nicht egal was du schreibst sondern nehme es dankend an. ♥

@Bingo
Vielen Dank wieder für deine lieben Worte ♥

Ich versuche ja auf mein Herz zu hören und anderen an meinen positiven Eigenschaften teilhaben zu lassen. Aber letzteres führte immer nur dazu das ich ausgenutzt wurde, was das dazu geführt hat das ich mich zunehmend nur auf mich selbst beschränke. Nicht das das jetzt allein für sich ein Problem wäre, aber ich hab einfach keine Orientierung mehr im Leben, ich weiß nicht was ich tun oder worauf es hinauslaufen soll. Ich leb nur noch von einen Tag in den nächsten hinein.

Die eine Person, die mir so nahe gestanden hat, hatte mir vor knapp einen halben Jahr das Herz gebrochen und vor paar Wochen das Herz bei vollem Bewusstsein herausgerissen (nachdem ich ersteres schon überwunden habe). Seitdem fühle ich mich so orientierungslos. Sie hat mir alles genommen woran ich noch geglaubt hatte und zudem noch mein Existenzrecht abgestritten (ist ein bisschen kompliziert was ich damit meine). Ich hab einfach kein Ziel mehr im Leben und weiß dem zufolge auch selbst nicht mehr was ich eigentlich will und gleichzeitig ist mir irgendwie alles egal… --> es ist alles so wahnsinnig abstrakt das ich es nicht besser beschreiben kann…
Ich glaube uns beiden fehlen so ziemlich häufig die Worte :D

Vielleicht kannst du mir sagen, wie ich ein Smalltalk anfangen kann? Ein paar Eröffnungssätze oder so^^, ich spüre irgendwie das du eine Ahnung davon hast^^

@Salvatore
Huhu Salvatore, (bist du der Salvatore aus „Der Name der Rose“? ^.^)

Danke für deine Hinweise. Ich hatte mich mal nach Rhetorik-Kursen oder ähnliches umgesehen und dem Mangel bezüglich der sozialen Kompetenzen entgegenzuwirken, war aber nicht wirklich fündig. Ich versuche deinen Hinweis bezüglich der Kliniken offen zu halten. „Versuchen“ deswegen nur, weil ich mich Momentan noch sehr schwer tue, was den Umgang mit anderen Menschen betrifft.

Ich persönlich interessier mich sehr für andere Menschen, aber nicht notwendigerweise für ihr „Geschwätz“. Allein wenn ich nur das Gerede über solche Sendungen die bei RTL2 und co. laufen krieg ich die Krise. Das Problem bei mir ist, das ich mich, sofern das Gespräch tatsächlich rein thematisch für mich völlig belanglos ist, dann kann ich mich nicht konzentrieren und nicht zuhören. Theoretisch könntest du mir bspw. 1 Stunde lang ein Vortrag halten warum du (bspw.) Fußball so toll findest, doch wenn du mich hinterher danach fragen würdest, was du gesagt hast, so könnte ich mich gefühlt an fast nichts erinnern.
Ich persönlich erwarte nichts „geistreiches“ von meinem Gesprächspartner, sondern ich möchte was über den Menschen selbst etwas erfahren und weniger in die bloße Fassade schauen, die sie versuchen aufrechtzuerhalten. Das was diese Person zu dem gemacht hat, was sie gegenwärtig ist, das interessiert mich. Ich hatte auch schon einige oberflächliche Gespräche, wo ich anfangs auch dachte das alles gut lief, und tatsächlich war gar nichts in Ordnung, wie ich hinterher feststellen musste. Aber bis zu dieser Erkenntnis mustte ich natürlich erst massivst auf die Fresse fliegen. :/

Vielleicht ist das aus der Perspektive eines Verkäufers/in nur Small talk, wovon du erzähltest. Aber ich denke für die Leute die dir ihre Seele preisgeben ist es mehr als das. Sie sagen dir, was ihnen auf der Seele brennt, und was auf der Seele brennt, kann man nicht wirklich für sich behalten und wahrscheinlich haben sie niemanden mehr, mit denen sie darüber reden können.
Ich kann nachvollziehen, warum du nicht verstehst was die Leute von dir wollen. Ich würde es auch nicht verstehen. Aber mich würde das nicht kalt lassen, wenn jemand gerade sein Herz ausschüttet, auch wenn die Person mir völlig fremd ist. Es würde mich glaub ich sogar freuen, wenn so jemand bei mir reagieren würde, denn schon allein durch meiner bloßen Existenz bin ich in der Lage das unglückliche Los meiner Mitmenschen etwas erträglicher zu machen =). Theoretisch ist doch das im Berufsfeld der Verkäufer ein besonderes Privileg. Wie viele Berufsfelder können denn sonst noch von sich behaupten, die Seelen anderer Leute zu entlasten und wer weiß wie vielen Leuten du schon dadurch geholfen hast =)

Lieben Gruß an Alle
Gänseblümchen :)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
Gänseblümchen2
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Registriert: 31. Jul 2015, 23:45

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu liebes Federchen,

sry für die späte Antwort, ich hatte versucht mich die letzten Tage wieder in den Alltag zu integrieren (war ziemlich schwierig für mich; war ein Teilerfolg).

Vieles scheint bei uns ähnlich zu sein, auch wenn es viele Verschiedenheiten in unseren Lebensverläufen gibt.

Tut mir schrecklich leid wegen deinen Mobbing-Erfahrungen, bei mir war es teilweise auch ziemlich schlimm, daher weiß ich nur zu gut wie es dir dabei ergangen sein muss.

Ich hatte auch sehr während meiner Kindheit und Jugendzeit unter der Gleichgültigkeit meines Vaters gelitten. Ich glaube auch das er sich die meiste Zeit meines Leben für mich geschämt hatte. Ich war halt nicht „so toll“ wie die Söhne der anderen Eltern und wurde auch ständig mit denen verglichen, ungefähr nach dem Motto: „Warum du kannst du nicht so sein wie die?!“
Nach vielen Jahren war mir das dann auch egal, was aber nicht heißt das es mein (auch mein gegenwärtiges) Selbstwertgefühl nicht erheblich beeinträchtigt hat.

Von meinen flüchtigen Bekanntschaften interessiert es auch niemanden wie es mir geht. Selbst denen, denen ich das gesagt habe das ich unter Depressionen leide und deswegen nichts mehr geschi…sen kriege. Es ist inzwischen auch schon locker ein halbes Jahr her als ich es sagte und obwohl ich immer noch mehr als oft darauf hingewiesen habe, das sich bei mir in der Situation nichts geändert hatte, gab es bei ihnen bisher immer noch keine Reaktion (!!!). Die fragen nicht danach wie es mir geht oder ob sie mir helfen können. Die machen sich nicht einmal die Mühe sich zu erkundigen (oder vielleicht auch einfach mich zu fragen) was Depression und Co. eigentlich ist, damit sie mich dann vielleicht besser verstehen können. Aber nope!
Mittlerweile schei..e ich auch auf die. Der Kontakt ist noch teilweise da, aber tatsächlich ist es mir ziemlich egal ob der Kontakt weiter besteht oder nicht, die nutzen mich sowieso nur aus. Wäre es nicht so, dann wäre es denen wohl kaum so schei…egal das es mir so schlecht geht und ich in meinem Leben noch kaum zurecht finde.

Ich hatte es schon in ein paar anderen Threads erwähnt, das es eine Person gab die mir sehr nahe gestanden hat. Sie hatte vor kurzem (na ja, eigentlich vor über einen halben Jahr) den Kontakt abgebrochen und das hatte mich ziemlich hart gebrochen. Wir waren zwar in keinsterweise zusammen miteinander, aber dennoch hatte ich sie geliebt. Es ist aber nicht so wie es die Leute vermutlich denken, wenn ich darüber schreibe. Die Therapeuten mit denen ich kurz darüber gesprochen hatte, haben es ebenfalls nicht verstanden. --> Sie war viel mehr für mich, als nur eine Person die ich geliebt hatte. Sie war für mich zugleich eine wichtige Bezugsperson, eine Vertrauensperson und (für mich ganz wichtig) ein Vorbild, insbesondere für mich selbst.
Nach dem Kontaktabbruch ist für mich also ein wesentlicher Teil meines (derzeitigen) Lebens zusammengebrochen. Wie könnte denn jemand bspw. noch ein Vorbild für mich sein, wenn die Person den Kontakt zu mir abbricht nur weil ich unter Depressionen leide und mich im Vorfeld auch immer ausgegrenzt / bzw. ihre „besseren“ (weil nicht depressiven) Freunde vorgezogen hatte? Sie hatte mir auch nach ner Zeit immer mit Kontaktabbruch gedroht, wenn ich das mit den Depressionen nicht auf die Reihe kriege. Darunter hatte ich auch sehr gelitten.

Ich hatte fast ein halbes Jahr gebraucht und den Kontaktabbruch zu akzeptieren. Ein paar Wochen später bestand doch plötzlich von neuem Kontakt zwischen uns (aus Gründen auf die ich hier nicht eingehen kann/will) und es hatte zuerst den Anschein das wieder alles besser laufen würde. Mein Leben hatte wieder so etwas wie ein paar Zukunftsaussichten (so nenne ich das jetzt mal) und schaute etwas optimistischer in die Zukunft drein. Sie sagte sie wolle mir helfen und ich wollte diese gerne annehmen. Wir wollten darüber sprechen was alles Schiefgelaufen ist und mir auch evtl. Hinweise geben, wie fremde Leute weniger abgeschreckt auf mich reagieren. Ich war diesbzeüglich natürlich wahnsinnig begeistert. Aber kurz nach dem der Kontakt entstanden ist, brach schon wieder alles zusammen. Ich war nämlich für sie immer noch zu depressiv und dann kam ihr wieder ihn den Sinn das sie doch nichts mir zu tun haben will. Sie hat mir aber dennoch ein paar (nach ihrem Sinne) ein paar „Hinweise“ gegeben, die sie mir ja ursprünglich als Hilfe versprochen hatte. Aber in den Hinweisen stand eigentlich nichts anderes drinne, als das sie mich schei..e findet und das ihr andere Leute so viel wichtiger sind, das ich es nicht länger wert das man seine Zeit an mich verschwendet. Eine echte "tolle" Hilfe, kann nie genug davon kriegen *Ironie off. Seit dem ist der Kontakt wieder unterbrochen, und sie gab zu verstehen das es diesmal für immer ist.

Ich erwähne das Ganze nicht ohne Grund, sondern hat schon einen Sinn. Denn sie ist die erste und einzige Person der ich nach unzähligen Vertrauensbrüchen seitens anderer, wieder eine Vertrauensbasis aufbauen konnte. Sie gehörte aber auch zu beiden Personen die mich dazu gedrängt haben eine Therapie zu machen. Ich hab mir versucht Hilfe zu holen, es lief aber nicht ganz so wie erhofft. Ich hab mich da wahnsinnig unter Druck gesetzt gefühlt und fühlte mich komplett missverstanden. Ich hab denen ein bisschen von mir erzählt, warum ich glaube das ich unter Depressionen leide usw. Kurz vor Schluss wurde ich noch ein bisschen wegen Suizdialität und so ausgefragt und hab mich auch dazu geäußert. Jetzt folgt das eigentliche Problem.
Denn seitdem, so schien es mir, war so ziemlich alles schei…egal was ich gesagt habe, denn ich wurde nur noch auf die Suizidalität reduziert (und auf Grund der großen Drucksituation für mich, konnte ich mich auch nicht dagegen wehren. Besonders schlimm fand ich, wie sie darauf reagiert haben. Ich meine, wir kannten uns gerade mal paar Minuten und schon wollte sie mich drängen irgendwelche Medikamente zu nehmen, denen ich scheinbar auch nicht so offen gegenüberstehe, wie es bei dir der Fall ist. Dabei bin ich eigentlich nur bezüglich den Depressionen dort hingegangen und nicht wegen Suizidalität, vllt. etwas in dem Sinne einer Verhaltenstherapie oder was in der Richtung hatte ich mir erhofft.). D. h. sie fühlten sich nicht mehr zuständig für mich, weil ich für die zu depressiv-geisteskrank bin und dementsprechend davon ausgehen das ich jeden Moment versuchen würde mich umzubringen. Daher müsste ich, wenn ich Hilfe brauche/will, sie mir woanders suchen. Der Witz war nur, das mich mein Gemütszustand soweit eingeschränkt hatte, das ich mir woanders keine Hilfe mehr suchen konnte. Ich hoffe dieser Zustand klingt gegenwärtig etwas ab (ich hab ja zu Beginn der Nachricht erwähnt, das ich erst die letzten Tage versuche mich in den Alltag zu integrieren).
Und das Ganze führt mich auch zu meinem aktuellen Problem, was die meisten Leute nicht verstehen können.
Es gibt eine Person die mich dazu gedrängt hat „mach doch eine Threapie“, obwohl es der schei..egal ist ob es mir besser geht oder nicht.
Es gibt eine andere Person die mich dazu gedrängt hat „mach doch eine Threapie“, die mich nicht mal mehr als Mensch wahrgenommen hat und deswegen den Kontakt abbrach. Wobei die beiden eben genannten Personen kein Interesse hatten das es mir besser geht, es ist denen schlicht egal.
Und dann noch die Leute wo ich versucht habe mir Hilfe zu holen, wo ich mich wahnsinnig unter Druck gesetzt gefühlt habe und mich komplett missverstanden fühlte. --> Alles zusammen --> unzählige Vertrauensbrüche und noch mehr Missverständnisse die dafür gesorgt haben, das ich mich nicht mehr weiter in diese Richtung hinein wagen konnte. Ich hatte schon früher diesbezüglich Zweifel, danach hatte ich die Vermutung das es vielleicht doch genau das Richtige für mich ist, und jetzt nach den ganzen Vertrauensbrüchen der letzten Zeit erscheint mir einfach alles wie eine Illusion.
1. Wie soll ich denn noch jemals jemanden vertrauen können (was Therapeutische Beziehungen miteinschließt)?
2. Wie kann ich noch ernsthaft von Leuten Hilfe in Anspruch nehmen bzw. erwarten, die wahrscheinlich von sich aus gar kein Interesse haben helfen zu wollen?
(Es sind mehr rhetorische Fragen^^, aber es sind halt alles Sachen die mich in den letzten Wochen und Monaten intensivst beschfätigen; derweil bin ich auch dieses Forum gestoßen)

Ich teile übrigens dein Gefühl. Auch mir geht es so das ich (schon gefühlt mein ganzes Leben eigentlich) um Hilfe schreibe, aber hören tut mich niemand. Und die Schlaftstörungen haben bei mir auch seit ein paar Tagen wieder angefangen. Mega ätzend, echt.
______---------

Themenwechsel^^

Was bei dir die Musik ist, ist bei mir der Sport (und das obwohl ich damals eine extremst faule Sau gewesen bin :)

Ich mag besonders das Laufen, denn da bin ich an der frischen Luft und auch in der Natur. Und was ich ganz besonders toll finde ist, das ich da auch ruhig alleine sein kann. Normalerweise leide ich ja an meiner Isolation, aber beim Laufen da brauche ich keine Gesellschaft. Klar wäre es schön wenn da noch paar Läuferkollegen dabei sind, aber wenn die Leistungsfähigkeiten nicht einigermaßen gleich sind, ist es mehr hinderlich. Dazu sei aber angemerkt, das ich das ganze schon ziemlich exzessiv betreibe und gelegentlich über die (eigenen) körperlichen Grenzen überschreite. Doch ist das das Wenige was die negativen (depressiven) Gedanken abdämpft.
Die Alternative zum Laufen wäre, ich mache noch ein bissl. Krafttraining, ein paar Gewichte zu Hause reichen locker aus. Es ist einfach ein tolles Gefühl Muskelkater zu haben, vor allem wenn man gerade so richtig besch…sen drauf ist. Man spürt ja die Leistungsfähigkeit des Körpers mal wieder und man spürt das man gerade was geleistet hat.
Kann ich nur weiter empfehlen :)

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)

PS. ICh hoffe ich habe keine Frage oder ähnliches von dir überlesen^^. Ich war wohl zu sehr in einem "Small-Talk"-Rausch als das ich darauf hätte Rücksicht nehmen können :D
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
bingo123

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von bingo123 »

Gänseblümchen,

ich könnte bestimmt jemandem gute Tipps geben, aber macht das wirklich Sinn?
Ich vermeide so gut wie es geht, mit Menschen in ein Gespräch verwickelt zu werden und passiert es dann
doch mal, bin ich meist innerlich sehr aufgeregt und die Dinge die aus mir herauskommen bewerte ich dann
auch als nicht sehr adäquat.

Eigentlich ist das vollkommen bescheuert, weil man sich meist selbst nur im wegsteht und diese Empfindungen hat.

Meine Therapeutin hat mir mittlerweile schon mehrmals gesagt, dass sie meine Anspannung nicht erkennen kann, während einer Therapiestunde.

Ich denke, so wird es sich auch innerhalb eines Smalltalks abspielen.
Gedanken kommen auf, ob man redegewandt genug ist, was mein Gegenüber denken könnte etc.

Aber dennoch, anderen Menschen kann ich meist recht gute Tipps geben, obwohl ich selber nicht umgesetzt bekomme. ;))

Du hattest mal gefragt, ob ich mir vorstellen könnte ins Ausland zu gehen.
Das habe ich schon hinter mir. Ich habe zwei Jahre in Spanien gewohnt.
Für mich war das eine SEHR anstrengende Zeit, da dort alles sehr beengend war und eine Masse von Menschen auf einen einprallten.

Also für Menschen mit sozialer Phobie, kein guter Start..
Gänseblümchen2
Beiträge: 43
Registriert: 31. Jul 2015, 23:45

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu liebes Bingochen,

danke das du noch darauf geantwortet hast. Mutig mutig bist du ;)

Hattest du selbst dich dazu entschieden dort hin zu gehen? War es geplant das du dort für 2 Jahre bleibst oder hattest du einfach kein Bock mehr mit der Zeit?

Meine Frage zielte mehr darauf ab, auch dauerhaft in einem anderen Land zu leben. Z. B. im skandinavischen Raum oder vielleicht in Richtung Fernost.
Als ich mich in meiner „Blütezeit“ (Wortwitz wegen Gänseblümchen und so :) mit dem Thema Introversion auseinandersetzte, habe ich irgendwo gelesen das die Leute in Asien etwas anders drauf sein sollen. Wo bei uns Extrovertierte geschätzt und Introvertierte als „komisch“ angesehen werden, soll es bei denen bei beidem das Gegenteil der Fall sein. --> Aber keine Ahnung obs stimmt, doch wäre es ein schöner Gedanke, wenn es wirklich solche Orte gibt.
Ich möchte gerne mal nach Asien, aber ich weiß nicht ob ich wirklich dauerhaft dort bleiben würde. Ich denke da sind einfach die Zukunftsängste bei mir wieder zu groß, um so etwas durchziehen zu können, allein schon deswegen, weil ich keinerlei Ahnung hätte was ich da beruflich machen sollte^^. Wäre auf jeden Fall cool, wenn man dann nicht so alltagsgebunden sein müsste.^^

Zu Smalltalk nochmal…

Ich denke sich mit einen Therapeuten zu unterhalten, ist was gänzlich anderes als ein eher übliches Smalltalk-Gespräch.
Beim Therapeuten kannst du ja ruhig ehrlich sein. Egal ob du ehrlich bist oder dich kompeltt verstellst, um den Therapeuten zu gefallen. Die werden so oder so nie was mit dir privat zu tun haben werden. Daher ist die Erwartungshaltung ja auch eine gänzlich andere, als wenn du jemanden auf der Straße triffst und auch kennenlernen willst.
Bei einem Smalltalk willst du dich dann auch demenstprechend von der besten Seite zeigen. Könnte ich mich bspw. so frei mit einem Fremden unterhalten wie mit einem fremden Therapeuten, dann wäre Smalltalk für mich auch kein Problem. Zumal ich bei Therapeuten ja hauptsächlich auf Fragen antworte und das in meinen Augen auch keiner richtigen Unterhaltung auf „Augenhöhe“ ähnelt. Zudem kommt ja noch hinzu, das du "endlich" über die Dinge sprechen kannst, die normalerweise immer ein Tabu-Thema gewesen sind. Es ist wie ich in einer der letzteren Nachrichten angedeutet habe. Wenn was auf der Seele brennt, dann muss es auch raus und wenn es dann erst zu einem metaphorischen Dammbruch gekommen ist, dann hält man auch nicht so schnell die Klappe^^

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)

PS. Dies mal nur eine kurze Nachricht…^^
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
bingo123

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von bingo123 »

Hi Gänseblümchen,

kurz zum Ausland.
Nach Spanien bin ich, weil ich verliebt war.
Relativ unvorbereitet, es war jedoch eine Erfahrung wert.

Scandinavien ist super. Schweden, Finnland super place to be!!! Asien müsste ich mal ausprobieren, ich war mal in Indien, da hat es mir aber nicht sehr gut gefallen.

Schweden, Da würde ich es bestimmt auch gut aushalten. Müssten man bloß die Sprache lernen, damit man
sich auch gut integrieren kann. Nun gut, die Menschen dort sprechen alle perfekt englisch.

Smalltalk mit dem Therapeuten?
Für mich ist das kein Smalltalk..
Mir werden aber auch nicht unentwegt Fragen gestellt, nein ich fordere meine Therapeutin
schon sehr heraus, denke ich.

Ich glaube man sollte sich so wenig wie möglich verstellen, auch in einem Smalltalk.
Ich meine, was bringt einem das sich anders darzustellen als man wirklich ist?
Jeder hat seine Schokoladenseiten ( und ich LIEBE Schokolade btw. ;) )
aber jeder hat auch genauso seine unschönen Seiten.

Sei ehrlich mit dir selbst und versuche nicht anderen Honig ums Maul zu schmieren.
So handhabe ich es zumindest.

Ich merke recht schnell, wie weit ich mich anderen gegenüber öffnen kann.
Oh Gott, mit diesem Thema drehen wir uns aber auch im Kreis oder? ;))

Ich bin etwas genervt, da meine Therapeutin krank ist und mich das etwas stört, weil ich sie schon 2 wochen nicht gesehen habe..
Mir bleibt nicht viel im Alltag. Die meiste Zeit verbringe ich mit mir selbst und ich merke das ich austauschen will.
Was wohl auch der Grund ist, warum ich hier angemeldet bin: ;))

PS:
Es gibt hier wo ich wohne eine Gruppe gegen sozial phobie.
Ich trau mich aber nicht hin. die vorstellung daran, was für leute dabei sein könnten, befremdet mich.
ich sollte mich mal überwinden und dort hin fahren..
mal schauen ob ich das hinbekomme.
Gänseblümchen2
Beiträge: 43
Registriert: 31. Jul 2015, 23:45

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Gänseblümchen2 »

Huhu lieber Bingo,

tut mir leid das es in Spanien nicht gut gelaufen ist. Die Liebe halt…

Wenn es um Skandinavien geht, dann war ich bisher nur in Dänemark (als Kind^^). Ich möchte aber gerne mal nach Island oder nach Spitsbergen, dort wo es schön kalt ist :)
In Indien war ich auch noch nie, aber allein schon aus kultureller Sicht würde ich mich mal gerne dort um mich umzuschauen, aber um dort zu leben wäre es mir glaub ich wieder viel zu heiß. Daher würde ich tendenziell lieber was im Norden vorziehen. Allerdings ist die Kälte schlecht für mein schlimmes Knie :o --> Ich weiß auch nicht… ^^

Beim Smalltalk versuche ich auch weitestgehend ehrlich zu sein. Doch auch wenn ich kein Erfolg dabei habe, habe ich glaube ich trotzdem bei den letzten malen was gelernt. Zumindest fällt es mir etwas leichter zu sagen, das mir die Person dann auch egal ist, sobald sie anfängt mir blöd zu kommen (ist schwer zu beschreiben was ich meine)

Wäre doch cool, wenn du das mal mit der Gruppe versuchst, aber ich weiß natürlich selbst wie schwer das ist. Zumindest ist der Vorteil gegeben das du schon mal grob weißt, was das für Leute sind. Ich war mal mehr oder weniger kurzfristig Teil einer religiösen Gruppe (so nenne ich das mal). Die Leute waren super nett und alles, haben auch versucht mich gelgentlich zu irgendwas einzuladen. Aber nach einer Zeit konnte ich nicht mehr dort hin. Die Depression wurde immer schlimmer und die Ängste auch. Ich konnte es mit der Zeit einfach nicht mehr ertragen von so vielen Leuten umgeben zu sein. Doch ich glaube das Schwierigste war für mich, das sich die Leute schon alle voher irgendwo kannten und waren damit eine kleine aber dafür feste Gemeinschaft, wo ich einfach immer nur der Neuling war. Ich hätte mich nie wirklich an der Gruppe anpassen können, egal wie ich mich bemüht hätte. Vielleicht ist das bei deiner Gruppe ja anders, denn die wissen ja wahrscheinlich sofort worum es geht, sobald du bei ihnen erscheinst. Zudem stehst du auch nicht unter so einem großen Druck dich irgendwelchen moralischen Werten anpassen zu müssen.

Wenn du es versuchst, dann wünsche ich dir schon mal viel Glück =)

Lieben Gruß
Gänseblümchen :)

PS. Das wir uns im Kreis drehen gehört glaub ich noch zu unserem Smalltalk ;)
"Sie sind so klein, so lieb und strahlen soviel Harmonie aus... Ich mag Harmonie... Ich mag Gänseblümchen." :)
(von Gänseblümchen2, 10:48 Uhr, 7. August 2015)
Katerle
Beiträge: 11378
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression + Introversion = Isolation

Beitrag von Katerle »

@ bingo

Ich wollte mich auch mal in einer Gruppe anmelden. Zweimal stand ich vor der Tür und erst beim dritten Mal hatte ich es dann geschafft, dort reinzugehen. Jetzt bin ich schon seit ca. 7 Jahren dort regelmäßig. Wünsche dir ganz viel Mut zu diesem Schritt!

Katerle
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