Wirkung Sertralin

Salvatore
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Salvatore »

Hallo,

vielleicht muss ich spezifizieren, was mich genau stört: es geht mir nicht um Sertralin. Es geht mir auch nicht darum, dass man ein Medikament nachbestellt, das man schon kennt - und man auf das www zurückgreift, weil man sich aus welchen Gründe auch immer kein Rezept holen will. Und auch nicht darum, dass manche Ärzte scheißesind.
Bei allem, was wir hier posten, müssen wir uns doch klarmachen, dass es hier User gibt, die sich nicht auskennen, die sich auf diese Seite begeben und wahllos irgendein Medikament bestellen, weil der Name so hübsch klingt. Oder weil sie gehört haben, dass es jemandem ganz toll geholfen hat. Und es verdammt schwierig ist, sich mit seinen Problemen jemandem anzuvertrauen.
Es sind unter den Präparaten auch solche, die abhängig machen. Probleme entstehen evtl. also erst, wenn man sie wieder absetzen will, so z.B. auch in heftiger Form beim Venlafaxin.
Klar, wer den Kram haben WILL, kommt da auch dran - aber sollte man diese Wege deshalb breit empfehlen?
Vielleicht habe ich auch nur ein Problem damit, weil ich gerade eine echt schwierige Phase durchmache und es ganz, ganz hilfreich ist zu wissen, woher ich potenziell tödliche Medikamente in größerer Menge herbekomme, ohne dass es irgendjemanden kratzt.


Inertia,
ok, sehe ich ein - nicht viel Aufklärung. Trotzdem hat die Ärztin:
1. Ein Medikament aus Tausenden herausgepickt - und auch wenn sie ihre Wahl nicht explizit begründet hat, hat sie sich wahrscheinlich was dabei gedacht.
2. Sie hat eine Dosis ausgewählt - soundsoviel mg einmal am Tag. Wahrscheinlich auch nicht grundlos.
3. Sie hat einen Einnahmezeitpunkt festgelegt - am Morgen. Ebenfalls nicht grundlos.

Insofern sehe ich selbst in dieser Minimalistik eine gewisse Beratung, die ich persönlich wichtig finde und die man nicht hat, wenn man mal so eben durch eine Internetseite surft. Davon abgesehen läuft es schon auch oft etwas ausführlicher ab im Arztgespräch - nun habe ich ja die beste Psychiaterin der Welt und das ist auch nicht gerade in der Form und Ausführlichkeit üblich, aber da bekomme ich schon verdammt viele Infos, Warnungen und Tipps. Und ich kann wenigstens nachfragen, wenn ich was wissen will und weiß auch, wohin ich mich wenden muss, wenn es Probleme gibt - womöglich hast du ja zusätzlich zu dem verschriebenen Präparat ja auch einen Folgetermin bekommen?


Aber gut, da der Link immer noch steht, habt sicherlich ihr recht und ich nicht. An meiner Meinung ändert das allerdings nichts.

Lg, Salvatore
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Inertia
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

Da hast du schon Recht Salvatore, für solche Seiten sollte man hier wirklich keine Werbung machen. Vor allem weil man da ja auch noch ganz andere Sachen bekommt.

Was die ärztliche Beratung betrifft hast du eigentlich auch Recht, immerhin war es besser als nichts. Trotzdem fand ich das "die Packungsbeilage würde ich nicht lesen" grob fahrlässig. Meiner Meinung nach sollte man die immer lesen! Zum Beispiel liegt bei mir sowohl Schizophrenie als auch Epilepsie in der Familie, bei beidem ist laut Packungsbeilage besondere Vorsicht geboten. Bis jetzt ist zwar nichts passiert, aber trotzdem halte ich solche Warnungen für sehr wichtig.

Aber darum geht es in diesem Thread ja eigentlich nicht, ich will nicht noch weiter abchweifen.
marie76
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von marie76 »

Salvatore hat geschrieben:Hallo Marie,

ich habe deinen Beitrag gemeldet - ich finde es nicht richtig, diese Website zu bewerben; Antidepressiva sind keine Smarties und sollten nur genommen werden, wenn ein Arzt sie auch verschrieben und über die Anwendung aufgeklärt hat.

LG, Salvatore

Hallo, am Anfang hat mir ein Arzt sie verschrieben und über die Anwendung aufgeklärt; jetzt bin ich mir sicher was ich brauche, deshalb bestelle ich sie online bei www.online-medikamente.com.
LG
Zuletzt geändert von marie76 am 24. Jun 2015, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
Sonnenblume14
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Sonnenblume14 »

marie76 hat geschrieben:
Salvatore hat geschrieben:Hallo Marie,

ich habe deinen Beitrag gemeldet - ich finde es nicht richtig, diese Website zu bewerben; Antidepressiva sind keine Smarties und sollten nur genommen werden, wenn ein Arzt sie auch verschrieben und über die Anwendung aufgeklärt hat.

LG, Salvatore

Hallo, am Anfang hat mir ein Arzt sie verschrieben und über die Anwendung aufgeklärt; jetzt bin ich mir sicher was ich brauche, deshalb bestelle ich sie online.
LG
dennoch muss ja bisweilen etwas an der Dosierung verändert werden. Ich finde es grenzwertig, einfach immer nachzubestellen ohne dass eine ärzliche Kontrolle stattfindet.

Hustensaft, Kopfschmerztabletten etc bestelle ich ebenfalls über das Internet. Bei Antidepressiva würde mir das nie einfallen. Da finde ich kontrolle ärztlicherseits notwendig.

LG Sonnenblume
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Inertia
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

So, nachdem ich nun auch meine Erfahrungen mit dem Zeug gemacht habe, kann ich nochmal meinen Senf dazu geben:

Ich habe knapp zwei Monate lang 50 mg täglich genommen. Leider ging es mir in dieser Zeit eher schlechter als besser. Ich fühlte mich regelrecht betäubt, war noch kraft- und lustloser als vorher und hatte das Gefühl, langsam die Kontrolle darüber zu verlieren. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Tabletten daran nicht ganz unschuldig waren. Also hab ich letzte Woche beschlossen, sie wieder abzusetzen. Ich weiß, ich hätte nochmal mit einem Arzt darüber reden können, eventuell die Dosis steigern oder noch was anderes ergänzend nehmen, aber darauf habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Ich wollte die Dinger einfach nicht mehr. Aber auf das was dann kam, war ich nicht vorbereitet.

Seit ein paar Tagen geht es mir so dreckig wie selten zuvor, ich habe übelste Nebenwirkungen (oder "Absetzerscheinungen"), die dazu geführt haben dass ich nun anders über Antidepressiva denke.

Mir ist extrem schwindelig, ich kann kaum noch gerade stehen; ich träume wirres Zeug, wache nachts auf und weiß nicht mehr wer oder wo ich bin; tagsüber habe ich sekundenschlafähnliche Aussetzer und kann mich generell auf nichts mehr konzentrieren, was auch zu Problemen in der Arbeit geführt hat. Dann sind da diese tollen "Brain Zaps". Und das seltsamste von allem: Ab und an bekomme ich Lachkrämpfe ohne ersichtlichen Grund, zudem will ich ständig alles anfassen, weil sich plötzlich alles so toll anfühlt. Ich wurde in den letzten Tagen mehrfach ernsthaft darauf angesprochen, ob ich Gras geraucht habe.

Ich hab zwar vom Absetzsyndrom gehört und habe mich darauf eingestellt, dass mir vielleicht ein bisschen schlecht wird oder sowas. Aber DARAUF war ich nun wirklich nicht vorbereitet.

Ich muss es einfach mal ganz deutlich sagen: Dass Antidepressiva nicht abhängig machen, kann mir niemand mehr erzählen. Es stimmt einfach nicht. Wenn das keine körperliche Abhängigkeit ist, was dann? Kommt mir jetzt nicht mit Gewöhnungseffekt oder sowas, schönreden kann man alles. Ich musste mich extrem zusammenreißen, nicht einfach wieder eine zu nehmen, nur, damit das aufhört. Inzwischen hab ich mir zwar wieder eine halbe Tablette reingeworfen und probiers mal mit dem ausschleichen, aber am liebsten würde ich mir eine handvoll reinhauen. Ich würde alles tun, um aus diesem elenden Zustand rauszukommen. Ehrlich, so schlecht ging es mir selten.

Warum hab ich dieses Zeug nur ausprobiert? Nie wieder. Ich glaube nicht, dass es mir überhaupt so schlecht gehen kann, dass ich nochmal sowas reinfresse.

Ich sehe solche Medikamente nun wirklich anders. Ständig wurde mir erzählt, Antidepressiva wären besser als ihr Ruf, hätten gar nicht so viele Nebenwirkungen, seien gar nicht so ungesund, und würden vor allem nicht abhängig machen. Am Arsch.

Und dabei ist Sertralin doch noch ein relativ "leichtes" und gut erprobtes Medikament, oder nicht? Ich will gar nicht wissen, wie es mir mit stärkerem Zeug ginge. Nie wieder um alles in der Welt würde ich mir nochmal sowas verschreiben lassen. Da sauf ich mir die Welt lieber schön, funktioniert wahrscheinlich besser und macht genauso abhängig.

Ich kann nur jedem raten, glaubt nicht alles, was euch irgendein geschmierter Pfuscher von Arzt erzählt, und überlegt euch gut, ob ihr euch sowas antun wollt.

Was ist denn das für eine beschissene Situation - da hab ich ein Medikament, dass meinen Zustand nur verschlechtert, kann es aber nur ganz langsam absetzen, um die Entzugserscheinungen (und nichts anderes sind das) halbwegs unter Kontrolle zu halten. Und da wundern die sich noch über die vielen Selbstmorde (Nein, ich bin nicht gefährdet, lasst den Heli wo er ist).

Entschuldigt diese Hasstirade, aber freundlicher kann und will ich es nicht formulieren. Meine ungefilterte Meinung darf ich hier gar nicht schreiben.
Manch einer kann mir gerne Übertreibung unterstellen, aber ich weiß wie es mir geht.
Handsan
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Handsan »

Hallo Inertia!


Das hört sich wirklich schlimm an, wie es dir gerade ergeht. Ich denke, ich kann zum Großteil auch deinen Unmut nachvollziehen.

Aber es gibt viele Dinge, die bei Antidepressiva zu beachten sind.

1. Nicht jeder reagiert gleich. Manch einer merkt gar nichts. Ein anderer hat nur Nebenwirkungen. Der nächste regiert paradox darauf und einem anderen hilft es sehr gut.

2. Die Erstverschlimmerung, die eintreten kann, ist wirklich schlimm. Das kann ich aus Erfahrung sagen, weil ich bei zwei Medikamenten die schlimmste aller Auswirkungen und hatte und nicht mehr leben wollte. Aber, es ging vorbei. Ich war in Betreuung und das ist sehr wichtig.

3. Es ist wichtig bei einem kompetenten Mediziner zu sein, dem man vertrauen kann.

4. Das Gehirn ist sehr komplex. Antidepressiva entfalten ihre Wirkungen in teils sehr unterschiedlichen Gehirnbereichen. Nicht nur die Wirkung und Art und Weise der Beeinflussung auf die Neurotransmitter spielt eine Rolle. Und alle Neurotransmitter haben Einfluss auf den Rest des Körpers, weil unser Körper durchzogen ist von z.B. serotinergen und noradrenergen Bahnen. Das erklärt auch manche Nebenwirkung.

5. Du hast zwei Monate lang ein AD genommen und dein Gehirn hat sich versucht, daran anzupassen. Es fanden Umbauarbeiten statt. Wenn das AD abgesetzt wird, muss das Gehirn sich wieder darauf einstellen, dass die "Baustellen", ob fertig oder nicht, auf einmal brach liegen.

6. Das ist der Grund, warum man die Medikamente ausschleichen soll. Weil unser Hirn Zeit braucht, seine Arbeit alleine in diesen Bereichen zu koordinieren.


Das Schlimmste ist abruptes Absetzen. Mir hatte das einmal eine inkompetente Ärztin angeraten, danach habe ich auch sofort gewechselt. Das war ein SSRI. Ich bin in der Nacht mit Magen- und Kotzkrämpfen aufgewacht. Hatte am nächsten Tag Fieber, weitere Übelkeit mit Würgekrämpfen und Kopfschmerzen. Und meine Haut schmerzte. Ich konnte mir weder Hose noch sonst was anziehen, ohne dass es total brannte. Und beim Gehen reibt sich natürlich auch die Kleidung an der Haut. Es dauerte Wochen, bis meine Beschwerden verschwanden.
Demzufolge sind deine Absetzerscheinungen zwar anders krass, aber ebenso heftig, dass ich dich verstehen kann.
Ich habe dann Gott sei Dank später bessere Erfahrungen gesammelt, beim Absetzen von AD. Im Zweifel auch lieber zu langsam, als sowas aushalten zu müssen.

Manche ADs sind dafür bekannt, generell Schwierigkeiten zu machen, andere weniger. Manchmal hilft auch ein anderes AD beim Ausschleichen.


Obwohl ich diese negative Erfahrung gesammelt hatte, bin ich froh, deswegen nicht aufgegeben zu haben. Denn später durch ein passenderes Medikament, konnte ich wieder Emotionen erleben, ohne die ich heute wahrscheinlich nicht hier säße.


Liebe Grüße
Handsan
qwertzuiop

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von qwertzuiop »

@inerta

das ad's nicht abhängig machen sollen liegt an der definition. ich bekomme die jetzt aktuell nicht zusammen, aber danach sind ad's tatsächlich keine drogen.
jetzt rate mal wer die definition erstellt. genau es sind dieselben die mit der erforschung, herstellung und dem einsatz von ad geld verdient.

auch wenn ich grundsätzlich deine meinung zu ad's teile, solltest du dir überlegen, in wochen monaten, jahren doch noch ein anders auszuprobieren. es gibt halt nicht wirklich alternativen. ja hier und da wirkt auch was anderes, aber im großen und ganzen sind ad's immernoch das wirksamste je schwerer der fall liegt.
esperanto2015
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von esperanto2015 »

50 mg sind eine eher geringe Dosis Sertralin. Glaub kaum dass diese Dosis das geschilderte erklären kann.
Die grössten Menschen sind die, die anderen Hoffnung geben.
Inertia
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

esperanto2015 hat geschrieben:50 mg sind eine eher geringe Dosis Sertralin. Glaub kaum dass diese Dosis das geschilderte erklären kann.
Ich hab das ja auch nicht erwartet, aber es war definitiv das Sertralin. Am Freitag hab ich es nicht mehr ausgehalten, und hab wieder die 50 mg genommen. Und sämtliche Symptome verschwanden nach ein paar Stunden. Und am nächsten Tag kamen sie langsam wieder.

Wahrscheinlich reagiere ich einfach nur ungewöhnlich stark darauf, warum auch immer.
Sonnenblume14
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Sonnenblume14 »

esperanto2015 hat geschrieben:50 mg sind eine eher geringe Dosis Sertralin. Glaub kaum dass diese Dosis das geschilderte erklären kann.
Genau das habe ich eben auch gedacht. Das ist nach Aussage meiner Ärztin eine Dosis, mit der man beginnt, die aber auf 100 mg aufgestockt wird, sofern sich keine Nebenwirkungen zeigen. Ich nehme seit über einem halben Jahr 100 mg Sertralin (zeitweise 150mg). Völlig problemlos. Die erwartete Stabilität ist eingetreten - ob es an der generellen Besserung oder am Sertralin liegt, sei dahingestellt.

Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ging es dir mit Sertralin richtig schlecht und nach dem Absetzen auch. Ich habe von meiner Ärztin die Anweisung bekommen, sobald ich negative Begleiterscheinungen merke, anzurufen oder vorbeizukommen. Und genau das hätte ich auch getan. Ein Absetzen ohne ärztlichen Rat käme für mich nicht in Frage.

LG Sonnenblume
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Inertia
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

Sonnenblume14 hat geschrieben:Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ging es dir mit Sertralin richtig schlecht und nach dem Absetzen auch.
"Richtig schlecht" ging es mir erst nach dem Absetzen. Vorher ging es mir nur ein bisschen schlechter als sonst, vor allem war mein letztes bisschen Antrieb auch noch weg. Daher hätte ich es auch nie fertiggebracht, nochmal zum Arzt zu gehen. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust mehr darauf.

Im Nachhinein bin ich übrigens auch richtig froh darüber, dass ich es nicht länger genommen oder gar die Dosis erhöht habe. Ich will gar nicht wissen, wie sich das Absetzen dann angefühlt hätte.

Gott sein Dank war die Dosis noch nicht höher, als ich es plötzlich abgesetzt habe. Ich glaube einen (kalten) Entzug von 100 oder mehr auf 0 mg würde ich nicht überstehen. Wäre ich auf 100 mg geeicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich das Bewusstsein verloren. Von daher hatte ich vielleicht noch Glück im Unglück, dass der Sturz nicht ganz so tief war.
Inertia
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

So, kleines Update falls es noch jemanden interessiert.

Inzwischen ist es mit 12,5 mg ganz gut auszuhalten, aber ganz ohne geht es mir immer noch ziemlich schlecht. Ich bin die letzten Tage zwei mal die Treppe runtergefallen, vor lauter Schwindel und Braingezappe. Zum Glück hab ich Urlaub, arbeiten könnte ich so kaum. Da müsste ich es wohl Grammweise ausschleichen...

Also entweder bin ich der empfindlichste Mensch auf Erden, oder ich vertrage da irgendwas überhaupt nicht.
Bittchen65
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Inertia,

Deine Schilderung finde ich gefährlich,
ich habe Sertralin auch nicht vertragen am Anfang.
Meine Nebenwirkungen waren so stark, das ich in die Klinik gegangen bin.
Da wurde noch mal erhöht auf 50 mg und nach ein paar Wochen ging es mir besser.

Allerdings stellte sich dann ständiger Durchfall ein und mein Arzt stellte mich mich dann auf
Cipralex um. Das ging problemlos.Mit Antidepressiva kann man selber sehr schlecht herum
experimentieren, das kann gefährlich werden!!!Jeder Mensch reagiert anders, das ist selbst bei
Asperin so.Darum solltest du dich nicht so negativ äußern,anderen Menschen retten diese Medikamente ihr Leben,zusammen mit anderen Therapien sind sie sehr wirkungsvoll.

Auch Ärzte können nur dann reagieren, wenn du sie auch konsultierst. ich wünsche dir, dass du den echten Leidensdruck ,auf Grund dieser schweren Krankheit,nie bekommst.

LG Bittchen
qwertzuiop

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von qwertzuiop »

@bitterchen65

"Darum solltest du dich nicht so negativ äußern,anderen Menschen retten diese Medikamente ihr Leben,zusammen mit anderen Therapien sind sie sehr wirkungsvoll."
da muss ich dir widersprechen.
1. um sich ein objektives bild machen zu können, muss man auch negative berichte kennen. der mündige patient kann NUR dann funktionieren.
2. die antisuizidale wirkung ist zwiespältig, bei einer reihe kann das sicherlich verhindert werden, aber die rate ist unter ad's höher.
3. sehr wirkungsvoll? das sollte ein witz werden oder? wenn man sich alleine nur die studien ansieht, die veröffentlicht werden, zeigt sich zwar eine wirksamkeit, aber die quote ist eher bescheiden. von einer kombinationstherapie aus ad's und psychotherapie profitiert nur eine einzige gruppe verstärkt: serve, nonchroning mdd's.

was die inkompetens von ärzten angeht, nein ich zeihe hier jetz nicht wieder vom leder, aber meinen neurolgen falte ich beim nächsten termin zusammen . es ist eine unverschämtheit das hochreaktive substanzen verschrieben werden OHNE zuvor zu testen ob die überhaupt funktionieren können.

was meine eigene erfahrung mit sertralin angeht. bereit in minalmaldosis dreht mein kreislauf durch. auch unter citalopram. mir nach der erfahrun mit citalo einme weiteres sswh zu geben, obwohl man 2 dutzen andere möglichkeiten hat, war nun einfach nur inkompetent schon wieder.

warum unterstellst du keinen echten leidensdruck?
qwertzuiop

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von qwertzuiop »

nachtrag zum post von rovigo

sry ich hab den schlicht weg überlesen:
mit steigenerde dosis steigt auch die wahrscheinlichkeit für das auftreten und die heftigkeit von nw, nein das gilt nicht für alle des wegen meien formulierung "wohl auch".
die teils hohen abruchquoten liegen ja gerade an den nw. mit temporär ist, wenn sie auftreten nicht zu rechnen. was oftmal passiert ist das man sich daran gewöhnt, sie als "normal" wahrnimmt. unbenommen bleibt das der körper anpassungsfähig ist durchaus die eine oder andere nw durchanpassungen kompensieren kann.

zu dem zeitpunkt ging ich noch von den angeblichen aussagekräftigen plasmaspiegeln aus. mittlerweile weiß ich das es gentests gibt. ich bin mittlerweile therapieresitent stufe IV und nicht davon wurde bei mir je durch geführt, sondern immer nur die dosis erhöht. nach meinen heutigen wissensstand ist das blödsinn. wenn ein ad's nicht anschlägt test, dann kann manweiter sehen.

beim notresponding auf ad' verweise ich mal einfach auf die leitlinien s.92 http://www.leitlinien.de/mdb/downloads/ ... tation.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;
und spare mir die diskussion über wirkungsweisen.
Bittchen65
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Bittchen65 »

Ich unterstelle grundsätzlich nichts ,ich wünsche Inertia keinen echten Leidensdruck.Sie schrieb selbst ,es war nicht so schlimm.
Deine schlechten Erfahrungen mir Medikamenten, Therapeuten und Ärzten finde ich auch eher abschreckend für Hilfesuchende.
qwertzuiop

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von qwertzuiop »

@bittchen65
die äußerung von inertia muss ich überlesen haben. deine äußerung kam ohne diese info bei mir ganz schlecht an. jetzt sieht das ganze natürlich anders aus.
da kann ich mich dem nur anschließen. depressionen sind die übelste erkarnkung und die volle breitseite wünsch ich niemanden, je weniger um so besser.

es geht gar nicht so sehr um meine erfahrungen, das kommt vor. das problem ist die immer wieder getätigte außerung" depressionen sind gut behandelbar" und die ist objektiv schlichtweg falsch. wenn man sich mit den datengrundlagen mal beschäftigt wirds richtig übel.
ich hab es woanders schon mal geschrieben. ich bin gegen diesen grundlosen überoptimismus. jeder patient muss die möglichkeit haben eine begründete entscheidung zu fällen, das kann er aber nur wenn er alle fakten kennt. nur das positive hervorzukehren mag für die wo es eintrifft ja ganz toll sein, für alle anderen aber ist es katastrophal. gerade im psychischen bereich aber acuh sonst.
Inertia
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

Ja, ich leide nicht genug, das wird das Problem sein. Wo hab ich das denn bitte geschrieben? :roll:

Ich glaube Bittchen verwechselt da allgemein irgendwas:
Bittchen65 hat geschrieben:Deine Schilderung finde ich gefährlich,
ich habe Sertralin auch nicht vertragen am Anfang.
Es geht mir nicht um die Nebenwirkungen beim Gewöhnen, sondern beim Absetzen. Vielleicht solltest du nochmal meinen Beitrag vom 16. Juli lesen.
Mione
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Mione »

Hallo zusammen,

ich nehme Sertralin seit einigen Jahren wegen Depressionen (momentan zur Rückfallprophylaxe) und einer parallel bestehenden Zwangserkrankung.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass es mir gegen beides hilft, kann die Berichte über starke Absetzsymptome aus eigener Erfahrung aber auch bestätigen. In einer längeren beschwerdefreien Phase habe ich damals einen Absetzversuch unternommen und dazu die Dosis von 100 mg über mehrere Monate schrittweise reduziert.
Das funktionierte recht gut, bis ich irgendwann bei 0 angekommen war. Nach 2-3 Tagen "ohne" wurde es dann wirklich krass. Ich hatte Übelkeit, brain zaps, Schwindel, Durchfall und Weinerlichkeit ohne Grund. Ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten und bin dann auf eine geringe Menge zurück. Kurz darauf waren diese Symptome dann verschwunden.
Leider kam wenige Monate nach diesem Absetzversuch dann die zweite depressive Episode, aber das ist wahrscheinlich eine andere Geschichte.

Ich finde es gut, dass es diese Medikamente gibt und sie manchen helfen und bin definitiv dagegen, ADs zu verteufeln. Ich glaube, sie können in manchen Fällen Leben retten.
Ich bin aber auch für eine bessere (oder überhaupt stattfindende ...) Aufklärung der Patienten durch den verschreibenden Arzt über Absetzsymptome und die Stärke, die sie annehmen können (nicht müssen!). Es ist kein schönes Gefühl, wenn man als Patient mit seinen negativen Absetzerfahrungen nicht ernst genommen wird.
rovigo
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von rovigo »

@qwertzuiop Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass Nebenwirkungen mit Dosissteigerung nicht zwangsläufig zunehmen müssen. Und die meisten Nebenwirkungen lassen i.d.R. mit der Zeit nach. Ich würde nicht sagen, dass "man" sich daran gewöhnt. Es ist wohl eher so, dass im Körper Anpassungsprozesse stattfinden.

@all Mir selbst hilft Sertralin ausgezeichnet. Sowohl Ängste wie auch Zwänge sind praktisch nicht mehr vorhanden. Ich habe mit 50 mg begonnen, und nach wenigen Tagen hatte ich ein extrem starkes, unangenehmes Schwitzen (kalter Schweiß bei geringster Betätigung, aber auch nachts im Schlaf). Ich fand es so unangenehm, dass ich schon abbrechen wollte. Meine Psychiaterin bat mich aber, es durchzustehen. In der Tat wurde das Schwitzen nach einiger Zeit deutlich weniger. Nach Dosiserhöhungen 75, 100 und 150 ist das Schwitzen nie stärker geworden, hat sogar weiter nachgelassen. Einzige störende Nebenwirkung, die sich mit Dosiserhöhung verstärkt hat, sind Einschlafprobleme. Wohl eine Folge der "aktivierenden" Wirkung von Sertralin.

Ich weiss auch aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer sein kann, von Antidepressiva wieder los zu kommen. Ich kenne das von früher mit Trimipramin und Doxepin. Als ich mich nach langer Zeit ohne Medis auf Sertralin einließ, war mir klar, dass dies auf eine dauerhafte Einnahme hinauslaufen könnte, oder sogar wahrscheinlich wird (bei OCD). Von daher ist dies jetzt nicht mein Thema. Aber dass Absetzen von SSRI schwierig sein kann, in manchen Fällen sogar so schlimm ist, dass es nicht gelingt, habe ich schon öfters gelesen. Besonders schlimm ist da wohl Paroxetin, am wenigsten schlimm der SSRI Fluoxetin. Sertralin liegt da wohl zwischen. Insofern halte ich die Info, dass AD's nicht abhängig machen, auch nur für die halbe Wahrheit. Hier sind entsprechende Abhängigkeitsdefinitionen m. E. anzupassen und zu erweitern. Allerdings gibt es wohl auch viele Fälle, wo Absetzen problemlos gelingt. Ich denke, es hängt auch davon ab, wogegen man es ursprünglich genommen hat. In jedem Fall sollte man es in sehr kleinen Schritten über einen langen Zeitraum machen.

Da mir das Sertralin so sehr hilft, wie ich es vorher kaum für möglich gehalten hätte, und ich damit sicherlich auch nicht der einzige bin, ist eine generelle "Verteufelung" der Medis sicher nicht angebracht, und schreckt auch viele Forenneulinge ab, die dann Angst vor AD's bekommen. Das schließt natürlich nicht aus, dass man ggfs. von persönlichen, negativen Erfahrungen berichten kann.

lg, pesto
Sonnenblume14
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Pesto,

Einschlafprobleme? Ich nehme die Gesamtdosis (z zt 100 mg) grundsätzlich morgens beim aufstehen.

lg sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

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rovigo
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von rovigo »

Hallo Sonnenblume,

ich nehme die Gesamtdosis (150 mg) auch morgens. Bis 50 oder 75 mg konnte ich gut einschlafen, aber mit steigender Dosis immer schlechter. Man hat ja über die 24 Stunden immer einen gewissen Mindestspiegel im Blut. Hattest Du nie Probleme damit?

lg, pesto
Bittchen65
Beiträge: 1853
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Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Pesto,
ich glaube da gibt man Abends noch ein beruhigendes AD dazu,
sprich doch mal mit deinem Arzt darüber.
An der Dosierung von Sertralin kann du ja schlecht was machen,denn
es scheint dir ja zu helfen.

Das AD abhängig machen ist ein großer Irrtum.
Abhängigkeit hat was mit Sucht zu tun.Erhöht jemand freiwillig ADs,damit er ein besseres Gefühl bekommt? Die Dosis wird langsam gesteigert,wenn es vertragen wird, bis zur vor geschriebenen Dosis,ein paar Nebenwirkungen kann es geben.Dann kann man nur abwarten, ob es wirkt.Jeder Stoffwechsel ist anders,manchmal kommt man um einen Medikamentenwechsel nicht herum.
Der Körper gewöhnt sich an die AD,wenn lange genug therapiert wurde, kann man die AD langsam abdosieren.Bei empfindlichen Menschen muss das sehr langsam geschehen,weil sonst der Stoffwechsel spinnt.Das hat nichts mit Abhängigkeit zu tun,es ist ja kein Entzug.

Ein Medikamentenentzug von Schmerzmittel oder Schlafmittel ist sehr heftig und
wird oft in der Klinik gemacht.Denn diese Mittel machen süchtig über einen längeren Zeitraum.Es ist dann wie Drogenentzug,kann sogar länger dauern weil die Chemie länger im Körper bleibt.Bei AD trifft das nicht zu, nur abruppt absetzen sollte man nicht,da kommt es zu Problemen.

Gruß Bittchen
Inertia
Beiträge: 200
Registriert: 8. Mär 2015, 02:14

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von Inertia »

Also ich hab es definitiv als Abhängigkeit empfunden. Die Scheinargumente mit denen immer versucht wird das Gegenteil zu beweisen können mich nicht überzeugen.

Nicht jeder Süchtige erhöht ständig die Dosis. Man kann auch zum Beispiel alkoholabhängig sein, aber jeden Tag nur seine angewöhnten drei Halbe Bier trinken. Wenn man ohne dann plötzlich Entzugserscheinungen bekommt, ist man trotzdem abhängig. Bei Heroinabhängigkeit geht es auch nicht darum, ein "besseres Gefühl zu bekommen", sondern darum, das schlechte Gefühl bzw. die Entzugserscheinungen fernzuhalten.

Bei Drogenabhängigen denkt man immer sofort an Leute die "high" werden wollen, aber das stimmt nicht. Der Abhängige wird nicht mehr high, der will nur noch durchhalten.

Ich finde es einfach falsch und gefährlich, dass Antidepressiva so verharmlost werden, ich kann es gar nicht oft genug sagen. Schön, wenn sie manchem helfen, aber trotzdem sollte man ein bisschen ehrlicher sein was Nebenwirkungen, Langzeitschäden und Abhängigkeit betrifft. Aber dann würde das Zeug wohl nicht mehr so viel Geld einbringen.
silkesilke
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Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Wirkung Sertralin

Beitrag von silkesilke »

Also meinen ersten ansetzversuch habe ich auch so empfunden, als Entzug. Schlimm. Der zweite war dann tragbar, meistens. Mein neuer Psychiater hatte mir das dann immer gut erklärt und mich durch die harten Tage grbracht. Hatte venlafaxin mehrere Jahre genommen.

Es ist doch irgendwie Old School, diese Abhängigkeitduskussion. Das steht doch nicht mehr zur Frage, dass Medikamente, die neuroaktiv sind, körperliche Gewöhnung durch Anpassungsprozesse auslösen. Und natürlich kann das individuell Probleme machen und sollte als körperliche Abhängigkeit und entzugsprobleme verstanden werden. Mein Psychiater hat da kein Blatt vor den Mund genommen. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung war sein Motto.

Es gibt da einer Artikel aus dem Frühjahr von Dr. Giovanni Fava, der macht die Dimensionen des absetzen ganz gut deutlich, das sind ja individuell nicht nur körperliche sondern auch psychische und kognitive Probleme.

Withdrawal Symptoms after Selective Serotonin Reuptake Inhibitor Discontinuation: A Systematic Review. Fava
http://www.karger.com/Article/FullText/370338" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Und ich meine Dr. Goetzsche ist auch ein Fachmann und der schreibt auch, bei Benzos von Abhängigkeit und Entzug zu sprechen und bei ssri individuell nicht, das sei doch irgendwie nicht angebracht.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/m/pubmed/21992148/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Die rezeptorenlandschaft verändern sich doch bei beide Substanzen.
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