Austherapiert?????

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DYS-
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Austherapiert?????

Beitrag von DYS- »

Ich habe den Eindruck nie wieder gesund zu werden. Bin nur 4 Tage nach einem langen Klinikaufenthalt wieder am fallen. Habe nun auch noch Ängste die ich früher nicht kannte.Ich traue mich nicht mehr unter Menschen und hätte so gerne Kontakte. In der Klinik kam ich einigermaßen klar. Die Mitpatienten haben mich akzeptiert. Ich konnte mich zurückziehen wenn es mir danach war.
Jetzt bin ich wieder total angespannt, meine Grübelleien beginnen wieder und ich hasse mich.
Ich kann einfach nicht mehr an eine Besserung glauben. Ich wil aber auch nicht so weiterleben!!!!!

Liebe Grüße zum 1. Advent DYS
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Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Caroline1
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Dys

So ein Sch....ich weiß jetzt irgendwie nicht genau, was ich sagen soll Willst und kannst du ein wenig mehr erzählen? Dir fehlen wahrscheinlich jetzt zuhause die Strukturen der Klinik, der Raum, der dir dort zur Verfügung stand. In diesem Rahmen bist du irgendwie zurecht gekommen (nehm ich mal an). Jetzt bist du zuhause, und neben dem hohen Druck, den du dir wohl selber machst, nach dem Motto "jetzt war ich solang weg, hab meine Auszeit ja nun gehabt, jetzt muss es wieder laufen", spürst du wahrscheinlich das gleiche auch noch von deinem Umfeld, oder? Oder du hast zumindest das Gefühl, dass auch sie das von dir erwarten? Das ist eine ganz fiese Situation, in die viele Menschen geraten, wenn sie nach einem langen Aufenthalt wieder nachhause kommen. Mir selber erging das auch nicht anders, und ich dachte nur noch, dass es das dann wohl gewesen war mit mir, nachdem ich mich nicht himmelhochjauchzend in einen nichtdepressiven Menschen verwandelt hatte. Es war eine Frage der Zeit, bis ich die Dinge, die ich in der K gelernt hatte, auch in mein wirkliches Leben in MEINEM Alltag integrieren konnte. Lass dich bitte dadurch jetzt nicht entmutigen! Ich weiß, dass dir Sprüche wie diese nur hohl vorkommen und dir allerhöchstens ein sehr sehr müdes Grinsen abringen können, aber ich habe es tatsächlich so erlebt.

Lass Advent Advent sein ( bei mir brennt KEIN Kerzlein auf einem Kranz jeglicher Art ), und wenn du magst, dann erzähl ein bisschen mehr, wo es jetzt ganz akut bei dir brennt, wie gesagt, KEIN Adventskerzlein...

Einen ganz lieben Gruß an dich von

Caroline

PS. Das Wort "austherapiert" schlage ich persönlich als Unwort des Jahres vor *mich schüttele*
DYS-
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von DYS- »

Ja, liebe Caro, du hast genau das beschrieben was ich empfinde. Es tut gut zu erfahren das es anderen auch so geht/ergangen ist. Irgendwie habe ich auch ein schlechtes Gewissen noch nicht weiter gekommen zu sein. Das Gefühl, soviel Zeit, zuviel Zeit zu benötigen. Fühle mich wie eine schlechte Schülerin.

Gruß DYS
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Xenia
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von Xenia »

Liebe Dys,

ich denke, es wäre viel verdächtiger, wenn es Dir jetzt supergut ginge! Überlege mal, Du bist erst vier Tage zu Hause, raus aus allen Strukturen, die Du bis vor ganz kurzer Zeit noch hattest. Und jetzt auch noch ein ätzendes Wochenende... Das raubt einem jede Kraft, nicht wahr?! Ich denke, daß es ganz normal ist, zu Hause wieder zu fallen... Aber man steigt auch leichter wieder auf, weil man längst nicht mehr so tief fällt. Ich will Dir auf keinen Fall Hysterie oder so vorwerfen, aber vielleicht bist Du im Moment auch etwas zu übervorsichtig? Schließlich willst Du ja Deinen Alltag auf jeden Fall wieder auf die Reihe kriegen, da "stört" schlechte Stimmung, das ist klar.

Leider weiß ich über Deine momentane Lebenssituation gar nichts.

Also, eigentlich wollte ich Dir sagen, daß es einigermaßen normal ist, wenn man so kurz nach der Entlassung aus der stat. Therapie wieder ein Tief hat. Die Depression hört ja meistens auch nicht von heute auf morgen auf. Es gibt da immer bergaufs und bergabs, die man leider auch aushalten muß. Aber langfristig gesehen kann es gut sein, daß die Tiefs flacher werden und dann irgendwann vielleicht ganz verschwinden!

Liebe Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Ginabel
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von Ginabel »

Hi Dys,
Kann den anderen nur zustimmen, mir ging es nach meinem Klinikaufenthalt genauso. Es dauert eine ganze Weile bis man das Erlernte auch in der Realität umsetzen kann. Ich war vor eineinhalb Jahren in der Klinik, Anfang dieses Jahres ging es dann langsam besser. Man muss Geduld haben, geht alles in kleinen Schritten.
Mein Wahlspruch:
Sei so frei, dass es dir gleichgültig ist, was andere über dich denken. Du wirst glücklich sein, wenn DU DIR gefällst.

Liebe Grüße Bina
triste
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von triste »

Liebe DYS,

auch ich kann das -aus eigener Erfahrung - bestätigen: bis man nach einem Klinikaufenthalt zu Hause wieder klarkommt, dauert es ganz schön !
Ich fiel erstmal in ein Loch...schrieb hier im Forum böse postings über das System Psychiatrie, rappelte mich nach einer Woche wieder auf, und 2 Wochen später ging es wieder los mit dem ganzen Programm.
Obwohl ich ein sedierendes AD in Höchstdosis nehme, bin ich total unruhig und angespannt.
Nach anfänglicher Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit versuche ich diesen Zustand jetzt als Teil des Weges zu sehen.
Es ist natürlich fatal: Auch mir ging es in der Klinik viel besser als jetzt zu Hause und ich dachte, wenn ich raus komme, geht das richtige Leben wieder los. Juchuu-Leben: ich komme!
Tja. Von wegen.
Ich versuche jetzt, die ganze Symptomatik als das zu sehen, was es vermutlich ist: Ein Zeichen, daß ich was falsch gemacht habe. Ich habe mich mit den Erwartungen an mein Funktionieren total überfordert.
Also muß ich jetzt nachspüren, warum das so ist, was ich tun könnte, um es zu ändern. Was ich tun könnte, um endlich wieder Ruhe in mir zu finden.
(Die Einsamkeit spielt natürlich auch eine große Rolle, in der Klinik war man ja Teil eines sozialen Netzes.)

Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß Depression -vielleicht sogar immer - mit Überforderung zu tun hat.
In meinem Fall muß ich ganz unten anfangen und sehr bescheiden und vorsichtig ein Gespür entwickeln, das mir sagt, was gut für mich ist.
Das hatte ich nämlich bis jetzt nicht, ich war einfach nie gut zu mir!
Also: Du bist nicht allein, das Loch nach der Klinik kennen viele, wenn nicht alle.
Und: Sei gut zu Dir! Hasse Dich nicht. Fang an, das schwache, ängstliche, einsame Ich in den Arm zu nehmen und mit viel Zeit einen Plan zu schmieden, wie man eines Tages glücklich mit seinem Selbst leben kann.

Etwas pathetisch geworden..na ja. Ist ja auch alles ein Drama mit dem Selbsthass und der Einsamkeit und dem ganzen Elend.

Es wird wieder anders!

Liebe und solidarische Grüße
von Virginia
DYS-
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von DYS- »

Danke für euere Anteilnahme. Es ist gut zu erfahren das es wohl "normal" ist wieder abzugleiten. Schade, daß man in der Klinik nicht darauf vorbereitet wird.
Ja, ein Gespür entwickeln was mir gut tut wäre für mich wohl auch wichtig. Bisher habe ich bei dem was mir anscheinend gut tut immer ein schlechtes Gewissen, als wenn ich etwas Verbotenes mache.
@Xenia: Das mit dem "Übervorsichtigen" versehe ich nicht ganz.

Gruß DYS
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Caroline1
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Dys

Das schlechte Gefühl, als ob du etwas Verbotenes machst.....ich würde es anders benennen: es ist ein ungewohntes Gefühl für dich. Es ist neu, du hast das bis jetzt in deinem Leben noch nie oder viel zu wenig gemacht. Deshalb bist du irritiert. Und glaubst daher, dass du etwas falsches tust, eben etwas Verbotenes wie du sagst. Aber bei dem Gefühl des Verbotenen steckt auch irgendwo ein Teil dabei, der dir zeigt, dass es für DICH richtig und wichtig ist. Das ist eigentlich der Punkt, auf den ich dich aufmerksam machen möchte. Kannst du diese Anteile wahrnehmen in dir? Das fände ich sehr wichtig. "Verboten" ist es ja höchstens nach den "Gesetzen" von andern Menschen, von deinem Umfeld zB. Das ist aber zweitrangig jetzt. Es geht in allererster Linie mal darum, herauszufinden, was da ist in dir, wo du DEINE Bedürfnisse wahrnehmen kannst. Das sollte gestärkt werden, dann wirst du es mit der Zeit auch als ganz einfaches Recht, das du darauf hast wie jeder andere Mensch es eben auch hat, erkennen können. Erst danach kannst du dich um das "Verbotene" kümmern, darum, wie du das in deinem alltäglichen Leben integrieren kannst. Das alles ist ein langer Prozess, der viel Zeit braucht.

Die erste Übung für dich könnte darin bestehen, dir zuzugestehen, dass du eben NICHT wie verwandelt bist, nachdem du jetzt entlassen wurdest. Das will überhaupt nicht heißen, dass du nicht weitergegangen bist auf deinem Weg, im Gegenteil! Du stellst fest, dass das dazugehört, es ist sogar eine notwendige Etappe für dich, dir dies ausdrücklich zu erlauben.

Versuche das Pflänzchen tief in deinem Innern zu pflegen und zu hegen, dass da Dys heisst. Es ist noch sehr zart und klein, aber es trägt Leben in sich. Nur du kümmerst dich jetzt darum, und dabei brauchst du niemandem Rechenschaft über die Wachstumskurve von ihm abzulegen, NIEMANDEM. Aber es ist in dir, da kannst du sicher sein.

Verstehst du was ich dir sagen will? Ich weiß, gleichzeitig droht der Alltag einen permanent zu überrollen, wie soll man sich da um solche winzigen Pflänzlein kümmern? Eine Möglichkeit wäre zB, dir einige Minuten am Tag für dich ganz allein zu nehmen, diesen Gedanken bewußt nachzuhängen, und wenn es geht, sie vielleicht schriftlich festzuhalten.

Ich wünsch dir viel Kraft und Zeit für DICH, und einen ganz lieben Gruß von

Caroline
maulwurf
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von maulwurf »

Hallo

Ich kann Dich gut verstehen.Auch mich holt die Krankheit immer wieder ein.Bei jedem Rückfall habe ich Angst, diesen Zustand nicht mehr loszuwerden.

Verschiedene Therapien habe ich schon hinter mir, jedoch ohne das Übel an der Wurzel zu packen.

Ich war auch schon mal 4 Monate in einer psychosomatischen Klinik. Nach meiner Entlassung war ich 10 Jahre ohne Syntome.
Du solltest Dich auf keinen Fall anfangen selbst zu hassen, aber das sagt sich so leicht.

Für jetzt mache ich erstmal Schluß

Bis dann

Theo
DYS-
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von DYS- »

Danke für euere Nachrichten. Bin zur Zeit nicht so in der Lage vernünftige Antworten zu verfassen. Keine Sorge bitte!!!!!
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maulwurf
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von maulwurf »

Hallo Dys,
kann ich gut verstehen. Manchmal ist der Kopf wie leergefegt oder man ist einfach mental nicht in der Lage dazu.

Habe es heute geschafft, zu meinem neuen Therapeuten mit dem Bus zu fahren. Die Ängste hielten sich in Grenzen.

Ich möchte nicht wieder in eine Klinik. Lieber möchte ich es Zuhause bei meiner Familie schaffen. Du solltest noch wissen, das ich zu meiner Deppression als weitere Syntome noch Ängste und Zwänge habe. Manchmal fühle ich mich wie gelähmt.

Aber von meinem lang zurückliegenden Klinikaufenthalt, möchte ich Dir ein wenig Mut machen, denn irgendwann nach einer gewissen Zeit kommt man "da draußen" wieder zurecht. Du darfst nur den Mut nicht verlieren.

Es tut mir leid, das es Dir z.Zt. nicht so gut geht.:what. Was hilft Dir denn in solchen Situationen ein wenig?

Es wäre schön, wenn Du mir mal schreiben würdest.

Alles Gute und bitte nicht aufgeben

Theo
DYS-
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Re: Austherapiert?????

Beitrag von DYS- »

Hallo und Dank für die Mühe die ihr Euch mit dem Schreiben gemacht habt.
Caro, du hast schon recht, dass ich meine Bedürfnisse erkennen muß. Nur habe ich einfach ständig das Gefühl das meine Bedürfnisse mit den Ansprüchen anderer an mir kollidieren.
Theo, irgendwie weiß ich NOCH nicht was mir richtig gut tut.
Gestern war ich erstmal alleine einkaufen. Ich hatte schon ziemliche Angst als ich los fuhr. Im Aldimarkt wurde mir übel und ich fing an zu schwitzen und zu zittern. Ich schaffte es bis nach Hause. Dort angekommen machte mein Kreislauf gänzlich schlapp. Ich brauchte fast zwei Stunden um wieder zu funktionieren.
So etwas ist mir früher nie passiert. Ich war nie sehr ängstlich. Klar, damals stand ich ständig unter Medis. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie solche Wirkung auf meinen Körper hatten.

Gruß DYS
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